Bilqiss (WAT)

Buchseite und Rezensionen zu 'Bilqiss (WAT)' von Saphia Azzeddine

Inhaltsangabe zu "Bilqiss (WAT)"

Format:Broschiert
Seiten:176
EAN:9783803127815
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Desorientale: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Desorientale: Roman' von Négar Djavadi

Inhaltsangabe zu "Desorientale: Roman"

Gebundenes Buch
In ihrem fulminanten, komisch-tragischen, autobiographischen Debütroman erzählt Négar Djavadi aus der Sicht ihres Alter Egos Kimiâ Sadr die Geschichte ihrer Familie, die aus Iran stammt. Ein zweiter Erzählstrang betrifft Kimiâ selbst und ihre Schwangerschaft. Die klappt nur mit Hilfe der Medizin und der Mann dazu ist auch nur geliehen - Kimiâ liebt eher Frauen. In Teheran geboren und seit zehn Jahren im Pariser Exil, hat Kimiâ stets versucht, ihr Land, ihre Kultur, ihre Familie auf Abstand zu halten. Doch die Geister der Vergangenheit holen sie wieder ein, um in einem überwältigenden Bilderreigen die Geschichte der Familie Sadr in drei Generationen vor ihr abzuspulen: die Drangsale im Leben der Ahnen, ein Jahrzehnt der politischen Revolution, die Winkelgassen der Adoleszenz, berauschende Rockmusik, das schelmische Lächeln einer blonden Bassistin. Und dann gibt es, im dunklen Kern dieses atemberaubenden Romans über den Iran von gestern und das Frankreich von heute, noch eine furchtbare Geschichte zu erzählen

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406714535
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Hüttenkatz

Buchseite und Rezensionen zu 'Hüttenkatz' von Kaspar Panizza
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hüttenkatz"

Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783839225103
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Rezensionen zu "Hüttenkatz"

  1. Ich liebe diese Reihe

    Kommissar Steinböck ist gespannt auf das Klassentreffen, das nach 30 Jahren auf einem idyllischen Berggasthof stattfindet. Natürlich hat es sich seine Katze Frau Merkel nicht nehmen lassen, sich ins Auto zu schmuggeln, um dabei zu sein. Die Überraschung des Abends ist ein Totgeglaubter, der putzmunter auftaucht. Doch dann beginnt das wahre Morden.

    Ich liebe die Reihe um Kommissar Steinböck, sein klasse Team und seine "nervige" sprechende Katze. Deshalb habe ich mich wahnsinnig auf diesen Teil gefreut.
    Der Schreibstil war wunderbar leicht und flüssig zu lesen und konnte mich sofort in die Geschichte ziehen. Der Humor hatte auch wieder einen passenden Anteil, so dass ich etliche Male grinsen und lachen musste. Frau Merkel und Steinböck sind einfach grandios und es macht Spaß, mir die beiden vorzustellen.
    Die Charaktere wurden prima ausgearbeitet. Die Kommissare waren mir ja bereits bestens bekannt und ich habe sie inzwischen sehr liebgewonnen. Aber auch die weiteren Personen vom Klassentreffen wurden gut beschrieben. Auch wenn es ein paar mehr waren, so konnte ich sie dennoch gut auseinanderhalten.
    Der Fall hat mir wieder richtig viel Spaß gemacht. Ich konnte Rätseln und Grübeln, was es mit dem Totgeglaubten auf sich hatte. Und auch die weiteren Morde stachelten meinen Spürsinn an. Allerdings nicht erfolgreich, denn den wahren Täter habe ich nicht entlarven können. Da brauchte es den professionellen Einsatz von Steinböck und seinem Team, zu dem natürlich auch Frau Merkel gehörte.

    Ein großartige Krimireihe, bei der jeder Teil ein Highlight ist. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Was man von hier aus sehen kann: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Was man von hier aus sehen kann: Roman' von Mariana Leky
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Was man von hier aus sehen kann: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783832164577
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Rezensionen zu "Was man von hier aus sehen kann: Roman"

  1. Eine herrliche Symphonie aus Grün, Blau und Gold

    "Wir lebten in einer malerischen Gegend, in einer wunderschönen, einer paradiesischen, so stand es auch in geschwungener Schrift auf den Postkarten, die der Einzelhändler auf der Ladentheke liegen hatte. Kaum jemand im Dorf aber nahm das wahr, wir übergingen und übersprangen die Schönheit, wir ließen sie rechts und links liegen, wären aber die ersten gewesen, die sich lautstark beschwert hätten, wenn die Schönheit um uns herum eines Tages nicht aufgetaucht wäre. Der Einzige, der wegen des täglichen Übergehens der Schönheit manchmal ein schlechtes Gewissen hatte, wae der Optiker. [...] >>Nun schaut doch mal, wie unglaublich schön das alles ist<<, sagte er dann und zeigte mit großer Geste auf die Tannen, auf die Ähren, auf den ausgiebiegen Himmel darüber, >>Eine herrliche Symphonie aus Grün, Blau und Gold.<<" (S.60)

