Wellness

read more

Rezensionen zu "Wellness"

  1. 5
    02. Mär 2024 

    Elizabeth und Jack und die Entwicklung ihrer Beziehung

    Nach Chicago in ein neues Leben geflüchtet, treffen Elizabeth und Jack in der Künstlerszene bald aufeinander und verlieben sich im Jahr 1993. Das wäre bei einem Märchen auch das Ende.

    ‚Wellness‘ erzählt jedoch von realem Leben und so treffen wir die beiden Protagonisten 20 Jahre später: sie sind inzwischen verheiratet, haben einen 8-jährigen Sohn und eine Hypothek für eine Traum-Eigentumswohnung. Routine hat sich leider in der Beziehung eingeschlichen und besonders Elizabeth fühlt sich immer öfters genervt. Auch rächt es sich, dass beide ihre Elternhäuser nicht aufgearbeitet und dem anderen – wenn überhaupt – nur geschönt erzählt haben, denn das Elternhaus prägt!

    Wir lesen von ihren beruflichen Herausforderungen: erfahren durch Elizabeths Job sehr viel über die Wirkung von Placebos und durch Jacks viel über Kunst, besonders Fotografie.

    Das ist aber weit noch nicht alles: der Marshmallow-Test, das notwendige Abbrennen der Prärie, ‚Hyperaktive Partnerbindungsstörung‘, Ausbeutungs-Plünderung als Familien-Gen, die Algorithmen bei Facebook, das nervige Verhalten einer ‚Opferrollen‘-Mutter (und auch das einer Supermutter) und vieles mehr sind noch Themen. (Bei Gesundheitsarmband-Tragenden werde ich in Zukunft immer an das von Jack denken, das ihm durch die aufgezeichneten Geräusche etwas verriet, das ihm so gar nicht gefiel.)

    Es gab viele Szenen, die mir gewaltig unter die Haut gingen (z.B. der Streit zwischen Elizabeth und Jack in Benjamins Wohnung), Sätze, die mich begeisterten (‚Vielleicht hieß wahre Liebe eben, das sich entfaltende Chaos zu umarmen‘ oder ‚Aber die Ehe verheißt Beständigkeit, Gewissheit: Du wirst für immer geliebt werden.‘) und es ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte – es lädt auch sehr zum Austausch mit dem Partner ein!

    736 Seiten und keine Minute kam Langeweile auf, so gekonnt präsentierte der Autor seinen Blick auf die amerikanische Gesellschaft und auf Ehen im mittleren Alter. Für Psychologie-Interessierte ist das Buch außerdem ein Leckerbissen! 5 Sterne vergebe ich und spreche eine große Leseempfehlung aus!

    Teilen
  1. "Das war der einzige Wirkstoff: Glaube."

    Mein Hör-Eindruck:

    Elizabeth und Jack, jung, dem lieblosen Elternhaus entflohen, die Zukunft vor Augen, jeder in einer winzigen Ein-Zimmer-Wohnung in einer Künstlersiedlung – was für eine wunderschön erzählte Liebesgeschichte! Er stammt aus einer kleinen Farm in der Prärie von Kansas, sie dagegen aus einer gewissenlos reich gewordenen Familie. Aber die Gegensätze sind unwichtig, die Liebe fegt sie hinweg. Das Herz des Lesers geht auf, man möchte nochmals 20 sein!

    Einige Jahre später sieht die Sache anders aus. Jack ist Kunstdozent und fabriziert die immer selben fotografischen Kunstwerke, und Elizabeth arbeitet als Neuphysiologin im Institut „Wellness“. Hier testet sie die Wirkung von unterschiedlichsten Placebos an Patienten, die nicht wissen, dass sie Teil einer Versuchsreihe sind. Sie erkennt: das Placebo erhält seine Wirkung durch die Erzählung, die damit verbunden wird.

    Und damit ist der Roman beim Thema: Was ist Wahrheit? Was ist Realität, und was ist Künstlichkeit? Ist Wahrheit das, was man glaubt?

    Dieses Thema dekliniert der Autor immer wieder in verschiedenen Variationen durch. So erzählt er z. B. sehr ausführlich von Jacks Vater, der sich dem damals neuen Internet annähert und bei facebook landet. Hill erklärt in einem längeren Einschub das Funktionieren und vor allem die Auswirkungen der Algorithmen, die die Informationen filtern und passgenau dafür sorgen, dass der Vater immer tiefer in abstrusen Verschwörungstheorien versinkt. Die Diskussionen zwischen Vater und Sohn haben etwas Beklemmendes, weil jeder seine Wahrheit beweisen kann und will der Verschwörungstheoretiker nicht erkennt, dass seine Wahrheit von Algorithmen zusammengestöpselt wurde und nur ein technisches Produkt ist.

    Dieses drängende Thema – die Relativität der Wahrheit bzw. der Placebo-Effekt der Wahrheit – handelt der Autor in ganz unterschiedlich getönten Episoden ab. Heitere, satirische und komische sind dabei, wie z. B. der Besuch in einer Art Swingerclub, aber auch sehr beklemmende, wenn Elizabeth Placebos herstellt und verkauft und ihre Patienten bewusst täuscht.

    Schließlich muss sich das Paar auch die Frage stellen, ob ihre eigene Beziehung auch nur ein Placebo ist und nur deswegen funktioniert hat, weil sie so fest daran glaubten.

    Alle Szenen des Romans werden verwürfelt erzählt, trotzdem verliert der Leser/Hörer niemals den Überblick über die Zusammenhänge. Episode für Episode enthüllen sich dem Leser immer deutlicher diese Zusammenhänge, und hier sind es ungemein eindringliche Szenen von Schuld und Schuldzuweisung, von Egomanie, Leid, seelischer Grausamkeit und Einsamkeit. Szenen, die man nicht vergessen kann.
    Nicht zuletzt dank der perfekten Vorlesekunst von Uve Teschner.

    Fazit: Ein gewaltiges Panorama, ein Zeit- und Gesellschaftsroman und ein aufwühlender Roman über menschliche Schicksale.

    Ganz große Lese-Empfehlung!

    Teilen
  1. Hier haben sogar die Teller Namen

    21 Tage habe ich gebraucht für diese 732 Seiten, macht knapp 35 Seiten pro Tag, mein üblicher Durchschnitt. Meistens fiel das Lesen leicht und es war spannend und erhellend. Aber oft kamen auch endlose Seiten mit nichts als Geschwafel. Ich bin davon überzeugt, dass nicht einmal der eingefleischteste Kunstliebhaber dies hätte lesen mögen.

    Soll heißen: an den richtigen Stellen gekürzt, so etwa auf 600 Seiten – ja auch das Abbrennen in der Prärie war teils Geschwafel – und die hätten dann auch gereicht. Dies zu Gunsten der Lektüre, sie wäre entscheidend flüssiger gewesen.

    Wir haben hier also einen Eheroman, der zeitlich in die Digitalisierung hereinreicht. Es werden etwa zwanzig Jahre der Ehe von Elizabeth Augustine und Jack Baker verfolgt. Irgendwann kommt Toby dazu. Ihr erstaunlicher Junge, der leider zu Wutanfällen neigt. Die hat er vom Opa Augustine geerbt.

    Jack stammt aus der Kansas-Prärie. Sein Vater, Farmer Lawrence, ist meistens gebührenpflichtig damit beschäftigt das Gras der Prärie abzubrennen. Die hoch religiöse Mutter schaut unentwegt fern. Eine ältere Vorzeigeschwester, Evelyn, gibt es auch noch. Ganz jung entflieht Jack aus dieser geistigen Enge nach Chicago.

    Ein Glanzstück des Romans ist die Beerdigungsfeier von Lawrence, ab S. 602. Stilistisch gewagt, ich fand’s großartig – und oh – da fehlte doch jemand – oder etwa nicht?

    Lobend erwähnen möchte ich auch die gelegentliche Systemkritik, z. B. auf S. 67: „Die industriellen Mächte, die über uns herrschen, wollen nicht, dass wir wissen, wie ungesund das Atmen heutzutage ist …“
    Oder auf S. 234: „... das Gesundheitsministerium habe ein Patent auf das Ebolavirus und wolle die Seuche auf Amerika loslassen, um aus dem Impfstoff Profit zu schlagen; Ebola könne durch hoch dosiertes Vitamin C geheilt werden.“ Bzw., S. 438: „Und wenn Menschen Entscheidungen bezüglich ihrer Gesundheit fällen, sollten sie sich darauf verlassen können, dass sie nicht angelogen werden.“

    Oder Erkenntnisse, die für mich gänzlich neu waren, S. 187: „… dass aus Kindern, die Angst vor neuen Speisen hatten, Erwachsene wurden, die Angst vor neuen Situationen, neuen Orten und sogar neuen Kontakten hatten …“

    Zwischen großartig und schwafelig auch die beschriebenen Facebook-Manipulationen. Und als Jack sich mit seinem Vater via FB streitet, wäre auch weniger mehr gewesen. Alles über – sage und schreibe – 52 Seiten!

    Elizabeth dagegen stammt aus einer reichen, sehr reichen, Familie, sozusagen aus einer Abzocker Dynastie. Wo jeder der männlichen Vorfahren finanziell über Leichen gegangen ist. Deshalb will sie mit diesem ganzen Materialismus nichts mehr zu tun haben und flieht nach Chicago.

