Weltgeschichte der Flüsse
Der Untertitel dieses Buches lautet: „Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen.“ Entsprechend habe ich mir eben ein historisches Sachbuch vorgestellt, mit dem Thema Flüsse als verbindendes Element. Nachdem ich aber die ersten paar Kapitel gelesen hatte, wurde ich stutzig und klappte zum Umschlag, um die Informationen über den Autor anzuschauen. Siehe da, der Herr ist Professor für Geowissenschaften und Umweltstudien. Das erklärt, warum das so oberflächlich geschrieben wurde. Es klingt brutal, wenn ich das schreibe, aber jeder, der sich ein bisschen für Geschichte interessiert und ein bisschen das aktuelle Weltgeschehen verfolgt, weiß bereits alles, was in diesem Buch steht. Denn das ist der nächste Punkt: Der historische Teil ist nur sehr kurz, sehr viel mehr schreibt er über die aktuelle Situation der Flüsse und dabei hat er einen sehr starken Fokus auf seine Heimat, die USA. Politik, Geologie, Umweltschutz – alles wird ein bisschen erwähnt, viele Orte aufgelistet, aber nichts richtig aufgeführt, nirgends geht er tiefer darauf ein. Das Buch selbst ist wie ein Fluss, der auf der Oberfläche in viele Bereiche mäandert, aber nirgends länger stehen bleibt.
Erst dann Kapitel 7 und 8, als es konkret um sein Fachgebiet geht, erreicht das Buch jenes Niveau, das ich mir erwartet hätte. Da merkt man halt, dass der Autor sich wirklich damit auskennt und mit Leidenschaft darüber schreibt. Das waren dann auch die mit Abstand interessantesten Kapitel, die eben auch neue Informationen und spannende Zusammenhänge lieferten.
Kapitel 9 liefert zum Abschluss noch einen kurzen Ausblick auf die Zukunft der Urbanisierung von Flüssen, was auch ein sehr interessantes Thema wäre, aber wiederum sehr knapp behandelt wird.
Ein weiterer Kritikpunkt, der wohl nur meinen persönlichen Geschmack trifft, ist, dass der Autor sich selbst sehr oft einbaut. Es fühlt sich mehr so an, als würde der Autor uns nur zeigen wollen, wo er überall war und wen er alles getroffen hat. Denn das sind immer kurze Absätze, die regelmäßig eingefügt werden, aber gar nichts zum Buch beitragen. Voher ein nüchternes Sachbuch, dann ein Absatz nach dem Muster „Ich war dort und haben diese Person getroffen“ und anschließend weiter als nüchternes Sachbuch, ohne dass die autobiografische Information auch nur irgendeinen Nutzen hätte.
Lobenswert möchte ich hingegen die schönen Fototafeln hervorheben. Ich habe mittlerweile schon einige Sachbücher gesehen, in denen die Fotos wirklich schlecht sind und nach einem seltsamen System ausgewählt wurden. Hier jedoch blättert man gerne durch diese.
Das äußere des Buches verspricht also ein historisches Sachbuch, was es aber nicht ist. Deshalb bin ich persönlich schon mal enttäuscht. Ich hätte mich dann ja damit abgefunden, weil mich auch andere Fachgebiete durchaus interessieren, aber leider ist das Buch halt überhaupt nicht spannend. Insgesamt hätte ich mir einfach gewünscht, dass es weniger Themen gibt, etwa nur Geschichte, aber dafür tiefer und ausführlicher.
Fazit: Als Überblickswerk für interessierte Leser sicher spannend, aber nicht geeignet für Leser mit Vorwissen, die sicher tiefer mit dem Thema auseinandersetzen wollen.
Klappentext:
„Flüsse gehören zu den attraktivsten Lebensräumen, nicht nur für Pflanzen und Tiere. Auch Menschen siedeln sich dort mit Vorliebe an – und sorgen für zahlreiche Umweltkonflikte: Auwälder werden gerodet, Flüsse begradigt oder aufgestaut, und »Jahrhunderthochwässer« werden dadurch immer häufiger.
In seinem Blick auf ausgewählte Flüsse Mitteleuropas plädiert Josef H. Reichholf für eine differenzierte Sicht auf unser Tun: Überschwemmungen sind nicht allein Menschenwerk, sondern typische, einst regelmäßige Naturereignisse; Stauseen haben sich zu bedeutenden Feuchtgebieten entwickelt, und Wasserkraft wird als erneuerbare Energiequelle heute wieder geschätzt.