    Ein merkwürdiges Buch. Es geht hauptsächlich um Luise und die Liebe. Aber es geht auch um den Tod. Und es geht auch immer wieder um das, was wir sehen oder nicht sehen. Aber der Reihe nach:
    "Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky ist in einem Dorf im Westerwald angesiedelt und in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil ist Luise, die Ich-Erzählerin, zehn Jahre alt. Sie pflegt eine innige Beziehung zu ihrer Großmutter Selma. Der Optiker des Dorfs ist ein enger Freund Selmas und ersetzt Luise den Großvater, welcher schon vor Luises Geburt gestorben ist. Luises bester Freund ist der zehnjährige Martin. "[...] dann nahm Martin meinen Kopf und drückte mein Gesicht an seinen Hals. >>Schau nicht hin<<, sagte er. [...] Ich beschloss, Martin später zu heiraten, weil ich fand, der Richtige sei der, der einem das Hinsehen erspart, wenn die Welt ihren Lauf nimmt." (S.39) Der Aufhäger des ersten Teils ist der, dass Selma von einem Okapi geträumt hat. Immer wenn das passiert, stirbt kurz darauf jemand im Dorf. Ich werde an dieser Stelle mal nicht verraten, wen es trifft... Tatsächlich stirbt in jedem der drei Roman-Teile eine Person im Dorf.
    Im zweiten Teil ist Luise zweiundzwanzig Jahre alt und trifft Frederik. Frederik ist eigentlich aus Hessen, lebt aber als buddhistischer Mönch in Japan. Luise ahnt schon bei der ersten Begegnung, dass Frederik "das ganze großflächige Leben in einer einzigen Bewegung umdrehen" wird. (S.96) Sie telefonieren und schreiben sich Briefe und es beginnt eine Zeit des Hoffens und Bangens. Das ganze Dorf verfolgt die Annäherungen der beiden mit Spannung. Im dritten Teil ist Luise zweiunddreißig Jahre alt. Die Geschichte verdichtet sich zum großen Finale, durch Rückblenden erfahren wir mehr über Selma und schließlich kommt auch Frederik wieder ins Dorf.

    Ich fand das Buch an vielen Stellen sehr witzig. Das Setting des kleinen Dorfes und seiner Bewohner hat etwas von einer Komödie. Die meisten Figuren sind wenig komplex und durch eine einzige, prägende Eigenschaft beschrieben, zum Beispiel gibt es die stets mit sich selbst beschäftigten, nie verfügbaren Eltern Luises, die fürsorgliche Selma, den belesenen Optiker, die abergläubische Elsbeth, die traurige Marlies und so weiter. Interessant sind auch die übernatürlichen Elemente wie zum Beispiel Selmas Träume vom Okapi und der scheinbar unsterbliche Hund Alaska. Ich denke, was die zahlreichen Verweise auf das Sehen angeht, hat das Buch auch noch eine höhere Deutungsebene, die mir teilweise entgeht. Potenzial für Diskussionen mit Mitlesern wäre also auch da. Alles in allem ist "Was man von hier aus sehen kann" eine interessante und witzige Lektüre gewesen.

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  1. Wie naive Kunst: Herzig.

    Endlich hab ich es auch gelesen und es hat mir einige sehr nette Stunden beschert.

    Es gibt Romane, die (von mir) immer mehr Punkte oder Sterne bekommen, je länger ich nach dem Lesen über sie nachdenke, weil sie nachwirken und es gibt Romane, die immer weniger Punkte oder Sterne (von mir) bekommen, je länger ich über sie nachdenke. Darum wird es Zeit, dass ich meine Rezension für „Was man von hier aus sehen kann“ schreibe, bevor es Tag wird und die Sterne am Himmel völlig verblassen.

    Was mich sofort „gezogen“ hat oder hübscher gesagt für das Buch eingenommen hat, ist die wunderbare Art der Autorin zu erzählen.

    Dass „Was man von hier aus sehen kann“ kein Roman ist, dessen Inhalt man Eins zu Eins auf der Realitätswage wiegen kann, ist von Anfang an klar. Muss ja nicht. Also klopfen wir nichts auf Wahrscheinlichkeit ab. So ein Buch ist das nicht.

    In der naiv wirkenden Erzählweise der nicht weniger naiv wirkenden Icherzählerin Luise verbirgt sich trotzdem oder auch gerade manche Lebensweisheit und sehr viel feiner Humor.

