Die Bagage

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Bagage' von Monika Helfer
4.35
4.4 von 5 (9 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Bagage"

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
EAN:9783446265622
read more

Rezensionen zu "Die Bagage"

  1. Die Bagage

    Klappentext:
    „Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.“

    Autorin Monika Helfer hat sich selbst mit diesem Buch verewigt, denn sie erzählt die Geschichte ihrer Mutter und ihrer Großeltern. An sich eigentlich spannend und faszinierend, aber Helfer schafft es für mich so gut wie nie emotional oder feinfühlig ihre Geschichte rüberzubringen. Man merkt schnell das Liebe und Romantik in der Familie Moosbrugger nicht an oberster Stelle stehen, denn sie sind die Aussätzigen, die Bagage des Dorfes. Ich kann Helfer da schon mit ihrem Schreib-Stil verstehen aber es wirkte für mich als Leser stumpf und tröge. Es ist ein biografischer Roman ihrer Mutter und nicht ihrer, dennoch fehlt das Gefühl was Monikas Mutter Grete gut getan hätte. Es wird schnell klar das die Fänge des Ersten Weltkrieges mehr fordern als Soldaten....hier gehen auch Lieben auseinander, auch wenn beide Partner noch leben. Die Liebe und das Gefühl von Sehnsucht ist groß, man stumpft ab, wenn man diese nicht erhält und da taucht dann ein Fremder auf, der die schöne Maria besucht. Helfer lässt dann zum Teil Realität und zum Teil ihre eigenem Gedanken zusammen verschmelzen. Gut, das ist machbar, aber bitte nicht so harsch und emotionslos erzählt. Es wirkt alles wie das herunterrasseln eines Einkaufszettels oder einer abschätzigen Aufzählung. Helfers Schreibstil ist dabei ja ganz passend aber traf nicht meinen Geschmack. 2 von 5 Sterne.

    Teilen
  1. 4
    23. Mai 2020 

    Ein Dorfleben abseits der Idylle...

    Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines Bergdorfes. Sie sind die Abseitigen, die Armen, die Bagage. Es ist die Zeit des ersten Weltkriegs und Josef wird zur Armee eingezogen. Die Zeit, in der Maria und die Kinder allein zurückbleiben und abhängig werden vom Schutz des Bürgermeisters. Die Zeit, in der Georg aus Hannover in die Gegend kommt, der nicht nur hochdeutsch spricht und wunderschön ist, sondern eines Tages auch an die Tür der Bagage klopft. Und es ist die Zeit, in der Maria schwanger wird mit Grete, dem Kind der Familie, mit dem Josef nie ein Wort sprechen wird: der Mutter der Autorin. Mit großer Wucht erzählt Monika Helfer die Geschichte ihrer eigenen Herkunft.

    Das Buch bekam ich geschenkt, das Hörbuch hatte ich mir kurz zuvor gekauft. Daher habe ich beschlossen, hier parallel zu fahren, d.h. erst zu lesen und die Erzählung anschließend auch noch zu hören, falls es mir gefallen sollte. Es gefiel...

    Ein Puzzle breitet Monika Helfer hier aus, das Ergebnis der Spurensuche nach ihren eigenen Familienwurzeln. Die Autorin hat hierfür mit den zahlreichen Geschwistern ihrer Mutter gesprochen, um das Bild zusammensetzen zu können, die verschiedenen Versionen abgeglichen und eingefügt. Und man erhält hier ein sprödes, unprätentiöses Bild von dem Leben der armen Familie am Rande eines kleinen Bergdorfes.

    Die Erzählung beginnt zeitlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Eltern Maria und Josef werden ebenso skizziert wie ihre einzelnen Kinder mit ihren verschiedenen Eigenschaften. Der Leser erhält einen Eindruck, wie es war, in bitterer Armut abseits der Dorfgemeinschaft zu leben, jedes Familienmitglied mit einer eigenen Aufgabe betraut, als Gesamtgefüge eine funktionierende Gemeinschaft, wenig spürbare Herzlichkeit, aber eine unbedingte Zugehörigkeit.

    Schwierig wird es, als Josef zum Kriegsdienst verpflichtet wird und Maria mit den Kindern alleine zurückbleibt. Dem befreundeten Bürgermeister trägt Josef daher auf, auf seine Familie zu achten und vor allem Maria gut im Auge zu behalten, damit mögliche Gefahren abgewendet werden können. An einem Markttag lernt Maria dann einen jungen Mann aus Hannover kennen, der sie einige Tage später auch auf ihrem Hof besucht.

    Das ist schließlich das Startsignal für das soziale Aus. Eh schon eher toleriert denn geachtet, gehen nun im Dorf Gerüchte über den liederlichen Lebenswandel der Maria um. Schwanger ist sie außerdem, doch dass dieses ungeborene Kind - die spätere Mutter der Autorin - von Josef stammen könnte, der immerhin einige Tage auf Heimaturlaub da war, schließen die bösen Zungen aus.

    Tatsächlich muss sich Maria gegen Übergriffe wehren - allerdings gegen die des Bürgermeisters, der immer zudringlich zu werden beginnt. Schließlich wendet er sich ab, unterstützt die Familie aber auch nicht länger mit Lebensmitteln und anderen dringend benötigten Dingen. Der Pfarrer wettert von der Kanzel und gießt damit Gallonen von Öl ins Feuer - die Familie steht im Abseits. Bittere Not erfordert schließlich besondere Maßnahmen, und einer der Söhne nimmt das Heft schließlich in die Hand...

    Nach Kriegsende kehrt Josef heim, und die Gerüchte ereilen ihn schon bevor er das Dorf betritt. Das Mädchen, Grete, ist inzwischen geboren - und sie wird erleben, dass der Vater (denn tatsächlich kommt niemand anderer in Frage als Josef) Zeit seines Lebens nicht ein einziges Mal das Wort an sie richtet...

    Die Familiengeschichte wird nicht linear erzählt, sie springt in den Zeiten, beleuchtet das damalige Geschehen, aber auch die Spurensuche der Autorin selbst und die Gesprächen mit den noch lebenden Geschwistern der Mutter. Spröde ist der Schreibstil, wenig emotional wie das damalige Dorfleben, und wirkt darum unglaublich authentisch. Dabei klagt die Autorin nicht an, sie scheint sich als Chronistin der Ereignisse zu sehen, was zuweilen zwar ein wenig Melancholie durchschimmern lässt, ansonsten aber eher distanziert wirkt.

    Eine leise, ruhige Erzählung, ein Teppich gewebt aus vielen Fäden der Vergangenheit, auf dem die Mitglieder der Familie bis heute schreiten. Deutlich wird hier eben auch, dass die Erlebnisse voriger Generationen ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart zeitigen. Und dies ist vielleicht das Allgemeingültige an dieser Erzählung.

    Mir hat der Einblick in diese sehr persönliche Familiengeschichte jedenfalls gefallen...

    © Parden

    Teilen
  1. Herkunft

    Der Roman beginnt fast idyllisch mit einer Frau, die Wäsche zwischen zwei Kirschbäumen aufhängt, wäre da nicht der Schatten, der auf das Haus fällt. Die Frau ist Maria Moosburger, Großmutter der österreichischen Autorin Monika Helfer, das Haus liegt im hintersten Bregenzerwald und die Familie mit vier Kindern lebt ganz hinten im Tal, abgeschieden und bitterarm:

    "Sie wohnten dort, weil ihre Vorfahren später gekommen waren als die anderen und der Boden am billigsten war, und am billigsten war der Boden, weil die Arbeit auf ihm so hart war. Am letzten Ende hinten oben wohnten Maria und Josef mit ihrer Familie. Man nannte sie „die Bagage“. Das stand damals noch lange Zeit für „das Aufgeladene“, weil der Vater und der Großvater von Josef Träger gewesen waren, […] und im Sommer übermannshohe Heuballen in die Scheunen der Bauern trugen, das war der unterste aller Berufe, unter dem des Knechts."

