Bergleuchten: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Bergleuchten: Roman' von Karin Seemayer
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bergleuchten: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:477
Verlag: Aufbau TB
EAN:9783746639840
read more

Rezensionen zu "Bergleuchten: Roman"

  1. Hat mir gut gefallen

    Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.
    Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, die Entstehung dieses Bauwerks in die Story einzubinden, ohne den Leser mit allzu vielen Details zu langweilen. Die Beschreibungen der Orte, der Berge und Wiesen fand ich sehr gelungen. Ich konnte mir mühelos die Bergwiesen und das Bergpanorama vorstellen.
    Auch die Darstellung der Dorfbewohner war für dieses Buch gut ausgearbeitet. Ja, den Figuren fehlt es hier und da ein wenig an Tiefe. Dafür sind die Dorfbewohner mit ihren unterschiedlichen Facetten, die kulturellen Umstände der damaligen Zeit und auch die sozialen Gepflogenheiten sehr schön beschrieben. Es fällt sehr leicht sich vorzustellen, wie sich dieses beschauliche Örtchen von den Arbeiten und Arbeitern regelrecht überrannt gefüllt haben muss.
    Die Liebesgeschichte zwischen Helene und Pierro war wirklich schön und hat die Geschichte für mich abgerundet.

    Insgesamt ein angenehm leicht zu lesendes Buch, dem an einigen Stellen ein kleines bisschen mehr Dramatik doch ganz gut getan hätte, das ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe, weil das Gesamtpaket einfach stimmig ist.

    Teilen
 

Atlas - Die Geschichte von Pa Salt

Buchseite und Rezensionen zu 'Atlas - Die Geschichte von Pa Salt' von Lucinda Riley
NAN
(0 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Atlas - Die Geschichte von Pa Salt"

Paris, 1928. Ein Junge wird gerade noch rechtzeitig entdeckt, bevor er stirbt, und von einer Familie aufgenommen. Er ist klug und liebenswert, und er entfaltet seine Talente in dem neuen Zuhause. Hier wird ihm ein Leben ermöglicht, von dem er nicht zu träumen gewagt hätte. Doch er weigert sich, einen Hinweis darauf zu geben, wer er wirklich ist. Als er zu einem jungen Mann heranwächst, verliebt er sich und besucht das berühmte Pariser Konservatorium. Die Schrecken seiner Vergangenheit kann er darüber beinahe vergessen, ebenso wie das Versprechen, das er einst geschworen hat, einzulösen. Aber Unheil ballt sich zusammen über Europa, und niemand ist mehr in Sicherheit. Tief in seinem Herzen weiß er, dass die Zeit kommen wird und er wieder fliehen muss. Ägäis, 2008. Alle sieben Schwestern sind an Bord der »Titan« zusammengekommen, um sich von ihrem geliebten Vater, der ihnen stets ein Rätsel blieb, zu verabschieden. Zur Überraschung aller ist es die verschwundene Schwester, die von Pa Salt damit betraut wurde, ihnen die Spur in ihre Vergangenheit aufzuzeigen. Aber für jede Wahrheit, die enthüllt wird, taucht eine neue Frage auf, und die Schwestern müssen erkennen, dass sie ihren Vater kaum gekannt haben. Noch schockierender aber ist, dass diese lang begrabenen Geheimnisse noch immer Auswirkungen auf ihrer aller Leben haben.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:800
EAN:9783442315673
read more
 

Morgen werden wir glücklich sein: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Morgen werden wir glücklich sein: Roman' von Lea Korte
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Morgen werden wir glücklich sein: Roman"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:433
EAN:
read more

Rezensionen zu "Morgen werden wir glücklich sein: Roman"

  1. Ein Wusch für das Durchhalten

    Morgen werden wir glücklich sein – ein sehnsuchtsvoller Wunsch, wenn das Ende der Besatzung von Paris im Jahr 1940 noch nicht absehbar ist. Es klingt ein wenig nach dem „Und nächstes Jahr in Jerusalem“ und auch wenn dieser Satz nicht fällt in diesem Roman von Lea Korte, so könnte er doch von der Jüdin Amiel stammen...