Indem er zu Flussspaziergängen zwischen Donau, Inn und Elbe einlädt und uns zu Ausflügen an Biberburgen und in dschungelartige Auwälder mitnimmt, bringt uns Reichholf diesen Lebensraum nahe – und liefert eine Darstellung der Natur von Flüssen, die ihresgleichen sucht.“
Ich sage es gleich vorweg: ich mag Reichholf‘s Ansichten und Erklärungen immer sehr. Sie sind fundiert, verständlich erklärt und beschönigen nichts oder halten Dinge hinter‘m Berg. Er ist immer klar und präzise und stellt manchmal auch seine eigenen Theorien in Frage…Selbstkritik ist immer gut. So auch hier im Buch „Flussnatur“ zeigt er wieder ganz klar, dass Flüsse ein Eigenleben haben. Seine Beschreibungen und Erläuterungen zu Entstehung, Formen, Vegetationen und Tierwelt umzu sind äußerst interessant und aufschlussreich. Seine Darstellung der Biberburgen scheint schon fast unglaublich. Gerade der Biber zählt immer noch zu einer bedrohten Tierart und wird immer seltener, aber es gibt ihn noch und es ist so schön zu lesen, was Reichholf uns hier erzählt. Das Jahr 2021 war wieder ein Spiegel für die Urgewalt des Wassers im Ahrtal und weiteren Teilen Deutschlands die von einem Hochwasser riesigen Ausmaßes heimgesucht worden sind. Fest steht aber, es muss mehr in den Schutz der Menschen aber auch in den Schutz der Flüsse investiert werden und vor allem müssen wir sie verstehen lernen bevor es wieder zu spät ist.
4 von 5 Sterne
Klappentext:
„«Die einzigen Tiere, denen ich auf gar keinen Fall begegnen wollte, waren Fische.» Eine Sardine, strahlend und zerbrechlich, befreite Bill François einst als Kind von seiner Angst vor den Fischen und dem offenen Meer. «Sie bat mich, sie zu begleiten, und hob an, mir ihre Geschichte zu erzählen.» Seither ist er nie wieder vollständig auf festen Boden zurückgekehrt. Seither lauscht er den Wundergeschichten der blauen Welt, die er uns in seinem betörenden Buch weitergibt.
Die Meeresbewohner sind keineswegs stumm. Ihre Sprache ist im Gegenteil so vielfältig wie unsere Sinne. Bill François lässt uns die unterseeischen Klänge hören,wo sich das Echo der Eisberge mit den Gesängen der Wale und dem Chor der Fische mischt. Er lehrt uns die Sprache der Farben und Düfte unter Wasser und erzählt vom Atlantischen Lachs, der noch in den Gewässern Grönlands den bretonischen Bach riecht, in dem er geboren wurde. Mit einer Gang von Streetfishern steigt er in den Bauch von Paris hinab, um dessen aquatische Bewohner zu treffen. Ein begnadeter Erzähler, lässt uns Bill François am gesellschaftlichen Leben der Meereswesen teilhaben, berichtet von der Kindheit der Fische, von der Fähigkeit der Buckelwale, ihr Wissen weiterzugeben, und vom Geschlechtswechsel bei den Meerjunkern. Während die Meereswelt durch den Menschen zahllosen Gefahren ausgesetzt ist, vermittelt er uns das Glück, das ein freundschaftlicher Austausch mit ihr uns finden lässt.“
Es gibt Bücher, die fesseln einen allein schon vom Titel her und dieses Buch hier, gehört zu dieser Sparte. Autor Bill François nimmt uns hier auf eine ganz persönliche Reise mit und man hat irgendwann das Gefühl, man liest ein Märchen, eine fikitive Geschichte, aber nein, hier geht es wirklich um die reale Welt unter Wasser und deren Bewohner. Wir erfahren hier so viel, das einem der Mund offen stehen bleibt vor lauter Begeisterung und Staunen. Es ist eigentlich nicht zu glauben, was Bill François uns hier näher bringen will. Seine Wortwahl strotz nur so vor Lyrik und Philosophie. Sein Ausdruck ist gewaltig sanft, ruhig und unter Wasser verdammt gut wahrnehmbar. Diese Hommage wirkt wie ein Liebesbrief, eine Erklärung und sogar wie eine Art Mahnung, denn wenn wir uns Menschen nicht bald eines besseren belehren, verschwindet die Eloquenz der Sardine und noch so viel mehr. Auch wenn wir Menschen alles und vieles so als selbstverständlich ansehen, ist es dies keineswegs, auch nicht das Leben unter Wasser.
