Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben

Buchseite und Rezensionen zu 'Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben' von Lisa Jewell
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Inhaltsangabe zu "Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben"

Diskussionen zu "Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben"

Lesern von "Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben" gefiel auch

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:458
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Rezensionen zu "Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben"

  1. eine schräge Familie

    Bei diesem Buch hat mich das Cover und die Inhaltsangabe angesprochen und erst dann habe ich gemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung handelt. Der Einstieg in das Buch war etwas schwierig, da ich keine Vorkenntnisse hatte, aber das hat sich schnell gelegt, da die Autorin es gut versteht, die Zusammenhänge, die man wissen muss, in die Geschichte einzubauen. Vielleicht war es ein Vorteil, den ersten Band nicht zu kennen. Für mich war hier alles neu und dementsprechend spannend.
    Die früheren Verhältnisse der Familie werden nur kurz angerissen, lassen aber keinen Zweifel daran, dass es kein schönes Leben war. Es tummeln sich sehr viele Personen in diesem Buch und da viele auch verschiedene Namen benutzen, war es sehr oft schwierig, der Handlung zu folgen. Dennoch ist das Hörbuch wunderbar gelesen, Stimme und Betonung passen perfekt und ich finde die Umsetzung rundum gelungen.

    Auch die verschiedenen Erzählperspektiven tragen zur Spannung bei, jede Hauptperson hat etwas bis sehr viel zu verbergen. Eine weitere Perspektive ist die des Detectives, der versucht den Mord aufzuklären und somit etwas Außenperspektive in das Buch bringt. Von dieser Perspektive hätte ich mir etwas mehr gewünscht, um die Zusammenhänge etwas spannender und aus der Außenperspektive zu erfahren. Alle anderen Charaktere sind sehr gut aufeinander abgestimmt und handeln zwar pathlogisch, aber dennoch irgendwie nachvollziehbar.
    Der rote Faden war für mich vor allem die Suche nach Finn, die sich durch die ganze Geschichte zieht und die Hauptfigur Henry ins rechte Licht rückt. Hier bleibt mir nur zu sagen, dass eine solche Ansammlung von psychopathisch veranlagten Charakteren schon ziemlich heftig ist. Ich konnte mich zu keinem Zeitpunkt mit einem von ihnen anfreunden. Und leider hatte ich das Gefühl, dass durch die Fülle der Figuren die Charakterisierung immer etwas unvollständig blieb. Das mag aber auch daran liegen, dass ich den ersten Teil nicht kenne.
    Das Ende ließ mich ratlos zurück. Ja, es wird alles aufgeklärt, aber nicht zur Zufriedenheit meines Gerechtigkeit suchenden Leserherzens. Das fand ich schon erschreckend. Und ein bisschen schade für die Krimihandlung.
    Das Buch zeigt auf perfide Art und Weise, was man mit Verdrängung alles erreichen kann, wie weit sie gehen kann, wie lebensverändernd manche Entscheidungen sein können und wie verworren und krank manche Familienkonstellationen sein können.

    Fazit: Gut zu lesen, ohne den ersten Teil zu kennen, aber mir waren es zu viele Personen und Zusammenhänge, und auch wenn sich am Ende alles zusammenfügt, hätte man Rachels Teil vielleicht etwas kürzer halten können.
    Vier ziemlich psychotische Sterne für ein etwas anderes Buch.

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Jane Eyre: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Jane Eyre: Roman' von Charlotte Brontë

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:650
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Outline

Buchseite und Rezensionen zu 'Outline' von Rachel Cusk
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Inhaltsangabe zu "Outline"

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Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:241
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Rezensionen zu "Outline"

  1. Vom Besonderen im Gewöhnlichen

    Kurzmeinung: Bei Momentaufnahmen kommt es sehr auf den Rahmen an, in den sie eingebettet sind.

    Die Autorin Rachel Cusk bettet diverse personale Skizzen beziehungsweise Momentaufnahmen diverser Menschenleben wiederum nur in einen recht kurzen Lebensausschnitt einer Dozentin, die einige Wochen lang in Athen einen Sommerkurs in kreativem Schreiben gibt.

    Der Kommentar:
    Wenn man einen Roman schreibt, der lediglich aus kurzen SKizzen besteht, nämlich aus dem Fokussieren auf einen bestimmten Blickwinkel, dann muss die Rahmenhandlung stimmen. Bei "Outline" ist die Rahmenhandlung, bzw. die Atmosphäre des heißen Sommers in Athen darzustellen, gelungen. Rachel Cusk macht das sehr geschickt, dass sie ihr Thema, nämlich, das Besondere im Alltäglichen zu entdecken, gleich doppelt in „Outline“ spiegelt. Denn einerseits haben die Begegnungen, die Rachel Cusk ihre namenlose Protagonistin selbst erleben lässt diesen Momentcharakter und gleichzeitig ist es auch die Aufgabe der Kursteilnehmer, eine Momentaufnahme ihres Alltags zu kreieren. Diesen Doppelcharakter finde ich sehr reizvoll.