    Drei junge Frauen nennen sich seit ihrer Kindheit „Die Unbesiegbaren“. Sie könnten sich auch die „Unzertrennlichen“ nennen, beides wird einer starken Prüfung unterzogen. Während Marie, eine Lehrerin und Amiel, eine Ärztin, sich immer mehr der französischen Widerstandsbewegung, der Resistance, anschließen, kann sich Geneviève nicht von ihrem Flügel im Chez Lulu trennen. Ihre Auftritte finden von nun an vor den Deutschen statt. Wird sie, die sich dann auch noch in einen verliebt, zu den Freundinnen halten können?

    Dabei rettet Geneviéve Marie durch eine unglaubliche Erniedrigung vor weiteren Qualen, davon wird die Freundin allerdings nie erfahren. Doch mit Amiel soll es ihr nicht gelingen, als deren Deportation dann doch bevorsteht. Marie und Amiel bekommen beide Töchter, Zoe und Amiee. Auch deren Schicksal wird nicht einfach und es sind die Enkelinnen Malou (Marie) und Josephine (Geneviéve) die Jahrzehnte später über ihre Großmütter zusammenbringen müssen.

    Das ist die Rahmenhandlung, Malou und Josephine stecken in einem Fahrstuhl fest und kommen nun nicht umhin, einander zuzuhören. Beide erfahren selbst viel über sich und ihre Großmütter.

    * * *

    Lea Korte ist keine Unbekannte auf unserem Blog, vor vielen Jahren stieß ich auf DIE MAURIN und DIE NONNE MIT DEM SCHWERT. Nun endlich, auf der Buchmesse in Leipzig 23 kreuzten sich unsere Wege, wobei ich sie eigentlich fragen wollte, ob ihre „Romanschmiede“ auch das das Schreiben von Essays einschließt. Warum Essays? Weil meine Buchbesprechungen ja öfters ausarten. Mit der „Romanschmiede“ betreibt sie einen Online-Autorenkurs, bei dem ihr Inès Keerl zur Seite steht, von deren Roman DIE LÖWIN VOM TAFELBERG demnächst die Rede sein wird.

    * * *
    Mit Morgen werden wir glücklich sein, liegt ein Roman über drei Frauen vor, ein Roman über Liebe, Mut, Kraft, über Freundschaft aber auch Gewalt, Verrat und Folter. Harte und qualvolle Szenen werden uns nicht erspart, es gibt auch spannende und rasante Szenen von Flucht und Verstecken. Seltsam kam mir manchmal der Leichtsinn vor, mit dem die Angehörigen der Gruppe Combat Paris vorgingen.

    Die Freundschaft der drei Frauen beweist sich aber trotz Gegensätzen, unterschiedlichsten Auffassungen immer wieder, wobei das Vertrauen von Marie und Amiel in ihre Freundin Geneviéve meist größer ist, als die Skepsis gegenüber ihrem Umgang.

    Von den 73853 aus Frankreich deportierten Juden überlebten 2600 den Holocaust. Lea Korte hat, das erzählt sie im Nachwort, einige tatsächliche Ereignisse mit ihrer Geschichte verwoben. Damit hat die Autorin nicht nur die Geschichte einer Freundschaft erzählt, dadurch wird diese Geschichte zu einem historischen Roman. Historische Personen hat sie nicht eingeführt, der SS- und Polizeiführer Johann Strebers dürfte in etwa Carl Oberg entsprechen, andere spielen kaum eine Rolle. Auf diese Art und Weise hat Lea Korte ihrem Hauptanliegen, die Geschichte einer schwierigen Freundschaft zu erzählen, besondere Rechnung getragen.

    Als Leser wünschte ich den drei Freundinnen von Beginn an, dass sie morgen wieder glücklich sein können. Aber es war Krieg...

    Eine gute Geschichte, ein empfehlenswerter Roman, ein Blick in die Geschichte, der uns nie verloren gehen sollte.

