Die Optimisten

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Optimisten' von Rebecca Makkai
4.15
4.2 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Optimisten"

Chicago, 1985: Yale ist ein junger Kunstexperte, der mit Feuereifer nach Neuerwerbungen für seine Galerie sucht. Gerade ist er einer Gemäldesammlung auf der Spur, die seiner Karriere den entscheidenden Schub verleihen könnte. Er ahnt nicht, dass ein Virus, das gerade in Chicagos „Boys Town“ zu wüten begonnen hat, einen nach dem anderen seiner Freunde in den Abgrund reißen wird. Paris, 2015: Fiona spürt ihrer Tochter nach, die sich offenbar nicht finden lassen will. Die Suche nach der Tochter gestaltet sich ebenso zu einer Reise in die eigene Vergangenheit, denn in Paris trifft sie auf alte Freunde aus Chicago, die sie an das Gefühlschaos der Achtzigerjahre erinnern und sie mit einem großen Schmerz von damals konfrontieren. Die Optimisten ist eine zutiefst bewegende Geschichte darüber, wie Liebe uns retten, aber ebenso vernichten kann, und wie uns traumatische Ereignisse ein Leben lang prägen können, bis Heilung möglich wird.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:624
Verlag: Eisele Verlag
EAN:9783961610778
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Rezensionen zu "Die Optimisten"

  1. Zeitreise

    Im Endeffekt geht es in diesem Buch um schwule Männer in Chicago, (um 1985) die an AIDS erkranken und daran sterben und wie das soziale Umfeld (in dem Fall Fiona) mit diesen Verlusten umgeht.

    Für mich war die Geschichte, die in Chicago spielt toll geschrieben. Die Männer werden sehr liebevoll und berürhend beschrieben, so dass man sie als Leser richtig lieb gewinnt. Sie wurden für einen richtige Freunde, mit denen man sich mitfühlt und trauert.

    Als Gegenpol spielt der andere Teil in Paris. Fiona, die ihren Bruder in den 1980 er Jahren verloren hatte und eine Schlüsselfigut und Maskottchen, der schwulen Szene in Chicago, sucht ihre Tocher, Claire. Diese hat den Kontakt zu Fiona abgebrochen und ist in eine Sekte abgetaucht und hat sich dann mit ihrem damaligen Freund daraus befreit.

    Für mich schrappte die Geschichte knapp an Trash/ Schmonzette und Melodramatik vorbei. Sie war wirklich sehr langatmig geschrieben, so dass ich 200 Seiten vorgeblättert habe, um festzustellen, dass ich nicht sehr viel verpasst habe.

    Was für mich ein wirklicher Pluspunkt war, dass die Figuren, die in Chicago spielten, "echt" waren. Sie lebten, sie berührten mich. Ich wollte auf einmal total viel über die Entwicklung der Krankheit AIDS erfahren. Und ihr Lebens- und Leidensweg hat mich zu Tränen berührt. Ich habe als Leser gemerkt, dass die Autorin wirklich etwas zu sagen hat und dass das ihr Thema ist/ war.
    Ein wirklich lesenswertes Buch!

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  1. Auch in Krisenzeiten gilt: Immer optimistisch bleiben

    Der Roman spielt auf zwei sich abwechselnden Zeitebenen. Die eine beginnt im Jahre 1985 in Chicagos „Boystown“, einer Gegend, in der viele schwule junge Männer leben, lieben, feiern und das Leben genießen. Bis die bis dahin unbekannte Krankheit AIDS droht, dieses Dasein komplett zu beenden.

    Wir lernen Yale und Fiona auf Nicos Trauerfeier kennen. Yale war Nicos Freund, Fiona seine Schwester. In der Zeitebene von 1985 ist Yale die Hauptfigur. Er ist leidenschaftlicher Kunstexperte und arbeitet für eine kleine Galerie. Die Bekanntschaft mit Fiona führt zum Kontakt mit der über 90-jährigen Nora, die in ihrer Jugend Modell für bekannte Maler saß. Aus dieser Zeit verfügt sie noch über einige Bilder, die sie Yales Galerie stiften möchte. Die Familie nicht beglückt darüber, weil sie dann den Erbanspruch verlieren würde. Es entwickelt sich eine höchst interessante Auseinandersetzung rund um die Kunstwerke.
    Yales Privatleben scheint in ruhigen Bahnen zu verlaufen. Er lebt seit Jahren mit Charlie in einer monogamen Partnerschaft, er hat einen großen Freundeskreis. An den Wochenenden trifft man sich in unterschiedlichen (Schwulen-)Bars, genießt das Leben, kämpft aber auch für die eigenen Rechte. Eingetrübt wird die Stimmung erst durch das neue Virus HIV, das Lücken in die Schwulenszene reißt. Trotzdem bleiben die jungen Männer optimistisch, versuchen mit der Bedrohung zu leben. Mancher lässt sich testen, mancher will es gar nicht wissen. Man hilft den Betroffenen, die vielfach keinen Kontakt mehr zu ihren Familien haben, in den Phasen der Krankheit bis hin zum Tod. So bedrückend dieses Szenario scheint, so gut ist es der Autorin gelungen, den Blick stets nach vorne zu richten, ohne allzu große Trübsal aufkommen zu lassen. Der Roman wirkt nie hoffnungslos. Ich denke, dass dort auch der Titel des Buches herrührt.

    Die zweite Zeitebene spielt im Jahr 2015, also 30 Jahre später. Fiona steht nun im Mittelpunkt, die nach Frankreich gereist ist, um ihre verschollene Tochter Claire zu suchen. Claire soll mit dem falschen Mann in die Fänge einer Sekte geraten sein, sie hat seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Fiona vermutet, dass sie mittlerweile eine kleine Tochter haben könnte.
    In Paris wohnt Fiona bei ihrem alten Freund, dem mittlerweile berühmten Fotografen Richard Campo, der damals in Chicago zum engsten Freundeskreis ihres Bruders Nico gehörte und noch Kontakte zu den Überlebenden von damals hat. Nach und nach wird Fiona, die offenbar vielen Sterbenden aus der Schwulenszene in ihren letzten Wochen beigestanden hat, mit ihrer verdrängten Vergangenheit, mit ihrer Trauer und erlittenen Verletzungen konfrontiert, die weitreichende Auswirkungen auf ihr eigenes Familienleben gehabt haben. So sind diese Tage in Paris nicht nur eine Suche nach Claire, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit und Einkehr eigene Ich, die neue Erkenntnisse zutage fördern. Wie nebenbei eingewoben werden auch die grausigen Terroranschläge vom 13. November 2015 mit ihren Folgen für die Pariser Bevölkerung.

