Das Lied meiner Schwester: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Lied meiner Schwester: Roman' von Gina Mayer
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Orlanda hat ihre Anstellung an der Düsseldorfer Oper verloren und entdeckt als Sängerin der Melody Girls die Swingmusik für sich. Sie steht zwischen zwei Männern, dem Jazzgeiger Leopold und dessen Freund Clemens. Als ihrem Quartett von den Nazis Auftrittsverbot erteilt wird, schließt sich Orlanda einer Widerstandsgruppe an, in der ihre Schwester Anna organisiert ist. Kurz nachdem Orlanda Leopold und Clemens in ihre Aktivitäten einweiht, wird eine der Schwestern verhaftet. Wer hat sie verraten? Im Gefängnis entdeckt die junge Frau, dass sie schwanger ist, und beginnt Briefe an ihr ungeborenes Kind zu schreiben, denn sie weiß, dass es ohne seine Mutter aufwachsen wird.
Gina Mayer erzählt die berührende Geschichte zweier Schwestern, die Widerstand leisten, und beschreibt bestechend die Musikszene der dreißiger Jahre.

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:546
EAN:
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Rezensionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

  1. 4
    30. Mär 2016 

    Nur die Musik

    Die Schwestern Anna und Orlanda leben in Düsseldorf. Ihre Eltern sind schon früh verstorben. Anna, die Ältere, arbeitet als Krankenschwester, Orlanda singt an der Düsseldorfer Oper. Obwohl nur drei Jahre auseinander, könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Aber im Jahr 1929 ist die Welt heil, noch. Im gleichen Jahr erhält auch der Opernsänger Clemens Haupt eine Anstellung, sein Freund Leopold Ulrich verhilft ihm dazu. Durch einen ziemlich miesen Trick, wie die Kollegin Fritzi ihnen eindeutig zu verstehen gibt. Aber es ist wie es ist. In dieser Welt der Musik, der Leichtlebigkeit, in der ersten Bekanntschaft mit Swing und Jazz, wirkt die vernünftige Anna, die sich ganz ihrer Arbeit verschrieben hat wie ein Fremdkörper.

    Wie schön ist die Welt der Musik, sei es eher die ernstere der Oper oder die fröhlichere des Swing. Unbeschwert leben Orlanda und ihre Freunde in dieser Welt. Die drohende Gefahr der Nazi-Herrschaft scheint nicht ihnen zu gelten. Sie verschließen einfach ihre Augen, so schlimm wird es schließlich nicht werden. Doch auch Anna, mit ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer Gewissenhaftigkeit, scheint zunächst wie geblendet. Der schneidige Arzt, der ihre Karriere fördert, gibt ein Vorbild, das sich als sehr zweifelhaft herausstellt. Mit dem Verrinnen der Zeit lassen sich die negativen Auswirkungen des unsäglichen Regimes nicht mehr übersehen. Es werden Jobs gestrichen oder nicht erst vergeben, es wird subtiler Druck ausgeübt, es wird manipuliert.

    In einen Rahmen der Nachkriegszeit gekleidet malt dieser außerordentlich beachtenswerte Roman ein Bild von einer schleichenden Verrohung der Gesellschaft. Welches Leid bereits das herannahende Unheil verursacht. Welche Schuld die Menschen auf sich laden, viele durchaus absichtlich, manche eher unfreiwillig. Wie wenige mit einfachsten Mitteln kämpfen. Wie einzelne durch ihre unbedarfte Vertrauensseligkeit Verrat üben. Die Musik verlässt diese üble Welt, in der nur Tschingderassabum besteht. Man soll den Kindern die ganze Geschichte erzählen, damit sie eine Vorstellung bekommen, wie es gewesen sein könnte. In der Hoffnung, dass sie es nie wieder soweit kommen lassen, dass sie einschreiten, bevor es zum Exzess kommt. Durch diese Geschichte zweier unterschiedlicher Frauen wird einem die Komplexität menschlicher Beziehungen näher gebracht und die bedauerlicherweise Unvermeidlichkeit des Schicksals. Ein Schicksal, gegen das man sich mit aller Macht stemmen möchte, stemmen müsste.
    4,5 Sterne

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Die Tochter des Uhrmachers

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Tochter des Uhrmachers' von Kirsten Weiss
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Tochter des Uhrmachers"

Mit Volldampf voraus.
Kalifornisches Territorium, 1848. Gold wurde entdeckt, und ein Dorf namens San Franzisco ist wie leergefegt, weil alle Männer dem Rausch verfallen den Ort verlassen haben. Dampfbetriebene Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.
Die neunzehnjährige Engländerin Sensibility Grey hat ihre Kindheit und Jugend damit verbracht, im Labor ihres Vaters zu spielen und dabei die feine englische Lebensart verpasst. Aber als ihr Vater völlig verarmt stirbt, wird sie nach San Franzisco in die Obhut eines Onkels geschickt, den sie noch nie im Leben gesehen hat.
Das kalifornische Territorium hält so viele Gefahren bereit, dass selbst die unbezähmbare Miss Grey an ihre Grenzen stößt. Verfolgt von Regierungsagenten, einem Geheimbund und dem rätselhaften Mr. Night muss Sensibility die seltsamen Aufzeichnungen ihres Vaters entziffern, nicht ahnend, dass sie damit die Welt für immer verändern wird.
Zauber, Zorn und Zerstörung. DIE TOCHTER DES ERFINDERS ist ein Pre-Steampunk-Roman voller Spannung, der im kalifornischen wilden Westen zur Zeit des Goldrausches spielt.


Über die Autorin:
Kirsten Weiss war fast zwanzig Jahre im Ausland tätig, darunter in der ehemaligen Sowjetunion, in Afrika und in Südostasien. Ihre dortigen Erfahrungen weckten ihr Interesse für die Wirkung von Mystizismus und Mythologie auf unser Alltagsleben.
Heute lebt sie in San Mateo, Kalifornien und mischt in ihren genre-übergreifenden Romanen Steampunk-Spannung und Urban Fantasy mit ihren eigenen Erlebnissen und Fantasien. Heraus kommt eine lebendige Welt des Zaubers und der Zerstörung.
Kirsten Weiss ist noch nie einem Dessert begegnet, das ihr nicht geschmeckt hat, und ihr heimliches Laster ist es, sich bei einem Glas Rotwein Wiederholungen der Fernsehserie Stimmen aus dem Jenseits anzusehen.

