Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen

Buchseite und Rezensionen zu 'Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen' von Jirina Prekop
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Der Erziehungsklassiker in erweiterter Neuauflage.

»Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen. Es gilt, den Gästen einen guten Ort anzubieten und ihnen so lange Sicherheit und liebevollen Halt zu geben, bis sie ihren Weg selber gehen können.«

Dieses wunderschöne Motto haben die beiden Autorinnen, eine erfahrene Kinderpsychologin und eine engagierte Kinderärztin, ihrem erfolgreichen Buch vorangestellt. Wichtig ist für sie vor allem, ein Kind in der Besonderheit seines kindlichen Wesens bedingungslos anzunehmen. Konkrete Beispiele aus dem Alltag (die Nächte mit dem Kind, Aggressionen, Sauberkeit, Essen, Geschenke, Pflichten, Berufstätigkeit der Mutter, geschiedene Eltern) zeigen, wie Eltern ihr Kind auf seinem Weg begleiten können. Neu hinzugekommen ist das Kapitel »Der Weg führt durch die Pubertät«.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:160
Verlag: Kösel-Verlag
EAN:
read more

Rezensionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

  1. Eltern als Wegweiser

    Trotzdem die Ersterscheinung schon beinahe 30 Jahre her ist, konnte ich mir aus dem Inhalt einiges Wertvolles herauspicken. Ratgeber, besonders Elternratgeber, sollte man sowieso immer "filternd" lesen. Die Lehren verändern sich im Laufe der Zeit. Was heute aktuell ist und als gut angesehen wird, kann in 10 Jahren, nach den neuesten Erkenntnissen, schon wieder total veraltet und nicht mehr erstrebenswert sein. Deswegen, aber das machen bewusste lesende Eltern ohnehin, habe ich mir aus dem Buch nur das mitgenommen und verinnerlicht, was sich auch gut und stimmig für mich angefühlt hat.

    Aber dass sich hierin so einiges gut und stimmig für mich anfühlen würde, habe ich nicht erwartet. Besonders zum Thema Frust bzw. Frustbewältigung gibt es viel Lesenswertes, das ich als sehr wichtig und wertvoll empfunden habe. Ich dachte immer, ich muss mein Kind vor allem Übel bewahren und außerdem kann ich es nur schwer ertragen, wenn meine Kleine weint oder quengelt. Oft habe ich sie dann abgelenkt - mit Spielsachen oder Blödeleien. Was ich ihr dadurch genommen habe, ist die Möglichkeit, mit Frust umgehen zu lernen. Ich hätte sie in für sie frustrierenden Situationen einfach in den Arm nehmen sollen, um mit ihr gemeinsam ihren Frust zu bewältigen. Dieses Buch hat mir in dieser Hinsicht die Augen geöffnet, wofür ich überaus dankbar bin.

    Was mich sehr überrascht und gefreut hat, war, dass Prekop und Schweizer in ihrem Ratgeber sogar eines meiner kürzlich gelesenen Lieblingsbücher genannt und daraus zitiert haben: »Auf der Suche nach dem verlorenen Glück« von Jean Liedloff. Liedloff befasst sich in ihrem Buch mit dem Getragen bzw. dem nicht Getragenwerden von Babys und dessen Auswirkungen. In »Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen« gibt es auch ein Kapitel zum Thema Babytragen. Allerdings war ich über den Rat, den die Autorinnen der Mutter in dem Fallbeispiel zu einer Trage-Problematik gegeben haben, nicht ganz glücklich ...

    Wenn man Elternratgeber liest, fühlt man sich entweder bestätigt, oder man denkt sich: "Okay, das hab ich die ganze Zeit falsch gemacht." Wenn man eine gewisse Gelassenheit beim Lesen an den Tag legen und sich das für sich stimmig anfühlende aus dem Inhalt herausholen kann, dann ist »Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen« auf alle Fälle zu empfehlen. Denn trotz Erscheinungsdatum Anfang der 1990er ist der Inhalt nicht veraltet, sondern durchaus noch zu gebrauchen.

 

Durch die Nacht: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Durch die Nacht: Roman' von Stig Sæterbakken
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Durch die Nacht: Roman"

»Einer der wichtigsten Autoren meiner Generation« Karl Ove Knausgård

Karl Meyer ist Zahnarzt und führt ein durch und durch bürgerliches Leben. Doch als sein erst achtzehnjähriger Sohn Ole-Jakob Suizid begeht, droht es die Familie zu zerreißen. Karls Frau Eva steht unter Schock, die Tochter Stine verstummt. Auch Karl ist in seiner Trauer gefangen. Er denkt zurück an sein Kind, vor allem aber an das, was die Familie schon vor dessen Tod auf eine Belastungsprobe stellte: Karls Liebschaft mit der deutlich jüngeren Mona. Ist es diese Affäre, die Ole-Jakob in den Tod getrieben hat? Die Schuldfrage steht im Raum – und Karl läuft davon.
Er begibt sich auf eine Reise in die Slowakei. Dort hofft er, Erlösung zu finden: in einem Haus, in dem man, so heißt es, mit seinen tiefsten Ängsten konfrontiert wird – und das man entweder geheilt oder gebrochen verlässt.
›Durch die Nacht‹ ist die Anatomie eines Trauerprozesses und ein Buch, das unter die Haut geht. Stig Sæterbakken schont seine Leser nicht. Dieser so dringlich erzählte Roman schildert die Abgründe, die in uns allen lauern, und wie leicht wir die verletzen, die uns nahestehen.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:289
EAN:
read more

Rezensionen zu "Durch die Nacht: Roman"

  1. „Die Welt verhöhnte uns.“

    Karl und Eva führen eine Bilderbuchehe, mit den zwei gemeinsamen Kindern Ole-Jakob und Stine. Da ist ganz viel Liebe, das spürt man beim Lesen immer wieder, doch dann gerät alles aus dem Ruder: Karl verlässt die Familie für ein junges Mädchen, tauscht Liebe gegen flüchtige Lust. Wenig später ist Ole-Jakob tot, vermutlich Suizid, und hinterlässt die Hinterbliebenen mit quälenden Fragen.

    Wer ist schuld? Karl flieht vor dieser Frage, flieht vor sich selbst.

    Stig Sæterbakken erzählt die Geschichte einer Familie, die nach dem Selbstmord des 18-jährigen Sohnes Stück für Stück zerbricht. „Durch die Nacht“ nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Schattengründe von Schuld, Trauer, Scham und Zorn, und das ist keine leichte Kost – umso verstörender, wenn man weiß, dass sich der Autor 2012 das Leben nahm, ein Jahr nach Erscheinen des Romans.

