Landnahme

Buchseite und Rezensionen zu 'Landnahme' von Christoph Hein

Inhaltsangabe zu "Landnahme"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Format:Taschenbuch
Seiten:382
Verlag: Suhrkamp
EAN:9783518457290
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Zwischenspiel: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Zwischenspiel: Roman' von Monika Maron

Inhaltsangabe zu "Zwischenspiel: Roman"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:192
EAN:9783596198009
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Die Unscheinbaren

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Unscheinbaren' von Dirk Brauns
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Unscheinbaren"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
EAN:9783869711881
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Rezensionen zu "Die Unscheinbaren"

  1. 4
    24. Sep 2020 

    Wenn deine Eltern Spione sind

    Der Roman beginnt im Februar 1965. Der 18jährige Martin Schmidt wird aus der Wohnung seiner Freundin Angelika abgeholt. Am Tag zuvor hat die Stasi seine Eltern verhaftet. Sie sollen jahrelang für den BND spioniert haben. Martin soll nun aussagen, was er von den geheimen Aktivitäten seiner Eltern wusste. Zitat: „Doch dass seine Eltern Spione sind, weiß er seit langem Er kennt keine Hintergründe, er kann es weder verstehen, noch wirklich einordnen oder beurteilen, aber er weiß es. Es ist der Fluch seines Lebens, und er wird jetzt losrennen müssen, um damit fertigzuwerden.“ ( S. 13)
    Mutter und Vater werden verurteilt, kommen in das Gefängnis Hohenschönhausen. Für Martin beginnt eine schreckliche Zeit. Er ist als Kind von Staatsverrätern zahllosen Repressionen und Diffamierungen ausgesetzt. Die Großmutter überlebt die Schande nicht.
    Ein paar Jahre später werden die Eltern von der BRD freigekauft. Martin geht mit ihnen in den Westen und lässt dafür seine Freundin zurück.
    Seitdem sind 50 Jahre vergangen. Martin lebt nun als Tierarzt in Oberbayern, mittlerweile wieder allein. Vor einem Jahr ist seine Frau gestorben, die Tochter wohnt mit ihrer Familie in San Francisco.
    Da kommt eine Anfrage vom Spionagemuseum in Berlin. Martin soll als Zeitzeuge interviewt werden. Seine 90jährige Mutter, stur wie eh und je, ist strikt dagegen, die damalige Geschichte wieder aufzurollen. Doch Martin sagt zu und damit beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit. Er fährt nach Berlin, besucht das ehemalige Elternhaus, befragt Leute von damals und wühlt in den Akten des MfS und des BND.
    Dabei geht es ihm um die Frage, was hat die Eltern damals bewegt, die Familie in eine solche Gefahr zu bringen. War es der Hass auf den ungeliebten Staat oder doch nur die Gier nach westlichen Konsumgütern wie Kaffee und Strumpfhosen, Auto und Fernseher? Oder das Westkonto, obwohl der Zugriff darauf nach dem Mauerbau nicht mehr möglich war ? Und wer hat eigentlich damals die Eltern verraten und wer hat von ihrer Inhaftierung profitiert?
    Martin findet bei seinen Recherchen nicht die Antwort auf alle Fragen. Dafür begegnet er seiner damaligen Freundin Angelika wieder und es entwickelt sich eine erneute Liebesbeziehung zwischen den beiden.
    „Die Unscheinbaren“ ist kein fesselnder Agentenroman mit Verfolgungsjagden und spektakulären Actionszenen wie in einem James Bond Film. Was die Eltern ausspionieren , ist eher banal. Der Roman zeigt stattdessen die Auswirkungen der Agententätigkeit auf die Familie bis in die Gegenwart hinein. In einer klaren, präzisen Sprache schafft der Autor atmosphärische Dichte und glaubwürdige Figuren. Es ist eine Familiengeschichte, die uns noch einmal die Zeit des Kalten Krieges nahe bringt.
    Dirk Brauns verarbeitet in seinem Roman die Geschichte seiner Großeltern. Sein Vater musste als Jugendlicher ihre Verhaftung miterleben. Dieser wahre Hintergrund verleiht dem Roman zusätzliche Bedeutung.

