Galgenmann: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Galgenmann: Roman' von Maya Binyam

Inhaltsangabe zu "Galgenmann: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:220
Verlag: Aufbau
EAN:9783351042103
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Club Paradies - Im Glanz der Macht

Buchseite und Rezensionen zu 'Club Paradies - Im Glanz der Macht' von Caren Benedikt
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Club Paradies - Im Glanz der Macht"

Berlin, 1976: Der skrupellose Immobilienpatriarch Hanns Borchardt befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere – er ist der Mann, mit dem jeder Geschäfte machen will. Seiner Frau Maria und seinen beiden Kindern Holger und Hanna bietet er ein luxuriöses Leben. Doch die perfekte Fassade der Borchardts trügt: Hanna sehnt sich nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben, Holger begehrt gegen die Familie und die spießige Gesellschaft auf, und Maria denkt über Scheidung nach. Hanns hat aber noch weitaus größere Probleme, denn mit all dem Ruhm und Reichtum geht auch eine Gier einher, die ihn eine verhängnisvolle Entscheidung treffen lässt. Welchen Preis ist Hanns bereit zu zahlen, um sein Lebenswerk zu retten? Und was hat Lea Stern, die Besitzerin von Berlins spektakulärstem Nachtclub, mit alldem zu tun?

Format:Broschiert
Seiten:512
EAN:9783764507725
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Rezensionen zu "Club Paradies - Im Glanz der Macht"

  1. Die Schattenseiten des Paradieses

    Hanns Borchardt hat schon früh erkannt, dass er Verkaufstalent hat und Menschen überzeugen kann. Das hat er sich dann zunutze gemacht und seine Karriere im Immobilienmarkt vorangetrieben. Inzwischen ist er ein angesehener, aber auch gefürchteter Immobilienpatriarch, der seine Netzwerke überall hat. Skrupel hatte er nie, doch mit der Zeit sind seine Gier nach Geld und Ansehen immer größer geworden. Darüber wurde ihm seine Familie immer unwichtiger. Ihr fehlte es an nichts, außer an Beachtung und Zuwendung. Seine Kinder Holger und Hanna hatten sich ihm genauso unterzuordnen wie seine Frau Maria. Aber Holger und Hanna wollen ihr Leben selbst gestalten und sind nicht länger bereit, nach der Pfeife ihres Vaters zu tanzen. Auch ihre Mutter ist nicht glücklich, findet aber immer wieder Entschuldigungen für das Verhalten ihres Mannes. Wie weit wird Hanns Borchardt gehen, bis er erkennt, dass ihm nicht mehr alle bereitwillig folgen?
    Auch mit diesem Roman konnte mich Caren Benedikt wieder packen. Ihr Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen. Die Geschichte ist unterhaltsam und spannend.
    Die Charaktere sind interessant und authentisch dargestellt. Hanns Borchardt ist ein Mann, den man nicht zu seinem Freund, aber auch nicht als Feind haben möchte. Er will bestimmen, wo es langgeht und zwar nicht nur im Geschäftsleben, sondern auch im Familienleben. Auch wenn viele lange sein Spiel mitspielen, so kommt doch irgendwann der Punkt, wo es nicht mehr nach seiner Vorstellung läuft. Maria wünscht sich die Beachtung ihres Mannes und doch lässt sie dich immer wieder gefallen, dass er sie und ihre Wünsche ignoriert. Sie unterstützt ihn, weil eine Frau das so macht. Doch dann muss sie erkennen, dass ihr blindes Vertrauen ausgenutzt wurde. Holger und Hanna sind jung, wollen ihr Leben leben und suchen ihren eigenen Weg. Die Nachtclubbesitzerin Lea Stern ist eine Couragierte Frau, die weiß, was sie will.
    Es ist eine fesselnde Geschichte, die mir sehr gefallen hat. Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

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60 Kilo Kinnhaken: Roman

Buchseite und Rezensionen zu '60 Kilo Kinnhaken: Roman' von Hallgrímur Helgason
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "60 Kilo Kinnhaken: Roman"

Das größte Abenteuer der isländischen Geschichte Nach seinem Bestseller 60 Kilo Sonnenschein schreibt Hallgrímur Helgason die Reise seines Landes in die moderne Welt fort. Ein imposantes, vor Originalität sprühendes Werk, das einmal mehr zeigt, warum Helgason zu den ganz großen Schriftstellern seines Landes zählt. Der fiktive kleine Ort Segulfjörður erlebt Sonnenschein satt. 1906, nach der vierten erfolgreichen Heringssaison, säumen bunte Holzhäuser den Fjord, am Hafen treffen ausländische Fischer auf einheimische Frauen und überall winkt die Chance auf schnell verdientes Geld. Auch für den jungen Waisen Gestur, der mittlerweile volljährig ist und sich kopfüber in diese neue Welt mit ihren ungeahnten Möglichkeiten stürzt. Doch dann holt das Schicksal zu einem fiesen Kinnhaken aus, der dem Treiben am Fjord ein jähes Ende setzt. Wortgewaltig und humorvoll erzählt Hallgrímur Helgason vom abenteuerlichen Weg Islands in die Moderne. 60 Kilo Kinnhaken wurde in Island mit dem Preis für den besten Roman des Jahres ausgezeichnet.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:672
Verlag: Tropen
EAN:9783608501841
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Rezensionen zu "60 Kilo Kinnhaken: Roman"

  1. Der Fortschritt kommt nach Segulfjörður

    Es läuft gut in dem kleinen Ort Segulfjörður, denn die Heringsfänge sind seit einige Jahren gut. Menschen aus anderen Ländern bringen Fortschritt und verändern das Leben in der kleinen Gemeinde. So eröffnen sich auch für den Waisen Gestur unverhoffte Möglichkeiten, die er auch bereitwillig annehmen will. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die aber natürlich auch neue Probleme mit sich bringt.
    Ich lese gerne Bücher, die in nordischen Ländern spielen. Daher hat mich auch dieser Roman angezogen. Dieses Buch ist nach „60 Kilo Sonnenschein“ der zweite Band um den jungen Gestur, der inzwischen volljährig ist. Ich hatte den Vorgängerband nicht gelesen, was auch nicht unbedingt notwendig ist für das Verständnis. Aber mir ist Gestur so ans Herz gewachsen, dass ich das gerne noch ändern will.
    Der Autor Hallgrímur Helgason schreibt wortgewandt und humorvoll, manchmal sogar poetisch. Allerdings schildert er manches auch in einer sehr direkten, bissigen und markigen Sprache. Man muss Zeit und Muße haben, um dieses seitenstarke Werk zu lesen, das leider einige Längen aufweist. Auch die fremden Namen machen es einem nicht immer leicht. Wir erfahren beim Lesen aber sehr viel über die Geschichte und Kultur Islands.
    Mit den Neuankömmlingen aus dem Ausland verändert sich der kleine Ort Segulfjörður, der zwar fiktiv ist, aber genauso ausgesehen haben könnte. Der Fortschritt bringt viele technische Errungenschaften in diesen zuvor etwas rückständigen Ort, was das Leben rundum wandeln. Die Menschen wollen an diesem Fortschritt teilhaben. Doch solche Veränderungen bringen nicht nur Positives mit sich, leider gibt es auch Schattenseiten.
    Auch Gestur trifft Entscheidungen, von denen sein Ziehvater nichts weiß, denn er hat Träume, die er wahr werden lassen möchte. Wir erleben mit, wie er erwachsen wird und die Liebe erlebt.
    Doch es kommt, wie es kommen muss: Dass Schicksal schlägt zu in Segulfjörður.
    Die Personen sind lebendig und oft etwas eigenwillig dargestellt.
    Eine interessante Geschichte, humorvoll und tiefgründig zugleich, die mich gut unterhalten hat.

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  1. Ich denke man muss einen Bezug zu Island haben für dieses Buch.