    Wer selbst schon einmal einen geliebten Menschen verloren hat – vor allem zu jung, vor allem unerwartet –, kennt dieses Gefühl der fassungslosen Trauer, das hier geradezu die Seiten tränkt. Wie man neben sich steht. Wie man den Eindruck hat, dass die ganze Welt aus dem Takt geraten ist, während man selber versucht, wieder Halt zu finden.

    Die Trauer des Lesers, selbst wenn sie nur noch als leises Echo widerhallt, gibt dieser Geschichte einen tiefen Resonanzboden, und das macht sie in meinen Augen so universell und zeitlos.

    Schon nach wenigen Seiten beschlich mich das Gefühl, dass ich leicht den Tritt verlor, auf trügerischem Gelände ins Rutschen kam. Für einen Augenblick gefangen zwischen dem Impuls, das Buch zur Seite zu legen, und dem, mich fallen zu lassen, las ich dann doch direkt weiter – in der dumpfen Erwartung, dass das Buch den emotionalen Tiefpunkt noch lange nicht erreicht hatte.

    Und damit lag ich richtig.

    Der Autor schont weder seine Charaktere noch den Leser (und beim Schreiben sicher auch sich selber nicht).

    Zitat:
    „Kälte kam und ging. Wärme kam nie. Es gab nur Kälte und die Abwesenheit von Kälte.“

    Dennoch will man wissen, muss man wissen, wie es weitergeht. ‚Sogwirkung‘ ist ein überstrapazierter Begriff, aber er trifft es am ehesten: dieses Gefühl der Unvermeidlichkeit und gleichzeitig der gespannten Erwartung.

    Sæterbakken schreibt Charaktere, die man sicher nicht immer mögen muss, die sich aber geradezu schmerzhaft authentisch lesen. Selbst in ihren Fehlern und Schwächen sind sie einfach durch und durch menschlich – man kann ihnen als Leser daher alles verzeihen, auch wenn sie sich selbst rein gar nicht verzeihen können.

    Zitat:
    „Tausend Mal am Tag vergaß ich, dass Ole-Jakob tot war. Tausend Mal am Tag fiel es mir plötzlich ein. Beides war unerträglich.“

    Besonders Karl, der trauernde Vater, ist sicher kein strahlender Held. Er setzt seine Familie auf Spiel, wirft die Liebe seines Lebens weg, und wofür? Für eine Affäre, die nicht mehr ist als eine erotische Stichflamme, eine oberflächliche, kurzlebige Verliebtheit. Und dann ist es passiert: Ole-Jakob ist tot und Karl muss sich fragen, ob er seinen Sohn in den Selbstmord getrieben hat. Dennoch konnte ich für ihn nichts empfinden außer ehrliches Mitleid und den Wunsch, er möge in irgendeiner Form seinen Frieden finden – angesichts seiner Trauer wird alles andere bedeutungslos.

    Zitat:
    „Während ich so dastand, ging die Sonne unter, und es wurde Nacht. Seitdem ist Nacht.“

    Tatsächlich verliert er jedoch den Halt und damit jeden Bezug zur Realität.

    Denn sein Freund Boris erzählt ihm von einem Haus in der Slowakei, das man als geläuterter Mensch verlässt – sofern man es im Vollbesitz der geistigen Kräfte überlebt, was nicht gewährleistet ist. Urban Legend? Schauergeschichte? Ammenmärchen? Egal. Karl sieht nur noch diese eine Möglichkeit, die quälenden Schuldgefühle hinter sich zu lassen. So oder so.

    Er bricht auf, dieses Haus zu suchen – den Ort, wo „Hoffnung zu Staub wird“. Die Handlung kippt, während Karl sich zunehmend in Selbstauflösung befindet. Was danach wirklich passiert und was seiner wahnhaften Depression entsprungen ist, dessen kann man sich als Leser nie hundertprozentig gewiss sein.

    Die Geschehnisse lesen sich zunehmend unwirklich und alptraumhaft, Kafka und Edgar Allan Poe lassen grüßen.
    Sæterbakken balanciert gekonnt zwischen Realität und Surrealität, mit ausdrucksstarken Worten voller Dringlichkeit und Atmosphäre. Einfache Antworten liefert er nicht – tatsächlich fühlte ich mich vom Ende im ersten Moment geradezu vor den Kopf gestoßen! –, dafür aber eine Vielzahl möglicher Interpretationen. Zentral steht meines Erachtens auf jeden Fall die Frage, was der Selbstmord eines geliebten Menschen im Leben der Hinterbliebenen anrichtet.

    FAZIT

    Ole-Jakob war erst 18, doch Ole-Jakob ist tot. Zurück bleiben seine Eltern und seine Schwester, die sich fragen müssen, warum er außer dem Freitod keine Lösung sah. Vater Karl geht zugrunde an seiner Schuld, als sein bester Freund ihm von einem geheimnisvollen Haus erzählt, das jeden Besucher von seinen tiefsten Ängsten läutert – oder ihn in den Wahnsinn treibt. Verzweifelt bricht Karl auf zu einer Reise, bei der es für ihn um alles oder nichts geht.

    Das Buch hat mich zutiefst erschüttert – nicht nur, weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass sich der Autor etwa ein Jahr nach Veröffentlichung das Leben nahm. Es ist schon ungeachtet dessen sicher keine leichte Lektüre für nebenher. Zum einen atmen die Worte geradezu Trauer und Schmerz, und zum anderen nimmt die Geschichte immer surrealere Wendungen – bis hin zu einem Ende, nach dem ich alles hinterfragte, was ich über die Geschichte zu wissen glaubte.

    Ich erwäge, das Buch direkt noch einmal zu lesen, um zu schauen, wo und wie sich dieses Ende angekündigt hat. Noch einmal durch die Nacht.

    #ThePassionWeShare
    #ReadingThroughTheNight
    #DurchDieNachtLesen

 

Frau im Dunkeln: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Frau im Dunkeln: Roman' von Elena Ferrante
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Frau im Dunkeln: Roman"

Leda ist fast fünfzig, geschieden, sie unterrichtet Englisch an der Universität in Florenz. Die erwachsenen Töchter sind jetzt beim Vater in Kanada, und Leda muss sich eingestehen, dass sie statt der erwarteten Sehnsucht vor allem Erleichterung empfindet. Den heißen Sommer verbringt sie in einem süditalienischen Küstenort: Bücher, Sonne, das Meer, was könnte friedlicher sein? Am Strand macht sich neben ihr allerdings eine übermütig lärmende neapolitanische Großfamilie breit, darunter eine noch junge Mutter und deren kleine Tochter. Leda beobachtet die beiden über Tage, zunächst fasziniert, wohlwollend. Allmählich aber schlägt ihre Stimmung um, irgendwann folgt sie einem Impuls und tut dem kleinen Mädchen und der Familie etwas Unbegreifliches an. Und wird selber heimgesucht, von lange verdrängten Erinnerungen – an gravierende Entscheidungen, die sie zu treffen hatte, ganz zum Leidwesen ihrer eigenen Töchter ...