    Jack lehrt als Dozent ungewöhnliche Fotokunst. Und E. hat eine maßgebliche Stelle bei Wellness, dem titelgebenden Institut, das sich hauptsächlich mit der Wirkung von Placebos beschäftigt.

    M. E. versucht der Roman, bzw. der Autor, an zu vielen Stellen Aufmerksamkeit zu erregen. Bei mir entstand so das Gefühl, dass aus jedem Dorf ein Hund näher betrachtet werden müsse, bis tief ins Fell hinein, damit noch jedem Floh ins Gehirn geleuchtet werden könnte. So verzettelt sich der Autor in Details, die allerdings teilweise hoch interessant sind. Auch wenn man sich am Ende fragt: Was habe ich da eigentlich gelesen? Und worum ging es überhaupt?

    Trotz allem konnte ich mit den Protagonisten nicht warm werden und hätte mit keinem von ihnen befreundet sein mögen. Zum Thema Freundschaft: Hier fiel mir noch auf, dass Freunde hier rar gesät sind, bei ihr gibt es Eintagsfliegen und bei ihm (und auch ihr) eigentlich nur den Bauleiter von The Shipworks: Ben Quince.

    The Shipworks ist ein sehr umstrittenes Bauvorhaben, in das E. und J. investiert haben. Für eine zukünftige Eigentumswohnung. Das viele Geld dafür hat E. bei einem sehr zweifelhaften Projekt verdient.

    Fazit: Alles in allem hat mich das Buch nicht so überzeugt, auch wenn ich drangeblieben bin. Aber einige verblüffende Erkenntnisse hat es schon gebracht, deshalb 3 Sterne. Hätte das Lektorat es verstanden, den Roman auf etwa 600 Seiten einzudampfen, wären es bei mir sicher 4 Sterne geworden.

    Teilen
  1. Ein grandioser amerikanischer Gesellschaftsroman

    Kunststudent Jack und Psychologiestudentin Elizabeth treffen 1993 in Chicago aufeinander. Elizabeth stammt aus einer sehr alten und wohlhabenden Familie. Jack ist in den Great Plains von Kansas als Farmersohn aufgewachsen. Beide sind dem Korsett, der Lieblosigkeit und den Erwartungen ihrer Elternhäuser in die Anonymität der Großstadt entflohen. Man spürt von Beginn an, dass bedeutsame Ereignisse ihrer Vergangenheit im Dunkeln lauern, die ihre Tentakel ausstrecken und die Protagonisten bis in die Gegenwart hinein verfolgen. Sie können ihre Herkunft nicht verleugnen. Trotz aller Unterschiede verlieben sich Jack und Elizabeth ineinander. Sie zelebrieren ihre Liebe, scheinen füreinander bestimmt zu sein. Mit der Geburt von Sohn Toby bekommt die Beziehung allerdings erste Risse, die sich später im Kauf und der Ausgestaltung einer gemeinsamen Wohnung mit getrennten Schlafzimmern manifestieren. Als Leser begleiten wir Elizabeth und Jack über Höhen und Tiefen des Ehelebens über rund 20 Jahre.

    Die Analyse dieser langjährigen Paarbeziehung stellt Nathan Hill in den Fokus seines Romans. Er tut das als stiller Beobachter. Wir dürfen den Protagonisten auf ihren Wegen folgen, die auch immer wieder Szenen aus ihren Herkunftsfamilien zeigen. Dadurch bekommt man stetig wachsende Kenntnisse über die Figuren, so dass man ihre Verhaltensweisen besser verstehen kann. Der Autor spannt einen weiten Erzählbogen, dem man trotz seiner Zeitsprünge gerne folgt. Der Erzählfaden wird stets thematisch verknüpft und wieder aufgenommen. Er zeigt dabei nicht nur eine Paarbeziehung, sondern die gesamte moderne Gesellschaft im Wandel. Welchen Einfluss haben das worldwide Web, soziale Medien, Computerspiele oder Algorithmen auf unser Leben? Der Zeitgeist wird süffisant anhand vieler Beispiele vorgeführt, sei es in der Kunst, der Kindererziehung, im Beschwerdemanagement, im Streben nach ewiger Jugend oder dauerhafter Leidenschaft und vielem mehr. Dabei spielen technischer Fortschritt, Pseudowissenschaft, Gesundheitsarmbänder oder Verschwörungstheorien eine Rolle. Elizabeth sitzt durch ihre Arbeit beim „Wellness“- Institut an der Quelle, um so manches Kuriosum aufzudecken. Dort setzt man Placebos und Suggestivgeschichten ein, um individuelle Probleme zu lösen. Jack muss sich indessen an der Kunsthochschule mit Likes und Followern gegen die omnipräsenten Sparzwänge der Verwaltung behaupten, die seinen Job bedrohen. Dazu kommt, dass renitente Protestler gegen das Wohnungsbauprojekt, in dem sämtliche Ersparnisse des Ehepaars stecken, mobil machen. Es mangelt nicht an Handlung in diesem fulminanten Roman. Schein, Sein und Täuschung sind durchgängige Motive.

    Auch die Nebenfiguren rund um die kleine Familie wurden mit Komplexität angelegt. Jack und Elizabeth haben das intensive Bedürfnis, dazuzugehören. So melden sie ihren Sohn an der Schule an, die zu ihrer zukünftigen wohlhabenden, konservativen Wohngegend gehört. Die daraus resultierenden Begegnungen zeichnen sich durch Exzentrizität mit Spaßfaktor aus. Hill versteht es, hinter die bürgerlich scheinheiligen Fassaden zu führen, die vielfach aus Oberflächlichkeiten und Traumwelten bestehen. Der Autor verfügt über einen ungeheuren Ideenreichtum, er zeigt uns die amerikanische Gesellschaft als wahres Kuriositätenkabinett. Dabei überzieht er bewusst launig, sein Ton ist facettenreich. Er beherrscht die Klaviatur der Stimmungen, wechselt vom Sachlichen ins Philosophische und zeigt viel Humor, ohne jemals platt zu werden. Seine anschaulichen Beschreibungen suchen ihresgleichen. Das gilt nicht nur für das Chicagoer Umfeld, sondern insbesondere auch für die eigentümliche Villa von Elizabeths Eltern sowie die nur auf den ersten Blick eintönige Prärielandschaft, die Jacks Zuhause war.

    Nathan Hill ist ein wunderbarer Erzähler und Kenner der menschlichen Psyche. Er beobachtet genau, beherrscht sein Metier und setzt auf starke Symbolik, wo sie passt. Die Dialoge haben Esprit, der Text glänzt mit zahlreichen klugen und nachdenklichen Passagen, die sich den großen Lebensfragen zuwenden. Dabei gerät das Ehepaar nie aus dem Blick. Zum Ende hin hat der Leser Kenntnis über die maßgeblichen Familiengeheimnisse, wodurch der Roman zunehmend an Ernsthaftigkeit und auch Tragik gewinnt.
    Ich bin begeistert von der Themenvielfalt dieses Romans, der trotz seiner 728 Seiten niemals langweilig wird. Nathan Hill hat nach seinem Roman „Geister“ (2016) auf beeindruckende Weise nachgelegt.

    Große Leseempfehlung!

    Teilen
  1. 5
    30. Dez 2023 

    Porträt einer Ehe und noch so viel mehr

    In diesem mehr als 700 seitenlangen Roman lernen sich Elizabeth und Jack als junge Studenten in Chicago Anfang der 1990er Jahre kennen. Der Leser begleitet das Paar sodann auf seinem Lebensweg bis in die 2010er Jahre.

    Die beiden heiraten, werden Eltern, fassen beruflich Fuß, wie das Leben eben so spielt. "Kommst Du", fragt Jack im ersten Kapitel des Romans Elizabeth nach dem Auftritt einer angesagten Szeneband in einer heruntergekommenen Künstlerbar in Chicago. Und sie folgt ihm. Der Leser wird Zeuge einer hoch romantischen Begegnung zweier Seelen, die sich gefunden haben.

    Oder ? Mitnichten, schon das zweite Kapitel, Jahre später, trägt den Titel "getrennte Schlafzimmer". Beim Leser stellt sich Ernüchterung ein. Gespannt verfolgt man den Werdegang wie auch die familiären Vorgeschichten der Protagonisten, die in eingestreuten Rückblenden entblättert werden. Jack, Sohn eines Farmers aus den Flint Hills in Kansas; Elizabeth, Tochter steinreicher Eltern, die ihr Vermögen über Generationen durch ausbeuterische Geschäfte und legale Täuschungsmanöver angehäuft und erhalten haben.

    Beide haben traumatische Kindheitserlebnisse, Jack durch eine kaltherzige Mutter; Elizabeth durch einen cholerischen Vater; beides herzzerreißend beschrieben und zu lesen. Jack und Elizabeth brechen den Kontakt zu den Eltern ab und gehen zum Studium nach Chicago.

    Doch dieser Roman kreist um so viel mehr als nur um die Geschichte von Elizabeth und Jack. So spiegeln die beschriebenen Nebenfiguren die Befindlichkeiten und die Grundstimmung der Zeit, in der dieser Roman spielt, genial wider. Alle diese Figuren haben mir sehr gut gefallen: der stets die Risiken seiner Projekte im Blick habende langjährige Freund und Geschäftsmann Benjamin; die scheinbar so perfekt und achtsame Freundin Bradie und, besonders eindrucksvoll, das polyamouröse Paar Kate und Kyle. All das ist so süffig zu lesen und wird so pointiert und mit einer Prise Humor beschrieben, dass es ein großes Lesevergnügen ist.

