Enriettas Vermächtnis: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Enriettas Vermächtnis: Roman' von Sylvia Madsack
3.75
3.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Enriettas Vermächtnis: Roman"

Wenn ein Erbe dunkle Geheimnisse ans Licht bringt. Alles beginnt mit einem Ende – mit dem Tod der hochbetagten Enrietta da Silva, einer weltweit geschätzten und wohlhabenden Autorin aus Buenos Aires. Kurz darauf sitzen in Zürich zwei Menschen vor Enriettas Testamentsvollstrecker: Emilio, ein konservativer Arzt aus Argentinien, und Jana, eine unkonventionelle Schauspielerin aus Salzburg und Ziehtochter der Verstorbenen. Überraschend kommen sich Emilio und Jana näher. Bis plötzlich Armando da Silva in Zürich auftaucht, Enriettas leiblicher Sohn – ein ungeliebtes, von ihr totgeschwiegenes Kind mit einer zwielichtigen ­Biografie. Er sei gekommen, um sein Erbe zu beanspruchen, sagt er, doch es geht ihm um sehr viel mehr. Denn Enriettas Vermächtnis birgt ein dunkles Geheimnis

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag:
EAN:9783865327499
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Rezensionen zu "Enriettas Vermächtnis: Roman"

  1. Seltsam belanglos

    Als die in Zürich lebende Schriftstellerin Enrietta da Silva mit 85 Jahren verstirbt, verblüfft sie mit ihrem Testament: Ihre Erben sind Emilio Volpe, ein Arzt aus Argentinien und Jana Horwarth, eine Salzburger Schauspielerin. Jana war eine Art Ziehtochter für die Verstorbene. Doch in welchem Verhältnis stand Emilio zu Enrietta? Nach und nach entlockt der Testamentsvollstrecker und Notar Andreas Leuthardt dem Argentinier das Geheimnis um Enriettas Geschichte, bevor diese aus Argentinien in die Schweiz emigrierte. Bis plötzlich Enriettas leiblicher Sohn Armando in Zürich erscheint und seinen Anteil am Erbe beansprucht.

    Die deutsche Autorin Sylvia Madsack hat mit „Enriettas Geheimnis“ eine Telenovela über Geheimnisse, Lebenslügen, Liebe und Geld vorgelegt. Leider blieben die Charaktere in meinen Augen hölzern und absolut unreflektiert. Enriettas Biografie erschien mir konturlos, die sich entspinnende Liebesgeschichte schmalzig. Wenn man den zeitlichen Ankern folgt, dann passt auch nicht alles zusammen. Vor allem Enriettas Darstellung als junge unbedarfte Studentin, die nach einem Fehltritt Unterstützung brauchte, schien mir seltsam, da Enrietta bei Armandos Geburt mindestens Mitte 30, wenn nicht 40 Jahre alt gewesen sein musste.

    Der Spannungsbogen flacht ab der Mitte der Geschichte ab und die Handlungen der ProtagonistInnen lesen sich wie aus der Luft gegriffen. Allzu kritisch hinterfragen sollte man diese Geschichte also nicht. So bleibt der Roman mir nur als seltsam belangloses Buch über Erbschaftsstreitigkeiten und Befindlichkeiten, mit Protagonisten, die mich nicht überzeugen konnten, in Erinnerung.