Was bedeutet es, eine Frau und Mutter zu sein? Mit frappierender Ehrlichkeit ergründet Elena Ferrante die widersprüchlichen Gefühle, die uns an unsere Kinder binden.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:188
EAN:
read more

Rezensionen zu "Frau im Dunkeln: Roman"

  1. 2
    08. Feb 2020 

    Goldene Himbeere ganz klar

    Mein Fazit vorab: Das Geld sollte man sich wirklich sparen. Ich bin eigentlich grosser Ferrante Fan, finde sowohl die Themen als auch den Schreibstil fein, tiefgründig, lesenswert, immer... Bis jetzt!
    Das vorliegende Werk, puh... Das Cover und das Papier sind gewohnt schön, es gibt ein Lesebändchen, gut, die Sprache ist Ferrantegemäß schön flüssig zu lesen... That's aber auch all.
    Dass eine fast fünfzigjährige Professorin , die alleinstehend in den Strandurlaub reist um zu arbeiten/auszuspannen/raus zu sein und es stattdessen nötig hat, selbstgefällig über andere anwesende Strandgäste zu urteilen und einer Vierjährigen ihre heißgeliebte Puppe zu stehlen und sich daran ergötzt, ekelhaft. Mit ebensolcher Leichtigkeit und Selbstgefälligkeit erzählt sie in ihrer Geschichte, dass sie ihre Kinder früher für ganze drei Jahre wortlos verließ, einfach so, aus purer Eigenliebe und weil sie sich doch lieber noch ein bisschen mehr entwickeln wollte und überhaupt ihren Mann sowieso ja nicht mehr so liebt... Sorry dafür fehlt mir leider vollkommen das Verständnis. Es gab ersichtlich in ihrer Reflexion weder Leidensdruck, noch Depression, die eine Begründung ansatzweise hätten nachvollziehbar machen können. Keine Geldsorgen, keine eheliche Gewalt, die man als Ursache ihres Verhalten hätte erkennen können, nö nur Eigenliebe. Was will die Schriftstellerin denn damit ausdrücken, bitte? Dass es vollständig gleichgültig ist, Verantwortung zu haben für kleine Menschen, dass man auch eine Ehe, alles einfach aus einer blossen Laune der Eigenliebe heraus einfach so hinter sich lassen kann, ohne Gewissenbisse, vollkommen frei... Nicht genug dessen, erhebt sich die Protagonistin dann auch noch über andere und verurteilt naserümpfend deren Verhalten (am Strand, in ihrem Leben, in deren Ehe, im Umgang mit ihren Kindern), wozu ihr in meinen Augen jedes "Recht" dazu abhanden gekommen ist. Dessen nicht genug, legt sie in der Geschichte fortwährend auch noch ihr Unverständnis über ihre schlechte Beziehung zu ihren Töchtern dar. Ernsthaft?!

    Verstörend auch die Tatsache, dem kleinen Mädchen am Strand ihre Puppe zu stehlen und dies zu verschweigen und sich dann über die entsetzte Reaktion der Mutter, beim Mitteilen dieser Tatsache, auch noch zu wundern... Wo soll ich weiter machen, furchtbar! Ganz klar: KEINE Leseempfehlung, die Sterne sind lediglich der sprachlichen Gewandtheit der Autorin geschuldet und meinem Wissen, dass sie es besser kann!

  1. Die gute Mutter

    Leda ist bald fünfzig. Schon lange geschieden, die beiden erwachsenen Töchter sind nach Kanada zu ihrem Vater gezogen, mietet die Professorin für Anglistik an der Universität Florenz für den Sommer eine Wohnung am Meer. Am Strand trifft sie auf eine Großfamilie, deren Verhalten, laut, ruppig, ordinär, sie an ihre eigene Kindheit und Jugend in Neapel erinnert. Einzig die junge Mutter Nina mit ihrer kleinen Tochter Elena sticht aus dieser Gruppe angenehm hervor. Leda beginnt, Resümee zu ziehen über ihr Leben, ihre Töchter, ihre Rolle als Mutter und Frau.

    Frau im Dunkeln ist ein schmaler Band, Jahre vor der Neapolitanischen Saga geschrieben. Viele Elemente die Elena Ferrante in ihrem epischen Werk verwendet hat, tauchen schon hier bei diesem Roman auf. Ein bisschen erscheint mir die Autorin wie eine italienische Lily Brett, die immer wieder die gleiche Geschichte in diversen Varianten erzählen möchte. Hier ist es die Endvierzigerin Leda, eine beruflich erfolgreiche Frau, selbständig, gebildet, intellektuell, die im Mittelpunkt der Handlung steht. Die Begegnungen, die sie in ihrem Urlaub macht, lassen sie über ihr Leben nachdenken. Leda wollte mehr sein in ihrem Leben als nur Mutter und Ehefrau eines erfolgreichen Mannes. Sie will raus dem Schatten ihres Mannes, hat ein enormes Bedürfnis frei zu sein, nach „Kreativität, Lob, Anerkennung, eigenem Geld“.

    „Körperliche Müdigkeit ist wie ein Vergrößerungsglas. Ich war zu müde, um zu arbeiten, zu denken, zu lachen, zu weinen, diesen Mann zu lieben, der zu intelligent war, zu verbissen damit beschäftigt, seine Wette mit dem Leben zu gewinnen, zu abwesend. Liebe erfordert Energie, und die hatte ich nicht mehr. Wenn er zärtlich wurde und mich küsste, wurde ich nervös, ich fühlte mich missbraucht, als ein Anreiz für seine im Grunde einsamen Gelüste.“
    Elena Ferrante kratzt hier an einem fast verbotenen Thema, in dem sie die absolute Mutterliebe in Frage stellt. Leda geht sehr hart mit sich selbst zu Gericht. Es ist eine ehrliche und offene Innenschau. Mutterliebe ist kein Naturgesetz, man wagt es nur oft nicht daran zu rütteln.

 

Der größte Spaß, den wir je hatten: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der größte Spaß, den wir je hatten: Roman' von Claire Lombardo
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der größte Spaß, den wir je hatten: Roman"

Wie hält man das Glück der eigenen Eltern aus?