    Auch an Symbolik mangelt es nicht: das Feuer, insbesondere die großen durch die Farmer gelegten Präriefeuer in den Flint Hills, die zur Erneuerung der als Viehfutter dienenden Gräser dienen, wie das Feuer stets auch Vernichtung und Neuanfang in sich birgt; die Fledermäuse, die sich zu Hunderten unausrottbar in dem Familienanwesen der reichen Eltern Elizabeths eingenistet haben, ihren giftigen, zerstörerischen Kot hinterlassend wie ein Zeichen für die vergifteten Familienbeziehungen; das Unternehmen mit Namen Wellness, Arbeitsplatz von Elizabeth, das zunächst wissenschaftliche Studien zur Wirkungsweise von Placebos betreibt und schließlich Placebos verkauft, vordergründig um Menschen zu helfen, letztendlich aber auf einer Täuschung beruht, denn die Kunden ahnen nicht, dass sie Placebos verabreicht bekommen.

    Auch das Internet, facebook, tictoc und die Wirkungsweise von Algorithmen mit dem Ziel, Meinungsbildungen zu steuern und damit den Marktwert der "hilfsbedürftigen Nutzer" zu ermitteln und so zu kommerzialisieren, wird thematisiert. So verfällt der über 70jährige Vater von Jack den abstrusen Verschwörungstheorien, die auf facebook kursieren.

    Worum geht es also in diesem Roman ? Es geht um die Welt, in der wir leben. Darum, wie Menschen versuchen, sich in ihr zurecht zu finden; darum, wie sie zusammenfinden trotz aller Widrigkeiten und familiärer Prägungen. Es geht um Hoffnung und Glauben, um die Suche nach Halt in unsicheren Zeiten und um die vergebliche Suche nach Gewissheit.

    Denn, wie der ehemalige Leiter der Wellness Praxis, Dr. Sanborne, feststellt: "Gewissheit war nur die Geschichte, die sich der Verstand erdenkt, um sich gegen der Schmerz des Lebens zu verteidigen. Was quasi per Definition bedeutete, dass Gewissheit ein Weg war, dem Leben auszuweichen. Man konnte sich für die Gewissheit entscheiden, oder man konnte sich entscheiden, lebendig zu sein ".

    Besonders gefallen hat mir der Titel des letzten Kapitels des Romans: "Die menschliche Seele streift draußen umher wie eine Maus". Schließlich endet der Roman mit einer derart schönen Beschreibung, wie ich sie selten in einem Roman gelesen habe, ganz wunderbar ! Leider kann ich das nicht wiedergeben ohne zu spoilern. Also gebe ich ich eine unbedingte Leseempfehlung ab und würde gerne noch mehr als die möglichen 5 Sterne vergeben.

    Nathan Hill ist ein famoser Geschichtenerzähler. Großes Bravo !

    Teilen
  1. Von Verführung, Manipulation und der Prärie

    Kurzmeinung: Nathan Hill erneut on top.

    Als Jack und Elizabeth sich unter ungewöhnlichen Umständen in Chicago kennen und lieben lernen, werden sie das perfekte Paar. Nach ein paar Jahren heiraten sie, bekommen ein besonderes Kind, doch Routine schleicht sich ein. Während Jack damit zufrieden ist und es hingenommen hat, dass er nun einigermaßen etabliert ist, womit er nie gerechnet hätte und seine Liebe zu Elizabeth ungebrochen ist, ist das bei Elizabeth anders, sie wird unruhig. Braucht sie etwas Neues?

    Der Kommentar:
    Wie der Leser allmählich mitbekommt, aber nicht die Protagonisten, die einstweilen weiter im Dunkeln tappen, hat das schwerverliebte junge Paar in seiner intensiven Kennenlernphase, dem anderen jeweils entscheidende Eckdaten aus der Kindheit vorenthalten und/oder bis zur Unkenntlichkeit geschönt.
    Nathan Hill entwickelt die spezifischen Hintergründe seiner Protagonisten äußerst geschickt, behutsam und eloquent; hinter die Kulissen dieses Paars zu blicken ist nicht nur per se schon äußerst interessant, sondern von dort her leuchtet der Autor die Paarbeziehung ganz neu aus, so dass das Bild, das man als Leser anfänglich von Jack und Elizabeth hat, sich langsam dreht wie ein Karussell, es geht immer rund herum, es kommt Facette um Facette zusammen, bis sich das Bild gerundet hat und die Abgünde sichtbar geworden sind.
    Wir erfahren, dass Elizabeth aus der reichen Oberschicht stammt, mit einem Vater, mit dem nicht gut Kirschen essen gewesen ist, aufgewachsen ist und sie als Kind und Jugendliche an innerer Einsamkeit fast zugrunde geht. Jack dagegen ist ein Landei sehr bescheidener Provenienz. Er wird von der Mutter dominiert, die ihren gesamten Lebensfrust bei Jack ablädt, ihn emotional missbraucht und ihn klein hält. Nur seine große Schwester erkennt das Potential, das in Jack steckt und ermutigt ihn bei ihren seltenen Besuchen im Elternhaus. Ihretwegen ist er imstande, seine muffige Familie zu verlassen und so wird er, allerdings fast zufällig, ein gefragter Künstler der Chicagoer Szene.
    Nathan Hill beschreibt die einzigartige Schönheit der amerikanischen Prärie, erzählt die Geschichte ihrer Besiedlung und macht uns mit dem Phänomen gezielter Abfackelung der Weiden bekannt, denn Jacks Vater ist ein Spezialist für Brandrodung, ein gefährlicher Job. Hill zeigt uns auch anhand der Prärielandschaft, dass die innere Sicht die äußere Wahrnehmung bestimt. Wenn zwei Leute aus dem selben Fenster sehen, sehen sie nicht dasselbe! Während Jacks Schwester, die Malerin ist, in ihrer Malerei die Schönheit der Prärie einfängt, sieht der Vater, wenn er auf das Land blickt, nur brennbares oder nicht brennbares Material und die Mutter sieht nur langweilige Graswellen, eigentlich das Nichts, denn daraus besteht ihr Leben, ihrer Meinung nach. In seinen späteren Lebensjahren bekämpfen sich Sohn und Vater aus der Ferne via Facebook. Der Vater ist seltsamerweise ein Querdenker geworden. Jack kann es nicht fassen und will ihn eines Besseren belehren.

    Nathan Hill zeigt uns als Leser das tatsächliche Blatt, das die Protagonisten auf der Hand haben in ihrem Lebenspoker - denn wiederum wird Entscheidendes verschwiegen in den Facebookdisputen zwischen Vater und Sohn und zwar so lange, bis es zu spät ist. Keiner hat den anderen in sein Blatt schauen lassen, die perfekte Täuschung. Ist es in allen Beziehung so, dass das Entscheidende verschwiegen wird? Nathan Hill lässt uns darüber nachdenken. Überdies erklärt Nathan Hill anhand seiner Protagonisten auf unterhaltsame Weise, wie schnell man abgleitet, wenn man nicht weiß, wie ein Algorithmus funktioniert.

    Mit Elizabeth Familie versetzt uns der Autor dagegen in die Kolonialgeschichte zurück und kritisiert den Raubtierkapitalismus. Doch das Moralaposteln ist nicht Nathan Hills Ding, dem Moralismus begegnet Nathan Hill, indem er die Ausbeuterväter zitiert, die ihren Kindern vorhalten, dass sie von den Sünden der Vorvorväter alle profitieren. Und beruht nicht sozusagen alles im Westen auf Ausbeutung und ist nicht unser aller Luxus mit Blut und Tränen bezahlt? Der Heuchelei wird die Maske abgerissen.
    Mit Elizabeth beruflichem Werdegang, sie hat Psychologie und eine Reihe anderer geisteswissenschaftlicher Fächer studiert, versetzt uns Nathan Hill in die Welt der Pharmazie und der Placeboforschung, der sogenannten Wellness. Plötzlich erscheinen Elizabeth und Jacks Beziehung zueinander, aber auch diejenigen zu den Nachbarn und überhaupt allen, in einem völlig neuen Licht. Denn menschliche Beziehungen beruhen auf Verführung, Täuschung und Manipulation. Ist nicht die Liebe selbst eine Illusion?
    Dann wäre da noch der Immobilienmarkt und der sich überschätzende Immobilienhändler, dem Jack und Elizabeth ihre sämtlichen Ersparnisse anvertraut haben.

    „Wellness“ ist nicht ganz so brillant wie „Geister“, aber „Geister“ ist sowieso ein Ausnahmeroman, den man nur einmal schreibt im Leben. Trotzdem ist das Niveau Hills bei seinem zweiten Roman keineswegs gesunken. „Wellness“ ist Gesellschaftskritik auf höchster Ebene, in unnachahmlicher unterhaltsamer Weise präsentiert, nie platt, nie belehrend, ohne erhobenen Zeigefinger, dennoch höchst effektiv. Was wird Nathan Hill als nächstes schreiben? Was auch immer, ich will es nicht verpassen!

