Der Koran und die Frauen
Inhaltsangabe zu "Der Koran und die Frauen"
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Fanatisch
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Lebensfeindliche Intoleranz ist der Anfang von Fanatismus
"Ein Fanatiker ist ein Mann, der tut, was seiner Überzeugung nach Gott tun würde, wenn Gott alle Fakten des Falles wüsste." (Finley Peter Dunne)
Eines Tages findet die 17-jährige Nara einen Zettel in ihrem Cardigan, der folgende Worte enthält: "Stelle dich niemals gegen den göttlichen Willen! Es könnten furchtbare Dinge geschehen." Etwas verängstigt zeigt sie diesen ihrem besten Freund Jamie. Ein paar Tage später ihre beste Freundin Charlotte verschwunden und reagiert auch nicht auf ihre Nachrichten. Wenig später ist dann Mr. Ibrahim der Hund ihres Bruders nicht mehr auffindbar, bis sie ihn dann kurz danach tot auffindet. Doch dann erhält sie eine konkrete Nachricht auf ihr Handy mit einem Treffpunkt und Uhrzeit. Als sie Jamie davon erzählt, will dieser sie nicht alleine dort hingehen lassen. Es überstürzen sich die Ereignisse, den Jamie ist auf einmal verschwunden, Nara wird niedergeschlagen und erwacht halbnackt in einem dunklen Raum wieder. Mehrere Tage wird sie mit fünf weiteren Mädchen dort gefangen gehalten und muss mehrere Martyrien über sich ergehen lassen. Als man sie frei lässt droht man ihr, ihrem Bruder was anzutun, wenn sie nicht sechs Tage lang schweigt. Doch nach und nach erkennt Nara, das dies alles mit den sieben Gaben der Barmherzigkeit zu tun hat. Doch sie hat nur sechs davon erlebt, was ist mit der siebten?Meine Meinung:
Für mich war es das erste Buch der Autorin und mich hat dieses Jugendbuch gerade wegen dem spannenden Klappentext interessiert. Der Schreibstil ist gut, am Anfang ein wenig langatmig, ehe das eigentliche, spannende und interessante Geschehen dann beginnt. Die Charaktere sind sehr interessant, doch leider gingen sie mir zu wenig in die Tiefe. Leider wirkte auch Nara hauptsächlich in der Gefangenschaft etwas unrealistisch auf mich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine junge Frau so reagiert, wenn sie gedemütigt, gequält und hungern muss. Die Recherchen um die 7 Gaben der Barmherzigkeit (Hungrige speisen, Durstigen tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten) haben mir gut gefallen. Ich bezweifle jedoch, ob diese religiöse Thematik Jugendliche wirklich interessiert bzw. ob sie es auch verstehen. Selbst ich hatte meine Probleme dem Motiv des Täters zu folgen. Das Ende war dann für mich total überraschend und ich bin noch immer hin- und hergerissen was ich nun glauben soll. Außerdem ging es mir zu schnell, das Ganze war mir zu undurchsichtig und ich hätte mir weitaus mehr Informationen erhofft. Wäre das etwas undurchsichtige Ende nicht gewesen, hätte ich dem Buch mehr Sterne gegeben, so bekommt es von mir 3 1/2 von 5 Sterne.
Der Koran – eine lebendige Offenbarung
Was für das Christentum heute eine Selbstverständlichkeit ist, unternimmt Benjamin Idriz in seinem Buch „Der Koran und die Frauen. Ein Imam erklärt vergessene Seiten des Islam“: eine historisch-kritische Exegese. Dieses Sachbuch ist im April 2019 im Gütersloher Verlagshaus erschienen und umfasst 192 Seiten.
Unterdrückung der Frau, Polygamie, Zwangsehen, Gewalt – Praktiken gelebten Islams, die in der westlichen Welt, und das zu Recht, auf Ablehnung stoßen. Dass man jedoch unterscheiden muss zwischen dem, was der Koran (und mit ihm der Prophet) sagt, und dem, wie dieses gelebt wird, versucht Idriz in seinem Buch darzustellen.
