Die Zerstörung Amerikas

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Rezensionen zu "Die Zerstörung Amerikas"

  1. Und jetzt haben wir den Salat!

    In einer komplexen Welt sehnen sich viele Menschen nach einfachen, klaren Strukturen. Und nach einfachen Wahrheiten. Dies ist weiß, dies ist schwarz. Punktum. Und je mehr man sich mit einer Partei identifiziert, desto weniger muss man sich mit seinen Repräsentanten auseinandersetzen. Oder es ist einem sowie so egal. Aus Politikverdrossenheit. Das politische Establishment hatte allerdings wirklich einen Denkzettel verdient, do you hear me now? Sagten die Amerikaner.

    In dem ansprechend gestalteten und geschriebenen Sachbuch Elmar Theveßens versucht der Autor nicht nur, dahinter zu kommen, warum der Trumpismus die Amerikaner nicht zum Erbrechen bringt. Warum sie nicht nur hinnehmen, dass ihr gewählter Präsident, Fakenews verbreitet, sexistisch ist, rassistisch und Feindbilder zementiert, sondern warum sie ihren Präsidenten fast als Gott bejubeln. Alles dies, aber nicht nur. Theveßen beschreibt auch, wie sehr die kenntnis- und richtungslose Regierung Trumps das Land in eine schwere Krise gestürzt hat und die Staatsschulden ins Unermessliche haben ansteigen lassen.

    enn Trump hat dem Land mehr geschadet als genutzt. Seine Steuersenkungen kamen vor allem den großen Konzernen zugute, die ihren Reichtum keineswegs weitergeben.

    Zitat:

    „Insgesamt 91 Großkonzerne unter den genannten Unternehmen, zum Beispiel Amazon, IBM, General Motors und Netflix, zahlten überhaupt keine Bundessteuern in den USA oder bekamen sogar noch Erstattungen von der amerikanischen Steuerbehörde zurück.“

    Und selbst wenn den kleinen Haushalten unterm Strich kurzzeitig ein wenig mehr im Geldbeutel bleibt, werden sie langfristig ärmer, weil das Einkommen der oberen Schichten signifikanter ansteigt.

    Zitat:

    „Amerikas Bruttoinlandsprodukt ist seit 1980 um 79 Prozent gestiegen. … Im gleichen Zeitraum wuchs das Einkommen der unteren Hälfte der arbeitenden Bevölkerung … nur um 40 Prozent. Für die Gruppe der mittleren Einkommen betrug die Steigerung 50 Prozent. Gleichzeitig schoss das Einkommen der Reichsten 0,01 Prozent der arbeitenden Bevölkerung um 420 Prozent in die Höhe.“

    Diesen Trend befeuerte Trump mit seiner Politik.

    Der menschengemachte, von Trump geleugnete Klimawandel trifft auch die Staaten hart. Küstennahe Landstriche versalzen, viele kleine Betriebe, die im Gegensatz zu großen nicht gefördert werden, müssen schließen. Die Regierung tut nichts dagegen. Im Landesinneren vertrocknet das Land.

    Theveßen zählt des weiteren auf, wie die republikanischen Bundesstaaten ihre Wahlkreise neu zuschneiden, so dass benachteiligte Minderheiten keine Chance haben, für ihre (demokratischen) Vertreter eine Mehrheit zu finden;

    wie Trump Gelder für die Erhaltung von Nationalsparks zusammenstreicht,

    er führt den Handelskrieg mit China ins Feld, der die Waren für die Kleinverdiener verteuert und die kleinen Betriebe benachteiligt,

    er zeigt auf, wie sehr Trump ein Feindbild braucht, um seine Misswirtschaft zu verschleiern

    und nicht zuletzt widmet er einen Großteil des Buches dem Missmangement in der Coronakrise.

    Aber alle diese doch zu Buche schlagenden Fakten scheinen dem Trumpismus egal zu sein. Die Leute sind blind geworden. Emotionen zählen mehr als Fakten. Die Journalisten haben das ihre dazugetan, muss man ehrlicherweise sagen, um ihn zu befördern, weil man trefflich Schlagzeilen mit dem Rüpel Trump machen kann.