    Fazit: Speziell amerikanische und global-problematische Themen, wie zum Beispiel Kolonialgeschichte und die Immobilienblase, verbinden sich in Nathan Hills genial komponiertem Roman „Wellness“ aufs Beste und Unterhaltsamste. Jede Silbe davon habe ich genossen.

    Ich gebe eine Leseempfehlung.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag: Piper, 2024

    Teilen
  1. 5
    26. Dez 2023 

    Scharfsinnig, humorvoll und mitfühlend

    Wann wird aus einem Lebensnarrativ Selbstbetrug? Warum wird die Entstehungsgeschichte einer Liebe plötzlich unglaubwürdig? Welchen gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen kann man trauen? Wie kann es einem gelingen, so etwas wie Sicherheit, inneren Frieden und Gelassenheit zu erreichen? Ist das ohne Selbstbetrug überhaupt möglich?

    Jack, Fotokünstler, und Elizabeth, Wissenschaftlerin, sind ein Studentenpaar, das sich in Pre-Internetzeiten im Chicago der 90er kennenlernt: Beide sind sie vor ihren lieblosen Familien geflohen, um sich in der großen Stadt völlig neu zu erfinden und in einer romantischen Beziehung gegen alle Konventionen zu leben. 20 Jahre später stellt sich heraus, dass sie das geworden sind, was sie damals scharf verurteilt hätten: Ein verheiratetes Paar mit getrennten Schlafzimmern, er Assistenzprofessor für Kunstgeschichte, sie Leiterin eines Instituts für Placeboforschung. Haben sie sich total verändert – oder sind sie nur das geworden, was sie unbewusst schon immer waren? Als sie beschließen, eine Wohnung in einer gentrifizierten Vorstadt zu kaufen, decken die Diskussionen über deren Wunscheigenschaften klaffende Risse in ihrer Ehe auf. Was nun?

    Der Kern des Romans ist die Leere, die viele Menschen in der Mitte des Lebens empfinden und die so typisch ist für das 21. Jahrhundert: Wir sind nicht mehr die, die wir mal waren, aber die, die wir werden wollten, sind wir auch nicht. Und diese Lücke versuchen wir durch Selbstoptimierung, neudeutsch Life Hacks, zu schließen: Der Titel des Romans - Wellness - bezieht sich auf diese Manie. Die Informationsflut des Internetzeitalters hilft dabei ironischerweise gerade nicht. Von Rezepten für Detox-Smoothies bis zu Armbändern, die über jeden Aspekt unseres Körpers Daten sammeln und mehr oder weniger absurde Fitnessprogramme verordnen, hat es jede Menge Dinge parat, die Erfüllung versprechen. All das unterstützt durch die Community-Blasen, in denen wir Bestätigung für die abwegigsten Theorien finden können. Zu Beginn des letzten Romandrittels serviert Hill uns ein beeindruckendes Kapitel, das uns am Beispiel von Jacks Vater und sieben bekannten Algorithmen erklärt, wie Facebook und Co. uns manipulieren. Aber auch die „guten“ Informationen tun nicht immer Gutes: Elizabeth, die ihrem 8-jährigen Sohn helfen will, seine sozialen Defizite zu überwinden, erliegt dem Daten-Overkill und glaubt, seine Defizite verursacht zu haben. Nathan Hill fängt den Wahnsinn unserer Internet-vergifteten, Marketing-getriebenen, von Leere bedrohten Gegenwart perfekt ein.

    Das gelingt ihm durch seine glasklare Analyse sozialer Dynamiken, sei es die studentischen Rebellentums, des akademischen Betriebs oder einer langjährigen Ehe. Eins der vielen Glanzlichter des Romans ist eine bissig-komische Szene, die die postfaktischen Überzeugungen der neuen Nachbarschafts-Community entlarvt. Von Immobilienhai bis Momfluencerin, Hill richtet seinen Röntgenblick auf die bei näherem Hinsehen oft absurden Glaubenssätze der Menschen. „Glauben Sie, was Sie wollen, meine Liebe, aber glauben Sie vorsichtig,“ rät Elizabeths emeritierter Professor ihr. „Glauben Sie mitfühlend. Glauben Sie voller Neugier.“ Die Romangegenwart ist 2015 verortet, kurz von der Trump-Präsidentschaft. Nathan Hill seziert ganz nebenbei die Befindlichkeiten und Haltungen, die diese möglich gemacht haben.

    Folgerichtig wird alles, was am Anfang des Romans als Gewissheit gegolten hat, in seinem Verlauf in Zweifel gezogen. Wir folgen Jack und Elizabeth in ihre Vergangenheit und stellen mit ihnen zusammen fest: Nichts hält stand, die Narrative der Kindheit nicht und nicht die Genesis von Jacks und Elizabeths Liebe. Wie der Autor es fertigbringt, einen derartig komplexen Stoff, mit so vielen gleichermaßen relevanten Themen zu beherrschen, ohne überladen zu wirken und ohne dass auch nur ein Faden dem Gewebe entgleitet, das ist ganz große Kunst. Auf den 736 Seiten des Romans kommt niemals Langeweile auf. Trotz (oder wegen?) offensichtlich heroischer Rechercheleistung des Autors wirken Konstruktion und Story vollkommen organisch, denn Nathan Hills Figuren sind komplex und glaubwürdig, die Storyline logisch und seine Prosa ebenso elegant wie zurückhaltend. Das verhalten optimistische, offene Ende passt dazu.

    Fazit: Ein scharfer Blick auf unsere Gegenwart, gemildert durch Mitgefühl und Humor. Ein großer Wurf, den ich aus vollem Herzen empfehlen kann.

    Teilen
 

Wellness: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Wellness: Roman' von Nathan Hill

Inhaltsangabe zu "Wellness: Roman"

Als Jack and Elizabeth 1993 ein Paar werden, spricht alles gegen sie. Doch der junge Fotograf mit den bäuerlichen Wurzeln und die Psychologiestudentin aus gutem Hause heiraten – und erleben in der vibrierenden Kunstszene Chicagos aufregende erste Jahre. Doch nicht alles läuft glatt. Inmitten von Achtsamkeitsseminaren, polyamourösen Bekanntschaften und schrillen Immobilienträumen droht ihre Ehe zu scheitern. Und schließlich müssen sich diese nicht mehr ganz so jungen Träumer den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen, wenn sie nicht das Wertvollste verlieren wollen: einander. Von den Absurditäten moderner Technologie bis zur perfekten Kindererziehung legt Nathan Hill unser Leben bloß und stößt auf tiefe Wahrheiten über Liebe, Intimität und Nähe.

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:760
Verlag: Piper ebooks
EAN:
read more
 

Das Land der Anderen: Roman

read more

Rezensionen zu "Das Land der Anderen: Roman"

  1. Ein Leben in der Fremde

    Leïla Slimani ist eine französisch-marokkanische Schriftstellerin und Journalistin. Bereits mit ihrem ersten Roman „Dans le jardin de l'ogre“ errang sie 2014 in Marokko den Prix de la Mamounia. Der Thriller „Chanson douce“ (dt. Dann schlaf auch du), der zwei Jahre später erschien, wurde zum internationalen Bestseller und mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet.
    „Das Land der Anderen“ ist der erste Teil einer autobiografisch angehauchten Familientrilogie. Das Buch erzählt die Geschichte der jungen Elsässerin Mathilde und des Marokkaners Amine, der während des Zweiten Weltkriegs für die französische Armee kämpfte. Sie verlieben sich, heiraten und ziehen 1947 nach Marokko, wo Amine ein Stück Land geerbt hat. Marokko ist französisches Protektorat, die Unabhängigkeit wird erst 1956 nach heftigen Kämpfen und blutigen Auseinandersetzungen erreicht. Bis dahin sind die Marokkaner Untergebene in ihrem eigenen Land, dürfen sich nicht uneingeschränkt bewegen und sind täglichem Rassismus ausgesetzt. Mathilde und Amine sind durch ihre abgelegene Farm nicht direkt im Kreuzfeuer, aber das gemischt-ethnische Ehepaar ist beiden Seiten ein Dorn im Auge. Auch die kleine Tochter Aïcha , die in der nächstgelegenen Stadt auf eine katholische Mädchenschule geht, ist Opfer dieser Ausgrenzungen.
    Das Buch hat keine fortlaufende Handlung im klassischen Sinn. Es erzählt vielmehr chronologisch vom Leben der Familie, den harten Bedingungen, der Geldknappheit, aber auch den kulturellen Unterschieden der Ehepartner und den daraus folgenden Auseinandersetzungen, die durchaus mit Brutalität geführt werden. Gewalt gegenüber Frauen war eine Selbstverständlichkeit und selbst für westlich denkende und aufgeklärte moderne Marokkaner war es völlig normal, die eigene Ehefrau zu verprügeln und im Haus einzusperren.
    Das Buch hat mir gut gefallen, auch wenn es kein 5 Sterne-Highlight war, dazu war mir der Erzählfluss nicht stringent genug. Aber es war interessant, etwas über das Leben in Marokko zu der damaligen Zeit zu erfahren, besonders im Hinblick auf das Leben der Frauen und ihre Unterdrückung und den Aufständen der Nationalisten, die die Unabhängigkeit von Frankreich forderten, weswegen ich auch eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann.