    Neben dem Thema der Autorin, das Besondere im Alltäglichen zu sehen, wird zudem die Hitze Athens spürbar. Manchmal sind Cusks Beschreibungen etwas ausgezogen, aber ihr Talent, Aufmerksamkeit auf das Außergewöhnliche in Gewöhnlichen zu lenken, hat Zug und ihr Umgang mit Sprache ist kunstfertig und insofern eine Freude.

    Fazit: Ein im Prinzip handlungsarmer Roman, der denjenigen geneigten Leser einfangen kann, der Lust auf die Besonderheit im Alltag hat und ihn eine schärfere Wahrnehmung für diese Besonderheiten lehrt. Manche der vorgestellten Skizzen sind durchaus schockierend. Der Roman "Outline" ist de erste Band von zwei weiteren "Transit" folgt, dann "Kudos". Man kann die Bände jedoch sehr gut einzeln lesen.

    Verlag: Suhrkamp, 2019
    Kategorie: Alltags-Skizze/anspruchsvolle Literatur

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Gesichter: Roman (Taschenbücher)

Buchseite und Rezensionen zu 'Gesichter: Roman (Taschenbücher)' von Andreas Schäfer

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:257
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Requiem für Tante Domenica

Buchseite und Rezensionen zu 'Requiem für Tante Domenica' von Plinio Martini
4
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Inhaltsangabe zu "Requiem für Tante Domenica"

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:141
Verlag: Limmat Verlag
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Rezensionen zu "Requiem für Tante Domenica"

  1. Requiem für die untergehende bäuerliche Kultur des Tessin

    Zum Autor (Quelle: Verlag):

    Plinio Martini (1923–1979) wurde in Cavergno als Sohn eines Bäckers in ärmliche Verhältnisse geboren. Er wuchs mit sieben Brüdern im Dorf und im Val Bavona auf. 1942 schloss er das Lehrerseminar in Locarno ab und unterrichtete zeitlebens im Maggiatal, erst in Cavergno und später in Cevio.
    Anfang der 1950er-Jahre erschienen im «Giornale del popolo» erste Erzählungen sowie die Gedichtbände «Paese così» und «Diario forse d’amore». 1970 folgte sein erster Roman «Il fondo del sacco», der vier Jahre später in deutscher Übersetzung unter dem Titel «Nicht Anfang und nicht Ende» erschien. Der Roman erzählt von einem Tessin jenseits der verbreiteten Tessinklischees und gehört längst zu den Klassikern der Tessiner Literatur. Martini starb 1979 im Alter von nur 56 Jahren.

    Mein Lese-Eindruck:

    Das untere Maggiatal ist heute touristisch relativ gut erschlossen und fasziniert durch seine dramatischen Landschaften. Je weiter man aber hochwandert Richtung Fusio oder auch wenn man abbiegt ins Seitental der Bavona, umso ursprünglicher, rauer und zivilisationsferner präsentiert sich die Landschaft. Enge, schroffe Täler, kleine zusammengeduckte Siedlungen, enge Häuser aus Granitsteinen, mit Granitplatten gedeckt, unendlich lange und steile Treppen zu den kärglichen Alpwiesen – all das wirkt heute pittoresk, aber es lässt den Wanderer erahnen, wie hart und entbehrungsreich das Leben in diesen Tälern gewesen sein muss.

    Plinio Martini ist in diesem Teil des Tessins aufgewachsen und dort sein Leben lang geblieben. In seinem Roman stellt er uns die Menschen dieses Tals vor, ihre Arbeit, ihr tägliches Leben und einige der Geschichten, die er vermutlich dort gesammelt hat.

    Ein junger Mann, Marco, kehrt zur Beerdigung seiner überfrommen Tante Domenica ins Dorf zurück. Er hat sich Arbeit gesucht in der Schweizer Industrie und ist damit einer die vielen Abwanderer, die aufgrund der wirtschaftlich mehr als prekären Situation das Bavona-Tal verlassen haben. Dennoch wird deutlich, wie sehr er sich seiner Heimat verbunden fühlt, auch wenn seine jungen Jahre aus täglicher harter Arbeit, aus großer Armut, Hunger und Entbehrungen bestanden. Dabei lässt es sich der Autor mit einem augenzwinkernden Sarkasmus nicht nehmen, auch den Machtdünkel der katholischen Kirche ins Visier zu nehmen.

    Nun aber beobachtet Marco kampierende Urlauber am Fluss, die sich fremden Tätigkeiten wie Ballspielen hingeben, die jungen Leute wandern aus oder ab ins Unterland wie er, ein Wasserkraftwerk wird gebaut, Spekulanten kaufen den Boden für billiges Geld auf – kurz: die Moderne zieht in diese verlassene Gegend und ändert das Leben ihrer Bewohner von Grund auf.