    Und jetzt haben wir den Salat.

    Theveßens Buch kommt knapp vor den Wahlen 2020 heraus, aber der Autor sieht das Festkrallen des Autokraten Trump am Thron voraus!

    Fazit. Ein mit persönlichem Zungenschlag geschriebenes Sachbuch, das informativ ist und leicht zu lesen. Allerdings arbeiten Sachbücher mit Fakten und Zahlen. Das dürfte klar sein oder? Für meinen Geschmack ist die Coronakrise zu ausgewalzt dargestellt und auch das Impeachment hätte ich nicht ganz so detailliert gebraucht, aber trotzdem ist „Die Zerstörung Amerikas“ ein Buch, das betroffen macht. So schnell wird der Trumpismus nicht vom Tisch sein.

    Kategorie: Sachbuch. Politik.
    Verlag: Piper. 2020

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Die App: Psychothriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Die App: Psychothriller' von Arno Strobel
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die App: Psychothriller"

Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Hamburg-Winterhude, ein Haus mit Smart Home, alles ganz einfach per App steuerbar, jederzeit, von überall. Und dazu absolut sicher. Hendrik und Linda sind begeistert, als sie einziehen. So haben sie sich ihr gemeinsames Zuhause immer vorgestellt. Aber dann verschwindet Linda eines Nachts. Es gibt keine Nachricht, keinen Hinweis, nicht die geringste Spur. Die Polizei ist ratlos, Hendrik kurz vor dem Durchdrehen. Konnte sich in jener Nacht jemand Zutritt zum Haus verschaffen? Und wenn ja, warum hat die App nicht sofort den Alarm ausgelöst? Hendrik fühlt sich mehr und mehr beobachtet. Zu recht, denn nicht nur die App weiß, wo er wohnt …

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:368
Verlag:
EAN:9783596703555
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Rezensionen zu "Die App: Psychothriller"

  1. 3
    31. Dez 2021 

    Big House is watching you...

    Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Hamburg-Winterhude, ein Haus mit Smart Home, alles ganz einfach per App steuerbar, jederzeit, von überall. Und dazu absolut sicher. Hendrik und Linda sind begeistert, als sie einziehen. So haben sie sich ihr gemeinsames Zuhause immer vorgestellt. Aber dann verschwindet Linda eines Nachts. Es gibt keine Nachricht, keinen Hinweis, nicht die geringste Spur. Die Polizei ist ratlos, Hendrik kurz vor dem Durchdrehen. Konnte sich in jener Nacht jemand Zutritt zum Haus verschaffen? Und wenn ja, warum hat die App nicht sofort den Alarm ausgelöst? Hendrik fühlt sich mehr und mehr beobachtet. Zu recht, denn nicht nur die App weiß, wo er wohnt… (Klappentext)

    Die Lebensplanung ist perfekt. Kurz vor der Hochzeit genießen Hendrik und Linda das Leben, ein großzügiges Zuhause haben sie bereits. Bequem ist es obendrein, denn per App lässt sich hier alles steuern. Doch dann verschwindet Linda von einer Minute auf die andere spurlos, und Hendrik verzweifelt zunehmend.

    Die Polizei macht Hendrik wenig Hoffnung, denn sie sieht noch nicht einmal einen Anlass für Ermittlungen. Dafür gibt es zu viele Anzeichen, dass Linda freiwillig verschwunden ist. Doch dann treten nach und nach fremde Personen an Hendrik heran, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun haben. Die Hinweise mehren sich, dass der im Haus installierten App "ADAM" womöglich nicht zu trauen ist. Doch wie kann man gegen eine Technik vorgehen, die ein Eigenleben zu führen scheint? Und was hat das alles mit Lindas Verschwinden zu tun?

