Der Zirkel. Sie wollen dich. Sie finden dich.

Vor zwanzig Jahren lebten die beiden Studenten Theresa und Stefan in einer WG in Münster zusammen und studierten beide Germanistik. Sie waren wie Bruder und Schwester füreinander, bis Theresa in einer „Nacht und Nebel“ Aktion auszog. Sie kehrte zurück nach Brandenburg zu ihrer Familie und führte nach dem Tod ihres Vaters den Landwirtschaftsbetrieb weiter. Von Stefan richtig verabschiedet hatte Theresa sich nie. Erst zwanzig Jahre später treffen sich die beiden in Hamburg bei einer Fahrt in der U-Bahn wieder. Das kurze Treffen der beiden endet allerdings in einem Streit. Zu unterschiedlich die jetzigen Lebensumstände, zu unterschiedlich sind ihre Sichtweisen. Doch die Bio-Milchbäuerin und der Kulturjournalist bleiben dennoch in Kontakt und tauschen sich von nun an per Mail und Nachrichtendiensten sowohl über ihr berufliches und privates Leben als auch über die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen des Landes aus. Wird ihre alte Freundschaft diese kontroversen Diskussionen aushalten?
Die beiden Autoren Juli Zeh und Simon Urban haben den Roman so konzipiert, dass sich die beiden Hauptprotagonisten ausschließlich über ihre E-Mails bzw. Handynachrichten austauschen. Darin diskutieren die beiden hochaktuelle und brisante gesellschaftspolitische Themen. Es geht um die Genderthematik, die Klimakrise, den Ukrainekrieg, aber auch darum wie Politiker mit Bürgern umgehen, die in Eigeninitiative Verbesserungsvorschläge für bestehende Missstände vor Ort erarbeiten und darum, weshalb sich Teile der Bevölkerung von der Politik allein gelassen fühlen. Der „Briefaustausch“ der beiden Mittvierziger behandelt aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie z.B. die Macht der sozialen Medien oder die vorherrschende Debattenkultur, die es möglicherweise gar nicht mehr gibt.
Die beiden Protagonisten stehen an sich für den Titel des Buches. Ihr „Schlagabtausch“ bewegt sich auch im übertragenen Sinn zwischen den Welten. Sie stehen für Großstadt und Landleben, für Ost und West, für Politikverdrossenheit und Aktivismus, für Familie und Singlehaushalt, für Frau und Mann.
Die schriftlichen Debatten von Theresa und Stefan werden temporeich und schonungslos geführt. Sie nehmen dabei kein „Blatt“ vor dem Mund. Das muss nicht nur der jeweils andere von ihnen aushalten können, sondern auch der/ die Leser*innen. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen, beleuchten verschiedene Aspekte des jeweiligen Themas. Dies ermöglicht dem/der Leser*in, sich selbst eine Meinung zu der jeweiligen Sachlage zu bilden. Eine Meinung, mit der man in die nächste Diskussion mit seinen/ ihren Mitmenschen starten kann. Denn darum geht es ja, selbst eine Meinung angemessen vertreten, aber auch andere Meinungen anhören und aushalten zu können.
Fazit:
Eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit brisanten, hochaktuellen Themen mit dem Appell zur freien Meinungsäußerung!
Finde dich selbst. Bevor es ein anderer tut.Um der Midlifecrisis zu entgehen, begibt sich Björn Diemel auf Anraten seines Therapeuten auf Pilgerreise. Schnell stellt sich als Erkenntnis auf dem Jakobsweg heraus, dass Björns Leben die Mitte bereits längst überschritten haben könnte: Ein unbekannter Mitpilger versucht, ihn zu töten.Während bei den scheiternden Anschlägen auf ihn ein Pilger nach dem anderen seinen Lebensweg verlässt, versucht Björn ganz achtsam, sich seiner Haut zu wehren. Seine Pilger-Fragen nach Leben, Tod und Erfüllung bekommen plötzlich eine sehr praxisnahe Relevanz. (Klappentext)
Björn Diemel steht als erfahrener Anwalt auch im dritten Band der Achtsamkeitsreihe wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Nach einer missglückten Geburtstagsfeier, bei der keine:r der Anwesenden wusste, dass er Geburtstag hatte, rät ihm sein Achtsamkeits-Therapeut Joschka Breitner (herrlich, die Dialoge!) dazu, sich ans Pilgern zu begeben. Ganz klassisch auf dem Jakobsweg, mit einem klaren äußeren Ziel und einem selbstgewählten inneren Ziel. Björn freundet sich allmählich mit der Idee an und marschiert schließlich im Juli los, nachdem er beruflich wie privat alles geregelt hat. "Wer bin ich?" und "Was will ich eigentlich?" sind die Fragen, mit denen er sich auf seinen wochenlangen Weg beschäftigen will, Pilgertagebuch inklusive. Wäre doch gelacht, wenn er der drohenden Midlifecrisis kein Schnippchen schlagen könnte.