    Als Luise eines Tages von jemandem eröffnet wird: „Ich muss dir etwas sagen!“ lässt die Autorin Luises Alarmglocken wie folgt schrillen:

    „Ich dachte daran, was in Selmas Vorabendserien mit dem Satz "Ich muss euch was sagen" eingeleitet wurde. Wir sind bankrott, ich verlasse dich, Matthew ist nicht dein Sohn. William ist klinisch tot. Wir stellen jetzt die Maschinen ab.“

    Das ist Humor vom Feinsten und gut beobachtetes Alltagsleben.

    Um was geht es eigentlich? Grob gesagt um das Dorfleben im Westerwald. Wie die Menschen dort miteinander umgehen. Nur passt der Ton irgendwie nicht zum Westerwald. Ich meinte mich die ganze Zeit nach Brasilien versetzt zu sehen. Das Buch erinnerte mich vom Flair her an „Blumentochter“ von Vanessa da Mata. Aber Westerwald? Niemals. Dort ist der Menschenschlag viel schwerer, ebenerdiger.

    Der Humor hat mir sehr gefallen und die Schreibweise rührt mich an. Nur dass halt Hübsches, wenn es zu oft wiederholt und präsentiert wird, dann weniger hübsch wird. Wiederholungen nutzen ab.

    Im Prinzip konnte ich alle Wahrscheinlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten akzeptieren, den Schluß fand ich jedoch zu schwach für den Roman, weil die Autorin, um nicht in die Falle des Süßlichen zu tappen, ein halbherziges HappyEnd fabrizierte. Obwohl ein HappyEnd ja gut gepaßt hätte. Zu dieser Art des Erzählens. Es ist eben ein herziges Buch.

    Fazit: Herziges Buch, das Spaß macht, aber halt nicht hängen bleibt. Eigentlich wie Naive Kunst: Nett anzuschauen, bleibt aber nicht auf der Netzhaut bei Licht aus.

    Kategorie: Gute Unterhaltung.
    Verlag, Dumont 2017

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  1. Das gefürchtete Okapi

    Es gibt Zeiten, da erfährt das ganze Dorf im Westerwald, das Selma mal wieder von einem Okapi geträumt hat. Danach herrscht unbändige Unruhe im Dorf und auch in der nächsten Gegend. Denn, wenn Selma ein Okapi sieht, dann stirbt jemand. Das war schon immer so und wird auch weiterhin so bleiben. Wen es trifft, das erfährt man in etwa den nächsten 48 Stunden. Da hilft auch kein tricksen oder wegrennen.

    Aber dieses Dorf wäre nichts besonderes, wenn die Bewohner dort nicht immer irgendwie zusammen agieren. Jeder hängt mit jedem zusammen und wenn da einer aus einem anderen Teil von Deutschland kommt und nach Japan geht hängt er auch mittendrin. Er kann noch so weit weg sein, wie der der Sohn von Selma z.B., der die Welt hereinlassen will in sein Leben und selten da ist oder der Mönch Frederik, der vom Dach eines Klosters in Japan lebt.

    Es sind alles liebenswerte Personen, die die Autorin erschaffen hat. Selmas
    Enkelin, die einen Mönch liebt, der Optiker, der Louises Großmutter liebt, es
    ihr aber nie gesagt hat und sich auch jetzt nicht traut. Louises Vater ist auf
    Dauer-Reise und ihre Mutter liebt den italienischen Eisverkäufer. Da gibt es
    Martin, den Kinderfreund von Louise und sein Vater Palm, der dem Alkohol
    verfallen ist. Louise ist mehr ihrer Großmutter und ihrem besten Freund dem
    Optiker zugetan, denn die haben sich mehr um sie gekümmert, als ihre
    Eltern.

    Dieses Buch beinhaltet so viele Lebensweisheiten und auch übersinnliche
    Begebenheiten. Man möchte mehr davon haben. Es macht viel Freude es zu
    lesen. Allerdings fiel es mir schwer, die Dorfgemeinschaft altern zu sehen.
    Es ist zwar der Lauf der Dinge, aber irgendwie waren sie für mich alterslos.
    Wie im wahren Leben gehen sie dann doch davon und das Buch endet leider.

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Aufruhr in mittleren Jahren: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Aufruhr in mittleren Jahren: Roman' von Nina Lykke
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Aufruhr in mittleren Jahren: Roman"

Ingrid und Jan sind seit 25 Jahren verheiratet und führen in Oslo, Norwegen, ein Leben in Wohlstand. Doch Ingrid kann nicht mehr - sie sieht alles schwarz. Die freudlose Ehe frustriert sie, das Engagement am Arbeitsplatz ist nur geheuchelt, und von den halbwüchsigen Söhnen ist kein Trost zu erwarten. Während Ingrid eine Therapie beginnt, schlittert Jan in eine Affäre mit seiner jungen Kollegin Hanne. Das dauert ein Jahr, dann zwingt Hanne den zaudernden Jan, Ingrid zu verlassen. Diese reagiert gelassen, zieht kurzerhand mit einer Matratze in ihr Auto und fühlt zum ersten Mal seit langem eine tiefe Zufriedenheit. Mitreißend und voll schwarzem Humor erzählt Nina Lykke vom Drama einer Familie - mit fast versöhnlichem Ausgang.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
EAN:9783312010608
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Rezensionen zu "Aufruhr in mittleren Jahren: Roman"

