Zuhören ist die beste Antwort

Buchseite und Rezensionen zu 'Zuhören ist die beste Antwort' von Leeroy Matata
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Inhaltsangabe zu "Zuhören ist die beste Antwort"

Format:Broschiert
Seiten:256
EAN:9783596707973
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Kugel ins Hirn

Buchseite und Rezensionen zu 'Kugel ins Hirn' von Klaus Scherer
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Inhaltsangabe zu "Kugel ins Hirn"

Format:Taschenbuch
Seiten:240
Verlag: Droemer HC
EAN:9783426278918
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Candy Haus

Buchseite und Rezensionen zu 'Candy Haus' von Jennifer Egan
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Inhaltsangabe zu "Candy Haus"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103971453
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Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist

Buchseite und Rezensionen zu 'Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist' von Richard David Precht
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Inhaltsangabe zu "Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist"

Was Massenmedien berichten, weicht oft von den Ansichten und Eindrücken großer Teile der Bevölkerung ab – gerade, wenn es um brisante Geschehnisse geht. So entsteht häufig der Eindruck, die Massenmedien in Deutschland seien von der Regierung oder »dem Staat« manipuliert. Aber die heutige Selbstangleichung der Medien hat mit einer gelenkten Manipulation nichts zu tun. Die Massenmedien in Deutschland sind keine Vollzugsorgane staatlicher Meinungsmache. Sie sind die Vollzugsorgane ihrer eigenen Meinungsmache: mit immer stärkerem Hang zum Einseitigen, Simplifizierenden, Moralisierenden, Empörenden und Diffamierenden. Und sie bilden die ganz eigenen Echokammern einer Szene ab, die stets darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schreibt, ängstlich darauf bedacht, bloß davon nicht abzuweichen. Diese Angst ist der bestmögliche Dünger für den Zerfall der Gesellschaft. Denn Maßlosigkeit und Einseitigkeit des Urteils zerstören den wohlmeinenden Streit, das demokratische Ringen um gute Lösungen. In ihrem ersten gemeinsamen Buch analysieren die Bestseller-Autoren Richard David Precht und Harald Welzer die Mechanismen, die in diese Sackgasse führen: Wie kann eine liberale Demokratie mit pluraler Medienlandschaft sich selbst so gefährden? Wie ist es in Deutschland, dem Land einer lange vorbildlichen Qualitätspresse und eines im internationalen Vergleich ebenso vorbildlichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks dazu gekommen? Wie konnte und kann die Medienlandschaft durch die »vierte Gewalt« selbst unfreier werden? Und was bildet das veröffentlichte Meinungsbild ab, wenn es mit dem öffentlichen so wenig übereinstimmt? Wir müssen verstehen, wie unsere Demokratie nicht durch Willkür und Macht »von oben«, sondern aus der Sphäre der Öffentlichkeit selbst unterspült wird – erst dann kann die »vierte Gewalt« ihrer Rolle wieder gerecht werden.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103975079
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Zehn Tage im Irrenhaus

Buchseite und Rezensionen zu 'Zehn Tage im Irrenhaus' von Martin Wagner
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Inhaltsangabe zu "Zehn Tage im Irrenhaus"

Format:Taschenbuch
Seiten:192
Verlag: AvivA
EAN:9783932338625
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Hush - Ende des Schweigens

Buchseite und Rezensionen zu 'Hush - Ende des Schweigens' von  Loewe Jugendbücher
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Inhaltsangabe zu "Hush - Ende des Schweigens"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: Loewe
EAN:9783743206441
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Die Jagd

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Jagd' von Sasha Filipenko
4.8
4.8 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Jagd"

Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
Verlag: Diogenes
EAN:9783257071580
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Rezensionen zu "Die Jagd"

  1. 4
    21. Jan 2023 

    Ein düsterer Blick auf russische Verhältnisse...

    Wolodja Slawin ist ein Oligarch mit politischen Ambitionen. Als der junge Journalist Anton Quint enthüllt, dass der selbsternannte Patriot sein Vermögen außer Landes gebracht hat und seine Familie lieber an der Côte d’Azur weilt als in Russland, schwört Slawin Rache. Aus den Stimmen von Jägern und Gejagtem setzt sich die Geschichte einer Menschenjagd mit fatalen Folgen zusammen. Temporeich, schonungslos, literarisch meisterhaft komponiert – ein Roman, nah an der Realität, von einem mutigen Kritiker der Zustände in Russland und seinem Heimatland Belarus. (Klappentext)

    Auch wenn mich "Rote Kreuze" und "Der ehemalige Sohn" seinerzeit nicht vollständig überzeugen konnten, halte ich Sasha Filipenko für einen wichtigen Autor, da er unangenehm den Finger in die Wunde zu legen vermag und sich davon auch nicht abhalten lässt. Dementsprechend war ich auch wieder neugierig auf den aktuellen Roman des heute in der Schweiz (im Exil) lebenden Weißrussen.

    Der Roman verfolgt verschiedene Handlungsstränge, was anfangs etwas verwirrend ist, sich aber zunehmend verdichtet und aufklärt. Überschrieben mit Sätzen aus einer musikalischen Sonate ( Exposition, Durchführung, Reprise usw.) ist der Aufbau zudem sehr eigenwillig, passt aber wiederum zu einem der Charaktere, der sich der Musik verschrieben hat. Das Bild, das Sasha Filipenko hier zeichnet, ist ein düsteres, schonungsloses, erschreckendes, desillusionierendes - und ein doch womöglich realistisches. Das macht die Leseerfahrung so unangenehm.