    Teilen
  1. Die Früchte des Zitrangenbaums

    Beim Gastlandauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse 2017 war die französisch-marokkanische Autorin Leїla Slimani mit ihrem Buch "Nun schlaf auch du", für das sie 2016 den Prix Goncourt erhielt, eine bereichernde Entdeckung. Ihr dritter Roman, "Das Land der Anderen", ist der erste Band einer Trilogie nach Motiven ihrer eigenen Familiengeschichte.

    Leїla Slimani wurde 1981 in Marokko geboren, dem Land, in das ihre Großmutter, genau wie die Romanfigur Mathilde, einwanderte. Mathilde folgt ihrem Mann Amine Belhaj, einem marokkanischen Offizier der französischen Armee, den sie bei Kriegsende in ihrem elsässischen Heimatdorf kennenlernte und aus Liebe, Abenteuerlust und Sehnsucht nach Veränderung überstürzt heiratete. Bei der Landung in Rabat am 1. März 1946 dominiert Beklommenheit:

    "Trotz des hoffnungslos blauen Himmels, trotz der Freude, ihren Mann wiederzusehen, und des Stolzes, ihrem Schicksal entronnen zu sein, war ihr plötzlich mulmig geworden. […] Ihr Mann, dem die Blicke der anderen Passagiere nicht entgingen, küsste sie auf die Wangen. Er packte ihren rechten Arm in einer zugleich sinnlichen wie drohenden Geste. Es schien, als wolle er sie im Zaum halten." (S. 15/16)

    Geplatzte Träume
    Amine ist in Marokko ein anderer. Zwar liebt er Mathilde und billigt ihr eine andere Stellung als seiner Mutter Mouilala zu, einer streng-traditionellen Muslimin, doch duldet er keinerlei Kritik an heimischen Traditionen und Bräuchen:

    "„So ist das hier.“
    Diesen Satz würde sie noch oft hören. Und genau in dem Moment begriff sie, dass sie eine Fremde war, eine Frau, eine Ehefrau, ein Mensch, der der Gnade der anderen ausgeliefert war.“ (S. 19)

    Auch als sie 1949 ein ererbtes Stück Land beziehen und Amine wie ein Besessener – und zu Beginn mit wenig Erfolg – auf seiner Farm arbeitet, bleibt das Verhältnis zwischen den beiden kulturell grundverschiedenen Partnern angespannt. Die 1947 geborene Tochter Aїcha und der jüngere Sohn Selim wachsen im Dauerstreit der Eltern auf und erleben Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter und seiner jüngeren Schwester Selma.

    Niemand fühlt sich zuhause
    Nicht nur die französischen Siedler, jeder scheint in diesem Roman im fremden Land zu leben: Mathilde gehört weder zu Marokko, noch zu den Kolonialisten. Bei einem Heimatbesuch 1954 ist sie auch dort eine Fremde. Amine wird für seine Kriegsteilnahme von den eigenen Nationalisten verachtet. Besonders aber leidet Aїcha mit dem blonden Wuschelkopf unter Spott und Quälereien im französisch-katholischen Pensionat:

    "Denn Aїcha war weder wirklich eine Einheimische noch eine dieser Europäerinnen […]. Sie wusste nicht, was sie war, also blieb sie allein […]." (S. 84)

    Symbolhaft ist der Orangenbaum, in den Amine einst einen Zitronenzweig setzte:

    "„Wir“, sagte er, „sind wie dein Baum, halb Zitrone, halb Orange. Wir gehören zu keiner Seite. […] Während er leise auf den Flur trat und die Tür schloss, dachte er, dass die Früchte des Zitrangenbaums ungenießbar waren." (S. 370/71)

    Eine Welt im Untergang
    Aus vielerlei Grünen habe ich den Roman überaus gern gelesen und freue mich auf die Fortsetzung. Zum einen sind es die nüchterne, wertfreie Erzählweise, das Einfühlungsvermögen Leїla Slimanis in unterschiedlichste Figuren und die immer wieder wechselnde Perspektive, mit der sie allen gerecht wird. Die Themen Fremdheit und Einsamkeit, männliche Unterdrückung, Gewalt, Emanzipation, Liebe,unerfüllte Träume, Trennendes und Verbindendes, Scham, Hilflosigkeit, Rassismus und koloniale Überheblichkeit lösten abwechselnd Mitgefühl und Wut in mir aus. Die Verbindung aus Einzelschicksalen und dem marokkanischen Unabhängigkeitskampf, der 1956 zur Loslösung von Frankreich führte, ist ausgezeichnet gelungen.

    Der Roman endet 1955, als Aїcha ungerührt dem Untergang einer Welt zusieht.

    Teilen
 

Wofür ich mein Leben gebe: Kolumnen 1946-1977

Buchseite und Rezensionen zu 'Wofür ich mein Leben gebe: Kolumnen 1946-1977' von Luis Ruby

Inhaltsangabe zu "Wofür ich mein Leben gebe: Kolumnen 1946-1977"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783328602125
read more
 

Die Hoffnung der Chani Kaufman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Hoffnung der Chani Kaufman' von Eve Harris
4.5
4.5 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Hoffnung der Chani Kaufman"

Chani hat es geschafft. Sie hat den Mann geheiratet, den sie sich ausgesucht hat – nicht selbstverständlich, wenn man in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde lebt. Und was nun? ›Seid fruchtbar und mehret euch‹, natürlich, aber genau das funktioniert eben nicht. Chani ist verzweifelt, denn ihr Mann Baruch kann sie verstoßen, wenn sie ihm keine Nachkommen schenkt. Und wer wäre sie dann noch unter ihresgleichen? Zwischen Rabbi, Fruchtbarkeitsklinik und ihrer Schwiegermutter muss Chani ›HaSchem‹ ein Schnippchen schlagen.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:512
Verlag: Diogenes
EAN:9783257072556
read more

Rezensionen zu "Die Hoffnung der Chani Kaufman"

  1. Religion oder Selbstbestimmung?

    Gleich vorweg, mir war nicht bekannt, dass es zu dem Titel einen ersten Band gibt mit dem Titel "Die Hochzeit der Chani Kaufman". Ich habe aber dennoch das Geschilderte nachvollziehen können, besser ist aber gewiss den Vorgänger zu kennen.

    Das Cover ähnelt dem Vorgänger und hat dadurch einen guten Wiedererkennungswert.

    Ich habe schon einige Dokus gesehen zum Thema orthodoxer jüdischer Glaube und dennoch habe ich durch den Roman noch einiges an Wissen hinzugewinnen können.

    Das Berührende an der Geschichte war, dass ich das Problem vollkommen nachvollziehen kann, da ich in einer ähnlichen Situation war und lange nicht wusste, dass man mitunter einen gestörten Zyklus haben kann und in einem vermeintlichen Zeitfenster schwanger werden kann, das man unter normalen Umständen eher nicht nutzen würde. Das wird hier sehr einfühlsam beschrieben.

    Am meisten berührt hat mich jedoch der Erzählstrang von Rivka, die aus dem streng religiösen Leben ausbrechen möchte, aber schnell merkt, dass dies alles andere als leicht ist. Nie im Leben hätte ich als nichtreligiöse Person geahnt, dass es solche heftigen Probleme geben kann. Das empfand ich als sehr erstaunlich.

    Fazit: Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und viel dazu gelernt, was ich so gar nicht erwartet hatte. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

    Teilen
  1. Chani Kaufman Teil 2

    Inhalt:

    Im Endeffekt geht es um Chani Kaufmann, die mit ihrem frisch verheiratet Mann versucht schwanger zu werden. In einer jüdisch orthodoxen Gemeinschaft ist es von großer Bedeutung, dass eine Frau schwanger wird und dem Mann Nachwuchs schenkt. Wenn sie in diesem Bereich "versagt" hat der Mann das Recht sich von ihr scheiden zu lassen.

    Diese Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal von Chani, dann von ihrem Ehemann Baruch und von einer Frau, die sich von der orthodoxen Gemeinschaft abgewendet hat.

    Der Anfang des Buches war etwas behäbig und schwerfällig. Doch je länger ich es gelesen habe, desto begeisterter wurde ich. Die Figuren wurden sehr gut beschrieben und als Leser fühlte man mit ihren Höhen und Tiefen sehr mit.

    Auch der Perspektivwechsel der einzelnen Personen hat die Perspektive noch erweitert. Am Ende war ich enttäuscht, dass das Buch schon vorbei war. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung des Buches freuen.

    Fazit:

    Wer eine Hochzeit von Chani Kaufmann gemocht hat, der wird dieses Buch auch lieben!

    Teilen
  1. Und das war es jetzt?

    Chani Kaufmann hat geheiratet. Ich weiß alles darüber, denn „Die Hochzeit der Chani Kaufmann“ habe ich gern gelesen. Nun folgen wir Chani durch die erste Zeit ihrer Ehe, die allein davon geprägt ist, dass Chani nicht schwanger wird. Als Mitglied einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde besteht die vorrangige Aufgabe des Paares darin, eine möglichst große Nachkommenschaft zu produzieren. Chani gelingt das nicht, sie magert an, sie ist ein Nervenbündel, bis zum Anschlag verzweifelt. Die Tragödie endet damit, dass Chani nur einen kleinen Trick anwenden muss, um ein Kind zu empfangen - schön für sie, ohne Frage, aber rechtfertigt das einen ganzen Roman? Die Autorin fährt noch eine ganze Reihe von Figuren auf, um die Geschichte zu beleben - doch auch sie blieben für mich oft flach, ihre Entwicklung fand ich wenig spannend - zumal sie mit Chani oft gar nichts mehr zu tun haben. Die einzige Ausnahme bei den Nebenfiguren bildet für mich Rivka, die Aussteigerin. Ihren Mut habe ich bewundert. Mir ist bewusst, dass das orthodoxe Milieu, in dem die Story spielt, hier bestimmte Vorgaben macht. Doch was das angeht, hat Deborah Feldmann in „Unorthodox“ meiner Ansicht nach sehr viel besser zum
    Ausdruck gebracht, was es im 21. Jahrhundert bedeutet, jüdisch - orthodox und Frau zu sein.

