Die Sommer der Porters

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Rezensionen zu "Die Sommer der Porters"

  1. Kein guter deutscher Titel!

    Die Sommer der Porters ist kein klassischer Familienroman, obwohl man dies aufgrund des deutschen Titels erwartet. Denn die Erzählung verläuft nicht stringent, das heißt, die Familiengeschichte muss der Leser wie ein Puzzle selbst zusammensetzen, dabei wird nicht ganz klar, ob man zu wenige oder zu viele Puzzleteilchen hat.

    Zunächst, im ersten Teil, lernt man Bea kennen, das schottische Kindermädchen, das mit Hingabe die jüngste Tochter der Familie, Jane, betreut. Einhundertfünfzig Seiten braucht man, bis man erfährt, Bea hätte auch einem anderen Lebensentwurf folgen können. Wer nicht? Wenn das die ganze Konklusio ist!

    Danach erfolgt der Auftritt Helens, der Hauptprotagonistin. Sie wird zunächst als unabhängiger, intellektueller Geist geschildert. Plötzlich aber ist die Figur gebrochen. Einerseits findet sie ihre wahre Bestimmung, andererseits fühlt sie sich ausserstande dieser zu folgen. Warum? Die ganze Familie leidet an psychischen Problemen, obwohl dafür kein trifftiger Grund bekannt wird. Im dritten Teil folgen wir Charlie, Helens Sohn auf seinen LSD-Trip und im vierten Teil kommen wir wieder auf Helen zurück.

    Was mir an diesem Roman grundsätzlich fehlt, ist erstens eine vernünftige Personenführung, zweitens eine einheitliche Erzählform, und drittens ein realer Handlungsort.

    Im einzelnen: Die meisten Personen des Romans erleiden Verluste, Depressionen, Identitätskrisen, jedoch ohne dass man deren Entwicklung hätte mitverfolgen können. Man bekommt nur Resultate geliefert. Zahlreiche Protagonisten sind irrelevant.Die Erzählform wechselt ohne einsichtigen Grund mehrmals. Das Ganze macht auf mich einen chaotischen Eindruck. Die Insel Ashaunt ist fiktiv. Als ob die USA nicht genug echte Inseln hätte, die man als Grundlage des Romans hätte verwenden können. Interessiert sich wirklich jemand für ausführlichste Schilderungen von Flora und Fauna eines Ortes, den es gar nicht gibt?

    Der absolute Knackpunkt, warum mir dieser Roman von vorne bis hinten nicht zusagte, liegt allerdings in der unseligen Angewohnheit der Verlage, englischsprachigen Titeln einfach einen anderen, scheinbar griffigeren deutschen Titel zu geben. Der englische Titel „The end of the point” deutet Melancholie, Zerrissenheit, Depression, Öde, Verlassenheit und Einsamkeit an. Unter seiner Prämisse bekommt der Roman eine deutlich andere, bessere, Schlagseite.

    Fazit: Selbst wenn man den englischen Titel wohlwollend in Betracht zieht, ist mir „Die Sommer der Porters“ in der Ausführung dennoch zu unausgewogen und handlungstechnisch zu unausgearbeitet, um nicht zu sagen, zu flach.

    Kategorie: Gute Unterhaltung
    Verlag: Mare Verlag, 2016

  1. Familienroman, dem die Stringenz abhanden kommt

    Der Roman beginnt im Jahr 1942, als die wohlhabende Familie Porter wie jedes Jahr ihren Sommer auf Ashaunt verbringt, an der Ostküste New Jerseys gelegen. Mit von der Partie ist das Dienstpersonal. Hier kommt Kindermädchen Bea im ersten Abschnitt eine besondere Rolle zu: sie ist ihrem Schützling Jane, dem jüngsten Spross der Familie fast mütterlich zugetan. Als sich der Leutnant Smitty in sie verliebt, muss sie eine Entscheidung treffen...
    Bis dahin war Bea und ihre Gefühlslage der Mittelpunkt der Erzählung, die Sprache war sehr ruhig und einnehmend.

    Im nächsten Abschnitt völlige Veränderung des Stils und der Perspektive: 1947-1961 und wir lesen verschiedene Tagebucheinträge von Janes großer Schwester Helen (die bislang keine wichtige Rolle hatte). Diese scheint sehr unzufrieden mit ihrem Leben als Ehefrau und Mutter, möchte studieren, wird dann aber erneut schwanger,.... Lamento ohne Ende.

    Der nächste Abschnitt im Jahr 1970 handelt von Helens ältestem Sohn Charlie, der als Kind zunächst sehr begabt und der Stolz seiner Eltern war, dann aber psychisch ins Straucheln geriet. Diese Probleme wälzen sich durch einen weiten Teil des Buches. Im letzten Kapitel ist er auf einmal erfolgreicher Anwalt und Familienvater... Da hatte ich mit der Glaubwürdigkeit meine Probleme.
    Seine Passion gilt allerdings konsequent der Landzunge Ashaunt, für dessen Erhalt er sich massiv einsetzt...