Dumm nur, dass es auf dem Pilgerweg plötzlich ziemlich gefährlich zu werden droht. Nacheinander sterben einige Mitpilger:innen gleich neben ihm, und Björn beschleicht zunehmend der Verdacht, dass diese Anschläge eigentlich ihm gegolten haben könnten. Aber weshalb? Der Racheakt eines indirekt von ihm gedemütigten Chinesen? Oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter? Doch egal, welche Finten Björn auch schlägt - der Attentäter kommt immer näher. Nur gut, dass Björn bereits gelernt hat, die Achtsamkeitsregeln auch praktisch anzuwenden...
Wieder präsentiert Karsten Dusse hier eine unterhaltsame Mischung aus Krimi, Satire und Humor - und glücklicherweise mochte ich Band drei wieder lieber als den Vorgänger. Der Autor nimmt diesmal vor allem die Skurrilitäten herrlich auf die Schüppe, die einem auf dem Pilgerweg so begegnen können, ohne dabei zu leugnen, dass diese Art von Meditation durchaus der Selbstfindung dienen kann. Der Anwalt Björn Diemel hat halt seine ganz eigene Auslegung von Achtsamkeit, das ist ja auch das Besondere an dieser Reihe. Und entbehrt tatsächlich einer gewissen Logik nicht. Dass hier Zufall und Glück auch eine große Rolle spielen, sei mal dahin gestellt. Das Ende bot jedenfalls eine richtig große Überraschung.
Der Autor selbst liest die ungekürzte Hörbuchfassung (7 Stunden und 26 Minuten) und macht seine Sache richtig gut. Autorenlesungen gelingen nicht immer, hier aber schon.
Ich freue mich, dass Band vier bereits herausgekommen ist. Das Hörbuch muss sicher nicht lange auf mich warten...
© Parden
Dem selbstständigen Anwalt Björn Diemel geht es eigentlich gut. Seine größte Freude ist seine kleine Tochter. Es stört in nicht so sehr, dass seine Ex-Frau einen neuen Freund hat. Nur die Feier zu seinem 45sten Geburtstag war ein ziemliches Fiasko. Also sucht Diemal mal wieder seinen Achtsamkeitsberater Joschka Breitner auf. Der rät ihm, in der Mitte des Lebens mal über dasselbige nachzudenken. Auch solle er überdenken, was er vom Leben möchte. Eine gute Möglichkeit böte eine Pilgerfahrt. Björn, der davon keine Ahnung hat, lässt sich auf das Abenteuer ein. Er will den Jakobsweg durchwandern und zu sich selbst finden.
Ob noch mehr Tote auf sein Konto gehen werden, dass ist nicht die Frage, die sich Björn Diemel bei seinem dritten Auftritt stellt. Dieses Mal ist es nicht seine Ex-Frau, die ihn zu seinem Therapeuten schickt. Er geht von alleine hin und er macht sich auf zum Jakobsweg. Die Pilgerreise ist eine ganz neue Erfahrung, zu deren Beginn er einen freundlichen älteren Herrn, mit dem er sich sofort gut versteht. Das Pilgern erweist sich als nicht so einsam, wie es sich Björn vorgestellt hat. Dennoch schafft es Diemel, seinen Gedanken nachzuspüren und einigen unerwarteten Ereignissen auszuweichen.