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  1. Enriettas Vermächtnis

    Die erfolgreiche Autorin Enrietta da Silva ist hochbetagt verstorben und nun sitzen die Erben vor dem Testamentsvollstrecker Dr. Andreas Leuthard. Die Erben, das sind: Dr. Emilio Volpe, ein Schönheitschirurg aus Argentinien, und die Schauspielerin Jana Horwarth aus Salzburg. Sowohl Jana als auch Emilio benötigen ein wenig Zeit, um die Sache zu überdenken. Während Emilio und Jana sich näherkommen, taucht unverhofft Armando da Silva in Zürich auf. Er ist der leibliche Sohn von Enrietta, die sich nie um ihn gekümmert und ihn verschwiegen hat. Nun will er seinen Anspruch anmelden, obwohl er selbst sehr reich ist, denn für ihn geht es um mehr.
    Ich hatte wohl zu viel erwartet, denn wirklich fesseln konnte mich dieser Roman nicht. Es gab einige Längen und oft hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin verzettelt hat.
    Keiner der Charaktere war mir wirklich sympathisch. Selbst als ich mehr über die Hintergründe für diese brodelnden Gefühle erfahren habe, hat sich das nicht geändert. Es wurde manches klarer, aber dennoch konnte ich einige Handlungsweisen nicht nachvollziehen. Emilio ist zielstrebig seinen Weg gegangen, aber glücklich geworden ist er wohl nicht. Als Armando in ihr Haus kommt, empfindet er dieses Baby als Störung. Er will nur Schlechtes in ihm sehen, denn schließlich wollte Enrietta ihn auch nicht. Armando fühlte sich unerwünscht und diese Verletzungen sind geblieben. Jana hat die Autorin erst sehr viel später kennengelernt und hat sich gut mit ihr verstanden. Aber Enrietta war nicht offen, sie hat nicht über die Vergangenheit reden wollen. Auch Testamentsvollstrecker Leuthard wusste nichts von Enriettas Geheimnis. Er ist viel zu sehr am Geschehen beteiligt.
    Jeder hat in der Geschichte seine eigenen Interessen und das bietet durchaus Konfliktpotenzial. Aber die Protagonisten agierten so, dass es für mich nicht immer verständlich und glaubwürdig war. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt, denn es blieben für mich Fragen offen.

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  1. Ausdrucksstarke Geschichte

    Emilio reist von Argentinien nach Zürich, um das Erbe der bekannten Schriftstellerin Enrietta de Silva anzutreten. Dort trifft er auf Jana, die Ziehtochter Enriettas. Sofort entwickelt er Gefühle für sie, als dann aber der leibliche Sohn, Armado, auf der Bildfläche erscheint, ändert sich alles.

    Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ist in einer so ausdrucksstarken Sprache geschrieben, das ich es nicht aus der Hand legen konnte.Weder Spannung, noch Gefühl kommen hier zu kurz.Ich habe dem Ende entgegen gefiebert, da ich unbedingt wissen wollte wie alles ausgeht. Die bildliche Ausdrucksweise hat mich nachhaltig beeindruckt und man versinkt förmlich in dem Buch. Die Charaktere sind mit Leben gefüllt und man versteht sie von Seite zu Seite immer besser, auch wenn bis kurz vorm Ende nicht klar ist wer gut und wer böse ist. Der Spannungsfaden ist von der Autorin gut durch das gesamte Buch gezogen worden, so daß mir nicht an einer einzigen Stelle langweilig geworden ist oder ich nicht begeistert weiter lesen wollte. Eine klare Leseempfehlung!

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  1. Eine bizarre Konstellation

    Eine bizarre Konstellation

    Sylvia Madsacks Roman „Enriettas Vermächtnis“ spielt in der Gegenwart, allerdings gänzlich ohne Corona. Denn die Protagonisten halten sich überwiegend in Hotels, Restaurants und Cafés auf, die natürlich alle geöffnet haben und die ihre Gäste mit ihren zahlreichen Spezialitäten herzlich willkommen heißen. Überhaupt spielen Essen & Trinken eine große Rolle.

    Die Schauplätze des Romans sind Buenos Aires, Zürich und Salzburg. Besonders Salzburg und Umgebung wird so verheißungsvoll beschrieben, dass frau am liebsten sofort dorthin reisen möchte.

    Worum geht es nun? Enrietta da Silva aus Argentinien, die titelgebende Figur ist hochbetagt verstorben und hinterlässt ein großes Vermögen an Bargeld und Immobilien, die aber veräußert werden sollen. Laut Testament beerben sie hälftig eine jüngere ehemalige Schauspielerin aus Salzburg, Jana, und ein Arzt aus Argentinien, Emilio. Die beiden kannten sich zuvor nicht. Der Schweizer Jurist und Testamentsvollstrecker Andreas Leuthard erweist sich nicht nur als hochprofessionell, sondern auch als psychologisch sehr versiert.