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Adam und Evelyn

Buchseite und Rezensionen zu 'Adam und Evelyn' von Ingo Schulze

Inhaltsangabe zu "Adam und Evelyn"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag: Berlin Verlag
EAN:9783827008107
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Rücken an Rücken: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Rücken an Rücken: Roman' von Julia Franck

Inhaltsangabe zu "Rücken an Rücken: Roman"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
Verlag:
EAN:9783100226051
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Zorn und Stille: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Zorn und Stille: Roman' von Sandra Gugic
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zorn und Stille: Roman"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag:
EAN:9783455009767
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Rezensionen zu "Zorn und Stille: Roman"

  1. Ein vielschichtiger Generationenroman

    „Wenn du mittendrin in einer Geschichte steckst, ist es noch keine Geschichte, mehr ein Getöse, ein Rauschen. Es beginnt erst eine Geschichte zu werden, wenn du sie jemandem erzählst. (Zitat Pos. 49)

    Inhalt
    Biljana Banadinović, Künstlername Billy Bana, ist vierzig Jahre alt und eine bekannte Fotografin. Im Grunde hasst sie das Reisen, hält es jedoch nie lange an einem Ort aus. Als Kind einer Gastarbeiterfamilie wächst sie in Wien auf. Schon seit sie siebzehn Jahre alt ist, führt sie ihr eigenes Leben und hat wenig Kontakt zu ihrer Familie. Nun ist der Vater verstorben und seine Anordnungen sind klar: er will in seinem alten Heimat in Serbien begraben werden. Die Reise nach Belgrad wird für Billy eine Erinnerungsreise in die Vergangenheit, denn ihr jüngerer Bruder Jonas Neven ist 2003 während einer Reise durch die neuen Länder Jugoslawiens spurlos verschwunden.

    Thema und Genre
    In diesem Familien- und Generationenroman geht es um Heimat, Herkunft, Identität, Kindheitserinnerungen, um die Problematik, in mehreren Ländern zu Hause und gerade deshalb nicht wirklich zu Hause zu sein, um Verlust, Trauer, um Familie und Beziehungen und um die Suche nach dem eigenen Platz in diesem Gefüge. Themen sind auch die Situation der frühen Gastarbeiterfamilien und der Zerfall des ehemaligen Staates Jugoslawien.

    Charaktere
    Als der Vater Billy seine Leica schenkt, weiß sie, dass sie Fotografin werden will. Sie sieht Momente und Situationen immer in Bildern, nicht alle fotografiert sie, sondern speichert sie in ihren Erinnerungen. In einer lockeren Beziehung mit der Galeristin Ira Goldfarb, ist Billy eine rastlos Reisende, die nie sesshaft wurde und von sich selbst vermutet, immer gerade dort glücklich zu sein, wo sie nicht ist. Eine gerade wegen ihrer Ecken und Kanten sehr sympathische Hauptfigur.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte wird in vier großen Abschnitten erzählt, wobei Billy in Teil I und IV die Ich-Erzählerin ist, während in Teil II ihre Mutter Azra im Mittelpunkt steht und in Teil III ihr Vater Sima. Die jeweils aktuellen Handlungsstränge umfassen unterschiedliche Zeitpunkte, Billy 2016 und 2018, Azra 2008 und Sima 1999 und werden nochmals von Erinnerungen unterbrochen und durch Rückblicke ergänzt. Der Prolog am Anfang des Buches schließt den Kreis in die Jetztzeit. Durch diese Schreibweise ergibt sich eine interessante, abwechslungsreiche und vielschichtige Familiengeschichte, die man gespannt miterlebt. Die in diesen Jahren wichtigen Ereignisse und die politischen Hintergründe ergänzen die Handlung. Die Sprache beschreibt lebhaft, schildert einfühlsam, die Bilder vor Billys Augen haben auch wir beim Lesen sofort vor Augen.

    Fazit
    Ein intensiver, großartig erzählter Roman einer Familie, der die wichtigen Fragen der heutigen Zeit aufgreift, die Träume jeder Generation und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Ein beeindruckendes Leseerlebnis, das mich begeistert hat.

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  1. 5
    25. Sep 2020 

    Familiengeschichte, persönliche Geschichten, Zeitgeschehen...

    Schon das Cover zog mich in seinen Bann:
    Schlicht und elegant in dunklem Bordeauxrot.
    Ein weißes Kaninchen mit einem traurig-mürrischen Gesichtsausdruck (soweit ein Kaninchen überhaupt einen Gesichtsausdruck haben kann).

    Es ist ein aus der Tierversuchsklinik gerettetes Kaninchen, das die kleine Billy von einer Tante geschenkt bekommen hat.

