Heimat bist du toter Töchter
"Der Fluch wirkt nur, solange wir vor ihm zittern, und der Segen zieht ein, sobald wir an ihn glauben." (Karl von Holtei)
1894 wird die Italienerin Leonarda Cianciulli in eine Familie hineingeboren, bei der Missbrauch und Misshandlung an der Tagesordnung ist. Ihre Mutter Emilia di Nolfi wird als junge Frau von ihrem späteren Ehemann Mariano auf einem Feld vergewaltigt und schwanger. Für Emilias Eltern steht fest, die beiden müssen heiraten. Kein Wunder, wieso sie daher nur wenig Liebe für ihre Tochter empfindet. Allerdings leidet ihr einziges Kind extrem unter der lieblosen Mutter und versucht sich sogar zweimal das Leben zu nehmen. Viele Jahre lang muss Leonarda alles erdulden, ehe sie den einfachen Arbeiter Raffaele Pansardi heiratet. Doch ihrer Mutter passt diese Ehe gar nicht und ärgert sich sehr über Leonardas Handeln. Sie legt ihrer Tochter einen Fluch auf der sie ihr ganzes Leben lang beeinflusst. Leonarda hatte oft Krampfanfälle und verliert zehn ihrer Kinder durch Krankheiten und Fehlgeburten. Mit viel Glück überlebt die Familie jenes schwere Erdbeben in Potenza, bei dem viele Einwohner sterben. Am meisten hängt sie an ihrem Sohn Giuseppe, der durch diese Einschränkungen und Bemutterung ebenfalls sehr leidet. Als dieser sich freiwillig zur Armee meldet, begeht seine Mutter einen folgenschweren Entschluss, um den Fluch aufzuheben und Guiseppes Leben zu schützen.
Meine Meinung:
In dem aufschlussreichen True Crime Fall geht es um die italienische Serienmörderin Leonarda Cianciulli. Sie verstirbt am 15. Oktober 1970 im Gefängnis von Pozzuoli an einem Schlaganfall. Im Laufe ihres Lebens gebärt sie 17 Kinder, von denen 13 Kinder versterben. Giuseppe, ihr ältester Sohn, ist ihr Lieblingskind, was natürlich etwas mit dem Fluch ihrer hartherzigen Mutter zu tun hat. Leonarda litt wahrscheinlich auch unter Epilepsie, allerdings kann man dies nur spekulieren. Der gutmütige Raffaele versucht seine Frau so gut es geht zu unterstützen und liebt sie sehr. Allerdings lastet der Fluch ihrer Mutter schwer auf ihr und beeinflusst immer mehr das Leben der Familie. Sehr ausführlich schildert hier Ryan Green das schreckliche Leben von Leonarda. Irgendwie kann sie einem schon leidtun, was diese Frau alles ertragen muss. Kein Wunder, wieso sie solche Ängste entwickelt, nachdem ihre Mutter diesen Fluch ausspricht. Hier spürt man sehr gut, wie beeinflussbar unsere Psyche doch ist und wie sehr sich ein Leben dadurch verändert. In dieser Biografie wird viel von den Nöten und dem Kummer der Familie berichtet. Mitunter ist ihm dies fast ein bisschen zu ausführlich gelungen und wirkt dadurch langatmig. Die eigentlichen Taten der Serienmörderin werden dann erst im letzten Dritte dargestellt, allerdings dafür umso grausamer und detaillierter. So ist gerade dieser Teil nichts für schwache Nerven. Denn was Leonarda mit ihren drei Opfern anstellt, ist wahrlich brutal und menschenunwürdig. Schlussendlich kommt es, wie es kommen muss, dass sogar die Vorhersage einer Wahrsagerin recht hat und sie kurzfristig im Irrenhaus landet. Durch die Beliebtheit ihres letzten Opfers fällt das ganze Kartenhaus ein und Leonardas Morde werden aufgedeckt. Einige ihrer Gegenstände, wie die Mordwaffe findet man noch heute im Kriminalmuseum in Rom. Selbst wenn die ersten zwei Drittel etwas langatmig erscheinen, sind sie doch nicht minder uninteressant. Allerdings wirklich spannend wird es erst, als sie ihre Morde begeht. Wie immer ist dem Autor hier eine gute Darstellung eines Lebensbilds einer Mörderin gelungen. Von Aberglaube, Menschenopfer bis hin zu Kannibalismus ist alles enthalten. Deshalb von mir 4 1/2 von 5 Sterne für diese Biografie.