    Das Positive gleich vorweg: Arno Strobel beherrscht die Kunst der Verwirrung. Er führt ein ganzes Arselnal an Charakteren ins Feld, die alle irgendwie verdächtig sind, etwas mit dem Verschwinden von Linda zu tun zu haben. Diese Verwirrung ist es, die für die notwendige Spannung sorgt und einen durch die Seiten jagt, denn man will endlich wissen, wem hier überhaupt zu trauen ist.

    Auch die Idee mit der App ist generell spannend, zumal "ADAM" zunehmend ein Eigenleben zu entwickeln scheint. Was gruselig klingen könnte, entpuppt sich jedoch bald schon als reichlich überstrapaziert, denn während der Leser / die Leserin nach einigen Vorfällen mühelos schnallt, dass die App besser gestern als heute deinstalliert werden sollte, erweist sich Hendrik - als Arzt eigentlich ein helles Köpfchen - als außerordentlich begriffsstutzig. Das ging mir ehrlich gesagt zunehmend auf die Nerven und erschien mir nicht glaubwürdig.

    Trotz der meist kurzen Kapitel mit rasant geschnittenen Perspektivwechseln gab es hier für mein Empfinden einige Handlungsschlaufen zu viel - es wiederholte sich einiges, die Verwirrung blieb dieselbe ohne dass es neue Erkenntnisse gab. Leider gab es hier auch keinen wirklichen Sympathieträger - selbst Lindas Schicksal blieb mir recht gleichgültig. Und das Ende konnte mich dann leider auch nicht so recht überzeugen, da ich schon länger Vermutungen in diese Richtung entwickelt hatte.

    Alles in allem nett und rasch zu lesen, aber für mich wurde hier das eigentliche Potenzial nicht wirklich ausgeschöpft...

    © Parden

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  1. 3
    07. Dez 2021 

    Das gelenkte Haus

    Der Arzt Hendrik und seine Freundin Linda wollen heiraten. Ein tolles Haus in Hamburg ausgestattet mit allen Finessen haben sie schon. Es ist eben sehr bequem, wenn die Technik per App-Steuerung viel für einen erledigt. Doch kurz vor der Hochzeit verschwindet Linda. Hendrik ist schockiert und verzweifelt, auch weil die Polizei zunächst keinen Anlass sieht, Ermittlungen aufzunehmen. Als Erwachsene kann Linda auch aus freien Stücken gegangen sein, vielleicht hat sie sogar einen anderen. Hoffnung schöpft Hendrik als sich eine weitere Person meldet, der Ähnliches widerfahren ist. Unheimlich wird es als Hendrik merkt, dass sich die Haussteuerung nicht mehr ausschalten lässt.

    Der Autor steht für seine man kann sagen schnell geschnittenen Thriller, mit denen er sich aktuellen Themen widmet. Hier beginnt es mit dem Verschwinden einer eigentlich glücklichen jungen Frau und einer App, die außer Kontrolle zu geraten scheint. Hendrik kann einfach nicht glauben, dass Linda ihn verlassen hat, obwohl es Anzeichen dafür zu geben scheint. Und dann kommt noch diese widerspenstige Steuerung hinzu. Manchmal beginnt Hendrik zu glauben, das Haus habe sich gegen ihn verschworen. Nur mit viel Hartnäckigkeit und Mühe kann er die Polizei bewegen, Nachforschungen anzustellen. Die vorläufigen Ergebnisse sprechen jedoch eher dafür, dass Linda sich freiwillig auf den Weg gemacht hat.

    Dieser Roman ist spannend und gut zu lesen. Allerdings werden Themen dargestellt, die nicht so richtig zusammenpassen. In der Phantasie glaubt man, diese Steuerung könne nur aus sehr spektakulären Gründen gekapert werden. Auch sucht man man einem überzeugenden Sympathieträger. Natürlich könnte Hendrik das sein. Doch wenn man sich vorstellt, dass eigene Haus würde von einer App überwacht, wäre man am nächsten Tag im Hotel, würde Gespräche nur noch außerhalb führen und hätte ein Handy ohne App. Auch wirkt es etwas überkonstruiert, dass nahezu jede der handelnden Personen Verdacht erweckt. Dass man dennoch bei der Stange bleibt, liegt an der Sympathie, die man für den Autor hegt und an dem letztlich fesselnden Geschehen, welches zu einer überraschenden Lösung führt.