    Der Zerfall von Jugoslawien.
    Der Zerfall einer Familie.
    Lebenshunger, Freiheitsdurst, der Wunsch nach Selbstbestimmung.
    Die Umstände, das Schicksal, der Boden der Tatsachen.
    Die Suche nach seinem Platz.
    Eine Geschwisterliebe.
    Verlust.

    Eine Frau befindet sich in einer leergeräumten Wohnung in Belgrad und blickt durch das Fenster auf den Gehweg, auf dem sie Gegenstände aus der Wohnung gestapelt hat, die Passanten mitnehmen dürfen.
    Sie beobacht das Treiben der Leute und schwelgt dabei in Gedanken und Erinnerungen.
    ... das ist der Prolog, der ziemlich neugierig macht.

    Dann folgen vier Kapitel mit jeweils vielen kurzen Abschnitten.
    Die Kamera schwenkt dabei ständig hin und her.
    Von der Gegenwart zur Vergangenheit und innerhalb der Vergangenheit von einem Ereignis zum nächsten.
    Sie beleuchtet mal dies, mal das. Man muss sich darauf einlassen und sollte sich nicht dagegen sträuben, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird.
    Ich fand diese Erzählweise sehr interessant und lebendig.

    Das erste Kapitel:
    Billy, September 2016.
    Die 40-jährige Fotografin Biljana, genannt Billy, die das Reisen hasst und dennoch nie lange an einem Ort bleiben kann, verlässt das Flughafengebäude in Belgrad, weil ihr kürzlich verstorbener Vater demnächst hier in Serbien, seiner Heimat, beerdigt werden soll.
    Billy ist eine Haltlose.
    Eine Suchende.
    Eine Reisende mit leichtem Gepäck und schwerer Last.

    Sie kommt gerade aus Budapest, der Stadt, in der sie sich eine Auszeit von Berlin und Ira Goldfarb, ihrer langjährigen on-off-Partnerin, genommen hat.

    Billy ist eine rast- und ruhelose Frau, nicht dauerhaft sesshaft und ziemlich unverbindlich und innerlich getrieben.
    Ihr Leben ist ein Provisorium, ein Übergangszustand, auch ihre Beziehung ist nicht kontinuierlich.
    Sie braucht immer wieder off-Zeiten, um sich von den on-Zeiten, in denen sie in einer Symbiose versinkt und sich selbst zu verlieren droht, zu erholen und wieder zu sich zu finden.

    Als Heranwachsende fuhr Biljana jeden Sommer mit ihrer Familie und kiloweise Geschenken im Kofferraum in die serbische Heimat der Eltern auf den Hof der Großeltern mütterlicherseits, auf dem sie auch ihre ersten beiden Lebensjahre verbracht hat.
    „Wie Außerirdische landeten sie jährlich auf einem fremden Planeten.“
    Dort gab es andere Regeln, andere Sitten, andere Pflichten und eine andere Sprache.
    Aber nur dort, bei den Großeltern in der Fremde fühlten sich Biljana und ihr kleiner Bruder Jonas Neven frei und unbeschwert.

    Den Alltag verbrachten sie als brave und tüchtige Gastarbeiterfamilie in sehr einfachen und engen Verhältnissen in einer Vorstadt von Wien.
    Das Motto: sich anpassen und um gar keinen Preis auffallen.
    Am besten unsichtbar sein, um ja nicht in die Schusslinie zu geraten.

    Als hätte die Anstrengung dieser Anpassungsleistung nicht schon genügt, trugen auch noch innerfamiliäre Spannungen zur Überforderung von Biljana bei.
    Streit zwischen den Eltern, die sich mit Arbeiten abwechselten und nur wenig Zeit hatten, Gewaltausbrüche der Mutter, Desinteresse des wortkargen Vaters und die Notwendigkeit, sich um den jüngeren Bruder zu kümmern, trugen dazu bei, dass Biljana zu einem in sich gekehrten und braven Mädchen heranwuchs, die dann als Gymnasiastin anfing, zu rebellieren
    und schließlich mit 17 Jahren von daheim auszog.

    Sie flüchtete aus der engen und reglementierten Welt ihrer Eltern, wollte nichts mehr von Jugoslawien und den dortigen kriegerischen Unruhen wissen, suchte Freiheit, Selbstbestimmung und Weite.
    Seither lebt sie als Nomadin.