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Format:Kindle Edition
Seiten:309
EAN:
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Rezensionen zu "Die Tochter des Uhrmachers"

  1. 4
    12. Feb 2017 

    Das Geheimnis des Journals

    Klappentext:
    Mit Volldampf voraus.
    Kalifornisches Territorium, 1848. Gold wurde entdeckt, und ein Dorf namens San Franzisco ist wie leergefegt, weil alle Männer dem Rausch verfallen den Ort verlassen haben. Dampfbetriebene Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.
    Die neunzehnjährige Engländerin Sensibility Grey hat ihre Kindheit und Jugend damit verbracht, im Labor ihres Vaters zu spielen und dabei die feine englische Lebensart verpasst. Aber als ihr Vater völlig verarmt stirbt, wird sie nach San Franzisco in die Obhut eines Onkels geschickt, den sie noch nie im Leben gesehen hat.
    Das kalifornische Territorium hält so viele Gefahren bereit, dass selbst die unbezähmbare Miss Grey an ihre Grenzen stößt. Verfolgt von Regierungsagenten, einem Geheimbund und dem rätselhaften Mr. Night muss Sensibility die seltsamen Aufzeichnungen ihres Vaters entziffern, nicht ahnend, dass sie damit die Welt für immer verändern wird.
    Zauber, Zorn und Zerstörung. DIE TOCHTER DES ERFINDERS ist ein Pre-Steampunk-Roman voller Spannung, der im kalifornischen wilden Westen zur Zeit des Goldrausches spielt.

    Rezension:
    Nach dem Tod ihres Vaters reist Sensibility zu ihrem ihr unbekannten Onkel nach California. Ohne Mutter ist sie nie als feine Dame erzogen worden, sondern hat viel von der Arbeit ihres Vaters als Uhrmacher und Erfinder gelernt. Doch als das Schiff in San Franzisko (diese Schreibweise wird im kompletten Buch verwendet) ankommt, ist die Stadt beinahe männerlos, denn in den Bergen wurde kürzlich Gold gefunden. Fast ausschließlich Frauen, Kinder und verlassene Schiffe gibt es hier noch. Von Sensiblilitys Onkel ist keine Spur zu finden. Dafür scheinen auffallend viele andere Leute zu wissen, wer sie ist, und sie schon zu erwarten. Alle diese machen ihr mehr oder weniger offen klar, dass sie die Aufzeichnungen ihres Vaters – eine der wenigen Dinge, die sie vor seinen Gläubigern Retten konnte – wollen. Schon bald weiß Sensibility nicht mehr, wem sie vertrauen kann, gehen die verschiedenen ‚Interessenten‘ doch nicht gerade auf die ‚vornehme englische Art‘ vor. Und ihr Onkel ist deren Geisel.
    Worum handelt es sich bei „Die Tochter des Uhrmachers“? Am besten könnte man dieses Buch wohl als ein Steampunk-Western-Abenteuer mit Fantasy-Elementen bezeichnen, wobei Steampunk und Western abwechselnd in den Vordergrund treten, während die Fantasy eher eine Nebenrolle spielt. Gerade dieser Genre-Mix, der in keine Schublade so richtig hineinpasst, macht den Reiz dieses Buches aus. Wird die junge Frau in dem Land, das nicht mehr spanisch/mexikanisch, aber auch noch nicht so richtig US-amerikanisch ist, die richtigen Entscheidungen treffen? Wird sie den richtigen Leuten vertrauen? Und was steckt eigentlich wirklich hinter den Aufzeichnungen ihres Vaters? All diese Fragen garantieren viel Spannung. Zusammen mit dem gelungenen Handlungsaufbau und einem gut lesbaren Schreibstil entsteht so eine gelungene Story für alle Leser, die auch mal die Grenzen ihres Lieblingsgenres überschreiten können. Hinzugefügt sei, dass die Autorin viel Wert auf historische Genauigkeit (abgesehen natürlich von den Steampunk- und Fantasy-Elementen) legt und auf bewusste Abweichungen im Nachwort ausdrücklich hinweist.
    Im englischen Original, wo der Titel „Steam and Sensibility“ lautet, gibt es bereits 2 weitere Teile um Sensibility Greys Abenteuer. Somit bleibt nur zu hoffen, dass diese demnächst auch auf Deutsch erscheinen.

    Fazit:
    Steampunk, Western, Adventure und Fantasy – und das alles im selben Buch. Wer eine solche Mixtur mag, sollte diesem Buch einen Blick gönnen.

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Die Ewigen - Das Gedächtnis der Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Ewigen - Das Gedächtnis der Welt' von Chriz Wagner
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Ewigen - Das Gedächtnis der Welt"

Mein Name ist Thyri. Ich lebe ewig. Solange ich zurückdenken kann, bin ich auf der Erde. Ich suche nach meiner Liebe. Und ich suche nach dem Tod. Gemeinsam werden wir eine Antwort finden auf die Frage: Wer bin ich? Ich kann nicht sterben. Ich kann nicht lieben. Ich bin Thyri.

1933 n. Chr.: Thyri hat eine Anstellung im Lesesaal der London Museum Library. Dort, inmitten all der alten Bücher, fühlt sie sich aufgehoben. Sie hat das Gefühl an einem Ort angekommen zu sein, an dem sie sich nicht verstecken muss. Und vielleicht, so hofft sie, findet sie in einem der abertausend Bücher Informationen über ihre Herkunft, ihre Unsterblichkeit – und über Simon, den sie nicht vergessen kann.

Eines Tages wird die Sammlung der Bibliothek um ein ganz besonderes Schmuckstück reicher: Der Codex Sinaiticus, die älteste Bibelübersetzung der Welt, findet seinen Weg nach London. Und während Thyri noch ihr normales Leben genießt, schleicht sich der Codex langsam in ihre Lebenswirklichkeit und verändert alles.