Vierzig glückliche Ehejahre: Für die vier erwachsenen Sorenson-Schwestern sind ihre Eltern ein nahezu unerreichbares Vorbild – und eine ständige Provokation! Wendy, früh verwitwet, tröstet sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet mutiert von der Prozessanwältin zur Vollzeitmutter. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, bekommt ein Kind, von dem sie nicht weiß, ob sie es will. Und Grace, das Nesthäkchen, bei dem alle Rat suchen, lebt eine Lüge, die niemand ahnt. Was die vier ungleichen Schwestern vereint, ist die Angst, niemals so glücklich zu werden wie die eigenen Eltern. Dann platzt Jonah in ihre Mitte, vor fünfzehn Jahren von Violet zur Adoption freigegeben. Und Glück ist auf einmal das geringste Problem.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:720
EAN:
read more

Rezensionen zu "Der größte Spaß, den wir je hatten: Roman"

  1. Die Probleme der Familie Sorenson

    Marilyn und David sind seit 40 Jahren glücklich verheiratet. Die Erotik war immer ein wichtiger Stützpfeiler ihrer Ehe und sie können sich daran erfreuen, dass das auch heute noch so ist.

    Vier mittlerweile erwachsene Töchter sind aus der Ehe hervorgegangen. Wendy hat harte Schicksalsschläge erdulden müssen, die sie zum Alkohol und mitunter in die Arme junger Liebhaber treiben. Violet war bis zur Geburt ihrer zwei Söhne als Anwältin tätig. Jetzt kümmert sie sich um ihre Familie und übernimmt ehrenamtliche Aufgaben. Liza war schon immer sehr ehrgeizig und gehört zu den jüngsten Professorinnen des Landes, was die Eltern sehr stolz macht. Ihr Partner Ryan hat allerdings eine schwierige Phase. Er ist antriebslos und depressiv. Die Beziehung steckt in einer ernsten Krise. Über Nesthäkchen Grace erfahren wir nicht ganz so viel. Aber sie hat ihre Eltern über ihre Ausbildung belogen und leidet sehr darunter.

    Das Auftauchen von Jonah bringt das Familiengefüge ordentlich ins Wanken. Jonah ist der 15-jährige, einst zur Adoption freigegebene, Sohn von Violet. Seine Adoptiveltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Der Junge wanderte von Pflegefamilie zu Pflegefamilie, bis Wendy ihn aufstöberte und ins Sorenson-Nest legt. Der Teenager ist überraschend weitsichtig und sympathisch, trotzdem reißen durch ihn alte Konflikte wieder auf, die zu neuen führen.

    Der Roman liest sich sehr leicht, es gibt viele Dialoge. Der Erzähler verändert die Erzählebenen und springt in der Zeit. Dabei übernimmt er die verschiedenen Perspektiven der Protagonisten. Man weiß aber relativ schnell, wo man sich befindet, zumal die Jahreszahlen über den Kapiteln stehen.

    Alle Familienmitglieder sind sexuell sehr aktiv, darüber gibt es auch zu lesen. Die Art der Beschreibung war mir vielfach zu gewöhnlich: „Und selbst da hatte sie in ihrem Körper das Verborgene gespürt, das weiche Pochen in dem Schlitz zwischen ihren Schenkeln, die Lust auf ihren Mann, den sie am liebsten noch oben ins Schlafzimmer gezerrt hätte, am helllichten Tag, damit er sie nahm, seine sanfte Kraft, sein verlockender Mund.“ (S. 338). Zurückhaltung ist auch nicht Sache der Sorensons. Wenn es mal jugendliche Zuschauer gibt, dann ist das eben so.

    Diese Darstellungen kann man mögen, muss man aber nicht. Mein Haupt-Kritikpunkt liegt woanders: Die Charaktere wirken mir zu unecht, zu aufgesetzt. Sie scheinen amerikanischen Langzeit-Serien entsprungen zu sein. Ihre mitunter harten Schicksalsschläge führen aus meiner Sicht zu völlig abstrusen, theatralischen Verhaltensweisen. Niemand hat ernsthaft Interesse am Anderen, die Beziehungen erscheinen sehr oberflächlich, auch wenn das „Wir sind eine Familie“, sehr betont wird.

    Marilyn und David werden als fürsorgliche, verständnisvolle Eltern gezeichnet. Dennoch werden ihnen von den Töchtern bedeutsame Erlebnisse und Misserfolge verschwiegen. Warum? Alles für den schönen Schein.

    Aus meiner Sicht typisch amerikanisch tauchen viele Themen auf wie zum Beispiel Herkunft/Zugehörigkeit, Tod, uneheliche Kinder, Umgang mit Drogen, Bulimie, Depression, Alkoholismus, usw. Für mich eindeutig zu viel, zumal sich manches auf wunderbare Weise auch schnell wieder auflöst.

    Im Roman gibt es zahlreiche Aktionen und Reaktionen, die für mich so nicht nachvollziehbar sind. Kaum jemand hat Verantwortung für das eigene Tun übernehmen wollen, viel lieber wird die Schuld bei anderen gesucht, so dass man sich in Vorwürfen ergehen und auf eine Entschuldigung hoffen kann… Die Eltern, so sie denn Bescheid wissen, fungieren lediglich als gutmütige Zuschauer, die sich allerdings gerne um Jonah kümmern, als das notwendig wird.

    Ich hätte dieses Buch nicht lesen sollen. Es ist eindeutig nicht meine Kragenweite und weicht von meinem üblichen Lesestoff ab. Die Sprache ist süffig bis einfach, gegen Ende wollte ich auch wirklich kein „Süße“ oder „Kleine“ mehr lesen. Es sträubten sich die Nackenhaare. Für mich waren die 720 Seiten definitiv kein Spaß, aber auch keine Arbeit, denn im Großen und Ganzen liest sich das Buch flott weg.

    Wer also thematisch gerne etwas Drama hat und es schätzt, sich zur Unterhaltung mit Problemen einer schwierigen Familie auseinanderzusetzen, ist hier sicher gut bedient. Man hat eine kurzweilige Geschichte vor der Nase, in der immer was Neues passiert. Ich brauche keine Identifikationsfiguren, aber nachvollziehen können möchte ich Handlungsweisen schon. Das war mir hier selten möglich.
    Vielleicht bin ich einfach zu kritisch? Oder zu alt?
    Wie auch immer: von mir nur eine eingeschränkte Lese-Empfehlung.