    Ein aussergewöhnliches Cover. Im Stil wie das des Vorgängerbuches 60 Kilo Sonnenschein, nur Farbgebung und Schiffsmodell sind anders. Ich wunderte mich sehr über den Titel. Nach ein bisschen Recherche ist klar, dass das auch ein Markenzeichen von Hallgrímur Helgason ist. Er hat auch Preise gewonnen für Titel wie " Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen " .
    In der Übersetzung von Ohrfeigen auf Kinnhaken verliert der Titel nicht, aber die grosse 60 als Zahl dominierend hätte man besser weglassen sollen.
    Nun zum Buch. Ich war nicht ganz glücklich mit der Dicke und Schwere des Buches. Auch die Eigennamen und indirekten Verweise auf isländische Geschichte, vor allem Alltagsgeschichte, sind für mich schwer zu lesen.
    Auch die manchmal langen Beschreibungen einer Landschaft, einer Situation von Wetter und Stimmung unter den Menschen ist für mich etwas befremdlich. Silberabend auf Goldgefilden. Und kurz zuvor die Beschreibung einer Art Strandparty beim Bergen von Waren aus einem Schiffswrack: Saufen, Kotzen und sich entleeren. Das Buch war für mich zu lang, zu dick und ich glaube der hochgelobte Sprachwitz und die Wortneuschöpfungen von Hallgrímur Helgason sind natürlich nur im isländischen Original so toll.

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  1. Mehr - Gänge - Menü

    Der 2. Band
    - 60 Kilo Kinnhaken -
    rund um den Waisen Gestur und den kleinen Ort Segulfjörður (fiktiv) auf Island, ist am 16.09.2023 in Deutschland erschienen.

    Der Schriftsteller Hallgrímur Helgason, geboren 1959 in Reykjavík, konnte sich seit 1996 einen Namen als Autor machen.
    Für mich ist es das erste Buch von ihm gewesen.

    Das wunderschön gestaltete Cover bildet genau den Schwerpunkt der Gemeinde Segulfjörður, mit ihrer größten Einkommensquelle ab.
    Der Fischfang.
    Die Farben und der verwendete Schriftsatz sind im Zusammenspiel ein toller Hingucker und machen neugierig.

    Zum Inhalt:
    Wir sind 1906 in Segulfjörður. Der Ort hat durch seine erfolgreichen Fischer, eine steile Erfolgsgeschichte hinter sich.
    Der Ort und seine Menschen streben nun nach mehr. Hinzu gesellt sich der junge Gestur welcher inzwischen volljährig ist. Er findet bald Arbeit in der örtlichen Fischfabrik, nicht ahnend, dass das Schicksal für ihn und alle Ortsansässigen, bald eine gewaltige Überraschung parat hält.

    Mein persönlicher Eindruck
    Ausfertigung: Das Buch ist mit seinen weit über 600 Seiten ein beeindruckendes Werk. Die Gesamt - Komposition hat mich gleich zu Beginn positiv beeindruckt.
    Das beinhaltete Glossar - Personen und Orte -, sowie die grafische Skizze der örtlichen Gegebenheiten, erleichtern mir den Einstieg in die Geschichte.
    Insgesamt macht das Buch einen wirklich wertigen Eindruck und eignet sich dadurch gut, als Geschenk.

    Deutsche Übersetzung: Karl-Ludwig Wetzig hat hier eine sehr gute Arbeit verrichtet. Durchgehend ist die Übersetzung sehr gut lesbar und lässt mich vergessen, dass es ein isländisches Buch ist.
    Schreibstil, Lesefluss & Momentum:
    Insgesamt hat mich das gesamte Buch an Bücher im Märchen-Genre denken lassen. Auch hier wird die Geschichte in einem eher langsamen Momentum vorgetragen. Die Schwerpunkte werden sorgfältig vorbereitet und ohne Hast, deren Botschaften & reaktiven Aktionen, sorgfältig erläutert.
    Ist es möglich diesen 2. Band zu verstehen ohne den ersten gelesen zu haben?
    Ein klares Ja.
    Es wird sicher bei den Lesern einige geben, die sich den ersten Band nach genussvollem Lesen dieses 2. Bands, zulegen werden.
    Zusammenfassung:
    Eine gut sortierte, sich gemächlich entwickelnde Erzählung, denen viel mit der Erzählart von Märchen, gemeinsam hat.
    Leser, die gerne klar definierte Erzählungen lesen und Wert auf sorgfältige Ausgestaltung legen, werden hiermit viel Freude haben.
    Fazit:
    Es ist kein _ mal so zwischendurch Buch! Hierfür sollte man sich Zeit nehmen können.
    Es handelt sich um den 2. Teil einer Erzählung aus dem Erleben der Waise Gestur auf Island, welcher jedoch ohne Vorkenntnisse genossen werden kann.
    Ich vergebe insgesamt sehr gute 4* Lesesterne verbunden mit einer Empfehlung an Leser, die sich sorgfältig entwickelnde Geschichten zu schätzen wissen.

    ISDN: 978-3-608-50184-1
    Verlag: Tropen
    Seitenzahl: 672
    Formate: elektr. & gebundene Ausgabe

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Die Zuckerbaronin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Zuckerbaronin' von Martina Sahler
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Zuckerbaronin"

Format:Broschiert
Seiten:416
Verlag: Lübbe
EAN:9783404189632
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Rezensionen zu "Die Zuckerbaronin"

  1. Schmuggel, Liebe und eine alte Fehde

    Zucker ist Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts kostbar und teuer. Da verwundert es nicht, dass die Nachfrage nach dem zufällig entdeckten Saccharin, welches wesentlich erschwinglicher ist, steigt. Das gefällt der Zuckerindustrie natürlich nicht, und so kommt es, dass der süße Ersatzstoff verboten wird. Daher holen die Schmuggler die begehrte Ware aus der Schweiz. Zu diesen Schmugglern gehören auch Korbinian Schinder und seine Familie. Doch als Liebe ins Spiel kommt, wird es schwierig, denn Martha verliebt sich ausgerechnet in den charmanten Alexander Wallendorf, den Sohn und Erben des Zuckerimperiums.
    Dies ist der Auftaktband der Drei-Schwestern-Saga. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die Handlungsorte sind so bildhaft dargestellt, dass ich mir alles gut vorstellen konnte.
    Auch die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Korbinian muss seine Familie durchbringen, was nicht immer leicht ist. Daher wählt er den illegalen Weg und muss dabei auch findig vorgehen. Doch dieser Weg ist nicht ungefährlich uns so verliert er seine Frau und damit das Wichtigste in seinem Leben. Seine Töchter, die Schwestern Martha, Gwendolyn und Helena, sind sehr unterschiedlich. Martha ist eine eigenwillige lebenslustige Person, die ihren Vater gerne auf den Schmuggelfahrten begleitet. Gwendolyn ist schlau und wissbegierig, und die Jüngste, Helene, ist ein wenig träumerisch und mag Tiere. Beim Tanzen lernt Martha Alexander Wallendorf kennen und lieben, aber sie kann ihm natürlich nicht erzählen, was sie so treibt. Nicht nur der Schmuggel steht zwischen ihnen, sondern auch eine alte Feindschaft zwischen den Familien. Doch kann sie ihr Geheimnis wahren?
    In diesem Roman wurden realistische Begebenheiten wunderbar mit fiktiven verknüpft. Über die Entstehung des Saccharins habe ich vorher nichts gewusst.
    Hilfreich und informativ sind das Personenverzeichnis am Anfang des Romans und das Nachwort.
    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es weitergeht.

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Kajzer

Buchseite und Rezensionen zu 'Kajzer' von Menachem Kaiser
3
3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kajzer"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
EAN:9783552073395
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Rezensionen zu "Kajzer"

  1. Schlechte Umsetzung

    Menachem Kaiser geht auf die Spuren und die Wurzel seiner Familie.

    Sein Großvater, der ganau so heißt wie er verstarb als Menachem noch ein kleines Kind war. Durch verschiedene Zufälle kam zu Tage, dass sein Großvater ein Haus in seiner Geburtsstadt hat. Sein Enkel besuchte diese schlesische Stadt und sah sich das Grundstück an.