    Die Großfamilie trifft sich immer wieder auf ihrem Landsitz. Dieser ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans und hätte vom Thema her viel Potential gehabt. Natürlich erfährt man am Ende auch, was aus Bea geworden ist, bekommt viel über die Beziehungen innerhalb der Familie mit.

    Aber wahre Freude ist beim Lesen nicht aufgekommen. Zu viele Sprünge und zu viele psychische Störungen und Probleme für meinen Geschmack.
    Kann man lesen, muss man aber nicht.

 

Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:185
EAN:
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Rückkehr nach Reims (suhrkamp taschenbuch)

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Format:Taschenbuch
Seiten:237
EAN:9783518473139
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Das Leuchten der Blätter

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Im Wasser sind wir schwerelos

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Rezensionen zu "Im Wasser sind wir schwerelos"

  1. Die schwierige Entscheidung zwischen Liebe und Karriere

    6 von 5 Sternen ;-)

    Unmögliche schwule Liebe im Nachkriegspolen – lebenswichtige Entscheidungen zwischen Liebe und Karriere – in poetisch-bildhafter Sprache

    Dieses Buch gehört für mich auf die Liste meiner Jahreshighlights. Ich kann es uneingeschränkt empfehlen und wünsche ihm viele Leser. Eine Rezension muss ich eigentlich nicht schreiben, aber der Autor Tomasz Jedrowski hat es verdient. Es ist bemerkenswerterweise sein Debutroman. Themen sind Liebe und Homosexualität, aber auch die politische Lage in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg.

    Die Geschichte wird rückblickend aus der Sicht von Ludwik erzählt, der gerade sein Universitätsexamen im sowjetisch geprägten Polen bestanden hat und nun auf einen Zwangsernteeinsatz muss. Dort verlieben sich er und Janusz ineinander und verleben ein paar unvergessliche Sommertage an einem einsamen See. Wieder zurück in der Stadt geht das normale Leben weiter und es sind Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, die bei den beiden leider sehr unterschiedlich und überhaupt nicht kompatibel sind. Im sozialistisch geprägten Polen haben Homosexuelle keine Chance, weder beruflich noch sonst – also ab in den Westen, in die Freiheit? Oder Heimlichkeit leben, sich anpassen, Karriere machen? Wie werden sich die beiden entscheiden? Welche Opfer werden sie bringen müssen? Wird ihre Liebe das aushalten? Eine Antwort hat man im Grunde schon von Anfang an, denn Ludwik erzählt rückblickend aus den USA.

    Zwei Aspekte haben mich besonders beeindruckt.

    Zum einen: die umwerfend poetisch geschilderten Liebes- und Sexszenen, fein und niveauvoll, leidenschaftlich und voller Seelenwärme. Dabei möchte ich davor warnen, dieses Buch in die 'Gay'-Schublade zu stecken, denn ich finde: Love is Love!! Hauptsache Liebe – die geschilderten Szenen sind universell und man kann jedem Menschen nur wünschen, solch ein Glück zu erleben.

    Das andere, was diesen Roman über den Aspekt 'Homosexualität' hinaushebt, ist die Frage, welche Entscheidung man zwischen Liebe und Karriere treffen muss, zwischen Lügen und einem Leben, in dem man zu sich selber steht und man selber sein darf. Das ist sicher ein universelles Dilemma, das viele Menschen auf die ein oder andere Weise betrifft.

    Das alles spielt auf dem Hintergrund eines sowjetisch geprägten Polen, in dem die Menschen unterdrückt werden und in Unfreiheit leben, gerade jetzt ein Aspekt, der noch mal ein erhellendes Schlaglicht auf das Heute wirft und für mich ein Plus in diesem Roman ist.

    In dieses Buch habe ich wegen einer Empfehlung kurz hineingelesen und konnte nicht mehr aufhören. Fesselnd, spannend, in poetisch-bildhafter Sprache. Ich bin restlos begeistert und wünsche dem jungen Autor viele Leser.

  1. Liebe in Zeiten des Verbots

    „Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass du all das irgendwann liest, aber ich weiß, dass ich es aufschreiben muss.“

    Vor einem Jahr hat Ludwik Glowacki Polen verlassen. Nun lebt er in den Vereinigten Staaten. Er verfolgt in den Nachrichten die beunruhigenden Ereignisse in seiner Heimat, nach dem das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Ludwik beginnt über sein früheres Leben nachzudenken, über seine Kindheit mit Mutter und Großmutter, über seine Studentenzeit, und vor allem über seine große Liebe zu Janusz.

