Vom Land: Roman

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Rezensionen zu "Vom Land: Roman"

  1. Scheinbare Idylle auf dem Land

    Der Roman ist in einem kleinen oberösterreichischen Dorf namens Pielitz angesiedelt. Land- und Forstwirtschaft hatten in vergangenen Jahrzehnten große Bedeutung für den Wohlstand des Ortes. Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels haben sich in Pielitz die Strukturen verschoben.

    Theresa und Erwin Weichselbaum führen ihren Hof noch nach alten Maßstäben. Sie bauen Getreide und Gemüse an, halten Schweine und Ziegen. Sie sind beide um die 60 Jahre, gehören zu der Generation, die immer nur gearbeitet hat. Sie haben drei erwachsene Kinder, von denen keines Interesse hat, in die Fußstapfen der Eltern zu treten – eine Tatsache, die insbesondere Erwin schmerzt:
    „Wenn er abends einsam den Feldweg hinaus fuhr (…), dann konnte er es nicht fassen, warum seine Söhne ihn verlassen hatten. Warum waren sie fortgegangen? Warum verachteten sie den Bauernstand? Was war falsch an der Lebensweise, die doch Generationen von Menschen seit Jahrhunderten zufrieden oder sogar glücklich gemacht hatte?“ (S. 33)

    Plötzlich wird Theresa sehr krank. Sie hat keinen Appetit mehr, kann keine Nahrung bei sich behalten und liegt tagelang völlig kraftlos auf dem Sofa. Krankheit ist im Tagesablauf des Hofes nicht vorgesehen, Theresa hat noch nie ihre Pflichten vernachlässigt. Erschreckend distanziert gehen die herbeigerufenen Kinder mit der Situation um. Schnell wird klar, dass es offene und versteckte Konflikte in dieser Familie gibt.
    „Selbst die Krankheit unserer Mutter hatte keinen vereinigenden Effekt, sondern trieb die Bruchlinien nur stärker zutage.“ (S. 50)

    Nach und nach blättert sich die Familienchronik vor dem Leser auf. Sehr interessant eingebaut sind die Perspektivwechsel. Neben dem auktorialen Erzähler kommen auch andere Familienmitglieder zu Wort. Von den Kindern hat es Max materiell am weitesten gebracht, er hat jedoch sehr fragwürdige, radikale Ansichten, scheut keinen Konflikt. Rosalie ist mit Fridolin verheiratet, sie haben einen 12-jährigen Sohn, Daniel. Die kleine Familie ist aber nicht glücklich, denn der Gatte ist ein notorischer Schürzenjäger, was für Aufsehen im Dorf sorgt und weitere Folgen nach sich zieht. Der dritte Spross ist Lehrer geworden, er fühlt sich völlig unverstanden und geht gerne seiner eigenen Wege.

    Daniel spürt natürlich die Veränderungen, die vor sich gehen. Er ist der Sonnenschein der Großeltern. Er besucht sie regelmäßig, hilft am Hof fleißig mit und liebt den angrenzenden Wald, in dem er eines Tages den Flüchtlingsjungen Toti kennenlernt und sich mit ihm anfreundet. Pfarrer Heinrich hat nämlich zahlreiche syrische Flüchtlinge im Nachbarort untergebracht, die insbesondere Max und seiner „Bewegung“ ein Dorn im Auge sind.

    Im Zuge des Romans spitzen sich die verschiedenen Konfliktfelder zu, die Spannung steigt. Nicht nur Bauer Erwin hat Schwierigkeiten mit der Zeitenwende, auch andere Bürger des Ortes fühlen sich als Verlierer der Globalisierung. Der Autor wechselt von der familiären Ebene hin zu gesamtgesellschaftlichen Problemen im Dorf. Das halte ich nicht für durchgängig gelungen. Angesichts der Themenvielfalt lauert die Gefahr zu viel zu wollen und sich zu verzetteln. Der Autor hat es zwar geschafft, die unterschiedlichen Handlungsstränge zum Ende hin weitgehend überzeugend aufzulösen, dennoch wäre hier und da aus meiner Sicht weniger mehr gewesen.
    Neben der Familie geht es um Ausgrenzung und Mobbing, um Ehebruch und Gewalt in der Ehe, um Vorbestimmung, um den Kampf nach Freiheit und Selbstverwirklichung, um Religion/andere Kulturen sowie (In-)Toleranz und Vorurteile ihnen gegenüber. Es geht auch um Freundschaft, Liebe, Loyalität und ihre Grenzen, um Recht und Unrecht.

    Die Figuren sind ebenso vielgestaltig wie die behandelten Themen. Vielleicht ist die ein oder andere etwas zu extrem, zu polarisierend geraten. Dadurch werden die geschilderten Eskalationen aber glaubwürdig. Die Pielitzer Männer sind sehr gewaltbereit. Die scheinbar ländliche Idylle wird entzaubert und es wird aufgezeigt, wie sehr es unter der Oberfläche brodelt.

    Ich halte „Vom Land“ für ein sprachlich attraktives, spannendes Debüt, das behutsam beginnt und immer mehr Fahrt aufnimmt, so dass man durch die Seiten fliegt. Es wirft wichtige Fragen auf und schärft die Wahrnehmung. Die Figur Theresas gerät leider etwas aus dem Blick, von ihr hätte ich gern mehr erfahren. Da war mir einiges zu einfach.

    Ich habe das Buch gerne gelesen und möchte es sehr empfehlen. Hoffentlich wird dies nicht der letzte Roman aus der Feder Dominik Bartas sein.

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Vardo – Nach dem Sturm: Roman

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Rezensionen zu "Vardo – Nach dem Sturm: Roman"

  1. 4
    14. Jun 2020 

    Sturmbrausen

    Um Weihnachten 1617 wird die kleine norwegische Insel Vardø von einem starken Sturm getroffen. Die Frauen standen auf ihre Männer wartend am Ufer und mussten mit ansehen, wie die gestandenen Seeleute umkamen. Fast alle Familien sind betroffen. Einige - wie Maren - haben mehrere Familienmitglieder verloren. Vater, Bruder, Verlobter, die wie ausgelöscht sind. Zwar gibt das Meer die Toten zurück, aber das ist nur ein geringer Trost. Anstatt die Leichen aufzubahren und mit ihnen auf den Sommer zu warten, um die Erde für die Bestattungen aufbrechen zu können, würden die Frauen lieber gemeinsam mit ihren Lieben das neue Jahr begrüßen.