  1. Glück kommt, Glück geht

    Ein eingefahrenes Paar Anfang 50 und eine junge Frau mit einsetzender Torschlusspanik sind die Protagonisten im Debütroman der 1965 geborenen Norwegerin Nina Lykke. Stünde das gestickte Haus auf dem ins Auge fallenden Cover nicht in Flammen, man könnte an eine Idylle denken – so idyllisch, wie das Leben der 50-jährigen Ingrid auf den ersten Blick: Studienrätin mit attraktivem Arbeitsplatz, gutverdienender Ehemann, zwei erwachsene Söhne ohne offensichtliche Probleme, bürgerliche Existenz, schönes Haus in einem Osloer Vorort, Mitgliedschaft im Lesekreis. Nichtsdestotrotz steht Ingrid vor dem Burnout. Zuhause ist sie nicht mehr als die Putzfrau ihrer verwöhnten Söhne, die sich im Hotel Mama bequem eingenistet haben, ihre Ehe ist bis ins Detail durchorganisiert und vorhersehbar, ihr Einfühlungsvermögen und Mitleid für Schüler und Kollegen aufgebraucht, Müdigkeit und Wut haben Besitz von ihr ergriffen und jeder Tag fühlt sich wie ein Hindernislauf an:

    "Nichts in ihrem Leben war mehr eine Frage der Lust, dennoch tat sie, was verlangt wurde, weil es zu unangenehm wäre, es zu unterlassen. [...] Man beißt die Zähne zusammen. Schläft regelmäßig mit seinem Mann, hält sich und seine Umgebung in Ordnung, geht zu Konferenzen und Terminen, spricht freundlich mit seinen Kindern, benimmt sich anständig, pinkelt nicht in die Hose und schlägt nicht leck."

    Die Bombe explodiert
    Für Ingrid, die ihr Leben lang mit Katastrophen gerechnet hat, kommt der große Schlag völlig überraschend: Ihr Mann Jan, gerade erst zum Referatsleiter im Ministerium befördert, beichtet ein 18 Monate währendes Verhältnis mit einer seiner Referentinnen und verlangt eine Auszeit. Entscheiden zwischen der Bequemlichkeit seiner Ehe, in der er nie unzufrieden war, und dem Reiz des Neuen mag er sich nicht sofort, manchmal sehnt er sogar eine plötzliche Erkrankung herbei, die ihm die Entscheidung abnimmt und ihn zurück an den heimischen Herd katapultiert. Bei der leicht neurotischen 35-jährige Hanne mit der immer lauter tickenden biologischen Uhr, die in den letzten Jahren neunmal ihre Wohnung und wesentlich öfter ihre Partner gewechselt hat, fühlt er sich wieder jung und potent. Er weiß, dass sie ihn auf Haus und Kind festnageln wird, doch als sie ihm die Pistole auf die Brust setzt, zieht er trotz Bedenken bei ihr ein:

    "Seine Gier kannte keine Grenzen, er wollte haben, was er sich wünschte, ohne dafür zu bezahlen. Er wollte schlicht und einfach alles haben."

    Eine bissige Ehe- und Gesellschaftssatire
    Auch wenn die Ausgangslage in diesem Roman keineswegs neu ist, die Erzählweise, die messerscharfe Beobachtungsgabe und die bissige Ironie Nina Lykkes haben diesen intelligenten Roman zu einer äußerst vergnüglichen, spannenden Lektüre für mich gemacht. Die Handlung wird in zehn Kapitel nicht streng chronologisch, dafür abwechselnd aus der recht unterschiedlichen Sicht der drei Protagonisten erzählt - mit großem Unterhaltungswert. Obwohl die Figuren nie bloßgestellt werden, machte die Schadenfreude für mich einen nicht unerheblichen Teil des Lesevergnügens aus.

    Wie so viele wunderbare Bücher habe ich auch "Aufruhr in mittleren Jahren" beim großartigen Gastlandauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse 2019 entdeckt.

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Wir von der anderen Seite: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Wir von der anderen Seite: Roman' von Anika Decker
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Wir von der anderen Seite: Roman"

Roman
Gebundenes Buch
"Anika Decker hat den Durchblick! Beinhart komisch, liebevoll bissig, zum Heulen melancholisch erzählt sie mit großer Liebe über dieses merkwürdige und unberechenbare Wesen: den Menschen." Iris Berben

"Zum ersten Mal sehe ich mich im komplett im Spiegel. Ich bin dünn und bucklig, meine Muskeln sind verschwunden, meine Haut ist gelb von der angeschlagenen Leber. Irgendjemandem sehe ich ähnlich. Wem denn nur? Dann fällt es mir ein: Ich sehe aus wie Mr. Burns von den Simpsons! Immerhin noch Körbchengröße C. Ihr seid die echten Survivor!"