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  1. 5
    14. Okt 2020 

    Macht mich nachdenklich

    Das Haus von Hendrik und Lisa ist ein Traum. Alles geht automatisch im Haus. Der Zutritt ins Haus, die Jalousien, das Licht, die Videoüberwachung alles wird von dem neuen System "Adam" mittels einer App gesteuert. Sicherheit wird also ganz groß geschrieben. Und doch ist Lisa eines morgens als Hendrik aus der Klinik vom Noteinsatz kommt, verschwunden. Es gibt keine Spuren von ihr. Hendrik ist sich, im Gegensatz zur Polizei, sicher das sie ihn auf keinen Fall verlassen hat. Die Hochzeit zwischen beiden soll in Kürze stattfinden und es gab auch keinen Streit. Und doch wird ihm nicht geglaubt, im Gegenteil, man nimmt seine Befürchtungen nicht einmal Ernst.

    Auf der Suche nach Spuren und nach Hilfe findet er auch einige Verbündete. Diese machen ihm relativ schnell klar, dass das Sicherheitssystem "Adam" gefährlich ist. Zu groß ist die Gefahr, mit Hilfe des Systems von außen überwacht zu werden, ohne dass man es selbst merkt. Die nachfolgenden Ereignisse geben ihm und den Verbündeten Recht.

    Was es mit der geheimnisvollen App, dem System "Adam" und vor allem den Geschehnissen auf sich hat, sollte schon jeder selbst lesen.

    Das Buch ist ungemein spannend geschrieben. Trotz der kleinen Erkenntnisse bei der Suche rätselt man beim Lesen permanent, wer oder was dahintersteckt. Die Lösung ist verblüffend und vor allem überraschend. Aber das Buch macht einem beim Lesen auch wieder einmal deutlich, wie sehr die Technik bereits Einfluss auf unser Leben genommen hat. Noch schlimmer ist es, wenn das vermeintlich sichere System manipuliert werden kann. Die möglichen Folgen kann man hier lesen. Es macht mir aber auch klar, darüber nachzudenken, ob ich überhaupt möchte, dass die Technik mein Lesen so beherrscht, ob ich bereit bin alles aus meinen Leben mittels der Technik Preis zu geben.

    Das war ein Buch über das ich noch länger nachdenken werde. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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Ihr Kampf: Wie Höcke & Co. die AfD radikalisieren

Buchseite und Rezensionen zu 'Ihr Kampf: Wie Höcke & Co. die AfD radikalisieren' von Eva Kienholz

Inhaltsangabe zu "Ihr Kampf: Wie Höcke & Co. die AfD radikalisieren"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:160
Verlag:
EAN:9783360013675
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Weißt du, was ich meine?

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Hundert Augen

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Rezensionen zu "Hundert Augen"

  1. Sind wir nicht alle ein bisschen Kentuki?

    Es kostet 279 Dollar, sieht aus wie ein Plüschtier auf Rädern und hinter seinen Augen versteckt sich eine Kamera. Sein Name: Kentuki. Ein Kentuki kann ein Panda sein, eine Krähe, ein Drache, ein Kaninchen oder eine Eule. Doch egal, welches Tier man auswählt - dahinter steckt immer ein Mensch. Ein Mensch, der ein Haus weiter wohnen kann oder am anderen Ende der Welt. Abhängig ist das Kentuki von seinem "Herrn", sprich von demjenigen, der es käuflich erworben hat. Oder ist es genau andersherum?