    Nach längerem Hin und Her entschied er sich, mit der Unterstützung seines Vaters und Tante, gerichtlich vorzugehen und dieses Haus und dessen Grundstück wieder in ihrem Besitz zurück zu fordern. Es kam natürlich zu Komplikationen und ähnliches.

    Im Endeffekt geht es um die Suche nach den Wurzeln, um die familiäre Geschichte, die nie geklärt wurde.

    Doch leider war mir der Stil des Autors zu sperrig und langatmig. Es konnte mich in der Mitte des Buches nicht mehr abholen und ich hatte jegliches Interesse an diesem Buch verloren.

    In meinen Augen war es total uninteressant. Nicht, dass das Buch kein richtiges Genre aufweist, sondern einfach die Aufbereitung des Tesxtes. Für mich war es eine sehr trockene Angelegenheit.

    Fazit:

    Interessantes Thema in meinen Augen schlecht literarisch dargestellt.

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  1. Schlechte Umsetzung

    Menachem Kaiser geht auf die Spuren und die Wurzel seiner Familie.

    Sein Großvater, der ganau so heißt wie er verstarb als Menachem noch ein kleines Kind war. Durch verschiedene Zufälle kam zu Tage, dass sein Großvater ein Haus in seiner Geburtsstadt hat. Sein Enkel besuchte diese schlesische Stadt und sah sich das Grundstück an.

    Nach längerem Hin und Her entschied er sich, mit der Unterstützung seines Vaters und Tante, gerichtlich vorzugehen und dieses Haus und dessen Grundstück wieder in ihrem Besitz zurück zu fordern. Es kam natürlich zu Komplikationen und ähnliches.

    Im Endeffekt geht es um die Suche nach den Wurzeln, um die familiäre Geschichte, die nie geklärt wurde.

    Doch leider war mir der Stil des Autors zu sperrig und langatmig. Es konnte mich in der Mitte des Buches nicht mehr abholen und ich hatte jegliches Interesse an diesem Buch verloren.

    In meinen Augen war es total uninteressant. Nicht, dass das Buch kein richtiges Genre aufweist, sondern einfach die Aufbereitung des Tesxtes. Für mich war es eine sehr trockene Angelegenheit.

    Fazit:

    Interessantes Thema in meinen Augen schlecht literarisch dargestellt.

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  1. 2,5 neutrale Sterne

    Klappentext:

    „Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.

    Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …

    Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?“

    Autor Menachem Kaiser will uns hier in seinem aktuellen Buch seine jüdische Familiengeschichte erzählen. Um diese aber erzählen zu können muss er auf Spurensuche gehen. Vorab: Das Buch ist weder Roman noch Sachbuch noch Roadtrip. So richtig in ein Genre lässt es sich nicht stecken und es fällt auch schwer hier zu bewerten. Warum? Kaiser verzettelt sich einfach mehr und mehr in seinem Geschreibe und seinem Erzählstoff. Zudem bin ich hin und her gerissen ob er überhaupt einen Fokus für sich gesetzt hat. Zum Einen wird schnell klar, eigentlich will er gar nichts weiter über seine Familie wissen aber dann irgendwie doch - sei’s drum. Also begibt er sich auf Spurensuche gen Polen. Woher der Sinneswandel? Mal findet er etwas von seinem Großvater dann von dem dann von dem und bleibt schlussendlich bei der Geschichte des Bruders seines Großvaters stecken. Zum Anderen verbeißt er sich in all den ganzen Geschichten und sein Forscherdrang und der Drang seine Wurzeln kennenzulernen wird immens groß. Man kann das alles ja verstehen aber es ist wahrlich schwierig dem Autor zu folgen und irgendeinem roten Faden zu folgen. Kaiser erlebt und entdeckt so viel und muss dies erstmal verarbeiten. Keine Frage sind Schatzsuche und Co. mehr als spannend aber findet er denn das was er sucht? Was sucht er denn wirklich? Nur die Geschichten oder aber Geschichten und somit Einblicke in seine Familie und somit auch zu seinen Wurzeln? Kann er eine Beziehung zu all dem aufbauen? Oft wirkt dies leider nicht so, sondern eher nach Effekthascherei. Als Leser folgt man Kaiser mühselig und ist irgendwie Teil einer Reise aber der Tenor bzw. Kaisers eigentliche Erkenntnis geht in all dem Wirrwarr unter oder taucht vielleicht auch gar nicht auf. Es gibt einfach zu viele Längen im Buch, bei denen man als Leser schon Durchhaltevermögen braucht. Neben all der Ahnenforschung gibt Kaiser aber auch Einblicke in die polnische Politik und das Geschehen wie dort mit der Nazi-Vergangenheit umgegangen wird. Dieser Part war für mich der spannendste da ich hier selbst Erfahrungen aus meiner Familie vergleichen konnte die ebenfalls mal auf Spurensuche in Schlesien unterwegs war. Zumal es höchst interessant ist, wenn plötzlich „Auswärtige“ auftauchen, die in alten Wunden bohren und nach Dingen fragen, die man einfach gern verdrängt und über die man eben nich spricht. Aber mehr interessantes gab es für mich in diesem Buch leider nicht. Ich hatte große Erwartungen aber leider wurden die nicht erfüllt. neutrale 2,5 Sterne von mir.

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  1. 3
    02. Okt 2023 

    Ambivalenz und Aufarbeitung

    „[…] wogende Hügel, fette Heuballen, Berge in der Ferne. Ein paar große moderne Häuser, weit genug auseinander, um als Teil der Szenerie durchzugehen. Es fühlte sich vertraut an, oder vielleicht meine ich nicht vertraut, sondern erwartet: So sieht ein Ort mit der schrecklichsten Geschichte aus, so etwas geschieht, wenn die Zeit sich darüber hergemacht hat. Je düsterer die Geschichte, desto opulenter die Landschaft? Schotterwerk hatte zumindest elf Baracken und beherbergte mindestens 1250 Häftlinge. Ich blieb nicht länger; das Malerische verstimmte mich.“ (S. 235)

    Menachem Kaiser, kanadischer Autor mit Jüdischen Wurzeln, macht sich auf, die Geschichte seiner Familie zu ergründen. Schnell gerät sein Großvater, den er nie kennengelernt hatte, in den Fokus seines Interesses. Wenig weiß er über ihn, doch plötzlich findet er heraus, dass sich der Vater seines Vaters über 20 Jahre darum bemüht hatte, Restitution für ein Haus in einer polnischen Stadt, welches die Familie durch die Shoa verloren hatte, zu erlangen. Hier beginnt die abenteuerliche Reise, die den Autor zahlreiche Male nach Polen führt; die ihn wundersame Menschen treffen; die berührende Geschichten über seine Verwandtschaft zutage treten und die ihn die schrecklichste aller Geschichten ein Stück weit aufarbeiten lässt.

