Eine Kiste voller Weihnachten

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine Kiste voller Weihnachten' von Ralf Günther
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine Kiste voller Weihnachten"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
EAN:9783463406978
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Rezensionen zu "Eine Kiste voller Weihnachten"

  1. 3
    12. Jan 2024 

    Dresdner Pappen...

    Dezember 1890.Vinzent Storch stellt in seinem kleinen Betrieb «Dresdner Pappen» her, Figuren aus Papier, die als Christbaumschmuck sehr beliebt sind. Heiligabend vormittags entdeckt er mit Schrecken eine Kiste, deren Lieferung versäumt wurde. Schnell macht er sich mit dem Pferdewagen auf, um die Ware noch vor dem Fest zu überbringen. Unterwegs bittet ein Mädchen darum, mitgenommen zu werden. Storch lehnt ab. Dass Lisbeth heimlich auf seinen Wagen steigt, bemerkt er nicht. Doch als das Schneegestöber immer dichter wird, sind die beiden bald aufeinander angewiesen. Und mitten im kalten Winter geschieht ein wahres Weihnachtswunder. (Verlagsbeschreibung)

    Eine historische Weihnachtsgeschichte präsentiert Ralf Günther hier, und erstmals las ich dabei von den sog. "Dresdner Pappen" - seinerzeit ein begehrter, filigran gearbeiteter Christbaumschmuck aus Papier, der sich großer Beliebtheit erfreute. Vinzent Storch ist der Produzent dieser Dresdner Pappen, und er hält sich zugute, dass jede der zahlreichen Bestellungen pünktlich vor dem Weihnachtsfest ihre Adressaten erreicht. Groß ist daher sein Schrecken, als er ausgerechnet am Heiligen Abend eine vergessene Kiste entdeckt, die auszuliefern versäumt wurde. Kurzerhand spannt er die Kutsche an, um die Lieferung noch persönlich ins Erzgebirge zu bringen.

    Gerade unterwegs, bekommt Storch gar nicht mit, als ein kleines Mädchen hinten auf den Wagen aufspringt und als blinder Passagier unter der Wachstuchdecke mitfährt. Die 11jährige Lisbeth will ebenfalls ins Erzgebirge, zurück in ihr Heimatdorf zu ihrem Vater und ihren Geschwistern, nachdem sie die Mutter nach Dresden ins Krankenhaus gebracht hat, wo diese ein weiteres Geschwisterchen zur Welt bringen soll. Als Storch das Mädchen schließlich entdeckt, scheucht er sie davon - doch Lisbeth ist hartnäckig und versteckt sich abermals unter der Wachtuchdecke. Schlussendlich erkennt Storch, dass das Mädchen sich besser auskennt als er, und so duldet er sie schließlich als Mitfahrerin. Doch werden die beiden pünktlich und sicher ihr Ziel erreichen?

    Obschon sich Ralf Günther bemüht hat, das Setting ansprechend historisch zu gestalten, konnte mich die Atmosphäre leider nicht so recht gefangen nehmen. Dass Vinzent Storch dabei (vor allem zu Beginn) an Charles Dickens Ebenezer Scrooge erinnert, sei dabei nur nebenher erwähnt. Die kleinen Abenteuer der beiden so ungleichen Reisenden erschienen mir recht zusammenhanglos und z.T. auch bemüht konstruiert, trugen aber dazu bei, dass Storch und Lisbeth positive wie negative Reiseerfahrungen machten und dadurch festgefahrene Bilder und Vorurteile z.T. korrigieren konnten.

    Einige unglaubwürdige Aspekte störten mich zudem. So erschien es mir wenig vorstellbar, dass der Produzent der Dresdner Pappen einfach drauflos fährt, obwohl er den Weg zum Zielort nicht kennt und auch niemanden danach fragt. Und dass Lisbeht einfach auf den Karren aufspringt ohne zu wissen, wohin dieser unterwegs ist - einfach nur schräg. Wenn Storch nun einfach nach Hause gefahren wäre? Oder zu einem Freund in den Nachbarort? Mich stören solche Ungereimtheiten.

    Und das Verhalten von Lisbeht trug noch dazu bei. Dass sie teilweise recht erwachsen wirkt, erklärt sich sicher durch den Umstand, dass sie für ihre älteren Geschwister schon früh mit verantwortlich war und zu Hause tüchtig mit anpacken muss. Doch die anfangs respektvolle Anrede von Vinzent Storch weicht recht rasch schon einer despektierlichen Art des Umgangs, indem Lisbeth ihn mehrfach als "alter Mann" anredet. Für mich überhaupt nicht vorstellbar und im historischen Setting einfach zu flapsig. Selbst heute würden 11Jährige sich in der Regel nicht so verhalten.

    Positiv ist allerdings die Gestaltung des Büchleins, das durch die liebevollen Illustrationen von Andrea Offermann sehr gewinnt. Die Geschichte ist flott zu lesen und bietet einen kleinen Einblick in die damaligen Verhältnisse in Dresden und im Erzgerbirge.

    Auch wenn mich die Erzählung nicht richtig begeistern konnte, ist dieses Büchlein sicherlich eine nette Geschenkidee zur Adventszeit...

