Cherubino: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Cherubino: Roman' von Andrea Grill
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cherubino: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783552059498
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Rezensionen zu "Cherubino: Roman"

  1. Bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe…

    Ich möchte zunächst dem Klappentext ein wenig widersprechen: Iris ist nicht nur schnell verliebt in den kleinen Astronauten in ihrem Bauch, singt ihm umgedichtete Kinderlieder vor und nimmt die Schwangerschaft enthusiastisch an, sondern sie erzählt den potentiellen Vätern durchaus davon. Dabei verkündet sie beiden, das Kind sei ihres – im vollen Bewusstsein, das sie nur den einen liebt, der andere aber der bessere Vater sein wird.

    Das Ensemble:

    Sergio ist Sänger und kreativer Gefühlsmensch. Er freut sich unbändig darüber, dass er Vater werden soll, hat große Pläne für eine gemeinsame Zukunft als kleine Familie und liebt Iris abgöttisch.

    Ludwig dagegen ist karriereorientierter Kopfmensch – und verheiratet. Er hat weder ein echtes Interesse an Iris‘ Kind noch die Absicht, seine Frau jemals für sie zu verlassen.

    Dennoch ist es, wie könnte es anders sein, Ludwig, von dem Iris besessen ist. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute kreisen ihre Gedanken um ihn.

    „Ihre Verbindung würde immer Wunsch bleiben, die Unerfüllbarkeit war die Voraussetzung, von Anfang an.“

    Eine Ménage à trois mit ungleichen Bedingungen:
    Ludwig weiß von Sergio, aber Sergio nicht von Ludwig. Eine ungeheure Respektlosigkeit, von der Sergio nichts ahnt.

    Iris mag Sergio zwar, liebt ihn vielleicht sogar sotto voce, aber im Grunde benutzt sie ihn nur, um sich in Ludwigs Abwesenheit nicht einsam zu fühlen. In der Rolle des Vaters für ihr Kuckuckskind gefällt er ihr – jedoch mehr aus Kalkül denn aus Liebe. Den Gedanken, er könne tatsächlich der Vater sein, lässt sie gar nicht zu.

    Was sie unter dem Herzen trägt, muss einfach ein Teil von Ludwig sein – das will sie glauben, fortefortissimo.

    Es fiel mir schwer, in Iris die zielstrebige, selbstbewusste und souverän handelnde Frau zu sehen, die der Klappentext verspricht.

    Zu sehr werden ihre Launen, ihre Ängste, ihre Träume und ihre Pläne bestimmt von ihrer Abhängigkeit zu Ludwig.

    Eine gewisse Emanzipation erfährt sie durch ihr Kind: Iris blüht auf im Verlauf ihrer Schwangerschaft, ihre Stimme ist ausdrucksstärker denn je. Sie findet geschickte Ausreden, um die Schwangerschaft so lange wie möglich zu verstecken und alles zu vermeiden, was diese gefährden könnte. Gleichzeitig umgeht sie Schutzgesetze, die ihr das Auftreten verbieten könnten.

    Sie will beides: Kind und Karriere.

    Hochschwanger schlüpft sie in die Rolle des Cherubino, des verliebten Jünglings – mit verstecktem Babybauch. Das ist so absurd, dass man als Leser nicht erwartet, es könne wirklich gut ausgehen. Doch Iris geht jedes Risiko ein, mit Bravado. Ob sich das auszahlt oder rächt, lasse ich hier offen.

    Dennoch: Iris löst sich nie ganz aus den alten Strukturen.

    Ihre persönliche kleine Welt wird von Männern bestimmt. Frauen gibt es nur am Rande, und so richtig zugehörig fühlt sie sich anscheinend nie in Domänen, die sie als typisch weibliche empfindet. Dazu passt, dass sie als Sängerin oft männliche Rollen verkörpern muss.

    Überhaupt liest sich die Geschichte fast wie das Libretto einer klassischen Opera buffa.

    Da ist alles dabei: Liebe, Verkleidungen und Täuschungen, Verwechslungen und drohende Katastrophen, doch alles immer mit der Hoffnung auf ein Finale, in dem die Sympathieträger siegen. Das ist durchaus originell und einfallsreich, verlor für mich jedoch dadurch sehr an Wirkung, dass Iris über lange Passagen allzu fixiert auf Ludwig ist.