    Teilen
 

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie

Buchseite und Rezensionen zu 'Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie' von Anne Stern
2
2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783499010880
read more

Rezensionen zu "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie"

  1. Habe mir mehr erwartet

    So richtig überzeugen konnte mich das Buch leider nicht. Zwar ist es der Autorin gelungen, die Atmosphäre rund um die Oper zu vermitteln und auch die Darstellung der Dresdner Gesellschaft finde ich gelungen und nachvollziehbar. Aber so richtig in Schwung kommt die Geschichte dann letztlich leider doch nicht. Vielleicht ist das aber auch dem Umstand geschuldet, dass es auf einen Mehrteiler hinausläuft. Aber auch dann muss ich leider sagen, dass der Auftakt mich nicht reizt weiterzulesen.

    Die Geschichte plätschert ebenmäßig vor sich hin, so richtig will bei mir auch keine Spannung aufkommen. Die Figuren sind mir nur mäßig sympathisch und bei allem Verständnis für Elises innere Zerrissenheit, bei so manchem Verhalten empfinde ich sie nicht als starke junge Frau, sondern durchaus schon als Zicke. Alle Personen werden eher oberflächlich beschrieben, so richtigen Zugang bekam ich leider zu keinem von ihnen. Und die große und standesmäßig nicht mögliche Liebe zwischen Christian und Elise kam auch nicht richtig bei mir an. Zuwenig stand dafür auch Christian im Fokus.

    Gemessen am Klappentext habe ich mir von der Geschichte sehr viel mehr versprochen.

    Teilen
 

Omama: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Omama: Roman' von Lisa Eckhart
3.35
3.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Omama: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:384
EAN:9783423219686
read more

Rezensionen zu "Omama: Roman"

  1. Es hätte so schön werden sollen...

    Gleich vorweg: Ich bin ein großer Fan der Kabarettistin und so wollte ich ihr Erstlingswerk unbedingt lesen und habe mich sehr darauf gefreut. Leider kam es anders als erwartet.

    In der Geschichte wird das Leben von Oma Helga von seinen Anfängen bis als Großmutter beleuchtet. Was muss sie für Kämpfe aushalten? Was hält ihr das Leben parat?

    Das große Problem bei diesem Roman ist schlichtweg, dass es keinen roten Faden gibt. Während es um Helga geht, wird schnell mal abgeschweift, der Hass der Österreicher gegen die Deutschen thematisiert und vieles mehr. Das hat den Lesefluss für mich sehr gestört, da ich mich immer wieder neu orientieren musste.

    Ansonsten liest sich das komplette Buch wie spitzzüngige Satire, die sich besser als Bühnenprogramm, denn als Roman gemacht hätte. Man ist so damit beschäftigt die überbordernde Sprache zu begreifen, dass man sich kaum auf die eigentliche Handlung konzentieren kann.

    Auch wenn ich anfänglich noch die Sprache mochte, so macht die Detailverliebtheit und Wortwahl das Lesen bald zu einer Herausforderung, der ich dann nur bedingt gewachsen war. Um es klar auszudrücken: Ich quälte mich durch, in der Hoffnung da käme noch die gewünschte Wende.

    Mit Kraftausdrücken habe ich kein Problem, sofern sie nicht Überhand nehmen. Hier besteht gefühlt die Hälfte des Geschriebenen daraus. Der Roman ist deswegen ungemein boshaft, zieht einen emotional herunter und verbreitete zumindest bei mir keine gute Laune, die ich aber schon gern haben möchte beim Lesen, erst recht wenn es ein humoriges Buch ist.

    Gut gefallen hat mir der eingestreute österreichische Akzent, der für Authentizität sorgte. Bei den Dialogen kam ich nämlich durchaus noch gut mit, bei den Abschweifungen dann eher weniger.

    Fazit: Ein Buch, das man nur lieben oder hassen kann. Ich kann leider keine Leseempfehlung aussprechen, auch wenn ich es noch so gern tun würde. Weniger ist manchmal eben doch mehr...

    Teilen
  1. Spieglein an der Wand...