Dass Björn Diemes diesmal nicht nur die gewohnten Gedankenpfade, sondern tatsächlich auch das Land verlässt, gibt dem Roman eine neue Frische bei einem wiederum ähnlichen Muster. Vielleicht sollte man selbst auch mal die Lösung auf sich zukommen lassen. Wie sich Diemel hier wieder aus eigentlich unmöglichen Situationen herauswindet, ist schon stark. Dass dabei der Sinn des Lebens und die Nachschau in der Mitte des eigenen Daseins nicht zu kurz kommen, gibt ein zusätzliches Plus. Vielleicht ist der Gedanke an einen Pilgerweg nicht so abwegig, man muss ja keine Toten an den Hacken haben, um mal über das Leben nachzudenken. Was ist Diemel erschließt, ist manchmal schon erstaunlich und am Ende gänzlich unerwartet.
Ich habe schon einige Romane von Frau Sandberg gelesen und dieser ist gewiss nicht ihr bester und dennoch sehr wichtig.
In der Geschichte geht es um Annett, der immer im Herbst unwohl wird, weil einst dort etwas Schlimmes geschah, dass sie nie so ganz verarbeitet hat. Wird es ihr dieses Jahr gelingen die Kraft dafür aufzubringen sich ihrer Vergangenheit zu stellen?
Der Großteil der Handlung wird im Wechsel zwischen Gegenwart und der Vergangenheit im Jahr 1988 geschildert. Normalerweise mag ich eher die vergangenen Parts, aber hier hatte die Gegenwart eindeutig mehr zu bieten.
Auch wenn dieser Roman irgendwie anders war als ihre bisherigen und für meinen Geschmack nicht ganz so gut, so hatte er doch für mich eine enorme Bedeutung, war ich doch selbst mal in so einer ungesunden Beziehung. Und es ist gut wenn Geschichten über toxische Beziehungen und narzisstische Partner aufklären.
Das Ende der Geschichte kam so unerwartet und war für mich ehrlich gesagt ein Schock, denn ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit gewiss nicht.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm leicht zu lesen und reißt einen mit. Da bleibt man gern am Ball, zumal die Spannung konstant hoch gehalten wird.
Die Darstellung der Zustände in DDR Gefängnissen hat bei mir wirklich für Bauchweh beim Lesen gesorgt, wahrscheinlich habe ich gerade deswegen diese Abschnitte nicht so gern gelesen.
Fazit: Vergangene Geschichte gelungen in einen Roman verpackt. Solide und durchaus lesenswert.
Für Anni will sich keine Weihnachtsstimmung einstellen: Ihr Mann Thies ist plötzlich auf Diät und das auch noch kurz vor Weihnachten. Ausgerechnet er der Unmenge an Weihnachtsplätzchen backt, Girlanden aufhängt und Weihnachtslieder in Dauerschleife summt. Dann ist Anni noch beruflich sehr eingespannt und ausgerechnet jetzt steht noch Morlen, die Tochter ihrer besten Freundin Maria, vor der Tür. Ob in dem kleinen Häuschen überhaupt noch weihnachtliche Stimmung aufkommt ?
Der Schreibstil ist sehr leicht, bildhaft und zügig zu lesen.Die Protagonisten sind sympathisch dargestellt und die Spannung erhöht sich langsam beim lesen.
Fazit: Als ich dieses Buch zum ersten Mal aufschlug war ich sofort begeistert. Es sind viele weihnachtliche Illustrationen vorhanden und zum Schluss gibt es noch einen Adventskalender der für jeden Tag im Dezember mal etwas zum basteln,backen oder einen schönen Spruch beinhaltet. So kam bei mir sofort Weihnachtsfeeling auf und ich freute mich auf's lesen. Der Roman beginnt acht Tage vor Weihnachten und endet am Heiligabend. Die Handlung selbst spielt sich dabei in Bremen ab. Die Geschichte wird aus Sicht von Anni erzählt. Der eher ruhige Schreibstil und die winterliche Atmosphäre verleihen dem Roman ein besonderes Flair. Ich finde dass es eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte ist die man mit Kuscheldecke, Weihnachtsgebäck und einer Tasse Kakao lesen sollte. Meiner Meinung nach ist der Roman für mich persönlich zwischendurch etwas kitschig aber zu Weihnachten darf es das schon mal sein. Große Gefühle, viel Schnee, Zimtduft und viel Lichterglanz - ich finde dass dieser Roman voller Wärme und Liebe geschrieben und da hat mir das Ende richtig gut gefallen. Zudem ist es eine schöne und romantische Liebesgeschichte. Dieser kurzweilige weihnachtliche Roman hat mich sehr gut unterhalten. Von der Seitenzahl her ist dieses Buch perfekt und genau richtig. Ich vergebe daher sehr gerne fünf Sterne.