Denn was hat es mit den seltsamen historischen Ungereimtheiten auf sich, die Thyri immer häufiger in den historischen Büchern entdeckt? Sind ihre Freunde, wer sie vorgeben zu sein? Oder findet Thyri unter ihnen vielleicht endlich einen weiteren Ewigen?

DIE EWIGEN ist eine E-Serie mit Geschichten über Mystery, Horror und einen Hauch Liebe vor den Kulissen der Weltgeschichte. Jede Folge steht für sich allein. Die Folgen bauen nicht aufeinander auf. Thyri und Simon erzählen von mysteriösen Ereignissen aus ihrem ewigen Leben.

Stimmen zum Autor
Ein sehr guter Kurzroman der einen in eine andere Welt entführt und aufzeigt, dass manches Illusion ist, was man zu sehen glaubt! – KaSa’s Buchfinder

Eine wirklich faszinierende und packende Kurzgeschichte […], die den Leser schaudern lässt. – Traumfantasiewelten

Über den Autor
Chriz Wagner entdeckte mit 33 Jahren das Schreiben für sich und arbeitet seitdem fleißig an seinen Mysteryromanen. Er lebt mit seiner Ehefrau und zwei Töchtern in der Nähe von München.

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:96
EAN:
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Rezensionen zu "Die Ewigen - Das Gedächtnis der Welt"

  1. 3
    26. Sep 2016 

    Die geschichtliche (Un-)Wahrheit

    Klappentext:
    Mein Name ist Thyri. Ich lebe ewig. Solange ich zurückdenken kann, bin ich auf der Erde. Ich suche nach meiner Liebe. Und ich suche nach dem Tod. Gemeinsam werden wir eine Antwort finden auf die Frage: Wer bin ich? Ich kann nicht sterben. Ich kann nicht lieben. Ich bin Thyri.
    1933 n. Chr.: Thyri hat eine Anstellung im Lesesaal der London Museum Library. Dort, inmitten all der alten Bücher, fühlt sie sich aufgehoben. Sie hat das Gefühl an einem Ort angekommen zu sein, an dem sie sich nicht verstecken muss. Und vielleicht, so hofft sie, findet sie in einem der abertausend Bücher Informationen über ihre Herkunft, ihre Unsterblichkeit – und über Simon, den sie nicht vergessen kann.
    Eines Tages wird die Sammlung der Bibliothek um ein ganz besonderes Schmuckstück reicher: Der Codex Sinaiticus, die älteste Bibelübersetzung der Welt, findet seinen Weg nach London. Und während Thyri noch ihr normales Leben genießt, schleicht sich der Codex langsam in ihre Lebenswirklichkeit und verändert alles.
    Denn was hat es mit den seltsamen historischen Ungereimtheiten auf sich, die Thyri immer häufiger in den historischen Büchern entdeckt? Sind ihre Freunde, wer sie vorgeben zu sein? Oder findet Thyri unter ihnen vielleicht endlich einen weiteren Ewigen?
    DIE EWIGEN ist eine E-Serie mit Geschichten über Mystery, Horror und einen Hauch Liebe vor den Kulissen der Weltgeschichte. Jede Folge steht für sich allein. Die Folgen bauen nicht aufeinander auf. Thyri und Simon erzählen von mysteriösen Ereignissen aus ihrem ewigen Leben.

    Rezension:
    Thyri ist unsterblich, doch wieso das so ist, weiß sie selbst nicht. Sie weiß auch nicht, wie viele von ihrer Art es gibt – oder was ‚ihre Art‘ überhaupt ist. Als sich ihr 1933 die Gelegenheit bietet, einen Job in der London Museum Library zu erhalten, ergreift sie die Gelegenheit begeistert. In der Unmasse von Büchern müssen sich doch einfach Hinweise finden! In Wahrheit besteht ihr Job jedoch nur darin, Bücher aus dem Regal herauszusuchen oder wieder wegzuräumen. Und zwar immer im selben Regal, für das sie zuständig ist. Doch eines Tages bietet sich ihr die Gelegenheit, sich Zutritt zum Archiv zu verschaffen, in dem die ‚Schätze‘ liegen. Was sie dort findet, irritiert sie jedoch mehr, als dass es ihr weiterhelfen würde.
    Genau wie die Heldin der Geschichte möchte der Leser zunächst natürlich mehr erfahren. Recht schnell kommt es auch dazu, dass sich dabei Ungereimtheiten ergeben, für die zunächst weder Thyri noch der Leser eine Erklärung finden. (Worin diese Ungereimtheiten bestehen, soll hier nicht näher betrachtet werden, um nicht zu viel zu verraten.) Auf diese Weise steigt die Spannung immer weiter an, sodass der Leser zusammen mit Thyri hofft, endlich die Wahrheit zu erfahren. Doch diese erfahren beide leider nicht.
    Der Autor Chriz Wagner hat eine ganze Reihe von Büchern über „Die Ewigen“ verfasst, die nach ausdrücklichem Hinweis im Klappentext jedoch nicht aufeinander aufbauen, sondern inhaltlich völlig eigenständig sind. Wenn dem nicht so wäre, könnte man das völlig offene Ende natürlich damit erklären, dass es in einem der kommenden Bücher aufgelöst werden wird. Da dies aufgrund dieses Hinweises jedoch nicht zu erwarten ist, hinterlässt „Das Gedächtnis der Welt“ seine Leser am Schluss eher unbefriedigt, da die im Verlauf der Handlung aufgeworfene Hauptfrage, was eigentlich wahr ist, nicht beantwortet wird. Darüber kann auch der stilistisch gelungene Aufbau des Buches nicht hinwegtrösten.

    Fazit:
    „Das Gedächtnis der Welt“ bietet eine interessante und spannende Handlung, die am Ende leider nicht aufgelöst wird.