    © Parden

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GUY'S GIRL: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'GUY'S GIRL: Roman' von Emma Noyes
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "GUY'S GIRL: Roman"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:400
EAN:9783423263658
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Krummes Holz

Buchseite und Rezensionen zu 'Krummes Holz' von Julja Linhof
4
4 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Krummes Holz"

Es ist ein drückend schwüler Sommer, in dem Jirka an den Hof seiner Eltern im Krummen Holz zurückkehrt. Mehrfach hat er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Als Jirka jetzt auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, scheint keiner mehr auf ihn zu warten. Vom Vater findet sich keine Spur, und von seiner dementen Großmutter und seiner unversöhnlichen Schwester schlägt ihm eine Wand des Schweigens entgegen. Nur einer spricht mit ihm – Leander, der Sohn des letzten Verwalters. Doch obwohl die Feindseligkeit seiner Schwester kaum auszuhalten ist, lässt sich mit Leanders Nähe noch schwerer umgehen. Zu intensiv sind die Erinnerungen, die sich mit jedem neuen Tag in den Vordergrund drängen. »Krummes Holz« erzählt mit flirrender Intensität von der Kraft eines Geschwisterbandes in einer glücklosen Kindheit und darüber, wie zwischen all den enttäuschten Hoffnungen die Liebe zu finden ist.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
Verlag: Klett-Cotta
EAN:9783608966091
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Rezensionen zu "Krummes Holz"

  1. Jugend als "das verwachsene Unterholz aus Wut und Einsamkeit"

    Mein Lese-Eindruck:

    Jirka kehrt heim. Nach 5 Jahren im Internat kehrt Georg, genannt Jirka, in einem drückend heißen Sommer zurück auf das Gut seiner Eltern, um dort zu bleiben. Alles hat sich verändert. Das Gut ist heruntergekommen, die harte und lieblose Großmutter ist dement, der Vater abwesend, die ältere Schwester Malene unfreundlich und wortkarg. Leander, der Sohn des letzten Verwalters, hält zusammen mit Malene den Hof mehr schlecht als recht am Laufen. Die Rückkehr in die Kindheit ist für Jirka also alles andere als die Heimkehr des verlorenen Sohnes, die mit einem Fest gefeiert wurde.

    Es ist Jirkas Sicht, die dem Leser die Familiengeschichte näherbringt. Langsam und in vielen Zeitsprüngen entsteht im Leser das Bild von Jirkas Kindheit: vom frühen Tod der psychisch kranken Mutter, vom gewalttätigen Vater, von der harten und lieblosen Großmutter, aber auch vom Miteinander mit der Schwester und der Freundschaft zu Leander, mit dem ihm tröstliche Erlebnisse verbinden. Einige der Zeitebenen gehen nahtlos ineinander über, und einige Rückblenden stellen sich assoziativ bei Jirka ein. Manche Ereignisse werden nur angedeutet wie Schlaglichter, die in der Erinnerung Jirkas aufblitzen. Die Vergangenheiten der Personen, vor allem die des Vaters, vermischen sich mit der Gegenwart, oft gibt es keine festen Grenzen, die Zeiten vermischen sich und verwischen. Die Autorin hätte es ihrem Leser durchaus etwas leichter machen können, ohne in Geschwätzigkeit zu verfallen! Stück für Stück entsteht das Bild einer generationsbedingten traumatischen Kindheit, in der das Kind Jirka nur beim Verwalter und dessen Sohn Leander menschliche Wärme, Schutz und Geborgenheit erfuhr.

    Besonders klar sind die Figuren gestaltet. Die Autorin stellt ihrem Roman das bekannte Zitat Immanuel Kants über das krumme Holz des Menschen voran, und genau so sind ihre Personen: krummes Holz. Keine Figur ist eindeutig gut oder böse, keine lässt sich in eine Schablone pressen, alle sind sie lebensechte gemischte Charaktere.

    Der Roman ist auf der Gegenwarts-Ebene ausgesprochen handlungsarm, aber trotzdem von großer erzählerischer Dichte. Auf das einem Krimi entlehnte Ende hätte ich allerdings gerne verzichtet. Die Beschreibungen der sommerlichen Hitze sind plastisch, ebenso die ausführlichen Beschreibungen des Hausinneren, wenn der Leser mit Jirka zusammen die altbekannten Räume und die Veränderungen erkundet. Die junge Autorin zeigt ein enormes sprachliches Geschick. Ihr gelingen eindringlich schöne und poetische Sprachbilder, z. B. wenn sie die Depression der Mutter als „schwarzer Strom, der sie ins Tal spülte“ beschreibt. Gelegentlich übertreibt sie allerdings mit der Freude am Bild, wenn sie z. B. Jirka seine Jugend als „das verwachsene Unterholz aus Wut und Einsamkeit, aus dem mein Vater seine arthrosesteifen Finger häkelt“ resümieren lässt.

    Insgesamt ein erfreuliches Debut, das neugierig macht auf Kommendes!

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  1. Die Last der Vergangenheit

    Nach fünf Jahren Abwesenheit kommt der 19-jährige Ich-Erzähler Jirka wieder auf dem heimatlichen Hof an, mit dem es offensichtlich abwärts gegangen ist. Dort trifft er Leander, den Sohn des ehemaligen Verwalters, seine unter fortgeschrittener Demenz leidende Großmutter Agnes sowie seine ältere Schwester Malene wieder. Jirka ist zunächst erleichtert, dass sein Vater Georg nicht zu Hause weilt. Seine Mutter starb bereits, als Jirka noch ein Kind war.

    Der Sommer ist heiß, die Böden ausgetrocknet. Diese Atmosphäre legt sich über den Hof und seine Bewohner. Auch sie gehen wortkarg und wenig (gast-)freundlich miteinander um. Es grenzt beinahe an eine Abwehrhaltung dieses Schweigen, dieses Dinge-nicht-beim-Namen-Nennen. Man spürt genau, dass etwas Bedrohliches in der Luft liegt, über das niemand spricht. Langsam tastet man sich durch Jirkas Perspektive an die Familie heran. Dabei wechselt sich die Gegenwart permanent mit der Vergangenheit ab. Man muss achtgeben, die Anschlüsse nicht zu verpassen. Doch wird auf diese Weise eine große Unmittelbarkeit erzeugt. Man spürt förmlich, wie plötzlich Jirka durch harmlose gegenwärtige Reize oder Beobachtungen von alten schmerzhaften Erinnerungen heimgesucht wird, die gnadenlos und mit großer Wucht an die Oberfläche drängen. Diese Rückblenden legen eine deprimierende Kindheit unter einem gewalttätigen, unberechenbaren Vater offen, der feste Erwartungen an seine Kinder hatte, denen sie nicht gerecht werden konnten. Malene und Jirka haben sich bis zu einem gewissen Grad gegenseitig gestützt, durch Jirkas Abreise ins Internat vor fünf Jahren ist jedoch ein Bruch entstanden, der sich nicht ohne weiteres überbrücken lässt. Während Jirkas Kindheit war auch der einige Jahre ältere Leander eine schützende, trostspendende Instanz. Heute steht er loyal Malene bei der Bewirtschaftung des Hofes zur Seite. Das Ausmaß und die Intensität dieser Verbindungen offenbaren sich erst nach und nach.