    I forat min Radl noch Rio
    Auf Schi noch Athen
    Oba a Strapaz wia di
    Wü i ma nie wieda gebn
    (Lyrics Ostbahnkurti und die Chefpartie)
    Helga ist 11 Jahre alt als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. „Hilfe, die Russen kommen!“, schallt es durch den bäuerlichen Ort Mautern. Helga wächst dort im Schatten ihrer hübschen aber einfältigen älteren Schwester Inge auf, deren Jungfräulichkeit jedenfalls vor den Besatzern bewahrt werden muss. Der Vater ist ein arbeitsloser Trinker, die Mutter rackert sich ab und verteilt Watschen wie warme Semmeln. Solange Helga unter der Vormundschaft ihrer Eltern steht, wird sie an diverse Stellen vermittelt, hauptsächlich um die Schulden der Eltern abzuarbeiten. Bis sie bei der Wirtin von Freienstein landet…..
    „Omama“ ist der Debütroman der österreichischen Kabarettistin, die unter ihrem Künstlernamen Lisa Eckhart bekannt ist.
    Es ist nicht ganz einfach unbeeindruckt und unbeeinflusst ein Buch zu lesen, wenn gerade eine Diskussion um die Autorin entbrannt ist. Wie weit muss eine Kunstfigur political correctness einhalten? Ist es schon zwingend nötig, Satire, als solche zu kennzeichnen, um verstanden zu werden? Gilt der Vorwurf Lisa Eckhart fische am rechten Rand oder hält sie einfach der Gesellschaft einen Spiegel vor? Wobei man nicht außer Acht lassen sollte, dass es genug Menschen gibt, die sich gerne im Spiegel betrachten.
    Was haben diese Fragen nun mit dem Buch „Omama“ von Lisa Eckhart zu tun. Nichts. Oder alles. Omama ist ein bitterböser Nachruf auf die Großmutter Helga. Vom rechten Rand weit entfernt und noch viel weiter entfernt von einer „Trümmerfrauenromantik“ und Nachkriegssentimentalität. Wenn Kunstfiguren Großmütter haben, dann muss es schon jemand wie die Helga sein. Politisch korrekt läuft hier nichts ab. Lisa Eckhart schwadroniert, derb, laut, ohne Blatt vor dem Mund.
    Über die Feinheiten der österreichischen Sprache….
    „Sie hat viele Haberer, aber kein Haberer hat sie. Denn haberer kommt nicht von haben. Ein Haberer ist der, der habert. Bald nagt er am Hungertuch, bald kaut er auf der Dorfmatratze!“
    …. und die „unsrigen“ tradierten Werte. Sämtliche gängigen Klischees ruraler Lebensweise und Stammtischparolen aller Art walzt Eckhart aus, bis sie dünner sind als ein Schnitzerl vom Figlmüller.
    „Das Wiener Schnitzerl muss so groß und dünn wie möglich sein. Ein Schnitzerl wie ein Jungfernhäutchen. Vom Ausmaß des Wörthersees. Und für den Gast naturgemäß immer noch nicht ganz perfekt. Selbst ein Stück Fleisch von der Größe einer Briefmarke, das man auf einen Quadratmeter flachklopft und nach dem Braten durch die Panier zieht, wäre dem Suderanten sowohl zu klein als zu dick.“
    Das Wirtshaus wird zur Vierten Gewalt im Staate. Überspitzt und pointiert nimmt Lisa Eckhart Abstecher, definiert Mutterliebe neu, erklärt Geheimnisse und ihre Sicht zur Relevanz von Nebenpersonen in Romanen.
    „Jeder andere Schriftsteller hätte den Hansi immerzu erwähnt, war er auch niemals von Belang. Der Vollständigkeit halber wird alles beschrieben, weil die Autoren selbst nicht wissen, was davon wahrlich relevant ist. Himmelsfarben, Teppichfransen, Hunderte Zitronenspalten zu einem geschmacklich unrettbaren Schnitzel, und zack, hat man die Buddenbrooks.“
    Situationskomisch betritt Lisa Eckhart einen sehr breiten Boulevard der schrägen Anekdoten. Von der „Mautnerschen Adolf-Verwechslung“ zu Nachkriegszeiten, die im Verschwinden eines alten Malers gipfelt, über eine Neudefinition des Pannonischen Picknicks im August 1989 bis hin, wie Helga den politischen Bauernfänger der 1990er mit zweifelhaftem Kultstatus um den Finger wickelt. Die mannstolle Traumschiffepisode war dann schon ein Alzerl zu viel (das phonetische äöüi lässt sich schriftlich nicht festhalten)
    Links? Rechts? Helga ist das Zentrum ihres eigenen Universums und so geradeaus, direkt und unverblümt wie möglich. Mit ihrer zynischen Sicht der Dinge, hält Lisa Eckhart den Leser auf Abstand und diesem auch hier einen Spiegel vor.
    Spieglein, Spieglein an der Wand… Provokation ist Lisa Eckharts zweiter Vorname, kontrovers ein Kosename für die Autorin.
    Und ich möchte mit einem Zitat unseres von mir sehr geschätzten Bundespräsidenten abschließen.
    „So sind wir nicht, so ist Österreich nicht.“
    So sind wir nicht! Nicht alle!