    Die Charaktere lesen sich oft mehr wie Rollen denn wie echte, authentische Menschen.

    Sie entwickeln sich meines Erachtens nur in begrenztem Rahmen. Ihnen fehlt eine gewisse Dreidimensionalität, eine grundlegende Lebendigkeit – ihre Eigenschaften werden beschrieben, indes nicht ausreichend in Aktion gezeigt. Besonders Iris vermittelt nicht annähernd die rohen Emotionen, die man von einer Frau in ihrer Ausnahmesituation erwarten würde.

    Die Stimmung kippt immer dann, wenn Iris sich auf ihre nächste große Rolle vorbereitet:

    Die Hauptrolle in der tragischen Oper „Sophie’s Choice“, die den Holocaust thematisiert.

    Sophie ist eine Mutter, die wählen muss zwischen ihren beiden Kindern – wer soll leben, wer soll sterben? Ich fand sehr interessant, wie dieser Teil der Geschichte die Handlung aufbricht und ganz neue Aspekte eröffnet. Hier bestünde die Möglichkeit, die Charaktere aus ihren starren Rollen zu lösen, eine Chance auf echte Entwicklung und mehr Tiefgang.

    In meinen Augen werden die neuen Impulse jedoch nur unzureichend hinterfragt und behandelt.

    Für Iris als werdende Mutter wird die Beschäftigung mit dieser Rolle unerträglich, daher bricht sie stets ab, wenn sie in ihrer Recherche mehr in die Tiefe gehen müsste.

    Auch das Ende des Romans liest sich in Folge wie ein übereilter Vorhang: plötzlich Finale.
    Nicht alles wird erklärt, nicht alles wird begründet. Man fragt sich, ob Iris jetzt doch eine Entscheidung getroffen hat zwischen Kind und Karriere – und falls ja, wie selbstbestimmt dies wirklich war. Kann Iris wirklich eine Entscheidung treffen, die nicht aus einer Art von Zwang entsteht?

    Sie wird im Verlauf der Handlung so bestimmt von den Männern in ihrem Leben, das man das bezweifeln mag.

    Noch ein paar Worte zum Schreibstil:
    Der liest sich manchmal nüchtern, dann wieder verspielt, dann eindringlich und ganz nah dran an Iris‘ Gedankenwelt, jedoch immer einfach und flüssig zu lesen. So ganz überbrückt er die Distanz zwischen Leser und Geschichte meiner Meinung nach allerdings nicht.

    Fazit

    Iris ist eine 39-jährige Opernsängerin, die kurz vorm Durchbruch steht. Als sie feststellt, das sie schwanger ist, muss sie abwägen: Kind oder Karriere? Lässt sich beides verbinden? Sie verschweigt ihre Schwangerschaft, versteckt den zunehmenden Babybauch, macht einfach weiter. Doch der Geburtstermin überschneidet sich mit dem Beginn der Salzburger Festspiele… Dazu kommt, dass sie nicht mit Sicherheit weiß, welcher der beiden Männer in ihrem Leben der Vater ist. Ludwig oder Sergio? Sie will die Liebe des einen – der ist jedoch chronisch verheiratet –, und die Sicherheit des anderen.

    Die Geschichte ist durchaus interessant und liest sich auch flüssig und unterhaltsam, über lange Passagen wie die Handlung einer Oper. Letztlich dreht sich für mich aber alles zu sehr um die halberfüllte Liebe Iris‘ zu Ludwig, obwohl die Geschichte Stoff für viele interessante Fragen bietet.

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  1. 4
    14. Sep 2019 

    Im Überschwang

    Die Opernsängerin Iris Schiffer ist glücklich. Sie hat ein Engagement an der New Yorker Met und die Salzburger Festspiele winken. Ihre etwas unerwartete Schwangerschaft soll da kein Hindernis sein. Iris ist selbstständig und da gibt es keinen Mutterschutz, aber sie hat gehört, dass Schwangere keine Aufträge mehr bekommen. Was also tun? Am besten Nichts. Zunächst mal lebt Iris so weiter als habe sich nichts verändert. Weder ihren Auftraggebern noch den beiden möglichen Vätern oder der Familie sagt Iris etwas. Sie macht das mit ihrer Schwangerschaft erstmal mit sich selbst ab. Ewig wird sich ihr Zustand zwangsläufig nicht verbergen lassen.