"Das Verbrechen hat seine Wurzeln oft in der Armut und sozialen Ungerechtigkeit." (William Booth)
In seinem neuesten Buch nimmt uns True-Crime Bestsellerautor Adrian Langenscheid mit zu den bekanntesten Verbrechen unseres neutralen Nachbarlands der Schweiz. Inzwischen ist dieser bekannt durch seine Bücher, indem er reale Verbrechen weltweit aufzeigt. Diese 12 teils wirklich schockierenden Kriminalfälle geben wieder einen Einblick, wie brutal der Mensch sein kann. Seine informativen Recherchen erhält er aus Akten, Gutachten, Gerichtsverhandlungen und mehr. Zusätzlich ist vor jeder einzelnen Geschichte wieder das passende Zitat dazu. Interessant und erschütternd zugleich fand ich die Geschichte "Vier Schläge", darin wird die Anziehungskraft eines kleinen Jungen fast für eine ganze Familie zum Verhängnis. Ein Kriminalfall um einen Pädophilen, der selbst bei Aktenzeichen XY ungelöst gezeigt wurde. In "Reich sein, Scheich sein" wird ein deutscher Hilfsarbeiter zum meistgesuchten Betrugsverbrecher der Schweiz. "Ich bereue gar nichts", behandelt den spektakulären Fraumünster-Postraub. Ein Überfall, der für die Schweizer Post zum finanziellen Totalschaden wird. Was sicher viel an den Fehlern des Unternehmens lag. "Der gefährliche Querulant" erzählt uns vom Zuger Attentat. Zwei Wochen nach den verheerenden Anschlägen in New York wird in der Schweiz dieses wirklich brutale Attentat begangen. 14 Menschen und der Täter selbst kommen dabei ums Leben. "Unerträgliche Schreie" nimmt uns mit zu einem wirklich grausamen Verbrechen. Der vierfache Kindermörder Werner Ferrari ist noch heute einer der bekanntesten Gefängnisinsassen der Schweiz. Über seine Morde und Opfer berichtet diese Geschichte.
Fazit:
Das sind nur einige Beispiele der realen Schweizer Kriminalfälle, die mir wieder echt an die Nieren gingen. Für mich waren allesamt Straftaten, die ich bisher nicht kannte, umso fassungsloser war ich über deren teils extreme Brutalität. Da mag ein Land noch so neutral und schön sein, doch selbst in der Schweiz gibt es einige wirklich heftige brutale Verbrecher. Wieder einmal hat mich dieses Buch extrem in den Bann gezogen, aber vor allem schockiert. Besonders wenn es um Vergehen mit vielen Toten oder Kindern geht, macht mich das am meisten fassungslos. Ich glaube, ich werde es nie begreifen, was Menschen dazu bewegt, solche Taten zu begehen. Man kann nur hoffen, dass viele draus lernen und nicht diesen Tätern nacheifern, und ich hoffe, solche Bücher helfen dabei. Von mir gibt es erneut eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
"Erst hatte er Sex mit ihnen, dann biss er ihnen die Kehle durch: Fritz Haarmann tötete in den Zwanzigerjahren mindestens 24 junge Männer." (Spiegel.de)
Fritz Haarmann, ein Serienmörder, der als Vampir, Schlächter, Kannibale oder Werwolf von Hannover bezeichnet wurde. Von 1918 bis 1924 ermordet der gleichnamige mindestens 24 junge Männer im Alter von zehn bis zweiundzwanzig Jahre. Die Dunkelziffer seiner wirklichen Opfer könnte sogar noch deutlich höher liegen. Ebenfalls spekuliert wurde, ob Haarmann seine Opfer zu Fleisch verarbeitet und auf dem Schwarzmarkt verkauft hat. Dies allerdings hat er immer bestritten und es konnte ihm nie nachgewiesen werden. Da Fritz zu jener Zeit als Spitzel für die Polizei arbeitet, bleibt er lang als Täter unentdeckt oder wird nur kurz oder gar nicht verhaftet. Viele junge Männer, die von zu Hause abgehauen sind oder in Hannover ein neues Leben beginnen wollen, passte er am Bahnhof ab und bietet ihnen Unterkunft und Essen an. Als Gegenleistung fordert er Sex mit ihnen, der irgendwann aus den Rudern läuft, indem er an ihnen seine brutalen Obsessionen auslebte. Ob er damals wirklich seinen Opfern die Kehle durchgebissen hat, ist nach wie vor fragwürdig und kann nicht wirklich nachgewiesen werden. Nach seiner Verhaftung belastete er sogar seinen Lebensgefährten Hans Grans schwer. Zieht dies jedoch kurz vor seiner Hinrichtung wieder zurück, sodass man Grans nicht zum Tode verurteilt. Am 15. April 1925 wird Haarmann am frühen Morgen im Hof des Gefängnisses mit dem Fallbeil hingerichtet. Dieser True Crime Fall und gleichzeitig Fritz Haarmanns Biografie, welche Ryan Green hier ausgearbeitet hat, ist trotz der Kürze ungemein ausführlich dargelegt. Es führt mich gleich zu Beginn in seine nicht gerade einfache Kindheit. Dort wird er zwar von seiner Mutter in höchstem Maße verwöhnt, doch dafür ist der Vater ein extrem harter und strenger Mensch. Als Jugendlicher wird er in der Psychiatrie behandelt, wo eine hebephrene Schizophrenie festgestellt wird. Allerdings trotz allem kein Grund zum Mörder zu werden.