    Teilen
  1. Von hyperventilierenden Flitscherln und putschenden Tranklern

    Herrje! Wie soll man da jetzt eine Rezension schreiben, wo doch die Autorin gerade der Zankapfel des Corona-lahmen kulturellen Sommerlochs ist. Gibt es da nicht viel Berufenere, die Lisa Eckarts Erstling "Omama" glasklar analysieren werden, um dann zum unwiderlegbaren Schluss zu kommen, dass dieses Werk eine literarische Sensation bzw. wahlweise ein verabscheuungswürdiges Werk einer Rassistin, Anti-Feministin usw. ist. Und wird sich da nicht irgendwann die Waagschale der öffentlichen Meinung unwiderruflich auf die eine oder andere Seite neigen? Und was, wenn ich dann hier ganz falsch liege? Ich habe ja schließlich als einfache Leserin die unmaßgeblichste Stimme in diesem Disput.

    Aber wie würde die Autorin sagen: "Nun aber wieder schleunigst zurück zu unserer eigentlichen Geschichte." Nämlich der Geschichte der Großmutter der Autorin, bei der sie die ersten sechs Jahre nach der Geburt gelebt hat (was ich aus Wikipedia weiß, im Buch würden solche Details niemals stehen). Die Geschichte beginnt mit der frühpubertären Großmutter zur Zeit des Einmarschs der Russen in die Steiermark. Und von diesem Zeitpunkt an entwickelt sich ein wirres, faszinierendes und wahlweise er- oder abschreckendes Panoptikum von Niedertracht, Bauernschläue und Geilheit, das uns über die 50er Jahre bis heute führt.

    Wobei die eigentliche Geschichte nur einen Teil des Buches ausmacht. Den anderen nehmen Lisa-Eckert'sche Ausführungen ein (man hört die Bühnenfigur, wenn man sie liest). Es sind Variationen über Themen wie: die vier sakralen Säulen der Dorfgemeinschaft (der Depp, der Trinker, der Schönling und die Dorfmatratze), wieso der Österreicher, wo er doch den Deutschen hasst, mit ihm in den Krieg zieht (es sei verraten: es ist wegen der Ungarn), oder wieso Menschen mit außergewöhnlich Namen immer fad sein müssen. Diese Einschübe sind oftmals von einer unglaublichen Wortgewalt und von einem unnachahmlichen Humor. Ich durfte oft laut lachen. Aber über 360 Seiten kann die Autorin das nicht immer durchhalten, deshalb werden die Wortspiele manchmal voraussehbar und gezwungen, und manchmal einfach flach. Und so etwas wie der "cogito interruptus" ist wie eine faule Bohne in einem Pfund guten Bohnenkaffee - ein Stern Abzug!

    Mit ihrer Omama verbindet die Autorin offenbar eine Hassliebe. "Seneca schauderte vor ihr, könnte er sehen, wie herzlich egal ihr der eigene Tod ist. Weder ersehnt noch fürchtet sie ihn. Für beides bin ich zuständig." Im dritten Teil, wo die Autorin selbst in die Geschichte eintritt, erahnt man, dass die ersten beiden Teile nicht nur eine wilde Phantasterei und an- wie abstoßerregende Ausschmückung von Familienanekdoten sind, sondern uns den Blick der Autorin vor Augen führen. Da ist man ab und zu auch berührt von der Geschichte, obwohl die Autorin sicher abstreiten würde, solch eine Befindlichkeit auslösen zu wollen. Und keine Sorge: sie bleibt sich auch in diesem Teil treu: Es wimmelt von Zumpferln, Tutteln und Popscherln (das sind primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale auf Österreichisch), von Brunzerei und anderen Exkrementen, politischer Unkorrektheit und wilden Gewaltphantasien.