    Samanta Schweblin erzählt in ihrem Roman "Hundert Augen" von einer Gesellschaft voller Einsamkeit, Schmerz und Wut - und das ungemein beeindruckend. Was auf den ersten Blick wie eine Dystopie wirkt, ist in Wahrheit gar keine. Zwar können wir (noch) keine Kentukis kaufen, doch ansonsten sind es Menschen von heute, die diesen Roman prägen. In der immer stärker digitalisierten Welt, in der wir heute leben, wirkt es gar nicht so unwahrscheinlich, dass man beim nächsten Besuch eines Verwandten ein kleines Stofftier auf Rädern bei ihm entdeckt.

    Die Kentukis aus dem Roman sind mehr als stille Beobachter. Sie wollen ihrer Einsamkeit entkommen, indem sie am Leben eines völlig fremden Menschen teilnehmen wie Emilia aus Lima, deren Sohn wegen der Arbeit nach Hongkong gezogen ist. Sie sehnen sich nach Freiheit und nach Schnee und wollen den Tod der Mutter vergessen lassen wie der kleine Marvin, der auf Antigua lebt. Manchmal müssen sie eingreifen, um ein Verbrechen zu verhindern wie Grigor aus Kroatien, der sogar mit Kentuki-Schauplätzen handelt.

    Schweblin hat ihren Roman als Episodenroman konstruiert, wobei fünf Figuren im Mittelpunkt stehen, die entweder Kentuki spielen oder sich selbst ein Kentuki angeschafft haben. Zwischendurch setzt sie immer wieder einzelne Blitzlichter von Kentuki-Geschichten, die nur einmal auftauchen, den fünf Haupterzählungen aber einen facettenreichen Unterbau liefern.

    "Hundert Augen" ist dabei so klug wie unterhaltsam, ein Roman, der zum Lachen und Weinen anregt - manchmal sogar gleichzeitig. Tieftraurige Episoden wie der Suizid eines Kentukis, der ohne seinen verstorbenen "Herrn" nicht mehr weiterspielen will, bleiben dabei ebenso lange im Gedächtnis wie die auf den ersten Blick äußerst skurril wirkende Episode um Alina, die Freundin eines Künstlers, die ihre eigene Unsichtbarkeit nicht mehr aushält und ihre Wut komplett am Kentuki auslässt - mit gravierenden Folgen.

    Samanta Schweblin hält den LeserInnen dabei gekonnt den Spiegel vor. Hätten wir nicht auch Lust, einem solchen kleinen Kameraden ein Zuhause zu geben? Oder machen wir das vielleicht sogar schon, indem wir uns mit Geräten unterhalten, die Frauennamen tragen und auf alles eine Antwort wissen? Oder andersherum: Wie weit würden wir eigentlich gehen, wenn wir plötzlich die Möglichkeit hätten, einen fremden Menschen nahezu rund um die Uhr zu beobachten - wobei: Haben wir diese Möglichkeit nicht in diversen Fernsehformaten schon?

    Fazit: Mit "Hundert Augen" ist Samanta Schweblin ein bewegender und mitreißender Gesellschaftsroman gelungen, der die großen Fragen nach Moral, Liebe und Menschlichkeit stellt, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger die Antworten zu geben. Ein lange nachwirkendes Ereignis.

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UNFOLLOW!

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50

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Rezensionen zu "50"

  1. 5
    13. Apr 2021 

    Genial konstruiert

    "50" ist nun das dritte Buch, das ich von dem japanischen Autoren Yokoyama lese und es gefiel mir sogar noch besser als die Vorgänger.

    Zunächst einmal ist die Aufmachung des Hardcovers großartig. Tolle Haptik, tolles Cover, tolle Farbgebung der Seitenansicht. Ein Genuss, dieses Buch in die Hand zu nehmen.

    Die Story ist - wie von Yokoyama erwartet - detaillreich konstruiert und insgesamt eher ruhig. Man darf hier keine Krimi erwarten in dem Schlag auf Schlag große Dramen passieren. Die leisen Töne sind jedoch nicht weniger spannend und in all ihren Details wichtig für die Handlung.

    Im Verlauf des Buches wechseln wir von einer Perspektive in eine andere: mal lesen wir aus Sicht eines Ermittlers der Polizei, mal aus Sicht eines Staatsanwaltes, mal aus Sicht eines Verteidigers usw.