    Der Schriftsteller Tomasz Jedrowski ist ein Zauberer. Scheinbar mühelos liest sich die Geschichte von Ludwik und Janusz und doch berührt sie zutiefst. Die Erzählform ist wohl gewählt. Ludwik richtet sich direkt an seinen ehemaligen Geliebten, dieses „Du“ macht die Geschichte zu einem ganz intimen Einblick in Ludwiks Welt.

    Es sind die 1970er in Polen, als Ludwik erkennt, dass er anders ist. Mit neun Jahren hat er zum ersten Mal das Besondere an einer Kinderfreundschaft zu einem Nachbarsjungen verspürt. Vor allem aber spürt er Scham und Einsamkeit. Bei einem studentischen Ernteeinsatz lernt er Janusz kennen. Ludwik ist fasziniert von der Selbstsicherheit des Studienkollegen. Ihre aufkeimende Liebesbeziehung können Ludwik und Janusz aber nur im Verborgenen leben. Nicht nur weil Homosexualität nicht dem Wohl der sozialistischen Gesellschaft dient, vor allem auch weil Janusz damit seine aufstrebende Karriere nicht aufs Spiel setzen will.

    „Wir waren immer ein Geheimnis, Ludwik. Bisher mussten wir uns nur vor niemandem verstecken.“

    Tomasz Jedrowski zeichnet die Figur des Ludwik so zart und einfühlsam. Ludwik ist ein ruhiger, introvertierter Mann aus einfachen, aber gebildeten Verhältnissen. Mutter und Großmutter haben heimlich Westradio gehört. Ludwik zieht sich gerne in die Welt der Bücher zurückzieht. Heimlich liest er das in Polen verbotenen Buch von James Baldwin, Giovannis Zimmer, ein Buch, das ihn prägt und begleitet. Mit Janusz lernt er eine andere Welt kennen. Aus einer Arbeiterfamilie kommend hätte er ohne Partei nicht studieren können. Und Janusz hat Freunde, privilegierte, parteitreue Freunde. Ludwik lernt auf schmerzhafte Weise, das Liebe und Verlangen nicht dieselbe Seite einer Medaille sind.

    „….dass man nicht ….verlangen kann, uns so zu lieben, wie wir es wollen.“

    In diesem Buch geht es nicht nur um die Liebe, sondern auch um Freiheit, selbstbestimmtes Leben und den Zwiespalt eines Protagonisten, der sich entscheiden muss, wie er weiterleben kann.

 

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Die Dame des Puppenmeisters. Ein astrologischer Roman.

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Dame des Puppenmeisters. Ein astrologischer Roman.' von Liz Greene
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Dame des Puppenmeisters. Ein astrologischer Roman."

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:364
EAN:9783442121830
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Rezensionen zu "Die Dame des Puppenmeisters. Ein astrologischer Roman."

  1. elegant!

    In der Astrologie-Szene ist die Londoner Psychoanalytikerin zuvorderst mit ihren Lehr- und Sachbücher bekannt geworden. Nur wenige wissen, dass sie auch das Fach Belletristik beherrscht.

    Dieser historische Krimi ist elegant und lässig geschrieben, erzählt über die okkulten Hintergründe der englisch-französischen Geschichte, über geheime Logenmeister, deren Wissen durch Verfolgung der katholischen Kirche in den Untergrund gedrängt worden ist.

    Die Dame des Puppenmeisters, das ist die Tochter eines Freimaurers, welche das esoterische Wissen ihren Vaters und seiner Loge weiter trägt, um es vor der Vernichtung zu bewahren. Sie arbeitet im Verborgenen.

    Liz Greene knüpft in ihrem Roman an den Mythos geheimen Wissens jenseits der staatstragenden Amtskirchen an. Dass es ausgerechnet eine Frau ist, die hier im später Mittelalter die Rolle eines Logensmeister übernimmt. erstaunt nicht, ist die die Autorin doch für ihren feministischen Ansatz bekannt, durch ihre Vorträge bei Astrologiekongressen und ihre zahlreichen Fachbücher.

    Dieser Anfang der 90-er Jahre auch in Deutschland herausgegebene Roman hat mich letztendlich inspiriert, mit der Astrologie nicht nur in Horoskopberatungen, Astrosoftware, Radio- und Fernsehsendungen, sondern auch in der Kunst zu nähern.

    Letztendlich habe ich es auch diesen recht unbekannten Roman von Liz Greene zu verdanken, dass ich dem Thema "Kunst und Sterne" widmete, mit einer historischen Museumsausstellung (Melanchthons Astrologie 1997, Neuauflage 2021 ISBN 978-9403622200), einem Fachbuch (Astrologie der Reformationszeit 1998, Neuauflagen 2021 ISBN 978-9403622200), einem Spielfilm (AstroEuros 2007, ASIN‎ B00A0RPMSS) und letztendlich einem Thriller (Der Astrologe - eine gänzlich unwahre Geschichte, 2022 ISBN 978-3-347-50123-2).

 

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