    Verhängnisvolle Schönheit
    Nur um eines wird Maria beneidet: ihre legendäre Schönheit. Doch genau die wird ihr zum Verhängnis, als ihr Mann Josef, mit seinen zweifelhaften Geschäften Ernährer der Familie, im September 1914 eingezogen wird. Angesichts der gierigen Blicke der Männer bittet er seinen Geschäftspartner und Bürgermeister, auf Maria aufzupassen, macht damit jedoch den Bock zum Gärtner. Tatsächlich verliebt sich Maria bei einem Jahrmarktsbesuch in Georg aus Hannover, der sie und die Kinder auf dem Hof sogar besucht, aber mehr als ein Kuss ist nicht überliefert. Der Bürgermeister jedoch sieht spätestens jetzt seine Chance gekommen und Maria muss ihre Kinder als Schutzschilde einsetzen. Wer der Vater der kleinen Grete ist, die einige Monate später zur Welt kommt, wird nie geklärt: Georg, der Bürgermeister oder doch Josef, der zweimal im Fronturlaub zuhause war? Das Dorf, allen voran der Pfarrer und der Lehrer, ist sich jedenfalls sicher: Maria ist eine Hure, die „Bagage“ Abschaum. Auch Josef zweifelt trotz Marias Schwüren. Nie richtet er das Wort an Grete, vor der er sich ekelt, nie verprügelt er sie, um sie nicht zu berühren. Seinen anderen sechs Kindern dagegen, zwei davon nach dem Krieg geboren, ist er ein liebevoller Vater.

    Eine große Erzählerin
    Maria Moosburger starb mit 32 Jahren, Josef nur ein Jahr später, und auch Monika Helfers zeitlebens ein wenig seltsame und zurückgezogene Mutter Grete verstarb jung. Fortan kümmerte sich die strenge Tante Kathe, die älteste Schwester Gretes, um ihre drei verwaisten Nichten. Im hohen Alter erzählte sie von der „Bagage“ und die 1947 in Au im Bregenzerwald geborene Monika Helfer brachte die Geschichte ihrer Familie nun in Romanform zu Papier. Kaum 160 Seiten umfasst dieser zwischen vier Generationen pendelnde Roman, unglaublich bei der Fülle an Figuren und Schicksalen. Wie Skizzen wirken die Figurenzeichnungen, ohne Wertung, sprachlich äußerst knapp und doch ungeheuer lebendig. Wie jede und jeder von ihnen mit der Last seiner Herkunft auf eigene Art und Weise durchs Leben ging und geht, erzählt Monika Helfer ohne Dramatik und vor allem ohne Pathos und Kitsch. Eine ganz große Erzählerin und ein Highlight in diesem Literaturfrühling 2020.

    Teilen
  1. Die Familie vom Ende der Straße...

    Ehrlich gesagt hat mich der sonderbare Titel auf das Buch aufmerksam gemacht, denn von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen.

    In der Geschichte geht es um Maria und Josef, die in den Bergen weit ab vom Schuss leben. Im Haus haben sie weder Strom noch Wasser und dennoch klappt es ganz gut mit den Kindern und allem. Doch dann muss der Vater in den Krieg ziehen, was das Leben der Familie enorm ändert. Wird er den Krieg überleben? Wird sich etwas verändern?

    Das Besondere an dem Buch ist, dass die Autorin als Ich- Erzählerin agiert und uns an ihrer Familiengeschichte teilhaben lässt, in der sie noch nicht lebte und ihre Mutter teils ebenfalls noch nicht auf der Welt war. So etwas hatte ich bis dato noch nicht in den Händen und man bekam beim Lesen direkt Lust selbst Nachforschungen bezüglich der eigenen Familie anzustellen.

    Für meinen Geschmack zeichnet die Autorin die Zeit des ersten Weltkrieges sehr authentisch und es liest sich so als würde man der Freundin der eigenen Großmutter lauschen.

    Ich mochte vor allem wie sehr die Familie auch in Krisenzeiten zusammenhält und sich für den anderen einsetzt. Vor allem sind gerade die Kinder ohne den Vater über sich hinausgewachsen.

    Etwas traurig gemacht hat mich, dass der Tratsch dazu geführt hat, dass Josef seiner Frau misstraut, obwohl er es eigentlich besser hätte wissen müssen. Da sorgte wohl eher der Neid der Bewohner dafür, dass man Maria etwas angedichtet hat, was nie stattgefunden hat und zum tiefen Schnitt in der Familie führte. Ich kann mir nur schwer vorstellen wie sehr es schmerzen muss, wenn der eigene Vater einen komplett ignoriert.

    Ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt und hätte die Mitglieder der Bagage gern selbst kennengelernt.

    Fazit: Berührende Familiengeschichte, die mich nicht kalt gelassen hat und die ich gern empfehle. Die ideale Lektüre für Zwischendurch.

    Teilen
  1. Die Feinheit liegt in der Kleinheit

    1914. Es ist der Beginn des Ersten Weltkrieges, als Josef Moosbrugger einberufen wird. Seine Frau Maria bleibt mit den vier Kindern zurück, am Rande des kleinen Vorarlberger Bergdorfes. Die Familie lebt für sich, es sind die Abseitigen, die „Bagage“, wie die Moosbruggers verächtlich von den Dorfbewohnern genannt werden. Abhängig vom Schutz und der Mildtätigkeit des Bürgermeisters meistert Maria den schweren und entbehrungsreichen Alltag. Bis sie auf Georg, einen jungen Deutschen trifft und sie sich für sehr kurze ein anderes Leben erträumt. Und auch wenn Josef zweimal Urlaub von der Front bei Frau und Familie verbringt, als Marias Bauch wächst, kommt sie umso mehr ins Gerede.
    Das Kind, mit dem Maria schwanger ist, ist Grete, die Mutter der Autorin. Monika Helfer erzählt die Geschichte ihrer Familie, ihrer Herkunft. Maria und Josef, das ist keine „heilige Familie“. Monika Helfer erzählt vom Großvater, der nie ein Wort mit Grete gesprochen hat, weil er sich seiner Vaterschaft nie sicher war. Sie erzählt vom Bürgermeister, der aufpassen sollte, und nicht Mann genug war, auf sich selbst aufzupassen, sie erzählt von den Onkeln Hermann, Lorenz, Walter und Sepp. Der aufrechten und aufrichtigen Tante Kathe, dem Leben und Sterben der Mutter. Von den eigenen Kindern, dem Sohn dem Maler und der Tochter, die viel zu früh ihr Leben verlor.
    Und von der Großmutter erzählt Monika Helfer. Von der schönen Maria, von deren Träumen, die Autorin und Enkeltochter nicht kennt und aufgrund ihrer „Nachforschungen“ wie ein Mosaik zusammensetzt. Es sind eigene Erinnerungen an die Verwandten, erzählte Erinnerungen an die Großmutter und das Leben abseits am Rande des Dorfes. Wie es so ist wenn, man nachdenkt, die Gedanken zu springen vom „Heute“ zum „Damals“ und „Wie es gewesen sein könnte“. So viele Menschen, so viele Jahre. Monika Helfer fasst und erfasst so viel Leben in diesen Roman. Die Feinheit dieses Buches liegt in seiner Kleinheit.

    Teilen
  1. Klein, aber sehr fein

    Ja, genau so geht das. So, und nicht anders, sollte man Familiengeschichten schreiben. Monika Helfer erzählt von ihrer Familie, der Bagage oben auf dem Berg, die nichts zu essen aber viele Kinder hatte. Über die man gerne tratschte, weil die Maria zu schön war und alle Männer von ihr träumten.

    Die schöne Maria Moosbrugger war die Großmutter der Autorin und musste daheim die Stellung halten, als Josef, ihr Mann, in den Ersten Weltkrieg zog.

    Davon, und von noch viel mehr, erfährt man hier in kleinen Portionen, ein Schnipsel hier und einer da, dann noch ein Schlenker, durch drei Generationen.
    Der Erzählstil ist so eigen wie genial. Hier spricht eine Österreicherin beinahe so, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, nach der Schrift natürlich, trotzdem mit einem lokalen Einschlag, viel Intuition, Einfühlungsvermögen und Sinn für Poesie. Man muss sich daran gewöhnen, aber hat man sich eingelebt, fegt es einen weg.