    Aus der einst harten unbeugsamen Großmutter ist eine demenzkranke alte Frau geworden, die nur noch wenige lichte Momente erlebt. Es ist faszinierend, wie sensibel Linhof diese Erkrankung in zahlreichen, sehr realistischen Momentaufnahmen einfängt: „Aber im selben Moment sehe ich in ihren Augen, dass der Gedanke sich bereits verflüchtigt hat. Wie sich eine Wand aus Nebel in ihr Gedächtnis schiebt und sie nicht mehr weiß, worüber sie noch vor einer Sekunde nachgedacht hat.“ (S. 42) Es sind immer wieder Sätze wie diese, die den Leser innehalten lassen.

    Ich bewundere die atmosphärisch dichte, poetisch-metaphorische Sprachgewandtheit der jungen Autorin. Die erzählte Geschichte geht unter die Haut. Gemeinsam mit Jirka durchlebt man erschütternde Szenen. Man spürt schnell, dass jede Figur auf ihre Weise Verletzungen und Traumata erlitten hat, überraschende Twists treiben die Handlung voran. Es geht darüber hinaus um Jirkas Erwachsenwerden, seine Identitätsfindung und sexuelle Orientierung – wie gesagt, das alles wird mit großer Empathie und Glaubwürdigkeit erzählt. (Der intensive, fesselnde Roman hätte die Ergänzung durch einen weiteren fast kriminalistischen Handlungsstrang meines Erachtens nicht gebraucht.)

    Die Geschichte entfaltet sich behutsam in einer betörenden Dichte. Die Autorin begeistert durch ihre bewegenden, gefühlvollen Formulierungen. Schon mit wenigen Worten kann sie auch ambivalente Emotionen ihrer vielschichtigen Figuren beeindruckend auf den Punkt bringen. Mit großer Empathie beschreibt sie Jirkas Konfrontation mit dem Elternhaus. Der junge Mann möchte seine dunklen Geister so gern zum Schweigen bringen, doch so einfach geht das nicht. „Vielleicht ist es immer so, wenn man in die Heimat zurückgeht. Einen Teil bringt man mit, und einen Teil lässt man hinter sich. Einen Teil hat man für immer abgestreift, als man Jahre davor aufgebrochen ist, und einen anderen zieht man bereitwillig über, obwohl er unbequem geworden ist.“ (S. 10)

    Große Leseempfehlung für alle Freunde psychologisch komplexer Beziehungsromane und all jene, die Freude an ausdrucksstarker, poetischer Sprache haben. Nach diesem fulminanten Debüt bin ich gespannt, wie sich die Autorin weiter entwickeln wird.

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  1. Die Verletzungen der Kindheit

    Es ist fünf Jahre her, seit Jirka ins Internat geschickt wurde. Seither war er nicht mehr auf dem elterlichen Hof im Krummen Holz. Obwohl seine Schwester Malene ihn mehrfach gebeten hat zurückzukommen, ist er erst jetzt wieder da. Malene findet, dass er zu spät kommt. Von seinem Vater fehlt jede Spur, die Großmutter ist dement und Malene begrüßt ihn nicht. Niemand redet mit ihm, nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters.
    Dieser Debütroman von Julja Linhof macht es einem nicht leicht. Die Zeiten verschwimmen in dieser Geschichte und es ist nicht immer einfach, sich zu orientieren. Manches wird nur angedeutet. Das Landleben ist sehr gut und bildhaft beschrieben, aber es herrscht eine düstere und sehr bedrückende Atmosphäre.
    Jirka kommt zurück auf den heruntergekommenen Hof, wohin er nie zurückkommen wollte. Er ist wieder bei seiner Familie, in der er nur Kälte und Gewalt erlebt hat. Auch jetzt spricht niemand von der Familie mit ihm. Nur Leander redet mit ihm. Zu Leander hat er sich hingezogen gefühlt und sich geschämt, dass es so war. Die Erinnerungen kommen hoch und werden von Tag zu Tag intensiver. Doch wie verlässlich sind diese Erinnerungen?
    Der Vater wollte den Hof verkaufen, doch Malene ist dort tief verwurzelt und kann sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Aber für den Vater gilt sie als Frau nicht viel. Jirka dagegen wäre lieber irgendwo als hier im Krummen Holz. Sie fühlt sich alleine gelassen und ist daher wütend auf ihren Bruder.
    Der Vater ist traumatisiert aus dem Krieg zurückgekommen. Das lässt er an seiner Familie aus. Es ist schwer zu ertragen, wenn Jirka sich an die vielen Gewaltausbrüche des Vaters erinnert. Wenn er im Hundezwinger eingesperrt wurde, hat ihn nur Leanders Vater wieder rausgelassen. Die Großmutter, die nach dem Tod von Jirkas Mutter auf den Hof gekommen ist, machte das Leben auch nicht leichter, denn sie war eine harte und gefühlskalte Frau.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive Jirkas. Doch mir hat die Perspektive von den anderen Personen gefehlt. So bleibt es doch eindimensional.
    Das Ende hat mich auch nicht ganz überzeugt. Zu viel bleibt offen.
    Es ist ein bewegender Roman über eine Familie voller Kälte und die Verletzungen aus der Kindheit, die bis ins Erwachsenenalter wirken.