    Jeder hat andere Kenntnisse von dem Fall und auch der/die Leser/in ist nie voll im Bilde. Immer mehr Bruchstücke bieten sich zum Miträtseln.

    Die eigentliche Kriminaltat wird schon zu Beginn beschrieben: ein Polizist hat seine Frau auf deren Wunsch wegen fortschreitender Alzheimererkrankung erwürgt. Zwei Tage später zeigt er sich selbst an. Doch was geschah in der Zwischenzeit.

    Darum aber auch um die Verpflechtungen und Abläufe von Polizei und Justiz drehen sich hier die verschiedenen Handlungsstränge. Yokohama gibt uns Einblick in japanische Abläufe, Konfentionen und Gesellschaftsnormen.

    Ingesamt hochinteressant und intelligent aufgebaut. Solch einen Krimi vergisst man nicht schon wenige Tage nach dem Ende.

    Ich hoffe sehr, dass der Atrium-Verlag noch mehr Werke des Autors ins Deutsche übersetzt.

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  1. Für wen lebst Du?

    Der japanische Schriftsteller und Journalist Hideo Yokoyama wurde hierzulande durch seinen Kriminalroman 64 bekannt, der 2019 den deutschen Krimipreis gewann. Das vorliegende Buch 50 ist in Japan bereits 2002 erschienen.

    Zum Inhalt:

    Der Polizeibeamte Soichiro Kaji stellt sich der Polizei und gibt an, dass er seine an Alzheimer erkrankte Ehefrau auf ihren eigenen Wunsch hin getötet hat. Allerdings geschah diese Tat schon vor zwei Tagen. Was hat Kaji in dieser Zeit gemacht? Ein Versuch der Selbsttötung wurde offensichtlich abgebrochen und außerdem wurde er gesehen, wie er nach Tokio ins berüchtigte Kabuki-Viertel fuhr. Was wollte dieser ehrenhafte Polizist in diesem Rotlichtviertel? In Kajis Wohnung findet sich eine Kalligraphie mit den Worten: "Der Mensch lebt fünfzig Jahre". Kaji ist 49, für wen will er dieses eine Jahr noch leben?

    "Für wen lebst Du?", das ist die zentrale Frage dieses Buches. Die Geschichte wird aus sechs verschiedenen Perspektiven, aber fortlaufend erzählt und jeder der Protagonisten stellt sich im Verlauf diese Frage. Vieles mutet für unsere deutschen, bzw. europäischen Maßstäbe seltsam an. So steht die Ehre sehr im Vordergrund. Der Polizist, der seine Frau umbringt, "beschmutzt" die Ehre der gesamten Polizeipräfektur. Dass er danach nicht Selbstmord begeht, sondern auch noch in ein zwielichtiges Viertel fährt, bringt die gesamte Organisation in Verruf und somit auch unter Druck. Die starken und autoritären Hierarchien sind in der westlichen Welt auch eher ungewöhnlich. Der Untergeordnete darf seinen Vorgesetzten keinesfalls widersprechen, ohne seine Karriere zu gefährden.

    Der Schreibstil ist ruhig und distanziert und hätte durchaus etwas mehr Tempo vertragen. Durch die Perspektivwechsel gerät das Schicksal Kajis zeitweise in den Hintergrund, das hat mir nicht so gut gefallen. Die Auflösung ist allerdings originell und unerwartet.

    Alles in allem war es hochinteressant diese Geschichte aus einer, für mich sehr fremden und stellenweise auch befremdlichen Kultur zu lesen.