    Dieses Buch ist klein, aber sein fein, unterhaltsam und mitreißend, aufwühlend. Es lässt uns mitfühlen, wie es ist mitten im Krieg zu leben, zu überleben, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht.

    Ich bin sehr beeindruckt und erwarte, diesen Titel auf der nächsten Buchpreisliste zu sehen.

    Teilen
  1. Ein sehr persönliches Buch

    Die Geschichte ihrer Familie erzählt Monika Helfer in ihrem knapp 160-seitigen Roman „Die Bagage“, erschienen im Februar 2020 im Carl Hanser Verlag.
    Sie lebt abgeschieden, die Familie Moosbrugger – am Rande eines kleinen Dorfes, am Rande der Gesellschaft. Weitgehend Selbstversorger, hat sie kaum genug, um über die Runden zu kommen. Als dann der Erste Weltkrieg ausbricht, wird Josef, der Ernährer, eingezogen. Zurück lässt er seine schöne Frau Maria und seine Kinder, die von nun an mehr oder weniger auf sich gestellt sind – unterstützt allein vom Bürgermeister des Dorfes, der sich allerdings immer wieder an Maria heranmacht. Und dann ist da noch der hübsche Hannoveraner Kaufmann Georg, der ebenfalls seinen Weg zu Maria findet. Kurze Fronturlaube entfremden die Familie eher, als dass sie sie zusammenschweißen. Als Maria schwanger wird und Grete gebiert, keimt in Josef der Verdacht, dass seine Frau ihm ein Kuckuckskind ins Nest gesetzt hat … und er wird zeitlebens nie ein Wort mit diesem Mädchen, der Mutter der Autorin, wechseln.
    Ich muss gestehen, dass ich mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, als das Buch schließlich erfüllte. Ich dachte, mehr über Gretes Leben und Entwicklung zu lesen – wie schrecklich muss es sein, vom eigenen Vater ignoriert zu werden. Stattdessen erzählt Helfer die Geschichte sämtlicher Familienmitglieder, von 1914 bis hinein in die Gegenwart. Grete spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle, im Zentrum stehen Josef und Maria Moosbrugger.
    Das Buch beginnt mit einem Idyll: Ein Bild soll gemalt werden, von einem kleinen Haus in einer heilen Welt. Leserinnen und Leser werden dabei direkt von der Autorin angesprochen, zum Stift zu greifen und loszulegen. Doch dann ein Bruch: „Die Wirklichkeit weht hinein in das Bild, kalt und ohne Erbarmen.“ (S. 7) Der Vater zieht in den Krieg, die Familie kämpft ums Überleben. Durch Vorgriffe in die spätere Geschichte zeigt Monika Helfer immer wieder auf, wie insbesondere die Kriegsjahre mit ihren Folgen das weitere Schicksal ihrer Familie geprägt haben. Besonders beeindruckt hat mich dabei, wie treffend sie am Beispiel ihres Großvaters Josef aufzeigt, wie der Krieg den einst selbstbewussten Mann und seine Beziehung zu seinen Lieben verändert hat.
    Aber auch die Schwierigkeiten, die ihre Großmutter als schönste Frau des Dorfes, von Männern begehrt, von Frauen verachtet, hatte, wird plastisch insbesondere anhand des Bürgermeisters beschrieben. Dieser wankt immer wieder zwischen seinem Versprechen, sich um Maria zu kümmern, und seinem Begehren nach ihr. Wie geächtet die Familie Moosbrugger in ihrer Gemeinde ist, wird sehr anschaulich, wenn sie in der Kirche in der hintersten Bank knien und beten muss – auch hier, wo die Gemeinde sich am nächsten sein sollte, ist also kein Platz für die „Bagage“.
    Vieles bleibt in diesem Buch unklar, die Familiengeschichte ist, wie wohl jede, von Legenden umwoben: Ist die im Krieg geborene Grete Josefs Tochter? Er bezweifelt es, die Familie glaubt es. Doch, wie oben schon beschrieben, hätte mich gerade Gretes Schicksal noch mehr interessiert, als es in diesem Buch erörtert wird.
    Monika Helfers Sprache ist eher einfach, dem Inhalt der Geschichte dadurch jedoch umso angemessener. Auch hatte ich während des Lesens oftmals das Gefühl, mit der Autorin zusammen über das Leben ihrer Familie zu philosophieren, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass sie immer wieder Stichpunkte aufgreift, um auf spätere Schicksale zu schreiben zu kommen. Dieses hilft beim Lesen, tief in die Geschichte einzutauchen sowie mit der Familie mitzuleben und mitzuleiden.
    Auch wenn das Buch nicht die Geschichte erzählt, die ich im Vorfeld erwartete, habe ich es nicht bereut, es zu lesen. Eindrücklich und mitreißend erzählt Monika Helfer hier eine, nämlich ihre (Familien-)Geschichte des 20. Jahrhunderts – jenseits von Ruhm und Geld, sondern eine Geschichte einer einfachen Familie fast am Rande der Gesellschaft, die zu lesen sich auf jeden Fall lohnt.

    Teilen
  1. Muss man eigentlich gelesen haben.

    Kurzmeinung: Auf wenigen Seiten viel Familiengeschichte. Unsentimental, tiefgehend.

    Der Erste Weltkrieg reißt den Ernährer der Kleinfamilie Moosbrugger weg. Das ist eine Katastrophe, denn sie haben sowie so schon wenig und wie sollen sie ohne Josef über die Runden kommen? Moosburgers Frau Maria ist die schönste Frau in der bäuerlichen Umgebung. Doch Schönheit ist ein Fluch in diesen Zeiten. Die einfachen Mannsleute haben sie immer schon begehrt. Josef, ihr Mann, weiß das und beauftragt einen Aufpasser.

    Maria, die Mutter, kämpft während der Abwesenheit des Mannes zusammen mit ihren heranwachsenden Kindern ums Überleben und gegen die Nachstellungen des Bürgermeisters, der eigentlich geschworen hat, sie zu beschützen. Auch nach dem Ersten Weltkrieg ist die Familie von mancherlei Kalamitäten verfolgt. Denn wenn der Krieg vorbei ist, ist er nicht vorbei. Es dauert einige Generationen bis er ausgewaschen ist. Die psychischen Schäden betreffen noch die nachfolgenden Kinder und deren Kinder.

    Die vorliegende, ziemlich düstere, Familiengeschichte ist über den Zweiten Weltkrieg hinaus geschrieben und aus Sicht der erwachsenen Enkelin erzählt, die ebenfalls einige Schicksalsschläge hinnehmen musste. Dadurch ist man manchmal ganz nah dran, aber manchmal auch ganz weit weg und muss gut aufpassen, um mitzukriegen, von wem in jeder Zeile die Rede ist. Denn der Roman ist kurz.

    Monika Helfer schreibt in gewohnter fesselnder und natürlicher Weise. Man ist sofort drin in der Geschichte und weiß, so war das. Ja. So war das wirklich, früher. So wenig hat man seine Onkel und seine Tanten gekannt, nur einen Bruchteil ihres Lebens gewusst. Es waren andere Zeiten. Schlimme Zeiten. Und es brauchte einige Generationen, daraus herauszuwachsen. Manches war schön, manches war hart, die Menschen, die diese Zeiten erlebt haben, sind spröde geworden und schweigsam geblieben. Vor allem die Männer. Unter den Spätfolgen leiden allerdings alle.