    Als Jana und Emilio sich in der Kanzlei kennenlernen und später näher kommen, taucht Enriettas leiblicher Sohn auf, der im Testament nicht erwähnt wurde und von dem auch der Anwalt und Jana nichts wussten.

    Armando da Silva ist überaus attraktiv, gilt als vermögender Verbrecher und ihm stehen nach Schweizer Recht außerdem drei Viertel des Riesenerbes zu. Das also ist die Ausgangssituation dieser bizarren Geschichte, deren Handlung und Charaktere natürlich frei erfunden sind. So steht es hinten und wird wohl gerade deshalb nicht stimmen.

    Ich habe das Buch, was ich unbedingt haben wollte, innerhalb von vier Tagen verschlungen. Sehr untypisch für mich. Das Einzige, was mich gestört hat, ist, dass die Protagonisten sich sehr schnell sehr viel näher kommen, als es in der Realität sicher üblich ist.

    Das Cover, die Wahl der Farben samt Haptik dieses wunderbaren Buches empfinde ich als überaus gelungen. Schrift und Zeilenfall stehen im perfekten Verhältnis und auch das von mir immer sehr geschätzte Lesebändchen ist vorhanden.

    Fazit: Ja, ich bin neidisch auf die Protagonisten. Nicht weil sie viel Geld haben oder bald bekommen, sondern weil sie sich frei bewegen können, denn „Leben bedeutet, zu tun, nicht, zu unterlassen.“ (Seite 220) Viereinhalb Sterne.

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Ketzer (Unionsverlag Taschenbücher)

Buchseite und Rezensionen zu 'Ketzer (Unionsverlag Taschenbücher)' von Leonardo Padura
NAN
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Inhaltsangabe zu "Ketzer (Unionsverlag Taschenbücher)"

Format:Taschenbuch
Seiten:656
Verlag: Unionsverlag
EAN:9783293206960
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Teerbaby

Buchseite und Rezensionen zu 'Teerbaby' von Toni Morrison
NAN
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Inhaltsangabe zu "Teerbaby"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag:
EAN:9783499135484
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Mit Baťa im Dschungel

Buchseite und Rezensionen zu 'Mit Baťa im Dschungel' von Markéta Pilátová
NAN
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Inhaltsangabe zu "Mit Baťa im Dschungel"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:280
Verlag:
EAN:9783990293829
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Goldkind: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Goldkind: Roman' von Claire Adam
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Goldkind: Roman"

Es ist dunkel. Insekten umschwirren das Licht im Hof, und der Wachhund sitzt am Tor. Ein Junge ist nicht nach Hause gekommen, und seine Familie wartet ängstlich auf seine Rückkehr. Ein Vater tritt in die Dunkelheit, um nach seinem Sohn zu suchen. Clyde macht sich Sorgen um Paul, der nicht von seinem Streifzug durch den Busch zurückgekommen ist. Auf Trinidad bleibt man zu Hause, wenn die Sonne untergegangen ist. Vor allem aber ist Clyde wütend, denn schon immer hat sein Sohn ihm Ärger bereitet, ganz anders als dessen alles überstrahlender Zwillingsbruder Peter. Stunden vergehen, Tage. Schließlich melden sich Entführer. Als Clyde begreift, worum es ihnen geht, steht er vor einer ungeheuerlichen Entscheidung: Darf er wirklich das Leben eines seiner Kinder zugunsten des anderen opfern?