    Teilen
  1. Wunderbar, ich hätte gern eine weitere Fortsetzung :)

    Chani und Baruch stammen aus einer streng orthodoxen jüdischen Londoner Gemeinde und konnten - einiger Widerstände zum Trotz - heiraten. Nun leben sie in Jerusalem, wo Baruch seine Ausbildung zum Rabbiner macht und Chani auf baldigen Nachwuchs hofft. Doch dieser stellt sich nicht ein. Verzweifelt wendet sich das Paar an Baruchs Eltern in London, die ihnen anschließend eine Behandlung in der Kinderwunschklinik finanzieren. Es tun sich alsbald vielmehr religiöse als gesundheitliche Hürden auf, mit denen die jungen Leute zu kämpfen haben.

    Ein weiterer Erzählstrang dreht sich um die ehemalige jüdische Rebezzin Rivka Zilberman. Diese hat ihren Mann und damit auch die Gemeinde verlassen, weil sie das streng reglementierte Leben in der Gemeinde nicht mehr ertragen hat. Doch dieses Verlassen hat sie sehr einsam gemacht, denn zu ihren Kindern wird seither jeglicher Kontakt untersagt.

    Einzig Rivkas ältester Sohn Avromi, der mittlerweile in Jerusalem an der Talmudschule studiert und der beste Freund von Baruch ist, hat Kontakt zur Mutter. Aber auch er steckt in einer Sinnkrise und ist auf der Suche nach Antworten und seinem weiteren Lebensweg.

    Nicht zuletzt ist da Chaim, der Rabbiner in der jüdischen Gemeinde, der von seiner Ehefrau Rivka verlassen wurde. Strenge Regeln besagen, dass er sich schnell neu verheiraten muss, um weiterhin als angesehener Rabbi seinen Job und sein Ansehen zu erhalten.

    Eve Harris gelingt es wie schon im ersten Teil "Die Hochzeit der Chani Kaufman", viele Einzelschicksale auf spannende, eindringliche, respektvolle Weise sehr liebenswert und sehr unterhaltsam zu erzählen. Gleichzeitig ist sie kritisch und zeigt deutlich auf, wie rückständig und verbohrt das Regularium dieser strenggläubigen Gemeinde doch ist, mit dem einige der Mitglieder sehr zu kämpfen haben. Jeden einzelnen Charakter vermag die Autorin grandios und absolut authentisch zu zeichnen. Nahezu jede*r wächst mir ans Herz mit den Problemen, dem Suchen und Zweifeln, dem Finden, oder auch sich Befreien.

    Dieser Roman gehört nun - wie schon Teil 1 - zu meinen Lieblingsbüchern. Und ich habe mich am Ende sogar dabei erwischt, mir eine weitere Fortsetzung zu wünschen. Denn diese vielen persönlichen Geschichten sind für meinen Geschmack längst nicht auserzählt. Ein Highlight :)

    Teilen
  1. 5
    10. Feb 2024 

    Zwischen Religion und Selbstbestimmung

    Viele Jahre mussten die Leser warten, um endlich zu erfahren, wie es mit den Figuren aus „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ weitergegangen ist.
    Chani und Baruch sind nach ihrer Hochzeit nach Jerusalem gezogen, wo Baruch für sein zukünftiges Dasein als Rabbiner den Talmud studiert. Ihr Glück wäre vollkommen, wenn Chani endlich schwanger würde. Doch bisher waren alle Versuche vergeblich. Nicht nur die Erwartungen von außen belasten Chani. Nein, ihre Ehe wäre ernsthaft in Gefahr, denn nach jüdischem Recht darf ein Mann die Trennung verlangen, wenn seine Frau ihm keine Kinder schenkt. „ Ein unverheiratetes Mädchen war wie ein ruderloses Schiff oder ein Topf ohne Deckel, doch eine unfruchtbare Frau war schlimmer. Ihr Mann konnte sie verstoßen. Er konnte sich neuen Weidegrund suchen.“
    Deshalb reist das junge Paar nach London und lässt sich, finanziell unterstützt von Baruchs Eltern, in einer Fruchtbarkeitsklinik untersuchen. Die Ergebnisse sind einerseits beruhigend, denn es liegen keine organischen Gründe für die Kinderlosigkeit vor. Trotzdem stürzt der Befund das Paar in schwere Konflikte. Es sind die strengen jüdischen Gesetze, die einer Befruchtung im Wege stehen, denn diese regeln genau, wann ein Paar sexuell enthaltsam sein muss.
    Baruch und Chani stehen somit vor einem riesigen Problem. Wie sollen sie Gottes Gesetz erfüllen, sich zu vermehren, wenn die Gebote das gleichzeitig unmöglich machen ?
    Aber Chani ist nicht die einzige Frau, die sich zwischen religiösen Vorgaben und Selbstbestimmung entscheiden muss.
    In einem zweiten Erzählstrang geht es um Rivka Zilbermann, die im ersten Buch als Rebezzin Chani auf die Ehe vorbereitet hat. Rivka hat mittlerweile ihren Mann Chaim verlassen, weil sie es in der streng reglementierten Welt der orthodoxen Gemeinde nicht mehr ausgehalten hat. Doch ihr Ausbruch hat schwerwiegende Konsequenzen. Ihr wird der Kontakt zu ihren Kindern verboten und ihr Mann übergibt ihr den „ Get“, den Scheidebrief. Seine Stellung als Rabbiner wäre nicht zu halten mit einer getrennt lebenden Frau. Doch das ist noch nicht alles. Der jüngere Sohn wird in der Schule wegen seiner abtrünnigen Mutter gemobbt, die Tochter will nichts mehr von ihr wissen. Rivka steckt „ zwischen zwei Welten fest und es zerreißt“ sie. Der Preis für ihre Freiheit ist immens hoch.
    Und auch ihr ältester Sohn Avromi, der momentan in einer Talmudschule in Jerusalem studiert, steckt in einer tiefen Sinnkrise.
    Eve Harris beschreibt nun mit sehr viel Einfühlungsvermögen die Schwierigkeiten, in denen sich ihre Figuren befinden. Es geht ihr dabei nicht darum, die Religion und Gott selbst in Frage zu stellen. Was sie kritisiert sind die z.T. unmenschlichen Gesetze und Verbote, die Männer vor Jahrhunderten erlassen haben und auf deren Einhaltung religiöse Eiferer dringen. Dabei prangert sie jegliche Intoleranz und Bigotterie an.
    In ihrer Kritik bleibt die Autorin aber nicht einseitig, denn dass auch Männer unter dem rigiden Diktat leiden, zeigt sie eindrucksvoll an verschiedenen Beispielen.
    Und längst nicht alle orthodoxen Juden verhalten sich hier hartherzig und engstirnig. Chani, Rivka und Avromi treffen auf Menschen, die sie in ihrem Bestreben, den richtigen Weg zu finden, bestärken und unterstützen.
    Eve Harris beschreibt all ihre Figuren mit Liebe und Empathie und mit genügend Humor. Auch für die Fehler und Schwächen der weniger sympathischen Zeitgenossen zeigt sie Verständnis .
    Kapitelweise wechselt die Autorin die Perspektive, so dass der Leser den Hauptfiguren sehr nahe kommt. Und auch die Schauplätze wechseln. Mal sind wir in Golders Green, jenem Stadtteil Londons, in dem vorrangig orthodoxe Juden wohnen, mal in Israel. Dort stellt sie dem ruhigen und traditionellen Leben in Jerusalem das lebendige und pulsierende Tel Aviv gegenüber.
    Wie schon im Vorgängerroman bekommt der Leser einen tiefen Einblick in jüdischen Alltag, in Bräuche und Rituale orthodoxer Juden. Das ist ein Blick in eine uns eher fremde unbekannte Welt. Zur Atmosphäre tragen auch die zahlreichen, im Text verstreuten jüdischen Begriffe bei, von denen die wichtigsten in einem anhängenden Glossar erläutert werden.
    Mit leichten Ton und in schnörkelloser Sprache greift die Autorin fundamentale Fragen auf.
    Man muss den ersten Band nicht kennen, um den vorliegenden Roman verstehen und genießen zu können. Doch wer ihn liest, will sicherlich den Vorgänger kennenlernen und alle, die mit derselben Begeisterung wie ich „ Die Hochzeit der Chani Kaufman“ gelesen haben, werden sich auf die Fortsetzung stürzen.
    Und wir alle können nur hoffen, dass Eve Harris nicht wieder so viele Jahre verstreichen lässt bis zum nächsten Folgeroman.
    „ Die Hoffnung der Chani Kaufman“ ist Unterhaltungsliteratur vom Feinsten, ein Roman, der einem von Anbeginn an fesselt und nicht mehr loslässt.