    Maren leidet sehr unter dem Verlust. Obwohl sie froh ist, dass Dimma, die Frau ihres Bruders da ist, fühlt sei auch etwas Neid auf die Schwangere. Doch Kristin ist eine Frau, die vorwärts denkt. Da große Hilfe von außen nicht zu erwarten ist, schlägt sie vor, die Dorfbewohnerinnen sollen selbst aufs Meer hinausfahren und die Netze ausbringen. Bald kommt ein neuer Pfarrer in den Ort, dem das Treiben nicht so gefällt. Und spätestens jetzt kommt ein Keil zwischen die Frauen, die einen, die zur Kirche gehen, und die anderen, die dies eben nicht für nötig halten.

    In ihrem ersten Roman für Erwachsene nimmt die Autorin ein Ereignis, welches tatsächlich stattgefunden hat, als Ausgangspunkt für ihre ungewöhnliche Geschichte. Im Jahr 1617 ist es durchaus ungewöhnlich, das die Frauen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Aus der Not heraus sind sie ihrer Zeit voraus. Doch nicht einmal im Dorf gefällt das allen. Mit den dramatischen Ereignissen um den Sturm beginnt das Buch, um dann recht behäbig weiterzugehen. Gerade, wenn man sich ein Urteil bilden will, bekommt die Handlung eine überraschende Wendung, aus der die ganze Kraft des Romans hervorscheint. Die Frauengestalten haben es wirklich in sich, sie strahlen förmlich. Wie schade, dass es Missgunst, Neid und Bigotterie gibt. Die Menschheit könnte so viel besser sein, wenn sie Positives einfach anerkennen würde, auch wenn es anders ist als üblich.

    Ein packender Roman, dessen wahrer Gehalt sich aus dem Klappentext leider oder zum Glück nicht erschließt.

    4,5 Sterne

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  1. Spannend und faszinierend

    Am Weihnachtsabend 1617 zieht ein plötzlicher, heftiger Sturm über dem Meer auf. Vierzig Fischer, auch Marens Vater und Bruder, kommen darin um. Alle Männer der Insel Vardo sind ausgelöscht, alleine zurück bleiben die Frauen.
    Drei Jahre später kommt Absalom Cornet auf die Insel, begleitet von seiner Frau Ursa. In Schottland hat er Hexen verbrannt, nun soll er auf Vardo für Ordnung sorgen. Als Ursa auf Maren trifft, erkennt sie in ihr eine unabhängige Frau - etwas, was ihr völlig fremd ist.

    Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, denn mich haben das Cover, der Titel und die Beschreibung sehr angesprochen. Ich war total neugierig auf die Story.
    Der Schreibstil war flüssig lesbar und dabei äußerst bildhaft. Die Autorin konnte perfekte Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, ich habe die gesamte Story quasi miterlebt und war mittendrin.
    Die Protagonisten wurden prima beschrieben. Ihre Gedanken und Gefühle sowie die Beweggründe der Frauen für ihr Verhalten waren nachvollziehbar. Ich konnte sie verstehen und mich in sie hineinfühlen und -denken.
    Die Story war prima und spannend aufgebaut. Die Entwicklungen waren fesselnd, denn ich konnte sie nicht vorhersehen. Wohin geht die Handlung, was passiert mit den Frauen, wie verhalten sie sich, welche Rolle spielt der Kommissar? Das war echt packend, so dass ich das Buch nur schwer beiseite legen konnte. 

    Ein spannender historischer Roman, der mich von Anfang bis Ende fesseln konnte. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Vor Rehen wird gewarnt

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Rezensionen zu "Vor Rehen wird gewarnt"

  1. fulminanter Roman mit einer intriganten Portagonistin

    Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Ann/Angelina Ambros die es meisterhaft versteht mit ihrem unschuldigen, zarten Äußeren ihre Umwelt und ihre Mitmenschen geschickt zu manipulieren und für ihre Zwecke zu missbrauchen.

    Beim Lesen fühlte ich mich des öfteren in einen alten Hollywoodstreifen versetzt, voller Glamour, Dramatik, Liebe, Leidenschaft, Intrigen und Leid, die Figuren sehr überzeichnet aber das ergab für mich erst den rechten Genuss.
    Vicki Baum erschuf mit Angelina den Charakter eines berechnenden Miststücks, egozentrisch und selbstsüchtig.
    Ihr zartes und schwaches Äußeres setzt sie gezielt ein um ihre Mitmenschen zu täuschen, sich gefügig zu machen und für Ihre Zwecke zu mißbrauchen.
    Diese Darstellung ist der Autorin absolut gelungen und trotz der übertriebenen und manchmal unrealistisch anmutenden Szenen blieb die Lesefreude durchgängig erhalten. Ja ich würde sogar sagen, dass die Überzeichnung den besonderen Reiz der Geschichte ausmacht.

    Für mich ein wunderbares kurzweiliges Lesevergnügen, das Lust auf mehr von Vicki Baum macht.

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  1. 4
    01. Feb 2021 

    Was für ein Miststück!