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Raumpatrouille: Geschichten

Buchseite und Rezensionen zu 'Raumpatrouille: Geschichten' von Matthias Brandt
5
5 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Raumpatrouille: Geschichten"

Streifzüge im Astronautenkostüm
Dieses Buch ist eine herrliche Überraschung: Matthias Brandt zeigt mit seinem literarischen Debüt, dass er nicht nur ein herausragender Schauspieler, sondern auch ein bemerkenswerter Autor ist.
Die Geschichten in Matthias Brandts erstem Buch sind literarische Reisen in einen Kosmos, den jeder kennt, der aber hier mit einem ganz besonderen Blick untersucht wird: der Kosmos der eigenen Kindheit. In diesem Fall einer Kindheit in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts in einer kleinen Stadt am Rhein, die damals Bundeshauptstadt war. Einer Kindheit, die bevölkert ist von einem manchmal bissigen Hund namens Gabor, von Herrn Vianden, mysteriösen Postboten, verschreckten Nonnen, kriegsbeschädigten Religionslehrern, einem netten Herrn Lübke von nebenan, bei dem es Kakao gibt und dem langsam die Worte ausgehen. Es gibt einen kauzigen Arbeitskollegen des Vaters, Herrn Wehner, einen Hausmeister und sogar einen Chauffeur, da der Vater gerade Bundeskanzler ist. Erzählt wird von komplizierten Fahrradausflügen, schwer bewachten Jahrmarktsbesuchen, monströsen Fußballniederlagen, skurrilen Arztbesuchen und von explodierenden und ebenso schnell wieder verlöschenden Leidenschaften wie z.B. dem Briefmarkensammeln. Nicht zuletzt lesen wir von gleichermaßen geheimnisumwobenen wie geliebten Eltern und einer Kindheit, zu der neben dem Abenteuer und der Hochstapelei auch Phantasie, Gefahr und Einsamkeit gehören. Ein Buch, das man nicht vergessen wird.

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Format:Kindle Edition
Seiten:91
EAN:
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Rezensionen zu "Raumpatrouille: Geschichten"

  1. Kindheitserinnerungen

    Matthias Brand erzählt in seinem Büchlein "Raumpatrouille" Geschichten aus seiner Kindheit in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Wer auf Interna aus dem Kanzlerhaushalt hofft, wird nicht gut bedient, vielmehr sind es kleine Alltagsgeschichten, die in mir, nur drei Jahre jünger als Brandt, eigene Kindheitserinnerungen evozierten. Klar lebte er in gewisser Weise als Kanzlersohn abgeschottet, hatte allerdings durchaus Freiheiten, die, so fürchte ich, heutige Kanzler(innen)kinder nicht hätten. Aber die Erwähnung zahlreicher Produkte aus den frühen Siebzigern, etwa das Fußballschuhmodell "adidas La Plata" oder der Fernsehserie "Percy Stuart" (sofort hatte ich Titelmelodie und -refrain im Ohr) rufen eigenen Kindheitserfahrungen hervor. Auch die Beschreibung der Wohnung eines Freundes weckt (nicht unbedingt positive) Erinnerungen, so das Brokatverkleidete Telefon. Und wer kennt heute noch die Kästen mit 50 Zaubertricks?Eben 70er pur. Insofern ist das Buch eine interessante Zeitreise für alle, die damals ihre Kindheit erlebt haben. Und zu guter letzt wird auch die menschliche Seite des Kanzlers, die des Vaters, deutlich, der durch sein Staatsamt sicherlich wesentlich weniger präsent als andere Familienväter war.

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  1. Eine Kindheit in den 60ern

    Der kleine Matthias könnte in den 60er Jahren eine ganz normale Kindheit durchleben, wäre da nicht der Umstand, dass sein Vater der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ist. So lebt die Familie Garten an Garten mit dem Präsidenten im noblen Bonner Stadtteil Venusberg. Matthias wird hin und wieder eben dort zu einem heißen Kakao eingeladen. Außerdem freundet er sich mit einigen der Personenschützer an, nur um sich diebisch zu freuen, wenn er ihnen später entwischen kann um mit seinem Bonazarad den angrenzenden Wald zu durchforsten. In der Schule lebt er nach dem Motto, nur nicht aufzufallen, denn er möchte nicht im Mittelpunkt stehen und auch nicht zeigen, dass er über gewisse Privilegien verfügt.

    Matthias Brandt hat mit „Raumpatrouille“ Geschichten seiner Kindheit festgehalten, mit den kleinen Episoden, die voller Detailliebe stecken, zeigt er, welch ein brillanter Geschichtenerzähler er doch ist. Jede Kurzstory ist für sich selbst ein kleines Kunstwerk und ich kann als Leserin jede Szene vor meinem inneren Auge ablaufen sehen. Die Sprache, die der Autor verwendet ist ausdrucksstark. Der Schreibstil ist beeindruckend und Matthias Brandt kann mich mit jeder einzelnen Geschichte fesseln. Auch wenn er im Vorwort quasi offen lässt, ob das worüber er schreibt wirklich genauso passiert ist, wird doch das besondere Verhältnis zu den Eltern deutlich und von Matthias Brandt mit viel Gefühl beschrieben.

    Ich bewerte dieses Buch mit fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter. Leser, die in den 60er Jahren geboren wurden, werden viele Erinnerungen aus ihrer eigenen Kindheit wieder entdecken und wie ich darin schwelgen. Zusätzlich zum Buch ist der Soundtrack erschienen, auf der CD „Memory Boy“ von Jens Thomas hat der Musiker mit Matthias Brandt zusammen eine Songliste erstellt; für jede Geschichte ist ein Lied vertreten. Die Musik unterstützt hervorragend den Rückblick in die Zeit.