    Teilen
  1. Eine Ehe mit vielen religiösen Regeln

    Nur Märchen enden damit, dass das liebende Paar heiratet! Im realen Leben wird es dann erst interessant: wie geht das Ehepaar mit den unterschiedlichsten Herausforderungen um?! (Eine Steigerung erfährt das Ganze, wenn das Ehepaar, wie Chani und Baruch, in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde lebt, in der es viele Regeln und Gesetze zu befolgen gilt.)

    War ich schon vom Vorgängerbuch ‚Die Hochzeit der Chani Kaufman‘ begeistert, fieberte ich direkt auf die Fortsetzung. Und sie hat mich nicht enttäuscht!

    Wir begleiten Chani, mit Baruch in Jerusalem wohnend, bei ihren verzweifelten Bemühungen, schwanger zu werden – sogar für sie unangenehme Termine in einer Kinderwunschklinik in London nimmt sie wahr.
    Und auch das Schicksal von Rivka, der Rebbetzin Zilberman verfolgen wir weiter: inzwischen getrennt von ihrem Ehemann, dem Rabbi Zilberman, dem die Befolgung der religiösen Regeln über alles geht, versucht sie ihren Platz außerhalb der religiösen Gemeinde zu finden und Kontakt zu ihren Kindern zu bekommen.

    Äußerst informativ sind die diversen Besonderheiten im jüdisch-orthodoxen Glauben (wie z.B. das ‚Get‘- der Scheidungsbrief, die einheitliche Dauer der ‚nidda‘ – des Menstruationszyklus – von 12 Tagen für alle Frauen, das Beschneiden eines Sohnes, die Dienste einer ‚Jente‘ - der Eheanbahnerin - und vieles mehr). Sehr hilfreich war dabei das Glossar, in dem die jüdischen Worte erklärt werden.

    Begeistert haben mich diverse Unterhaltungen, die unter die Haut gingen: z.B. Chani bei Rivka, Rivka bei Amy oder die der Schwiegereltern von Chani, Mr. und Mrs. Levy, bei der Heimfaht von der Beschneidungsfeier bei Familie Kaufman, bei der sehr gut die Herausforderungen für Mr. Levy in einer Ehe mit Mrs. Levy sichtbar waren. Überhaupt gefiel mir die warmherzige Schilderung etlicher Charaktere. (Beim alten Ehepaar Rabbi Ehrlich und seiner Frau Ilana mit den Katzen ‚Ben Guiron‘ und ‚Moishe Dajen‘ ging mir das Herz auf!) Meine männlichen Favoriten waren übrigens Mr. Levy, der Schwiegervater von Chani, und Rabbi Ehrlich, die sich wohltuend von den anderen Männern abhoben, die sich gerne hinter den religiösen Regeln versteckten!

    Ich kann nicht anders, als die Höchstzahl der Sterne bei dieser Rezension zu vergeben! Das Buch von Eve Harris, übersetzt von Kathrin Bielfeldt, ist sehr informativ und packend von der ersten Seite an. Ich möchte es allen ans Herz legen, jedoch: für diese Lektüre ist Aufgeschlossenheit gegenüber Religionen sinnvoll und auch Toleranz gegenüber anderen Lebensformen!

    Teilen
 

Mami kann auch anders

read more

Rezensionen zu "Mami kann auch anders"

  1. 4
    31. Dez 2023 

    Rasselbande

    Eigentlich wollte Ellen schon immer aufs Land ziehen, aber nicht so. Ihr Mann ist fremd gegangen und nun braucht er Abstand. Da hat er aber nicht mit Ellen gerechnet. Sie ist es, die Nägel mit Köpfen macht. Sie nimmt sich die Hälfte des Geldes und sorgt dafür, dass das Haus verkauft wird. Am Stadtrand erwirbt sie ein Cottage und sie packt ihre Siebensachen, die Kinder und den Hund. Die 15jährige Jane und der 13jährige Peter sind alles andere als begeistert und wie echte Pubertiere machen sie es ihrer Mutter wirklich schwer. Doch Ellen bleibt bei ihrer Entscheidung.

    In diesem dritten Teil der „Mami“-Reihe erzählt Ellen in Tagebuchaufzeichnungen wie es ihr nach der Trennung ergeht. Und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Wenn sie etwas nicht gut findet, sagt sie das. Natürlich nimmt sie den Kindern gegenüber Rücksicht. Oder auch mal nicht. Aber Simon, ihr Ex kriegt schon deutliche Worte ab. Fremdgehen und Selbstverwirklichung suchen, ha. Einfach so Schluss machen und alles läuft wie am Schnürchen, das wäre schön. Im wirklichen Leben läuft es aber nicht so. Ellen leidet unter der Trennung, auch sie muss sich neu sortieren. Dabei kommt sie ausgerechnet auf die Idee, sich den häßlichsten Hund aus dem Tierheim als Zweithund zu holen.

    Wenn man so im Vorbeigehen auf dieses farbenfrohe Cover schaut, muss man anhalten und das Buch kaufen. Wenn man sich die Schattenrisse auf dem Umschlag anschaut, weiß man ungefähr, was einen erwartet: ein Festival, ein kleiner Hund, ein großer Hund, ein Trinkgelage, regnerische Zeiten, doch auch die fröhlichen Farben. Die direkten Worte Ellens sind meist erfrischend, manchmal witzig, manchmal überkandidelt, manchmal ernst. Ellen wirkt authentisch, eine, mit der man Pferde stehlen kann, die Schwierigkeiten hat zuzugeben, dass sie auch mal Hilfe braucht. Man blättert die Seiten dieses Romans um, ist gut unterhalten und wünscht, dass Ellen weiterhin fleißig in ihr Tagebuch schreibt.

    Teilen
 

Land in Sicht: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Land in Sicht: Roman' von Ilona Hartmann
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Land in Sicht: Roman"

Lesern von "Land in Sicht: Roman" gefiel auch

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:153
Verlag: Blumenbar
EAN:
read more

Rezensionen zu "Land in Sicht: Roman"

  1. 3
    01. Feb 2022 

    Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich

    Wem der Titel meiner Rezension bekannt vorkommt und diesen als Titel von David Foster Wallace' wirklich schrecklich amüsantem Essay zum Thema Karibik-Kreuzfahrten wiedererkennt, hat diesen wahrscheinlich auch gelesen und damit einen bei weitem anregenderen Text als den vorliegenden von Ilona Hartmann.

    Eine junge Frau macht bucht sich auf einem Donau-Kreuzfahrtschiff für acht Tage ein. Sie möchte erstmalig ihrem leiblichen Vater begegnen, der Kapitän des besagten Schiffs ist. Zu Beginn des Romans erlebt sie (in abgeschwächter und nicht ganz so pointiert geschriebener Version) das, was David Foster Wallace auch bei seinem Kreuzfahrtabenteuer beobachtet und beschrieben hat. Ältere Pärchen lassen sich berieseln oder wahlweise animieren im Salon des Schiffs, machen Tagesausflüge, lieben sich, streiten sich. Die Ich-Erzählerin fällt aus der Rolle, da sie mehrere Jahrzehnte jünger als die meisten Reisenden ist. Das ist anfangs noch recht amüsant wird mit zunehmender Fokussierung auf das Aufeinandertreffen von Vater und Tochter jedoch auch zunehmend beliebig. So liest man sich zügig durch den kurzweilig konstruierten und flüssig geschriebenen Roman.

    Nach kurzen 160 Seiten ist das Ganze aber auch schon wieder vorbei. Ein nachhaltiger Eindruck bleibt hier jedoch nicht zurück. Man liest das Buch nicht ungern, würde es aber auch nicht zwingend noch einmal kaufen und lesen, wenn man die Wahl hätte. 2,5 Sterne gibt es dafür insgesamt von mir, mit Aufrunden nach oben, da es mal ein nettes Buch für zwischendurch ist.

    Teilen
  1. 3
    22. Nov 2020 

    Donauschiffahrt...

    Jana hat ihren Vater nie kennengelernt. Alles, was sie über ihn weiß, ist, dass er als Kapitän auf der MS Mozart arbeitet, einem eher wenig glamourösen Kreuzfahrtschiff auf der Donau. Also bucht sie sich kurzerhand eine Woche dort ein. Ob sie sich ihm zu erkennen geben wird, weiß sie noch nicht. Mit knapp hundert Gästen im Seniorenalter und der trinkfesten Bordbesatzung beginnt die Fahrt von Passau nach Wien. Mit großer Sensibilität erzählt Ilona Hartmann die Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach den eigenen Wurzeln. Ein Roman voller Situationskomik und ungewöhnlicher Begegnungen, aber auch der Beginn einer zärtlichen, emotionalen Annäherung zwischen Vater und Tochter, die gerade erst lernen, was es heißt, einander Familie zu sein.

    Sicher sehen die Urlaubspläne von Mittzwanzigern im Allgemeinen anders aus. Jana hat jedoch beschlossen, eine einwöchige Donauschifffahrt zu buchen, inmitten einer riesigen Horde grauhaariger Rentner. Der Grund dafür ist ihr Vater - ein Mensch, den sie noch nie gesehen hat, von dem sie aber in Erfahrung bringen konnte, dass er Kapitän auf der MS Mozart ist, die innerhalb von acht Tagen von Passau nach Wien die Donau hinabfährt.