    “Vor Rehen wird gewarnt“ ist ein lange Zeit vergessener Roman der etwas vergessenen Autorin Vicky Baum, den der Arche-Verlag 2020 neu aufgelegt hat.
    Wir begegnen darin im ersten Teil zwei Damen aus guter Gesellschaftsschicht bei ihrer Zugfahrt von San Francisco an die Ostküste. Stiefmutter und Stieftochter sind zusammen auf Reisen und noch ist nicht zu erahnen, welch belastetes Verhältnis die beiden zueinander haben. Doch bald schon landet die Stiefmutter Ann oder auch Angelina genannt im Graben, gestürzt aus dem fahrenden Zug aber doch relativ unversehrt und munter. Triefend nass und verletzt ist es für sie und uns als Leser Zeit für einen Rückblick auf ihr Leben und so erfährt der Leser immer mehr über diese Angelina und schon bald ist klar: Hier verbirgt sich hinter gesellschaftlicher Stellung und Ehrbarkeit ein Charakter, der über Leichen geht und in allen Situationen des Lebens immer nur eines im Sinn hatte: sich selbst und das eigene Glück. Diesem Sinn ordnet Angelina alles unter, erwartet auch von anderen, dass sie genau diesem Lebenszweck - Angelinas Glück – huldigen und kennt keine Gnade, sollte jemand einmal nicht ganz in ihrem Sinne „ticken“. Die Opfer dieser Haltung sind vielfältig, Opfer pflastern sozusagen ihren Weg und doch behält Angelina immer und überall ein Gefühl bei, ganz im Sinne aller unterwegs zu sein.
    Der zweite Teil der Geschichte wird dann aus der Sicht eines ihrer Opfer geschildert, ihrer Stieftochter Joy, die ganz am Anfang des Romans zunächst als Täterin daherkommt, stößt sie Angelina doch aus dem Zug. Doch nicht erst in diesem zweiten Teil des Buches erhält der Leser den Eindruck, dass diese Tat notwendig und unausweichlich, quasi zwangsläufig geschah, als einzige Möglichkeit, weiteres durch Angelinas Handeln verursachtes Unglück zu verhindern.
    Dabei sind die Taten Angelinas meist unterschwellig und fein verpackt in ein üppiges gutbürgerliches Drumherum. Kleine Nadelstiche des Tratsches und des Ausplauderns von Geheimnissen an genau die falsche/richtige (?) Person zu genau dem falschen/richtigen (?) Zeitpunkt werden im Waffenarsenal Angelinas zu wirkungsvollen Werkzeugen der Zerstörung. So werden die Leben ihrer Schwester Maud, ihres Ehemannes Steven, ihrer Stieftochter Joy allein durch die Verbindung ihres Lebens mit dem von Angelina in Richtungen gelenkt, die für sie nur Unglück und Frustration bedeuten, während von außen und oberflächlich gesehen alles wunderbar funktioniert.
    Im dritten Teil des Buches kehrt der Leser dann wieder zurück zu Angelina und mit ihr zu einem Einblick in spätere Abschnitte ihres Lebens. Sie schleppt sich weg von der Unfallstelle; während sie von Joy und einem Tross von Polizei und Rettungswagen gesucht wird. Sie kann überleben und wird wohl auch diese Erfahrung ihres Lebens nicht dazu genutzt haben können, eine neue Einsicht und einen neuen Zugang zum Umgang mit ihren Mitmenschen gewonnen zu haben.
    Mein Fazit:
    Der Roman schafft es, den Charakter eines abgrundtiefen Miststücks zu entwerfen. Zwischendurch war ich als Leserin schon teilweise etwas gefrustet von diesem manchmal Zu-Viel an Bösartigkeit, aber es ist absolut überzeugend von der Autorin gestaltet und mit vielen interessanten Wendungen ausgestattet, so dass die Lesefreude bei mir bis zum Ende blieb und ich mit offenem Mund und immer wieder der Frage. Wie kann sie nur??? Bis zur letzten Seite mit dem Geschehen mitgefiebert habe. Gerne gebe ich 4 Sterne

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  1. Toll erzählte Seifenoper

    Bei diesem Buch besteht eine arge Diskrepanz zwischen Erzählweise und Erzähltem. Der Stil von Vicky Baum ist zum Niederknien, die Protagonistin dieses Dramas dagegen ist ein wandelndes Klischee, das personifizierte Böse, eine Femme fatale, deren Lebensgeschichte hier ausgerollt wird.

    Ann Ambrose war schon immer zart wie ein Reh, elfengleich schön und höchst sensibel und hat schon als Kind diese Eigenschaften als Waffen eingesetzt, um zu erreichen was sie wollte. Im hohen Alter ist sie eine Grande Dame und Meisterin der Manipulation, die ihre Tochter schikaniert, die eigentlich ihre Nichte ist. Nach und nach erfährt man, wie es dazu kam und landet mitten in der schönsten Seifenoper.

    Anfangs war ich sehr beeindruckt von diesem wunderbaren Text, den maliziösen Seitenhieben und der feinen Ironie, mit der er geschrieben ist. Das ist großes Kino.
    Und anfangs ist auch das Rätsel um diese beiden Frauen sehr spannend, bis man dann merkt, es ist eigentlich gar kein Rätsel. Diese Frau ist einfach böse, schlimm für ihre Tochter und jeden, der mit ihr zu tun hatte, aber durchsichtig wie jede egozentrische Diva und genau so uninteressant.

    Es bietet einen leicht gruseligen Thrill zu erfahren, was sie alles getan hat, aber irgendwann wird es einfach zu viel. Da geht jemand über Leichen, bekommt was er will und lernt nichts dazu, das ist vielleicht ungewöhnlich, aber nicht besonders interessant. Nach etwa der Hälfte des Buches hat mich nur noch der tolle Stil bei der Stange gehalten, aber immerhin tut er das. Das schön gelesene Hörbuch ist auch durchaus hörenswert, ändert aber nichts an der Geschichte.

    „Vor Rehen wird gewarnt“ ist vermutlich zu Recht ein eher unbekanntes Werk einer genialen Autorin und sollte das wohl auch bleiben. Lest was anderes, sie hat genug geschrieben.

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Nachhall einer kurzen Geschichte

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Rezensionen zu "Nachhall einer kurzen Geschichte"

  1. Chronik einer zerrissenen Musikerfamilie

    Die Empfehlung zu diesem Buch entstammt dem Podcast des Radiosenders BR3, den ich sehr schätze. Immer wenn es um (klassische) Musik geht, werde ich gleich angefixt. Der Karl Rauch Verlag hat dieses Buch wunderschön gestaltet: der Einband in lindgrüner Crashoptik mit Klaviertasten auf dem Cover, wollweißes Vorsatzpapier mit passendem Lesebändchen – ein Hingucker!

    Das Buch ist in drei mehr oder weniger selbstständige Teile aufgeteilt, wie die Sätze eines Klavierkonzerts auch. Im ersten Teil lernen wir Namensgeberin Jet Ende der 50er Jahre kennen. Sie entstammt der streng katholischen Familie Hamelink und studiert Klavier am Konservatorium. Die Musik bringt sie mit dem jüdischen Cellisten Zev zusammen. Die beiden müssen ihre Liebe allerdings vor den strengen Eltern geheim halten. Nach einem leidenschaftlichen Nachmittag wird Jet schwanger. Die Eltern lösen das Problem, indem Jet in ein Kloster gebracht und dort von dem Kind entbunden wird. Die Liebenden versuchen zwar, schriftlich im Kontakt zu bleiben, werden letztlich aber doch getrennt, was eine lebenslange Wunde hinterlässt. Es gelingt Jet ein neues Leben zu beginnen, am Ende hat die Heimlichkeit allerdings dramatische Folgen.