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  1. 5
    24. Okt 2016 

    Die Rolle des Kanzlersohns wird überschätzt, ist aber pointiert

    In einem Interview sagte Matthias Brandt kürzlich so ungefähr, seine Vergangenheit als Kanzlersohn werde erheblich überschätzt, er hätte eben einfach nur einen Vater mit einem komischen Beruf gehabt. Wie komisch das aus der Sicht des Kindes ist, davon erzählt Matthias Brandt in seinem Erstlingswerk, dem Geschichtenband „Raumpatrouille“ (Kiepenheuer & Witsch 2016). Wir kennen Matthias Brandt bisher vorwiegend aus dem Fernsehen als vielbeschäftigten Schauspieler, der in viele Rollen schlüpft und schlüpfen kann. Hier in seinem Buch schlüpft er in die Rolle des kleinen Matthias, der seine Kindheit in einem Haus mit seinen Eltern (Willy und Rut Brandt) verbringt, in dem die bundesrepublikanische Zeitgeschichte einen ihrer Gestaltungsmittelpunkte hat. Die Kindheit von Matthias ordnet sich in diese Umwelt ein, was immer wieder zu pointierter Situationskomik führt. Etwa, wenn sein Vater sich mühsam und ungelenk auf ein Fahrrad zwängt für eine Fahrradtour mit seinem Sohn, deren eigentlicher Zweck ein Versöhnungsgespräch mit dem Kollegen Wehner sein soll. Normale Erfahrungen des kleinen Matthias, die jedes Kind dieses Jahrgangs (Ich bin eines davon ) wohl fest in seinem Erfahrungsschatz verankert hat (wie etwa Bonanza-Räder, Jingler Jeans, Mondlandungseuphorie) paaren sich in den Geschichten von Matthias Brandt mit dem Ungewöhnlichen des „Vaters mit dem komischen Beruf“. So wird Briefmarkensammeln zu allem anderen als einem Ausflug in fremde Welten und Abenteuer, wie eigentlich geplant:
    “Die meisten der darin befindlichen Stücke zeigen die Porträts der Bundespräsidenten Heinrich Lübke oder Gustav Heinemann, Graumänner, Leute, von denen zu Hause ohnehin die Rede war, die nebenan wohnten und die ich – schlimmer noch – kannte!“
    Ein Übernachtungsausflug zu einem Schulkollegen in dessen Mietwohnung zum Wim Tölke-Abend wird zu einem Ausflug in die „behagliche Geschlossenheit einer Gedankenwelt, die ihn sofort einlullt“, da so abweichend von der häuslichen Erfahrungswelt.
    Von der aus kindlicher Sicht geschilderten Spannung zwischen kindlicher Normalität und ständigem häuslichen Ausnahmezustand, in der das Kind aber für sich nur Normalität erkennen kann, leben die Geschichten in Raumpatrouille, schaffen eine pointierte Komik und zaubern dem Leser immer wieder ein tiefes Lächeln ins Gesicht.
    Mein Fazit:
    Matthias Brandt schafft es, den ganz eigenen Kosmos seiner Kindheit in den Siebziger Jahren zu vermitteln. Für den Leser schafft er damit ein kleines Stück Literatur, das sprachlich und inhaltlich mitnimmt und überzeugen kann.
    Nachdem ich schon ein Fan von ihm als Schauspieler bin, hat er mich nun auch als Autor überzeugen können.

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Hexenstein (Dacer 2)

Buchseite und Rezensionen zu 'Hexenstein (Dacer 2)' von Bianca Bolduan
2
2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hexenstein (Dacer 2)"

Ein Ort in Thüringen, ein scheinbar unauffälliger Hinkelstein in einem Garten und Frauen, die den Verstand verlieren; auch im zweiten Band der „Darcer“-Reihe geht es um einen realen Platz mit starken energetischen Belastungen.
Was dort im Jahre 1710 geschah, führte zu einem der letzten Hexenprozesse dieser Gegend. Doch bis in die Gegenwart hinein ranken sich um den „Hexenstein“ Gerüchte, denn all jene, die ihn fortbewegen wollen, sterben. Geologische Untersuchungen ergeben nichts und jährlich pilgern Hunderte Schaulustige zu diesem Ort, an dem einst Furchtbares geschah und bis heute keine Ruhe einkehren kann.

Um die Bewohner des Ortes vor noch mehr Schaulustigen zu schützen, wird der Standort verschleiert. Auch die Namen wurden geändert. Die Geschichte nicht!

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Format:Kindle Edition
Seiten:169
EAN:
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Rezensionen zu "Hexenstein (Dacer 2)"

  1. 2
    06. Jul 2016 

    Ein Jahrhunderte altes Grauen

    Klappentext:
    Ein Ort in Thüringen, ein scheinbar unauffälliger Hinkelstein in einem Garten und Frauen, die den Verstand verlieren; auch im zweiten Band der „Darcer“-Reihe geht es um einen realen Platz mit starken energetischen Belastungen.
    Was dort im Jahre 1710 geschah, führte zu einem der letzten Hexenprozesse dieser Gegend. Doch bis in die Gegenwart hinein ranken sich um den „Hexenstein“ Gerüchte, denn all jene, die ihn fortbewegen wollen, sterben. Geologische Untersuchungen ergeben nichts und jährlich pilgern Hunderte Schaulustige zu diesem Ort, an dem einst Furchtbares geschah und bis heute keine Ruhe einkehren kann.
    Um die Bewohner des Ortes vor noch mehr Schaulustigen zu schützen, wird der Standort verschleiert. Auch die Namen wurden geändert. Die Geschichte nicht!

    Rezension:
    1711 in einem kleinen Dorf in Thüringen. Der älteste Sohn des örtlichen Großbauern verliebt sich in die Tochter der im Wald lebenden Kräuterfrau. Doch diese Verbindung ist unvorstellbar. Schließlich hat der Bauer schon lange mit dem Schmied geklärt, dass ihre Kinder einmal heiraten sollen, und Kräuterfrauen gelten in der Gemeinschaft eher als notwendiges Übel und werden generell ihrer Nähe zur Hexerei verdächtigt. So nimmt das Unheil seinen Lauf.
    2011 im selben Dorf. Eine Familie kauft ein seit einiger Zeit leerstehendes Haus. Der Vater ist lungenkrank und muss dringend in eine Umgebung mit besserer Luft ziehen. Der Tochter der Familie fallen jedoch schnell unheimliche Vorgänge auf.
    Selbstverständlich sind die Vorgänge trotz des zeitlichen Abstands von 300 Jahren miteinander verwoben. Während die historische Geschichte jedoch interessant und spannend zu lesen ist, driftet die aktuelle Handlung schnell in eine vorhersehbare Geisterstory mit noch vorhersehbarerem Ausgang ab. Hinzukommt, dass die Autorin sowohl im Klappentext als auch im Buch selbst versucht, das Geschehen als reale Handlung zu verkaufen. Obwohl das Buch in einem gut lesbarem Sprachstil verfasst ist, kann man es aus den genannten Gründen höchstens für esoterisch Interessierte empfehlen.

    Fazit:
    Eine vorhersehbare Fantasy-Story, die als reale Geschichte ausgegeben wird.