 

Drei

Buchseite und Rezensionen zu 'Drei' von Dror Mishani
4.25
4.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Drei"

Eine Frau sucht ein wenig Trost, nachdem ihr Mann sie und ihren Sohn verlassen hat. Eine zweite Frau sucht nach einem Zuhause und nach einem Zeichen von Gott, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Eine dritte Frau sucht etwas ganz anderes. Sie alle finden denselben Mann. Es gibt vieles, was sie nicht über ihn wissen, denn er sagt ihnen nicht die Wahrheit. Aber auch er weiß nicht alles über sie.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:321
EAN:
read more

Rezensionen zu "Drei"

  1. 3 Frauen mit unterschiedlichen Erwartungen

    Kurzmeinung: Dror Mishani ist in Israel inzwischen ein bekannter Kriminal
    Autor. Mit diesem Werk hat er dann seinen Durchbruch gehabt. Ich fand
    es durchaus hörenswert, ich wurde recht gut unterhalten und die
    Spannung nahm zwar nur langsam zu, aber am Ende gab es dann den
    gewünschten Effekt.

    Zunächst kann der LeserIn nicht deutlich erkennen, ob es sich um einen
    Beziehungsroman oder gar um einen Krimi handelt. Allerdings baut sich diese Geschichte langsam auf und wird dann doch noch sehr spannend werden. Die Zahl 3 bezieht sich auf die 3 Protagonistinnen, die wir hier kennen lernen werden. Ich hatte das Hörbuch gewählt, das von Franz Dinda eingelesen wurde.
    Zunächst beginnt es ganz banal mit der Partnersuche über das Internet. Mit "Blind Dates" und den Erfahrungen der getrennt lebenden Orna mit ihrem 9-jährigen Sohn. Noch immer im Schmerz des verlassen worden seins sucht sie einen neuen Partner. Sie lernt den smarten Gil, einen Rechtsanwalt kennen und es beginnt eine lockere Beziehung zwischen den Beiden. Aber festigen tut sich das ganze nicht wirklich.

    Die zweite Frau, die wir kennen lernen ist Emilia. Aus Lettland ist sie nach Israel eingereist und arbeitet bei Gils Eltern. Sie hat den Vater von Gil bis zu seinem Tod gepflegt. Danach beginnt ihre schwierige Zeit Arbeit zu finden. Denn sie hat keine Arbeitserlaubnis. Auch keine Freunde, die ihr helfen könnten. Da wendet sie sich an Gil, ob er ihr eine Arbeitserlaubnis beschaffen könnte. Gil bietet ihr eine Notlösung an.
    Last but noch least lernt Gil dann noch die verheiratete Ella kennen, die zu ihrem Alltag mit Haushalt und Windeln wechseln ein wenig Abwechslung sucht.

    Die Erzählweise des Autors hat mir recht gut gefallen. Sehr detailliert beschreibt er die Frauen und den Rechtsanwalt, was sie für Menschen sind und steigt ein in deren Sehnsüchte und verletzten Gefühle. Warum ausgerechnet sie sich letztendlich begegnet sind und sie gehandelt haben. Jeder Interessierte sollte es allerdings lesen und sich seine eigene Meinung bilden.

  1. Eigen, erhellend, klug und auch witzig

    Die Welt des Fußballs ist eine Parallelwelt, von der der Zuschauer nur die hübsche Oberfläche zu sehen bekommt. Ein Spiel ist es nur am Rande, eigentlich ist es Showgeschäft, bei dem mit Menschen und Millionen jongliert wird. Hier dürfen wir hinter die Kulisse schauen.

    Ivo Trifunović ist ein Superstar in diesem Geschäft, einer von den ganz Großen, der dick verdient, die Welt bereist, der aber auch überall erkannt wird und es sich gut überlegen muss, ob und wo er seine Frau betrügt.

    „Ivo ist ein gottverdammter Entertainer, der es genießt, wenn die Leute ihm zuschauen. Es entspannt ihn, Blicke auf sich gerichtet zu sehen, deshalb will er den Leuten auch was bieten, …“

    Er hat gelernt, sich zu beherrschen, auch wenn er ab und an dem Reporter mit den dämlichen Fragen lieber in die Fresse schlagen würde. Er steckt im Käfig seit der C-Jugend. Sein Leben wird bestimmt von Trainingsplänen, Terminen, gelenkt durch bereitstehende Busse, Manager, Zuschauerzahlen und Tabellenplätze. Jetzt ist er 27 Jahre alt und kommt schon ab und an ins Grübeln.

    „Um gut zu werden, muss man den Fußball nicht lieben, man muss ihn aushalten! Jedes Kind, jeder blade Fan liebt den Fußball mehr als der Spieler, weil sie nicht wissen, wie dreckig es wirklich zugeht, wie dumm alles ist, wie viel Arbeit hinter allem steckt.“

    Dieses Buch ist schräg und auch irgendwie genial. Man stelle sich vor, es erzählt ein österreichischer Hauptschüler mit außerösterreichischen Wurzeln, Herz, Familiensinn und einem ausgefeilten Ego, der seit frühster Jugend einem ganz speziellen Drill unterliegt, der alles außer Bildung beinhaltet. So jemand spricht eine sehr eigene Sprache, die man nicht besser wiedergeben kann als Tonio Schachinger.
    Er schafft es, dass man ihn gern hat, Ivo, diesen rüpelhaften Antihelden, der das Business kennt und auf höchst unterhaltsame Art analysiert. Seine speziellen Einblicke sind irgendwas zwischen weise und hoch komisch.

    Vermutlich findet man als echter Fußballfan leichter Zugang zu diesem Buch. Despektierliche Betrachtungen zu Ronaldo oder Messi sind für Insider sicher ungleich witziger. Ich habe etwa bis zur Hälfte des Buches beißen müssen, bis ich angekommen war. Und da die Anzahl an Fußballfans, die sich für den Deutschen Buchpreis interessieren vermutlich überschaubar ist, wird die Zielgruppe für dieses Buch nicht allzu groß sein.
    Lesenswert ist es trotzdem, sehr eigen, erhellend, klug und auch witzig.

  1. Spannende, intelligente Unterhaltung

    Wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, über das man eigentlich nichts sagen sollte. Nichts, nichts, nichts, gar nichts, kein Wort.
    Noch nicht einmal über das Genre sollte man reden. Dieses Buch ist eine riesige Überraschung. Anfangs schläfert es den Leser ein, der sich mitten in einer Beziehungsgeschichte wähnt, um dann gnadenlos und unerwartet zuzuschlagen.