Dabei geht er zuerst auf die vorislamische Zeit der arabischen Welt ein, beleuchtet das damalige Frauenbild, um dann anhand der Schlagwörter „Gerechtigkeit“ und „Gleichheit“, die der Koran für alle Menschen fordert, die Verbesserungen auch für Frauen darzustellen. Streng unterscheidet er dabei zwischen dem Frauenbild in mohammedanischer und nachmohammedanischer Ära: Die Gesellschaft an sich war (und ist) nach wie vor patriarchalisch geprägt, was sich auch auf den Glauben auswirkte. Anhand diverser Beispiele zeigt er auf, wie Suren des Koran und Empfehlungen Mohammeds sich teils frappierend von dem unterschieden, wie sie heute praktiziert werden. Hierzu zählen unter anderem Gewalt in der Ehe, Scheidungs- und Erbrecht, das Gebot, verhüllt zu gehen, oder das Gebet der Frau in der Moschee.
Seine Argumentation folgt im Großen und Ganzen dem, was man aus der Bibelexegese des Christentums schon seit Jahren kennt: Die Heilige Schrift ist zwar eine Offenbarung Gottes, aber eben in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Voraussetzungen entstanden. Vieles, was heute als konservativ und unmenschlich verschrien ist, muss vor dem historischen Hintergrund betrachtet werden. Dass sich neu etablierende Religionen auch althergebrachte Traditionen übernehmen, ist in der Religionsgeschichte allbekannt. Als Exempel diene hier die Polygamie: In einer Zeit, in der eine Frau allein nicht überleben konnte, in der aber gleichzeitig aufgrund von Kriegen ein Frauenüberschuss herrschte, war diese eine angemessene Möglichkeit, das Überleben der Frau zu sichern und diente somit ihrem Schutz. Was – neben patriarchalisch geprägten Konventionen – hier dem Islam heute noch in weiten Bereichen fehlt, ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit der Schrift, wie sie sich mit der Aufklärung in der westlichen Gesellschaft nach und nach etabliert hat. Eine vergleichbare Epoche jedoch fehlt dem Islam bis heute.
Sehr dezidiert geht der Imam auch auf die Analyse einzelner Begriffe ein (z.B. „wadribuhunne“, welches oft als Legitimation zum Schlagen verwendet wird, aber auch anders verstanden und übersetzt werden kann), was in der Bibelexegese ebenfalls schon lange üblich ist. Gerade diese Passagen erfordern z.T. einige Konzentration beim Lesen und mögen den Lesefluss ein wenig hemmen, für alle, die sich für Sprachwissenschaften interessieren, sind sie jedoch nachvollziehbar, stößt man doch im Christen- oder Judentum sowie der Literaturwissenschaft auch immer wieder auf ähnliche Vorgehensweisen.
Ein wenig negativ aufgestoßen ist mir, dass ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, an einigen Stellen versuche der Autor den Koran über die jüdisch-christliche und somit auch humanistische Tradition zu stellen. „Manches von dem, was wir im modernen Europa als emanzipatorisch betrachten, wurde im 7. Jahrhundert in Mekka und Medina schon thematisiert.“ (S. 56) Hier vergisst er zu erwähnen, dass auch die Geschichte Europas diesbezüglich eine mit Rück- und Fortschritten ist, mit Wellenbewegungen.
Insgesamt legt Benjamin Idriz hier einen gelungenen Versuch vor, den Koran als dynamische Überlieferung zu betrachten, die in ihrem Kern einen Wunsch hat: Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Menschen. Eine starre Lesart und Missbrauch stehen diesem Ansinnen jedoch noch allzu oft im Weg. Hier wären in einem weiteren Schritt Lösungswege zu entwickeln – meiner Meinung nach durch Bildung und Aufklärung. Ein Buch, das ich Interessent*innen an der Islamdebatte wärmstens empfehlen kann.