    Martini beurteilt den Einbruch der Moderne offensichtlich als Niedergang und setzt der untergehenden bäuerlichen Kultur seiner Heimat mit diesem Roman ein Denkmal.

    Eine schöne Idee des Limmat-Verlages, zum 100. Geburtstag des Autors diesen Roman wieder aufzulegen! Eine spritzig-ernste Lektüre für jeden Tessin-Reisenden, weit entfernt von jeder folkloristischen Idylle!

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Die Zeit im Sommerlicht: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Zeit im Sommerlicht: Roman' von Ann-Helén Laestadius
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5 von 5 (2 Bewertungen)

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:501
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Rezensionen zu "Die Zeit im Sommerlicht: Roman"

  1. Der Türspalt in die Vergangenheit

    2022 erschien der erste Band einer Trilogie der 1971 geborenen Sámi Ann-Helén Laestadius über die samische Bevölkerung Schwedens auf Deutsch, "Das Leuchten der Rentiere". Der schwedische Originaltitel "Stöld" (Diebstahl) verrät mehr über den Inhalt: Rentierwilderei im heutigen Lappland und die unterlassenen Ermittlungen durch die schwedische Polizei als Teil von strukturellem Rassismus gegen die samische Bevölkerung.

    Auch beim nun erschienenen zweiten Band "Die Zeit im Sommerlicht" sagt der Originaltitel mehr: In "Straff" (Bestrafung) geht es um das System der Nomadenschulen, in die Rentierzüchterfamilien ihre Kinder ab sieben Jahren schicken mussten. Wochenlang von zuhause getrennt, durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen, schreiben oder lesen, nicht joiken, erlebten die Verunglimpfung ihrer Kultur und waren physischer wie psychischer Gewalt durch das Personal und ältere Kinder schutzlos ausgeliefert. Ähnlich wie es der kanadische Indigene Richard Wagamese in seinem Roman "Der gefrorene Himmel" über die kanadischen Residential Schools beschreibt, sollte den Kindern mit Gewalt ihre Kultur und Tradition ausgetrieben werden – ein Trauma mit lebenslangen Folgen.

    Fünf Schicksale in zwei Zeitebenen
    Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Mitte der 1950er-Jahre sind Else-Maj, Anne-Risten, Marge, Jon-Ante und Nilsa im Internat in Láttevárri, das unter der Leitung der brutalen Hausmutter Rita Olsson steht. Einzig die junge Betreuerin Anna, eine sanfte und zugewandte Sámi, schenkt den Kindern Zuneigung und gibt ihnen Halt. Ihre Entlassung ist ein Schock.

    Mitte der 1980er-Jahre sind Else-Maj, Anne-Risten, Marge, Jon-Ante und Nilsa knapp 40. Alle leiden unter den Internatserfahrungen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Else-Majs Mann, mit dem sie in ihrem Dorf eine traditionelle Rentierzüchterfamilie gegründet hat, war ebenfalls Internatsschüler, doch ist das schmerzhafte Thema tabu. Anne-Risten lebt in Kiruna, hat einen Schweden geheiratet und spricht mit ihren Kindern nur Schwedisch. Sie leidet unter multiplen körperlichen Beschwerden, unter der Verachtung ihrer Tochter und der Angst, als Samin „enttarnt“ zu werden. Ebenfalls in Kiruna leben Marge und Jon-Ante, der im Internat von Nilsa und seiner Bande misshandelt wurde. Beiden fehlt es an Selbstbewusstsein und Mut zu einer Bindung. Als Marge ein kolumbianisches Mädchen adoptiert, erkennt sie Teile ihrer eigenen Geschichte wieder. Der allseits verhasste Nilsa, der als Rentierzüchter ins Dorf zurückgekehrt ist, leidet unter seiner Mitschuld am Tod seines jüngeren Bruders Aslak.

    Was alle vereint, ist das kollektive Schweigen. Erst als Rita Olsson wieder auftaucht, gerät etwas in Bewegung. Der klugen Anna ist es schließlich zu verdanken, dass die Mauer des Schweigens erste Risse bekommt:

    "Tastend wurden Erinnerungen formuliert, für die Anna einen Türspalt geöffnet hatte." (S. 473)

    Fiktiv und doch wahr
    Die einzelnen Kapitel springen zeitlich und zwischen den Hauptfiguren hin und her, trotzdem behält man leicht den Überblick. Wer "Das Leuchten der Rentiere" gelesen hat, wird einige der Personen wiedererkennen, doch sind die Bücher auch völlig unabhängig zu lesen. Ann-Helén Laestadius setzt sich in beiden fiktiv, jedoch auf wahren Begebenheit beruhend, mit dem Rassismus gegen die samische Bevölkerungsminderheit in Schweden auseinander und zeigt die Weitergabe des samischen Traumas über Generationen. Ich habe auch "Die Zeit im Sommerlicht" als schonungs-, jedoch nicht hoffnungslosen Roman mit großem Interesse und ausgesprochen gern gelesen und warte nun sehr gespannt auf den noch ausstehenden dritten Band.