    Die Erzählung über seine Familie und die Idee seines Großvaters, das Haus in Polen wieder in Familienbesitz zurückzuholen, wiederaufzunehmen und selbst dabei sein Glück zu versuchen, beginnt spannend und kurzweilig. Immer wieder lässt der Autor die Leser/innen an seinen teils philosophischen und moralischen Gedankengängen teilhaben. Es ist durchaus erhellend mitzuverfolgen, wie er sich in Polen auf Spurensuche begibt, die Bewohner/innen des mutmaßlichen Familienhauses kennenlernt und sich mit dem Polnischen Justizsystem durchschlägt. Doch dann, nach rund 60 Seiten, beginnen weitere knapp 100 Seiten, die mich fast zur Aufgabe getrieben hätten. Für meinen Geschmack viel zu ausführlich beschreibt er Begegnungen mit sogenannten Schatzsuchern, die eine Obsession mit einem mysteriösen, unterirdischen Nazi-Bauwerk, genannt „Riese“, entwickelt haben und ihr Leben scheinbar der Schatzsuche in diesem Gebilde verschrieben haben. Kaiser fühlt sich wohl von ihnen angezogen als auch abgestoßen zugleich – die Faszination muss aber doch so stark gewesen sein, dass er es wert fand, beinahe 100 Seiten über sie zu schreiben. Warum dies so ausführlich geschehen musste und was das zum Fortgang der Geschichte, die er erzählen mag, beigetragen hat, ist mir nach (doch noch geschaffter) Beendigung des Buches überhaupt nicht klar. Ein kurzes Kapitel darüber wäre meines Erachtens ausreichend gewesen. So habe ich das Buch genommen, ein paar Seiten gelesen, es aus Langeweile wieder weggelegt, pflichtbewusst wieder aufgenommen – und nach kurzer Zeit wieder weggelegt. Immer und immer wieder habe ich mir gedacht, ich muss dem Buch noch eine Chance geben. Und nachdem die Ergüsse über die Schatzsucher ein Ende nahm, wurde ich belohnt: es wurde wieder lesbar! Wie ein Detektiv ergründet er die Geschichten seiner Verwandtschaft – besonders jene von Abraham, einem Cousin seines Großvaters (auf den er zugegebenermaßen durch die Schatzsucher gekommen ist) – seine Erlebnisse sind berührend und unergründlich zugleich. Das Ende des Buches finde ich jedoch irgendwie wieder unbefriedigend. Für mich wirkt es nicht abgerundet – eine Sache bleibt unabgeschlossen – ich möchte hier nicht spoilern, aber er hätte mit dem Abschluss des Buches ruhig noch den Ausgang abwarten können. Auch wenn das noch 20 Jahre gedauert hätte, die erzählte Geschichte hat nichts an Dringlichkeit.

    Für mich ist das Buch sehr ambivalent – einerseits hochspannend und stilistisch gut geschrieben, andererseits nervtötend und das Ende nicht zufriedenstellend. Der Autor lässt einen in die Jüdische Lebenswelt eintauchen, bringt den Lesenden aber auch seine Wahrnehmung der Polnischen Gesellschaft näher und gibt Einblicke in den Umgang mit deren Nazi-Vergangenheit. Ich bin überzeugt, dass es bessere Bücher über die Spurensuche in die Jüdische (Familien-)Vergangenheit gibt, nichts desto trotz hat „Kajzer“ seine interessanten und bereichernden Seiten.

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  1. 4
    30. Sep 2023 

    Verschlungene Spurensuche

    Menachem Kaiser, Jahrgang 1985, Nachkomme polnischer Juden, ist in Toronto aufgewachsen und lebt heute als Schriftsteller in New York. Für sein erstes Buch „Kajzer“ , im Original unter dem Titel „ Plunder. A Memoir of Family Property And Nazi Treasure“ ( „ Plünderung. Ein Memoir über Familienbesitz und Nazi - Schätze“ ) erschienen, erhielt der Autor den Sami- Rohr- Preis für jüdische Literatur.
    Während einer Reise nach Polen 2010 beschließt Kaiser spontan Sosnowiec aufzusuchen, den Heimatort seines Großvaters. Von seinem Großvater wusste er nur, dass er der Einzige aus seiner Familie gewesen sein soll, der die Shoa überlebt hat. Selbst kennengelernt hatte er ihn nie, da dieser einige Jahre vor seiner Geburt gestorben war.
    Wie einer von vielen „Erinnerungstouristen“ besucht Menachem Kaiser also Sosnowiec, findet aber kein malerisches Schtetl vor, sondern „ eine trostlose postindustrielle Stadt“.
    Da ahnt der Autor noch nicht, dass er wieder hierher zurückkehren würde, um den Kampf seines Großvaters um die Rückerhaltung einer im Familienbesitz stammenden Immobilie weiterzuführen. Was als Projekt zur Restitution beginnt, entwickelt sich zu einer verschlungenen Reise nach der eigenen Familiengeschichte. Von dieser Suche, die keineswegs geradlinig verläuft, sondern mit vielen Missverständnissen, falschen Spuren und unwahrscheinlichen Zufällen gespickt ist, erzählt dieses Buch. Sie dauert einige Jahre und am Ende hat Menachem Kaiser zwar nicht sein ursprüngliches Ziel erreicht, dafür ist er um viele Erfahrungen, Begegnungen und Erkenntnissen reicher geworden.
    Kaiser reist nun oft nach Schlesien, erkundet sehr genau das besagte Haus, das seinen Vorfahren gehört hat, lernt die jetzigen Bewohner kennen und hat denen gegenüber ein ungutes Gefühl. Um sehr viel später zu erfahren, dass es sich um das falsche Haus gehandelt hat.
    Bei seinem Kampf um das Familieneigentum macht er Bekanntschaft mit den Mühlen des polnischen Rechtssystems. Um den Anspruch seiner Familie auf die Immobilie geltend machen zu können, muss er erstmal gerichtlich nachweisen, dass der frühere Besitzer, also der Urgroßvater und seine Nachkommen tot sind. Für ihren Tod während des Krieges gibt es allerdings keine Dokumente. Aber auch wenn sie Deportation und Lager überlebt hätten, wofür es keine Beweise gab, wären sie mittlerweile verstorben. Man fühlt sich an Kafka erinnert, während man von dem mühseligen Prozessverfahren in Polen liest.
    Bei seinen Nachforschungen erfährt der Autor zwar kaum etwas über seinen Großvater und dessen Eltern, dafür stößt er auf einen bisher unbekannten Cousin seines Großvaters. Dieser, ein gewisser Abraham Kayzer hat als jüdischer Zwangsarbeiter am Projekt Riese mitgearbeitet und darüber ein Tagebuch geschrieben. Vom Projekt Riese hatte ich zuvor noch nie gehört. Es bezeichnet ein gigantisches Bauvorhaben der Nazis, ein riesiger Komplex unterirdischer kilometerlanger Stollen im schlesischen Eulengebirge. Wozu diese Anlage dienen sollte, darüber herrscht noch keine endgültige Klarheit. Ob sie als Führerhauptquartier gedacht waren oder als Labore für Wunderwaffen oder als Versteck für erbeutete Schätze? Spekulationen gibt es zuhauf. Heute ist es Ziel von „ Schatzsuchern“, polnischen Männern und Frauen, die auf der Suche nach Nazi-Souvenirs oder Schätzen unterwegs sind. Auf eine solche Gruppe stößt Menachem Kaiser bei seinen Recherchen und die wiederum führen ihn zu seinem unbekannten Verwandten. Dessen Lagertagebuch gilt als „ Bibel“ der Schatzsucher und Abraham Kayser als mythische Figur bei ihnen.
    Das Buch ist voll von solchen unglaublichen Begegnungen und Wendungen.
    Daneben reflektiert der Autor aber beständig sein eigenes Tun. Was bedeutet die Rückforderung gestohlenen Eigentums? Wie kann historisches Unrecht korrigiert werden und kann es das überhaupt? Besteht unser Erbe nicht eher aus immateriellen Werten und ist der Verlust von familieneigenen Traditionen nicht ein viel größerer als der eines Hauses?
    „ Kajzer“ ist auch ein Buch über Erinnerung. „ Familiengeschichten sind schlechte Geschichtsbewahrer: Sie sind bruchstückhaft, schlecht dokumentiert, verzerrt durch Hörensagen, Annahmen, Legenden…Sie erzählen keine historische Wahrheit, sondern eine emotionale Wahrheit.“
    Darüber schreibt Menachem Kaiser klug, sachlich und reflektiert, sehr ehrlich auch sich selbst gegenüber. Er wechselt zwischen Schilderungen und philosophischen Überlegungen. Dabei hätte die eine oder andere Abschweifung etwas kürzer ausfallen dürfen. Die Passagen, bei denen er aus dem Tagebuch seines neu entdeckten Verwandten zitiert, sind dagegen sehr berührend.
    „ Kajzer“ ist ein sehr persönliches Erinnerungsbuch, das neue Perspektiven und Denkanstöße liefert.

