Kindermund (insel taschenbuch)

Jahrelang hat Camille Kouchner geschwiegen, ihrem Bruder zuliebe und auch der Familie zuliebe. Aber nun macht sie die Geschichte ihres Zwillingsbruders Victor und damit auch ihre Geschichte öffentlich, denn seit Jahren leidet sie. Sie fühlt sich einerseits schuldig, weil sie geschwiegen hat, und schämt sich gleichzeitig.
Sie wächst in einer Familie auf, in der das Credo ist: „Es ist verboten zu verbieten…“ Ihre freiheitsliebende Mutter und ihr charismatischer Stiefvater sammeln Menschen - "La familia grande" - um sich und leben im Sommer in Sanary ein ungezwungenes und sehr freizügiges Leben. Den Kindern werden keine Grenzen auferlegt, es grenzt schon fast an Verwahrlosung. Doch dann erfährt die zwölfjährige Camille, dass ihr Stiefvater sich an ihrem Zwillingsbruder vergeht. Ihr Bruder beschwört sie, keinem etwas zu sagen, denn er ist sich sicher: „Du wirst sehen, sie werden mir zwar glauben. Aber es wird ihnen vollkommen egal sein.“ Er soll recht behalten.
Dies ist ein Roman, der unter die Haut geht, umso mehr, weil man weiß, dass die Autorin alles miterlebt hat. Jahrelang hat sie gelitten und sich an ihr Versprechen gehalten, doch irgendwann wurde das Leiden übermächtig.
Es ist erschreckend mitzuerleben, was geschehen ist und wie weggesehen und das, was passiert ist, bagatellisiert wurde.
Verhängnisvoll, abgründig, schwer zu ertragen, aber lesenswert.
Ehrlich gesagt kann ich gar nicht mehr genau sagen wann und wo ich über Riccardo seine Medienpräsenz gestolpert bin. Wahrscheinlich war es ein Bericht im TV, denn erst danach habe ich aktiv nach ihm gesucht und folge ihm seitdem auf Instagram.
Mit großer Begeisterung verfolge ich seine Insta Storys, da sie einem auch den schlechtesten Tag nicht mehr ganz so grau sehen lassen und genau deswegen wollte ich auch sein Buch lesen.
Richtig klasse finde ich die optische Gestaltung, die vielen tollen Fotos und dass die Buchseiten dick und hochwertig sind. Das Buch eignet sich hervorragend immer mal wieder drin zu blättern, sich einfach mal nur die Fotos anzuschauen oder auch mal das ganze Buch zu lesen. Man kann immer wieder eintauchen, egal wie viel Pause zwischen dem Lesen liegt.
Ich fühlte mich dem Autor durch das Lesen nur noch näher und er ist mir jetzt noch mehr ans Herz gewachsen. Es ist einfach toll, dass er seine Gedanken, Gefühle und Erfahrungen mit uns teilt und zeigt, dass das Leben nicht immer schön und leicht ist. Zudem zeigt er wie das Leben eines "Stars" hinter den Kulissen aussieht und dass eben nicht alles toll und perfekt ist.
Auch gut fand ich die "Leitsätze" und Anregungen wie man mit manchen Situationen umgehen soll und dass von Riccardo eben nicht nur kommt "Liebe dich selbst.", was ja schon sehr abgedroschen ist.
Bedrückt hat mich ehrlich gesagt nur zu lesen, dass Riccardo in der heutigen Zeit immer noch angefeindet wird für seine sexuelle Orientierung und für das was er tut. In meinen Augen sollte jeder das machen dürfen was ihn glücklich macht. Ich liebe seine besonderen Outfits und bei seinen tollen Haaren wird glaube ich jede Frau leicht neidisch.
Fazit: Ein Buch nicht nur für Fans. Jeder, der etwas für besondere Menschen übrig hat, der sollte einfach mal zu diesem Buch greifen.
"Lange Zeit wollte ich nicht hinschauen. Zu groß war meine Angst vor dem Schmerz. Mein Vater, den ich so sehr liebte, sollte mich missbraucht haben?"