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Meine Inselbuchhandlung

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Rezensionen zu "Meine Inselbuchhandlung"

  1. Eine besondere Buchhandlung auf einer besonderen Insel

    „Nein, mit der liebevoll verklärten Bullerbü-Heimeligkeit aus Astrid Lindgrens Büchern hat mein Alltag nicht viel zu tun. Es ist eine schöne, aber keine heile Welt in meinem Gingst. Und in ihr steckt sehr viel Arbeit.“ (Zitat Seite 128)

    Inhalt
    Petra Dittrich ist auf Rügen geboren, doch als sie achtzehn Jahre alt ist und die Grenzen offen sind, zieht es sie in die Großstadt Berlin. Im Jahr 2000 kommt sie auf die Insel zurück, hilft, in Gingst eine Buchhandlung aufzubauen, doch dann erhält sie ein Angebot einer Buchhandlungskette in Hamburg. 2008 dann hat sie das Gefühl, dass es Zeit ist, irgendwo wirklich anzukommen und dieses Irgendwo kann nur Rügen sein. Die Buchhandlung aus dem Jahr 2000 in Gingst gibt es nicht mehr, doch dies hält sie nicht von ihren Plänen ab, weiterhin als Buchhändlerin tätig zu sein, selbstständig, in ihrem eigenen Buchladen, wieder in Gingst. Ihre Idee: eine Buchhandlung, gemütlich wie ein Wohnzimmer, kleine Verlage, außergewöhnliche Bücher abseits des Mainstream. Ihre Umsetzung: nicht einfach, aber erfolgreich.

    Thema und Genre
    In dieser autobiografischen Geschichte geht es um eine Buchhändlerin und vor allem um ihre besondere Buchhandlung auf der ebenso besonderen Insel Rügen.

    Autoren
    Petra Dittrich erzählt uns ihre eigene Geschichte, ihren Werdegang, ihre turbulenten Großstadt-Jahre. Sie schildert ihr Konzept für ihre Buchhandlung und die Realisierung. Wir erhalten Einblicke in den Alltag einer engagierten Buchhändlerin, die ihre Energie und Einsatz zwischen dem Laden und der Organisation von Lesungen zu einem nunmehr erfolgreichen Gesamtpaket bündelt.

    Rainer Moritz, Germanist, promovierter Literaturwissenschaftler, leitet das Literaturhaus Hamburg, ist Autor, Literaturkritiker und Übersetzer. Als ich gelesen habe, dass er auch eines meiner Lieblingsbücher übersetzt hat, „84, Charing Cross Road“ von Helene Hanff, wusste ich, dass sich hier, in „Meine Inselbuchhandlung“ ein Autorenpaar getroffen hat, dessen Herzen für Bücher schlagen, kraftvoll, engagiert, aber mit wunderbar leisen Tönen.

    Umsetzung
    Petra Dittrich beginnt mit der Situation im Jahr 2019, schildert die für sie so wichtigen Lebensjahre ab 2008 chronologisch, ergänzt durch Erinnerungen. Vor allem jedoch ist dieses Buch eine bunte, lebhafte Mischung, in der zum Beispiel auch die geliebten Bücher ihrer Kindheit nicht fehlen, ihre Lieblingsbücher, die Autor*innen und Lesungen, ihr Garten, ihre Katzen, Lieblingsplätze auf Rügen und besondere Tipps mit ihren Lieblingslokalen. Zeit nimmt sie sich auch für die Beschreibung von Gingst, vom Marktplatz und seinen Läden, und malt mit Worten die Stimmung auf dem wöchentlichen Grünen Markt im Museumshof. Ehrlich und ohne falsche Romantik erzählt sie mit Herz, Verstand, Freude, Überzeugung und Humor und lässt auch Schwierigkeiten nicht aus.

    Fazit
    Die Geschichte der Inselbuchhandlung in Gingst auf Rügen, erzählt von der Buchhändlerin selbst. Ein besonderes Lesevergnügen, in dem mit jedem Wort die Liebe zum Beruf, zu Büchern, zu den Menschen und zum Leben überhaupt mitklingt.

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Permanent Record

Buchseite und Rezensionen zu 'Permanent Record' von Edward Snowden

Inhaltsangabe zu "Permanent Record"

Lesern von "Permanent Record" gefiel auch

Format:Taschenbuch
Seiten:352
Verlag: Macmillan
EAN:9781529035667
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