    Der zweite Teil ist nach Jurre benannt. Er ist Jets Sohn, der bei einer Bauernfamilie aufwächst und sich dort Zeit seines Lebens unverstanden fühlt. Er fühlt sich als Musiker, will nach Beendigung der Schule eine entsprechende Karriere verfolgen. Sein Instrument ist das Saxofon, seine Musik der Jazz. Insbesondere sein Vater hat für derlei Spinnereien kein Verständnis, sondern wünscht sich, dass der einzige Sohn den Hof übernimmt. Nach einer deutlichen Aussprache verlässt Jurre den Hof, hält nur noch mit seiner Mutter den Kontakt. Es gelingt ihm, sich mit der Musik und zahlreichen Nebenjobs über Wasser zu halten. Seine Mutter jedoch baut ab, leidet an einer frühen Form der Demenz. Bei einem Besuch findet er seine Geburtsurkunde und fängt an, seine wahren Wurzeln zu suchen.

    Der dritte und kürzeste Teil ist mit Fine überschrieben. Sie ist die Tochter Jurres und hat einen Zwillingsbruder. Fine spielt Cello, sie ist aber unsicher, ob die Musik ihr Weg ist. Sie wünscht sich Bestätigung vom Vater, der ihr aber freie Hand lassen möchte und nicht gerne über klassische Musik spricht. Außerdem fühlt sie sich ihrem talentierten Bruder unterlegen. Sie steht vor der Entscheidung, ob sie die Musik zum Beruf machen soll oder nicht.

    Die drei Teile lassen sich im Grunde völlig unabhängig voneinander lesen, auch das haben sie mit der Struktur klassischer Werke gemein. Ab und zu blitzt ein Verbindungsstück auf, wird aber nicht weiter verfolgt. Als Grundthemen würde ich die Suche nach der eigenen Identität, nach der Berufung bei allen drei Protagonisten ausmachen. Des Weiteren geht es um Herkunft und die Wurzeln: Die Gene lassen sich auch in einem völlig anderen Umfeld nicht verleugnen, sondern werden weiter getragen von Generation zu Generation – da hilft alles Verschweigen nichts.

    Der Roman hat einen recht konventionellen Stil, das meine ich aber keineswegs negativ. Freunde von Familiengeschichten werden möglicherweise begeistert sein, Musikfreunde umso mehr. Mir persönlich fehlte das gewisse Etwas, das Ungesagte, das Geheimnisvolle. Auch mit der Demenz der Mutter Jurres scheint mir einfach ein aktuelles Thema eingeflochten worden zu sein, das hat etwas von Schreibstube.

    Der erste Teil hat mich am meisten berührt und ich habe es bedauert, dass er nur ein leises Echo im weiteren Verlauf fand. Vermutlich bin ich mittlerweile zu anspruchsvoll geworden. Das Buch ist aufgrund seiner wunderbaren Haptik bestens als Geschenk geeignet. Wer einfach lesen möchte, um dem Alltag zu entfliehen, wird seine Freude an dem Roman haben. Ebenso Leser, denen „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde oder „Der Zopf“ von Laeticia Combani gefallen haben. Insofern spreche ich durchaus eine Leseempfehlung aus. Das Buch ist gut, hat meine persönlichen Erwartungen allerdings nicht erfüllt.

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Ein Sommer auf Sylt

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Rezensionen zu "Ein Sommer auf Sylt"

  1. Hat mir gut gefallen

    „Ein Sommer auf Sylt“ von Lena Wolf, handelt von der Architektin Julia, die von ihrem Papa ein Haus auf Sylt geerbt hat. Kurzerhand fährt sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Tanten nach Sylt, um den Hausverkauf anzuschieben. Doch wie sich herausstellt, kommt Julia dabei einiges in die Quere. Zu einem ist das Haus noch bewohnt, ihr Freund Jo gibt macht Druck und gibt bereits das Geld vom Hausverkauf aus und zudem ist da noch der Nordsee-Blau-äugige Pensionsbesitzer Mats…

    Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht um in die Geschichte reinzukommen, da viele Hintergrundinfos erst nach und nach in die Story einfließen. So haben Julia und ihre Mutter, sowie die zwei Tanten ein schweres Verhältnis. Obwohl die drei Schwestern sich nicht sonderlich mögen, haben sie der Geschichte aber das gewisse Etwas verliehen. Die drei sind einfach zu drollig und spleenig.

    Julia macht sich während der Geschichte ihr Leben selbst sehr schwer. Für mich als Zuhörerin war es manchmal schwer nachvollziehbar, dass sie an den entscheidenden Stellen geschwiegen hat. Dennoch hat das der Geschichte keinen Abbruch getan, da dadurch die Spannung höher war. Bis zum Schluss habe ich mit Julia gefiebert, dass sich alles zum Guten wendet.

    Julias Freund Jo war für mich das personifizierte Böse. Ich habe mich während des Hörens oft gefragt, warum Julia sich das gefallen lässt. Schön war aber, dass man im Laufe des Buches gemerkt hat, wie Julia sich verändert und weiterentwickelt. Während sie zu Beginn eher schweigsam ist und alles glaubt was Jo ihr einflüstert, entwickelt sie gegen Ende eine eigene reflektierte Meinung.

    Mats hingegen ist genau das Gegenteil von Jo. Ein richtiger Traumprinz. Besonders gefallen hat mir der Teil, wo Mats Julia die Insel zeigt. Ich selber werde diesen Sommer nach Sylt reisen und habe mir den ein oder anderen Tipp notiert.

    Alles in allem hat mir das Hörbuch echt gut gefallen. Einen Stern Abzug gibt es, weil ich mir tatsächlich etwas mehr Romantik zwischen Mats und Julia gewünscht hätte.

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  1. 4
    16. Mär 2020 

    Ein schöner Roman

    Julia wollte sich eigentlich eine Auszeit nehmen und den Verkauf des geerbten Friesenhauses auf Sylt abwickeln. Doch sie wird begleitet von ihrer Mutter und ihren beiden Tanten, die sich munter streiten. Dann stellt sich heraus, dass das Haus zurzeit vermietet ist. Kurzentschlossen kommen die Vier in einer Pension unter. 