Der erste Fall von Johanna Böhm und Rasmus Falk
Cover:
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Das Cover ist recht schlicht, passt aber zum Thema des Buches und die düstere und rudimentäre Gestaltung mit dem Kreuz wie bei einer Wahl, machen neugierig.
Inhalt:
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"Die Wolfsangel. Der versteckte Tod. Man hängte sie an einen Baum, bedeckte sie mit Aas und wartete, bis der Wolf kam und in die Höhe sprang, um sich das Aas zu schnappen. Das Tier würde an der Angel hängen bleiben und elendig verrecken. Er war eine solche Wolfsangel. Er war der Tod, den niemand kommen sah. Er hielt sich verborgen, und die Sterbenden verstanden erst, wenn es zu spät war. Wenn sie überhaupt verstanden." (S. 69)
Es gibt drei Todesfälle in drei unterschiedlichen Ländern. Scheinbar nicht zusammenhängend und doch ahnen die neue Polizeianwärterin Johanna Böhm und der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Rasmus Falk, dass diese Morde zusammenhängen. Und die Vergangenheit Johannas spielt dabei eine zentrale Rolle. Beide misstrauen sich anfangs, doch ihnen bleibt keine Wahl, als zusammenzuhalten, wenn sie Deutschland vor einer rechtsextremen Katastrophe bewahren wollen.
Mein Eindruck:
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Der Anfang war recht schleppend. Es wird viel Zeit darauf verwendet, die Personen und ihre Alltagshandlungen zu beschreiben, wodurch die Spannung bei mir erst mal nicht aufkommen wollte. Dennoch war ich neugierig, da viele scheinbar nicht zusammenhängende Handlungsstränge aufgemacht wurden, deren Kontext ich verstehen wollte. Im Laufe der Geschichte nimmt die Spannung zu, was vor allem daran liegt, dass sie aus vielen Perspektiven abwechselnd erzählt wird und die Kapitelenden meistens eine Art Cliffhanger haben, sodass man getriggert wird, immer weiter zu lesen.
Die behandelten Themen des im Hintergrund an die Macht strebenden Rechtsextremismus und das Thema Manipulation von Wahlen sind aktuell und daher spannend. Doch die Aufbereitung in diesem Roman gefiel mir nur stellenweise. Der Plot hat besonders ab der zweiten Hälfte viele überraschende Wendungen zu bieten und man weiß bis fast zum Ende nicht, wem man vertrauen kann und wem nicht. Was mich nicht überzeugen konnte, waren die teilweise naiven Handlungen von Johanna und Rasmus, die sich oft in falscher Sicherheit glaubten, um dann doch in eine Falle zu gehen. Manchmal waren die Beschreibungen sehr stark beschreibend, fast langweilig, dann wieder fügten sich recht pathetische Stellen in den Text ein, was sich für mich nicht zu einem einheitlichen Stil fügen wollte. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden, sie blieben bis zum Ende für mich nicht emotional greifbar, was auch an den eher gestelzt wirkenden Dialogen lag. Das Ende an sich war logisch zwar nachvollziehbar, aber es war für mich zu plakativ, klang zu zwanghaft nach Happy End.
Am Ende gibt der Autor in einem Nachwort noch ein wenig Einblick in seine Recherchen, bei denen auch Institutionen für (IT-)Sicherheit, Geheimdienste und Verfassungsschutz einbezogen wurden. Dennoch habe ich meine Zweifel, ob das Ende tatsächlich realistisch ist.
Dieser Roman ist für mich schwer zu bewerten. Einerseits interessantes, aktuelles Thema. Durch die abwechselnden Perspektiven und Cliffhanger am Kapitelende wird man zum Weiterlesen animiert. Andererseits oft plakativ handelnde Charaktere mit gestelzten Dialogen, die für mich das Ganze emotional schwer greifbar machten. Ich bin unsicher, ob ich dem Folgeband eine Chance geben werde.
Fazit:
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Rechtsextremismus und Wahlmanipulation als spannender Hintergrund eines leider nur mittelmäßig geschriebenen Thrillers
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