Fazit:
Sein ehrlicher, interessanter Schreibstil lässt mich mal wieder durch die Seiten fliegen und ich kann das Buch bis zum Ende nicht mehr weglegen. Zwar kannte ich die Geschichte um den Serientäter von Hannover schon, doch ich war überrascht über die intensive, ausgiebige Beschreibung von Haarmanns Kindheit. Vielleicht ist es mitunter sogar fast ein bisschen zu viel, den erst Mitte des Buchs geht der Autor auf die eigentlichen brutalen Taten des Serientäters an seinen jungen Opfern ein. Allerdings ist es von da an nichts mehr für schwache Nerven. Den, wie man es schon von dem Autor gewohnt ist, werden seine Tötungen recht plastisch und ausführlich beschrieben. Weil die Polizei ihrem Spitzel erst so spät auf die Schliche kommt, wird es für viele Männer zum Verhängnis und ihrem Todesurteil. Von mir gibt es 4 1/2 von 5 Sterne für diesen empfehlenswerten True Crime Fall.
"Durch Angst kann sich Gewalt verselbständigen, und folgt dann eigenen Gesetzen und Zwängen." (Gerd Peter Bischoff)
Dies ist die Lebensgeschichte über Katherine Knight, Australiens erster Frau, die man zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Entlassung verurteilt hat. Welches auch durch einen richterlichen Vermerk so in ihrer Akte hinterlegt wurde, um jegliches Gnadengesuch auszuschließen. Ryan Greens spannende und überaus fesselnde Erzählung nimmt mich mit in ihre extreme Kindheit bis hin zur Verhaftung und dem späteren Prozess. Katherine Knight ist die jüngste von Zwillingen, die am 24. Oktober 1955 das Licht der Welt erblickte. Nachdem Tod ihres Vaters lernt die Mutter Ken Knight kennen und sie leben fortan mit seiner Familie zusammen. Doch der gewalttätige Stiefvater ist Alkoholiker und missbrauchte ihre Mutter. In dieser Zeit wird auch Kathrine bis zum elften Lebensjahr von anderen Familienmitgliedern mehrmals missbraucht. Dies führt dazu, dass sie als Kind ebenfalls gewalttätig gegenüber anderen Kindern ist. Das ändert sich auch nicht, als sie ihren ersten Mann kennenlernt. Liebe, Eifersucht und Gewalt wechseln sich in dieser Ehe ab, wobei immer wieder Kathrine David drangsaliert. Selbst bei ihren weiteren Beziehungen spielt Eifersucht und Gewalt eine große Rolle. Eine psychiatrische Behandlung hilft ebenfalls nur kurzweilig. Doch am schlimmsten wird es, als sie den dreifachen Vater John Price kennenlernt. Liebe, Trennung, Versöhnung bis hin zum brutalen Mord ist am Ende in dieser Beziehung alles dabei. Der Anblick des Tatorts soll einigen Polizisten so zugesetzt haben, dass manche sogar traumatisiert hinterher den Dienst quittieren mussten oder gar Selbstmord begingen.