Ilse-Ruth genannte Ille, wird 1954 als letztes Kind der Familie Karl und Ruth Strauch geboren. Mit ihren Geschwistern Peter und Bärbel hat sie nur wenig Kontakt, da sie recht früh das Elternhaus verlassen. Nur Bruder Diethelm ist ihre engster Vertrauter in der Kindheit. Doch als auch er das Elternhaus verlässt, ist Ille immer noch recht jung und geht zur Schule. Immer mehr bekommt sie in dieser Schwierigkeiten und auch mit Freundschaften will es nicht klappen. Irgendwie legt sich wie eine Art Schatten oder Schwere über Ille, ist es das strenge, christliche Elternhaus oder doch was ganz anderes? Auch in Sachen Liebe bekommt sie immer wieder Probleme. Nach der Schule beginnt sie eine Lehre als Krankenschwester und auch dort kommen ihre Ängste, Selbstzweifel und regelrechte Panikattacken wieder. Später lernt sie dann ihren Mann und Pastor Siegfried Ochs kennen und sie heiraten, doch auch diese Ehe wird durch Illes Verhalten belastet. Mit den Jahren probiert sie einiges an verschiedenen Tätigkeiten und Seminaren aus. Ihre Träume und düsteren Ahnungen verdichten sich jedoch immer mehr, bis sie eines Tages in ihr Innerstes blicken kann und erkennen muss das ihr Vater sie missbraucht hat. Von da an beginnt für sie der Prozess der Aufarbeitung, Befreiung, Vergebung und Heilung.
Meine Meinung:
Die Vorgeschichte von der Autorin war zwar recht lang, bis es zur eigentlichen Offenbarung des Missbrauchs kam, aber ich denke, das war der Autorin auch nicht wichtig. Für sie ist es wichtig das Opfer durch dieses Buch ihre Problematik erkennen und lernen wie sie aus diesem Teufelskreis wieder herauskommen. Dies ist auch im Großen ganzen recht verständlich zu entnehmen. Ich fand das Buch sehr interessant, aber es entsetzte mich auch, das selbst solche Dinge bei Christen vorkommen. Ein aufmunterndes Buch das den Betroffenen, aber auch anderen Lesern die Augen öffnen soll, nicht wegzuschauen. Den auch nach fast über 40 Jahren gibt es noch Möglichkeiten, einen Missbrauch zu entdecken und zu behandeln, man muss es nur wollen. Das Cover, wirkt recht unheimlich und geheimnisvoll und lässt einen schon das Thema des Buches erahnen. Für mich daher 4 von 5 Sterne für diese Lebensgeschichte.
Die Befreiung des verbannten Kindes
Hier bekommt der geneigte Leser einen allumfassenden Überblick über das Thema Traumata und die dazugehörigen Therapien.
Zu Beginn – finde ich – muss man ein wenig durchhalten; sehr viele Erläuterungen und Erklärungen machen diesen Teil ein wenig langatmig und hier kann man selber für sich wenig mitnehmen.
Toll sind die Erklärungen trotzdem. Leicht verständlich und sehr empathisch beschrieben. Und praxisnah.
Was mich ehrlich gesagt erstaunt hat, ist die Tatsache, das selbst Vollprofis in Sachen Psychotherapie, wie eben der Autor, nicht genau wissen, wie alles genau zusammenhängt und man den behandlungsbedürftigen Menschen nur vor die Stirn schauen kann. Und nicht direkt in die Seele.
Insgesamt fand ich dieses Buch sehr ausführlich und umfassend und sowohl für Laien als auch für Fachpersonal geeignet. Ich konnte selbst einiges mitnehmen aus diesem Buch , vor allem die persönlichen Patientenberichte haben mich sehr berührt. Alles in allem war es für mich ein Hauch zu viel an Kriegsveteranen, wobei dies ein großes Thema des Autors ist, und von daher verständlich, dass er so viel darüber schreibt.
Einige Berichte haben mich sowohl getriggert als auch beruhigt. Was mir sehr geholfen hat. Mein inneres Kind ist - Gott sei Dank - behütet und beschützt, es ist allerdings jeden Tag ein Kampf diesen Zustand beizubehalten.
Ich fühlte mich mit diesem Buch sehr verbunden, da ich selber eine Vorgeschichte mein Eigen nenne. Allerdings hat mich meine Lebensgeschichte zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin und ich liebe mich genau so.
Fazit: Man braucht etwas Geduld für dieses umfangreiche Buch, aber es lohnt sich. Danke.
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