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
Verlag:
EAN:9783455005981
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Rezensionen zu "Goldkind: Roman"

  1. Goldkind und Tarzan

    Die Karibikinsel Trinidad irgendwann in den 1980ern. Clyde Deyalsingh lebt dort mit seiner Frau Joy und den 13-jährigen Zwillingssöhnen Peter und Paul in ärmlichen Verhältnissen. Seit die Familie Opfer eines Raubüberfalls wurde, ist es auch ein Leben in Angst. Dann ist eines Abends Paul verschwunden. Nach Tagen ohne Lebenszeichen, melden sich Entführer und verlangen Lösegeld für Paul. Clyde muss eine Entscheidung treffen über das Leben seiner Söhne.
    Goldkind ist der erste Roman von Claire Adam. Geboren und aufgewachsen auf Trinidad lebt und schreibt die Autorin heute in London. Für ihr Debüt wurde Claire Adam mit dem Desmond Elliot Prize 2019 ausgezeichnet.
    Es ist eine sehr traurige und verstörende Geschichte, die Claire Adam erzählt. Die Deyalsinghs ist eine Familie indischer Herkunft (die Nachfahren indischer Arbeiter machen etwa 40 % der Bevölkerung Trinidads aus). Peter und Paul sind Zwillinge, die unterschiedlicher nicht sein können. Peter ist schon von klein begnadet kluges Kind mit hervorragenden schulischen Leistungen. Paul der Zweitgeborene, hatte einen schwereren Start ins Leben. Aufgrund eines Sauerstoffmangels bei der Geburt wird er als zurückgeblieben abgestempelt, er ist hochsensitiv, hat Lernschwierigkeiten, zeigt meiner Meinung nach Symptome von Asperger Autismus. Während Peter brav und angepasst ist, fällt Paul auf, als Kind mit Schreianfällen, später mit wilder Mähne und schäbigem Aussehen, weshalb er den Spitznamen Tarzan davonträgt.
    Der Vater – Clyde – versucht, seine Familie gut zu versorgen, ist aber immer und immer wieder auf Geldzuwendungen von Joys Onkel angewiesen. Geld und Familie, das ist ein brisanter Nährboden für allerhand Konflikte. Es ist ein täglicher zermürbender Kampf ums Überleben. Denn das Trinidad, das hier geschildert wird ist fern ab vom Bacardi-Feeling einer Karibikinsel. Geringe Löhne, schlechte Infrastruktur, Korruption, Drogen, Gewalt – es ist eine immerwährend drehende Spirale der sozialen Ungerechtigkeit.
    „Es gibt zwei Sorten Männer auf der Welt, denkt Clyde, zwei Sorten Väter. Die eine Sorte arbeitet hart und bringt das ganze Geld mit nach Hause und gibt es der Frau für den Haushalt und die Kinder. Die andere Sorte tut das nicht. Und niemand hat Einfluss darauf, welche Sorte Vater er erwischt. So einfach ist das.“
    Am Abend von Pauls Verschwinden macht sich Clyde auf die Suche nach seinem Sohn, in den Busch, den Paul oft als Rückzugsgebiet wählt. Noch glaubt er an simplen Ungehorsam seines „schwierigen“ Kindes.
    „Schlangen, Frösche, Agutis, die ganzen nachtaktiven Viecher oder Geister oder was auch immer. La Diablesse und Papa Bois und wie sie alle heißen. Nicht, dass er an diesen Quatsch glauben würde. Aber auch er findet, dass sich die Menschen in einem Gebiet aufhalten sollten und die Geister in einem anderen.“
    Es sind keine mystischen Geister, die in diesem Buschwerk zu Hause sind, es ist das ganz reale und banal menschliche Böse. Und es beschwört ein moralisches Dilemma herbei. Um Pauls Leben zu retten, muss er in Kauf nehmen Peters Leben zu zerstören. Dazu schlägt er jede Hilfe und Unterstützung aus, die sich ihm bietet.
    „Paul, möchte er sagen. Was ist mit Paul?“
    Goldkind oder Tarzan? Noch lange nach dem Lesen lässt sich über dies Frage nachdenken.

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  1. 4
    01. Aug 2020 

    Ein Tropenparadies ?!?!?