    Auf das Buch habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe einen schönen und leichten Sommerroman erhofft - und bekommen. 
    Der Schreibstil war passend zu der Geschichte und ließ sich leicht und zügig lesen. Die Beschreibungen waren großartig, denn ich habe die Umgebung, das Meer und die Luft förmlich vor mir gesehen und gespürt. Wirklich sehr schön. 
    Die Charaktere wurden gut skizziert, so dass ich sie mir vorstellen und sie auseinanderhalten konnte. Julia mochte ich sehr gerne und ich habe gerne von ihr gelesen. 
    Die Story war leicht und entspannend und somit genau das, was mir der Klappentext suggeriert hat. Ich konnte mich prima entspannen und das Buch genießen. Die Story war zwar vorhersehbar, doch das hat mich hier nicht gestört. Was mich etwas gestört bzw. genervt hat, war das viele Gestreite. Und auch Julias Mutter fand ich nicht besonders sympathisch. 

    Ein schöner Roman, bei dem ich super abschalten konnte. Ich vergebe 4 von 5 Sternen. 

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Talmi

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Rezensionen zu "Talmi"

  1. Aus dem Leben eines Taugenichts

    Der Roman beginnt in der Zeit zwischen den Weltkriegen, in Österreich.

    Ernst Rosanek, ein gutaussehender, charmanter junger Mann aus einfachen Verhältnissen, strebt nach Höherem. Es geht ihm nicht nur um Reichtum und Luxus, sondern auch um Anerkennung, gar Bewunderung – er will sich selber gänzlich neu erfinden, und so wird aus dem ungebildeten Fahrer und Gelegenheitsarbeiter der ‚Freiherr von Ronay‘.

    Ernst hat sich eine glaubhafte Geschichte zusammengestrickt, warum er als vermeintlicher Sohn aus gutem Hause kaum Bildung genossen hat, und die Frauen fliegen dem Hochstapler nur so zu. Jede bringt ihm etwas bei: die richtige Ausdrucksweise die eine, Wissen über Kunst und Kultur die andere, die korrekte Haltung und gute Tischmanieren eine dritte…

    Nur die Künstlerin Susanne Sedlak durchschaut ihn, liebt ihn aber trotzdem. Obwohl sie sein Verhalten nicht gutheißen kann, sieht sie in ihm Potential für Besseres.

    Jedoch: es ist nicht alles Gold, was glänzt.

    Mit ‚Talmi‘ bezeichnet man eine Art von Falschgold: eine Kupfer-Zink-Legierung, die mit Blattgold überzogen wird. Welch überaus passender Titel ist das für einen Roman, dessen Protagonist alles dafür tut, eine edle Herkunft vorzutäuschen!

    Tauschinski erzählt das mit feinem Witz, mit augenzwinkerndem Schalk – doch dieser wird mehr und mehr zum bittersüßen Kontrapunkt der Epoche, vor deren Hintergrund die Geschichte spielt.

    Hitler kommt an die Macht, Ernst nimmt den Nationalsozialismus indes in letzter Konsequenz nicht als das wahr, was er ist.

    Als formvollendeten Narzissten kümmert ihn nur, was ihn selber betrifft. Bisher ist er gut damit gefahren, die Menschen zu imitieren, deren Platz in der Gesellschaft er anstrebt, und so plappert er auch jetzt nach, ohne zu hinterfragen. Er trägt das Gift mit eigenem Munde weiter, ohne den beißenden Geschmack auch nur wahrzunehmen.

    Als Leserin war ich lange gewillt, ihn als harmlosen Egoisten abzutun, als charmantes, dummes Kind. Als hübsche Trophäe am Arm wohlhabender Frauen (welch umgekehrte Welt) tat er ja bisher niemandem weh, sondern lebte in erstaunlich harmonischen Beziehungen der gegenseitigen Ausnutzung – bis die jeweilige Frau ihn leid war.

    Aber bis zu welchem Punkt kann man einem Menschen den Eigennutz und die Passivität verzeihen?

    Es ist nicht nur der Leser, der an seine Grenzen kommt, selbst Susanne, die Ernstl bisher alles verziehen hat, erreicht den Punkt des schmerzlichen Erwachens – denn auch ihre Lehrerin und geliebte Freundin Aglaia schwebt als Jüdin in tödlicher Gefahr. Ob Susanne Konsequenzen daraus zieht, ob Ernst seinem fatalen Fehlverhalten rechtzeitig abschwört, das möchte ich hier noch nicht verraten.

    Der Roman ist weit tiefgründiger, als man anfangs – und oberflächlich betrachtet – vielleicht erwarten würde. Kein reines Schelmenstück, nicht nur das verschmitzte Porträt eines gewitzten Münchhausens, sondern ein erstaunlich prägnantes, vielschichtiges Bild der Zeit und ihrer Bewohner. Der Alltag der Menschen wird ungeschönt dargestellt: der Hunger, die Kälte, die Bombennächte.

    Ernst wird zum Sinnbild, zum Stellvertreter eines bestimmten Menschentyps.

    Er steht nicht für den überzeugten Nazi, der den Massenmord wissenden Blicks gutheißt, sondern für den Durchschnittsmenschen, der sich abwendet, der nichts Unrechtes sehen oder hören will, um nicht handeln zu müssen.

    Als Leser:in fragt man sich bang, ob man sich in Ernst nicht doch ein Stück weit wiedererkennt. Wäre man im Dritten Reich wirklich selber in den Widerstand gegangen, oder hätte man den Kopf eingezogen und nur an sich selbst gedacht? Vielleicht liegt es auch daran, dass die Geschichte eine ungeheure Sogwirkung entfaltet – ich konnte mich nicht davon lösen und las die 344 Seiten binnen zwei Tagen. Danach musste ich sie jedoch erstmal eine Weile sacken lassen, bevor ich damit begann, diese Rezension zu schreiben.

    Es sind drei sehr unterschiedliche Charaktere, die meines Erachtens die Geschichte tragen.
    Ernst, Susanne und Aglaia stehen nicht nur für unterschiedliche persönliche Wertvorstellungen, sondern sie positionieren sich auch sehr konträr in dem großen Konflikt ihrer Zeit. Der charmante Blender Ernst ist der Mitläufer, die warmherzige, kluge Aglaia ein Opfer der Hetze – und Susanne, die beide auf unterschiedliche Arten liebt, ist die stille Beobachterin, das Zünglein an der Waage. Sie sind verbunden durch Betrug und Selbstbetrug, Freundschaft und Liebe, das Elend der Zeit – doch letztlich gibt es zu viel, was sie auseinander reißt.