Als Rahel Wald aus einem heftigen Fiebertraum erwacht, versteht sie erst mal gar nichts. Wo ist sie, warum ist es so laut hier, was sind das für Schläuche überall. Nach und nach beginnt sie zu verstehen: Sie ist im Krankenhaus, sie lag im Koma. Doch richtig krank sein, hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt: feierlicher, ja, heiliger. Als Komödienautorin kennt sich Rahel durchaus mit schrägen Figuren und absurden Situationen aus, aber so eineReise von der anderen Seite zurück ins Leben ist dann doch noch mal eine eigene Nummer. Vor allem, wenn der Medikamentenentzug Albträume und winkende Eichhörnchen hervorruft. Zum Glück kann sie sich auf die bedingungslose Unterstützung ihrer verrückten Familie verlassen, die immer für sie da ist. Und noch etwas wird Rahel immer klarer: Ihr Leben ist viel zu kostbar, um es nach fremden Erwartungen auszurichten. Von jetzt an nimmt sie es selbst in die Hand.

"Wäre ich ein Mensch, hätte ich beim Lesen mehrfach geweint. Ein großartiges Buch. Berührend und lustig, albern und unendlich traurig." Sibylle Berg

"Was war das für eine Freude, Dein Buch zu lesen - ich habe laut gelacht und ins Papier geweint." Katja Riemann

"Das ist die Chronologie von zwei Kämpfen. Der Kampf um das Überleben und der Kampf um die eigene Unabhängigkeit. Hart und mutig und traurig und schön." Helene Hegemann

"Voller Kraft...

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
EAN:9783550200373
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Rezensionen zu "Wir von der anderen Seite: Roman"

  1. Vom Aufwachen aus dem Koma.

    Kurzmeinung: Berührend am Anfang.

    Ein vielversprechender Beginn. Am Anfang flasht mich dieser Roman regelrecht. Denn Rahel, die Protagonistin und Ich-Erzählerin liegt im Krankenhaus, gerade aus dem Koma erwacht und weiß nicht, was los ist.

    Wie weder Eltern noch Bruder, Verlobter noch Freunde am Krankenbett von Rahel mit der Sprache herauswollen, nämlich dass es Spitz auf Knopf steht und keineswegs verlässlich zugesagt werden kann, dass Rahel überleben wird, und wie Rahel völlig orientierungslos aufwacht, das geht unter die Haut.

    Im folgenden wird Rahels Kampf zurück ins Leben beschrieben. Was war wirklich mit ihrer Beziehung los und warum liegt sie überhaupt hier, diese Romanteile waren nicht mehr ganz so hinreißend, immer noch eindrücklich und gut, aber sie hatten nichts mehr mit dem Titel zu tun. Rahel trifft sich nämlich keineswegs mit anderen Komapatienten, anderen Überlebenden, welches „wir“ ist also gemeint? Und über den Tod oder das Sterben denkt sie auch nicht nach. Erstaunlich eigentlich.

    Anika Deckers ist im Mediengeschäft keine Unbekannte. Sie schrieb das Drehbuch zu dem Film Keinohrhasen (don‘t like) und andere Skripte, „Wir von der anderen Seite“ ist ihr erster Roman und dürfte sich perfekt für eine Verfilmung eignen. Mir fehlte nach dem fulminaten Start die Auseinandersetzung mit innerer Welt und Tod; sobald die Protagonistin „nur noch“ Beziehungsarbeit leistet, verliert sie mich.

    Fazit: Es wäre interessant gewesen, zu erfahren wie diese Nahtoderfahrung Rahels ganzes weiteres Leben beeinflusste. Leider bekommen wir nur eine "ZurückinsLeben"-Kampfgeschichte. Auch nett, klar, aber es wäre ein ganz großer Roman drin gewesen, wenn man den Bogen weiter gespannt hätte. Chance vertan.

    Kategorie: Gute Unterhaltung 4 Sterne. Belletristik: nur 3 Sterne. Rauf oder Runter?
    Ullstein, 2019

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  1. Gefiel mir gut

    Rahel erwacht im Krankenhaus aus dem Koma. Sie kann sich fast nicht mehr an die Zeit vor dem Koma erinnern. Doch sie will wieder ins Leben zurückfinden und verlangt sich und ihrem von einer Infektion und dem Koma geschwächten Körper alles ab. Aber sie ist nicht alleine, denn ihre verrückte Familie steht ihr bei.