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Beatrice - Rückkehr ins Buchland

Buchseite und Rezensionen zu 'Beatrice - Rückkehr ins Buchland' von Markus Walther
4.75
4.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Beatrice - Rückkehr ins Buchland"

Sie wusste um das mächtige Eigenleben des geschriebenen Wortes, wusste um die Magie, die die Realität um die Fiktion krümmte, wie das Weltall den Raum um die Masse."

Eigentlich müsste Beatrice zufrieden sein. Sie hat das Antiquariat von Herrn Plana übernommen, ihr Mann ist wieder gesund und der Verlag wünscht sich ein neues Manuskript. Alles scheint in
geordneten Bahnen zu laufen. Doch dann taucht der kuriose Ladenbesitzer Quirinus auf, der ihr ein Angebot macht, das sie einfach nicht ablehnen kann. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zurück in die tiefsten Regionen des Buchlands.

Diskussionen zu "Das Lied meiner Schwester: Roman"

Format:Kindle Edition
Seiten:284
Verlag: Acabus Verlag
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Rezensionen zu "Beatrice - Rückkehr ins Buchland"

  1. 5
    03. Dez 2016 

    Regenbögen im Dunkel...

    Was habe ich mich auf ein Wiederlesen mit Beatrice und dem Buchland gefreut! Zwar gibt es Herrn Plana nun nicht mehr, doch Beatrice hat das Antiquariat von ihm übernommen, und was spräche dagegen, das Buchland in den unteren Gewölben auch ohne den mysteriösen Auktoral zu durchforsten? Zu meiner großen Überraschung hat Beatrice diese Möglichkeit jedoch seit dem Verschwinden Herrn Planas nie genutzt - allein zum Zwecke des Auffüllens der Buchregale im Antiquariat hat sie das Buchland gelegentlich einmal betreten, blieb jedoch stets in den ihr gut bekannten Abteilungen.

    "Sie wusste um das mächtige Eigenleben des geschriebenen Wortes, wusste um die Magie, die die Realität um die Fiktion krümmte wie das Weltall den Raum um die Masse. Es gab hier Gänge, die sich verschoben, Bücher, die sich bewegten, und Wesen, denen sie nie wieder begegnen wollte. Ja, sie liebte das Buchland. Aber sie hatte auch einen höllischen Respekt vor dem, was im Buchland zu finden war." (S. 58)

    Auch sonst hat sich Beatrice in ihrem Leben irgendwie eingerichtet. Mit ihrem Mann Ingo versteht sie sich wieder recht gut, zumal er weiterhin dem Alkohol abschwört. Zwar hat sie den Tod ihrer kleinen Tochter immer noch nicht wirklich verwunden, doch schaut sie inzwischen wieder nach vorne. Nach dem Erfolg ihres ersten Buches drängt der Verlag auf eine Fortsetzung, doch ist Beatrice von der Idee nicht wirklich überzeugt.

    "Ich werde keine Fortsetzung schreiben. Fortsetzungen sind meistens kacke. Nur weil 'Buchland' ein Fantasyroman geworden ist, muss das Teil ja nicht gleich in Serie gehen. Nicht jeder Mist muss eine Trilogie werden." (S. 39)

    Dieses kleine Zitat zeugt schon davon, wieviel schwarzer Humor hier immer wieder mal aufblitzt, und auch, wie der Autor sich selbst immer mal wieder auf die Schippe nimmt - und das sind schon einige der Gründe, weshalb mir dieses Buch so gut gefallen hat. War Band eins der Trilogie noch vom Überraschungseffekt geprägt, von all der Freude am Entdecken dieses traumhaften Landes für alle Bücherliebhaber, so ist diese zweite Folge deutlich düsterer. Denn das Buchland ist nicht mehr, was es mal war. Unheimlicher ist es geworden, Schatten sind eingezogen, und das Böse lauert - nur auf wen? Oder auf was?

    "Während der Zeiger langsam über das Zifferblatt ihrer Armbanduhr kroch, überkam sie mehr und mehr ein Gefühl der Unruhe. Die Angst, dass etwas ihre Bücher bedrohte, machte sich schmerzhaft spürbar in ihren Knochen breit. Da war noch immer das Wispern um sie herum. Doch entgegen aller Erfahrungen, die sie bislang zwischen den Büchern gemacht hatte, klang es nun kläglich, geradezu krank." (S. 55)

    Zunächst einmal macht Beatrice die Bekanntschaft mit einem merkwürdigen Kauz. Quirinus heißt er - nur Quirinus - und hat den Laden neben dem Antiquariat erworben. Ein Geschäft für Kuriositäten, und wirklich schlau wird Beatrice nicht aus dem Verhalten ihres neuen Nachbarn. Er möchte etwas von ihr, das ist ihr nur zu bald klar, doch er verrät ihr nicht, was es ist. Stattdessen stellt er ihr seine kleine Cousine vor, Chaya, ein kleines, nettes Mädchen - und doch, auch an ihr ist irgendetwas seltsam. Jedenfalls liebt dieses Mädchen Bücher. Über alles. Vielleicht zu sehr?

    "Dort, wo sie gestern das Kinderbuch eingeschoben hatte, lag ein klägliches Häuflein Staub. Wie konnte das sein? Wie konnte ein Buch innerhalb so kurzer Zeit zerfallen? Das hatte Beatrice noch nie erlebt. Schon gar nicht hier im Antiquariat. Hier starben keine Bücher! Hier lebten sie auf. Egal, was es zu bedeuten hatte: Es konnte nichts Gutes sein. Aber wenn sie Antworten finden wollte, gab es nur einen Ort, an dem sie danach suchen konnte." (S. 54)

    Noch während Beatrice über die Veränderungen und möglichen Bedrohungen nachsinnt, macht ihr Quirinus ein Angebot, das sie bei allem Misstrauen einfach nicht ablehnen kann. Und wieder geht es tief hinein ins Buchland, in Areale, von denen Beatrice nicht zu träumen gewagt hätte - und doch ist alles von einer unheimlichen Atmospäre überzogen. Doch neben beängstigenden Begegnungen gibt es auch wieder herrliche Entdeckungen, wie beispielsweise die Geschichteneiche - mit Blättern aus Buchseiten, in denen sich die Strahlen der Sonne weiß relektieren.