    Die Charaktere (auch Nebencharaktere wie Aglaias junger Freund Berti) sind großartig geschrieben, sie wirken wie aus dem Leben gegriffen. In Aglaia und Berti hat Tauschinski sich selbst und Alma Johanna Koenig verewigt – das gibt dem Buch noch mehr Tiefe und eine zusätzliche Bedeutungsebene.

    Fazit

    In den 20er Jahren will der junge Ernst Rosanek hoch hinaus und beginnt eine fragwürdige ‚Karriere‘ als Hochstapler, indem er sich als verarmter Adliger ausgibt. Die Frauen sind nur zu bereit, ihn durchzufüttern und die Bildungslücken des armen Jungen zu schließen, so dass er in seiner Rolle immer überzeugender wird. Nur die Künstlerin Susanne Sedlak durchschaut ihn, entschuldigt sein Verhalten aber immer wieder vor sich selbst.

    Aber dann kommt Hitler an die Macht, Ernst ist nicht gewillt, sich von seinen reichen Freunden und deren Propaganda zu distanzieren und Susanne muss um das Leben einer jüdischen Freundin fürchten. Was als charmantes Schelmenstück begann, wird zu einem ungeschönten, bestechenden Blick auf das Leben im Dritten Reich.

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Mord auf Vlieland

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Rezensionen zu "Mord auf Vlieland"

  1. 5
    14. Mär 2020 

    Spannend und mit tollem Setting

    Auf Vlieland wird die Leiche des angesehenen und beliebten Hoteliers Vincent Bakker gefunden. Er wurde erschossen. Doch warum scheint ihm niemand nachzutrauern? Und was hat es mit zwei ungeklärten Todesfällen aus 1989 auf sich? Die Kommissarin Griet Gerritsen nimmt die Ermittlungen auf.

    Dieser Krimi hatte mich sofort angesprochen. Das Cover fand ich sehr gelungen durch die Schlichtheit und das Setting Holland war neu für mich.
    Dank des flüssigen und leicht verständlichen Schreibstils kam ich sofort ins Geschehen hinein und war komplett gefesselt. Sehr gut gefielen mir die bildhaften Beschreibungen der Umgebungen. Ich hatte alles richtig gut vor Augen und war mittendrin.
    Die Charaktere wurden authentisch und individuell beschrieben und der Autor hat ihnen richtig Leben eingehaucht. Griet fand ich sehr sympathisch. Ich habe viel aus ihrem Privatleben erfahren, so dass ich eine prima Beziehung zu ihr aufbauen konnte. Dennoch waren die privaten Aspekte nicht überladen, dass dadurch die Spannung litt, sondern im absolut passenden Rahmen.
    Der Plot hat mir sehr gut gefallen. Es ging gleich mit einem spannenden Prolog los, so dass die Spannung direkt vorhanden war und sich durchgängig bei mir hielt. Ich musste einfach immer weiterlesen. Die Ermittlungen haben mir sehr gut gefallen. Insbesondere die Mauer des Schweigens der Bewohner wirkte sehr echt und hat die Neugierde bei mir zusätzlich angeheizt. Ich hatte genug Spielraum für meine eigenen Gedanken und Überlegungen hinsichtlich Täter und Motiv, denn hier hatte der Autor so manche Möglichkeiten geliefert. Dennoch blieb mir der wahre Täter tatsächlich verborgen, so dass ich am Ende nochmal überrascht wurde. Ein rundes und stimmiges Ende.

    Ein spannender Krimi mit einem tollen Setting, der Lust auf eine Fortsetzung macht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. Holland Krimi

    Ihre neue Dienststelle in Friesland soll auch ein Neuanfang für die Kommissarin Griet Gerritsen werden. Allerdings wird sie nicht mit offenen Armen empfangen. Sie gilt als eigenwillig und teamunfähig und einer ihrer Alleingänge kostete auch einem Kollegen und Freund das Leben. Das hat Griet aus der Bahn geworfen.

    Als auf Vlieland die Leiche des bekannten Hoteliers Vincent Bakker angespült wird, hat sie ihren ersten Fall. Zusammen mit den zugeteilten Kollegen, einer jungen, übereifrigen Anfängerin und dem „Pfannkuchenmann“, einem Mitarbeiter, der schon lange den Schreibtisch nicht mehr verlassen hat und mehr Wert auf regelmäßige Mahlzeiten als auf Fahndungserfolge legt, soll sie ermitteln.

    Für Griet wird dieser Fall zur Bewährungsprobe.

    Die Insel Vlieland als Schauplatz für einen Debütkrimi hat mich sofort angesprochen und Jan Jacobs schafft es mit Leichtigkeit die Atmosphäre einzufangen. Die friesische Provinz mit ihren Eigenheiten und Eigenbrötlern ist eine tolle Kulisse. Das Flair wird noch durch eingestreute niederländische Ausdrücke verstärkt.

    Seine Figuren hat Jan Jacobs vielschichtig angelegt, die privaten Probleme von Griet wirken nicht überzogen, sondern sind wichtig für ihre Entwicklung und ihre Entscheidungen. Deshalb gehören sie auch zu den Ermittlungen und runden ihre Charakterzeichnung ab. Das gilt auch für die beiden Kollegen im Team.

    Auch wenn es Griet nicht leicht hat, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, merkt sie schon bald, dass Vincent Bakker auch eine umstrittene Figur ist. Nicht jeder Bewohner ist mit seinen Expansionsplänen einverstanden gewesen und er hatte viele Feinde. Besonders in der Familie gibt es Spannungen. Gut, dass Griet mit Henk van der Waal einen sympathischen Ortspolizisten zur Seite hat.

    Mir hat der Auftakt zu der neuen Serie sehr gut gefallen, er lässt auch Raum für die weitere Entwicklung der Figuren und ich bin schon gespannt, wie Griet an neue Fälle herangehen wird.

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Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer

Buchseite und Rezensionen zu 'Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer' von Gauß, Karl-Markus

Inhaltsangabe zu "Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783552059238
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Ruhet in Friedberg: Kriminalroman

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Rezensionen zu "Ruhet in Friedberg: Kriminalroman"

  1. 5
    14. Mär 2020 

    Super witzig

    Im Provinznest Friedberg Ende der 90er: Die beiden Freunde Andi und Fipsi arbeiten beim Bestatter. Doch ihr ruhiger Alltag gerät durcheinander, als ein Sarg scheinbar das Doppelte wiegt. Andi schöpft Verdacht und fragt sich, ob da jemand was verschwinden lassen will. Dann häufen sich die Leichen und die Bestatter haben richtig viel zu tun.