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Die eigentümliche Vorliebe für das Meer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die eigentümliche Vorliebe für das Meer: Roman' von Gregor Hens
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die eigentümliche Vorliebe für das Meer: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
Verlag: Aufbau
EAN:9783351038489
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Rezensionen zu "Die eigentümliche Vorliebe für das Meer: Roman"

  1. Lesevergnügen, interessant, spannend, facettenreich

    „Am liebsten würde sie die Routine zwischen Wohnung, Bibliothek und Klinik ewig fortführen. Ihr Leben ist ein Dreieckskurs, vorhersehbar und sicher, es gibt keine Überraschungen, alles hat seine Ordnung.“ (Zitat Seite 18)

    Inhalt
    Als sie achtzehn Jahre alt ist, verlässt Benedita „Dita“ Chou da Luz ihre Heimatstadt Nam Van und ihre Familie. Sie zieht nach Europa, nach Geest, in das Haus, das sie von ihrer Urgroßmutter Janne geerbt hat, und studiert Medizin. Sie will Ärztin werden. Jetzt, an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, kehrt sie nach Nam Van zurück. Ihr Onkel Gabriel, der das Luxushotel Majestic leitet, das der Familie gehört, hat sie eingeladen. Ein neunzehnstöckiges Luxushotel, ein goldener Turm, der wie ein Leuchtturm alles überstrahlt, wird dieses Haus auch Benedita ihren weiteren Weg weisen?

    Thema und Genre
    Dieser Generationenroman ist die Geschichte der Familie Chou da Luz. Es geht um das Leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten und Kulturen, um Beziehungen, Kinder, Erinnerungen, Familiengeheimnisse, Liebe und Schuld – und immer geht es auch um das Meer.

    Erzählform und Sprache
    Die Geschichte wird abwechselnd von Gabriel und Dita erzählt. Sie beginnt in der Jetztzeit und geht dann weit in die Vergangenheit zurück. „Es ist, als wollte Benedita die Familiengeschichte von hinten aufrollen. Als wollte sie selbst verstehen, an welchem Punkt die Dinge aus dem Ruder gelaufen sind.“ (Zitat Seite 242) So entsteht langsam ein buntes und bewegtes Bild einer Familie, beginnend mit den beiden sehr unterschiedlichen Urgroßmüttern, weiter zu Ditas Großeltern, bis zu den ebenso unterschiedlichen Brüdern Gabriel und Tovo, Ditas Vater. Diese Art des Erzählens fasziniert sofort durch die Vielfalt der dadurch immer deutlicher aus der Vergangenheit und den vielen verschwiegenen Lücken in der Familiengeschichte hervortretenden Figuren, ihrer Konflikte und Handlungen. Verbunden sind diese Ereignisse mit bildintensiven Beschreibungen der Entwicklung der Hafenstadt Nam Van, der Landschaften und der Natur. Die Sprache ist kraftvoll, einfühlsam und poetisch.

    Fazit
    Eine spannende Geschichte, deren Vielfalt und Figuren begeistern. Ein Roman, den man von der ersten bis zur letzten Seite mit Begeisterung und Vergnügen liest.

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Niemals ohne sie: Roman (insel taschenbuch)

Buchseite und Rezensionen zu 'Niemals ohne sie: Roman (insel taschenbuch)' von Jocelyne Saucier

Inhaltsangabe zu "Niemals ohne sie: Roman (insel taschenbuch)"

Format:Taschenbuch
Seiten:255
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458364801
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Zum Paradies

Buchseite und Rezensionen zu 'Zum Paradies' von Hanya Yanagihara
2.5
2.5 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zum Paradies"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:897
EAN:
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Rezensionen zu "Zum Paradies"

  1. Es ist kompliziert ...

    In ihrem fast 900 Seiten langen Werk „Zum Paradies“ zeigt Hanya Yanagihara, dass das Leben des Einzelnen immer kompliziert ist, wenn es aus dem gesellschaftlich anerkannten Rahmen fällt. Das eigene Leben im Einklang mit den inneren Bedürfnissen zu leben, erfordert Mut, lässt sich aber aufgrund äußerer Umstände oftmals nur eingeschränkt verwirklichen. „Zum Paradies“ erzählt drei unterschiedliche Geschichten, die lose durch einen gemeinsamen Ort - den Washington Square in New York, sowie einige weitere Merkmale verbunden sind. Der erste Teil spielt im 19. Jahrhundert und entwirft eine alternative gesellschaftliche Realität, in der Homosexualität gleichwertig zu heterosexuellen Verbindungen anerkannt und in ihrer Normalität nicht weiter der Rede Wert ist. Trotzdem erlebt David die Grenzen seiner Freiheit als er sich unstandesgemäß verliebt. Die Höllenqualen und Selbstzweifel, die Sehnsüchte und Unsicherheiten, die der Protagonist durchlebt, weil ihm sein Großvater klar spiegelt, dass er eine solche Verbindung nicht billigen kann sowie die Gräben, die sich aufgrund unterschiedlicher Sozialisation zwischen den Liebenden im Alltagsleben auftun, hat die Autorin sehr eindrücklich beschrieben. Dieser erste Teil hat mir persönlich am besten gefallen.

    100 Jahre später im zweiten Teil rückt die Aids Problematik des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Hanya Yanagihara fokussiert darüber hinaus in diesem Abschnitt Identität, Herkunft und Zugehörigkeitsgefühl. Eine schwierige Vater-Sohn Beziehung wird mit der Kolonialgeschichte Hawais verknüpft. Hier hat mich der Roman das erste Mal verloren. Die Rückblicke, die das Leben des Vaters (und auch des Sohnes) auf Hawai beschreiben, empfand ich als zäh, viel zu lang und ausufernd. Es fiel mir in diesem Abschnitt schwer gedanklich dabeizubleiben, eine emotionale Bindung zu den Protagonist:innen und ihren Erlebnissen aufzubauen. Da meine Gedanken beim Lesen immer wieder abschweiften, wäre mir fast entgangen wie differenziert Yanagiharas Blick auf die Themen Kolonialismus, Kulturalismus, kulturelle Aneignung, Identität und Zugehörigkeit ist.

    Mit dem dritten und längsten Teil, der in einer dystopischen Zukunftswelt spielt, bin ich wieder besser zurecht gekommen. Aber auch hier empfand ich die Geschichte, die sich zu großen Teilen in Form von Briefen entfaltet, als schleppend. Es fehlte mir - wie im zweiten Teil - an erzählerischer Tiefe und auch die Protagonist:innen blieben blass. Emotional konnte mich diese Geschichte vor allem deshalb erreichen, weil sie in einer Welt spielt, die durch Klimawandel und Pandemien gezeichnet ist. Die aufgezeigten Entwicklungen und gesellschaftlichen Einschränkungen gingen mir nah, weil Ansätze davon bereits heute diskutiert werden und aufgezeigt wird, welches Zerstörungspotential Pandemien haben können. Die Szenarien entwerfen eine beängstigende Zukunftsvision, die durchaus vorstellbar ist. Alle drei Geschichten erzählen von Vätern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern konnten und Großväter, die diese Rolle einnehmen. Die Namensgleichheit der Protagonist:innen in allen drei Geschichten verweist auf wiederkehrende Probleme in verändertem Gewand; sie irritierte mich aber mehr als dass sie mir beim Eintauchen in die jeweilige Geschichte geholfen hätte. Auch für mich war dieser Roman kompliziert: Er hat das Potential zu großer Literatur. Immer wieder gab es sehr bewegende, überzeugende Abschnitte. Letztendlich waren diese jedoch in der Minderzahl; die einzelnen Geschichten wurden für mich nicht überzeugend miteinander verbunden und ich musste mich durch große Teile regelrecht durchkämpfen. Aber der Weg zum Paradies ist ja bekanntlich nicht einfach ..…

