Winterblüte: Roman
Inhaltsangabe zu "Winterblüte: Roman"
Ein Winterbuch zum Träumen Das elegante Ostseebad Heiligendamm um 1900. Wenige Wochen vor Weihnachten wird eine junge Schiffbrüchige an den Strand gespült. Ihren Namen und ihre Herkunft hat sie vergessen, nur an die Bedeutung des Barbarazweigs erinnert sie sich. Sie stellt einen Zweig in die Vase und hofft auf die Rückkehr ihrer Erinnerungen. Wenn die Knospen an Heiligabend blühen, wird ihr Wunsch in Erfüllung gehen. Auch ihre neu gewonnene Freundin Johanna, die von ihren Eltern zu einer raschen Heirat gedrängt wird, setzt auf die alte Tradition des Barbarazweigs. Doch sie ahnt, der Brauch allein wird ihr nicht helfen.
Im Kurort Ostseebad Heiligendamm bereitet sich die Hotelierfamilie Baabe im Jahr 1902 auf den großen Winterball vor. Feierlich soll die Verlobung von Tochter Johanna bekannt gegeben werden, doch die wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich ihre große Liebe heiraten zu dürfen. Leider ist der junge Mann in den Augen ihrer Eltern keine gute Partie. Da wird eine junge Frau am Strand angespült, die einzige Überlebende eines Schiffsunglücks. Sie kann sich nicht an ihren Namen oder ihre Herkunft erinnern, verzweifelt hält sie einen kleinen Zweig umklammert, der sich in ihrem Kleid verfangen hat. Im Hotel findet sie eine neue Heimat und in Johanna eine Freundin. Die Namenlose weiht Johanna in die Adventstradition des Barbarazweigs ein: Die beiden Frauen stellen am 4. Dezember frisch geschnittene Obstzweige in eine Vase, jede mit der für sie dringendsten Frage – der knospende Zweig wird ihnen die Zukunft weisen. Beide hoffen auf Blüten zum Weihnachtsfest.
Der neue große Roman von Corina Bomann
Island-Saga und Künstlerroman
Island ist eines der Länder, die mich bei meinen Reisen bisher am meisten beeindrucken konnten. Und das ist auch der Grund gewesen für meine Lektüre dieses Buches. Islandkrimis gibt es ja wie Vulkane in diesem Land. Aber Romane, die mehr in die Gesellschaft und Geschichte des Landes am Rande Europas einsteigen, sind da schon seltener. Und so habe ich es ohne viele Vorinformation einfach versucht und wurde wirklich nicht enttäuscht – sowohl inhaltlich als auch literarisch.
Kristin Marja Baldursdottir berichtet in diesem Roman von einer Außenseiterin in der isländischen Gesellschaft um 1900. Zur Außenseiterin macht sie (Karitas) ihr künstlerisches Talent und ihre künstlerischen Ambitionen. In selten einer Gesellschaft scheint der Wunsch nach künstlerischer Beschäftigung dabei – ganz objektiv gesehen - so unpassend und fehl am Platz, denn der Roman schildert sehr ruhig, aber auch emotional, dass viele Menschen in der Umgebung von Karitas ihrem künstlerischen Talent offen und unterstützend gegenüberstehen. Aber da sind eben die nicht zu leugnenden Zwänge des Lebens, die die Tagesgestaltung der Isländer ganz einfach daran ausrichten, was zum Überleben in dieser kargen und wilden Landschaft unumgänglich ist. Nur kurze und feste Zeitfenster sind im Jahresverlauf gegeben, um wenige Möglichkeiten zu Ernte und Einlagerung von Nahrungsmitteln nutzen zu können. Und in diesen Zeitfenstern müssen dann alle mit anpacken, um das Überleben über den nächsten Winter zu sichern. Dabei schließt die Gesellschaft sehr gemeinschaftlich und sozial ausgerichtet auch die schwächeren Glieder der Dorfgemeinschaft mit ein: die Kinder, die Alten, die Schwangeren, kurz gesagt, all jene, die in den kurzen Zeitfenstern nicht für ihr eigenes Überleben sorgen können. Auch ihre Vorräte und Nöte werden von der Gemeinschaft mit den geringen zur Verfügung stehenden Mitteln so weit es geht mit aufgefüllt und gemildert. Baldursdottir macht uns so mit einer harten, aber sehr sozialen Lebensweise im Island des frühen 20. Jahrhunderts vertraut. Karitas lebt über den Verlauf des Romans in verschiedenen Gegenden Islands in verschiedenen Lebensgemeinschaften, mit ihrer Familie, ihrem Mann, ihren Kindern. Und immer wieder wird sie angetrieben von ihrem Wunsch zu malen, wird aber genauso auch darin gehemmt durch die Anforderungen, die das isländische Leben an sie stellt. Der Leser kann ihr Leben durch die großartigen Schilderungen der Autorin sehr lebendig mitverfolgen und mitfühlen. „man meint, mittendrin zu sein: Man riecht förmlich Fisch und Meer“, hat trefflich eine Rezensentin geschrieben.
Literarisch besonders wird das Buch durch den regelmäßigen Wechsel sehr unterschiedlich konzipierter Kapitel. So folgt auf ein erzählendes Kapitel über das Leben von Karitas immer ein Kapitel, das direkt aus der Sicht von Karitas selbst quasi als „dynamische Bildbeschreibung“ eine fast eingefrorene Szene aus ihrem Leben schildert. Dabei werden diese Bildkapitel mit fortschreitendem Roman und mit fortschreitender Entwicklung der Malerin Karitas auch technisch immer anspruchsvoller. Das erschließt sich schon aus den Titeln dieser Kapitel, denn während die ersten Bildbeschreibungskapitel das beschriebene Bild noch „ohne Titel“ belassen und einfache „Bleistiftradierungen“ sind, bekommen die Kapitel (Bilder) später sprechende Titel (z.B. „Wäsche bei Sonnenaufgang“) und sind technisch als „Öl auf Leinwand“ beschrieben.
Zum Ende des Romans hat Karitas immer noch nicht zu einer Künstlerexistenz gefunden, hat aber ihr Selbstbewusstsein und ihre Unabhängigkeit sehr weit gestärkt. Und so traut ihr der Leser durchaus zu, dass sie ihr neuer Lebensschritt, der sie nach Rejkjavik führen soll, diesem Ziel wieder ein Stück näher bringen kann.
Mein Fazit:
Zum Ende des Buches war ich höchsterfreut, zu lesen, dass es mit „ Die Farben der Insel“ eine Fortsetzung zu „Eismalerin“ gibt. Ich bin gespannt nicht nur darauf, wie es mit Karitas weitergeht, sondern auch darauf, noch mehr einsaugen zu können von diesem isländischen Lebensgefühl, wie die Autorin es zu vermitteln versteht.
Ein sprachlich, literarisches kleines Juwel habe ich da entdecken dürfen, das ich jedem gern empfehlen möchte.
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