    Die Zeitebenen wechseln sich kapitelweise ab. Beide Geschichten entwickeln ihren eigenen Sog, zum Ende hin erfährt man immer mehr Details aus der Vergangenheit, die Erklärungen liefern und Zusammenhänge zur Gegenwart herstellen, was etwas Erleuchtendes hat. Diese Komposition ist Makkai sehr gut gelungen.
    Das Buch entwickelt eine unglaubliche Wucht, weil man als Leser die Tragödie der um sich greifenden AIDS-Erkrankung hautnah aus erster Hand vor Augen geführt bekommt. Was für viele von uns damals nur Schlagzeilen aus einer anderen Welt waren, erhält auf einmal eine höchst persönliche Note: Zunächst war da nur die allgemeine Ungläubigkeit, bis man sah, was die Krankheit mit den Betroffenen machte: Sie höhlte aus, verursachte hässliche Ausschläge, inaktivierte die Immunabwehr und führte schließlich auf brutale Weise und unumkehrbar zu Tod. Die Nachricht, dass ein naher Freund erkrankt war, führte nicht nur zu Betroffenheit, sondern mitunter zu monatelanger Angst, auch selbst infiziert zu sein. Eine Angst, die erst durch den erlösenden Test genommen (oder bestätigt) werden konnte. Medikamente gab es noch nicht, AIDS war ein Todesurteil. Es blieb nur die Hoffnung auf einen möglichst späten Ausbruch der Krankheit. Dazu kam die Ächtung und allgemeine Diskriminierung der Schwulen in der Gesellschaft. Das alles wird sehr authentisch und doch unsentimental erzählt.

    Beide Erzählebenen lesen sich völlig unkompliziert, man hat keine Probleme beim Wechseln und Folgen. Insofern ist es ein entspannender Roman, der zudem zufällig zum richtigen Zeitpunkt erschienen ist: mitten in der Corona-Krise. Wieder bringt eine unbekannte Krankheit Tod und Leid über die Menschen und zwingt zur Veränderung von Gewohnheiten.

    „Die Optimisten“ ist ein wunderbares Buch zum Abtauchen. Es bringt einem eine vergangene Krise ins Bewusstsein, macht aber auch vor aktuellen Herausforderungen nicht Halt. Es hält eine erstaunliche Anzahl wirklich sympathischer Figuren parat, von denen nicht viele überleben. Trotzdem ist der Grundton optimistisch. Fiona hat in ihrem Leben viel Gutes geleistet und darüber ihre eigene Familie vernachlässigt. Am Ende hilft immer nur das Nachvorneschauen, ohne sich an Vergangenem festzuhalten. Das ist das, was man aus diesem überaus lesenswerten Roman mitnehmen kann: Immer optimistisch bleiben!

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  1. 4
    23. Mai 2020 

    Boystown

    Im Chicago Mitte der 1980er leben Yale und seine Freunde in einer eingeschworenen Community. Das Leben könnte so schön sein, gäbe es da nicht diese unheimliche Krankheit, die Lücken in ihre Reihen reißt. Fiona ist eine der wenigen jungen Frauen, die als Nicos Schwester ein festes Mitglied der Gemeinschaft ist. Und Nico ist einer der ersten aus ihren Reihen, der der Krankheit erliegt. Was soll dieses Virus? Sie wollten sich doch gerade ihren Platz in der Gesellschaft erobern, sie wollten feiern, sie wollten Spaß. Keiner wollte so jung sterben.

    Auf zwei Zeitebenen ist dieser Roman angesiedelt. Zum einen wie erwähnt in den 80ern des letzten Jahrhunderts - wie weit weg das klingt - und zum anderen im Jahr 2015 als Fiona nach Paris reist, um nach ihrer Tochter zu suchen. Überraschend trifft sie in der Stadt der Liebe ein paar der alten Bekannten wieder und damit erstehen auch die alten Zeiten vor ihrem inneren Auge wieder.

    Die Autorin zieht einen selbst in die Erinnerung an die eigene Jugend. Auch wenn man wegen der dörflichen Herkunft im direkten Umfeld nicht allzu viel mitbekam, so war die Krankheit und das Virus allgegenwärtig. Die Lust am Feiern wurde jäh ausgebremst, auf einmal war Vorsicht geboten. Und der Gedanke, mich betrifft es nicht, bot keine Erleichterung. Es konnte jeden treffen. Wie schlimm muss es da erst unter denen gewesen sein, die eigentlich nur ihr Leben leben wollten, beruflich durchstarten und ihre Liebe genießen? Plötzlich wurden Freunde, Kollegen und Liebste von ihrer Seite gerissen und doch steckten sie manchmal den Kopf in den Sand. Und Fiona mitten drin, häufig der letzte Halt für ihre Freunde.

    Mit dem von ihr gewählten Thema berührt die Autorin, besonders wenn man eine Erinnerung an die aufkommende Bedrohung hat. Gerade heutzutage wo es auch gilt gegen eine bedrohliche Krankheit, gegen die es kein Mittel gibt, anzukämpfen, bekommt das Buch eine zusätzliche Aktualität. Allerdings schafft die Autorin es nicht, einem die handelnden Personen wirklich nahe zu bringen. Vielleicht ist die Handlung etwas zu episodenhaft erzählt. Dennoch regt das Buch zum Nachdenken an und einige Szenen sind wirklich herzzerreißend.

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  1. 5
    16. Mai 2020 

    Ein interessanter, bewegender und hochaktueller Pageturner!

    Zwei Geschichten werden erzählt und geschickt miteinander verwoben. Sie greifen ineinander, werden schließlich zu einer Geschichte und am Ende schließt man das über 600-seitige Werk mit einem zufriedenen Lächeln und der Gewissheit, ein interessantes, berührendes und unterhaltsames Buch gelesen zu haben, das man nicht so schnell vergessen wird.

    Am einen Ende die Aids-Krise in Chicago (1980-er Jahre), am anderen Ende die Terroranschläge in Paris (2015).
    Dazwischen Krankheit und Tod. Leben, Leidenschaft und Liebe. Freundschaft, Verbundenheit, Vergebung und Treue.

    Die ganze Palette an Emotionen wird im Verlauf des Romans ausgelöst, aber zu keinem Zeitpunkt wird er kitschig oder rührselig.

    Nach dem Öffnen des Buches landen wir auf einem „Leichenschmaus“. Aber nicht in einer Gaststätte, sondern im eleganten Brownstone-Haus von Richard in Chicago im November 1985.

    Der väterliche, gut situierte, homosexuelle und talentierte Fotograf Richard hat eine Trauerfeier für die schwulen Bekannten und Freunde des vor drei Wochen an Aids verstorbenen, erst 25 Jahre alten Comiczeichners Nico organisiert.

    Auf der offiziellen Trauermesse ist die schwule Community nicht erwünscht.

    Neben dem 31-jährigen Yale und dem um 5 Jahre älteren Charlie, Nicos besten Freunden, ist auch Fiona, Nicos um vier Jahre jüngere Schwester, auf dem Fest bei Richard.
    Diese fünf Personen, Fiona, Nico, Yale, Charlie und Richard, werden uns den ganzen Roman über begleiten.

