Inhaltsangabe zu "Die Tochter des Uhrmachers"
Mit Volldampf voraus.
Kalifornisches Territorium, 1848. Gold wurde entdeckt, und ein Dorf namens San Franzisco ist wie leergefegt, weil alle Männer dem Rausch verfallen den Ort verlassen haben. Dampfbetriebene Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.
Die neunzehnjährige Engländerin Sensibility Grey hat ihre Kindheit und Jugend damit verbracht, im Labor ihres Vaters zu spielen und dabei die feine englische Lebensart verpasst. Aber als ihr Vater völlig verarmt stirbt, wird sie nach San Franzisco in die Obhut eines Onkels geschickt, den sie noch nie im Leben gesehen hat.
Das kalifornische Territorium hält so viele Gefahren bereit, dass selbst die unbezähmbare Miss Grey an ihre Grenzen stößt. Verfolgt von Regierungsagenten, einem Geheimbund und dem rätselhaften Mr. Night muss Sensibility die seltsamen Aufzeichnungen ihres Vaters entziffern, nicht ahnend, dass sie damit die Welt für immer verändern wird.
Zauber, Zorn und Zerstörung. DIE TOCHTER DES ERFINDERS ist ein Pre-Steampunk-Roman voller Spannung, der im kalifornischen wilden Westen zur Zeit des Goldrausches spielt.
Über die Autorin:
Kirsten Weiss war fast zwanzig Jahre im Ausland tätig, darunter in der ehemaligen Sowjetunion, in Afrika und in Südostasien. Ihre dortigen Erfahrungen weckten ihr Interesse für die Wirkung von Mystizismus und Mythologie auf unser Alltagsleben.
Heute lebt sie in San Mateo, Kalifornien und mischt in ihren genre-übergreifenden Romanen Steampunk-Spannung und Urban Fantasy mit ihren eigenen Erlebnissen und Fantasien. Heraus kommt eine lebendige Welt des Zaubers und der Zerstörung.
Kirsten Weiss ist noch nie einem Dessert begegnet, das ihr nicht geschmeckt hat, und ihr heimliches Laster ist es, sich bei einem Glas Rotwein Wiederholungen der Fernsehserie Stimmen aus dem Jenseits anzusehen.
Nur die Musik
Die Schwestern Anna und Orlanda leben in Düsseldorf. Ihre Eltern sind schon früh verstorben. Anna, die Ältere, arbeitet als Krankenschwester, Orlanda singt an der Düsseldorfer Oper. Obwohl nur drei Jahre auseinander, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Aber im Jahr 1929 ist die Welt heil, noch. Im gleichen Jahr erhält auch der Opernsänger Clemens Haupt eine Anstellung, sein Freund Leopold Ulrich verhilft ihm dazu. Durch einen ziemlich miesen Trick, wie die Kollegin Fritzi ihnen eindeutig zu verstehen gibt. Aber es ist wie es ist. In dieser Welt der Musik, der Leichtlebigkeit, in der ersten Bekanntschaft mit Swing und Jazz, wirkt die vernünftige Anna, die sich ganz ihrer Arbeit verschrieben hat wie ein Fremdkörper.
Wie schön ist die Welt der Musik, sei es eher die ernstere der Oper oder die fröhlichere des Swing. Unbeschwert leben Orlanda und ihre Freunde in dieser Welt. Die drohende Gefahr der Nazi-Herrschaft scheint nicht ihnen zu gelten. Sie verschließen einfach ihre Augen, so schlimm wird es schließlich nicht werden. Doch auch Anna, mit ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer Gewissenhaftigkeit, scheint zunächst wie geblendet. Der schneidige Arzt, der ihre Karriere fördert, gibt ein Vorbild, das sich als sehr zweifelhaft herausstellt. Mit dem Verrinnen der Zeit lassen sich die negativen Auswirkungen des unsäglichen Regimes nicht mehr übersehen. Es werden Jobs gestrichen oder nicht erst vergeben, es wird subtiler Druck ausgeübt, es wird manipuliert.
In einen Rahmen der Nachkriegszeit gekleidet malt dieser außerordentlich beachtenswerte Roman ein Bild von einer schleichenden Verrohung der Gesellschaft. Welches Leid bereits das herannahende Unheil verursacht. Welche Schuld die Menschen auf sich laden, viele durchaus absichtlich, manche eher unfreiwillig. Wie wenige mit einfachsten Mitteln kämpfen. Wie einzelne durch ihre unbedarfte Vertrauensseligkeit Verrat üben. Die Musik verlässt diese üble Welt, in der nur Tschingderassabum besteht. Man soll den Kindern die ganze Geschichte erzählen, damit sie eine Vorstellung bekommen, wie es gewesen sein könnte. In der Hoffnung, dass sie es nie wieder soweit kommen lassen, dass sie einschreiten, bevor es zum Exzess kommt. Durch diese Geschichte zweier unterschiedlicher Frauen wird einem die Komplexität menschlicher Beziehungen näher gebracht und die bedauerlicherweise Unvermeidlichkeit des Schicksals. Ein Schicksal, gegen das man sich mit aller Macht stemmen möchte, stemmen müsste.
4,5 Sterne
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