    Die Handlung dieses Buches spielt sich in den 80ern in Trinidad ab und beschreibt das Leben einer sozial niedrig gestellten indischen Familie aus Tiparo (Talparo?), einer Kleinstadt auf Trinidad. Was mich etwas verwundert hat. Ich wusste noch nichts von einer indischen Bevölkerung auf Trinidad, einer Insel, die vor Venezuelas Küste liegt. Ich wusste nur von einer indischen Bevölkerung in Suriname. Dann ist diese indische Familie noch recht bildungsfern. Das Leben dieser Familie und ihres Umfeldes/ihrer indischen Großfamilie zu schildern gelingt Claire Adam ganz gut, wenn auch anfänglich etwas langatmig, bevor der Leser immer mehr in ein Grauen hineingezogen wird, dem niemand mehr entkommen kann. Immer mehr verstört dieser Blick auf die Großfamilie, deren Zusammenhalt eh nicht besonders stark war, aber durch ein monströses Geschehen vollkommen auseinanderbricht. Wobei dies aber auch etwas verwundert. Denn diese indische Großfamilie wirkt nicht wie eine solche, es fehlt der Zusammenhalt und die Großfamilie wirkt nicht, als ob sie an einem Strang ziehen würde. Der Teil der Familie, der hier im Vordergrund steht, Clyde Deyalsingh, der Vater und Joy, seine Frau und deren Zwillingssöhne Peter und Paul, lebt ärmlich und bildungsfern, zumindest die Eltern, die Kinder gehen auf die Schule, wobei Peter eine Koryphäe zu sein scheint und ein teures Studium anstrebt. Sie bekommen etwas finanzielle Hilfe von Joys Onkel Vishnu Ramcharan, einem Arzt und etwas Hilfe im Haushalt von Joys Mutter Mousey Ramcharan. Vishnu verhilft Clyde auch zu einem besser bezahlten Job. Der restliche Teil der Familie kommt zwar immer wieder zu Besuch, besonders innig oder besonders indisch wirkt aber ihr Miteinander nicht. Da gibt es Joys großen Bruder Philip, ein Anwalt mit seiner englischen Frau Marylin und deren Tochter Anna. Und ebenso gibt es Joys Bruder Romesh, ein Transporteur mit dubiosen Kontakten ins Drogenmillieu und dessen Frau Rachel und deren Sohn Sayeed. Beide haben größere Häuser als die Deyalsinghs, erstere in der Hauptstadt Port of Spain, letztere ebenso in Tiparo. Obwohl beide Familien sozial bessergestellt sind, beäugen beide neidisch Vishnus Taten. Ein weiterer Punkt, der am Gefüge der Familie Deyalsingh nagt, ist der Umstand, dass es bei der Geburt der Zwillinge Probleme gegeben hat. Bei Peter, dem ersten Kind lief alles gut, aber bei Paul gab es Komplikationen, ein Sauerstoffmangel bei der Geburt. Etwas, was Paul in den Augen der Familie Deyalsingh und auch der Großfamilie zu einem Behinderten und Zurückgebliebenen macht. Doch ist Paul das wirklich? Dann passieren den Deyalsinghs mehrere Unglücke, an deren Ende ein Raubüberfall und daran anschließend eine Entführung und Lösegelderpressung stattfindet. Paul wurde entführt und Clyde trifft Entscheidungen, schwerwiegende Entscheidungen. Das Geschehen stellt eine Frage nach der Schuld in den Vordergrund, die aber nicht beantwortet werden kann. Und auch dadurch wird dieses Buch zu einer anklagenden Gesellschaftskritik. Trinidad scheint kein erstrebenswerter Ort zu sein. Auch wenn die Kulisse malerisch anmuten möchte.

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  1. Leben auf Trinidad

    Clyde und Joy sind einfache Leute und sie sind in Trinidad ansässig. Von dem kleinen Ort, an dem sie leben wird nichts berichtet. Auch sonst wird nichts Spezifisches bekannt von dem uns doch so unbekannten fernen Land. Das ist wahnsinnig schade. Dennoch schafft es die Autorin mit relativ wenigen, allerdings sehr allgemein gehaltenen Mitteln, die Atmosphäre von Dschungel, Ärmlichkeit und Bedrohung darzustellen.