    Fiona und ihr verstorbener Bruder Nico waren eng miteinander verbunden.
    Er wurde mit 15 Jahren von den Eltern verstoßen. Sie hat sich mit ihrem Bruder solidarisiert und ihm und ihren gemeinsamen Freunden bis zuletzt die Treue gehalten.

    Yale und Charlie haben Nico am Sterbebett versprochen, sich um Fiona zu kümmern.
    Ein Versprechen, das letztlich in umgekehrter Weise eingelöst wurde.

    Alkohol, Drogen, Dia-Show… Eine feuchtfröhliche Party ist bei Richard im Gang. Genau so hätte es Nico gefallen.

    Yale wird auf dem Fest von Erinnerungen und Wehmut übermannt und zieht sich in ein Schlafzimmer in der ersten Etage zurück, um innerlich zur Ruhe zu kommen.
    Als er nach einiger Zeit wieder herunterkommt sind alle verschwunden. Das Haus ist wie ausgestorben.

    Was ist da passiert?
    Auf die Antwort müssen wir erst einmal warten, denn mit dem nächsten Kapitel gelangen wir ins Jahr 2015.

    Die inzwischen 51-jährige Fiona ist Psychologin und Geschäftsführerin eines Gebrauchtwarenladens „mit Mission“: Mit Umsatz und Erlös setzt sich Fiona für Aids-Erkrankte ein - eine Lebensaufgabe in Erinnerung an all‘ ihre verstorbenen Freunde und Bekannte.

    Im Moment befindet sie sich in einem Flugzeug nach Paris.
    Sie will dort mit Hilfe eines Privatdetektivs ihre Tochter Claire suchen, die sich vor einigen Jahren einer Sekte angeschlossen hat.

    Während ihres Aufenthalts wird sie bei Richard, dem mittlerweile 80-jährigen berühmten Fotografen, den wir bereits im ersten Kapitel kennengelernt haben und der damals die Trauerfeier für Fionas Bruder Nico organisiert hatte, wohnen.

    Nach diesem Kapitel wechseln wir regelmäßig zwischen 1985 ff und 2015 hin und her.
    Das Tolle dabei ist, dass jeder der beiden Erzählstränge interessant, unterhaltsam und packend ist und bewundernswert ist, wie die Autorin zwischen diesen beiden Ebenen eine Brücke schlägt.
    Es wirkt mühelos und unaufgeregt, wie sie die beiden Zeitstränge durch Personen, Geschehnisse und Erinnerungen verbindet.

    Wir lesen von den 1980-er Jahren, in denen das HIV-Virus zu grassieren und wüten begann und auch eine Bedrohung für Chicagos Schwulenszene wurde.
    Wir tauchen in „Chicagos Aidskrise“ ein, lesen von Tests, fehlenden Behandlungsmöglichkeiten, persönlichen Schicksalen, Vorurteilen, Ausgrenzungen und Demonstrationen.
    Mit rasanter Geschwindigkeit erkranken und sterben Infizierte. Die beängstigende Atmosphäre und die verunsicherte Grundstimmung erinnern an die momentane Bedrohung durch das Coronavirus. Ein Wiedererkennungseffekt, der gleichermaßen erschreckend wie faszinierend ist.

    Wir erfahren etwas über Yales Alltag in der Galerie, für die er gerade eine wertvolle Gemäldesammlung ergattern will, über Charlies Arbeit als Herausgeber der Zeitung „Out Loud Chicago“, einer „Schwulenzeitung“, und über die Liebesbeziehung der beiden Männer, die immer wieder von Charlies ungerechtfertigter Eifersucht überschattet wird.

    Die oben erwähnte wertvolle Gemäldesammlung stammt von Fionas und Nicos 90-jähriger Großtante Nora. Wir lernen aber nicht nur die faszinierende alte Dame, die einst Kunst studierte und bei berühmten Künstlern in Paris Modell saß, kennen, sondern auch Frank, ihren geldgierigen Sohn und Debra, ihre verwöhnte und übellaunige Enkelin, die beide mit der Spende nicht so ganz einverstanden sind.

    Ob es Yale schließlich gelingen wird, die Sammlung für die Galerie zu gewinnen und ob Fiona ihre Tochter in Paris finden wird, erzähle ich hier natürlich nicht, aber diese Geschichten in der Geschichte sind spannend, verschaffen einen interessanten Einblick in einen wichtigen Bereich der Kunstszene und zeigen auf, wie schnell Missverständnisse entstehen können, wie leicht Beziehungen Risse bekommen können und wie schwierig, unsinnig und unmöglich es oft ist, Schuld zuzuweisen.

    Rebecca Makkai schreibt empathisch, liebevoll, bewegend und ausdrucksstark.
    Sie zeichnet authentische und lebendige Charaktere und verwendet dabei eine flüssig zu lesende und bildhafte Sprache mit wunderschönen Formulierungen und Metaphern.

    Hier einige Kostproben:
    „Normalerweise war er ein Gummiball aus kinetische Energie…“ (Kindle, Pos. 219)

    Toll formuliert, so wahr und auch zum Schmunzeln: „Als ich in ihrem Alter war, dachte ich, ab 50 würde es nur noch bergab gehen. Tja. Die Vorteile, die zur Altersdiskriminierung führen, sind die einzigen, die sich von selbst korrigieren, nicht wahr?“ (Kindle, Pos. 2285)

    Welch schöne Metapher, um eine Infektionskette zu beschreiben: „Sie waren menschliche Dominosteine. Wie konnte er nicht wissen, dass er der nächste Dominostein in der Reihe war?“ (Kindle, Pos. 2594)

    Mit dieser Formulierung kann man sich die Szene doch ganz genau vorstellen: „Er ließ sich auf einen Barhocker sinken, SCHÄLTE die Sohlen vom klebrigen Boden und bestellte einen Manhattan.“ (Kindle Pos. 4457)

    Vielleicht überlegt sich der ein oder andere interessierte Leser skeptisch, dass er in einer real virusdominierten Welt nichts über ein anderes Virus lesen möchte, dass die Realität genug Schwere und Ernst bereithält und dass es gerade deshalb besonders bedeutsam ist, für ausgleichende Ablenkung und Unterhaltung zu sorgen.

    Ich habe vor der Lektüre keine dieser Überlegungen angestellt, weil ich blind auf Elke Heidenreichs Empfehlung vertraute, die keine Details über den Inhalt verriet.

    Jetzt, am Ende der Lektüre kann ich voller Überzeugung sagen, dass man den Roman auch bedenkenlos lesen kann, wenn man sich im Vorfeld diese Gedanken macht.

    Es geht zwar um eine ernste und berührende Thematik, aber der Roman ist vielschichtig, abwechslungsreich und durchweg fesselnd, kurzweilig, interessant und unterhaltsam.
    Makkai gelingt es, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Schwere und Leichtigkeit herzustellen.