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  1. 4
    18. Feb 2024 

    Sommerliche Heimkehr

    Nach sechs Jahren im Internat kehrt der 19jährige Jirka auf den heimatlichen Hof zurück. Als Anlass nimmt er seinen Musterungsbescheid, allerdings hatte seine ältere Schwester Malene ihn vor einigen Wochen gebeten, zu kommen. Damals ist er einfach nicht gefahren. Kein Wunder, dass Malene ihm nicht vor Freude um den Hals fällt. Überhaupt hat sich auf dem Hof einiges verändert. Alles wirkt heruntergekommen und renovierungsbedürftig. Großmutter Agnes zeigt Anzeichen einer Demenzerkrankung und sein Vater ist nirgends zu sehen. Nur Leander, der in zufällig auf der Straße aufgabelt, redet mit ihm. Aber auch er erweckt nicht den Eindruck, als würde er sich besonders freuen.

    Es ist Sommer, die neue deutsche Welle läuft im Radio und eigentlich könnte es wie Ferien sein, das alte Zimmer ist noch da, die Küche ist noch da, die Oma ist noch da, die Schwester ist noch da. Jedoch fühlt sich nichts richtig und einfach an. Erinnerungen kommen wieder hoch an Ereignisse, die Jirko überwunden glaubte. Und er kann es nicht anders sagen, er fühlt sich fremd. Nur Leander behandelt ihn halbwegs normal, auch wenn er ihm eindeutig klarmacht, dass er sich an den anfallenden Arbeiten beteiligen soll. Dass die einst resolute Großmutter Agnes sich sehr verändert hat, muss Jirka auch noch verdauen.

    Schon nach den ersten paar Sätzen packt einen dieser Roman, weil er Erinnerungen weckt. Jirkas Familie ist nach dem Krieg ins Sauerland gekommen. Sie haben eine Fluchtgeschichte wie so viele Menschen nach dem zweiten Weltkrieg. Obwohl Jirko mit dem Krieg zum Glück nichts mehr zu tun hat, so ist seine Kindheit doch von der Geschichte der Eltern geprägt. Es herrscht eine gewisse stumme Härte, die sich auch bei den Kindern fortsetzt. Der sensible Jirko leidet unter der Situation und unter seinem Vater. Malena dagegen wehrt sich und wird selber härter und stummer. Beeindruckend zu lesen, wie sich in diesem heißen Sommer einiges verändert. Und das nicht auf die leichte Tour, eher ist es wie eine Tour de Force. Und doch gibt es für Jirka auch einige schöne dichte Momente. Und so erfühlt man diesen Roman und denkt auch an die eigene Vergangenheit, die vielleicht weniger turbulent war, aber der sich dennoch das Schicksal der Eltern im Leben der Kinder widerspiegelt. Ein sehr lesenswerter Roman, der schon mit seinem Cover einen Hingucker präsentiert.

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  1. Die Wunden der Kindheit

    Sommer 1987, irgendwo im Sauerland: Als der 19-jährige Jirka nach fünfjährigem Aufenthalt in einem Internat erstmals wieder den väterlichen Hof besucht, fühlt er sich nicht gerade willkommen. Sein Vater Georg glänzt durch Abwesenheit, Schwester Malene begrüßt ihn nicht einmal, Großmutter Agnes ist mittlerweile dement und erkennt ihn schwerlich. Und auch Leander, der Sohn des ehemaligen Gutsverwalters, wirkt nicht sonderlich begeistert über Jirkas Rückkehr. Der Hof im Krummen Holz hat seine besten Zeiten hinter sich und steht kurz vor dem Verkauf. Doch je länger sich Jirka dort aufhält, desto intensiver werden die Gedanken an seine Kindheit. Und während alle in der Hitze des Sommers auf den dringend notwendigen Regen warten, brechen sich in Jirka längst verdrängte Gefühle und Ängste Bahn…

    "Krummes Holz" ist der Debütroman von Julja Linhof, der jetzt bei Klett-Cotta erschienen ist. Sprachlich zieht Linhof darin alle Register ihres Könnens. Die flirrende Atmosphäre auf dem Gutshof, die Farben, Geräusche und Gerüche des Sommers sind so eindringlich und plastisch beschrieben, dass man fast glaubt, selbst Teil dieser unglücklich wirkenden Familienzusammenführung zu sein. Stets lauert in der Sprache eine Melancholie, der man sich schwer entziehen kann und die hervorragend zum gelungenen Cover der goldgelben Kornfelder passt. Der Titel des Romans ist dabei mehrdeutig. Einerseits heißt so der Ort, in dem der Hof von Jirkas Familie liegt. Auf der anderen Seite beruft sich Linhof auf das wunderbar treffende vorangestellte Motto des Romans von Immanuel Kant: "Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden." "Ganz gerade" ist nämlich keine der Figuren. Zu viel Leid tragen sie mit sich herum, zu viele Verletzungen und Wunden der Kindheit. Sollten Malene und Jirka "gerade" zur Welt gekommen sein, haben spätestens die Gewaltausbrüche von Vater Georg dafür gesorgt, dass sie mittlerweile krumm sind.

    Ohnehin müssen sowohl die Figuren als auch die Leser:innen einiges aushalten. Ich-Erzähler Jirka spart nicht an grausamen Details seiner traurigen und trostlosen Kindheit. Seien es die Schläge des Vaters, das Einsperren im Hundezwinger, die Tötung von Hunden und Katzenbabys, die gefühlskalte Großmutter - hier wird nichts ausgelassen, was in seiner Gesamtheit ein wenig klischeehaft und wie des Schlechten zu viel wirkt. Zeitweise fühlte ich mich dabei an die etwas reißerische DVD-Edition "Tales From The Orphanage" erinnert, bei der die Zuseher:innen auf dem Cover stets gefragt wurden: "You think, you had it rough?"