    Das Buch kann einen faszinieren, ekeln, langweilen und fesseln. Ich habe es gerne gelesen und würde es wieder tun.

    Teilen
 

Erstaunen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Erstaunen: Roman' von Richard Powers
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Erstaunen: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783596706624
read more

Rezensionen zu "Erstaunen: Roman"

  1. Auf schmalen Schultern

    Der neunjährige hochbegabte Robin mit Asperger-Syndrom kommt mit der Gesellschaft nicht zurecht. In der Schule eckt er an, zuhause droht ihn die Trauer um die vor zwei Jahren verstorbene Mutter zu ersticken. Sein alleinerziehender Vater Theo bricht mit ihm zu einer gemeinsamen Reise in die Smoky Mountains auf, um ihm die Wunder der Natur zu zeigen und ihn die Welt mit anderen Augen sehen zu lassen, was jedoch nur kurzzeitig Erfolg hat. Um die Behandlung seines Sohnes mit Psychopharmaka zu verhindern, entschließt sich Ich-Erzähler und Astrobiologe Theo, seinen Sohn an einem neuronalen KI-Experiment namens "DecNef" teilnehmen zu lassen - mit schier unglaublichen Folgen für alle Beteiligten...

    "Erstaunen" ist der neue Roman des Pulitzer-Preisträgers Richard Powers. Es ist ein in allen Belangen bemerkenswerter, ja erstaunlicher Roman geworden. Zunächst ist da das ungewöhnliche Vater-Sohn-Verhältnis, das vor allem in der ersten Hälfte des Buches eine fast schon spürbare Wärme ausstrahlt. Die Dialoge zwischen Robin, genannt Robbie, und seinem Vater sind klug und man erkennt in jeder Zeile die gegenseitige bedingungslose Liebe, das Vertrauen, aber auch den Respekt voreinander und eine erstaunliche Ernsthaftigkeit. Powers hebt Robbies Sprachbeiträge kursiv vom Rest des Romans ab und erzeugt dadurch nicht nur eine gewisse Intensität, sondern schafft es durch den kleinen Kniff auch, dass man gar nicht erst das Gefühl hat, zu viele Dialoge zu lesen. Liebenswert und originell sind auch die zahlreichen Reisen, die die beiden auf fremde, von Theo ausgedachte Planeten unternehmen. Denn schnell wird klar: Robbie versucht auf seinen schmalen Schultern, das Leid und die Krisen der ganzen Erde auf sich zu nehmen - eine Last, unter der der kluge kleine Junge förmlich zusammenbrechen wird, wenn man diese Welt nicht zumindest in der Fantasie für ein paar Momente verlassen kann.

    Als Robbies Probleme auch in der Schule immer größer werden, entschließt sich Theo, seinen Sohn zu einer Art Psychotherapie in KI-Form zu schicken. Beim "neuronalen Feedback" werden dem Jungen die Empfindungen anderer Menschen übertragen, die zuvor an diesem Experiment teilnahmen, darunter ausgerechnet Robbies verstorbene Mutter Aly. Ab diesem Moment wandelt sich "Erstaunen" von einem Vater-Sohn-Roman in einen aktuellen Gesellschaftsroman, in dem Powers sich auf einen US-Präsidenten bezieht, der zwar namentlich nie genannt wird, aber sehr nah an Donald Trump angelehnt ist. Und die "berühmteste 14-Jährige der Welt" heißt zwar nicht Greta Thunberg, sondern Inga Alder, ist der schwedischen Klimaaktivistin aber ansonsten in allen Belangen wie aus dem Gesicht geschnitten. Auch Robbie entwickelt sich - wie seine Mutter - zu einem Tierrechtsaktivisten und Klimaschützer.

    In dieser zweiten Hälfte des Romans wirkt "Erstaunen" bisweilen ein wenig zu didaktisch. Die Grundhaltung Robbies und Theos zu den Menschen ist zudem so pessimistisch, dass man sich zumindest sicher sein kann, dass die beiden nie "Im Grunde gut" von Rutger Bregman gelesen haben. Und auch die Emotionalität schwindet ein wenig, denn Robbie wird durch die Behandlung zwar glücklicher, doch eben auch ein Stück weit abgeklärter.