    Auf diesen Roman war ich sehr gespannt, denn neben dem ernsten Thema versprach er auch eine gewisse Portion Humor. Und er hat mir letztlich sehr gut gefallen.
    Der Schreibstil ließ sich sehr gut lesen und ich hatte das Buch zügig durch. Es gab auch keine Längen, sondern eine durchgehend flüssige Story. Die gesamte Geschichte wurde sehr gefühlvoll erzählt und weckte viele Emotionen bei mir.
    Die Charaktere haben mir alle sehr gut gefallen. Sie wurden gut und detailreich beschrieben, passten prima in die Geschichte und ich hatte sie bildhaft vor Augen. Rahel war eine starke Person, die mutig für sich selbst kämpfte. Das mochte ich sehr an ihr. Ihre Gedanken und Gefühle wurden sehr gut dargestellt und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen.
    Die authentische Geschichte wurde trotz der Ernsthaftigkeit mit einer tollen Prise Humor erzählt, so dass ich lachen und weinen konnte. Ich konnte mich ganz in die Geschichte fallen lassen.

    Eine emotionale und humorvolle Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Liebe Mrs. Bird

Buchseite und Rezensionen zu 'Liebe Mrs. Bird' von AJ Pearce
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Liebe Mrs. Bird"

Kindler, München, 1989. 439 S. mit zahlreichen Tafeln, 24 cm, Halbleineneinband mit Schutzumschlag - neuwertig / ungelesen -

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
EAN:9783463400976
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Rezensionen zu "Liebe Mrs. Bird"

  1. 4
    27. Sep 2019 

    Kriegsreporterin

    London leidet im Jahr 1940 sehr unter den Luftangriffen der Nazis. Doch die Bevölkerung trotzt der Gefahr. Die Freundinnen Emmeline und Marigold (Emmy und Bunty) helfen tatkräftig, um die Kriegsfolgen zu lindern. Emmys großer Traum ist es, Kriegsreporterin zu werden. Als sie eine Stellenanzeige eines renommierten Verlagshauses sieht, bewirbt sie sich sofort und bekommt die Stelle. Erst als mit der Arbeit beginnt, merkt Emmy, dass sie Hilfskraft für die Seite mit den guten Ratschlägen (Dear Mrs. Bird) einer Frauenzeitschrift geworden ist. Nun, daraus muss man eben das Beste machen. Und die Frauen, die mit ihren Sorgen und Nöten an die Zeitschrift schreiben, verdienen eine mitfühlende Antwort.

    Mrs. Bird findet allerdings die meisten Themen inakzeptabel und so ist es Emmy, die ohne Erlaubnis beginnt, einige Briefe zu beantworten. Emmy und Bunty sind junge Frauen, die in einer schlimmen Zeit versuchen, nicht den Mut zu verlieren. Manchmal ignorieren sie die Bombardierungen einfach. Es wird sie schon nicht treffen. Meist jedoch helfen sie zum Beispiel als Telefonistinnen bei der Feuerwehr. Die Freundinnen sind verlobt. Buntys Bill ist Feuerwehrmann und Emmy Edmund ist Soldat. Trotz der vielen Gefahren, die drohen können, sind die beiden Freundinnen weitgehend glücklich. Einen ersten Wermutstropfen gibt es als Edmund mit einer anderen durchbrennt.

    Nicht aufgeben, das Beste draus machen, das beschreibt so in etwa die Stimmung in diesem Roman. Auch in übelsten Zeiten gibt es Momente, in denen ein wenig Glück zu erhaschen ist. Frauen wie Emmy und Bunty scheinen so vielen Rückhalt zu geben. Eigentlich werden sie viel zu selbstverständlich genommen. Nur selten erhalten sie Lob und doch machen sie weiter. Und auch sie sind vor Schicksalsschlägen nicht gefeit. Auch wenn die Kämpfer für die Freiheit im Feld einen wichtigen Beitrag leisten, so sollen doch die im Hintergrund wirken und mitunter eben dieses Rückgrat bilden nicht vergessen werden. Und ihnen gilt dieser Roman mit zwei ganz tapferen Heldinnen, die im Gedächtnis bleiben. Mit leichter Hand wird hier ein ernstes Thema intelligent dargebracht.

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Cherubino: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Cherubino: Roman' von Andrea Grill
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cherubino: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783552059498
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Rezensionen zu "Cherubino: Roman"

  1. Bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe…

    Ich möchte zunächst dem Klappentext ein wenig widersprechen: Iris ist nicht nur schnell verliebt in den kleinen Astronauten in ihrem Bauch, singt ihm umgedichtete Kinderlieder vor und nimmt die Schwangerschaft enthusiastisch an, sondern sie erzählt den potentiellen Vätern durchaus davon. Dabei verkündet sie beiden, das Kind sei ihres – im vollen Bewusstsein, das sie nur den einen liebt, der andere aber der bessere Vater sein wird.