Fazit:
Auf diese wirklich extreme Lebensgeschichte war ich nicht vorbereitet. Dass Gewalt und Missbrauch Menschen verändert, kann ich nachvollziehen, doch bei Katherine Knight ist es schon wirklich heftig. Durch ihre Gewaltbereitschaft und Eifersucht hab ich das Gefühl, sie gerät mehr und mehr in eine Spirale der Wut, in die man sich fast nicht hineinversetzen kann. Doch Ryan Green schildert gerade dies hier sehr plastisch, detailliert und so ist es vor allem zum Ende wirklich sehr brutal. Ich will mir diesen Anblick lieber nicht vorstellen, als sie Johns Leiche fanden. Allerdings stelle ich wieder einmal fest, dass Katherine wie viele andere Täter keine einfache Kindheit hatte. Trotzdem ist nur sie und nicht ihre Schwester so geworden. Denn ich vermute mal, auch sie einiges in ihrer Kindheit erleben. Unfassbar finde ich außerdem, wie lange Katherine mit ihren Lügenmärchen davon kommt. Leid tun mir, im Grunde nur ihre eigenen Kinder, die so eine Mutter ertragen mussten und John Price Kinder, die auf so eine Weise ihren Vater verloren haben. Bis heute verbüßt sie ihre Strafe und sitzt im Silverwater Women’s Correctional Centre ein. Diese verstörend wahre Geschichte ist allerdings aufgrund der detaillierten Angaben und authentischen Darstellung nicht für jeden Leser geeignet. Von mir gibt es 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung für Leser mit starken Nerven.
"Wer durch Betrug Gelingen erlangt, dessen Erfolg ist nicht von Dauer und seine Siege verwandeln sich in Niederlagen." (Lü Bu We)
Zwölf Geschichten um Trickbetrüger, Hochstapler und Wahrsager vereint Autor Adrian Langenscheid in seinem elften True Crime Band. Ob Narzissten oder Personen mit Persönlichkeitsstörungen durch eine kaputte Kindheit findet sich in diesem Buch alles wieder. Es sind dabei nicht nur skurrile, sondern vor allem aberwitzige Lebensgeschichten dabei, bei denen ich fast nicht glauben kann, dass es diese wirklich gab. Warum jeder Mensch zum Betrüger und Hochstapler werden kann, erkennen wir spätestens nachdem wir dieses Buch gelesen haben. "Eine Villa mit Schimpansen" erzählt uns die Geschichte über einen Arzt, der 1920 mit unglaublichen Transplantationen auf sich aufmerksam macht. "Fräulein Unbekannte" ist wohl die bekannteste Geschichte von allen, hier geht es um eine Adelige, die bis heute spektakulär und der Welt ein Rätsel bleibt. In "Die Stärke einer Frau" wird eine reichen Geschäftsfrau in Millionenhöhe von ihrem Liebhaber betrogen. In "Eine Million Sorgen" versucht ein Teilnehmer bei der Sendung Who Wants To Be A Millionaire zu betrügen. Ob ihm dies gelingt oder ob er entlarvt wird, das erfahren wir in dieser Geschichte. Um einen Lügenprinzen im großen Stil geht es bei "Prinz Dubai". Dass sein Betrug und die vielen Lügen kein gutes Ende nehmen, das erfahre ich in dieser Geschichte.Dies sind nur kurze Einblicke von ein paar der Kriminalfälle aus diesem Buch, die es alle tatsächlich so gegeben hat. Dabei fasziniert mich mal wieder der Schreibstil des Autors, der den Leser immer mit in die Lebensgeschichte des Täters mitnimmt. Meist sind es Menschen, die schwierige Kindheiten und schlechte Familienverhältnisse hatten. Ob dies allerdings ausschlaggebend für eine kriminelle Laufbahn ist, denke ich eigentlich weniger. Trotzdem haben die Kriminellen, wenn man ihre Leben betrachtet, fast immer eine gestörte Kindheit.
Fazit:
Mit seinem elften True Crime Band überrascht mich der Autor mal auf eine ganz andere Art und Weise. Es geht dieses Mal nicht unbedingt um Mord und Totschlag, sondern auch Betrugsfälle haben ihren Reiz und sind lesenswert. Ich jedenfalls kann dieses Buch nur empfehlen, es ist lesenswert. Außerdem ist es mal wieder faszinierend zu sehen, was sich manche Täter alles einfallen lassen, um auf die schiefe Bahn zu geraten. Schade war nur, das ich zwei der Geschichten schon aus seinen anderen Büchern kannte. Von mir gibt es deshalb 4 1/2 von 5 Sterne.
Dieses Buch bietet viele tolle erklärende Beispiele und umfassende Informationen zum Thema Hass. Darunter auch gut beschriebene Beispiele über die Unterschiede zwischen den Emotionen: Hass, Liebe,Narzissmus, Wut, Angst, Borderline und wie man alles aus forensischer Sicht beurteilen kann und darf.