    Sie vermisst nur eines: ihren Bruder!

    Eines Tages trifft sie ihn wiede und eines Tages im Jahr 2003 verschwindet er spurlos.

    Es ist beeindruckend, wie reflektiert sich die Ich-Erzählerin mit ihrer Geschichte auseinandersetzt. Schonungslos erzählt sie von den erschwerten Bedingungen ihres Aufwachsens und gleichzeitig räumt sie ein und ist ihr klar , dass „die Erinnerung verkleinert, vergrößert und die Dinge verschiebt…“ (S. 29)
    Ebenso gleichzeitig weiß sie, dass es gute Gründe gibt, weshalb ihre Eltern genau so wurden, wie sie sie erlebt hat.

    Das zweite Kapitel:
    Azra, Juli 2008.
    Hier steht Billys Mutter Azra, die von ihrer Tochter Biljana verlassen wurde und deren Sohn Jonas Neven spurlos verschwand, im Mittelpunkt. Sie versucht, die Verluste zu verkraften, indem sie an einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, teilnimmt und einen Hund aus dem Tierheim holt.
    Es ist interessant und macht Spaß, mehr von Azra und ihrem gar nicht einfachen Leben, dem Beginn ihrer Beziehung zu ihrem Mann und von Biljanas ersten Lebensmonaten zu erfahren.

    Das dritte Kapitel:
    Sima, Mai 1999.
    Sima, einst ein Hippie, der gern vor sich hin träumte, wanderte, lernte und las, kam als Gastarbeiter nach Wien und holte ein Jahr später Azra und ein weiteres Jahr später seine Tochter Bilja nach.
    Sima machte nicht viele Worte und engagierte sich in der Erziehung seiner Kinder nicht besonders.
    In einem Moment der Innigkeit schenkte er Biljana seine alte Leica, wodurch er den Grundstein für ihre Leidenschaft und berufliche Zukunft legte.
    Seine Trauer über den Verlust seiner Tochter versucht er zu verarbeiten, in dem er sämtliche Zeitungsartikel über sie sammelt und in einem Ordner abheftet.

    Das vierte Kapitel
    Billy, Januar 2018.
    In diesem abschließenden, überraschenden und originellen Kapitel kommt nicht nur Billy, sondern auch Jonas Neven zu Wort.

    Es macht großen Spaß, in den Alltag dieser Familie einzutauchen und jedes Familienmitglied derart gut kennenzulernen, dass man den Eindruck hat, dazuzugehören. Die Charaktere werden in all ihrer Unterschiedlichkeit, Vielschichtigkeit und Komplexität gezeichnet.

    Das äußerst interessante und unterhaltsame Buch liest sich flüssig und flott wie ein Pageturner. Die Sprache ist erfrischend, lebendig und bildhaft und so manche schöne Formulierung gibt Anlass zum Innehalten und Nachdenken.

    Die eingestreuten sms-Nachrichten und ein Brief sorgen genauso wie die Perspektivwechsel für Abwechslung

    Neben den persönlichen Geschichten und der familiären Tragik spielen politische Ereignisse wie eine Art Hintergrundmusik eine Rolle, wodurch es nochmal interessanter wird.

    Tito, der im Mai 1980 verstorben ist.
    Das Reaktorunglück 1985 von Tschernobyl.
    Die Zerfallskriege in Jugoslawien.
    Der Jahrtausendwechsel mit Amtsantritt von Präsident Putin und George W. Busch.
    Die Anschläge vom 11.9.2001
    in den USA.
    Die Verhaftung des Kriegsverbrechers Radovan Karadzic, der sich als Dragon David Dabić, Arzt für alternative Medizin in Belgrad, eine Scheinidentität aufgebaut und die Menschen jahrelang an der Nase herum geführt hat.
    Die Terrormeldungen aus vielen verschiedenen europäischen Städten im Sommer 2018, als ihr Vater verstarb.

    Für mich ist „Zorn und Stille“ ein ganz besonderes Werk, das ich sehr gerne weiterempfehle.
    Es ist eine berührende und interessante Familiengeschichte, in der jedes Familienmitglied zu Wort kommt, die Überraschungen parat hält und die eingebettet ist in das Zeitgeschehen zwischen 1980 und 2018.