    Umso gelungener ist das Finale des Romans, in dem Richard Powers den Kreis zum abermaligen gemeinsamen Vater-Sohn-Ausflug in die Smoky Mountains schließt. Insbesondere in den Naturbeschreibungen des Nationalparks beweist Powers auch stilistisch sein großes Können. Ohne inhaltlich etwas zu verraten, sollte man sich als Leser:in dieses Finale aber vielleicht nicht gerade direkt vor dem Schlafengehen zu Gemüte führen, wie ich es fälschlicherweise tat. Denn "Erstaunen" lässt einen tief bewegt und aufgerüttelt zurück...

    Mit "Erstaunen" hat Richard Powers einen Roman veröffentlicht, der wegen seiner Emotionalität lange nachwirkt. Mit Theo und dem ungemein liebenswerten Robbie hat er zudem zwei unvergessliche Protagonisten der amerikanischen Gegenwartsliteratur erschaffen, die die Leser:innen direkt ins Herz treffen sollten.

    Teilen
 

Tote brauchen keinen Strandkorb

Buchseite und Rezensionen zu 'Tote brauchen keinen Strandkorb' von Julia Bruns
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Tote brauchen keinen Strandkorb"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783423218603
read more

Rezensionen zu "Tote brauchen keinen Strandkorb"

  1. Ein abgefahrener und und witziger Seniorenkrimi

    Kriminalhauptkommissar a. D. Helmut Katuschek lebt seit einem Jahr im Seniorenheim. Aber heute ist endlich mal etwas los - es geht mit dem Bus an die Ostsee! Aber statt 25 Passagiere kommen nur 24 lebend an denn ein Heimbewohner wird tot auf der Rückbank aufgefunden. Mit der ehemaligen Pathologin und Kollegin, die auch im selbst Altersheim lebt, nimmt Helmut Katuschek seine internen Ermittlungen auf.

    Der Schreibstil ist sehr leicht, bildhaft und zügig zu lesen.Die Protagonisten sind sympathisch dargestellt und die Spannung baut sich während des lesens langsam auf.

    Fazit: Dieser Krimi beinhaltet acht Kapitel wobei sie mir zu lang vorkamen. Die Story wird aus der Sicht von Helmut Katuschek erzählt. Da ich das Vorgängerbuch schon gelesen habe kenne ich die Protagonisten schon - es kommen nur einige neu dazu was mir sehr gefiel. Deshalb bin ich sehr gut in das Geschehen hinein gekommen. Die Story ist meiner Meinung nach heiter wie auch die Atmosphäre in diesem Buch. Der Humor ist auch vorhanden dabei wird die Story sehr oft makaber, zuweilen witzig und mehrmals schräg. Darüber hinaus hängt viel nachdenkliches über der Story so dass auch ich etwas ins grübeln kam. Ich persönlich finde dass das Geschehen im wahrsten Sinne des Wortes chaotisch, ziemlich abgefahren und skurril ist so dass ich mich sehr amüsiert habe. Zudem ist die Story kurzweilig zu lesen und voller Aktivitäten. Mit der Zeit hat mir Helmut Katuschek wegen seiner Frau Margot leidgetan. Sie hat immer aber auch immer etwas auszusetzen, ist immer unzufrieden und, und, und. So ging sie mir ganz schön auf die Nerven aber vielleicht ist dies ja von der Autorin so gewollt. Helmut Katuschek nimmt es stoisch und ziemlich gleichgültig hin. Alle Protagonisten sind hervorragend von der Autorin gezeichnet und beschrieben. Manchmal kam es mir so vor als ob ich mitten im Geschehen selbst mit dabei gewesen wäre. Dieser Seniorenkrimi ist meiner Meinung nach sehr unterhaltsam und sehr vergnüglich geschrieben. Ich bin begeistert und deshalb hat mich die Story überzeugen können. Dies ist der zweite Band einer bisher zweiteiligen Reihe.Er ist in sich abgeschlossen. Mir persönlich gefiel dieser zweite Teil um einiges besser als das Vorgängerbuch und vergebe daher sehr gerne fünf Sterne.

    Teilen
 

Seiten