Der Anfang ist ein wenig langatmig, aber dann wird es interessant. Viele auflockernde Zitate und Einschübe zum Thema Hass lockern den Schreibstil auf und die riesige Zeitspanne, die das Buch umfasst, von der Antike bis zur Jetztzeit, bringen alles nicht nur ins richtige Licht, sondern erhellen auch die sozusagen prähistorischen Zusammenhänge. Am spannendsten fand ich die sehr aktuellen Bezüge zu Fällen, die noch gar nicht so lange her sind. Viel Kontext in klarer Sprache machen dieses Buch für alle Leser interessant, die sich für das Thema forensische Psychologie interessieren und für alle, die einfach nur mal ihren Horizont ein wenig erweitern möchten.
"Im Bett mit einem Psychopathen" ist eins der wenigen Bücher, das mir noch sehr lange nachhängen wird. In dem Moment, in dem ich das Buch zugeschlagen hatte (was genau 16 Stunden nach dem Zeitpunkt war , an dem ich es aufgeschlagen hatte :), ich konnte nicht aufhören zu lesen), musste ich erst einmal Tante Google nach der Autorin fragen. Und tatsächlich, es ist ein True - Crime Buch. Unfassbar.
Und ja - ich oute mich – ich gehöre auch zu den Menschen, die sagen" Das könnte mir nie passieren", das ist aber auch einfach bei mir, ich bin in den allerbesten Händen und habe erst kürzlich diesen Mann nach 12 Jahren geheiratet.
Ich finde es unglaublich mutig von der Autorin ihre Geschichte so öffentlich zu machen, dafür hat sie meinen allergrößten Respekt. Es gibt mit Sicherheit noch viele andere Menschen die voller Inbrunst sagen " Das könnte mir nie passieren". All diesen höhnischen Kommentaren, der Selbstgefälligkeit, Selbstüberschätzung und eventuell auch Schadenfreude setzt sich die Autorin ungefiltert mit diesem Buch aus. Absolut tapfer und mutig. Und stark, denn wenn sie auf diese Weise auch nur eine Frau davon abhalten kann, eine ähnliche Geschichte erleben zu müssen, hat dieses Buch schon geholfen. Die Geschichte an sich liest sich wie ein Thriller, ein fantastischer Spionageroman, wobei man als Leser ganz klar die Oberhand behält, da man beim Lesen die rationalen Gefühle einschaltet, die schreien: " Das kann so nicht stimmen, warum merkt sie es denn nicht ".
Man darf dabei nie vergessen , Liebe ist die stärkste Macht auf Erden, und rational ist man in der verliebten Phase nicht, sonst wäre man nicht verliebt. Ich kann hier die Gefühle der Autorin absolut nachvollziehen.
Was mich im Nachgang am meisten entsetzt hat , waren mein Folgegedanken über dieses Buch, denn selbst wenn ein Mensch nicht auf den Spion vom MI6 abfährt, der gleichzeitig Millionär ist , wie viele Menschen leben in "spießigen" narzisstisch, psychopathisch abhängigen Beziehungen? Sehr, sehr viele, und die Dunkelziffer ist unglaublich hoch, da die Schamgrenze so hoch ist, dass niemand freiwillig darüber redet. Menschen mit gewalttätigen Partnern, mit suchtkranken Partnern, alle erleben die Isolierung, die Scham der Armut, müssen sich Lügenkonstrukte ausdenken, bekommen eine Gehirnwäsche und nur wenige finden den Mut , wieder zu sich selbst zu finden.
Von daher wünsche ich jedem Menschen , dieses Buch mit offenen Sinnen zu lesen, der Autorin für diese unglaubliche Geschichte zu danken und Augen und Ohren offenzuhalten, auch, und gerade im Freundeskreis. Und als Betroffener den Mut zu finden, auszusteigen.