    Hach, was habe ich mich auf diesen Roman gefreut! Schon das witzige Cover in Verbindung  mit dem schrägen Titel fand ich klasse, ebenso wie die Beschreibung. Und ich wurde von diesem Buch nicht enttäuscht! 
    Der Schreibstil war locker leicht, direkt und sehr humorvoll. Ich musste unendlich viel lachen und alles lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich stehe auf schwarzen Humor und kam hier voll auf meine Kosten. Echt stark.
    Die einzelnen Personen wurden toll gezeichnet und waren teilweise sehr schräg. Ich konnte sie gut auseinanderhalten und hatte klare Bilder von ihnen vor Augen.
    Die Story fand ich einfach nur klasse. Nichts war sicher vor dem Autor, jeder und alles hat hier sein Fett weg bekommen. Einfach großartig und bitterböse. Man sollte nur nicht alles bierernst nehmen beim Lesen, dann hat man auf jeden Fall seine riesen Freude. Es gab viele, viele Leichen, unvorhergesehene Wendungen und ein überraschendes Ende. 

    Beste Unterhaltung mit bitterbösem schwarzen Humor. Ich liebe das Buch und vergebe 5 von 5 Sternen.

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  1. Ruhe unruhig

    Friedberg ist ein Dörfchen in der tiefsten österreichischen Provinz, alles geht sehr gemächlich seinen Gang. Lediglich beim örtlichen Bestatter scheint es ganz lebhaft zu sein. Das liegt nicht an den beiden Jugendfreunden Andi und Fipsi, die als Aushilfen eine eher ruhige Kugel schieben. Allerdings bleibt, trotz exzessivem Alkoholgenuss, bei einer Beerdigung ein ungutes Gefühl zurück. Kann denn der arme Verstorbene nach langer, zehrender Krankheit wirklich noch gut 150 Kg wiegen? Betreiben die Kollegen Hubsi und Gustl ein Nebengeschäft?

    Eins vorweg: dem Autor ist nichts heilig und auf politische Korrektheit pfeift er. Das dürfte zwar dem einen oder anderen Leser vielleicht ein wenig zu heftig sein, aber wer schwarzen – nein rabenschwarzen – Humor mag, liegt mit „Ruhet in Friedberg“ richtig.

    Aber nicht nur mit österreichischen Schmäh, witzigen Einfällen und Sarkasmus punktet das Buch, der Krimi dahinter ist spannend und verzwickt. Der Autor lässt seine Leser ganz schön lange zappeln und verblüfft dann mit einem wirklich überraschenden Schluss.

    Mir hat die Geschichte, die in den letzten 1990iger Jahren auf dem Land angesiedelt ist, sehr gut gefallen und ich habe mich wirklich von der ersten Seite an besten unterhalten, der schnodderige Sprachstil gefiel mir ausgezeichnet und die ungewöhnlichen Figuren sind gelungen.

    Wer das Buch aufschlägt, sollte auch unbedingt die Innenseite der Klappenbroschur anschauen, da werden die Protagonisten schon in wenigen Sätzen prägnant vorgestellt.

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Das Lied des Achill

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Lied des Achill' von Miller, Madeline
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Lied des Achill"

Achill, Sohn der Meeresgöttin Thetis und des König Peleus, ist stark, anmutig und schön – niemand, dem er begegnet, kann seinem Zauber widerstehen. Patroklos ist ein unbeholfener junger Prinz, der nach einem schockierenden Akt der Gewalt aus seinem Heimatland verbannt wurde. Ein Zufall führt die beiden schon als Kinder zusammen, und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto enger wird das Band zwischen ihnen. Nach ihrer Ausbildung in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron erfahren sie vom Raub der Helena. Alle Helden Griechenlands sind aufgerufen, gegen Troja in den Kampf zu ziehen, um die griechische Königin zurückzuerobern. Mit dem einzigen Ziel, ein ruhmreicher Krieger zu werden, nimmt Achill am Feldzug gegen die befestigte Stadt teil. Getrieben aus Sorge um seinen Freund, weicht Patroklos ihm nicht von der Seite. Noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal ihre Liebe herausfordern und ihnen ein schreckliches Opfer abverlangen wird.

Format:Broschiert
Seiten:416
Verlag:
EAN:9783961610822
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Rezensionen zu "Das Lied des Achill"

  1. Wer erzählt hier?

    »Nenn mir einen Helden, der glücklich war.«

    Achill, strahlender Held der griechischen Mythologie, Sohn der Meernymphe Thetis und Peleus, des Königs von Phthia in Thessalien. Ruhmreicher Krieger in Troja.

    „Ruhm ist etwas Sonderbares. Manche erringen ihn erst nach ihrem Tod, und bei vielen verblasst er schon zu Lebzeiten. Was die eine Generation bewundert, verabscheut mitunter die nächste.«

    Die Gestalt des Achill wurde oftmals in Götter- und Heldensagen besungen und wird in dieser neuen und zeitgemäßen Nacherzählung „Das Lied des Achill“ von Madeline Miller aus einem besonderen Blickwinkel beleuchtet. Es ist nicht nur die spannende und mitreißende Geschichte, die einen ins antike Griechenland katapultiert, nicht nur die Aufarbeitung des mythologischen Stoffes, die magischen Geschöpfe, die Parade der klassischen Helden, die Entführung der schönsten Frau und die Führung eines sinnlosen Krieges um die Ehre, sondern eine unverbrauchte Erzählperpektive, die verzaubert.

    Wer erzählt denn hier? Es ist Patroklos, Freund, Gefährte, Geliebter des Achill. Patroklos hat nun so gar nichts Heldenhaftes an sich. Ein schreckliches Ereignis hat Patroklos von Kindheit an geprägt, das ihm jegliche Ambition zu kämpfen und töten genommen hat. Aus Patroklos‘ sensibler, sanftmütiger und aus Liebe und Verehrung verklärter Sicht liegt hier der Fokus auf der Beziehung zwischen ihm und Achill.
    Achill, der Auserwählte, der Beste aller Griechen, ist in seiner Perfektion trotz allem nicht unfehlbar. Auch der Charakter des Patroklos entwickelt sich vom tollpatschigen Jungen zu einem reflektierten jungen Mann, der Achill durchaus auch Widerworte gibt. Wie es halt so ist in einer Beziehung.