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  1. Interessant und beeindruckend

    „Als sie das Internat betrat, hatten sich die Betreuerinnen in einer Reihe aufgestellt und die Kinder angelächelt, in deren Gesichtern die Tränen Spuren hinterlassen hatten. Vor allen stand die Heimleiterin Rita Olsson, die sie Hausmutter nennen sollten. Sie lächelte nicht.“ (Zitat Pos. 49)

    Inhalt
    Vor zwei Wochen war auch die siebenjährige Else-Maj in dem Bus gesessen, der die Kinder aus den Sami-Dörfern einsammelte und in die Nomadenschule brachte, ein Internat in Láttevárri, wo sie die schwedische Sprache und Kultur lernen sollen. Wer von der gefürchteten Hausmutter Rita Olssen dabei erwischt wird, samisch zu sprechen, wird streng bestraft. Hilfe und Unterstützung finden sie bei der jungen Erzieherin Anna, doch diese verlässt eines Tages plötzlich das Internat. Die Jahre in der Nomadenschule, fern von ihren Heimatdörfern und ihren Familien, traumatisieren und prägen die Kinder wie Else-Maj, Jon-Ante, Nilsa, Marge und Anne-Risten für ihr weiteres Leben. Auch wenn sie nicht über diese schlimme Zeit reden, die Erinnerungen lassen sie auch nicht los, als sie längst erwachsen und selbst Eltern sind.

    Thema und Genre
    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Sami auch in Schweden diskriminiert und unterdrückt, man zwang die Eltern, ihre Kinder auf sogenannte Nomadenschulen zu schicken, wo der Unterricht ausschließlich in schwedischer Sprache stattfand. Es war verboten, samisch zu sprechen und die Zustände in diesen Schulen haben die betroffenen Menschen über Generationen traumatisiert. Obwohl es sich hier um einen Roman handelt, sind viele reale Erinnerungen von Schülerinnen und Schülern der Nomadenschulen in die Handlung eingeflossen.

    Erzählform und Sprache
    Die Autorin folgt ihren Hauptfiguren in einzelnen Abschnitten und mit einigen Zeitsprüngen über mehr als dreißig Jahre, beginnend 1950. Durch den jeweiligen Namen und auch das Jahr in den Kapitelüberschriften ist die Handlung jedoch sehr klar strukturiert und nachvollziehbar. Gerade diese Art des Erzählens macht die Geschichte packend, lebhaft und vielschichtig auf Grund der Entwicklung der einzelnen Charaktere als Folge der Kindheitserlebnisse. In Verbindung mit der präzise schildernden, empathischen Erzählsprache ergibt sich ein eindrucksvolles, berührendes Gesamtbild.

    Fazit
    Eine fiktive Geschichte mit realem geschichtlichen Hintergrund, ein beeindruckender Roman über die Sami, ihre Kultur, ihr freies Leben in der Natur und die Schicksale ihrer Kinder, die mit etwa sieben Jahren aus diesem Leben gerissen und in strenge Internate gebracht wurden, wo man versucht hat, sie mit Zwang umzuerziehen. Eine Lektüre, die nachhallt und die man noch lange in den Gedanken behält.

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Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel

Buchseite und Rezensionen zu 'Dich hatte ich nicht auf dem Wunschzettel' von Zoe Allison
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

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Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:442
EAN:
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  1. Ein weihnachtlicher Liebesroman

    Dieser weihnachtliche Liebesroman beinhaltet 28 Kapitel und spielt sich im weihnachtlichen Glenavie in Schottland ab. Ich war sogleich angetan von dieser Story da die Protagonisten mir sehr sympathisch vorkamen. Zudem ist der Roman heiter geschrieben und ich hatte, besonders zu Beginn, ein Lächeln auf den Lippen. Dann wurde die Geschichte ernster. Sie wird abwechselnd von Maya und Sam erzählt. Dabei ist der Schreibstil leicht und bildhaft. Ich bin sehr gut in diesen Roman hinein gekommen da er für mich persönlich einen gewissen Charme hatte. Die Story spielt sich rund um Weihnachten ab und so konnte ich mich dem weihnachtlichen Flair kaum entziehen. Meiner Ansicht nach liest man diesen Roman in einer behaglichen Atmosphäre mit bei Kaffee und Weihnachtskeksen. Trotz der mehr als 400 Seiten war dieser Liebesroman für mich persönlich kurzweilig und vergnüglich zu lesen da es auch an einer gewissen Spannung nicht fehlte. Obwohl die Story eher leicht ist gibt es dennoch ein paar Themen die dem Roman Tiefgang verleihen z. B. unter anderem toxische Beziehungen. Die Gefühle in diesem Buch sind zum Teil dramatisch und ich konnte sie sehr gut nachvollziehen. Diese Geschichte ist ein Roman der mit der Zeit immer romantischer wird - gerade auch im letzten Drittel. Dazu noch das winterliche Feeling und der Wohlfühlroman ist perfekt. Dieser Liebesroman hat mich persönlich überzeugt obwohl es dann doch ein paar längere Abschnitte gab. Ich vergebe sehr gerne fünf Sterne.