    Das Ensemble:

    Sergio ist Sänger und kreativer Gefühlsmensch. Er freut sich unbändig darüber, dass er Vater werden soll, hat große Pläne für eine gemeinsame Zukunft als kleine Familie und liebt Iris abgöttisch.

    Ludwig dagegen ist karriereorientierter Kopfmensch – und verheiratet. Er hat weder ein echtes Interesse an Iris‘ Kind noch die Absicht, seine Frau jemals für sie zu verlassen.

    Dennoch ist es, wie könnte es anders sein, Ludwig, von dem Iris besessen ist. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute kreisen ihre Gedanken um ihn.

    „Ihre Verbindung würde immer Wunsch bleiben, die Unerfüllbarkeit war die Voraussetzung, von Anfang an.“

    Eine Ménage à trois mit ungleichen Bedingungen:
    Ludwig weiß von Sergio, aber Sergio nicht von Ludwig. Eine ungeheure Respektlosigkeit, von der Sergio nichts ahnt.

    Iris mag Sergio zwar, liebt ihn vielleicht sogar sotto voce, aber im Grunde benutzt sie ihn nur, um sich in Ludwigs Abwesenheit nicht einsam zu fühlen. In der Rolle des Vaters für ihr Kuckuckskind gefällt er ihr – jedoch mehr aus Kalkül denn aus Liebe. Den Gedanken, er könne tatsächlich der Vater sein, lässt sie gar nicht zu.

    Was sie unter dem Herzen trägt, muss einfach ein Teil von Ludwig sein – das will sie glauben, fortefortissimo.

    Es fiel mir schwer, in Iris die zielstrebige, selbstbewusste und souverän handelnde Frau zu sehen, die der Klappentext verspricht.

    Zu sehr werden ihre Launen, ihre Ängste, ihre Träume und ihre Pläne bestimmt von ihrer Abhängigkeit zu Ludwig.

    Eine gewisse Emanzipation erfährt sie durch ihr Kind: Iris blüht auf im Verlauf ihrer Schwangerschaft, ihre Stimme ist ausdrucksstärker denn je. Sie findet geschickte Ausreden, um die Schwangerschaft so lange wie möglich zu verstecken und alles zu vermeiden, was diese gefährden könnte. Gleichzeitig umgeht sie Schutzgesetze, die ihr das Auftreten verbieten könnten.

    Sie will beides: Kind und Karriere.

    Hochschwanger schlüpft sie in die Rolle des Cherubino, des verliebten Jünglings – mit verstecktem Babybauch. Das ist so absurd, dass man als Leser nicht erwartet, es könne wirklich gut ausgehen. Doch Iris geht jedes Risiko ein, mit Bravado. Ob sich das auszahlt oder rächt, lasse ich hier offen.

    Dennoch: Iris löst sich nie ganz aus den alten Strukturen.

    Ihre persönliche kleine Welt wird von Männern bestimmt. Frauen gibt es nur am Rande, und so richtig zugehörig fühlt sie sich anscheinend nie in Domänen, die sie als typisch weibliche empfindet. Dazu passt, dass sie als Sängerin oft männliche Rollen verkörpern muss.

    Überhaupt liest sich die Geschichte fast wie das Libretto einer klassischen Opera buffa.

    Da ist alles dabei: Liebe, Verkleidungen und Täuschungen, Verwechslungen und drohende Katastrophen, doch alles immer mit der Hoffnung auf ein Finale, in dem die Sympathieträger siegen. Das ist durchaus originell und einfallsreich, verlor für mich jedoch dadurch sehr an Wirkung, dass Iris über lange Passagen allzu fixiert auf Ludwig ist.

    Die Charaktere lesen sich oft mehr wie Rollen denn wie echte, authentische Menschen.

    Sie entwickeln sich meines Erachtens nur in begrenztem Rahmen. Ihnen fehlt eine gewisse Dreidimensionalität, eine grundlegende Lebendigkeit – ihre Eigenschaften werden beschrieben, indes nicht ausreichend in Aktion gezeigt. Besonders Iris vermittelt nicht annähernd die rohen Emotionen, die man von einer Frau in ihrer Ausnahmesituation erwarten würde.

    Die Stimmung kippt immer dann, wenn Iris sich auf ihre nächste große Rolle vorbereitet:

    Die Hauptrolle in der tragischen Oper „Sophie’s Choice“, die den Holocaust thematisiert.

    Sophie ist eine Mutter, die wählen muss zwischen ihren beiden Kindern – wer soll leben, wer soll sterben? Ich fand sehr interessant, wie dieser Teil der Geschichte die Handlung aufbricht und ganz neue Aspekte eröffnet. Hier bestünde die Möglichkeit, die Charaktere aus ihren starren Rollen zu lösen, eine Chance auf echte Entwicklung und mehr Tiefgang.

    In meinen Augen werden die neuen Impulse jedoch nur unzureichend hinterfragt und behandelt.