    Fazit: Es ist eine Kunst, so viel Familiengeschichte in nur 160 Seiten zu packen. Da sind natürlich Lücken. Dennoch vermisst man nichts. Das Buch ist anrührend. Aber völlig unpathetisch. Wunderbare Sprache. Einfach gehalten, um nachzuzeichnen, wie die Charaktere gewesen sind. Trotzdem keine leichte Kost. Sehr viel Schicksal.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag, Hanser, 2020

    Teilen
  1. Die Last der Vergangenheit

    Monika Helfer erzählt in ihrem gerade mal 160 Seiten langen Roman „Die Bagage“ von der Last der Vergangenheit über mehrere Generationen hinweg, von der Zähigkeit des dörflichen Lebens, vom Fluch der Schönheit und von der Mühsal des Überlebens.
    Vom Weltkrieg bis in die Gegenwart reicht das schmale Buch, das trotz der Knappheit eine Familiengeschichte dreier Generationen enthält, die die eigene der Schriftstellerin ist.
    Maria und Josef leben am Rand des österreichischen Bergdorfes, haben viele Kinder, aber an allem anderen herrscht Knappheit. Als Josef eingezogen wird als Soldat im Ersten Weltkrieg verschlimmert sich die Situation für die Familie Moosbrugger. Maria ist eine Schönheit, seit langem von den Männern begehrt und von den Frauen verachtet. Der Bürgermeister des Dorfes, den Josef um Schutz für seine Frau bat, macht sich gewaltsam an Maria heran. Die Vorführung männlicher Potenz, die Eifersucht und Missgunst der Frauen treten immer mehr zutage, dazu der Krieg, der auch die abgegrenzte Dorfwelt berührt.
    Maria wird schwanger, und es ist unwahrscheinlich, dass das Kind vom sehr selten gesehenen Josef ist. Fragen kommen auf, ob der Bürgermeister oder Georg, ein Mann aus Hannover, in den sich Maria verliebte, der Vater sein könnten. Das Kind, Grete, ist die Mutter der Autorin, von dem letztlich sogar Josef glaubt, daß ihm ein Kuckucksei ins Nest gelegt wurde. Nach dem Krieg ist die Tochter Grete für ihn nicht existent, er spricht sein ganzes Leben kein Wort mit ihr.
    Die Bagage sind arme Menschen und gleichzeitig Lasten, die man mit sich herumträgt. Zeitlebens gemobbt von Josef, was die Autorin äußerst naturalistisch darzustellen vermag, wächst Grete in armen Verhältnissen und umgeben von Geheimnissen und Missgunst auf, trägt die Last ihrer armen Herkunft und den Makel ihrer Geburt.
    Das Buch „Die Bagage“ ist dicht erzählt, und durch die Nähe zur Familiengeschichte der Autorin ist man beim Lesen ganz nahe am Geschehen, auch wenn große Zeitsprünge und Vielstimmigkeit höchste Konzentration verlangen. Der emotionale Ballast wird weitergereicht von einer Generation zur nächsten, und alle erzählen davon.
    Liebevoll und zugleich schonungslos, ohne Schnörkel, betrachtet Monika Helfer ihre Figuren, die sich auf oft krummen Wegen im Abseits bewegen müssen. Dass es sich dabei um ihre eigene Geschichten handelt, macht das Buch für mich umso eindrucksvoller.
    Stilistisches das Buch nur scheinbar einfach verfasst, entsprechend der dörflich-hinterwäldlerischen Redeweise, denn es steckt voller hintersinnigem Witz. Man merkt dem Text an, dass die österreichische Schriftstellerin schon mehrere Romane veröffentlicht hat, von dem einerseits zwei Jahren für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

    Teilen
 

Apfelträume am Meer

Buchseite und Rezensionen zu 'Apfelträume am Meer' von Anne Barns
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Apfelträume am Meer"

Als Merle erwacht, muss sie sofort an den vergangenen Abend denken. Es war wunderschön, gemeinsam mit Jannes in den warmen Wellen zu planschen, die vom Meeresleuchten beinahe gespenstisch in Szene gesetzt wurden. Wie kleine türkisblaue Glühwürmchen, die durch das Wasser schwirrten, hatte es ausgesehen. Und Merle war so glücklich gewesen wie noch nie. Doch als sie sich jetzt im Bett umdreht und sich an Jannes kuscheln will, merkt sie, dass sie allein ist. Stattdessen liegen auf Jannes Kopfkissen ein kleines hölzernes Kästchen und ein Brief …

Ein Kurzroman zu »Apfelkuchen am Meer«

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:0
EAN:
read more

Rezensionen zu "Apfelträume am Meer"

  1. Leuchtendes Meer und jede Menge Ungereimtheiten

    "Liebe ist nicht vom ersten Tag an da. Sie wächst mit jedem Kuss, jeder Berührung, mit jedem Streit und mit jeder Versöhnung." (visualstatements)
    Eigentlich hätte es der ganz normale Wahnsinn für Merle Krüger werden sollen, hätte sie nicht am Abend zuvor Streit mit ihrem Freund Jannes gehabt. Nun wartet Merle schon seit Stunden sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihm, doch nichts kommt. Kurz muss sie an ihren damaligen Abend denken, als sie beiden schwer verliebt im Meer schwammen. Damals waren sie so glücklich gewesen und nun hat sie vielleicht aus lauter Eifersucht alles kaputt gemacht. Nur gut das sie ihre Großmutter und die Freundinnen Conny, Agata und ihre Arbeit in der Backstube im eigenen Café von den Sorgen ablenkt. Als sich dann Jannes am Abend beim Schwimmen und dem unheimlichen Meeresleuchten entschuldigt scheint alles wieder in bester Ordnung zu sein. Doch dann erwacht Merle am nächsten Morgen und schon wieder ist Jannes spurlos verschwunden. Lediglich eine kleines Kistchen aus Holz und ein Brief auf seinem Kopfkissen, erinnert sie das er gestern Abend neben ihr lag.

    Meine Meinung:
    Das wunderschöne Cover wie ich es von Anne Barns Büchern bisher kenne, macht mich total neugierig, was sich hinter dieser Geschichte verbirgt. Der Schreibstil ist flüssig, locker, unterhaltsam und ehe ich zu lesen angefangen habe, bin ich schon wieder mit der Story durch. Dabei geht es diesmal wieder um Konflikte, Streit, Versöhnung, Freundschaft, Meeresleuchten, Inselfeeling und natürlich um Liebe. Dabei werde ich schon von Beginn an in dieses einmalige Inselflair hineinmanövriert. Sofort habe ich Bilder von Strand, Meer, Möwen, Kutschen, Fahrräder, Kutter vor meinen Augen und den Salzgeschmack des Meeres in der Nase. Dabei hilft mir besonders Anne Barns herrliche bildhafte Schreibweise, die spontan Träume von Urlaub in mir entfachen. Dazu kommen noch die sympathischen Protagonisten, mit denen ich gleich warm wurde und über die ich sehr gerne noch viel mehr erfahren hätte. Besonders begeistert war ich von Merles warmherziger und fürsorglichen Großmutter, die ihre Enkelin betüdelt, aber auch gerne in Merles Backstube zu Hilfe eilt. Merle ist ebenfalls eine sympathische junge Frau, der es lediglich ein bisschen an mehr Selbstwertgefühl fehlt. Deshalb wirkt sie ab und zu ein wenig verunsichert auf mich. Und so zweifelt sie des Öfteren, ob ihre Beziehung zu Jannes wirklich noch so ist wie zu Beginn. Derweil ist Jannes ein wirklich ehrlicher, netter Mann, der nur gutes mit Merle im Sinn hat, die beiden sind in der Tat ein tolles Paar. Ihre Freundin Conny dagegen ist da eher geradeheraus und viel offener. Sie ist mit Jannes Bruder Ole zusammen und sofort hab ich bei den beiden das Gefühl, das sie zu jeder Schandtat bereit sind. Bei Polin Agata dagegen bleibt kaum ein Auge trocken. Mit all den Sprüchen, die sie allein über ihren Freund Adam aufwartet, konnte ich kaum mehr innehalten vor Lachen. Die mitunter etwas derben, trockenen Sprüche kommen immer auf den Punkt genau und brachten dem ganzen die nötige Prise Humor. Das am Ende dann noch eine Überraschung für Merle und für die Leser in Form von zwei Rezepten aufwartet, macht diese Geschichte perfekt. Natürlich kann man bei nicht mal 70 Seiten keine tiefgreifende Geschichte erwarten, wie man sie sonst von der Autorin kennt. Doch es war genau das richtige zum Unterhalten und neugierig machen auf ihr Herbstbuch. Außerdem hat sie mich nun erst recht auf das Buch "Apfelkuchen am Meer" neugierig gemacht, das ich immer noch nicht gelesen habe und das von den Protagonisten handelt. Am liebsten würde ich nach diesem Buch meine Koffer packen und ab auf die Insel Juist reisen. Deshalb von mir 5 von 5 Sterne für diese Short Story.