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  1. 3
    17. Mär 2022 

    Schwere Kost

    Über drei Jahrhunderte, jeweils mit Schauplatz in den USA, erstreckt sich die Geschichte – oder besser: drei Geschichten – und führt den Leser von der Vergangenheit über die nähere Gegenwart bis hin zur Zukunft. Dabei bekommt man Einblick in drei völlig unterschiedliche Lebensumstände mit jeweils einer ganz eigenen Besetzung an Charakteren.
    Dieses Buch zu bewerten, fällt mir ausgesprochen schwer. Zum einen liegt das daran, dass es sich wirklich um drei abgeschlossene Geschichten handelt, bei denen sich keine Verbindung zu den jeweils anderen beiden erkennen lässt. Während mich der erste Teil noch stellenweise begeistern konnte, konnte ich mich mit dem zweiten leider gar nicht anfreunden. Der dritte und letzte Teil in der – aus unserer Sicht – Zukunft hat mir tatsächlich am besten gefallen – einfach aus dem Grund, weil ich hier tatsächlich mit den Figuren mitgefiebert habe, aber vermutlich auch aufgrund der Aktualität der hier enthaltenen Themen.
    Zum anderen fällt mir die Bewertung deswegen schwer, weil ich den Schreibstil der Autorin wirklich gerne mochte, aber es mir in der Masse einfach zu viel war. Ein Drittel davon hätte mich vermutlich wesentlich mehr begeistert.
    Insgesamt würde ich das Buch daher nur mit Einschränkung empfehlen. Die Idee der Aufteilung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gefällt mir nach wie vor, es werden viele wichtige Themen aufgegriffen, aber insgesamt war es mir zu langatmig.

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  1. Das Paradies ist der Weg dorthin

    „Zum Paradies“ habe ich mich aufgemacht und dabei festgestellt, dass es unerreichbar ist, der Mensch auf seinem Weg dorthin zum Scheitern verurteilt ist und in seiner Erkenntnis dieser Tatsache und seines trotzigen anhaltenden Strebens nach Glückseligkeit vielleicht das eigentliche irdische Paradies liegt. Dass der Weg „Zum Paradies“ ein steiniger ist, macht Hanya Yanagihara in ihrem wuchtigen, komplexen und fast 900 bibeldünne (übrigens ein schöner haptischer Verweis auf die möglichen Bezüge des Romans zur Religion) Seiten umfassenden Werk deutlich. In drei Büchern, die jeweils 1893, 1993 und 2043/2093 spielen, verfolgt sie das Leben von David, Charles/Charlie und Edward. Nicht nur die Protagonisten teilen sich auf den verschiedenen Zeitebenen die Namen, auch die Nebenfiguren erhalten immer wieder dieselben Bezeichnungen, sind aber mitnichten identisch. Jeder David, jeder Charles ist eine distinkte Figur, die lediglich durch eine vage durchscheinende Schicksalsverbindung oder Überschneidung in der Figurenkonzeption miteinander verbunden sind. Hier liegt eine Stärke und Schwäche des Romans, der lose Zusammenschluss der einzelnen Bücher und der Figuren lässt Raum für unzählige Lesarten und komplexe Interpretationsmöglichkeiten, allerdings sind die Vernetzungen zeitweise so vage, dass man sich doch auch einen etwas stärkeren roten Faden, eine höhere Belastbarkeit der Hinweise gewünscht hätte. So taumelt man manchmal durch die Komplexität der Geschichte und rätselt über nebulöse Bezüge, die eventuell keine sind.

    Die Figuren sind sehr komplex, mit viel Innenschau und Tiefe ausgestattet, ausufernden Backstories und vielen Wünschen und Hoffnungen. Anstrengend und auf die Dauer zermürbend ist allerdings die sehr stark ausgeprägte Passivität und Unentschlossenheit der jeweiligen Hauptfigur eines Abschnitts. Sicher stellt diese mangelnde Aktivität ein wesentliches Bindeglied zwischen den einzelnen Büchern da, aber zu viel Prokrastination und Abwarten kann auf Dauer sehr ermüdend, wenn nicht gar aufreibend sein. Eigentlich geschieht dem jeweiligen Protagonisten nur etwas, echte, unabhängige Aktion sucht man fast vergeblich.

    Von den drei Zeitebenen hat mich die erste am meisten beeindruckt. Sie ist nicht nur richtig gut geschrieben, sondern auch in sich ausgezeichnet konzipiert. Während der Lektüre geht einem nach und nach auf, dass man es mit einer alternativen Wirklichkeit des Jahres 1893 zu tun hat. Die Freistaaten, ein unabhängiger Teil der USA, im Nordosten der USA, erlaubt und fördert konsequente Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Ehen bei gleichzeitiger Durchsetzung einer äußerst rigiden Klassengesellschaft. Es ist eine Herausforderung und Freude, sich in diese neue Version eines späten 19. Jahrhunderts einzufinden, beim Lesen die Konventionen, Regeln und die Geschichte dieser neuen Welt herauszufiltern.

    Das zweite Buch zeichnet sich leider durch sehr viel Langatmigkeit, überflüssige Ausführungen und Passivität aus. Besonders der Teil der auf Hawai’i spielt, hätte um mindestens die Hälfte gekürzt werden können. Die gesamte Innovation, der Fortschritt und die Experimentierfreudigkeit des ersten Buches versinken in diesem Teil in ausgedehnten Innensichten, die trotz alledem zu nicht wirklich nachvollziehbaren psychologischen Verfasstheiten führen, in einer Geschichte, die irgendwie bieder und uninspiriert wirkt. Das dritte Buch beschert dem Lesevergnügen wieder einigen Aufwind. 2043/2093 bietet viel Fläche für Fantasie und Zukunftsvision und vor allem Spannung. Allerdings haben mich auch hier einige Dinge gestört. So ist die Erzählweise, selbst bei Berücksichtigung der eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten der Erzählinstanz in diesem Teil etwas holprig. Die Rahmenbedingungen eines Lebens im Manhattan der Zukunft lesen sich schulreferatsmäßig und haben den Charme eines Wikipedia-Eintrags, während die Briefe aus den Jahren rund um 2043 einmal mehr viel zu lang sind und die Geduld des Lesers auf die Probe stellen. Darüber hinaus ist dieses Buch inhaltlich anstrengend, da es eine Zukunft in persönlicher Unfreiheit, die an Orwells „1984“ angelehnt ist, ausmalt, in der die Menschheit von einer Quarantäne in die nächste Pandemie gleitet. Im Angesicht der derzeitigen Situation ist das nicht unbedingt mein präferiertes dystopisches Szenario – und ich mag Dystopien durchaus.

    Insgesamt ist „Zum Paradies“ ein forderndes, anspruchsvolles und auch tolles literarisches Werk, dass aber an einigen Stellen schwächelt. Es gewinnt definitiv durch eine gedankliche, tiefere Auseinandersetzung, den Aufwand seitens des Lesers Spiegelungen und Verbindungen zu suchen und zu finden, die beim einfachen Lesen nicht unbedingt zu erkennen sind, weshalb sich der Roman besonders auch für Lesegruppen eignet.

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  1. Was will uns die Geschichte sagen?

    Klappentext:
    „1893, in einem Amerika, das anders ist, als wir es aus den Geschichtsbüchern kennen: New York gehört zu den Free States, in denen die Menschen so leben und so lieben, wie sie es möchten – so jedenfalls scheint es. Ein junger Mann, Spross einer der angesehensten und wohlhabendsten Familien, entzieht sich der Verlobung mit einem standesgemäßen Verehrer und folgt einem charmanten, mittellosen Musiklehrer.
    1993, in einem Manhattan im Bann der AIDS-Epidemie: Ein junger Hawaiianer teilt sein Leben mit einem deutlich älteren, reichen Mann, doch er verschweigt ihm die Erschütterungen seiner Kindheit und das Schicksal seines Vaters.
    2093, in einer von Seuchen zerrissenen, autoritär kontrollierten Welt: Die durch eine Medikation versehrte Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers versucht ohne ihn ihr Leben zu bewältigen – und herauszufinden, wohin ihr Ehemann regelmäßig an einem Abend in jeder Woche verschwindet.
    Drei Teile, die sich zu einer aufwühlenden, einzigartigen Symphonie verbinden, deren Themen und Motive wiederkehren, nachhallen, einander vertiefen und verdeutlichen: Ein Town House am Washington Square. Krankheiten, Therapien und deren Kosten. Reichtum und Elend. Schwache und starke Menschen. Die gefährliche Selbstgerechtigkeit von Mächtigen und von Revolutionären. Die Sehnsucht nach dem irdischen Paradies – und die Erkenntnis, dass es nicht existiert. Und all das, was uns zu Menschen macht: Angst. Liebe. Scham. Bedürfnis. Einsamkeit.“