    Nicht so einfach, für neue Rollen zu lernen und gleichzeitig an das werdende Kind zu denken. Sind die vielen Reisen etwa nicht gut für den kleinen Wurm? Wird sie überhaupt weiter singen können? Momentan ist die Stimme der 39jährigen so gut wie noch nie, sie kann nicht sicher sein, dass das so bleibt. Und wird sie Schwangerschaftsbeschwerden haben und was wird die Familie sagen? Und immer wieder die Inszenierungen, an denen Iris unbedingt teilnehmen will. Angebote sind halt auch Chancen, die nicht verpasst werden dürfen, Chancen, die man nur einmal bekommt.

    Viel erfährt man über das Innenleben der singenden Schwangeren oder der schwangeren Sängerin. Der Wille, die Karriere nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Sorge, mit dem Kind könnte etwas sein. Der Wunsch nach einem sorgenden Vater. Die Begründung für die Geheimhaltung. Man taucht ein in das Seelenleben der Iris Schiffer, es mäandert zwischen den Polen der Karriere und der voranschreitenden Schwangerschaft. Die Idee der Autorin, dies einfach mal zu thematisieren, ist ausgesprochen ansprechend. Sie ist eine moderne Frau, die selbst entscheidet. Und vieles, was sie sich vorgenommen hat, schafft sie auch. Obwohl sie sich auf ihre Männer stützt, wenn es möglich ist oder sie es für nötig hält, bleiben diese doch eher blass. Es ist Iris, die Sängerin, die sich in ihre Rollen hineinsingt und summt, die ebenso Eindruck hinterlässt wie Iris, die Schwangere, die ihr werdendes Kind umsorgt. Ein ungewöhnliches Thema, dass gelungen aufbereitet und gefühlvoll serviert wird.

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Ab 40 wird's eng!: Roman (EDITION LIGHTHOUSE)

Buchseite und Rezensionen zu 'Ab 40 wird's eng!: Roman (EDITION LIGHTHOUSE)' von Sylvia Kling
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Inhaltsangabe zu "Ab 40 wird's eng!: Roman (EDITION LIGHTHOUSE)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:300
EAN:9783941717497
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Ein Beitrag zur Geschichte der Freude

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Beitrag zur Geschichte der Freude' von Radka Denemarková
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Inhaltsangabe zu "Ein Beitrag zur Geschichte der Freude"

Drei ältere Frauen betreiben in Prag ein Archiv, in dem Gewalt an Frauen dokumentiert ist, gleichzeitig versuchen sie, Mädchen zu retten. Ein Ermittler untersucht den scheinbaren Selbstmord eines reichen, einflussreichen Mannes - und stößt dabei auf die drei Frauen und ihr Tun.
Radka Denemarková, die wichtigste tschechische Autorin der Gegenwart, verwebt in ihrem sprachgewaltigen Roman Elemente des Kriminalromans, Fakt und Fiktion zu einem erschütternden Panorama der Gewalt gegen Frauen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
EAN:9783455005110
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Das Tao der Frau

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Tao der Frau' von Maitreyi D. Piontek
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Inhaltsangabe zu "Das Tao der Frau"

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Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453701243
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Roter Mond: Von der Kraft des weiblichen Zyklus

Buchseite und Rezensionen zu 'Roter Mond: Von der Kraft des weiblichen Zyklus' von Miranda Gray
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Inhaltsangabe zu "Roter Mond: Von der Kraft des weiblichen Zyklus"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:232
EAN:9783943793482
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Die Wolfsfrau - Die Kraft der weiblichen Urinstinkte

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Wolfsfrau - Die Kraft der weiblichen Urinstinkte' von Clarissa Pinkola Estés
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Wolfsfrau - Die Kraft der weiblichen Urinstinkte"

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Format:Taschenbuch
Seiten:560
Verlag: Heyne
EAN:9783453132269
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Rezensionen zu "Die Wolfsfrau - Die Kraft der weiblichen Urinstinkte"