    Teilen
 

Die Mondschein-Lagune: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Mondschein-Lagune: Roman' von Dorette Deutsch
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Mondschein-Lagune: Roman"

Benvenuti a Venezia – der ewigen Stadt der Liebe.

Antonias Leben in Berlin ist festgefahren. Die junge Archäologin zögert keine Sekunde, als ihr ein Forschungsauftrag in Venedig angeboten wird. Kaum angekommen, lernt sie die alte Contessa Ada Foscarini kennen, in deren Palazzo sie wohnen wird. Sie vertraut Antonia ein düsteres Geheimnis an, das wie ein Fluch über ihrer Familie liegt, und bittet sie um Hilfe. Mit dem Venezianer Dario begibt sich Antonia tief hinein in das Herz der Stadt und erkennt allmählich, dass sie in Venedig ihr Glück finden könnte – und vielleicht die Liebe.

Eine zauberhafte Liebesgeschichte in den Gassen und Kanälen Venedigs – voller italienischem Lebensgefühl.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:345
EAN:
read more

Rezensionen zu "Die Mondschein-Lagune: Roman"

  1. Anders als erwartet

    Als die junge Archäologin Antonia das Angebot für einen Forschungsauftrag in Venedig erhält, zögert sie nicht, Berlin zu verlassen, und sagt zu. Sie wohnt bei der alten Contessa Ada Foscarini, die ihr ein düsteres Geheimnis verrät und sie um Hilfe bittet. Auch lernt sie den Venezianer Dario kennen und verliebt sich in ihn.

    Das wunderschöne Cover und die tolle Kurzbeschreibung haben mir gefallen, so dass ich das Buch sehr gerne lesen wollte. So ganz überzeugen konnte mich das Buch dann allerdings nicht.
    Der Schreibstil ließ sich gut lesen und die Beschreibungen von Land und Leute war detailliert. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.
    Die Stadt Venedig war sehr gut und intensiv beschrieben, samt Vergangenheit sowie aktueller Probleme aufgrund Tourismus und Yachten. Diesbezüglich hat die Autorin wirklich ein tolles Wissen bzw. bestens recherchiert. Für meinen Geschmack war das aber deutlich zu ausufernd und ich hätte es in einem Liebesroman nicht gebraucht, denn alles andere geriet dadurch in den Hintergrund. Ich habe eine schöne Liebesgeschichte vor der zauberhaften Kulisse Venedigs erwartet, in der das Flair der Stadt perfekt mit der Liebe harmoniert – so wie im Klappentext beschrieben. Diese Liebesgeschichte fand ich leider nicht wieder. Auch Adas Familiengeschichte, von der ich ebenfalls eine deutliche Präsenz erwartet hätte, wirkte recht schwach gegen Venedigs Beschreibungen.

    Leider bekam ich eine andere Geschichte, als ich sie erwartet/erhofft habe. Ich vergebe daher 3 von 5 Sternen.

    Teilen
 

Immer noch wir

Buchseite und Rezensionen zu 'Immer noch wir' von Elja Janus
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Immer noch wir"

Über fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass Lina und Joe ihre bepinselten Händchen gegeneinander drückten, um eine neue Farbe zu erschaffen - so einzigartig wie ihre Freundschaft. Als sie sich nun unerwartet auf einer Party wieder gegenüberstehen, wissen beide schnell: Dieses Mal ist es so viel mehr. Doch mit den Gefühlen füreinander wächst auch Joes Impuls zu fliehen. Kann Lina ihn davon überzeugen, dass es für die Liebe immer eine zweite Chance gibt?

„Immer noch Wir“ ist der Gewinner-Titel der mit insgesamt 10.000€ dotierten Literaturausschreibung der Leselupe-Literaturagentur und des FeuerWerke Verlags.

"Einfach unglaublich überwältigend."
"Die Autorin hat mich mit diesem Buch mitten ins Herz getroffen."
"Die reinste Achterbahnfahrt der Gefühle."
"Unbedingt lesen und in eine Welt voller Emotionen eintauchen."
"Dieses Buch ist einfach gigantisch."
"Zum Weinen, Lachen und zum Mitfiebern."
"Eine wirklich sehr berührende Liebesgeschichte."
"Dieses Buch ist einfach traumhaft schön und romantisch."
"Ich liebe es."
"Ein Buch, das zu Herzen geht."
"Ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen."
"Ein Buch für jeden, der an die ganz große Liebe glaubt."

Das eBook ist jetzt kurzfristig zum Super-Aktionspreis verfügbar.

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:254
EAN:
read more

Rezensionen zu "Immer noch wir"

  1. Ein wunderschöner Liebesroman

    Auf einer Party treffen sich Lina und Joe zum ersten Mal. Denken Sie zumindest. Doch tatsächlich kennen sie sich bereits seit ihrer gemeinsamen Kindergartenzeit vor über fünfundzwanzig Jahren. Kein Wunder also, dass sie sich so vertraut fühlen. Kann aus ihrer Freundschaft Liebe werden? Und kann Lina Joe davon überzeugen, dass es für die Liebe eine zweite Chance gibt? 

    Dieser Roman hat mir richtig gut gefallen, denn er hat mich sehr bewegt und zu Tränen gerührt. 
    Der Schreibstil war wunderbar zu lesen, sehr leicht und locker, so dass ich das Buch ruckzuck fertig hatte. Ich konnte das Buch einfach nicht weglegen, denn ich musste unbedingt wissen, wie es ausgeht. Ich war richtig gefesselt. 
    Die beiden Hauptprotagonisten Lina und Joe wurden unglaublich realistisch gezeichnet. Ich war in der Lage, super in ihre Gefühls- und Gedankenwelten einzutauchen. Ich konnte sie verstehen, ihre Handlungen und Entscheidungen nachvollziehen und mit ihnen mitfühlen, mithoffen und mitweinen. Ihre Ängste und Sorgen wirkten sehr echt, überhaupt nicht überzogen oder gespielt. Einfach real. Ich fand es so schön, die beiden zu begleiten und ihr Miteinander zu erleben. Und ich war gespannt und habe so sehr gehofft, dass es für sie ein Happy-End geben möge. 

    Diese Geschichte hat mich sehr berührt und ist mir wahnsinnig zu Herzen gegangen, sie wird mir noch im Gedächtnis bleiben. Ich vergebe verdiente 5 von 5 Sternen.

    Teilen
 

Erbe Royal (Die Westerly Milliardäre 3)

Buchseite und Rezensionen zu 'Erbe Royal (Die Westerly Milliardäre 3)' von Ruth Cardello
1
1 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Erbe Royal (Die Westerly Milliardäre 3)"

Der dritte Teil der Westerly-Saga um schöne Royals, widerspenstige Brüder und mitreißende Leidenschaften.

Voller Vorfreude fliegt Rachelle Westerly nach London, um ihren Filmstar-Bruder Eric zu besuchen. Doch kaum in England angekommen, laufen die Dinge aus dem Ruder: Denn die schöne Rachelle stolpert bei Erics Filmpremiere in die Arme von niemand Geringerem als Prinz Magnus de Bartelebon.

Während die Fotos von ihrer Begegnung im Internet millionenfach angeklickt werden, versucht Rachelle vergeblich ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Denn seine Hoheit ist zwar arrogant und selbstherrlich – allerdings auch so unglaublich sexy, dass Distanz nicht wirklich eine Option ist. Vor allem weil der charismatische Royal seine ganz eigenen Pläne mit Rachelle hat …

Format:Kindle Edition
Seiten:299
EAN:
read more

Rezensionen zu "Erbe Royal (Die Westerly Milliardäre 3)"

  1. 1
    11. Mär 2019 

    Unsympathische Hauptcharaktere

    Inhalt: In dem dritten Band "Erbe Royal" der Westerly-Reihe geht es um das Westerlyfamilienmitglied Rachelle. Da sie wieder mehr Kontakt zu ihrem Bruder Eric haben möchte, reist sie nach London. Auf einer Filmpremiere ihres Bruders fällt sie in die Arme von Prinz Magnus de Bartelebon. Das erste Zusammentreffen läuft alles andere als gut. Es kommt zu einem Missverständnis. Magnus braucht aber die Hilfe von Eric. Dieser weist ihn aber immer wieder ab. Denn während Magnus Pläne hat und Rachelle ihre Familie wieder näher zusammenbringen möchte, hat Eric seine eigenen Geheimnisse und Probleme.