    In locker-sarkastischem Ton berichtet Jana dem Leser von ihren teilweise doch recht skurrilen Begegnungen auf dem Schiff. Vor allem aber nimmt der Leser am Innenleben der Ich-Erzählerin teil, an ihren Gedanken und Gefühlen, die oftmals von großer Unsicherheit geprägt sind. Soll sie ihren Vater ansprechen oder nicht? Will sie sich nur einen kurzen Eindruck verschaffen oder ihn doch näher kennenlernen? Was hätte sie davon, diesen für sie fremden Menschen plötzlich in ihr Leben zu lassen?

    Jana trudelt durch die Tage und Nächte an Bord, nimmt an Landgängen teil und studiert ihre Mitreisenden sowie ihren Vater. Die Empfindungen und Entscheidungen der jungen Frau sind teilweise nachvollziehbar, doch löste die gesamte Lektüre bei mir wenig aus. Insgesamt blieb mir die Erzählung wohl doch zu sehr an der Oberfläche, waren die Personen für mich nicht wirklich greifbar. Der immer wieder aufblitzende schwarze Humor glich aus, dass der kurze Roman nach meinem Empfinden unterm Emotions-Radar blieb.

    Alles in allem habe ich das Debüt von Ilona Hartmann nicht ungern gelesen, doch einen bleibenden Eindruck hat es bei mir leider nicht hinterlassen...

    © Parden

    Teilen
  1. 5
    10. Nov 2020 

    Ein frischer Ton

    Ilona Hartmann, 1990 in einem Dorf in der Nähe von Stuttgart geboren, lebt heute in Berlin und arbeitet als freie Autorin und Texterin ( z.B für Zeit online, der Freitag und Die Heute -show). „ Land in Sicht“ ist ihr Debutroman .
    Die Protagonistin Jana, Mitte Zwanzig, kommt vom Land , lebt nun aber in Berlin. Ihr Studium hat sie abgebrochen , verdient etwas Geld mit Photos, die sie verkauft . „ Die ersten Jahre im eigenen Leben fühlten sich an, wie freihändig auf dem Fahrrad bergab fahren. Nachts. Ohne Gucken. Es hätte Spaß machen können, aber ich hatte die ganze Zeit Angst um meine Vorderzähne.“
    Sie ist ohne Vater aufgewachsen, was sie aber bisher nicht belastet hat. Bis sie eines Nachts in einer Kneipe mit einem Mann ins Gespräch kommt, der ihr erzählt, er habe seinen Vater erst mit achtzehn Jahren kennengelernt. Und da habe sich bei ihm eine Wunde geschlossen.
    Danach fallen Jana plötzlich überall Väter auf und sie fragt sich, ob ihr nicht doch etwas fehlt.
    Die Vatersuche erweist sich als nicht allzu schwierig. Im Telephonbuch ihrer Mutter findet sie seinen vollständigen Namen und im Internet stößt sie auf ein Photo von ihm: Ein Mann, inmitten einer Reisegruppe, „ Milan, unser 1. Kapitän der MS Mozart“.
    Die MS Mozart ist ein leicht heruntergekommenes Schiff, das auf der Donau von Passau nach Wien fährt.
    Kurzerhand bucht Jana unter falschem Namen eine Kabine auf diesem Flusskreuzfahrtschiff und findet sich Wochen später inmitten reiselustiger Rentner als einzige Passsagierin unter Fünfzig. „ ...habe ich auf einen Schlag fast einhundert neue Großeltern, die mich anlächeln. Geld oder Süßigkeiten wurden mir leider noch nicht angeboten.“
    Was folgt sind nun einige witzige und skurrile Episoden an Bord und eine Begegnung mit dem Vater. Die verläuft reichlich unspektakulär. Es gibt keine rührseligen Szenen, keine großen Emotionen, sondern ein beinahe nüchternes Zusammentreffen. Aber gerade das macht die Geschichte so glaubhaft.
    Was das Buch zu einem wahren Lesevergnügen macht ist der schnoddrige Ton der jungen Autorin. Sie schreibt witzig und pointenreich, oft ironisch und voller Situationskomik. Dabei findet sie immer wieder originelle Sprachbilder.
    Deshalb nun noch einige Zitate:
    „Wer sich für eine Flusskreuzfahrt entscheidet, wählt, aus welchen Gründen auch immer: den Pragmatismus. Es ist die ideale Art zu Reisen für Menschen, die noch ein bisschen was von der Welt sehen wollen, aber bitte nicht zu viel. ...Alles, was hier passiert, passt auf zwei Bierdeckel.“
    „..., in unserem Leben war er ( der Vater ) nicht mehr als eine Fußnote, er stand im Kleingedruckten, während meine Mutter den Haupttext belegte.“
    „Mindestens die Hälfte der Eltern in meinem Umfeld trennten sich bis zum Abitur, meistens zogen die Väter aus. Sie wurden zu einer regelmäßig überwiesenen Summe auf dem Konto, zu einem Weihnachten in zwei Wohnungen oder zu einem „ Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
    „Blut ist dicker als Wasser, oder geht zumindest schwerer wieder raus.“
    Die Hauptfigur weist einige Parallelen zur Autorin auf, allerdings hat diese ihren Vater ein Jahr vor der Schiffsreise kennengelernt.
    „ Land in Sicht“ ist ein höchst unterhaltsamer, aber auch sensibler Roman, ehrlich und unsentimental. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher der Autorin.

    Teilen
 

24 Wege nach Hause: Roman

read more

Rezensionen zu "24 Wege nach Hause: Roman"

  1. Roman an der Zuckergrenze

    Jenny Fagerlunds Roman ist nett, das kann man nicht anders sagen. Ihre Hauptfigur Petra ist nett, weil sie sich nach dem Krebstod ihrer Schwester um ihre Teenie-Nichte Charlie kümmert, die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch durchaus nette Seiten zeigt. Passend dazu landen Petra und Charlie, da sie Stockholm u.a. aus finanziellen Gründen den Rücken kehren müssen, im netten Dorf Nyponviken, finden bei der netten Gärtnereibetreiberin Viveka und ihren netten Angestellten Holger und Maja eine neue Heimat. Erleichtert wird ihnen das Einleben dort auch durch den netten Hund Joschi, der ihnen zuläuft. Für ein paar nette Herzklopfen sorgt der nette Freund Nick, den Petra aufgrund eines Missverständnisses verlassen hatte. Darüber hinaus wird "24 Wege nach Hause" mit einem netten Touch Mystery angereichert, denn vor Petras Tür steht an einem Dezembermorgen ein Adventskalender, der ihr das Dörfchen Nyponviken richtig schmackhaft machen soll. Warum und wieso erfährt man dann im Verlauf des Romans.

    Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich das Wort "nett" hier bereits überstrapaziert habe, so gibt es im Deutschen wirklich kein anderes Wort, das diesen Roman besser beschreiben könnte. Nett, aber leider auch überaus vorhersehbar wird sich in Nyponviken durch die Weihnachtszeit gebacken, missverstanden, enthüllt, geklagt, bedauert und verstanden. Das ist alles sehr beschaulich, gemütlich und voller Wohlfühlmomente, aber so richtig begeistern konnte mich der Roman nicht. Zwar hat mir das Handlungsgerüst, das sich um die 24 Türchen rankt, durchaus gefallen, aber die Figuren waren mir viel zu simpel konstruiert, nichts am Verlauf des Geschehens überrascht oder verursacht Spannung und es ist einfach ein wenig ermüdend, wenn man als Leser ständig den Figuren nicht nur einen, sondern schon zwei Schritte voraus ist.

    Mir fehlte es an Esprit, an Innovation und vor allem auch an Humor. Der Roman ist recht behäbig und fast ein bisschen schwerfällig, nimmt sich selbst sehr ernst und will Tiefgründigkeit und ein Auseinandersetzen mit Gefühlen suggerieren, während er eigentlich nur eine sehr gefällige und leicht zu konsumierende Adventsgeschichte ist. Mit seinem Drang zur wohlgefälligen Auflösung aller Probleme, der überbordenden Hilfsbereitschaft aller Beteiligten und seinen zahlreich eingestreuten Erwähnungen weihnachtlichen Gebäcks und winterlicher Getränke ist mir der Text viel zu nah an der Zuckergrenze. Außerhalb der Weihnachtszeit ist der Roman daher eher nicht zu empfehlen, wenn man allerdings das richtige vorweihnachtliche Mindset mitbringt, kann er durchaus zu einer gehörigen Portion Weihnachtsstimmung beitragen. Man muss dann jedoch darüber hinwegsehen können, dass die Handlung eher gemächlich durch die Tage plätschert, alle Probleme eigentlich gar keine sind und die einzige Tragik letztlich in dem furchtbar frühen Tod der Schwester Alice besteht. Der andere Tod im Roman erfährt meiner Meinung nach leider keine rechte Aufklärung und dass, obwohl "24 Wege nach Hause" für jede andere Figurant schon zwanghaft eine zufriedenstellend Lösung sucht.

    Für mich ist der Roman ein netter Adventsroman für leichte Lesestunden, besonders geeignet für Inga-Lindström-Fans, mehr aber leider nicht.

    Teilen
 

Das Volk der Bäume: Roman

read more
 

Diese eine Entscheidung

read more
 

Seiten