    Sehr gut gelingt Linhof hingegen die Vermischung der Zeiten. Hier fordert es höchste Aufmerksamkeit der Lesenden, denn diese verschwimmen teilweise übergangslos und lediglich die kursive Schrift weist darauf hin, dass man sich wieder in einem Rückblick auf die Kindheit befindet. Insbesondere beim emotionalen Höhepunkt des Romans, der den Figuren Jirka und Leander vorbehalten ist, experimentiert die Autorin äußerst erfolgreich mit diesem Zeitenwechsel. Ein Plus ist zudem der Handlungsort. Dieser verlassene Gutshof bildet nämlich einen ganz eigenen Mikrokosmos. Fast fühlt man sich auch als Leser:in in ihm gefangen, wie Jirka, wie Malene. Nicht umsonst sieht Jirkas Schwester in einer Klassenfahrt die "Zuflucht im Außen".

    Ein wenig ärgerlich ist hingegen, dass das Schweigen der Figuren, die Sprachlosigkeit untereinander lediglich als Mittel zum Zweck eingesetzt werden, um nichts von dem finalen Twist verraten zu müssen. Dabei kommt dieser Twist gar nicht mehr überraschend, und auch Jirka hätte ihn erahnen können, wenn er denn mehr geredet hätte. Überraschend ist hier eher die Naivität des Protagonisten. Man möchte diese Figuren zeitweise schütteln und zum Dialog auffordern. Glücklicherweise fällt das jedoch nicht nur der Leserschaft auf, auch Jirka kritisiert auf S. 99: "Wir schweigen, bis es unangenehm wird."

    Gemeinsam mit Jirka ist Leander die zentrale Figur der Erzählung. Er ist der einzige, der den Gutshof noch nie für längere Zeit verlassen hat. Der Sohn des ehemaligen Verwalters ist auch im komplizierten Beziehungsgeflecht der Geschwister das verbindende - und manchmal auch trennende - Element. Er ist der wohl gelungenste Charakter des Romans in seiner gediegenen Mischung aus Härte und Zerbrechlichkeit, aus Verletzung und Stolz.

    Neben der hervorragenden Atmosphäre mit zahlreichen ganz starken Szenen sticht die Vielfalt des Vokabulars hervor. Ob "Roggenmuhme", "Kruppe" oder "Korngeist" - "Krummes Holz" zeigt allein schon anhand der Wortauswahl das außergewöhnliche Talent Julja Linhofs. Ein wenig enttäuschend ist hingegen das recht vorhersehbare Finale, das zudem symbolisch überladen wirkt, ohne näher darauf eingehen zu können. So wie "Krummes Holz" auf der Handlungsebene ohnehin noch Potenzial nach oben gehabt hätte, denn tatsächlich wirken die 270 Seiten trotz der tollen Sprache insgesamt länger als sie sind.

    Mit Julja Linhof erhält die deutschsprachige Gegenwartsliteratur eine aufregende neue Stimme, bei der man gespannt sein darf, was da noch folgen wird. "Krummes Holz" ist trotz kleinerer Schwächen jedenfalls ein lesenswertes Debüt, das auch bei Freunden der Coming-of-Age-Literatur hoch im Kurs stehen dürfte.

    3,5/5

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  1. Eine Spurensuche

    Jirka ist neunzehn als er in sein Heimatdorf “Krummes Holz” zurückkehrt. Erwartungsgemäß ist niemand glücklich ihn zu sehen. Leander nicht, der ihn auf dem Weg zum väterlichen Hof aufsammelt, Magret, seine Schwester nicht und sein Vater Georg ganz sicher auch nicht, aber den wird er erstmal nicht zu sehen bekommen. Er steigt in den verbeulten Taunus und erinnert sich an Leanders Vater Vilém Dorodzala. Er war der beste einarmige Suffkopp, der jemals gelebt hat, bevor der Tod ihn aus Jirkas Leben gepflückt hat. Vilém war der einzige von den ganzen Wanderarbeitern auf dem Hof, der ihn aus dem Hundezwinger wieder rausließ, in den sein Vater ihn regelmäßig sperrte.

    Im Grunde hätte Jirka schon eher kommen müssen, weil seine Schwester ihn darum gebeten hatte, vor einigen Wochen. Doch dann hatte der weltbeste Sozialarbeiter Jochen ihn bekifft erwischt und Hausarrest erteilt. Für Jirka war das kein Problem, für seine Schwester schon.

    Im Taunus muss er seine heiße Stirn an die kühle Scheibe der Beifahrertür lehnen. Leanders starker Unterarm, mit dem roten Flaum verwirrt ihn, sein Geruch nach Erde und Zigarettenrauch lässt ihn die Augen schließen. Fünf Jahre haben sie sich nicht gesehen. Eine lange Zeit, die alles verändert, wenn man so jung ist wie Jirka.

    Fazit: Zuerst einmal, die vielen Namen und Infos brachten mich zu Anfang ins Stolpern. Die Geschichte ist aber so interessant gemacht, dass ich dran bleiben musste. Mir gefällt die Technik des Rückblicks sehr. Die Autorin packt ganz langsam und bedächtig aus, was Jirka und seiner Schwester passiert ist. Die Charaktere sind sensibel gezeichnet. Leanders erotische Aura, die Jirka die Luft nimmt und zutiefst verunsichert, war spürbar, Jirkas Unsicherheit nachvollziehbar. Jirka begibt sich auf Spurensuche, um sich selbst zu verstehen. Er ist ein sensibler, trotziger, junger Mann. Wie traumatisiert er ist, wird ihm erst durch seinen Besuch auf dem Hof klar, wo sein Vertrauen mehrfach missbraucht wurde. Doch ja, ich mag dieses Debüt sehr und empfehle es ganz klar.