    Meinung: Das Cover finde ich schön. Der Mann und die Stadt verdeutlichen gut Prinz Magnus und sein Königreich. Die Schriftart und -farben finde ich auch sehr passend gewählt. Leider war der ungewöhnliche und eigene Schriftstil nicht meins. Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen.
    Prinz Magnus hat bei seinem ersten Auftritt bei mir schon ziemlich daneben gelegen. Mit der Zeit wurde es leider auch nicht viel besser. Mich hat seine Arroganz und Selbstherrlichkeit ziemlich genervt. Zudem empfand ich ihn als aufgeblasen und breitspurig. Die meiste Zeit hatte ich nicht das Gefühl als würde er wirklich tiefere Gefühle für sie haben. Es hat mich wirklich gestört, dass er immer seinen Kopf durchsetzen musste, wie zum Beispiel in der Szene bevor sie in sein Königreich geflogen sind. Gegen Ende wurde er ein bisschen sympathischer.
    Rachelle war eindeutig ein besserer Charakter. Sie war mir sympathisch. Allerdings gab es immer wieder Stellen, wo sie mir zu naiv war. Ich hätte mir gewünscht, dass sie stärker ist und Magnus viel deutlicher in seine Schranken weist. Vielleicht wäre dadurch, die mir fehlende Chemie, zwischen den beiden besser geworden und hätte dazu führen können, dass er sich auch etwas ändert.
    Mir war es ein bisschen zu viel Sex. Stattdessen hätte man der Geschichte noch etwas mehr Tiefe geben können.
    Eric hat mir in der Geschichte am besten gefallen. Sein Charakter hatte etwas mehr Tiefe und seine eigene interessante Geschichte. Auch seinen Hausangestellten fand ich toll, aber sein Verhalten im Königreich etwas unrealistisch.
    Die letzten Seiten waren gut. Es kam noch etwas Drama und Spannung rein. So etwas hätte ich mir während der ganzen Geschichte mehr gewünscht.

    Fazit: Diesen Band kann man auch lesen, wenn man die beiden Vorgänger nicht kennt. Leider konnte mich dieser Band überhaupt nicht überzeugen. Mein großes Problem lag hauptsächlich am männlichen Hauptprotagonisten. Wer Badboys mag wird mit ihm sicherlich glücklicher als ich.

    Teilen
 

Der Klang deiner Liebe

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Klang deiner Liebe' von Noa C. Walker

Inhaltsangabe zu "Der Klang deiner Liebe"

Ein hochemotionaler, dramatischer Roman von Bestsellerautorin Noa C. Walker.

Seit sie ihren Verlobten kurz vor der Hochzeit bei einem Autounfall verlor, ist die Musik in Alexandras Herzen verstummt. Nun führt sie eine kleine Pension auf Norderney und zieht mit ihrer Herzenswärme viele Menschen an, die ebenfalls eine schmerzhafte Situation bewältigen müssen.

Als Marc mit seinem Freund Jens in die Pension kommt, beginnt zum ersten Mal seit langem eine zarte Note in Alexandra zu schwingen. Doch Marc trägt ein Geheimnis in sich, das ihn davon abhält, sich anderen Menschen zu öffnen. Als sich die beiden einander endlich annähern, holt die Vergangenheit sie ein. Alexandra muss befürchten, noch einmal einen geliebten Menschen zu verlieren.

Format:Kindle Edition
Seiten:335
Verlag: Tinte & Feder
EAN:
read more
 

Marlenes Geheimnis: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Marlenes Geheimnis: Roman' von Brigitte Riebe
4.25
4.3 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Marlenes Geheimnis: Roman"

Drei Frauen, drei Generationen und ein Geflecht aus Lügen

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage …

Bestsellerautorin Brigitte Riebe ist zurück – mit einem bewegenden Roman über ein deutsches Familienschicksal



Format:Kindle Edition
Seiten:433
Verlag: Diana Verlag
EAN:
read more

Rezensionen zu "Marlenes Geheimnis: Roman"

  1. Alles Geheime bleibt nicht für immer verborgen

    "Versuche nichts zu verbergen, denn die Zeit, die alles hört und sieht, deckt es doch auf." (Sophokles)
    Nach Kriegsende muss die junge, schwangere Eva Sudetenland, der jetzigen Tschechoslowakei verlassen, wie viele andere ebenso. Durch Umwege kommt sie zusammen mit Marlene (Leni) an ihrer Seite am Bodensee an. Wie die anderen Vertriebenen findet sie Obhut und so kommen die beiden bei Toni Auberlin einem Obstbauern aus Rickenbach unter. Die Apfelplantagen und das Brennen von Schnaps war ja schon immer Evas große Leidenschaft, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte. So bleibt es auch nicht aus, das aus der kleinen Schnapsbrennerei recht schnell ein florierender Betrieb wurde.
    Viele Jahre später führt Marlene Auberlin den Betrieb nach Evas Tod weiter. Zur Beerdigung von Eva kommt nicht nur ihre Schwester Vicky, sondern auch deren Tochter Christiane (Nane) zu ihr. Im Nachlass ihre Großmutter Eva findet Nane dann Aufschriebe aus der Vergangenheit. Da sie nach einer Krise körperlich angeschlagen ist bleibt sie weiter bei Marlene. Beim Lesen der Tagebücher taucht sie immer mehr in die Vergangenheit ihrer Großmutter ein, bis ein lang gehütetes Geheimnisse zu tage kommen.

    Meine Meinung:
    Das herrliche Cover mit dem Blick auf den Bodensee, der Klappentext und die vielen schönen Rezensionen hatten mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Obwohl ich die Autorin bis dahin nicht kannte, war ich sofort von ihrem Schreibstil angetan. Die beiden Handlungsstränge die immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springen machten mich zusehends neugieriger. Auch wenn ich nach und nach etwas vermutete, erfuhr ich erst am Ende des Buches das ganze Ausmaß der damaligen Geschehnisse. Im Plot ging es um die Nachkriegszeit, Vertreibung, Liebe und natürlich um das Geheimnis. Doch es blieb nicht bei einem Geheimnis, den auch der verstorbene Nachbar hatte Geheimnisse, die es zu entdecken gab. Die Zeit der Vertreibung und wie sich Eva zusammen mit ihrer Freundin Molly und der kleinen Leni durchschlagen mussten, hat mich am meisten fasziniert. Ich denke das die Autorin das sehr gut recherchiert hatte, wen sie es nicht sogar aus der eigene familiären Vergangenheit her wusste. Dass es die Menschen auch damals nicht leicht hatten, obwohl sie Deutsche und keine Migranten waren, hat mich schon sehr bewegt und aufgewühlt. Die Charaktere sind ebenfalls bis auf wenige Ausnahmen sehr herzlich dargestellt und ausgedacht. Natürlich gefiel mir am besten Nane, sie hatte eine ganz besondere natürliche sympathische Art. Nach einem Hörsturz wollte sie nun ihr Leben neu überdenken, was sicher ganz gut für sie war. Da kam die Auszeit bei ihrer Tante Marlene gerade zur rechten Zeit. Marlene wirkte auf mich, wie eine Frau, die viel durchgemacht hatte, man merkte, dass sie schon immer hart kämpfen musste und gut alleine zurechtkam. Von Vicky der Schwester und Nanes Mutter bekam man zu wenig mit, als das ich sie groß hier beschreiben möchte. Traurig fand ich nur, das am Anfang die Familie so entzweit war, zum Glück änderte sich das ja am Ende. Sympathisch war mir auch sofort der Tierarzt Fabio Rossi und sein Mitbewohner Brian. Niedlich war auch das Einflechten in die Geschichte von Souki dem Hund den Nane unterwegs fand, es machte das ganze noch etwas lockerer und herzlicher. Ein bemerkenswertes Buch über die Vertreibung der Sudetendeutschen, gepaart mit einer netten Liebesgeschichte, die von mir 5 von 5 Sterne bekommt.