    Nach „Ein wenig Leben“ vergöttere ich Autorin Hanya Yanagihara zutiefst.
    Dieses Buch hier lässt mich aber enttäuscht und auch ein wenig ratlos zurück. Gleich vorab: ich lese so gut wie nie Dystopien, aber wenn Yanagihara eine schreibt, zumindest in Teilen, wollte ich es gern versuchen.
    Wir Leser werden hier in drei Zeitenstränge entführt. Zeit Nummer 1: man könnte hier meinen, man lese die abgewandelte Geschichte vom Aschenputtel. Die Zeiten waren andere, keine Frage, aber hier wird eine Utopie gelesen und keine Realität. Punkt. Nun gut. Die Geschichte Anfang der 90er spielt ebenfalls wieder in New York und auch hier erleben wir wieder eine Geschichte eines männlichen Paares. Der Name „David“ (vielleicht soll das eine Annäherung auf den biblischen König von Juda und Israel sein, der Jonatan mehr liebte als die Frauenliebe überhaupt? Sinn würde dies machen aber denkt die Autorin so? Ich habe keine Ahnung!) wird hier jedenfalls des öfteren fallen…Und in der Zukunft? Tja…das wäre jetzt gespoilert und deshalb beziehe ich mich jetzt weiter auf die Ausführung und Gestaltung des Textes. Yanagihara hat ja regulär immer ein feines Gespür Dinge zu umschreiben, diese zwischen den Zeilen winzig-klein zu streuen und mit provokanten und treffenden Worten zu benennen. Ihre Sätze sind sonst immer von philosophischen und poetischen Tempre aber hier?! Ich bin überhaupt nicht mit dem verschachtelten Schreibstil klargekommen. Viele Sätze waren so leer wie die berühmte Flasche Trapattoni’s. Der Inhalt ging immer wieder schwebend davon und entzog sich meinem Geist. Ihre Intention der Geschichte konnte ich nur erahnen und ja, die hat Potential aber bitte verständlicher verfasst. In vielen Parts erinnerte mich die Geschichte an die Mini-Serie „Angels in America“ - der Tenor bezüglich Krankheiten, Selbstgerechtigkeit, Macht, Erkenntnissen des Lebens und die Spanne zwischen Arm und Reich ist hier die selbe. Das Abdriften in die Zukunft war mir dann komplett suspekt und ich denke auch hier lag es einfach an den ewigen Längen und Schachtelsätzen.
    Das Buch wird so beschrieben: „Drei Jahrhunderte, drei Versionen des amerikanischen Experiments: In ihrem kühnen neuen Roman – dem ersten seit Ein wenig Leben – erzählt Hanya Yanagihara von Liebenden, von Familie, vom Verlust und den trügerischen Versprechen gesellschaftlicher Utopien.“. Fest steht: Yanagihara hat hier einen fiktiven Entwurf (eben jener Utopie) einer möglichen Zukunft verfasst. Sollen dann aber Vergangenheit und die 90er Jahre dann nur aufzeigen, dass sich vieles einfach nicht ändert oder wenn ja, was dies sein soll? Um welches Paradies, wie der Titel des Buches nunmal heißt, geht es hier? Die Geschichte ist reine Erfindung in jeder Linie, aber eben auch nicht so ganz, denn, ja, sie zeigt menschliche Gefühle wieder typisch Yanagihara-mäßig auf, genau dafür gibt es auch den 1 Stern von mir. Mehr ist aber beim besten Willen nicht drin.

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  1. Manchmal ist weniger mehr

    Wo fängt man an bei einem Roman, der eigentlich aus drei größtenteils unabhängigen Geschichten besteht? Vielleicht genau damit, denn das war es, was mein Gefühl beim Lesen geprägt hat. Zwischen den einzelnen Geschichten liegen jeweils hundert Jahre, sie spielen alle auf dem amerikanischen Kontinent und behandeln alle Themen wie Homosexualität, Armut vs. Reichtum, Krankheit, Sehnsucht. Was mir aber gefehlt hat, ist eine wirkliche Verbindung, die über die thematische hinausgeht. Ja, es gibt einige wenige Anspielungen auf den möglichen Fortgang der jeweils anderen Geschichten, aber im Großen und Ganzen bleiben ihre Enden mehr als offen. Erwartet hatte ich eine Handlung, die sich über drei Jahrhunderte erstreckt, stattdessen musste ich mich gleich dreimal auf völlig neue Geschichten einlassen, die sich in ihrer Weitschweifigkeit verlieren.

    Dabei macht Yanagihara durchaus deutlich, dass sie schreiben kann. Die Figuren und ihr Schicksal werden einfühlsam beschrieben, ihr Leid in allen Facetten geschildert - und doch habe ich bis zur dritten Geschichte gebraucht, um mich darauf einlassen zu können. Erst hier wurden die Protagonist*innen für mich greifbarer, erst hier konnte ich mich in sie hineinfühlen und mit ihnen hoffen. Sicherlich hat dazu auch die spannende bis beklemmende dystopische Grundstimmung beigetragen, die hier vorherrscht; in den beiden vorherigen Teilen hat mir diese Spannung größtenteils gefehlt. Gerade die zweite empfand ich über weite Strecken als sehr anstrengend, was das Weiterlesen manches Mal zur Überwindung gemacht hat.

    Meine Kritik besteht hauptsächlich in der für meinen Geschmack zu losen Verknüpfung und der darunter leidenden, fehlenden Tiefe der Charaktere und Handlung(en). Ich frage mich, ob es wirklich notwendig war, drei Geschichten in ein Buch zu packen? Meiner Meinung nach nicht unbedingt.
    Insgesamt ein Roman, den man lesen kann, aber nicht muss - mich hat er eher weniger überzeugt.

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  1. Ich wollte es lieben, aber ich konnte nicht...

    Da man über dieses Buch eigentlich nur noch stolpert, egal ob auf Social Media, in der Werbung oder sonst wo und ich über den Erstling der Autorin so viel Gutes gehört hatte, wollte ich mich dann auch mal an die fast 900 Seiten wagen.

    Gleich vorweg: Ich lese, um mich nach einem stressigen Arbeitstag zu unterhalten und zu entspannen. Das war bei diesem Werk leider nicht möglich, denn das Lesen fühlte sich hier eher wie ein Hochschulstudium an: langweilig, in die Länge gezogen und oft zu viel gewollt.

    Bei diesem Roman bekommt man eigentlich drei Bücher in einem und ich muss leider gestehen, dass ich die Zusammenhänge unter einander nicht verstanden habe. Ja alles spielt an ein und denselben Ort, nur eben in anderen Zeiten, aber das reichte mir nicht als Verbindung.

    Las sich die erste Geschichte um David, der sich in einen armen Musikleser verliebt noch ganz putzig und schon fast wie ein Groschenromanheft, weil doch recht viel Kitsch enthalten ist, so mochte ich diese noch verhältnismäßig gern. Man muss zwar damit zurechtkommen, dass die Gegebenheiten andere sind als die wir von 1893 kennen, aber man gewöhnt sich schnell ein.

    Im zweiten Part in den 90ern mit der AIDS Katastrophe begann ich bereits quer zu lesen und auch ganze Seitenblöcke zu überspringen ohne tatsächlich zu merken, dass mir Wissen fehlen würde. Hier war der Lesefluss einfach nicht gegeben, weil es in meinen Augen keinen anständigen roten Faden gab. Es wird nur fröhlich in der Zeit hin und her gesprungen, was man selbst beim quer lesen extrem spürte.