  1. Die Ursprünglichkeit der Frau

    Eigentlich wollte ich mir für meine Rezension zwischendurch Notizen zu diesem Buch machen, bin aber letztlich gar nicht dazu gekommen, weil mich der Inhalt durchgehend an sich gefesselt hat. Es fiel mir sogar schwer, auch mal innezuhalten, um über das Gelesene nachzudenken, da ich wahnsinnig neugierig war, was es als nächstes zu lesen gibt. Aber genau das sollte man laut Autorin unbedingt tun: sich beim Lesen Zeit lassen. Also: nur ein Stück lesen, das Buch liegen lassen, darüber nachdenken und erst dann weiterlesen.

    In »Die Wolfsfrau«, von der ich erst gedacht habe, dass es ein Roman ist, tatsächlich aber als ein psychologischer und spiritueller Ratgeber (für Frauen) durchgeht, geht es, erst mal grob gesagt, um die Wildnatur der Frauen, um ihre Urinstinkte und die weibliche Intuition. Wie schon aus der Buchbeschreibung zu entnehmen ist, weist die Autorin in ihrem Werk darauf hin, dass moderne Frauen von heute durch unsere Zivilisation und die Gesellschaft in starre Rollen gedrängt werden, sie also meistens etwas vorgeben zu sein, was sie ursprünglich nicht sind: angepasst, gehorsam, fügsam, untergeordnet und still. Das, was die Frau eigentlich ist, ihre Wildnatur, wird erfolgreich unterdrückt. Damit verdrängt sie allerdings gleichzeitig auch ihre Kreativität, ihr Selbstbewusstsein und ihre sprühende Lebensfreude. - Das ist der Preis, den sie bezahlen muss. Clarissa Pinkola Estés findet, dass es höchste Zeit ist, den Frauen zu sagen und zu zeigen, wie sie zu ihrer instinktiven Natur zurückfinden – zur Wolfsfrau – um der wilden, ungezähmten Urfrau in ihr wieder Raum zu geben.
    Ihr seht, »Die Wolfsfrau« ist vorrangig ein Buch für Frauen, nichtsdestotrotz finde ich, dass auch Männer vom Inhalt profitieren können – um das weibliche Geschlecht besser zu verstehen.

    ~ Eine von ihren Urinstinkten abgeschnittene Frau hungert aus und flüchtet sich dann in ein Suchtverhalten, von dem sie unter Umständen vollkommen beherrscht wird. ~
    (S. 266)

    Was können nun die typischen Symptome einer Frau sein, die eine gestörte Beziehung zu der Frau hat, die sie im tiefen Inneren eigentlich ist? - Sie fühlt sich ausgelaugt und verletzlich. Ist deprimiert, verwirrt, lustlos, machtlos, ängstlich und verunsichert. Ist unfähig, selbst etwas auf die Beine zu stellen oder sich zu zeigen, wie sie ist. Sie fühlt sich uninspiriert, hässlich, schuldbewusst und steif. Sie hat eine ständige Wut im Bauch. Sie könnte durchdrehen. Ist unkreativ und bedrückt. Sie zweifelt, jammert, zieht nichts durch, überlässt anderen die kreativen Aufgaben, ist defensiv, und kann sich auf keine tieferen Beziehungen einlassen. Sie fühlt sich kraft- oder elanlos, sie ist viel zu lieb und nett. Sie bringt es nicht fertig, etwas Neues zu versuchen oder fürchtet sich davor, etwas allein zu unternehmen/auf Reisen zu gehen. Sie hat Angst davor, die eigenen unvollkommenen Werke vorzuzeigen, bevor sie als Meisterstücke gelten können.

    Genau genommen, hat die Autorin noch viele weitere Symptome aufgelistet. Als ich mir das alles so durchgelesen habe, musste ich feststellen, dass ehrlicherweise auch auf mich einige der genannten Symptome zutreffen und dann wusste ich: das ist genau das richtige Buch für mich.