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Das Weihnachtswunder von Stowford: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Weihnachtswunder von Stowford: Roman' von Anne Marie Ryan

Inhaltsangabe zu "Das Weihnachtswunder von Stowford: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:384
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426527542
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Geschichten zu Weihnachten

Buchseite und Rezensionen zu 'Geschichten zu Weihnachten' von Johannes Rougnon

Inhaltsangabe zu "Geschichten zu Weihnachten"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783755300366
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24 Wege nach Hause: Roman

Buchseite und Rezensionen zu '24 Wege nach Hause: Roman' von Jenny Fagerlund
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "24 Wege nach Hause: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
EAN:9783832168117
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Rezensionen zu "24 Wege nach Hause: Roman"

  1. Roman an der Zuckergrenze

    Jenny Fagerlunds Roman ist nett, das kann man nicht anders sagen. Ihre Hauptfigur Petra ist nett, weil sie sich nach dem Krebstod ihrer Schwester um ihre Teenie-Nichte Charlie kümmert, die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch durchaus nette Seiten zeigt. Passend dazu landen Petra und Charlie, da sie Stockholm u.a. aus finanziellen Gründen den Rücken kehren müssen, im netten Dorf Nyponviken, finden bei der netten Gärtnereibetreiberin Viveka und ihren netten Angestellten Holger und Maja eine neue Heimat. Erleichtert wird ihnen das Einleben dort auch durch den netten Hund Joschi, der ihnen zuläuft. Für ein paar nette Herzklopfen sorgt der nette Freund Nick, den Petra aufgrund eines Missverständnisses verlassen hatte. Darüber hinaus wird "24 Wege nach Hause" mit einem netten Touch Mystery angereichert, denn vor Petras Tür steht an einem Dezembermorgen ein Adventskalender, der ihr das Dörfchen Nyponviken richtig schmackhaft machen soll. Warum und wieso erfährt man dann im Verlauf des Romans.

    Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich das Wort "nett" hier bereits überstrapaziert habe, so gibt es im Deutschen wirklich kein anderes Wort, das diesen Roman besser beschreiben könnte. Nett, aber leider auch überaus vorhersehbar wird sich in Nyponviken durch die Weihnachtszeit gebacken, missverstanden, enthüllt, geklagt, bedauert und verstanden. Das ist alles sehr beschaulich, gemütlich und voller Wohlfühlmomente, aber so richtig begeistern konnte mich der Roman nicht. Zwar hat mir das Handlungsgerüst, das sich um die 24 Türchen rankt, durchaus gefallen, aber die Figuren waren mir viel zu simpel konstruiert, nichts am Verlauf des Geschehens überrascht oder verursacht Spannung und es ist einfach ein wenig ermüdend, wenn man als Leser ständig den Figuren nicht nur einen, sondern schon zwei Schritte voraus ist.

    Mir fehlte es an Esprit, an Innovation und vor allem auch an Humor. Der Roman ist recht behäbig und fast ein bisschen schwerfällig, nimmt sich selbst sehr ernst und will Tiefgründigkeit und ein Auseinandersetzen mit Gefühlen suggerieren, während er eigentlich nur eine sehr gefällige und leicht zu konsumierende Adventsgeschichte ist. Mit seinem Drang zur wohlgefälligen Auflösung aller Probleme, der überbordenden Hilfsbereitschaft aller Beteiligten und seinen zahlreich eingestreuten Erwähnungen weihnachtlichen Gebäcks und winterlicher Getränke ist mir der Text viel zu nah an der Zuckergrenze. Außerhalb der Weihnachtszeit ist der Roman daher eher nicht zu empfehlen, wenn man allerdings das richtige vorweihnachtliche Mindset mitbringt, kann er durchaus zu einer gehörigen Portion Weihnachtsstimmung beitragen. Man muss dann jedoch darüber hinwegsehen können, dass die Handlung eher gemächlich durch die Tage plätschert, alle Probleme eigentlich gar keine sind und die einzige Tragik letztlich in dem furchtbar frühen Tod der Schwester Alice besteht. Der andere Tod im Roman erfährt meiner Meinung nach leider keine rechte Aufklärung und dass, obwohl "24 Wege nach Hause" für jede andere Figurant schon zwanghaft eine zufriedenstellend Lösung sucht.

    Für mich ist der Roman ein netter Adventsroman für leichte Lesestunden, besonders geeignet für Inga-Lindström-Fans, mehr aber leider nicht.

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Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten

Buchseite und Rezensionen zu 'Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten' von Katharina Herzog
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten"

Betty Andrews ist nicht nur Hollywoodschauspielerin, sie schreibt auch erfolgreich Kinderbücher. In den Unterlagen ihrer Großmutter stößt sie auf farbenfrohe Zeichnungen, die wunderbare Illustrationen für ihre Bücher wären. Doch ihre Oma ist nicht bereit, darüber zu sprechen, woher sie stammen, und über den Künstler E. Smith ist nur bekannt, dass er oder sie in einem Dorf an der Südwestküste von Schottland lebt. Kann dieses Dorf Swinton-on-Sea sein? Gerade hat Betty eine Einladung für das dortige Book Festival erhalten, und obwohl sie normalerweise öffentliche Auftritte meidet, reist sie nach Schottland, um Nachforschungen anzustellen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft wird sie enttarnt und von Fans verfolgt. Der Buchhändler Eliyah hilft ihr und bringt sie ins B&B seiner Oma Nanette. Bei den Recherchen über den geheimnisvollen Künstler kommen die Schauspielerin und der zurückhaltende Bücherwurm sich näher. Dann macht Eliyah in der Bibliothek eine Entdeckung, die ihm zeigt, dass seine tragische Familiengeschichte eng mit der Bettys verknüpft ist.