    Dror Mishani lotet sie aus, die allerfeinsten psychologischen Momente, die Zwischentöne. Hier lernt man jeden sehr gut kennen und verstehen. Höchst nachvollziehbar durchlebt man den Frust, den Orna nach ihrer Scheidung mit sich herumschleppt, oder die Angst und die Unsicherheit, die Emilia in die Arme der Kirche treibt, als sie ihre Stellung verliert. Und Ella versucht auszubrechen aus dem Alltagstrott. Ein Mann und drei Kinder sind zu versorgen und wo bleibt sie?
    Man ist dabei und fühlt mit diesen Frauen, deren Leben eigentlich nichts Besonderes ist, und hat auch noch lange Verständnis, wenn es allmählich unverständlich wird.

    Dieses fein komponierte Buch fesselt sehr und wird nach und nach immer spannender. Es ist wirklich schön erzählt, einzig der Schluss hat mit nicht so gefallen, der zerfasert ein wenig. Wahrscheinlich hätte der Autor eher einen Cut machen sollen, um das Genie und die Atmosphäre dieser Geschichte zu wahren. Stattdessen zerredet man den Plot und vergisst dabei das Leitmotiv.

    Trotzdem ein tolles Buch, spannende, intelligente Unterhaltung, ein Buch, das man grinsend seinen Freunden in die Hand drückt und sagt: Da, lies das!!

  1. Auf der Suche

    Eine Rezension für diesen außergewöhnlichen Roman zu verfassen, ist tatsächlich nicht einfach, weil man wirklich nicht zu viel vom Inhalt vorwegnehmen darf. Dem Leser würde sonst der Genuss überraschender, in die Geschichte eingeflochtener Ereignisse genommen.

    Worum geht es?

    Der Roman ist dreigeteilt. Im Zentrum jedes Teils steht eine Frau, die auf der Suche ist. Zunächst ist es Orna. Sie wurde von ihrem Ehemann Runen verlassen, der ein neues Leben in Katmandu begonnen hat. Der gemeinsame Sohn Eran leidet entsetzlich unter der Trennung und befindet sich deshalb in Therapie. Sein Psychologe ermutigt Orna, sich wieder dem Leben zuzuwenden. So wird Orna Mitglied in einem Dating-Portal, wo sie extrem wählerisch und restriktiv Kontakte knüpft.
    Einer dieser Kontakte ist der geschiedene Gil. Langsam entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden. Eindrucksvoll werden Annäherungen und Rückzüge beschrieben. Orna ist kritisch, erst nach zahlreichen Treffen kommt es zu ersten körperlichen Kontakten…

    Im zweiten Teil steht Emilia, eine Altenpflegerin aus Lettland, im Zentrum. Ihr betagter Schützling Nachum ist kürzlich verstorben, so dass sie sich um eine neue Arbeitsstelle bemühen muss, was aufgrund ihrer Herkunft nicht einfach ist. Zunächst findet sie nur eine Teilzeitstelle im Krankenhaus, Geldsorgen sind die Folge. Emilia behält den Kontakt zu Esther, der Ehefrau des Verstorbenen. Diese rät ihr, sich an ihren Sohn Gil zu wenden, der sich als Anwalt für Arbeitsrecht mit den Problemen von Migranten auskennt und ihr vielleicht helfen kann. Emilia gefällt Gil. Sie setzt viele Hoffnungen auf ihn, träumt von einer Beziehung und hofft, ihrer Misere bald entkommen zu können…

    Ella ist die dritte Frau im Zentrum des Romans und auch die selbstbewussteste. Sie hat einen (eifersüchtigen) Gatten und drei Kinder. Dieses Leben füllt sie nicht aus. Um dem häuslichen Einerlei zu entrinnen, studiert sie an der Universität und schreibt an ihrer Masterarbeit - meistens in dem Café, in dem auch Gil regelmäßig verkehrt. So lernen sich die beiden kennen und beginnen einen Flirt…

    Meine Bewertung:

    Die Sprache ist sehr angenehm zu lesen. Man kann sich in die Charaktere extrem gut hineinversetzen, womit der Autor große Menschenkenntnis und Empathie beweist. Die Annäherung zwischen Gil und den genannten Protagonistinnen erfolgt absolut glaubwürdig. Die Frauen sind einsam, sind auf der Suche und werden von ihrer Lebenswelt zwischen (Ex-)Partnern, Kindern, Beruf, Geldsorgen etc. aufgerieben. Mishani skizziert die Erwartungen, Hoffnungen und Zwänge der Frauen sehr akribisch. Dadurch entfaltet die Handlung von Anfang an einen Sog, der durch bestimmte aufwühlende Geschehnisse noch verstärkt und um kriminalistische Elemente bereichert wird.

    Man ist als Leser sehr nah am Geschehen dran. Das geschieht ohne Pathos und Kitsch, dazu ist der Roman zu sachlich geschrieben.

    Die männliche Hauptfigur Gil bleibt nebulös. Sein Charakter wird erst nach und nach deutlich. Das macht den großen Reiz dieses Romans aus, der mit seiner Dreiteilung zwar eine ungewöhnliche Struktur hat, die sich am Ende jedoch schlüssig zusammenfügt und ein Ganzes ergibt.

    Ich habe diesen überraschenden Roman, auf den man sich am Besten ohne großes Vorwissen einlässt, sehr gerne gelesen und gebe meine volle Lese-Empfehlung!

  1. 4
    02. Sep 2019 

    Drei Frauen

    Seit Kurzem ist Orna geschieden, ihr Sohn leidet noch sehr unter der Trennung. Wie jede gute Mutter unternimmt Orna alles, um es ihm leichter zu machen. Doch manchmal muss Orna auch an sich selbst denken. Deshalb hat sie sich in einem Dating-Portal angemeldet. Das scheint nicht viel zu bringen. Irgendwann beginnt sie einen Chat mit einem Rechtsanwalt, der einen ähnlichen Hintergrund hat wie sie. Insbesondere ist er auch geschieden. Treffen will sich Orna erstmal nicht mit ihm. Ihre Scheidung ist noch zu frisch und sie glaubt, noch nicht offen für eine Beziehung zu sein.