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Vier Paare und ein Ring: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Vier Paare und ein Ring: Roman' von Karin Nohr

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- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag: Btb
EAN:9783442748273
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Anatomie der Wolken: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Anatomie der Wolken: Roman' von Lea Singer

Inhaltsangabe zu "Anatomie der Wolken: Roman"

Diskussionen zu "Landnahme"

- Literaturhexle vor 3 Jahre
Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:256
Verlag: Dtv
EAN:9783423216661
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Glücksritter: Recherche über meinen Vater

Buchseite und Rezensionen zu 'Glücksritter: Recherche über meinen Vater' von Michael Kleeberg
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

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- Literaturhexle vor 3 Jahre
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag:
EAN:9783869711409
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Rezensionen zu "Glücksritter: Recherche über meinen Vater"

  1. 5
    02. Dez 2020 

    Annäherung an den Vater

    Michael Kleeberg „ Glücksritter Recherche über meinen Vater“
    Der bekannte Schriftsteller Michael Kleeberg spürt in seinem Buch „ Glücksritter“ dem Leben und dem Wesen seines Vaters nach. Auslöser ist ein ungewöhnliches Ereignis. Der Autor muss feststellen, dass sein 80jähriger Vater einem üblen Trickbetrüger aufgesessen ist. Er hat sich sogar noch 8000 Euro geliehen, um damit an die versprochene Million zu kommen. Der Sohn schämt sich für seinen Vater, fragt sich, wie man so dumm sein kann, auf einen so offensichtlichen Betrug hereinzufallen. Vielleicht weil er dachte, es stünde ihm zu. Endlich sei er mal an der Reihe, Glück zu haben. Dem Glück und damit dem Geld ist der Vater zeitlebens nachgelaufen, oftmals mit mäßigem Erfolg.
    Kurz danach wird beim Vater Krebs diagnostiziert und nach dessen Tod im Jahr 2014 beginnt der Sohn mit seiner Recherche.
    Werner Kleeberg, 1931 in Frankfurt geboren, wächst in prekären Verhältnissen auf. Sein Vater, ein gewalttätiger Säufer und Nazi, verlässt kurz vor Kriegsbeginn die Familie. Seine Ehefrau muss nun völlig allein die drei Kinder durchbringen. Mit zwölf Jahren kommt Werner mit der Kinderlandverschickung in den Westerwald. Als das Lager aufgelöst wird, muss sich der der vierzehnjährige Junge allein nach Hause durchschlagen, ohne zu wissen, ob seine Mutter und die Geschwister noch leben. Diese Jahre des Verlassenseins haben den Vater maßgeblich geprägt. Er bleibt immer ein Einzelgänger, ohne Freundeskreis, ohne tiefe Bindungen. Was zählt ist die Familie.
    Er heiratet, bekommt einen Sohn, beruflich schafft er trotz mäßiger Schulausbildung den Aufstieg. Er verdient zeitweise sogar richtig gut. Doch immer wieder gibt es Tiefschläge. Ein Versuch, sich selbständig zu machen, scheitert; zurück bleiben Schulden. Bei einer Beförderung wird er übergangen, ein Akademiker wird ihm bevorzugt. Deshalb möchte er aus seinem Sohn einen „ Doktor“ machen. Aber der wird stattdessen Schriftsteller. Erst dessen finanzieller Erfolg überzeugt den Vater.
    Kleeberg geht der Frage nach, wie sein Vater zu dem Menschen wurde, der er war. Dabei ist sein Ton nicht anklagend, sondern behutsam. Schonungslos zwar, aber auch vor allem gegen sich selbst. Er entdeckt einige Parallelen zwischen sich und seinem Vater, gesteht, dass er oft die gleichen Verhaltensmuster an den Tag legt. „ ...weil ich meines Vaters Sohn war und bei allen Versuchen, mich diametral von ihm zu unterscheiden, ganz genauso vorging wie er: allein, autonom, mit dem Kopf durch die Wand, über die Köpfe der anderen hinweg,...“ ( S. 147 )
    Doch ebenso das Erzählen, das Erfinden von Geschichten hat er bei seinem Vater gelernt.
    Dazwischen gibt es auch komische Szenen. So z.B. wie sich sein Vater auf einem Kolloquium zum Werk Michael Kleebergs mit einem angesehenen Germanisten über die Arbeit seines Schriftstellersohnes unterhält. „ Ich hab ihm den Rat gegeben,...: Dann schreib doch eine Italienische Reise. Wie Goethe. Ein heiteres Buch. Das wollen die Menschen lesen,....“ ( S. 181 )
    Allerdings ist „ Glücksritter“ nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern die Geschichte einer ganzen Generation. Nicht umsonst hat Kleeberg als zweites Motto ( neben den Schlusssätzen des Grimmschen Märchens vom „ Hans im Glück“ ) einen Satz aus der bekannten Reichenberger Rede gewählt, die Adolf Hitler 1938 vor Hitlerjungen gehalten hat. „ Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben - und sie sind glücklich dabei.“
    Werner Kleeberg war zwar kein Nazi, jedoch hat er immer mal wieder Ansichten vertreten, die ihm damals eingeimpft wurden. Die Nazi- Propaganda, der er als Kind permanent ausgesetzt war, hat seine Spuren hinterlassen.
    „ Glücksritter“ ist eine beeindruckende Annäherung an den Vater - offen und liebevoll. Und wenn Michael Kleeberg nicht alle Fragen beantworten kann, so ist dies nur schlüssig. Das Rätsel Mensch bleibt bestehen.
    Auf der letzten Seite ist ein Photo des jungen Werner Kleeberg abgedruckt, das nochmals einen anderen Blick auf die Figur ermöglicht.