Format:Broschiert
Seiten:368
EAN:9783499009488
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Rezensionen zu "Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten"

  1. Spurensuche nach E. Smith und der Vergangenheit

    "Trotz Glück und Unglück, trotz vieler Zufälle und Zwischenfälle, das Leben ist letztlich doch das, was man daraus macht " (unbekannt)
    Betty Andrews, Schauspielerin aus Hollywood und Kinderbuchautorin, findet in der Kammer ihrer Großmutter ein altes Cello und Illustrationen darin. Sofort ist Betty von den Bildern eines gewissen E. Smith angetan, den es sind genau die passenden Darstellungen, welche sie für ihr neustes Buch benötigt. Doch ihre Großmutter schweigt, was es mit dem Cello und den Bildern auf sich hat. Deshalb macht sich Betty auf die Suche nach E. Smith. Dieser stammt ausgerechnet aus Swinton on Sea, wo sie zum diesjährigen Book Festival eingeladen wurde. Kurzerhand fliegt sie nach Schottland, um unter falschem Namen auf Spurensuche zu gehen. Doch dann wird sie von Fans erkannt und flüchtet in Eliyahs Buchladen. Nachdem sie ihm alles erzählt, quartiert er sie als Cousine Lizzy aus Amerika bei Großmutter Nanettes B&B ein. Auf der Suche nach E. Smith kommen bei beiden erste Gefühle auf. Bei einem Fundstück wird Eliyahs allerdings klar, das seine und Bettys Familie eine gemeinsame tragische Vergangenheit haben.

    Meine Meinung:
    Mit Herbstleuchten ist nun der dritte Band der Bücherdorf-Reihe erschienen. Dieses Mal geht es auf Spurensuche. Es wird jener Maler E. Smith gesucht, um den schon in den ersten beiden Bänden so ein großes Geheimnis gemacht wurde. Wieder fliegen die Seiten dieses Buches nur so dahin. Besonders da sie mich mit ihrem lockeren, liebevollen Schreibstil und der kuriosen Geschichte um Betty, ihrer Familie und was sie mit dem Maler zu tun hat, begeistert. Außer natürlich unseren vielen bekannten Einwohnern des Bücherdorfs sind alle weiteren Charaktere gut durchdacht. Die scheue, zurückhaltende Art von Betty, die hervorgerufen wurde von den vielen Paparazzi und Fans, die sie regelrecht bestürmen, kann ich nachvollziehen. Dass sie indessen als Lizzy das erste Mal ungezwungen und locker tun und lassen kann was sie will, muss sie zwar erst noch lernen, wirkt dennoch als Befreiung. Der ruhige, schüchterne Eliyah aus Band eins taut vor allem durch Bettys neu gewonnene Art immer mehr auf. Bei beiden regen sich erste Gefühle, selbst wenn sie noch nicht einordnen können, wie ihre Zukunft weitergehen soll. Ein Unfall in der Vergangenheit wird ebenfalls eine Rolle bei der Spurensuche um E. Smith spielen. Am Ende klärt sich dann auf, wer der Maler wirklich ist. Wieder einmal konnte mich die Autorin mit ihrer Geschichte verzaubern, besonders was die Liebe von Betty und Eliyah betraf. Gerade ihm habe ich es am meisten gegönnt, dass er sich verliebt. Wahrscheinlich, weil er durch seine schüchterne, nette und zuvorkommend Art mich schon von Anfang an berührt und an meinen Sohn erinnert hat. Selbst wenn er mit seinem Kleidergeschmack schon ein wenig an einen Nerd erinnert. Da passt er im Grunde nicht so recht zu der modebewussten, berühmten Schauspielerin. Allerdings, ihr freundliches, scheues, zurückhaltendes Wesen ist sicher maßgebend, warum die beiden zusammenfinden. Gut gefallen haben mir auch die vielen Begegnungen mit den bekannten Bewohnern. Mit E. Smith Identität konnte mich die Autorin am Ende überraschen. Von mir gibt es erneut 5 von 5 Sterne.

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Das Weihnachtswunder von Haus 7: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Weihnachtswunder von Haus 7: Roman' von Anja Marschall
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Weihnachtswunder von Haus 7: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:352
Verlag: Lübbe
EAN:9783404192434
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Rezensionen zu "Das Weihnachtswunder von Haus 7: Roman"

  1. Nicht Besitz macht glücklich sondern Lebensfreude

    "Glücklich, wer bei geringem Vermögen wohlgemut, unglücklich, wer bei großem missmutig ist." (Demokrit)
    Luisa Thießen verwitwet und alleinerziehende Mutter hat nur zwei Wünsche für Weihnachten. Eine neue Wohnung für sich sowie die Kinder Matti und Lilli oder das sie in ihrem alten Zuhause bleiben können. Wunsch zwei wäre ein neuer Partner, der sie liebt und zusammen mit ihren Kindern wieder zu einer glücklichen Familie wird. Leider nimmt der Besitzer des Hauses darauf keine Rücksicht, den das alte Haus soll demnächst abgerissen werden. Selbst wenn sich Luisa, Oma Baumann und Wolle heftigst dagegen wehren auszuziehen. Eine Option bleibt ihnen allerdings noch, Luisa will den griesgrämigen Hausbesitzer Achim von Arnheim aufsuchen und mit ihm reden. Allerdings verläuft dieser Besuch anders als erhofft, den von Arnheim hält Luisa für seine lang vermisste Tochter. Was so eigenartig begann, wird zum größten Chaos in Luisas Leben. Doch dann werden auf einmal Weihnachtswunder wahr, wenn man es gar nicht mehr zu erhoffen wagt.