    Dieser Roman ist schon besonders konstruiert. Um nicht zu viel zu offenbaren, hält man sich mit näheren Angaben zum Inhalt am besten zurück. Es ist auch zu empfehlen, das Interview mit dem Autor, das am Ende des Romans abgedruckt ist, tatsächlich erst nach der Lektüre des Buches zu lesen. Der Autor ist bisher mehr von seinen Krimis bekannt. Hier wagt er sich auf ein anderes Terrain vor. Eine Art Spannungsroman hat er schon geschaffen, aber doch ganz anders als gewohnt. Schnell findet man sich in Ornas Welt hinein, schimpft über ihren Mann, der sich mit seiner neuen Familie einfach nach Nepal abgesetzt hat. Wie konnte er seinen Sohn verlassen und sich noch nicht mal regelmäßig melden. Man freut sich, dass Orna so langsam wieder etwas auftaut und offener wird für Neues. Nach und nach wird jedoch die Spannungskomponente stärker und man beginnt sich zu fragen, wo das hinführen soll. Der Romanleser wird langsam durch den Krimileser ausgetauscht und das Detektivgen beginnt mit seiner Arbeit. Welche Spuren hat der Autor ausgelegt, welche Lösung hat er parat. Vielleicht werden nicht alle Fragen beantwortet, doch die herausragende Komposition dieses Buches lässt kleine Schwächen schnell vergessen.

 

Das Volk der Bäume

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Volk der Bäume' von Hanya Yanagihara

Inhaltsangabe zu "Das Volk der Bäume"

Der junge Arzt Norton Perina kehrt mit einer unfassbaren Entdeckung von der Insel Ivu’ivu zurück: Hat er wirklich ein Mittel gegen die Sterblichkeit gefunden? Eine uralte Schildkrötenart soll die Formel des ewigen Lebens bergen. So kometenhaft er damit zur Spitze der Wissenschaft aufsteigt, so rasant vollzieht sich die Kolonisierung und Zerstörung der Insel. Mit gnadenloser Verführungskraft zieht Hanya Yanagihara uns hinein in den Forscherrausch im Urwald und lässt uns auch dann nicht entkommen, als Perina dort eine weitere Entdeckung macht: seine fatale Liebe zu Kindern. Wie betrachten wir eine Lebensleistung, wenn sich das Genie als Monster entpuppt? Ein brillant geschriebener, gefährlicher Dschungel von einem Roman.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:480
Verlag: Hanser Berlin
EAN:
read more
 

Billie: Abfahrt 9:42

Buchseite und Rezensionen zu 'Billie: Abfahrt 9:42' von Sara Kadefors
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Billie: Abfahrt 9:42"

Okay, Billie hat eine Mutter, die sich nie um sie kümmern konnte. Familienleben und Gefühle kennt sie hauptsächlich aus Fernsehserien. Als 12-jährige Frohnatur kann sie aber damit umgehen. Als sie zu
der perfekten Pflegefamilie kommt, mischt sie mit ihren Dreadlocks und ihrer entwaffnenden Offenheit die Provinz auf – und zeigt, worauf es wirklich ankommt . . .
Sie entlarvt die bürgerliche Fassade ganz ohne pubertäre Aufmüpfigkeit, einfach indem sie sich unbedarft auf sie einlässt. Sie lernt zum ersten Mal "Freizeitaktivitäten" kennen, geht zum Tischtennis und zum Gospelchor – und bleibt immer noch sie selbst. Notfalls singt sie mörderisch laut Michael-Jackson-Songs. Sonnigen Charakteren wie ihr sollte man einmal im Leben begegnet sein – und sei es nur zwischen zwei Buchdeckeln.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Edition
Seiten:176
EAN:
read more

Rezensionen zu "Billie: Abfahrt 9:42"

  1. 4
    02. Jan 2019 

    Lebenswelten...

    Okay, Billie hat eine Mutter, die sich nie um sie kümmern konnte. Familienleben und Gefühle kennt sie hauptsächlich aus Fernsehserien. Als 12-jährige Frohnatur kann sie aber damit umgehen. Als sie zu der perfekten Pflegefamilie kommt, mischt sie mit ihren Dreadlocks und ihrer entwaffnenden Offenheit die Provinz auf – und zeigt, worauf es wirklich ankommt …

    Billie landet aus der Großstadt Stockholm plötzlich in einem kleinen schwedischen Dorf. 'Langweilg' ist das Erste, was ihr dazu einfällt, doch sie bemüht sich, sich möglichst nichts anmerken zu lassen. Und so gibt Billie sich Mühe, als sie ihre Pflegefamilie kennenlernt, versucht sich anzupassen, eigene Wünsche hintenanzustellen, ihren Sehnsüchten nicht zu viel Raum zuzugestehen.

    Billie ist 12 Jahre alt, und das Jugendamt hat beschlossen, dass ihre Mutter sich nicht länger um sie kümmern kann. Nur für eine Weile, so der Plan, soll sie daher bei der Pfarrerin Petra und ihrer Familie wohnen. Eine neue Familie, eine neue Schule, andere Regeln, aufdringliche Fragen - all das meistert Billie scheinbar mit bemerkenswerter Gelassenheit. Dabei macht sie sich durchaus so ihre Gedanken, und wenn sie glaubt, sie müsse platzen, schleicht sie sich aus dem Haus und in den Wald und singt sich die Seele aus dem Leib, bis es ihr wieder besser geht.

    Doch bald schon merkt sie, dass es auch anderen Personen in ihrem Umfeld nicht immer gut geht. Und mit großem Einfühlungsvermögen gibt sie Dingen, Fragen, Sorgen einen Namen und zerrt sie damit aus ihrem Tabu. Ganz allmählich verliert das Grau im Dorf seine Eintönigkeit und macht Lebendigkeit und Lachen Platz.

    Die Schwedin Sara Kadefors hat hier ein wirklich lesenswertes Jugendbuch mit einer unkonventionellen Protagonistin geschrieben, das mich stellenweise sehr berührt hat. Dabei steht Billie selbst im Mittelpunkt des Geschehens, doch spielen hier auch andere Jugendliche eine Rolle, und so findet die Zielgruppe (empfohlenes Lesealter: 12-15 Jahre) mit Sicherheit passende Identifikationsmöglichkeiten.

    Billie selbst hat mir sehr gut gefallen. Sie ist selbständig ohne zu unabhängig zu wirken, sie ist traurig, nicht bei ihrer Mutter leben zu können, aber realistisch genug um zu erkennen, dass es nicht anders geht, sie will in ihrer Klasse dazugehören, aber nicht um jeden Preis. Ein Mädchen, das durch seine Offenheit besticht, durch seine Lebensfreude und durch seine Weigerung, Regeln einfach nur deshalb hinzunehmen, weil sie jemand aufgestellt hat. In jedem Fall ein Mensch, den man selbst gerne kennen würde...

    Ein schönes Jugendbuch, das tiefgründiger ist als es anfangs den Anschein hat, und dem ich viele Leser wünsche...