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  1. 4
    13. Dez 2023 

    Skiferien

    Man könnte denken, Maya Bashir hätte alles verloren, ihren Job, ihren Freund, ihre Wohnung, nur ihr Auto mit ihren Habseligkeiten im Kofferraum ist ihr geblieben. Doch Maya ist gar nicht so unglücklich, sie fährt zurück in ihr geliebtes Skigebiet in den Schottischen Bergen, sie wohnt zumindest übergangsweise gerne bei ihren Eltern und sie freut sich über ein Jobangebot in der Skischule. Es ist wie eine Last, die von ihren Schultern gefallen ist. Und das Sahnehäubchen könnte das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Sam sein, wenn der sie nicht damals verlassen und nun mit einer ehemaligen Freundin von Maya zusammen wäre.

    Mit Ende Zwanzig überlegt Maya, was sie wirklich will. Der Beruf als Steuerberaterin ist einfach nicht das Richtige für sie. Sie denkt daran zurück, wie gerne sie vor dem Studium in der Skischule unterrichtet hat. Deshalb freut sie sich so über den Aushilfsjob. Sie überlegt nur, wie sie ihrem Vater beibringen soll, dass es ihr im Büro nicht gefällt. Und Sam, der sie damals so mies behandelt hat, ist nun der Teamleiter der Skilehrer. Ihr Kontakt ist enger als je zuvor und Maya muss erkennen, dass sie sich besser verstehen als sie gedacht hätte. Maya muss sich immer ins Gedächtnis rufen, dass Sam eine Freundin hat.

    Eine Winterromanze wie man sie sich wünscht. Maya und Sam sind sehr sympathisch und man wünscht ihnen, dass sie glücklich werden. Natürlich gibt es auf dem Weg dahin ein paar Hindernisse zu überwinden. Wobei Antipathien eindeutig klar gemacht werden. Bei manchen Problemen könnte der Eindruck entstehen, sie seien etwas wichtiger genommen als nötig. Dennoch hofft man auf die Wende zum Guten und bei der Anlage der Handlung zweifelt man nicht, dass es gelingen wird. Gerade dadurch wirkt der Roman so anheimelnd und besonders durch die humor- und gefühlvollen Momente auch herzerwärmend.

    Das Cover verdient einen genaueren Blick, damit der Bezug zum winterlichen Setting richtig gewürdigt werden kann. Die Stimmung des Romans ist schon mit dem Einband sehr gut eingefangen.

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Die Frau, die nicht alterte: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Frau, die nicht alterte: Roman' von Grégoire Delacourt
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:148
Verlag: Atlantik
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  1. Plädoyer gegen den Jugendwahn

    Die Ich-Erzählerin Martine hat eine normale Kindheit. Allerdings verliert ihr Vater ein Bein im Algerienkrieg, über den er nie spricht: „Er verglaste sein Schweigen, verschloss es wie eine Verletzung.“ Darunter leidet die lebenslustige, bildschöne Mutter, die bei einem Autounfall tragisch ums Leben kommt:
    „Sie hatte gerade erst ihren fünfunddreißigsten Geburtstag gefeiert.
    Ich hatte sie für unsterblich gehalten.
    Mit dreizehn Jahren bin ich urplötzlich gealtert.“

    Der Vater zieht sich nun völlig zurück, sein Herz erstarrt zu Eis, er sucht Flucht im Alkohol. Zum Glück errettet ihn Francoise, eine liebenswerte Verkäuferin, mit der er fortan sein Leben teilt und die auch für Martine eine liebevolle Gefährtin wird:
    „Papa liebte sie, aber diese Liebe, das wurde mir nach und nach klar, war anders als das Verzehren, das ihn mit Maman verbunden hatte.“

    Martine studiert in Paris und lernt den Zimmermann André kennen, der den Bauernhof seiner Eltern verlassen hat, um mit Holz zu arbeiten:
    „Plötzlich war alles funkelnagelneu, unberührter Schnee, ich hatte ein Feuer gefunden, mit dem ich nie wieder frieren würde, und ich fing an zu lachen, das Lachen eines Neugeborenen, eine Offenbarung.“
    Martine hat das Lebensgefühl ihrer Zeit, sie tauscht ihren Vornamen in Betty, weil das „richtig stilvoll“ klingt. Mit einundzwanzig Jahren wird sie Grundschullehrerin und heiratet André. Sie bekommen einen Sohn, Sebastién. André ist oft auf Reisen, um andere Holzarten kennenzulernen und sich weiterzubilden. Das tut der Liebe der beiden aber keinen Abbruch.