    Meine Meinung:
    Weihnachtsroman Nummer 3 der Autorin und schon das wunderschöne Cover wirkt wieder einladend. Als ich den Klappentext las, habe ich noch keine rechte Vorstellung, was mich diesmal erwartet. Doch kaum die ersten Seiten gelesen, fühle ich mich mal wieder sofort zu der warmherzigen Geschichte hingezogen. Für mich sind die Bücher der Autorin sowieso immer ein Erlebnis. Den, ob humorvoll, historisch oder als Krimis, Anja Marschalls Bücher sind definitiv lesenswert. So auch dieses Buch, das mich ein wenig an Ebenezer Scrooge erinnert, zumindest was den Hausbesitzer Achim von Arnheim betrifft. Mit seiner ganz speziellen, abweisenden, herrischen Art ist dieser alte Mann sehr verbittert geworden. Das einzig wichtig für ihn ist, seine Tochter zu finden, um ihr die Ascot Holding anzuvertrauen. Damit hat er seinen Anwalt Joost Behrens beauftragt. Jener Mann, der Luisa so unerwartet begegnet und sich rein zufällig mit ihr verabredet. Ohne zu ahnen, dass er was mit dem Hausbesitzer zu tun hat, findet sie ihn auf Anhieb sympathisch. Dummerweise wird sich diese Einschätzung recht schnell als falsch herausstellen. Außerdem gibt es da noch die beiden Kinder Matti und Lilli. Matti fühlt sich nach dem Tod des Vaters ein wenig verantwortlich für seine Mutter. Lilli dagegen ist ein richtiger kleiner Sonnenschein, die selbst das Herz vom alten Patriarchen anrührt. Mit Oma Baumann, die nicht in ein Altenheim möchte und dem Musiker und Elvis-Imitator Wolle ist das Haus in der Herderstraße 7 komplett. Diese drei Mieter sind auch die einzigen, die noch nicht aus dem maroden alten Haus ausgezogen sind. Zu guter Letzt haben wir dann noch den recht merkwürdigen Hausmeister Tomte. Wie der Name schon sagt, geistert er fleißig durchs Haus und versucht es mit seiner Magie zu erhalten. Selbst wenn man recht schnell die Handlung dieser Geschichte erfasst, sprüht sie immer wieder durch ihre Situationskomik und den recht eigenwilligen Aktionen. Gelungen empfinde ich hier vor allem die kindliche Sprache von Matti und Lilli sowie die barschen Töne des Patriarchen. Durchaus wankelmütig dagegen finde ich Joost Behrens, der von gemein, misstrauisch, ärgerlich bis hin zu couragiert, freundlich und liebenswert alles an Facetten zu bieten hat. Dagegen wirkt Luisa auf mich sofort sympathisch, selbst wenn sie sich durchaus zu wehren weis. Diese familiäre, humorvolle Geschichte mit ihren innigen Momenten hat mich wieder einmal verzaubert. Deshalb gibt es eine Empfehlung und 5 von 5 Sterne von mir.

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  1. Eine magische Weihnachtsgeschichte

    Das alte Haus Nr. 7 steht zwischen architektonisch modernen Neubauten, es ist marode und der Eigentümer, eine Investmentfirma wollen es abreißen lassen. Nur noch die alleinerziehende Luisa mit ihren süßen Kindern Matti und Lilli, der abgehalfterte Musiker Wolle und die betagte Schauspielerin Anita wollen ihr geliebtes Haus nicht verlassen. Gemeinsam geben sie alles um ihr Haus zu retten. Wird es ihnen gelingen? Unterstützung erhalten Sie von dem geheimnisvollen Hausmeister Tomte, der an allen Ecken und Kanten kleine Wunder vollbringt.

    Eine weihnachtliche Geschichte verpackt mit einem wunderschönen Cover. In einem flüssigen und fesselnden Schreibstil hat hier Anja Marschall diese zu Herzen gehende, zauberhafte Story zu Papier gebracht.

    Die unterschiedlichen Charaktere wurden liebevoll und bildhaft in Szene gesetzt. Der Handlung fehlt es nicht an einer gewissen Spannung, Romantik, Humor und einer Prise Chaos. Besonders schön beschrieben ist der Zusammenhalt der Bewohner von Haus 7 und ihr Kampf gegen einen übermächtigen Immobilien-Mogul.

    Diese Weihnachtsgeschichte ist ein magisches und wendungsreiches Lesevergnügen. Ich vergebe hierfür sehr gerne 5 Sterne.

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Morgen kommt der Weihnachtsbär

Buchseite und Rezensionen zu 'Morgen kommt der Weihnachtsbär' von  Janosch

Inhaltsangabe zu "Morgen kommt der Weihnachtsbär"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:128
EAN:9783150143124
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Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber

Buchseite und Rezensionen zu 'Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber' von Rebecca Schulz
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber"

Format:Taschenbuch
Seiten:280
EAN:9783492507578
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Rezensionen zu "Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber"

  1. Weihnachten auf dem Lindenhof

    Dieser Liebesroman beinhaltet 8 längere Kapitel und spielt sich überwiegend auf Fehmarn ab. Die mir sympathische Marie erzählt aus ihrer Sichtweise und der Schreibstil ist dabei leicht und zügig zu lesen. Die Hauptdarsteller unter den Tieren sind die Alpakas und Schwarznasenschafe - ich hätte sie am liebsten alle zusammen geknuddelt. Da die Story im Winter spielt wird es auch richtig weihnachtlich. Dazu noch einen großen Schuß Romantik, etwas Spannung und dazwischen eine ordentliche Portion Liebeschaos und schon ist der Leser mittendrin in dieser Lovestory. Diese Geschichte ist meiner Meinung nach mit viel Gefühl geschrieben und sie wurde für mich persönlich mit der Zeit zum Wohlfühlroman. Es ist aber auch ein Familienroman bei dem sich der Leser meiner Meinung nach gleich zuhause fühlt. Diese Story war für mich persönlich kurzweilig und unterhaltsam zu lesen. Dieser leichte aber auch gefühlvolle Liebesroman lässt das Eis schmelzen und ist genau richtig für die kalte Jahreszeit. Mich hat der Roman überzeugen können und vergebe daher gerne fünf Sterne.

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