    © Parden

 

Schneegestöber und Herzgewitter

Buchseite und Rezensionen zu 'Schneegestöber und Herzgewitter' von Nicole S. Valentin

Inhaltsangabe zu "Schneegestöber und Herzgewitter"

Als Nina Brüggemann sich dazu entschließt, die Weihnachtstage bei ihrer kranken Tante zu verbringen, hat sie auf keinen Fall damit gerechnet, dass sie Leon Steinbach über den Weg laufen wird.
Ausgerechnet Leon, den sie einmal über alles geliebt hat.
Und der sie vor neun Jahren betrogen hat.
Und der plötzlich alles daran zu setzen scheint, Nina wieder für sich zu gewinnen.
Damals ist sie geflüchtet. Vor ihren verletzten Gefühlen, ihrem gebrochenen Herz, aber vor allen Dingen vor Leon selbst.
Dass Leon ihr Herz noch immer höherschlagen lässt, ändert leider nichts an der Tatsache, dass er inzwischen verheiratet ist … allerdings ist dieses Mal eine Flucht vor ihm unmöglich.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Edition
Seiten:328
Verlag:
EAN:
read more
 

Craving You. Henry & Lauren (A Biker Romance 1)

Buchseite und Rezensionen zu 'Craving You. Henry & Lauren (A Biker Romance 1)' von Sarah Glicker

Inhaltsangabe zu "Craving You. Henry & Lauren (A Biker Romance 1)"

Rich Girl meets Biker mit düsterer Vergangenheit

Lauren ist im Luxus aufgewachsen und hat immer getan, was ihre Eltern von ihr verlangt haben. Doch dann begegnet sie Henry und plötzlich ist alles anders. Der sexy Biker mit seinen Tattoos und der rebellischen Einstellung fasziniert Lauren vom ersten Augenblick an. Als er sie um ein Date bittet, sagt sie zu, obwohl sie weiß, dass es ein Fehler ist, sich auf ihn einzulassen. Immer weiter wird sie in seine Welt aus Verlangen, Lust und Gefahr hineingezogen. Bis die Grenzen zwischen richtig und falsch schließlich verschwimmen und sie nicht mehr weiß, wem sie trauen kann …

Von Sarah Glicker sind bei Forever by Ullstein erschienen:
Second Chance for Love (Las-Vegas-Reihe 1)
Love at Third Sight (Las-Vegas-Reihe 2)

Melody & Scott – L.A. Love Story (Pink Sisters Band 1)
Haley & Travis – L.A. Love Story (Pink Sisters Band 2)
Brooke & Luke – L.A. Love Story (Pink Sisters Band 3)
L.A. Love Storys Band 1-3: 3 Romane in einem Bundle

Craving You. Henry & Lauren (A Biker Romance 1)
Breaking You. Jenny & Dean (A Biker Romance 2)
Releasing You. Lucas & Abby (A Biker Romance 3)

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Edition
Seiten:248
Verlag: Forever
EAN:
read more
 

Dhanyavaad Mama

Buchseite und Rezensionen zu 'Dhanyavaad Mama' von Isabel Hövels
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dhanyavaad Mama"

Ein adoptiertes Mädchen auf der Suche nach ihrer indischen Abstammung.
Isabel Carla Sindu wird 1989 im Alter von sechs Monaten ohne die Zustimmung ihrer leiblichen Eltern mit der Hilfe der Missionaries of Charity und ProInfante an ein deutsches Ehepaar vermittelt.
Bereits sehr früh versucht sie, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Hierbei stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.
Offen und ehrlich berichtet Isabel über ihr Schicksal und erzählt, was sie im Laufe von drei Indienreisen über sich und ihre Kultur lernte.

Diskussionen zu "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen"

Format:Kindle Edition
Seiten:223
Verlag:
EAN:
read more

Rezensionen zu "Dhanyavaad Mama"

  1. Die Suche nach den eigenen Wurzeln

    Cover:
    -----------------------
    Das Titelbild zeigt die Autorin, um die es in dieser Geschichte auch geht. Mir persönlich gefällt schwarz-weiß nicht so gut, zumal im Inneren des Buches sonst Farbfotos verwendet werden. Es wirkt etwas altmodisch. Aber es ist ausdrucksstark und der Blick direkt auf den Betrachter hat mich sehr angesprochen. Man fühlt sich Isabel dadurch sehr nah.

    Inhalt:
    -----------------------
    In diesem Buch erzählt die Autorin ihre persönliche Adoptionsgeschichte: Als Säugling von 6 Monaten wird Isabel zusammen mit ihrer Zwillingsschwester in einem indischen Kinderheim aufgenommen und von einem deutschen Ehepaar adoptiert und in Deutschland großgezogen. Obwohl sie sehr viele Liebe und Geborgenheit in ihrem neuen Elternhaus erfährt, quälen sie Träume über ihre Vergangenheit und der Wunsch, ihre wahren Eltern kennen zu lernen. Also begibt sie sich auf die Suche. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Familie und später von ihrem Freund Mike, der mit ihr dieses Buch geschrieben hat. Leider gestaltet sich die Suche schwieriger als erwartet und sie stößt immer wieder auf Lügen und Verschlossenheit. Bis sie endlich zu ihrem Ziel gelangt, braucht es drei Indienreisen und viel Geduld und Durchhaltevermögen.

    Mein Eindruck:
    -----------------------
    Direkt zu Beginn hat mir die Gestaltung des Buches gut gefallen. Während es heutzutage aus Kostengründen oft nur einen kompakten Fototeil in der Mitte gibt, sind hier die Fotos wie bei einem Tagebuch passend in den jeweiligen Kapiteln zu finden. So muss man nicht ständig blättern und hat das Geschilderte direkt vor Augen. Der Schreibstil hat mich ebenfalls sehr berührt, denn Isabel schreibt sehr offen und ehrlich über ihre Gefühle und bei ihren Indienreisen beschreibt sie detailreich und treffend ihre Erlebnisse. So hat man das Gefühl, als wäre man dabei gewesen. Ihre Geschichte ist so packend und berührend geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.
    In letzter Zeit habe ich viele Bücher über Indien und Reisen dorthin gelesen, doch in diesem Buch habe ich doch wieder was dazu gelernt. Und wer wissen möchte, was es mit dem seltsam klingenden Titel auf sich hat, sollte unbedingt bis zum Schluss durchhalten! Von mir eine klare Leseempfehlung.

    Fazit:
    -----------------------
    Eine packende und berührend geschriebene Biographie mit einer aufrüttelnden Thematik - Macht nachdenklich und lehrt einen viel über Indien und dessen Kultur.

 

Seiten