    Betty freundet sich mit der Parfümerieverkäuferin Odette an, deren Freund Portraitfotograf ist. Er arbeitet an einem Fotoprojekt über den Alterungsprozess von Frauen. Jedes Jahr schießt er eine identische Aufnahme. Betty fotografiert er erstmalig mit 30 Jahren. Sie hat die Schönheit ihrer Mutter geerbt und ist glücklich:
    „Aber das Glück, das weiß jedes Kind, ist ein wunderlicher Gast. Man verlässt den Tisch ohne Vorwarnung, ohne Grund.“

    Betty muss in den kommenden Jahren, belegt durch die Fotografien, feststellen, dass sie äußerlich nicht mehr altert. Was am Anfang durchaus reizvoll ist, entwickelt mehr und mehr eine eigene Dynamik, wird zur Pein. Ihr Mann hat Schwierigkeiten, sich mit einer so jungen Frau zu zeigen, die keinerlei Zeichen gelebten Lebens im Gesicht hat, ihr Sohn traut sich nicht, sie als seine Mutter vorzustellen, Arbeitgeber vermuten, gefälschte Papiere vorgelegt zu bekommen und so weiter. Schließlich hält sogar ihr dementer Vater sie auch noch für die verstorbene Mutter und will sie küssen.
    Das alles ist sehr belastend für Betty. Während sie an ihrer immerwährenden Jugendlichkeit leidet, will ihre Freundin Odette dem eigenen Altern mithilfe von Kosmetika und Chirurgie ein Schnippchen schlagen:

    „Die Schönheitschirurgie ist eine Droge, weckt endlose Hoffnungen, nach dem Gesicht die Lippen, nach den Lippen die Lider, nach den Lidern die Brüste, nach den Brüsten der Bauch, nach dem Bauch die Knie, und die Zeit verstreicht, und zum Zeitvertreib beginnt man wieder von vorn, man hält sich für immer jünger und schöner, immer perfekter, während die anderen einen für das Bild des Jammers halten.“

    Der Autor verflechtet diese beiden Frauengeschichten sehr geschickt in seinem Roman, Streben nach ewiger Jugend ist ein Trend unserer Zeit. Beauty- und Wellness-Angebote prägen das Bild, die Suche nach der Unsterblichkeit hat schon die alten Alchimisten beschäftigt. Anhand von Bettys Leben wird nun das „Was wäre wenn…“, durchgespielt - mit all seinen Nachteilen und Verlusten, die es bringt. Zum Glück ist sie eine starke Frau, die in der Lage ist, auch Brüche zu verkraften und sich neu aufzustellen.

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Delacourt hat eine einzigartige, poetische Sprache, die es vermag, auch Schweres leicht auszudrücken, ohne ihm die Tiefe zu nehmen. Ich hoffe, mit den zitierten Sätzen wird deutlich, was ich meine.
    Ich verstehe den Roman als Plädoyer, nicht mit dem Lebensalter und den damit einhergehenden Fältchen, Besenreißern etc. zu hadern. Unser Gesicht und unser Körper tragen Zeichen des gelebten Lebens, das auf andere Weise attraktiv macht. Für Betty führt die weit verbreitete Wunschvorstellung vom „Forever Young“ wahrlich nicht zum erfüllten, glücklichen Leben.

    Dieser Roman ist wunderbar geschrieben und strahlt viel Lebensweisheit aus. Er hat in der Print-Version nur 176 Seiten. Damit eignet er sich gut für zwischendurch, ohne ein Leichtgewicht zu sein. Ich gebe gerne meine Lese-Empfehlung.

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Trügerische Anziehung: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Trügerische Anziehung: Roman' von Eshkol Nevo

Inhaltsangabe zu "Trügerische Anziehung: Roman"

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Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:0
Verlag: dtv
EAN:
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Der Weg der Wünsche

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Weg der Wünsche' von Patrick Rothfuss
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Weg der Wünsche"

Bast liebt Tauschgeschäfte. Gibst du mir, so geb ich dir — das ist ihm so vertraut wie das Ein- und Ausatmen; und ihm bei solchen Verhandlungen zuzusehen, ist, als würde man einem Künstler beim Malen zuschauen. Doch selbst einem Meister kann einmal der Pinsel verrutschen. Als Bast eine Gabe ohne Gegengabe annimmt, gerät seine ganze Welt aus den Fugen. Folgen Sie dem charmantesten Fae der Königsmörder-Chronik einen ganzen Tag lang, von der Morgendämmerung bis nach Mitternacht, während er Ränke schmiedet und umherschleicht, sich tänzelnd in Schwierigkeiten begibt — und sich mit geradezu unheimlicher Anmut wieder daraus befreit. Der Weg der Wünsche ist Basts Geschichte. Er wandelt darin auf den alten Wegen des Erschaffens und Zerstörens und folgt selbst dann noch seinem Herzen, wenn sein Verstand ihm etwas anderes rät. Denn was nützt alle Vorsicht, wenn sie ihn zwar vor den Gefahren, aber auch vor den Freuden des Lebens bewahrt?