    Madeline Miller hat mich mitgenommen in eine alte Welt im neuen Gewand. Liebe, Begehren, Hass, Leidenschaft, Eifersucht, Ehrgeiz, Stolz: Die Palette der Emotionen in diesem Buch ist bunt.

    Zusammengefasst: „Große Leseliebe!“

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  1. Von der Ehre eines Halbgotts

    Kurzmeinung: Ein wenig flach geraten hier und da - aber trotzdem gut lesbar!

    Der Bekanntheitsgrad der Sage von Achill, dem Sohn einer Meeresgöttin und einer Sterblichen, einer Sage aus dem griechischen Mythologienzyklus, war früher geläufiger. Heute kennen viele Menschen griechische Mythologie nicht mehr. So ist es ein Verdienst der Autorin, die auch den Roman „Circe“ geschrieben hat, diese Sagengestalten wieder mehr ins Bewusstsein zu holen. Ein Bildungsauftrag, sozusagen, dem die Autorin nachkommt.

    Beim Lied des Achill nimmt sich die Autorin (natürlich) manche Freiheit heraus. Achills Freund und Gefährte Patroklos ist sowohl der Erzähler als auch Geliebter. Noch über den Tod hinaus verlieht ihm die Autorin eine Stimme, was ein wenig befremdlich ist. Eine weitere Erzählperspektive hätte dem Roman mehr Spannung verliehen und noch andere Nuancen und Zuspitzungen möglich gemacht. So ist die Erzählung mit der Zeit recht monoton und flacht gelegentlich ab.

    Die Autorin macht ihre Sache ansonsten ganz gut. Man kann sich die beiden jungen Männer, Patroklos und Achill, auf die sich die Erzählung konzentriert, plastisch vorstellen. Ihre Probleme, die aus den Sitten und Gebräuchen jener Zeiten resultieren, sind ein wenig anders als die Probleme heutiger Jugend. Da belasten Prophezeihungen, da lasten Erwartungshaltungen, da wird Aussehen und Ansehen das wichtigste Gut. Und Ehre steht beständig auf dem Prüfstand.

    Die Zeitumstände, Sklaven sind keine Menschen, mit Kriegsbeute kann man machen, was man will, ein erschreckendes Frauenbild, transportiert Miller überzeugend. Ihre Sprache ist der altertümlichen und ein wenig überbordenden Wortwahl von Märchen und Legenden angepasst und insoweit stimmig.

    Nach einer Weile fallen Wiederholungen auf, die besorgte Göttermutter Thetis mit ihrer furchterregenen Aura, erscheint einige Male zu viel aus dem Nichts, das blonde fliegende Haar Achills und seine bronzene Haut gingen mir allmählich „on nervs“, und im Krieg in Troja, vermisste ich Strategisches. Ein wenig mehr zu den Nebenfiguren hätte das Buch auch vertragen, das immer wieder Gefahr läuft im persönlichen Schnickschnack von Patrokles und Achill zu verlaufen. Ein Blick in die belagerte Stadt, eine Innensicht, wäre reizvoll gewesen, möglicherweise der Blick von Helena, der Person, um die es ging?

    Fazit: Alles in allem ist „Das Lied des Achill“ für jemanden, der die Sage nicht kennt, nett geschrieben und informativ, doch die Erzählperspektive ist eng und macht den Roman eintönig, wenn nicht gar mit der Zeit flach, weil es Seite um Seite um die homosexuelle Seite Achills geht und der Krieg gegen Troja sich auf das beschränkt, was jeder Krieg mit sich bringt: Kriegsgräuel.

    Kategorie: Märchen und Legenden
    Eisele Verlag, 2020

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  1. 5
    29. Feb 2020 

    Mitreißende Adaption griechischer Mythologie

    Nach einem tragischen Unfall wird der junge Prinz Patroklos ins Exil nach Phthia geschickt, wo er mit dem gleichaltrigen Achill aufwächst. Auch wenn die beiden sehr unterschiedlich sind, werden sie doch schnell zu besten Kameraden. Aus Freundschaft entsteht schließlich Liebe - eine Liebe, die immer wieder auf die Probe gestellt wird. Vor anderen müssen sie sich verstellen, Achills Mutter, der Nymphe Thetis, ist die Beziehung ein Dorn im Auge und ein altes Versprechen Patroklos' droht einem von ihnen den Tod zu bringen.

    Schon "Ich bin Circe" von derselben Autorin konnte mich restlos begeistern und nicht anders ist es mit "Das Lied des Achill". Die Handlung wird aus Patroklos' Sicht erzählt und umfasst sein gesamtes Leben, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Im Fokus steht natürlich die Beziehung zu Achill. Während der schneller, stärker und ein besserer Kämpfer als alle anderen ist - was ihm den Namen "Aristos Achaion", der "Beste der Griechen" einbringt - ist Patroklos aus weicherem Holz geschnitzt. Er ist sehr empfindsam, hat ein starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit und findet erst durch die Erziehung durch den Zentauren Cheiron zu sich selbst.

    Da er kein Kämpfer ist, bleibt Patroklos nur die Möglichkeit, seiner großen Liebe Achill stets bedingungslos zu folgen - auch in die Trojanischen Kriege, wo er in dessen Streitwagen sein Leben riskiert. Nach und nach zieht er sich dann jedoch aus dem Kampfgeschehen zurück und wendet sich der Heilkunst zu. Achill hingegen steigt sein Ruhm immer mehr zu Kopf, so dass er schnell Feinde um sich schart. Wie wird Patroklos sich entscheiden, wenn er zwischen dem, was gut und richtig ist und seinem Geliebten wählen muss?

    Mit "Das Lied des Achill" ist Madeline Miller erneut eine mitreißende Adaption griechischer Mythologie gelungen. Natürlich sind gewisse Teile der Handlung mit Vorkenntnissen in diesem Gebiet vorhersehbar. Da jedoch mehr wert auf die Entwicklung der beiden Helden und ihre Beziehung zueinander gelegt wird, tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Bleibt nur zu hoffen, dass Madeline Miller sich in Zukunft noch weiteren antiken Helden literarisch widmen wird.

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