    An dieser Stelle macht es Sinn, auf den Titel des Romans zu verweisen. Er heißt nicht umsonst „Die Optimisten“ und verweist zurecht darauf, dass es hier trotz schwerer und ernster Grundthematik nicht um Ausweglosigkeit, Pessimismus und Depression geht.
    Im Verlauf und vor allem gegen Ende des Romans wird klar, warum die Autorin gerade diesen Titel gewählt hat, der ein Gegengewicht zur mit dem Thema assoziierten Stimmung darstellt.

    Ich flog durch die Seiten und bezeichne ihn gerne als absolut lesenswerten Pageturner.

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  1. Von Aids und vom Tod

    Kurzmeinung: Verliert leider mit der Zeit durch Geschwätzigkeit und zu viele Handlungselemente.

    In dem Roman „Die Optimisten“ geht es um die Schwulenszene in den 1980ern in Chicago und die Veränderungen, die eintreten als das tödliche Aids-Virus ausbricht wie eine Seuche, gegen die man nichts tun kann.

    „Plötzlich ist Sex nicht mehr nur Sex“, lässt die Autorin ihren Hauptprotagonisten sagen. Sondern besetzt mit Angst und Krankheit, Verdächtigungen und aufgebrachten Unterstellungen gegenüber dem Gesundheitswesen und der Politik. Die sie (gefühlt) alle im Stich lassen. Denn zuerst hat man sich in der Szene endlich frei gefühlt, waren die 1980er die Zeiten des sexuellen Comingouts überhaupt und der Möglichkeit, sich auszuprobieren und von langhergebrachten Fesseln der Konventionen zu lösen. Das Paradies schlechthin! Und nun das: Zurück auf Null und von der Gesellschaft geächtet, ausgestoßen.

    Yale und Charlie sind ein monogames Paar, das schützt sie in diesen Zeiten vor Ansteckung und Tod. Der eine, Charlie, leitet mit Engagement und großem Erfolg eine Schwulenzeitung, der andere ist in der Kunstsparte tätig. Yale ist führender Angestellter einer der Northwesternuniversität angegliederten Galerie und fürs Fundraising zuständig. Dieses Fundraising umfasst sowohl finanzielle Zuwendungen wie auch das Anlandziehen von Vermächtnissen möglichst wertvoller Kunstgegenstände. Gerade ist Yale dabei, einer alten Dame zuzureden, der Galerie ihre millionenschweren Bilder zu vermachen und sie nicht der Familie zu überlassen. Eine schwierige Aufgabe. Zeitgleich: Das Idyll des schwulen Paares, Yale und Charlie, zerbricht als einer der beiden fremdgeht und sich ansteckt. Ist auch der andere angesteckt?

    Positiv ist zunächst herauszustellen, dass die Autorin das Geschehen der Schwulenszene in Chicago, das Aufkommen von Aids, die erschütternden Krankengeschichten sowie diverse politische Ereignisse, einschließlich der Kunstszene Chigacos, sehr authentisch darstellt.

    Leider auch akribisch. Die sorgfältige Recherche der Autorin führt deshalb zu manchen Längen. Subjektiv und drastischer ausgedrückt: Das Buch ist zu lang und ersäuft an seiner Detailfülle.

    Nach der Hälfte der Zeit verliert die geneigte Leserin allmählich das Interesse. Woran liegts im Einzelnen?

    Zwei parallel geführte Handlungstränge wechseln sich unnötigerweise regelmässig ab und lassen das Interesse erlahmen. Erstens hängen sie nur lose zusammen und zweitens gibt es keinen ersichtlichen Grund für den ständigen Wechsel, beide Stränge werden nicht immer dichter zusammengeführt, sondern bleiben für sich stehen bis zum Ende.

    Die Protagonisten, Yale in den 80igern und Fiona um 2015, begeistern nicht. Sie haben zu wenige Facetten. Leblos sind sie nicht und sie schwätzen auch eine Menge. Aber sie sind zu beschäftigt, um zu wirken. Yale mit seiner Kunst und dem Schwulsein und Fiona mit der Suche nach ihrer Tochter und Enkelin. Wer sind Fiona und Yale wirklich? No idea. Das Sosein kommt zu kurz.

    Die Handlung ist viel zu vollgestopft. Nicht nur verfolgen wir den sehr komplizierten Fundraisingsfall Yales in allen Einzelheiten, sondern auch seine Beziehungen zu Charles und zu quasi jedem, der ihm über den Weg läuft. Diverse Krankheitsverläufe und Todesfälle werden in der Rückschau beobachtet.

    In Paris wird es vollends wirr. Wir hasten mit einem Privatdetektiv durch die Gassen, brechen eine Wohnung auf, bereiten eine Ausstellung vor, arbeiten alte Beziehungen auf, haben sexuelle Abenteuer und erleben einen terroristischen Anschlag. Dazu schwätzen die Protagonisten ununterbrochen (vor sich hin). Dialoglastig ist ja per se nicht verkehrt, nur dann, wenn dies zum Nachteil "der Persönlichskeitsbildung" geht, dann schon.

    Fazit: Die historische Darstellung der Chicagoer Schwulenszene, einschließlich deren Verortung in Politik und Gesellschaft ist gut gelungen. Der zweite Teil mit Paris und allem drum und dran jedoch ist für ärgerliche Längen verantwortlich. Es wäre besser gewesen, ihn gar nicht zu bringen. Die Charakterzeichnungen hätten ausgeprägter sein können, ja müssen! Fiona ist eine sehr langweilige Person.

    Insgesamt ist der Roman schon gut lesbar, aber der große Wurf ist es nicht.

    Kategorie: (Fast historischer) Roman. Belletristik.
    Verlag: Eisele, 2020

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  1. Ein Buch, das nicht spurlos am Leser vorbeigeht

    Das Original, “The Great Believers”, rief in der englischsprachigen Literatur eine enorme Resonanz hervor – als habe der Roman endlich, endlich eine Lücke geschlossen, endlich ein kaum überwundenes Trauma in die richtigen Worte gefasst.

    Eine zugleich begeisterte und erschütterte Rezension folgte auf die nächste, der Roman wurde für einige Preise nominiert und gewann auch zahlreiche davon.

    Ich kann kaum in Worte fassen, was dieses Buch in mir hervorrief.

    Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Aids sich das erste Mal durch die Nachrichten brannte wie ein Buschfeuer. Der Schock, aber vielerseits auch die direkt folgende Beschwichtigung: Gott sei Dank, dass mir das nicht passieren kann – das betrifft ja nur die Schwulen. (Erst später wurde klar: Aids kann auch Hetereosexuelle treffen.)

    Und so rückte eine Minderheit auf die furchtbarste Art ins Rampenlicht, während ihr Leid zugleich reißerisch ausgeschlachtet und marginalisiert wurde.

    Rebecca Makkai zollt diesem Leid drei Jahrzehnte später Respekt und echtes Mitgefühl.
    Das liest sich durchaus spannend, das liest sich sogar unterhaltsam, aber es reißt auch tiefe Wunden ins Leserherz, es bewegt, verstört und wühlt auf. Die Charaktere sind glaubhaft und komplex, und man hat immer im Hinterkopf: Wirst du das Buch überleben? Und du? Und du? Bitte, wenigstens du… Es schnürt einem die Kehle zu – und ja, ich habe geweint.