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:197
Verlag: Klett-Cotta
EAN:
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Rezensionen zu "Der Weg der Wünsche"

  1. 4
    24. Mär 2024 

    Ein ereignisreicher Tag aus dem Leben eines Fae

    „Der Weg der Wünsche“ ist eine weitere, großartige Novelle aus der Königsmörder-Chronik, geschrieben von Patrick Rothfuss.

    In diesem Band geht es um den Fae Bast, eine Figur, die bereits aus den vorherigen Büchern bekannt ist. Man erlebt einen ganzen Tag, von der Morgendämmerung bis zur Mitternachtsstunde, aus dem Leben von Bast. Dadurch ist man stets hautnah dabei, wenn er die kleinen und größeren Abenteuer und Aufgaben meistert, die seinen Tag schmücken.

    Bereits die ersten Bände dieser Chronik „Der Name des Windes“ und „Die Furcht der Weisen I+II“ haben mich unheimlich begeistert und so wurde ich schon vor einigen Jahren von den Schreibkünsten des Autors und seiner nie endenden Fantasie überzeugt. Wie P. Rothfuss in seinem Nachwort von diesem Werk über Bast jedoch anmerkt, passiert in diesem kleinen Buch vergleichsweise wenig. Versteht mich nicht falsch, dieser eine Tag aus dem Leben von Bast ist wirklich sehr ereignisreich. Anders als man es vielleicht aus anderen Fantasy-Romanen gewohnt ist, kommt es in dieser Novelle jedoch nicht zu solch komplexen Handlungssträngen. Da ich dies bereits im Voraus wusste, konnte ich jede einzelne Seite dieses Buches gleichwohl genießen. Wer auch die andere Novelle dieser Chronik über Auri „Die Musik der Stille“ kennt, kann vielleicht ein wenig nachvollziehen, was ich meine. Tatsächlich mochte ich den Einblick in Basts Alltag sogar noch mehr als die kurze Geschichte über Auri.

    Es fällt einem so wunderbar leicht, wieder in diese fantastische Welt einzutauchen – eine mystische Welt voller Geheimnisse, von denen noch unsagbar viele nicht gelüftet sind, trotz der umfassenden ersten Königsmörder-Romane. Durch die Erzählungen des Autors wirkt der Charakter von Bast hier regelrecht wie ein kleiner Junge. Allerdings wird im Verlauf des Buches immer wieder betont, dass Bast ja schon volljährig ist. Durch den wundervollen, mitreißenden Schreibstil von Patrick Rothfuss gelingt ihm so eine fabelhafte und nur allzu realistische Illusion. Geht es nicht vielen Erwachsenen so, dass sie sich im Inneren eigentlich noch ganz jung fühlen? Diese Erkenntnis, in Kombination mit einer herausragend eingearbeiteten Menschenkenntnis, macht die Lektüre zu einem echten Leseerlebnis, wodurch man nur so über die Seiten fliegt.

    Während dieses Werk für Neulinge dieser fantasievollen Welt vielleicht nicht unbedingt geeignet ist, kann ich Basts Kurzgeschichte jedoch allen Fans der Königsmörder-Chroniken wärmstens empfehlen! Nun bleibt nur zu hoffen, dass wir den nächsten Band dieser Reihe auch bald lesen können! Ich kann ihn schon jetzt kaum erwarten.

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  1. 4
    24. Nov 2023 

    Gefallen um Gefallen

    Bast wirkt wie ein rechter Taugenichts. Soll er seine Lektionen lernen, macht er das oder nicht. Soll er für seinen Meister, den Gastwirt Reshi, etwas besorgen, denkt er daran oder nicht. Am Morgen schleicht er sich aus dem Haus, um zum Blitzbaum zu gelangen. Dort warten manchmal Kinder, die einen Gefallen von ihm zu wünschen. Und natürlich gibt es einen Gefallen nur im Austausch gegen einen anderen Gefallen oder ein Geschenk. Über den Tag trifft er mehrere Kinder, die ihre Wünsche offenbaren. Gewitzt sieht Bast dabei zu, dass er sich nicht zu sehr verpflichtet und dass ein Tausch für ihn recht günstig wird.