    "Es ist traurig, dass nicht jeder für diese Magie zugänglich ist. Manche Köpfe sind einfach zu stumpf. Phantasie sollte zum eigenständigen Unterrichtsfach erklärt werden. Weißt du, jedes Feuerwerk in deinem Kopf kann grandioser und farbenfroher sein als eines, das du im 3D-Kino siehst. Du musst dich nur darauf einlassen." (S. 123)

    Einen Mangel an Phantasie kann man Markus Walther nun wirklich nicht vorwerfen. Wer wie Beatrice geglaubt hat, nach dem letzten Abenteuer das Buchland zu kennen, wird hier rasch eines Besseren belehrt. Doch neben all den phantastischen Elementen und den Geheimnissen, denen der Leser mit Beatrice auf den Grund zu gehen versucht, gibt es hier eine Vielzahl von philosophischen und moralischen Fragestellungen, mehr als einen Hauch von Mythologie und einem ganzen Strauß von Anspielungen, die man z.T sicher auch zu überlesen droht. Doch im Rahmen einer gemeinsamen Leserunde mit dem Autor wurden wir auf so manche Stelle hingewiesen, die zumindest für mich ansonsten verloren gegangen wäre.

    "Seele? Ein großes Wort. Und eines, das sich nicht genau definieren lässt. Ein sehr ungenauer Begriff. Ist Seele der unsterbliche Teil eines Wesens? Ist es der Lebensfunke? Dann wäre es mögich, dass es ihn gar nicht gibt. Oder ist es Intelligenz und das Sich-Selbst-Bewusstsein? Die Fähigkeit zu fühlen oder die Fähigkeit zu lieben? Wie poetisch! Von allem was? Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht ist es auch nur der Wille weiterzumachen. Lebenswille. Hoffnung. Hoffnung. Ja." (S. 217)

    Von der Seele der Bücher und sonstiger, hm, Dinge, ist hier die Rede, von Trauer und Freude, von der Verwerflichkeit des Machbaren, vom Ursprung des Bösen und von dem, was man zum Überleben braucht - die Hoffnung. Der Glaube an Regenbögen im Dunkel.

    Für mich einmal mehr ein ganz besonderes Buch aus der Feder von Markus Walther. Zweimal habe ich es gleich gelesen, denn ein einziges Lesen reichte mir nicht aus, um alles zu entdecken - und vermutlich reichen auch die beiden Male nicht. Mehr als ein Fantasybuch ist es in jedem Fall, denn wenn ein Roman es schafft, einen zum Lachen zu bringen und zu Tränen zu rühren, sich die Augen zuhalten zu wollen und zum Nachdenken bewegt - dann hat er viel erreicht. Und genauso ist es mir mit diesem Buch ergangen.

    Ich wünsche dem Buch viele Leser, denn welcher Büchernarr mag nicht eintauchen in das wundersame Buchland? Von mir gibt es jedenfalls auch für diesen zweiten Band der Trilogie eine unbedingte Leseempfehlung!

    © Parden

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  1. Rückkehr ins Buchland

    Dies ist das zweite Buch über das Buchland und Beatrice.
    Beatrice hat das Antiquariat von Herrn Plana übernommen, ihr Mann Ingo ist wieder gesund und sie könnte zufrieden sein. Doch noch immer ist ist sie in ihrer Trauer um ihre verstorbene Tochter gefangen.
    Doch dann taucht der kuriose Ladenbesitzer Quirinus zusammen mit dem Mädchen Chaya auf, die ihr Leben durcheinanderwirbeln. Quirinus macht ihr schliesslich ein Angebot, dass Beatrice nicht ablehnen kann . Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Buchland.

    Mehr möchte ich vom Inhalt nicht verraten, denn von Kapitel zu Kapitel wird die Geschichte mysteriöser und neue Fragen tun sich auf.

    Das Buchland hat mich auch wieder ganz schnell in seinen Bann gezogen. Dort trifft man allerlei auffällige Gestalten, sogar Gevatter Tod. Auch auf einem Thesaurus kann dort geritten werden.

    Und die Wortspielereien , die ins Buchland passen, sind einfach großartig und dürfen durchaus wörtlich verstanden werden.

    „Er rang mit den Worten....Zeilen umspannten ihn wie Schnüre.... Fesselnde Lektüre hinderte ihn daran weiterzumachen.“

    Doch auch Spannung bis zum Ende und eine Portion Humor finden sich in diesem Roman.

    Ich habe dieses Buch in einer Leserunde mit dem Autor gelesen und dadurch viele Hintergrundinfos erhalten. Fast jedes Kapitel wartet mit etwas Besonderem auf. Die wichtigsten Infos werden am Ende im Glossar erläutert.

    Diesen Roman sollte man nicht einfach von Seite zu Seite, oder Zeile für Zeile, sondern Wort für Wort lesen. So viele schöne Worte stecken in diesem Buch!

    Man spürt beim Lesen, wie viel Herzblut der Autor reingesteckt hat und welch intensive Recherchen nötig waren.

    Empfehlenswert ist es ,vor der Lektüre von „Beatrice“ erst “Buchland“, den ersten Band , zu lesen.

    Ich habe diesen bezaubernden, großartigen und besonderen Roman mit viel Genuss gelesen. Und es wird definitiv eines der wenigen Bücher sein, die ich ein zweites Mal lesen werde, damit ich auch wirklich alle Einzelheiten wahrnehme.

    Jetzt bleibt mir nur noch, mich auf den dritten Teil des Buchlandes zu freuen!

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  1. 4
    29. Okt 2016 

    Die Krümmung der Fiktion

    Nach ihren Abenteuern im Buchland leben Beatrice und Ingo relativ zufrieden. Beatrice führt ihren schönen Buchladen, doch ins Buchland steigt sie nicht so oft hinunter. Es scheint etwas Leben in die Nachbarschaft zu kommen als ein Kuriositätenladen eröffnet wird. Der Besitzer Quirinus zeigt Interesse an Beatrice und ihrem Buchgeschäft. Sollte er etwas im Schilde führen? Als er Beatrice bittet, auf seine kleine Cousine Chaya aufzupassen, denkt sie sich nichts weiter dabei. Das Kind wirkt nett, allerdings ein wenig seltsam. Doch Chayas großes Interesse an Büchern macht sie unbedingt sympathisch. Jedenfalls bis das erste verliehene Buch in so bestürzendem Zustand zurückkommt, dass es Beatrice beginnt im Nacken zu kribbeln wie ein Unheil, das seine Vorboten schickt.