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Der Tote und der Taucher: SOKO mit Handicap

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Tote und der Taucher: SOKO mit Handicap' von Thomas Franke
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Tote und der Taucher: SOKO mit Handicap"

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- Literaturhexle vor 3 Jahre
Format:Broschiert
Seiten:320
Verlag:
EAN:9783957346629
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Rezensionen zu "Der Tote und der Taucher: SOKO mit Handicap"

  1. Die Soko mit Handicap

    Theo, ein junger Psychologiestudent lebt in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung. Der Tod des Mitbewohners Mike erschüttert alle, er war zwar an ALS erkrankt, aber am Tag vorher noch munter und beim gemeinsamen Karaokeabend bester Laune. Theo ist entsetzt, wie oberflächlich der Arzt einen natürlichen Tod konstatiert, obwohl einige Ungereimtheiten ins Auge fallen.

    Zusammen mit seinen Mitbewohner will er mit der „Soko Handicap“ ein wenig tiefer bohren. Glücklicherweise ist Theos Schwester Polizistin und einige seiner Beobachtungen lassen auch bei ihr die Alarmglocken schrillen. Vor allem Autist Keno scheint etwas bemerkt zu haben, er ist vollkommen aufgelöst und spricht nur noch vom Taucher.

    . Ein interessanter zweiter Handlungsstrang verweist in die Vergangenheit und man ahnt, es wird noch eine Bedeutung bekommen.

    Das Setting für diesen Kriminalroman ist besonders und das ist auch die Absicht des Autors Thomas Franke. Er arbeitet als Sozialpädagoge in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung und er zeigt, dass es völlig egal ist, ob jemand „behindert“ ist oder nicht. Aber er legt den Finger auch auf Missstände und plötzlich bekommen Stichworte wie Barrierefreiheit, Pflegenotstand, Mangel an empathischem Fachpersonal eine ganz andere Bedeutung. Auf einer Fahrt in die Innenstadt habe ich plötzlich den Weg mit den Augen eines Rollstuhlfahrers betrachtet und war erschrocken, denn ich hätte mein Ziel nie allein erreichen können.

    Seine Figuren wachsen dem Leser schon nach wenigen Seiten ans Herz und plötzlich vergisst man Rollstuhl oder Trisomie21, man fiebert einfach mit Theo, Lene, Paula, Scotty und Keno. Wie sie ihre Möglichkeiten und besonderen Fähigkeiten einsetzen und ermitteln, ist spannend und immer wieder auch sehr witzig. Der menschliche Ton der Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Natürlich möchte der Autor auch eine Botschaft vermitteln und das macht er sehr unaufdringlich und ohne erhobenen Zeigefinger. Für mich war dieser Kriminalroman eine echte Bereicherung des Genres.

    Die Geschichte endet offen – ein zweiter Band ist bereits in Arbeit und ich bin sehr gespannt, wie sich das Rätsel um Mikes Tod und des geheimnisvollen „Tauchers“ auflösen wird.