    Eine neu geschriebene Novelle aus der Welt der der „Königsmörder-Chroniken“ legt der Autor vor. Der schlitzohrige Bast hat seinen Auftritt. Leichtfüßig springt er durch den Tag, handelt Tauschgeschäfte mit den Kindern aus, die ihn darum bitten. Und meist geht er so gewitzt vor, dass den Kindern die Wünsche erfüllt werden können, ohne dass irgendwer zu Schaden kommt. Bast ist schon anders, das soll aber keiner merken. Und meist fügt er sich ganz gut ein. Insgeheim freut er sich, wenn er die Ergebnisse seiner Tauschgeschäfte sieht und schließlich denkt er auch an seine Aufträge, manchmal.

    Wenn man den Namen Patrick Rothfuss liest, denkt man natürlich sofort an die Kingkiller-Trilogie, die seit Jahren eine Duologie ist. Man kann nicht sagen, ob man noch auf die Veröffentlichung des dritten Bandes wartet. Man kann aber, wenn es eine neu geschriebene ältere Geschichte aus Kvothes Universum gibt, diese Worte nicht vermeiden. Nachdem diese wehmütigen Gedanken abgehakt sind, kann man sich mit Freude dieser Novelle widmen, die einem die tolle Weise, wie der Autor die Feder führt, sofort wieder nahebringt. Die liebenswerte Art seiner Figuren, schlitzohrig und sympathisch, erwärmt das Herz ebenso wie die Weisheit und Offenheit der Kinder. Nicht alle vermeintlich Fiesen sind tatsächlich so fies, wofür einem die Gedanken geöffnet werden. Und die wirklich Unangenehmen Personen kriegen ihr fett weg, ohne dass sie allzu viele Grausamkeiten erleiden. Mit seinem Zauber hilft Bast quasi unter der Hand, so dass es kaum bemerkt wird. Er ist und bleibt ein liebenswerter Bruder Leichtfuß, der doch mehr Tiefgang hat, als er zeigen möchte. Ein wunderbare Geschichte, die so gut in diese unschöne Zeit passt, weil sie den Blick auf etwas Besseres öffnet.

    4,5 Sterne

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  1. 4
    28. Sep 2017 

    Der Weg in die Freiheit ist kein leichter

    Und noch ein Flüchtlingsbuch, allerdings aus einer Zeit, in der Flüchtlinge aus dem Osten noch eher selten waren. Es ist 1980, Ungarn hat eine autoritäre kommunistische Regierung, die durch die Sowjetunion gesteuert wird, wobei im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten Polen, Tschechoslowakei usw. in vielen Bereichen eine gewisse Liberalität Einzug gehalten hat. Doch Ungarinnen und Ungarn, die sich weigern, Mitglied der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei zu werden und/oder nicht mit deren Meinung übereinstimmen, haben es schwer in ihrem Leben. Sie und ihre Familien müssen sich mit schlechten Wohnverhältnissen zufriedengeben, werden im Berufsleben benachteiligt und laufen Gefahr, überall drangsaliert zu werden. Teréz und Károly halten dies nicht mehr aus, vor allem Teréz will dieses Land, das sie trotz allem liebt, mit ihrem Mann und den beiden Kindern verlassen. Im Sommer ist es soweit: Offiziell brechen sie zum Plattensee auf, um dort Ferien zu machen. Doch ihre Fahrt geht weiter: nach Jugoslawien, um von dort die Grenze nach Italien zu überqueren und weiter nach Deutschland zu fahren.
    Für Jemanden, der sein Leben lang ein Heim hatte, ist es schwer nachvollziehbar, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Am Beispiel der Familie Kallay schildert Akos Doma überzeugend, welche Hoffnungen, aber auch wieviel Druck und und Angst dieser Exodus mit sich bringt. Die Freude auf ein Leben in Freiheit und ohne Bespitzelung; auf eine gerechte Behandlung ohne Furcht vor Wilkür. Aber auch die Last des untätigen Wartens auf die erlösenden Papiere; die zunehmende Besorgnis was werden soll, wenn die Papiere nicht kommen. Das Paar Kallay mag bemerkenswert naiv wirken in ihrem Glauben an das Gelingen ihrer Flucht, doch ihre jeweiligen Vergangenheiten, die als Erinnerungen oder Erzählungen immer wieder in die laufende Geschichte eingeschoben sind, machen klar, dass es keine Naivität ist, die sie so hoffnungsvoll sein lässt. Beide haben sich den Optimismus und die innere Überzeugung an das Gute im Menschen und im Leben bewahrt, sodass sie trotz ungeahnter Schwierigkeiten im gelobten Westen, weitermachen. Ungeachtet diverser Rückschläge und obwohl der Schluss des Buches das Ende der Reise offen lässt, bin ich mir sicher: Es wird gelingen; ihre Reise und ihr Ankommen in einem neuen Leben.
    Ein schönes Buch, doch ein bisschen wundert es mich schon, dass es auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2015 zu finden ist. Aber da habe ich mich ja schon ein paar Mal gewundert ;-)

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