    Noch einmal beschäftigt sich Beatrice mit ihrem Buchland. Auf welchen Weg wird sie sich begeben? Wird sie sich von Quirinus auf einen Pfad leiten lassen, von dem sie später bedauern wird ihn eingeschlagen zu haben? Steht es zwischen ihr und Ingo wirklich so gut? Welche Bedeutung bekommt die kleine Chaya für Beatrice, was projiziert sie in das Bild des Kindes hinein? Eine abenteuerliche Reise durch die Unendlichkeit des Buchlandes beginnt. So lernen wir zum Beispiel den blinden Buchbinder Markus kennen und Herrn Bünde und den Thesaurus und etliche weitere skurrile Gestalten.

    Es fühlt sich an wie das Beschreiten eines Weges. Beatrice hat mit der Tragik ihres Lebens nie abgeschlossen. Sie hat Ingo geholfen und sich vielleicht selbst vergessen. Doch nun muss sie sich auf den Weg machen. Wie es einem jeden ergehen kann, durchschreitet Beatrice ein Tal, doch als Leser wird man von der Hoffnung geleitet, dass doch eigentlich immer das Gute gewinnt. Und so nimmt man Seite für Seite dieser vor Ideen und kleinen Anekdoten strotzenden Geschichte auf. Beinahe als ob man selbst das Buchland durchwanderte. Viele Sätze habe eine doppelte Bedeutung oder beinhalten Hinweise, die zum darüber sprechen oder zum googeln einladen. Mit diesen schönen Buch ist man nach der ersten Lektüre gewiss nicht fertig, viele interessante Kleinigkeiten wollen wieder und wieder entdeckt werden. Wirklichkeit und Fantasy sind zu einer außerordentlich stimmigen Geschichte verwoben, die zum Glück im dritten Band weitergehen wird.

    4,5 Sterne

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  1. Traumhafte Fortsetzung

    Beatrice - Rückkehr ins Buchland ist der zweite Teil einer fantastischen Trilogie von Markus Walther aus dem Hause acabus

    Nach dem ich den ersten Teil, Buchland, schon verschlungen habe, war sehr schnell klar, dass ich die Fortsetzung unbedingt lesen möchte. Ich wollte den Zauber des ersten Bandes wieder einfangen, und die Bücher wieder wispern hören. Noch dazu sind mir die Charaktere ans Herz gewachsen und die ein oder andere Frage sollte für mich noch geklärt werden. Oftmals habe ich bei Fortsetzungen das Gefühl, dass sie nicht an ihren Vorgänger heranreichen. Aber soviel sei gesagt, diese Sorge war vollkommen unbegründet.

    Zur Geschichte: Beatrice Liber hat das Antiquariat ihres Vorgängers, Herrn Plana, übernommen. Herr Plana zeichnete sich als Auktoral aus, er war sozusagen der Hüter der Bücher, aller Bücher. Das bezaubernde Buchland, dass sich im Keller des Antiquariats befindet, gehört nun in Beatrice Aufgabenbereich. Sie soll eine Fortsetzung ihres Buches schreiben, doch leider fühlt sie sich dazu momentan nicht in der Lage. So überschattet nach wie vor der frühe Tod ihrer Tochter Rachel, Beatrice Leben, und das ihres Mannes Ingo.
    Als ein Kuriositätenhändler namens Quirinus ein Geschäft in der Nähe des Antiquariats eröffnet, gerät Beatrice in seinen Bann, denn er bietet ihr etwas an, dem sie nur schwer widerstehen kann. Doch Quirinus verlangt von Beatrice etwas, was das gesamte Gefüge von Beatrice Welt und der des gesamten Buchlandes durcheinander bringen könnte. Wird Beatrice stark genug sein, das Richtige zu tun?

    In diesem Teil vereint der Autor Markus Walther wieder einmal viele interessante Anekdoten, und Wortspielerein. Es gibt fast nichts, was nicht eine tiefere Bedeutung hat. Man muss zwischen den Zeilen lesen, um alles interessante zu erfassen. Es macht soviel Spaß der Geschichte zu folgen und nebenher auf die Suche zu gehen nach den Schätzen die Markus Walther für den Leser eingebaut hat.

    Die Charaktere sind teilweise aus dem ersten Band vertraut. Aber auch einige neue und ebenso interessante sind dazugekommen. So zum Beispiel auch das Mädchen Chaya, dessen Herkunft den Leser erstmal vor ein Rätsel stellt. Herr Bünde ist mein persönlicher Favorit in diesem Buch. Es war herzzerreißend erfrischend, wenn er die in Vergessenheit geraten Wörter nutzte. Noch dazu hat er manch eine wichtige Weisheit in liebevolle Sätze gepackt, und sie Beatrice mit auf ihren Weg gegeben.
    Es gibt noch weitere bezaubernde Figuren, aber der Leser darf sich nicht täuschen lassen, denn das Böse lauert auch im Buchland in Gestalt von.....nein, das wird nicht verraten.

    Beatrice-Rückkehr ins Buchland ist für mich ein Buch, dass ich definitiv nicht nur einmal lesen werde. Es hat mir zum einen sehr gut gefallen, zum anderen habe ich nach wie vor das Gefühl, die ein oder andere Sache überlesen zu haben. Ich denke, dieses Buch kann mich ein weiteres Mal fesseln. Der beste Anlass es erneut zu verschlingen, könnte das Erscheinen des dritten Teils sein, der auf jeden Fall einen Platz in meinem persönlichen Buchland erhalten wird.

    Ich durfte dieses Buch im Zuge einer Leserunde genießen, die vom Autor persönlich begleitet wurde, und möchte mich hiermit beim Autor Markus Walther und dem acabus -Verlag für das Leseexemplar bedanken, es war eine unvergessliche Erfahrung.

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