    Für Iris als werdende Mutter wird die Beschäftigung mit dieser Rolle unerträglich, daher bricht sie stets ab, wenn sie in ihrer Recherche mehr in die Tiefe gehen müsste.

    Auch das Ende des Romans liest sich in Folge wie ein übereilter Vorhang: plötzlich Finale.
    Nicht alles wird erklärt, nicht alles wird begründet. Man fragt sich, ob Iris jetzt doch eine Entscheidung getroffen hat zwischen Kind und Karriere – und falls ja, wie selbstbestimmt dies wirklich war. Kann Iris wirklich eine Entscheidung treffen, die nicht aus einer Art von Zwang entsteht?

    Sie wird im Verlauf der Handlung so bestimmt von den Männern in ihrem Leben, das man das bezweifeln mag.

    Noch ein paar Worte zum Schreibstil:
    Der liest sich manchmal nüchtern, dann wieder verspielt, dann eindringlich und ganz nah dran an Iris‘ Gedankenwelt, jedoch immer einfach und flüssig zu lesen. So ganz überbrückt er die Distanz zwischen Leser und Geschichte meiner Meinung nach allerdings nicht.

    Fazit

    Iris ist eine 39-jährige Opernsängerin, die kurz vorm Durchbruch steht. Als sie feststellt, das sie schwanger ist, muss sie abwägen: Kind oder Karriere? Lässt sich beides verbinden? Sie verschweigt ihre Schwangerschaft, versteckt den zunehmenden Babybauch, macht einfach weiter. Doch der Geburtstermin überschneidet sich mit dem Beginn der Salzburger Festspiele… Dazu kommt, dass sie nicht mit Sicherheit weiß, welcher der beiden Männer in ihrem Leben der Vater ist. Ludwig oder Sergio? Sie will die Liebe des einen – der ist jedoch chronisch verheiratet –, und die Sicherheit des anderen.

    Die Geschichte ist durchaus interessant und liest sich auch flüssig und unterhaltsam, über lange Passagen wie die Handlung einer Oper. Letztlich dreht sich für mich aber alles zu sehr um die halberfüllte Liebe Iris‘ zu Ludwig, obwohl die Geschichte Stoff für viele interessante Fragen bietet.

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  1. 4
    14. Sep 2019 

    Im Überschwang

    Die Opernsängerin Iris Schiffer ist glücklich. Sie hat ein Engagement an der New Yorker Met und die Salzburger Festspiele winken. Ihre etwas unerwartete Schwangerschaft soll da kein Hindernis sein. Iris ist selbstständig und da gibt es keinen Mutterschutz, aber sie hat gehört, dass Schwangere keine Aufträge mehr bekommen. Was also tun? Am besten Nichts. Zunächst mal lebt Iris so weiter als habe sich nichts verändert. Weder ihren Auftraggebern noch den beiden möglichen Vätern oder der Familie sagt Iris etwas. Sie macht das mit ihrer Schwangerschaft erstmal mit sich selbst ab. Ewig wird sich ihr Zustand zwangsläufig nicht verbergen lassen.

    Nicht so einfach, für neue Rollen zu lernen und gleichzeitig an das werdende Kind zu denken. Sind die vielen Reisen etwa nicht gut für den kleinen Wurm? Wird sie überhaupt weiter singen können? Momentan ist die Stimme der 39jährigen so gut wie noch nie, sie kann nicht sicher sein, dass das so bleibt. Und wird sie Schwangerschaftsbeschwerden haben und was wird die Familie sagen? Und immer wieder die Inszenierungen, an denen Iris unbedingt teilnehmen will. Angebote sind halt auch Chancen, die nicht verpasst werden dürfen, Chancen, die man nur einmal bekommt.

    Viel erfährt man über das Innenleben der singenden Schwangeren oder der schwangeren Sängerin. Der Wille, die Karriere nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Sorge, mit dem Kind könnte etwas sein. Der Wunsch nach einem sorgenden Vater. Die Begründung für die Geheimhaltung. Man taucht ein in das Seelenleben der Iris Schiffer, es mäandert zwischen den Polen der Karriere und der voranschreitenden Schwangerschaft. Die Idee der Autorin, dies einfach mal zu thematisieren, ist ausgesprochen ansprechend. Sie ist eine moderne Frau, die selbst entscheidet. Und vieles, was sie sich vorgenommen hat, schafft sie auch. Obwohl sie sich auf ihre Männer stützt, wenn es möglich ist oder sie es für nötig hält, bleiben diese doch eher blass. Es ist Iris, die Sängerin, die sich in ihre Rollen hineinsingt und summt, die ebenso Eindruck hinterlässt wie Iris, die Schwangere, die ihr werdendes Kind umsorgt. Ein ungewöhnliches Thema, dass gelungen aufbereitet und gefühlvoll serviert wird.

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