    Das ist meisterhaft geschrieben, in einer Sprache, die die Atmosphäre der Zeit und die Gefühle der Protagonisten mühelos zum Leben erweckt – da trifft jeder Satz ins Mark. ‘Zum Leben erweckt’? Da bin ich gerade vor meinen eigenen Worten erschrocken, die ungewollt zynisch wirken, wo doch nur wenige Charaktere das Buch überleben.

    Warum soll man das lesen? Warum sollte man sich das antun?

    Warum liest man überhaupt Bücher, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wenn diese Begebenheiten schrecklich waren? In meinen Augen tut man das (auch), weil man die menschliche Natur verstehen will, die sich nie so prägnant und glasklar zeigt wie in Zeiten der Angst und des Schmerzes. “Die Optimisten” erfüllt genau dieses Bedürfnis nach Verstehen und Verständnis.

    Und der Roman zeigt ja nicht nur das Leid und den Schmerz, sondern auch die Hoffnung, die bedingungslose Liebe und die tief empfundene Freundschaft, ein wahres Kaleidoskop an Gefühlen. Da wird nichts künstlich aufgebauscht, nichts dramatisiert, aber auch nichts geschönt oder verharmlost.

    Die Autorin lässt die Gefühle der Charaktere, stellvertretend für die Gefühle der damals tatsächlich Betroffenen, ganz unaufdringlich einfach nur wirken. Sie gibt den Betroffenen eine Stimme und sie gibt auch den Schuldgefühlen der Überlebenden Raum. Und das wirkt so echt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass Yale und seine Freunde nie wirklich gelebt haben.

    Der zweite Handlungsstrang im Jahr 2015 öffnet eine Tür für die Hoffnung.

    Hier wird deutlich: Heilung nach einem traumatischen Erlebnis ist möglich, doch erst müssen die eigenen Gefühle aufgearbeitet werden. Fiona, die die meisten ihrer Freunde überlebt hat, begreift, dass sie die Vergangenheit endlich loslassen muss, um das Verhältnis zu ihrer Tochter zu retten.

    Dieser Teil des Buches ist bitter nötig, denn wenn das Leid dargestellt wird, sollte auch die Hoffnung nicht verschwiegen werden. Der Autorin gelingt hier meines Erachtens die genau richtige Balance, ohne als Mehrgenerationenroman in die Kitsch-Falle zu tappen.

    Fazit

    In Chicago des Jahres 1985 rafft ein neuer Virus junge, bisher gesunde Männer aus der Schwulenszene dahin: Aids, das erst gar nicht ‘Aids’ hieß, sondern ‘Gay People’s Immuno Deficiency Syndrome’, weil man da noch dachte, es könne nur Schwule betreffen. Der junge Kunstexperte Yale muss zusehen, wie seine Freunde reihenweise sterben – immer in der Angst, er könnte der Nächste sein.

    Dreißig Jahre später wird Fiona, die Nichte eines Aids-Opfers, die im Kreise seiner größtenteils ebenfalls verstorbenen Freunde aufwuchs, erneut mit dieser Epoche konfrontiert.

    Rebecca Makkai beschreibt die Zeit, in der es noch keine Medikamente gegen Aids gab und Abertausende von Menschen auf furchtbare Art und Weise starben, ungeschönt, dabei aber nicht sensationsheischend, sondern mit Empathie und großem Respekt. Das geht unter die Haut, ist aber gerade deswegen sehr lesenswert.

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Die kleine Kartäuserin: Roman

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Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:192
EAN:9783492501491
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Bonjour tristesse: Roman

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Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:176
EAN:9783550081385
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Die Sehnsucht des Vorlesers

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Sehnsucht des Vorlesers' von Jean-Paul Didierlaurent
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Sehnsucht des Vorlesers"

Es war reiner Zufall, dass der USB-Stick an diesem Montagmorgen Guylain Vignolles vor die Füße fiel. Der schüchterne Mann, der Bücher liebt und seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik hasst, hätte ihn genauso gut ignorieren können.



Doch das Schicksal wollte es nun mal, dass er sich danach bückte. Als der 6-Uhr-27-Regionalzug anfuhr, schob er ihn kurzerhand in seine Jackentasche. Und damit nahmen die Dinge ihren Lauf …

Format:Taschenbuch
Seiten:224
EAN:9783423216760
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Rezensionen zu "Die Sehnsucht des Vorlesers"

  1. „Figurenzeichnung mittels Intertextualität“

    Keine normale Rezension, sondern ein Beitrag zum Thema „Figurenzeichnung mittels Intertextualität“, denn ich vermute, dass die Art der Figurenzeichnung bei Didierlaurent zum Phänomen der Intertextualität gehört. Mit Intertextualität meine ich hier: Figurenzeichnung durch Textkohärenz, die die Leser*innen selbst herstellen.
    Ich schließe mich darin der Meinung von Literaturwissenschaftlerinnen an, die zum Thema „lesende“ Figuren schreiben, dass die Wahl der gefundenen Textstellen alles andere als zufällig sei. Der grausame Vater stehe für Guylains Vater. (Sehnsucht des Vorlesers, S. 13+15 = 125) Das „Text-Findelkind“, das danach kommt, erzählt aus meiner Sicht weiter, wie der Vater so grausam werden konnte. Er könnte jener Josef gewesen sein, der sich im Granatenhagel am Stamm der Birke festgehalten und ihn in seiner Angst mit Tränen und Urin benetzt hat. (Sehnsucht des Vorlesers, S. 17 = 51)
    Insofern kann man vielleicht sagen, dass ein der Intertextualität vergleichbares Phänomen zwischen Menschen wirksam ist. Was den Vater emotional geprägt hat, erscheint bei genauerem Hinschauen, wie ein Text in einem Palimpsest, im Leben seines Sohnes Guylain. Unsichtbar, aber wirksam. Denn Rouget de Lisle, dem Goldfisch, ergeht es wie dem Hasen: er wird durch einen neuen ersetzt.
    Auch das Element der Fürsorge hat eine Funktion, die Guylains Entwicklung nachzeichnet. Guylain hilft seinem Vorgänger Guiseppe Carminetti, seine Beine wieder zu finden; das gelingt ihm auf skurrile Art. Mit solchen Weisen der Solidarität mit anderen gelingt es Guylain schließlich, sein eigenes Leben und das von Julie zu verändern, indem er auf ihre Sehnsucht nach Veränderung (der Anzahl der Kacheln auf ihrem Arbeitsplatz) mit einem Brief und einer Kachel antwortet. Diese Idee fand ich beim Lesen genial berührend und wunderschön.