    Clarissa Pinkola Estés hat eine starke Affinität, Geschichten zu erzählen und wird deswegen als Cantadora – Märchenerzählerin – bezeichnet. Geschichten als Medizin – das ist es, wovon Estés überzeugt ist. Außerdem ist das Geschichtenerzählen eine der ältesten Traditionen ihrer Familie und aus diesem Grund hat die Autorin in ihrem Buch auch einige Märchen, Geschichten und Mythen eingebaut. Ein paar sind bekannt, so zum Beispiel »Das hässliche Entlein«, »Die roten Schuhe« oder »Blaubart«, andere sind Geschichten, die die Autorin von den verschiedensten Leuten während ihrer Recherchen erzählt bekommen und in diesem Buch wiedergegeben hat. Nun ist Estés ja auch ausgebildete Psychoanalytikerin und hat den Inhalt eines jeden Märchens/einer jeden Geschichte gleich danach genau auseinandergenommen, analysiert und interpretiert. Die Autorin lässt sich dafür viel Zeit, beschreibt ausführlichst die Hintergründe der Handlungen und ihre Bedeutungen für die weibliche Psyche. – Manchmal auch in Form von Traumdeutungen. In vielen Geschichten habe ich mich selbst wiederentdeckt, deshalb konnte ich persönlich einiges daraus mitnehmen.

    ~ Die Metaphern in dieser Geschichte sind Wegweiser, die verdeutlichen, wie eine Frau zu ihrem innewohnenden Instinktleben zurückfinden kann. ~
    (S. 48)

    Ich habe das Werk beendet und das erste, was ich gedacht habe, war: Das ist ein Buch, das JEDE Frau gelesen haben sollte, denn durch den Inhalt fühlt man sich in seiner Situation schlicht und einfach verstanden. Außerdem bietet es Frauen, zwar nicht ganz direkt, Anregungen und Lösungsvorschläge, aus der momentanen Lebenslage/dem IST-Zustand auszubrechen oder ihn zu verändern. Warum nicht ganz direkt? - Weil jeder Mensch/jede Frau ein Individuum ist und es keine Globallösung gibt. Aber das sollte klar sein. Mit seiner Intuition, seiner inneren Stimme und der eigenen ursprünglichen Natur kann jede Frau ihren individuellen Weg finden!

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Die Magnolienfrau

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Magnolienfrau' von Sabrina De Stefani
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Magnolienfrau"

Schon als kleines Kind wird Sabrina auf eine harte Probe gestellt. Jahrelang ans Gipsbett gefesselt, findet sie unter dem blühenden Magnolienbaum im Garten ihrer Großmutter Hoffnung und Trost. Die erwachsene Sabrina schließlich sucht auf abenteuerlichen Reisen ihren Weg zu innerer Freiheit. Vor allem die Exotik Indiens und die Einkehr in Ashrams faszinieren sie. In Gestalt des geheimnisvollen Shankar begegnet ihr die große Liebe. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer. Unschuldig landet Sabrina in einem der berüchtigtsten Gefängnisse Asiens. Wieder stößt sie an Grenzen, wieder wird sie in ihrer Freiheit beschnitten. Zudem ist sie schwanger, und ihre Gedanken kreisen einzig darum, wie sie entkommen kann. Doch der Blick auf die blühende Magnolie im Gefängnishof gibt ihr in dieser ausweglosen Situation Zuversicht. Wird ihr die Flucht gelingen?

In schillernden Farben und berührenden Szenen erzählt uns die Autorin die Geschichte ihres Lebens. Sie lässt uns auf packende Weise daran teilhaben, wie sie sich inneren und äußeren Herausforderungen immer wieder mutig stellt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
Verlag: Allegria
EAN:9783793423249
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Rezensionen zu "Die Magnolienfrau"

  1. Magnolie als Trost und Lebensbegleiter

    Cover:
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    Das Titelbild zeigt eine schwarz-weiß-Aufnahme der Autorin, davor indische Blütenmuster in bunten Farben. Farblich wirkt das Cover etwas altbacken auf mich, Bild und Titel passen jedoch, wenn man die Hintergründe der Biographie kennt. Durch den lächelnden Blick zum Betrachter fühlt man sich im Laden angesprochen nimmt das Buch neugierig zur Hand. Als Hardcover mit Schutzumschlag macht das Buch einen wertigen Eindruck, ein Lesebändchen hätte diesen Eindruck perfekt abgerundet.