    Clyde ist englischstämmig, hat aber eine hiesige Hindu geheiratet. Deren riesige Verwandtschaft hält das Paar in Atem. Jedes Wochenende fallen diese bei ihnen ein wie ein Schwarm Fliegen. Die anderen Verwandten halten sich bedeckt, bei ihnen ist das Familientreffen selten. Clyde tut sein Bestes, aber irgendwie wächst ihm alles über den Kopf. Und dann ist da noch sein Sohn Paul, von dem Onkel Vishnu, der Arzt, gesagt hat, er sei durch Sauerstoffmangel bei der Geburt etwas zurückgeblieben. Das stimmt gar nicht, meint ein Lehrer, der sich mehr Mühe mit Paul gibt als die anderen, aber auch ihm ist Legasthenie unbekannt.

    Paul und Peter sind Zwillinge. Während Peter leicht durchs Leben gleitet, war Paul ein Schreikind und macht Probleme … Als Paul entführt wird und ein hohes Lösegeld für seine Freilassung gefordert wird, gerät Clyde in eine Zwickmühle. Was soll er tun. Er hat Geld gespart. Aber dieses Geld ist dafür bestimmt, dass Peter ins Ausland geht und seinen Weg macht. Während Paul … eigentlich unnütz ist. Oder?

    Die Autorin hat die Atmosphäre des Landes gekonnt in Szene gesetzt, immer heiß, schwül und viel Arbeit, zwischenmenschliche Mühlsal, die Zurückgezogenheit und Abgeschiedenheit der Expats oder der Begüterten, zu denen alle gehören, die eben mehr als nichts haben. Scharfe Hunde, Überwachungssysteme, trotzdem keine Sicherheit.

    Nach einem stimmungsvollen Auftakt, wobei man Land und Familie kennenlernt und Paul verschwindet, setzt die Autorin zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt eine langwierige Rückblende, so dass alle Spannung versackt. Dem inneren Konflikt des Vaters hätte meines Erachtens noch mehr Raum gebührt, aber sei es drum. Ich mag die Idee.

    Fazit: Alles in allem ist die Idee der Autorin gut bei mir angekommen.

    Kategorie: Gute Unterhaltung
    Verlag: Hoffmann und Kampe, 2020

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Das dritte Hotel: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das dritte Hotel: Roman' von van den Berg, Laura
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das dritte Hotel: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag:
EAN:9783328600831
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Rezensionen zu "Das dritte Hotel: Roman"