    Teilen
  1. 3
    26. Nov 2018 

    Flucht und Vertreibung

    Worum es geht
    Die Pharmareferentin Christiane Auberlin, genannt Nane, fährt zur Beerdigung ihrer Großmutter Eva nach Rickenbach am Bodensee. Dort ist die Sudetendeutsche nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling gestrandet, hat geheiratet und sich eine Existenz aufgebaut.
    Während Nanes Mutter Viktoria, die sich mit ihrer älteren Schwester Marlene nicht besonders gut versteht, gleich wieder die Heimreise antritt, möchte Nane ihren Urlaub unbedingt bei der Tante verbringen. Ihr Job belastet sie so sehr, dass sich bereits erste Anzeichen eines Burnout-Syndroms bemerkbar machen. Deshalb will Nane die Auszeit in Rickenbach auch nutzen, um sich über ihre weiteren Zukunftspläne klar zu werden.
    Nicht zuletzt wäre auch der Tierarzt Fabio Rossi, der sich um Nanes Findlingshund kümmert, ein Grund, Rickenbach nicht so bald wieder zu verlassen.

    Wie es mir gefallen hat
    Brigitte Riebe hat ihren Roman auf zwei Zeitebenen angesiedelt, wobei der gegenwärtige mit Evas Tod beginnt. Für ihre Enkelin Nane hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben, und diese führt als zweiter Handlungsstrang in die Zeit des 2. Weltkrieges. Über Flucht und Vertreibung weiß die Autorin recht eindrucksvoll zu erzählen, weshalb ich diesen Teil der Geschichte auch lieber gelesen habe als den in der Gegenwart spielenden.
    Weder Nane noch ihre Tante Marlene sind mir besonders ans Herz gewachsen. Es gelingt der Autorin leider nicht, sie als interessante Persönlichkeiten darzustellen, an deren Schicksal ich regen Anteil hätte nehmen wollen. Marlene hatte sehr traumatische Kindheitserlebnisse, doch erfährt man kaum etwas darüber, wie sie ihr Leben als Erwachsene gemeistert hat.
    Weiters hat mir gar nicht gefallen, dass der Rickenbacher Hermann Bentele, der von Anfang an ein Auge auf Eva geworfen hatte, seine Gefühle derart offen in einem Tagebuch festhält. Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht zu einem Mann seiner Generation, in der über sexuelle Gelüste und Verführungskünste kaum im Vertrauen gesprochen, geschweige denn geschrieben wurde. Dieser Part wäre aus einer neutralen Erzählperspektive wohl glaubwürdiger ausgefallen.
    Auf dramatische Wendungen, die zur Aufdeckung großer Geheimnisse geführt hätten, habe ich ebenfalls vergeblich gewartet. Den Teil, der in der Gegenwart spielt, fand ich zeitweise sogar ein wenig langweilig.
    Leider hat mich der Roman nicht besonders berührt, die Protagonisten sind mir allesamt fremd und fern geblieben.
    Sowohl inhaltlich als auch sprachlich konnte mich die Geschichte nicht so recht überzeugen. Es gab keine Figuren, die mich besonders angesprochen hätten, mit denen ich mitfühlen und mitleiden konnte. Den Stil fand ich ebenfalls nicht mitreißend, sodass das Buch wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.
    Leider nicht mehr als eine mittelmäßige Geschichte für zwischendurch.

    Teilen
  1. Erzählte Geschichte in Form eines Generationenromans

    „Die Vergangenheit verlierst du nie. Aber wenn du heute nicht lebst, dann wirst du auch die Zukunft verlieren.“ (Zitat Eva)

    Christiane (Nane) Auberlin ist 34 Jahre alt, lebt in Frankfurt und arbeitet als Pharmavertreterin. Als ihre Großmutter Eva Auberlin stirbt, reist sie zum Begräbnis nach Rickenbach im Bodenseegebiet. Das 1898 erbaute Auberlinhaus, die Apfelplantagen, die bekannte Schnapsbrennerei der Familie sind für Nane untrennbar mit ihren Großeltern und der Kinderzeit verbunden. Später kam es zum Bruch zwischen ihrer Mutter Vicky und ihrer Schwester Marlene, Nanes Tante, die inzwischen 77 Jahre alt ist.

    Während ihre Mutter sofort nach dem Begräbnis wieder abreist, bleibt Nane bei Tante Marlene. Diese übergibt ihr ein verschlossenes Kuvert, in dem sich ein dickes Notizbuch und ein Brief ihrer Großmutter befinden. Es ist ein Tagebuch und beginnt 1938. Eva, fast elf Jahre alt, schreibt über ihr Leben in Reichenberg, ihre Eltern Fritz und Julika Menzel.

    Während Nane während nächtlicher Lesestunden Evas Geschichte, ein Leben der Gefahr, Flucht, Neuanfänge, liest, überdenkt sie ihr eigenes bisheriges Leben und beginnt, über mögliche neue Wege nachzudenken.

    Doch so einfach ist das nicht, das Tagebuch enthüllt auch Familiengeheimnisse, wirft neue Fragen auf, die es zu klären gibt. Wird es einen Neubeginn für Nane und eine Versöhnung für Vicky und Marlene geben?

    Auch wenn die Personen des Romans, abgesehen von aus der Geschichte bekannten Persönlichkeiten, fiktiv sind, die geschilderten Ereignisse sind es nicht. Das Massaker von Lidice am 10. Juni 1942, bei welchem ein gesamtes Dort vernichtet und die Einwohner bis auf einige wenige Kinder ermordet wurden, ist Tatsache. Auch die Beneš-Dekrete und die damit verbundene Geschichte der Vertreibung und Aussiedlung der Sudentendeutschen sind historische Fakten.

    Auch die Schauplätze dieses Generationenromans gab und gibt es wirklich, die Gegend um Rickenbach-Salem, Region Bodensee, ist bekannt für die Obstplantagen und die alten Familienunternehmen, die feine Edelschnäpse herstellen.

    Die Geschichte ist in der Erzählform der dritten Person geschrieben und spielt auf zwei Zeitebenen. Das Tagebuch mit der Hauptprotagonistin Eva und später auch Marlene „Leni“ umfasst die Jahre 1938 bis 1953. In der Jetztzeit geht es vor allem um Nane. Die Kapitel wechseln zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, dadurch wird auch Spannung erzeugt.

    Auch wenn Männer eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen, es geht hauptsächlich um die Schicksale der drei Frauen Eva, Marlene und Nane, verbunden im Laufe der Handlung mit ihnen nahestehenden Frauen.

    Eva wird durch die Ereignisse früh aus der Kindheit in eine Rolle mit Verantwortung gedrängt, die sie, obwohl manchmal verunsichert, immer annimmt und nie aufgibt. Gerade dadurch, dass sie keine perfekte Heldin ist, gewinnt sie die Sympathie der Leser.
    Interessant ist der Charakter Marlene, zuerst verschlossen auch ihrer Nichte Nane gegenüber, ist sie im Grunde eine kluge, herzliche Frau und das enge Band, das sich zwischen Marlene und Nane entwickelt, ist nachvollziehbar und man freut sich mit diesen beiden Frauen. Vicky bleibt im Hintergrund, was sich aber auch aus ihrer Lebenseinstellung erklärt.
    Nane, anfangs trotz ihrer 34 Jahre in Bezug auf sich selbst etwas unsicher wirkend, scheint Kraft aus dem Tagebuch ihrer Großmutter und der Geschichte ihrer Familie zu schöpfen. So wird sie bereit, auch für sie wichtige Entscheidungen zu treffen.
    „Vielleicht ist aber das, was du gerade erlebst, auch nur etwas, das vielen Menschen irgendwann in der Lebensmitte zustößt: Man hält inne, freiwillig oder gezwungenermaßen, zieht Bilanz und merkt plötzlich, dass man irgendwo falsch abgebogen sein muss.“ (Zitat, Marlene zu Nane).