Dieses Schauspiel hier war grandios gut geschrieben und ist etwas ganz besonderes: 5 von 5 Sterne, aber eigentlich wären hier noch mehr drin, wenn es sie gäbe...
Klappentext:
„...Zwischen Anfang März und Ende Oktober ist er der einzige Mensch auf der Vogelschutzinsel mitten im Wattenmeer. Und nur schweren Herzens kehrt er für den Winter auf das Festland zurück, denn seine Liebe gehört der unberührten Natur, dem Tosen der Brandung und der faszinierenden Vogelwelt Memmerts....“
Jedem (Hobby-)Ornithologen geht hier das Herz auf, denn jeder möchte gerne mal mit Enno Janßen tauschen. Er lebt allein auf Memmert! Naja, nicht ganz, denn eine riesige Anzahl an Vögeln und Co. sind seine unmittelbaren Nachbarn und er eben der Inselvogt, der alles im Griff hat zum Schutz für diese Insel. Als Bewohner der Nordseeküste ist mir Memmert selbstverständlich ein Begriff und eines ist auch klar: es ist rote Zone, kein Mensch darf dort hin, es ist ein kleines Mysterium, genau wie die Vogelinsel Trischen. Aber die Neugier ist groß, will man doch wissen was dort so passiert und das stillt Enno Janßen mit seinem Buch. Er schreibt unheimlich witzig und kurzweilig über die Geschehnisse auf der Insel, seine Erfahrungen, seine Geschichte, die Geschichte von Memmert, die Umwelt und so viel mehr. Kleiner Bonus im Buch: farbige Fotos, die Enno und seine Behausung zeigen und auch seinen Arbeitsplatz.
Mit diesem Buch ist die Neugier gestillt was auf Memmert so alles los ist und ich kann zufrieden weiter mit dem Fernglas nach diesem Eiland suchen und es genießen wenn ich es finde.
Jeder Vogelfreund wird mit diesem Buch eine große Lesewonne haben - 5 von 5 Sterne!
Wohl etwas zu viel erwartet
Klappentext:
„Flüsse haben, mehr als jede Straße oder Technologie, den Lauf unserer Zivilisation geprägt. Sie haben Entdeckern neue Wege eröffnet, sie bilden und überwinden Grenzen, ermöglichen Handel, stellen Energie bereit und ernähren Millionen. Die meisten Großstädte wurden an Ufern von Flüssen gegründet. Auch wenn ihr Lauf heute meist eingehegt ist, bleiben die Ströme in Zeiten von Klimawandel und Wasserknappheit eine machtvolle globale Kraft: Ihre weitverzweigten Arterien spenden Leben, können aber ebenso alles zerstören, was ihnen im Weg ist. In seiner glänzend geschriebenen Weltgeschichte der großen Flüsse seit der Antike lenkt der Umwelt- und Geowissenschaftler Laurence Smith erstmals unseren Blick auf eine gemeinhin unterschätzte kulturbildende Naturkraft.
Ausstattung: mit zahlreichen Abbildungen und Farbbildteil“
Meine Erwartungen an das Buch waren wohl scheinbar zu groß. Nach dem Hochwasser-Unglück an der Ahr im Sommer 2021, immer wiederkehrende Erdrutsche und Hochwasser beispielsweise in Indien oder Staudamm-Unglücke wie in Brasilien - man wird wieder sensibler was das Thema „Flüsse“ angeht. So wollte ich hier gern in die Geschichte und Entstehung dieser einfach gern mehr erfahren. Leider verzettelt sich Autor Laurence Smith zu sehr in Nebensächlichkeiten und seiner eigenen, persönlichen Geschichte. Das Wie und Warum werden leider nur schwach beantwortet, man sucht ständig nach dem „Wann kommt denn endlich mal was zum Thema!“ und findet es leider nicht. Smith‘ Ausführungen sind einfach manches Mal zu verschachtelt, zu oberflächlich. Hier und da erklärt er genauer aber das ist leider nicht die Mehrheit des Buches. Wie andere kritische Lesestimmen ebenfalls schon erkannt haben, entdeckt hier ein weltoffener und neugieriger Leser nichts Neues. Das kann ich nur so unterschreiben. Wer ein wenig in der Schule aufgepasst hat, hat hier nur Wiederholung zu erwarten. In vielen Punkten kratz er nur an der Oberfläche oder fokussiert sich zu sehr auf die USA und weniger auf den Rest der Welt. Zum Schluss gibt es ein paar interessante Fakten aber das befriedigte definitiv nicht meine Erwartungen an das Buch.
2 von 5 Sterne von mir.
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