  1. Was machte Claire in Havanna?

    Claire hat vor kurzem bei einem Unfall ihren Mann Richard verloren. Richard war Professor der Filmwissenschaften, sein Spezialgebiet der Horrorfilm. Nun befindet sich Claire in Havanna, bei einem Filmfestival, das eigentlich Richard besuchen wollte. In der flirrenden Hitze Kubas beginnt Claire an ihrem Verstand zu zweifeln, als sie plötzlich Richard begegnet.
    Das dritte Hotel von Laura van den Berg ist ein Werk voller Rätsel und Fragen. Hypnotisch, wie in einem Traum zieht es einen in diese Geschichte über Trauer und Verlust.
    Was machte Claire in Havanna? Auf diese Frage hätte sie keine Antwort.
    „Sie könnte sagen: Ich bin nicht die, für die du mich hältst.
    Sie könnte sagen: Ich erlebe gerade eine Realitätsverschiebung.“
    Sie will erledigen, was ihr Mann tun wollte, aber nicht mehr dazu kam. Sie ist ein „final girl“, die Überlebende einer Beziehung, die nicht mehr viel Nähe, dafür sehr viel Gewohnheit beherbergte.
    Claire war „in ihrem früheren Leben“, einer Zeit vor Havanna; Handlungsreisende, sehr viel unterwegs. In vielen Rückblenden erfahren wir von Claires Reisen, ihren eigentümlichen Vorlieben, aber auch ihrer Kindheit. Ihre Eltern betrieben Hotels, zunächst eines in Georgia, später ein zweites in Florida.
    Das Hotel, das Claire in Havanna bewohnte, nannte sie „das dritte Hotel, weil sie im Flughafentaxi die Adresse falsch angegeben hatte, im verkehrten Stadtteil abgesetzt worden war und in zwei Hotels nacheinander die Portiers beknien musste, ihr den Weg zu ihrem eigentlichen Ziel zu beschreiben.“
    Claire bezeichnet sich selbst als unscheinbar. „..eine weiße Frau von mittlerem Aussehen und Alter in beigen Hosenanzügen und unmodischen Pumps….“ Wo ihre äußere Erscheinung unauffällig ist, hat sie ein sehr intensives und außergewöhnliches Innenleben. Ihre Fähigkeit nicht aufzufallen, macht sie sich zu Nutze, als sie den Mann zu verfolgen beginnt, den sie für Richard hält. Kann es sein, dass Richard noch lebt? Jagt sie einem Gespenst nach? Ist es ein Doppelgänger, Betrüger, ein Untoter?
    “Revolución Zombi” heißt der Film, den Richard bei dem kubanischen Filmfestival begutachten wollte. Hat sich gleich der Angst, die beim Horrorfilm erzeugt wird, eine bislang unsichtbare Realität aufgetan, in der Claire, Richard, sie beide, verschoben wurden?
    Je mehr Fragen sie sich stellt umso größer wird das Labyrinth der Möglichkeiten.
    Laura van den Berg spielt sehr gekonnt mit Realität, Fantasie und Einbildung, dass ich beim Lesen schon auch an Claires physischer Präsenz zu zweifeln begann, dass gar nicht Richard tot war, sondern Claire in einer Zwischenwelt existierte.
    „Das dritte Hotel“ ist unglaublich bildhaft, eine Hommage an den Film. Der Horrorfilm „lässt neue Wahrheiten wie Aale unter der Haut wimmeln“. Ein unangenehmes, unwirkliches Gefühl, das beim Lesen enormes Unbehagen bereitet. Für mich waren viele Szenen in Schwarzweiß zu sehen, verschwommen, schemenhaft, gleich einem Schwindelgefühl. Der junge Richard „liebte Sonnenaufgänge und Hitchcock…“ – merkbar.
    Nicht alle Fragen in diesem Buch werden beantwortet. Der Schluss fühlt sich an wie das Aufwachen nach einen Traum, den man beim nächsten Wimpernschlag schon nicht mehr beschreiben kann.

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Das ungeschminkte Leben: Autobiographie

Buchseite und Rezensionen zu 'Das ungeschminkte Leben: Autobiographie' von Condé, Maryse
NAN
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Inhaltsangabe zu "Das ungeschminkte Leben: Autobiographie"

»Ich blickte hinauf zum sternenübersäten Himmel und wünschte mir leidenschaftlich ein neues Leben.« Maryse Condé wird als jüngstes von acht Kindern auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe geboren und gilt heute als »Weltbürgerin und Grande Dame der frankophonen Literatur« (BR 2). In ihrer Autobiographie lässt sie ihre frühen Lebensjahre wiederaufleben. Die Zeit als junge Studentin im Paris der 1950er-Jahre, als alleinerziehende, mittellose Mutter, die wagemutig nach Westafrika geht und als Lehrerin miterlebt, wie der Kontinent von politischen Auseinandersetzungen erschüttert wird. Mit entwaffnender Offenheit schildert Maryse Condé ein Leben fernab der üblichen Pfade und zeichnet das Bild einer unerschrockenen Frau, die die gesellschaftlichen und politischen Widersprüche ihrer Zeit erkannte und sich »nie scheute, gegen den Strom zu schwimmen« (Neue Zürcher Zeitung).