    Inhalt:
    ------------
    Die Autorin ist in ihren ersten drei Lebensjahren ans Gipsbett gefesselt, um einen geraden Rücken zu bekommen. Während ihre Mutter in einer anderen Stadt arbeitet, kümmerst sich ihre Oma liebevoll um sie. Dennoch ist das Eingeengtseins eine Qual. Nur die Blicke auf den lila blühenden Magnolienbaum im Garten spenden ihr Trost:

    "Wie lange liege ich hier schon? Ich weiß es nicht. Was ich spüre: dass es gut ist unter diesem Baum. Ich strecke die Arme aus und versuche die lila Blüten zu berühren. Meine Hände erreichen sie nicht, aber mein Blick schafft es. Er trägt mich hinaus und hoch in die Zweige. Der Baum nimmt mir Schmerz, Angst und Zorn, er öffnet mein Herz. Der blumige, leicht würzige Duft seiner Blüten trägt mich in eine andere Welt, weit weg von allem." (s. 15)

    Das Gefühl des Eingeengtseins und die Suche nach Liebe werden sie fortan begleiten. Sie rebelliert, reist viel herum und so landet sie in Indien. Hier besucht sie Ashrams und findet schließlich die große Liebe ihres Lebens. Doch es gibt Neider, sie muss ins Gefängnis und schließlich aus dem Land fliehen.

    Mein Eindruck:
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    Ich habe dieses ca. 330 Seiten starke Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und hätte noch weiter lesen können. Selbst wenn nach außen gerichtet gar nicht so viel passiert, erlebt die Autorin ein Feuerwerk an Gedanken und Gefühlen, die sie mit treffender, anschaulicher Sprache zu benennen vermag. Ein Beispiel:

    "Wie eine Schlafwandlerin reiste ich nun, ohne Ziel, ohne Gefühl für Raum und Zeit. Nur dass ich vorwärts musste, spürte ich. So als ob ich nicht Halt machen durfte, wenn ich irgendwann einmal wirklich auf den Grund meiner Seele blicken und das erkennen wollte, was dort auf Erlösung wartete. Das Herz hat eben doch die stärkste Anziehungskraft. Aber warum dauerte meine Suche so lange? Lag es daran, dass ich immer noch kein klares Ziel hatte? Immerhin wollte ich keinen Widerstand mehr leisten, sondern mich einfach vom Weg führen lassen. Ich wollte mich dem Fluss des Lebens hingeben." (S. 96)

    Die Autorin geht dabei offen und unbarmherzig ehrlich mit sich selbst um. Man erfährt alles über ihre Gedanken, oft widersprüchlichen Gefühle und Ängste. Durch ihre Reisetätigkeit erfährt man viel über andere Kulturen, vor allem aber viel über Hinduismus und die einzelnen Rituale und Gebräuche der Inder. Das Leben von Frau De Stefani gleicht einem ständigen auf und ab. Immer wenn sie das Gefühl hat, angekommen zu sein, treibt sie nach einer Weile ihre innere Unruhe weiter. Schließlich findet sie die Liebe ihres Lebens und ist bereit, alles dafür aufzugeben. Doch diese Liebe weckt Neider und diesmal wird sie durch eine Intrige von dem Menschen losgerissen, bei dem sie sich zuhause fühlte. Ab diesem Punkt wird die Geschichte noch rasanter und spannender. Ich habe fast wie bei einem Thriller mitgefiebert und konnte ihre Angst, die sie um sich selbst und ihre kleine Tochter bei der Flucht hatte, mit jeder Faser mitfühlen. Leider kam mir das Ende dann doch zu abrupt. Vor allem fehlte mir ein Nachwort über den aktuellen Zustand der Autorin wie sich ihr Leben seit der Flucht entwickelt hat. Nachdem man im Laufe der Handlung tief in ihr Leben und die Personen darin eintaucht, wird man plötzlich am Ende mit einigen offenen Fragen zurückgelassen. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich hier habe und weswegen ich einen Punkt abziehe. Ansonsten ist dies eine sehr emotionale und spannend geschriebene Biographie, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat.

    Fazit:
    ------------
    Emotionale und spannend geschriebene Suche einer Frau nach Liebe, Geborgenheit und sich selbst

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