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  1. „Figurenzeichnung mittels Intertextualität“

    Keine normale Rezension, sondern ein Beitrag zum Thema „Figurenzeichnung mittels Intertextualität“, denn ich vermute, dass die Art der Figurenzeichnung bei Didierlaurent zum Phänomen der Intertextualität gehört. Mit Intertextualität meine ich hier: Figurenzeichnung durch Textkohärenz, die die Leser*innen selbst herstellen.
    Ich schließe mich darin der Meinung von Literaturwissenschaftlerinnen an, die zum Thema „lesende“ Figuren schreiben, dass die Wahl der gefundenen Textstellen alles andere als zufällig sei. Der grausame Vater stehe für Guylains Vater. (Sehnsucht des Vorlesers, S. 13+15 = 125) Das „Text-Findelkind“, das danach kommt, erzählt aus meiner Sicht weiter, wie der Vater so grausam werden konnte. Er könnte jener Josef gewesen sein, der sich im Granatenhagel am Stamm der Birke festgehalten und ihn in seiner Angst mit Tränen und Urin benetzt hat. (Sehnsucht des Vorlesers, S. 17 = 51)
    Insofern kann man vielleicht sagen, dass ein der Intertextualität vergleichbares Phänomen zwischen Menschen wirksam ist. Was den Vater emotional geprägt hat, erscheint bei genauerem Hinschauen, wie ein Text in einem Palimpsest, im Leben seines Sohnes Guylain. Unsichtbar, aber wirksam. Denn Rouget de Lisle, dem Goldfisch, ergeht es wie dem Hasen: er wird durch einen neuen ersetzt.
    Auch das Element der Fürsorge hat eine Funktion, die Guylains Entwicklung nachzeichnet. Guylain hilft seinem Vorgänger Guiseppe Carminetti, seine Beine wieder zu finden; das gelingt ihm auf skurrile Art. Mit solchen Weisen der Solidarität mit anderen gelingt es Guylain schließlich, sein eigenes Leben und das von Julie zu verändern, indem er auf ihre Sehnsucht nach Veränderung (der Anzahl der Kacheln auf ihrem Arbeitsplatz) mit einem Brief und einer Kachel antwortet. Diese Idee fand ich beim Lesen genial berührend und wunderschön.

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  1. 4
    27. Mär 2017 

    Kleine Helden des grauen Alltags - ein modernes Märchen...

    Diese Geschichte spielt in Paris - wenn auch nicht mittendrin. Ob vor zehn Monaten, heute oder in zweieinhalb Jahren, ist auch nicht entscheidend. Viel wichtiger ist: Guylain Vignolles liebt Bücher. Unseligerweise muss er sich seinen Lebensunterhalt jedoch in einer Papierverwertungsfabrik verdienen. Aus diesem Grund hat er wohl auch diese Macke entwickelt, die ihn Tag für Tag aus der grauen Masse der Pendler herausstechen lässt: Jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit liest er im 6-Uhr-27-Regionalzug laut ein paar Seiten vor, die er tags zuvor der gewaltigen Schreddermaschine entrissen hat - sein heimlicher Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur. Sonst ist der schüchterne Maschinenführer gefangen in einem monotonen Leben. Eines Tages aber geschieht etwas, das die Dinge von Grund auf verändern wird: Direkt vor seinem orangeroten Klappsitz im Zug findet Guylain einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer ganz besonderen jungen Frau namens Julie abgespeichert ist...

    "Für die Passagiere im Waggon war Guylain der komische Kauz, der jeden Morgen ein paar Buchseiten aus seiner Aktentasche zog, um sie mit lauter, klarer Stimme vorzulesen. Es waren nicht die Seiten eines bestimmten Buches. Nein, die Texte hatten rein gar nichts miteinander zu tun (...) Guylain war das egal. Für ihn war der Inhalt bedeutungslos. Was zählte, war der Akt des Vorlesens. Er schenkte jedem einzelnen Blatt seine ungeteilte Aufmerksamkeit, damit das Vorlesen seine magische Wirkung entfalten konnte: Jedes Wort, das ihm über die Lippen kam, befreite ihn ein bisschen von dem Ekel, der ihn beim Gedanken an seine Arbeit überkam." (S. 14)

    Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des 36jährigen Guylain, der einen Beruf ausübt, der ihn unglücklich macht. Er, der Bücher liebt, trägt täglich dazu bei, dass die Bestie - die große Schreddermaschine in der Firma - tonnenweise Bücher verschlingt und zu Papierbrei zermalmt, aus dem dann neue Bücher entstehen. Guylains Ekel vor dieser Tätigkeit ist so greifbar, dass es einem selbst beim Lesen vorkommt, als ob die Bestie ein von Grausamkeit geprägtes Eigenleben führt, und die einzige Möglichkeit der Rebellion besteht für Guylain darin, der Maschine einzelne Buchseiten wieder zu entreißen.

    "Gespannt schaltete Guylain seine Stirnlampe an. Tief im noch warmen Bauch der Bestie würde er gleich auf seine Diebesbeute stoßen. Sie erwartete ihn immer an derselben Stelle, der einzigen, die der Wasserstrahl aus den Düsen nicht erreichte: Ein paar Buchseiten (...) entgingen so ihrem Schicksal. Giuseppe hatte sie immer 'meine Findelkinder' genannt. 'Das sind die einzigen Überlebenden des Massakers, mein Junge', hatte er Guylain mit bewegter Stimme erklärt, als er ihm vor Jahren die Stelle gezeigt hatte." (S. 47)

    Guylain fristet sein ereignisloses Dasein aus Arbeit, einsamen Abenden mit seinem Goldfisch namens Rouget de Lisle und gelegentlichen Treffen mit seinem väterlichen Freund Giuseppe. Er verlangt nicht viel vom Leben, doch eines Tages erhält das gewohnheitsmäßige Alltagsgrau einen kleinen Riss. Guylain findet in der Bahn einen USB-Stick, auf dem ihn die Begegnung mit einem ganz anderen Leben erwartet. Das Tagebuch einer Frau namens Julie gewährt Guylain Einblicke in ein fremdes Leben, und er fühlt sich bald schon hingezogen zu der Fremden, deren Welt auch nicht wesentlich ereignisreicher ist als das seine. Julie arbeitet als Toilettenfrau in einem Einkaufszentrum, doch sie schreibt über ihre Begegnungen und Beobachtungen dort, und Guylain ist fasziniert von ihren Gedanken.

    "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht schreibe - denn das wäre so, als hätte ich an dem Tag nicht wirklich gelebt und mich stattdesen nur auf die Rolle beschränkt, die die Leute mir übergestülpt haben: die Rolle eines bemitleidenswerten Geschöpfs, dessen einziger Daseinszweck es ist, ihre Hinterlassenschaften zu beseitigen." (S. 152)

    Guylain ist, als sähe die fremde Schreiberin die Welt mit ähnlichen Augen wie er! Er muss diese Frau finden - doch ohne einen wirklichen Anhaltspunkt kein leichtes Unterfangen. Aber allein durch seine Suche kriecht unaufhaltsam Farbe in sein graues Dasein. Und ganz allmählich verändert sich der zurückhaltende, schüchterne, fast schon menschenscheu anmutende Guylain und entdeckt zunehmend auch schöne Seiten am Leben.