    Der dritte Teil ist der umfangreichste und spielt in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft. Ich muss gestehen, dass ich schon die Pandemienachrichten, die uns täglich begleiten, kaum noch aushalten kann, aber jetzt noch über ein von Pandemien geplagte Welt zu lesen, die noch auf einen zukommen kann, das muss ich derzeit dann wirklich nicht haben. Natürlich ist das Geschilderte enorm realistisch beschrieben und dadurch umso beängstigender, aber eben auch nichts in das ich mich so richtig rein denken möchte.

    Sprachlich kann man bei Yanagihara wirklich nicht meckern, denn sie benutzt Worte, die einfach verzaubern, aber das hat bei mir allein nicht gereicht, um mich bei der Stange zu halten. Ohne quer lesen und überspringen hätte ich spätestens ab der Mitte wahrscheinlich sogar abgebrochen.

    Fazit: Meinen Geschmack hat es nicht getroffen. Es wird all jene Leser ansprechen, die eine literarische Herausforderung suchen und sich gern auch beim Lesen etwas quälen. Ich kann leider keine Empfehlung aussprechen.

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Das Licht zwischen den Schatten

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Licht zwischen den Schatten' von Michaela Beck
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Licht zwischen den Schatten"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:848
Verlag: Lübbe
EAN:9783785728666
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Rezensionen zu "Das Licht zwischen den Schatten"

  1. Der Schatten überwiegt…

    In „Das Licht zwischen den Schatten“ zeigt die Autorin anhand von drei Schicksalen prägende Ereignisse neuerer deutscher Geschichte auf. Es beginnt mit Konrad, dessen Vater im ersten Weltkrieg den Heldentod stirbt. Der Kamerad, dem er damit das Leben rettet, nimmt sich Konrads Mutter an. Auf diese Weise lernt Konrad seine große Liebe kennen, später allerdings verfängt er sich im Netz der Nazis. Schon Konrads - zu Beginn durchaus ergreifendes- Schicksal hätte aus meiner Sicht gereicht, um das Buch zu füllen. Doch dabei bleibt es nicht. Zwei weitere Hauptfiguren treten auf, auch ihre Lebens- und Leidensgeschichten füllen die Seiten: da geht es ebenso um die menschenfeindliche Eugenik der Nazis, wie um die SED Herrschaft, den MOSSAD oder Baader-Meinhoff. In dem Bestreben, nur ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, bemüht Michaela Beck nahezu alles, was die neuere deutsche Geschichte an spektakulären Entwicklungen zu bieten hat. Zu viel des Guten und mit Blick auf die Handlung und leider oftmals nicht lebensnah. Wie so oft: weniger wäre mehr gewesen.

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Marie Curie und ihre Töchter

Buchseite und Rezensionen zu 'Marie Curie und ihre Töchter' von Claudine Monteil
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Marie Curie und ihre Töchter"

Marie Curie ist eine Kämpferin: Zusammen mit ihrem Mann Pierre revolutionierte sie die Erforschung der Radioaktivität. Doch Pierres Unfalltod macht Marie zur Witwe und alleinerziehenden Mutter. Die beiden Töchter, Irène und Ève, sind ihr Ein und Alles. Marie setzt alles daran, ihnen in einer Zeit von Krieg und politischer Unruhe die bestmögliche Bildung zuteilwerden zu lassen. Die Mädchen wachsen zu interessierten und engagierten jungen Frauen heran: Irène folgt ihrer Mutter in die Wissenschaft und erforscht wie sie Radioaktivität. Ève wird sich als Autorin und Diplomatin für eine bessere Welt einsetzen. Marie Curie und ihre Töchter kämpften für ihre Bildung, ihre Freiheit und wurden dadurch zu Vorbildern für Frauen auf der ganzen Welt. Claudine Monteil porträtiert diese drei außergewöhnlichen Frauen, die mit ihrem Mut, ihrer Intelligenz und ihrem Engagement das vergangene Jahrhundert mitgestaltet haben, mit Wärme und lebendigem Blick.

Format:Broschiert
Seiten:343
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458682783
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Rezensionen zu "Marie Curie und ihre Töchter"

  1. Sachbuch auf den Spuren der Curies

    Claudine Monteil ist mit "Marie Curie und ihre Töchter" ein sehr informatives und lehrreiches Sachbuch gelungen, das detailliert, gut verständlich und nachvollziehbar auf die Forschung von Marie Curie und ihrer älteren Tochter und auf das politische und journalistische Wirken der jüngeren eingeht. Sie leuchtet das Beziehungsgeflecht der Frauen untereinander aus, betrachtet ihr Zusammenwirken, aber auch die Zweifel und individuellen Herausforderungen. So entsteht eine sehr interessante Mehrfachbiographie, die es versteht, die Frauen als Gemeinschaft, aber auch einzeln, wahrzunehmen. Besonders gut gelingt Monteil die Einbindung und Anbindung der privaten, persönlichen und professionellen Ereignisse im Leben der Frauen an den historischen Kontext einzubinden. Sehr prägnant stellt sie die jeweils relevanten Themen der Weltgeschichte in eine Bezug zu den Curie-Damen, schafft Relevanz und einen größeren Bezugsrahmen für die jeweilige Handlung. Lediglich in ihrer Gewichtung der Bedeutsamkeit des Feminismus scheint ihr die Objektivität etwas aus dem Blick zu geraten, dieser scheint doch etwas zu übermächtig in das Leben der drei Frauen hineininterpretiert zu werden.

    Als Sachbuch funktioniert das Buch über weite Strecken sehr gut, als Roman scheitert er doch kläglich. Ich weiß nicht, ob das französische Original ebenfalls unter dem Gattungsbegriff "Romanbiographie" vermarktet wurde, der deutschen Übersetzung tut man mit diesem Griff keinen Gefallen, denn was der Leser definitiv nicht bekommt, ist ein Roman.

    Der mit Zitaten durchsetzte Text kann stilistisch und sprachlich leider nicht glänzen. Die Trockenheit eines Sachbuchs staubt von jeder Seite. Eine Spannungskurve oder Handlungsentwicklung existiert nicht, Monteil ist leider noch nicht einmal in der Lage, stringent chronologisch eine Lebenserzählung aufzubauen. Sie springt in der Zeit hin und her, ohne dass für den Leser eine übergeordnete Funktion erkennbar wäre. Das wäre an sich schon störend, wird hier aber sehr ärgerlich, weil Monteil bestimmte Aspekte immer wieder wiederholt (ja, mittlerweile weiß ich ganz genau, in welch erbärmlichem Zustand das erste Labor des Ehepaars Curie sich befand, es war nicht mehr als ein Schuppen!), nicht nur einmal, sondern mehrfach, meist im Abstand von wenigen Seiten. Dazu gibt es einige inhaltliche Fehler. So wird der älteren Tochter angekündigt, dass sie zu ihrem Geburtstag im September ein Geschwisterchen geschenkt bekäme. Im Juni ist Marie Curie ein paar Zeilen weiter dann aber erst im dritten Monat. Das halte ich für biologisch unmöglich. An anderer Stelle wird behauptet, Marie Curie habe für den Rest des Lebens nur noch schwarze Kleidung getragen, wenige Seiten später läuft sie in einem bunten Sommerkleid auf. Möglicherweise sind gerade diese Unstimmigkeiten die Passagen, in denen sich die Autorin daran erinnerte, einen Roman schreiben zu wollen.

    Wie komme ich dennoch zu drei Sternen? Monteils Buch hat mir auf einprägsame Weise und leicht verständlich viele Details über die Curies vermittelt, mich dazu inspiriert, mich weiter mit diesen Frauen zu beschäftigen und mir Zusammenhänge verdeutlicht, die mir so nicht bewusst waren. Bei allen Makeln des Textes ist er doch recht schnell zu lesen und erweitert den Horizont.

    Das Buch ist sicherlich nicht für Menschen geeignet, die sich von einer fiktionalen Aufbereitung des Lebens von Marie Curie mitreißen lassen wollen, aber für einen weitestgehend sachlichen Einstieg in die Biographie dieser außergewöhnlichen Frau und ihrer Töchter auf alle Fälle geeignet.

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