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  1. SOKO Handicap auf der Suche nach Mikes Mörder

    "Nicht behindert zu sein, ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das uns jederzeit genommen werden kann." (Richard v. Weizsäcker)
    Der im Rollstuhl sitzende 20-jährige Theo ist geschockt, als er erfährt, dass Mike in der Nacht verstorben ist. Eigentlich ist das nichts Vorhersehbares, den Mike hatte ALS und man musste immer damit rechnen. Dabei war er noch so gut gelaunt am Tag zuvor beim Karaoke-Abend. Trotzdem sind alle anderen WG Bewohner ebenso schockiert. Besonders Autist Keno ist seitdem total aufgelöst, ständig redet er nur von einem Taucher. Selbst Theo kommen erste Zweifel, als er durch Zufall eine Einstichstelle an Mikes Arm entdeckt. Obwohl es in der WG keine Medikamente gibt, die gespritzt werden. Außerdem was haben Mikes Eltern in seinem Zimmer gesucht und warum soll seine Beisetzung so schnell sein? Theo muss unbedingt die Wahrheit herausfinden, nachdem er Arzt nichts Ungewöhnliches festgestellt hat. Um auf Spurensuche zu gehen, wird die SOKO Handicap ins Leben gerufen.

    Meine Meinung:
    Das Cover mit der Tauchermaske und der Rollstuhllehne auf der rechten Seite passt sehr gut zur Geschichte. Der Schreibstil der zweiteiligen Krimireihe ist locker, humorvoll, interessant und unterhaltsam. In zwei Handlungssträngen wird zum einen im Fall von Mikes Tod ermittelt und man kommt einem Namenlosen immer mehr auf die Spur. Thomas Frankes Krimi präsentiert hier ein sehr ungewöhnliches Ermittlerteam. Die SOKO Handicap besteht aus Theo, der an der Erbkrankheit (CMD) kongenitaler Muskeldystrophie erkrankt ist, im Rollstuhl sitzt und Psychologie studiert. Außerdem ist da noch die Schauspielerin Paula mit Trisomie 21(Downsyndrom), die schwergewichtige, ständig hungrige Lene mit dem Prater-Willi-Syndrom und Scott, der das Weaver-Syndrom hat. Zudem wohnt in ihrer WG noch der Autist Keno und natürlich der verstorbene Mike, der ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) hatte. Da der Autor selbst als Sozialpädagoge unter Menschen mit Beeinträchtigung arbeitet, kann er seine Betroffenen sehr gut darstellen, sodass ich mich sofort in sie hineinversetzen konnte. In diesem Krimi geht es zum größten Teil um Mikes Tod und um den vor Jahren verschwunden Vater von Theo und seiner Schwester Lina, die bei der Polizei arbeitet. Theo ist für mich ein sehr außergewöhnlicher, intelligenter junger Mann, der trotz seiner schweren Erkrankung das Leben annimmt, wie es ist. Was sicherlich zum großen Teil an seinem christlichen Glauben liegt. Seine Art wirkt einfach ansteckend, besonders auf seine WG-Bewohner, mit denen er es nicht immer einfach hat. Dabei finde ich gerade die humorvolle Lene mit ihrem Berliner Dialekt nach Theo am herausragendsten. Nicht nur ihre spontanen Sprüche sind großartig, sondern im Wesentlichen ihre ganze Art, das Leben locker zu nehmen. Überhaupt passt diese individuelle SOKO Handicap sehr gut zusammen. Was der eine nicht schafft, macht ein anderer mit Köpfchen, Humor, schauspielerischem Talent, ausgefallenen Sprüchen oder mit schlichter Muskelkraft und so ergänzt sich dieses Quartett wundervoll. Ferner bekommen sie weitere Unterstützung von Polizistin Lina und dem Einzelfallhelfer Bastian. Damit alles verständlicher wird, werden dem Leser spezielle fachinterne Begriffe wie z. B. Theory of Mind erklärt. Und man erfährt mehr über die Handicaps der Bewohner und ihre Eigenheiten. Natürlich kommt die Spannung ebenfalls nicht zu kurz, die der Autor in beiden Handlungssträngen immer mehr forciert. So komme ich nach und nach dem ganzen Geschehen immer näher. Dieser bedeutsame Krimi hat mich bestens unterhalten. Vor allem durch die Vielschichtigkeit dieser außergewöhnlichen Charaktere wird das Ganze noch mehr hervorgehoben. Gerade in Zeiten der Inklusion ist ein solches Ermittlerteam etwas Einmaliges. Am Ende gibt es sogar noch eine Wendung, die mich neugierig auf Band 2 macht. Deshalb freue ich mich schon darauf wie es in der Reihe weitergeht. Von mir jedenfalls gibt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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