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag:
EAN:9783630876337
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Auf der anderen Seite des Flusses

Buchseite und Rezensionen zu 'Auf der anderen Seite des Flusses' von Pedro Mairal
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auf der anderen Seite des Flusses"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:176
Verlag:
EAN:9783866486034
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Rezensionen zu "Auf der anderen Seite des Flusses"

  1. Eine Lesereise

    Manchmal kommt man auf seltsame Art und Weise zu Büchern. Ich las eine Rezension, was so außergewöhnlich nicht ist. In einem Buch plant ein Typ auf der anderen Seite des Flusses einige Unternehmungen, finanzieller einerseits und höchst körperlicher andererseits. Er fährt mit einer Autofähre in das Nachbarland, dann weiter in dessen Hauptstadt und dann noch ein wenig darüber hinaus. Am Strand dort schaut man über den Atlantik.

    Das Buch hat ein Pedro Mairal geschrieben, es heißt im Original La uruguaya und es erschien im Jahr 2016 bei Emecé Editores, Buenos Aires, neun Jahre nach meiner ersten Reise. Diese Reise hatte gewisse Ähnlichkeiten aufzuweisen, nur waren die Beziehungen zu den Personen, die mitreisten, sehr familiär, aber das gehört nicht hier her.

    Um was geht es?
    Der argentinische Schriftsteller Lucas, der an einer Schreibflaute laboriert, steigt morgens in Buenos Aires auf die Autofähre, die ihn nach Colonia in Uruguay bringt. Das Auto muss er zurück lassen, er fährt dann mit dem Bus weiter nach Montevideo, der Hauptstadt des südamerikanischen Landes. Außerdem erklärt er dem Mann am Schalter, dass er heute wieder zurück will, woraus aber nichts werden wird.

    Momentan verdient er nichts, wird von seiner Frau durchgebracht und am Schreiben hindert ihn ein „betrunkener Zwerg“, das ist sein Sohn. Lucas will sich sein Honorar von der Bank für noch nicht erbrachte Schreibleistungen abholen, welches aus steuerlichen Gründen dort liegt. Er möchte also sein eigenes Geld schmuggeln, denn in Argentinien hätte der Fiskus gewaltig zugeschlagen.

    Dummerweise gibt es dort noch eine Frau, die er bezeichnenderweise Guerra nennt, also Krieg. Die kennt Lucas von einer beruflichen Reise, ein Schriftstellertreffen. Und diese Frau ist schlicht weg betörend.
    Wir sehen also zwei Probleme, ein weibliches und ein finanzielles und ob beides gut geht lesen wir auf 176 Seiten. Die Ukulele, die Lukas für Maito, seinen Sohn kauft, bezahlt er jedenfalls vom abgehobenen Geld...

    Ach ja, wenn da nicht die Fahrt über den „glitzernden Fluss“ gewesen wäre, die Berschreibung der Fahrtstrecke und die „Bilder“ der Gegend um Cabo Polonio am oceano atlantico, ich hätte das Buch nicht zu Ende gelesen, denn es bot für meinen Geschmack etwas zuviel verzweifelter, sehr direkter Erotik.

    Immer auf der Suche nach Erinnerungen las ich weiter und dann kam doch Spannung auf und es interessierte immer mehr, ob dieser deprimierende Typ sein Vorhaben zu Ende bringt. Spielt diese Guerra etwa eine Doppelrolle?

    Am Ende muss ich sagen, es war kurzweilig, ernst, erotisch, manchmal komisch, verzweifelnd, hoffnungsvoll, gut erzählt – kurz, ein Erlebnis mit Erinnerungen, wie die Bilder zeigen.

    Mit dem argentinischen Bestseller, übersetzt von Carola S. Fischer, hat Pedro Mairal (1970 in Buenos Aires) das Kunststück vollbracht, auf 176 Seiten gerade mal 24 Stunden und darin ein, na sagen wir ein halbes, endlich auch wieder hoffnungsvolles Leben zu erzählen. Der Roman verhalf ihm zu internationalem Durchbruch.

    Der Verlag heißt „mare“, der Name scheint Verpflichtung zu sein, denn Bücher über die Meere der Welt, gibt es da zu Hauf und nicht nur...

    DNB / mare -Verlag / Hamburg 2020 / ISBN: 978-3-86648-380-4 / 176 Seiten

    © Bücherjunge

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