    Wer außergewöhniche Geschichten und schräge Bücher mag, der ist hier richtig. Jean-Paul Didierlaurent ist es gelungen, die Figuren in diesem Roman zu kleinen Helden ihres monotonen und grauen Lebens zu machen. Trotz oft einfach anmutender Sprache gibt es nahezu poetische Passagen, und durch die Melancholie des Alltags zieht sich auch stets ein breiter Streifen Humor, der mich immer wieder lächeln ließ. Ein Buch für Bücherliebhaber und ein modernes Märchen - ein Wohlfühlroman, der ein wenig Farbe ins Alltagsgrau zaubert.

    © Parden

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  1. 5
    22. Okt 2015 

    ein Wohlfühlbuch im positiven Sinne

    Schon mal darüber nachgedacht, was mit Büchern geschieht, die nicht verkauft werden? Ein Großteil dieser Bücher erwartet ein grausames Schicksal: sie werden recycelt. Nun sollte man meinen, dass Recycling etwas Positives ist, von wegen Material, das wiederverwertet wird. Jedoch nicht für den Bibliophilen! ;-)

    Für einen Bibliophilen ist der Vorgang des Recyclings von Büchern grausam. Man stelle sich all die Bücher vor, die LKW-weise in eine gigantische Maschine gekippt werden und dort mit einem Höllenlärm zerfleddert, zerhächselt, zermatscht werden. Mich schüttelt’s bei dieser Vorstellung.

    Leider gibt es Menschen, die den lieben langen Tag nichts anderes machen, als Bücher zu zerstören- ganz einfach, weil es deren Beruf ist. Guylain Vignolles ist einer davon… und er hasst seinen Beruf.

    „Fett und bedrohlich thronte die Bestie mitten in der Werkhalle. Ja, ‚die Bestie‘: Über fünfzehn Jahre arbeitete Guylain nun schon in der Fabrik, aber bis heute weigerte er sich, ihren richtigen Namen laut auszusprechen, denn irgendwie glaubte er, dass er damit ihre Gräueltaten gutheißen würde, und das wollte er wirklich unter keinen Umständen. Sie nicht bei ihrem wahren Namen zu nennen war für ihn eine Art Schutzwall, der ihn davor bewahrte, ihr auch noch seine Seele zu verkaufen. Nein, das durfte nie geschehen: Die Bestie musst sich mit der Arbeit seiner Hände begnügen.“ (S. 22)

    Guylain Vignolles liebt Bücher. Unglücklicherweise arbeitet er in einer Papierverwertungsfabrik. Leider kann man sich nicht immer aussuchen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient. Guylain ist ein schüchterner und unscheinbarer Typ. Doch er hat ein Geheimnis. Jeden Tag gelingt es ihm, dieser grausamen Maschine, die seine Lieblinge zerstört, heimlich ein paar Blätter zu entreißen. Und jeden Morgen im Regionalzug auf dem Weg zur Arbeit liest er seinen Mitreisenden aus diesen Seiten vor. Egal, worum es in diesen Texten geht – Roman, Kochbuch, Reiseführer – seine Mitreisenden lieben ihn dafür.

    Guylain sitzt immer auf dem gleichen Platz in dem Zug. Eines Tages findet er vor seinem Sitz einen USB-Stick, den er an sich nimmt. Und mit dem Inhalt dieses Sticks ändert sich sein Leben von Grund auf.

    „Als der Zug in den Bahnhof einfuhr und die Leute ausstiegen, wäre einem aufmerksamen Beobachter sicher nicht entgangen, dass Guylains Zuhörer an diesem Montagmorgen eindeutig aus der Masse herausstachen. Ihre Mienen waren nicht undurchdringlich oder missmutig wie die der anderen Pendler, nein, sie alle wirkten wie frisch gestillte Säuglinge: satt, glücklich und rundherum zufrieden.“ (S. 179)

    Dieses Buch erinnert mich an ein modernes Märchen. Es gibt ein "Monster", es gibt "Schurken" und es gibt die "Guten". Und gerade die Guten haben es mir angetan. Sie haben eines gemeinsam. Zunächst wirken sie sehr unscheinbar und bescheiden. Sie kommen aus einfachen Verhältnissen und lieben es nicht, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sie sind sehr schüchtern und sind es nicht gewohnt, Beachtung zu finden. Den lieben langen Tag sind sie der Willkür der Schurken ausgesetzt und müssen sich mit ihnen auseinandersetzen. Doch irgendwann schaffen sie es, sich über die Schurken hinwegzusetzen. Denn jeder hat etwas Besonderes an sich. Irgendwann im Verlauf der Handlung tritt diese Besonderheit zutage. Bei dem Einen ist es die Fähigkeit vorzulesen, bei einem Anderen ist es das Dichten oder das Schreiben von Geschichten. Egal, womit, aber sie schaffen es, ihre Mitmenschen und den Leser dieses Buches zu berühren. Und das macht sie zu etwas Besonderem.

    „Vor ein paar Tagen habe ich entdeckt, dass es auf dieser Welt jemanden gibt, der eine erstaunliche Wirkung auf mich hat. Dieser Jemand lässt alle Farben heller leuchten, nimmt meinem Alltag seine Schwere, wärmt mich von innen, macht das Unerträgliche erträglicher, das Hässliche nicht ganz so hässlich und das Schöne noch viel schöner. Kurzum, dieser Mensch macht mein Leben lebenswert.“ (S. 219 f.)

    Durch den interessanten Plot ist man von Anfang von diesem Roman gefangen. Aber nach der Hälfte fragte ich mich, worauf die Geschichte noch hinauslaufen kann. Ich hatte ein bisschen die Befürchtung, dass der Autor „sein Pulver bereits verschossen hat“. Aber dieses Buch steckt voller Überraschungen. Man ist verblüfft, auf welche Ideen der Autor noch kommt. Zum Ende entwickelt sich dieser Roman zu einem „Wohlfühlbuch“ – im positiven Sinne. Der angenehme Lesefluss trägt einen durch die Geschichte und ehe man es sich versieht, ist das Ende erreicht. Und mit dem Ende stellt man fest, dass man ein Lächeln im Gesicht hat und dieses Buch nichts anderes ist als märchenhafter Balsam für die Seele.

    © Renie

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Die Welt der schönen Bilder

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Welt der schönen Bilder' von Simone de Beauvoir

Inhaltsangabe zu "Die Welt der schönen Bilder"

Format:Taschenbuch
Seiten:192
EAN:9783499114335
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Die Schuld der anderen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Schuld der anderen: Roman' von Gila Lustiger
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Schuld der anderen: Roman"

Ein paar Zeilen, mehr hat der Journalist Marc Rappaport einem siebenundzwanzig Jahre zurückliegenden Mord, der jetzt durch DNA-Abgleich gelöst sein soll, eigentlich nicht zugedacht. Und doch will er mehr über die Geschichte der jungen Frau erfahren, die mit achtzehn aus der stickigen Enge ihrer französischen Industriekleinstadt nach Paris floh, um zu studieren, und dort in die Prostitution schlitterte. Dabei stößt er auf einen Skandal von schockierendem Ausmaß, der die unlösbaren Verstrickungen von Wirtschaft, Geld und Politik durchscheinen lässt. Was als klassische Ermittlungsgeschichte beginnt, entpuppt sich bald als ein atmosphärisch dichter und mit souveräner Leichtigkeit erzählter Gesellschaftsroman über ein ganzes Land und unsere Gegenwart.