    Nicht so gut gefallen mir die zahlreichen Hinweise (hints), die von der Autorin besonders in den ersten Kapiteln des Buches gesetzt werden. „Dem Laden fehlt die Seele“, zum Beispiel. Hier scheint die Autorin die Leserschaft etwas zu unterschätzen, denn abgesehen vom etwas rasch zusammengemischten Ende ist die Entwicklung der beiden Geschichten nachvollziehbar und die Zusammenhänge erkennbar. Ich hätte mir auch beim Wechsel zwischen dem Tagebuch der jungen Eva und der Gegenwart auch einen deutlichen Wechsel in der Sprache gewünscht. Die verliebte sehr junge Eva schreibt ihre Gedanken natürlich schwärmerisch nieder, aber zu der 34 Jahre alten Nane passt das für mich nicht.

    Insgesamt jedoch ein sehr gut recherchierter Generationenroman über starke Frauen, die sich Ereignissen stellen müssen, dass sie sich so nicht ausgesucht haben. Sehr sympathische Protagonistinnen, eine gut und flüssig zu lesende Sprache, eine interessante, packende Geschichte und damit ein aus meiner Sicht absolut empfehlenswertes Buch.

    Teilen
  1. Drei Frauen - Drei Leben

    Zur Beisetzung der Großmutter kommt Nane zurück an den Bodensee, die Heimat ihrer Kindheit. Dort wird sie auch endlich die Vergangenheit ihrer Familie verstehen.
    Marlene Riebe hat einen ganz großartigen Familienroman geschrieben. Mit viel Herzblut erzählt sie das Schicksal der Eva Menzel, gleichzeitig auch ein Stück aus der deutschen Geschichte. Glückliche Kindheit, Naziherrschaft, Tod, Vertreibung, Flucht und Not – etwas, was heute in den Geschichtsbüchern abgehandelt wird, aber nun ein ganz persönliches Gesicht bekommt. Hier wird all den starken Frauen ein Denkmal gesetzt, die in den Nachkriegsjahren ihre Heimat verlassen mussten, oft mit Kindern monatelang auf der Flucht waren, ohne zu wissen, was die Zukunft für sie bereit hält.
    Der Handlungsstrang, der in die Vergangenheit führt hat mich, auch aus persönlichen Gründen, noch stärker berührt, als die Gegenwartsepisoden. Beides zusammen ergibt einen gelungenen Frauenroman mit Tiefgang und Anspruch, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Trotz des ernsten Themas hat mich der Roman gut unterhalten. Stilsicher, kenntnisreich recherchiert und einfach gut geschrieben, so wie ich mir niveauvolle Romane verstelle. Sicher tragen auch die starken Figuren dazu bei, die Riebe beschreibt. Charakter, die man meint zu kennen, so lebensecht und wahr sind sie beschrieben.
    Ich wünsche diesem Roman ganz viele Leser, die etwas von der Botschaft auch in unsere Zeit mitnehmen, denn Flucht und Vertreibung sind leider immer wieder aktuell.

    Teilen
 

Die Holunderschwestern: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Holunderschwestern: Roman' von Teresa Simon
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Holunderschwestern: Roman"

München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe Dora mit ihren beiden Kindern zusteigt, ahnt Fanny noch nicht, dass ein tragisches Schicksal seinen Anfang nimmt. München 2015. Katharina erhält einen Brief aus London: In einem Archiv wurden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Franziska gefunden. Katharina wird neugierig. Wie kommt es, dass die Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, einer einfachen Köchin, in London verwahrt werden?

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:513
Verlag: Heyne Verlag
EAN:
read more

Rezensionen zu "Die Holunderschwestern: Roman"

  1. 5
    24. Aug 2017 

    Die Holunderschwestern

    Katharina Raith eine Restauratorin für alte Möbel ist überrascht, als sich ein Besucher aus England ankündigt. Er übergibt ihr im Auftrag seiner Großmutter die Tagebücher von Fanny Raith, ihrer Urgroßmutter. Sie hatte sie zwar noch kennengelernt, war aber bei ihrem Tod zu klein, um sich noch an sie zu erinnern. Geblieben sind ihr neben den Erinnerungen die unzähligen Rezepte, die seitdem in der Familie gekocht werden.
    Erst durch die Tagebücher, die datiert sind von 1918 bis 1936, lernt Katharina ihre Urgroßmutter Fanny erst richtig kennen. Fanny verlässt 1918 heimlich ihr Elternhaus in Weiden um nach München zu ihrem Bruder zu gehen. Er hat ihr eine Stelle besorgt, hier will sie fortan leben. Auf der Zugfahrt nach München lernt sie die wohlhabende jüdische Familie Rosengart kennen. Dieser Bekanntschaft verdankt sie ihren späteren Job als Köchin in der Familie. Im näheren Umfeld der Familie lernt sie Künstler kennen, die auch heute noch bekannt sind. Schon allein das fand ich sehr interessant zu lesen. Als ihre Schwester Fritzi in München auftaucht, ist das Fanny gar nicht recht. Das führt zu ungeahnten Verwicklungen mit weitreichenden Folgen.
    Teresa Simon gelingt es ausgezeichnet sich in der Geschichte zwischen zwei Zeitebenen vorwärts zu bewegen. Abwechselnd bewegt sich die Handlung zwischen den beiden Epochen und erzeugt dadurch zusätzliche Spannung. Besonders interessant fand ich, was sich in den zwanziger Jahren in München und überhaupt in Deutschland abgespielt hat. Auch sind in der Geschichte Fannys viele bekannte Namen aufgetaucht, die man heute noch kennt.
    Mir hat der Erzählstil ausgesprochen gut gefallen, er machte das Buch sehr abwechslungsreich und lebendig. Die Protagonisten des Romans sind allesamt fein und detailliert beschrieben, man lernt sie im Lauf der Handlung gut kennen und ich konnte mich mühelos in ihre Gefühls- und Gedankenwelt versetzen.
    Kurzum, ich war begeistert und vergebe sehr gerne fünf Lesesterne sowie eine unbedingte Leseempfehlung.

    Teilen
 

Spätsommerliebe: Roman (Die Maierhofen-Reihe 4)

Buchseite und Rezensionen zu 'Spätsommerliebe: Roman (Die Maierhofen-Reihe 4)' von Petra Durst-Benning

Inhaltsangabe zu "Spätsommerliebe: Roman (Die Maierhofen-Reihe 4)"

Wer im Spätsommer die Liebe sät, erntet das Glück.

Im Genießerdorf blühte im letzten Sommer nicht nur das Geschäft, sondern auch die Liebe. Magdalena und Christine sind glücklich, doch der Alltag holt sie schnell ein. Der Gastwirt Apostoles bringt Feuer in Magdalenas Leben, aber sie ist von den neuen chaotischen griechischen Verhältnissen überfordert. Auch Christine kann sich nur schwer auf Reinhards Fürsorge einlassen und ihre alten Muster aufgeben. Als sich dann eine Autorin von Liebesromanen in ihre Pension einmietet, knistert regelrecht die Luft in Maierhofen. Sich zu verlieben ist einfach – aber wird es den Maierhofen-Frauen gelingen, ihre Gefühle in den Spätsommer hinüberzuretten?

Format:Kindle Edition
Seiten:320
EAN:
read more
 

Jane Austens Geheimnis: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Jane Austens Geheimnis: Roman' von Charlie Lovett

Inhaltsangabe zu "Jane Austens Geheimnis: Roman"

Sophie Collingwood liebt Bücher, vor allem die von Jane Austen. Ihrer Leidenschaft kann sie auch beruflich nachgehen: als Angestellte in einem Londoner Antiquariat. Dort versucht sie für ihre Kunden noch die obskursten Werke aufzutreiben – wie beispielsweise „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten". Für diese Sammlung erbaulicher Erzählungen aus dem Jahr 1796 gibt es gleich zwei Interessenten. Was Sophie nicht ahnt: Das schmale Bändchen birgt den Schlüssel zu einem Geheimnis um Jane Austens Meisterwerk “Stolz und Vorurteil”. Und plötzlich wird aus der Suche nach einem vergessenen Buch ein höchst gefährliches Abenteuer … Ein bezaubernder Roman um alte Bücher, junge Liebe und den Charme von Jane Austen!






Format:Kindle Edition
Seiten:415
EAN:
read more
 

Seiten