"Jedes Verhalten wird allein durch die Absicht gut oder böse." (Gloria Beck)
Verhängnisvolle Familiendramen, brutale Serienmörder, Folter, Betrug und schockierender Missbrauch erwarten und in der neue True Crime Ausgabe aus Kanada. Geschockt und fassungslos hat mich dieses Buch wieder einmal gemacht, besonders mit dem was Menschen anderen antun. "Erlöse sie von dem Bösen" zeigt uns die Ausweglosigkeit des Vaters eines schwerstbehinderten Kindes. Darf ein Mensch über das Leben eines anderen bestimmen? Ich selbst bin bei diesem Thema hin- und hergerissen, besonders bei diesem Fall. Eine Tierquälerei führt uns in "Du kannst es nicht stoppen" zu einem wirklich grausamen Mordfall. Der sogenannte Vakuum Katzen Killer wird in ganz Kanada bekannt und gesucht. Das er allerdings noch mehr als nur Katzen tötet, ahnt da noch keiner. Mit dem Massaker von Montréal befasst sich die Story "Der Würfel ist gefallen". Bei einem Amoklauf am 6. Dezember 1989 werden in der polytechnischen Hochschule Montéals 14 Frauen getötet und weitere 14 verletzt, eher er sich selbst richtet. Feministinnen hätten sein Leben ruiniert, war mit einer der Gründe seiner Tat. Eine heftige Geschichte wird in "Pakt mit dem Teufel" geschildert. Das Serienkillerpaar Ken und Barbie, wie man sie auch nennt, foltern, vergewaltigen und töten dabei junge Frauen. Diese Horrortaten wird keiner je in Kanada vergessen, schon gar nicht die Familie von Karla Homolka. Ein wirklich abscheuliches Verbrechen zeichnet die Geschichte "Bus 1170" auf. Dieser brutale Mord an dem 22-jährigen Tim McLane in einem Greyhound Bus macht mich einfach nur fassungslos. Den diese Tat ist so unbegreiflich traurig, dass ich mit der Familie mitfühle. Dies sind nur fünf von elf wahren Kriminalfällen aus Kanada. Einem Land, das ich bisher nur durch seine wundervolle Natur und Schönheit kenne. Adrian Langenscheid hingegen hat mir jetzt die Kehrseite dieses Landes aufgezeigt. Den auch in Kanada gibt es Mörder und Verbrecher. Nach seinen beiden letzten True Crime Büchern aus Deutschland, wo ich viele Fälle kannte, waren diese hier für mich alle total unbekannt. Sehr ausführlich und mit viel Liebe zum Detail schildert er hier diese Kriminalfälle.
Fazit:
Selbst wenn mich vieles entsetzt hat, war es doch wieder sehr interessant gewesen, dieses Buch hier zu lesen. Wer also gerne mehr über Kanadas größte Verbrechen lesen möchte, der ist hier genau richtig. Deshalb von mir wieder eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
Wir müssen dringend reden... über die toten Töchter!
Österreich hat ein Femizidproblem. In den letzten Jahren immer mehr. Kaum vergehen mehrere Wochen, ohne dass nicht wieder medial von einer Frau berichtet wird, die von ihrem (Ex-)Partner ermordet wurde.
In "Heimat bist du toter Töchter" (den treffenden Bezug dieses Buchtitels auf die Diskussion zur österreichischen Bundeshymne hat schon eine andere Person in ihrer Rezension treffend beschrieben) hat die Journalistin Yvonne Widler Kontakt zu den Hinterbliebenen der ermordeten Frauen aufgenommen und erzählt ihre Geschichten. Macht damit den unglaublichen Verlust der Leben dieser Frauen noch einmal auf einer stärkeren Ebene spürbar. Gibt ihnen ihren Raum und ihre Stimme zurück, und macht gleichzeitig darauf aufmerksam, wie sehr sowohl in den Medienberichten als auch vor Gericht die Stimme des (meist noch lebenden) Täters gehört wird, während die Stimme (und damit Perspektive) der ermordeten Frau für immer verstummt ist.
Insgesamt sind es etwa fünf größere Fallgeschichten, die Yvonne Widler detailliert recherchiert hat, ergänzt um viele kleinere und um Gespräche mit Sozialarbeiter*innen, Polizist*innen usw. und Analysen der momentanen gesellschaftlichen Entwicklungen in Österreich. Dabei wird deutlich, wie viel Handlungsbedarf besteht, um Frauen noch besser zu schützen, bevor es zu solchen Gewalttaten kommt.
Ganz besonders mag ich an dem Buch, dass Yvonne Widler die Täter auch sprachlich klar in die Verantwortung nimmt. Statt der sonst medial oft gelesenen passiven Ausdrucksweise "Frau wurde ermordet", die die Täterschaft beschleiert, verwendet Yvonne Widler bewusst die aktive Formulierung "Er hat...", wie z.B. "Er hat Kornelia erstochen und mit der Axt erschlagen".
Ein tolles Buch zu einem dunklen, aber wichtigen Thema, von einer mutigen Frau! Empfehlung!