Format:Taschenbuch
Seiten:496
EAN:9783833310430
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Rezensionen zu "Die Schuld der anderen: Roman"

  1. 4
    31. Dez 2019 

    Der Journalist

    Durch neue Untersuchungsmethoden wie die DNA-Analyse steht ein alter Mordfall vor der Aufklärung. Vor 28 Jahren wurde die junge Prostituierte Emilie Thevenin vergewaltigt und zu Tode geprügelt. Der Verdächtige hat die Tat allerdings nicht gestanden. Der Journalist Marc Rappaport hat durch seine guten Kontakte zur Polizei die Möglichkeit nahe an den Verdächtigen heranzukommen. Seiner Meinung nach kann etwas mit der Geschichte nicht stimmen. Rappaport beginnt, nach den Hintergründen der Tat zu forschen. Immer mehr verbeißt er sich in seine Untersuchung. Er überredet seinen Chefredakteur, einen ausführlichen Artikel zu bringen und Marc zu unterstützen.

    Eigentlich kommt der Journalist Marc Rappaport aus gutem Haus. Sein Großvater hat ein milliardenschweres Unternehmen aufgebaut. Doch Marc konnte sich nie mit der Firma identifizieren. Wie seine Eltern hat er sich entschlossen, einen normalen Beruf zu ergreifen. Wenn er für einen Bericht recherchiert, vertieft er sich dermaßen in seine Arbeit, dass er alles um sich vergisst und der Rest unwichtig wird. Das begeistert seine Freundin Deborah nicht so sehr. Hilfe bekommt er dafür durch seinen Praktikanten Antoine, der sich entgegen aller Erwartung als echter Gewinn erweist. Und so entblättert er nach und nach Schicht um Schicht der Ereignisse um den Tod einer jungen Frau.

    Zunächst mögen einige Beschreibungen etwas ausschweifend erscheinen, doch je länger man sich in diesen Roman vertieft, desto interessanter und verwickelter wird die Handlung. Man muss schon aufpassen, damit man jede Nuance erfasst. Unterschiedliche Geschichten bilden Schnittmengen oder berühren sich. Die verschiedenen Verschachtelungen formen sich zu einem Gesamtbild, das nach und nach immer mehr fesselt. Kaum zu glauben, was sich dort offenbart. Mit einem vermeintlich einfachen Mordfall zeigt sich lediglich die Spitze eines Eisberg. Die Story reicht bis in höchste Kreise von Industrie und Politik. Hervorragend wie Marc Rappaport und seine Helfer jede kleine Information nutzten, die sie dem Inneren des Spinnennetzes näher bringt.

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Ein Bild von dir

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Bild von dir' von Jojo Moyes

Inhaltsangabe zu "Ein Bild von dir"

Zwei Paare – getrennt durch ein Jahrhundert, verbunden durch ein Gemälde.

Während um sie herum der Erste Weltkrieg tobt, versucht Sophie stark zu sein – für ihre Familie, für ihren Mann Édouard, der auf Seiten Frankreichs kämpft. Nur ein Gemälde ist ihr geblieben, das sie an ihr gemeinsames Glück erinnert. Ein Porträt, das Édouard einst von ihr malte. Und das ihn jetzt retten soll …

Hundert Jahre später. Liv trauert um ihren Mann David. Vor vier Jahren ist er gestorben, viel zu früh. Livs kostbarster Besitz: ein Gemälde, das er ihr einst schenkte. Der Maler: Édouard. Das Modell: Sophie. Als ihr dieses Gemälde genommen werden soll, ist sie bereit, alles zu opfern. Auch das eigene Glück …

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:544
EAN:9783499269721
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Endstation Ritz. Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Endstation Ritz. Roman' von Didier Goupil
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Endstation Ritz. Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:104
Verlag: Haymon Verlag
EAN:9783852185507
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Rezensionen zu "Endstation Ritz. Roman"

  1. 5
    18. Dez 2019 

    ...ein must read!

    Unbedingt lesen!
    Ein ganz besonderes, sehr gelungenes Werk.

    Da es so ein schmales Bändchen ist, möchte ich vom Inhalt nicht allzu viel verraten.

    Es geht um „Madame“, geboren am 1.1.1900, die, inkognito sowie vom Leben und den Menschen abgewandt, den Herbst und Winter ihres Lebens im Pariser Luxushotel Ritz verbringt und versucht, sich nicht von ihrer Geschichte einholen zu lassen und nicht vor ihren schmerzlichen Erinnerungen an Verrat, Konzentrationslager und Desinteresse zu kapitulieren. Halt findet sie in Ritualen.

    Auf diesen gerade mal 90 Seiten wird mit wenigen, präzise gewählten Worten und Sätzen unglaublich viel vermittelt.

    Didier Goupil erzählt schlicht und eher nüchtern. Ohne schmückendes Beiwerk. Seine Worte wählt er sparsam und präzise. Keines zu viel, keines zu wenig. Trotzdem oder gerade deshalb hat der Text eine intensive und ergreifende Wirkung. Auf manchen Seiten steht gerade mal ein Satz, wodurch Tiefe und Eindringlichkeit noch gesteigert werden.

    Ich bin beeindruckt von diesem Buch. Es klingt über die Lektüre hinaus nach.

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Bretonisches Leuchten

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Bretonische Verhältnisse

Buchseite und Rezensionen zu 'Bretonische Verhältnisse' von Jean-Luc Bannalec

Inhaltsangabe zu "Bretonische Verhältnisse"

An einem heißen Julimorgen geschieht im pittoresken Künstlerdorf Pont Aven ein mysteriöser Mord: Pierre-Louis Pennec, der hochbetagte Inhaber des legendären Hotels Central, das schon Gauguin und andere große Künstler beherbergte, wird brutal erstochen. Als kurz darauf eine zweite Leiche an der bretonischen Küste aufgefunden wird, realisiert Georges Dupin, der erst vor Kurzem aus Paris ans »Ende der Welt« versetzt wurde, dass er es mit einem Fall ungeahnten Ausmaßes zu tun hat. Ein Kommissar von Maigret-Kaliber; ein Kriminalroman voller überraschender Wendungen, hochspannend, feinsinnig und klug. Durchzogen von hintergründigem Humor und dabei atmosphärisch so eindrücklich, dass man als Leser sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren, die Atlantikluft riechen und über die bretonischen Eigenarten schmunzeln möchte.

Format:Taschenbuch
Seiten:304
EAN:9783462054231
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