    Erzählt wird von einer Bärenjagd, grausam geschildert, um dann auf die Jagd nach einem investigativen Journalisten zu schwenken, dem die Hunde sinnblidlich genauso auf den Fersen sind wie dem zuvor erwähnten Bären. Der Oligarch, dem der Journalist zu nahe getreten ist, weiß sich auf seine Art zu wehren. Seine Handlanger betreiben Psychospielchen, verbreiten falsche Informationen, stacheln die Meinung der Öffentlichkeit durch Fake-News an, treiben einen Keil zwischen den Journalisten und seine Familie sowie seine Freunde - kurz: ziehen alle illegalen Register, ohne dass sie jemand belangen könnte oder auch nur wollte. Eine Jagd, bei der dem Opfer zuletzt kein Ausweg mehr bleibt - Happy End ausgeschlossen...

    "Vielmehr scheint mir, dass ich nicht der Einzige bin, der leere Nachrichten versendet... Unser Imperator spricht in Worten, die nichts bedeuten, sein Gefolge denkt sich Gesetze aus, die keinen Sinn ergeben ..." (S. 13)

    Leicht kafkaeske Züge erhält die Erzählung durch einen Nebenstrang von einer Gerichtsverhandlung über jemanden, der im Internet einfach eine leere Seite gepostet hat. Diesem wird eine subversive Haltung unterstellt, zumal hunderte von Menschen diesen Post weiter verbreitet haben. Die Positon des Staatsanwalts und des Rechtsanwalts wird von einer einzigen Person bekleidet, das Urteil fällen die virtuellen Zuschauer im Netz durch einen Klick. Alle, die auf "unschuldig" plädieren, müssen eine saftige Gebühr zahlen und sämtliche relevanten Informationen hinterlassen, die ein Aufspüren ihrer Person mühelos ermöglicht. Alle anderen können kosten- und folgenfrei ihr Urteil fällen. Eine absurde Dystopie innerhalb des Romans, die aber ebenfalls für Bauchschmerzen sorgt. Scheint sie doch lediglich eine etwas überzogene Darstellung der Realität zu sein...

    Ein düsterer Blick auf russische Verhältnisse von einem Autor, der nach Weißrussland schließlich auch Russland verlassen musste. Ein realistisches Bild? Sasha Filipenko wird es wissen...

    © Parden

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  1. Das Sinnbild für Mobbing und Schikane...

    Da mir die anderen Romane des Autors sehr gefielen, musste ich natürlich auch hier reinlesen und es hat mich ehrlich gesagt umgehauen.

    In der Geschichte geht es um Anton Quint, einem Journalisten, der gerne provokativ schreibt und Missstände aufdeckt. Seine letzte Enthüllung hat leider einem Oligarchen so gar nicht gefallen und er muss die Konsequenzen tragen. Wie weit geht man, um sich selbst treu zu bleiben?

    Der Roman las sich für mich fast so wie ein Drehbuch oder Theaterstück, da viel Redeanteil enthalten ist und der Leser Hinweise bekommt, was ihn als Nächstes erwarten wird.

    Es wird sehr anschaulich dargestellt wie die russische Gesellschaft tickt und dass es eben nur darauf ankommt wer Macht und Geld hat und nicht wer im Recht ist. So lässt sich auch verstehen warum auch aktuell im Land kaum Widerstand zu spüren ist, denn da gehören Mut und Mumm dazu das auszuhalten.

    Die eigentliche Jagd auf den Journalisten hat mir Gänsehaut verschafft, denn mir war nicht klar wie grausam es zugehen könnte. Man konnte sich intensiv vorstellen wie sich Anton Quint quält und ich muss gestehen, dass ich sehr schnell aufgegeben und mich zurückgezogen hätte.

    Lews Erzählungen über sein Leben als junger Mann und wie er dann zum Gangster wurde, das hatte schon etwas für sich. Es machte ihn jetzt nicht sympathisch, aber sein Handeln war doch irgendwie nachvollziehbar, schließlich musste er aus seinem Schlamassel wieder heraus. Und auch für den Oligarchensohn hatte ich irgendwie Mitgefühl, das hat Filipenko sehr geschickt gemacht.

    Fazit: Eine bedrückende Geschichte, die mich völlig in ihren Bann gezogen und mich begeistert hat. Klare Leseempfehlung. Klasse!

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  1. 5
    04. Apr 2022 

    Böse Hetze

    Als ich hörte, dass ein neuer Filipenko bei Diogenes herauskommt, freute ich mich natürlich. Nachdem ich "Rote Kreuze" gelesen hatte, wurde Sasha Filipenko für mich zu einem Autor, den ich beobachten werde und dessen Werke ein Muss für mich sind. Sein 2021 in Deutschland herausgekommenes Buch "Der ehemalige Sohn" kam in meinen Augen nicht an "Rote Kreuze" heran, welches in meinen Augen definitiv ein Meisterwerk in seiner Intensität ist. Nun war ich auf "Die Jagd" gespannt.

    Dieses Buch war besser als "Der ehemalige Sohn", kommt aber wieder in meinen Augen nicht an "Rote Kreuze" heran. In "Die Jagd" baut der Autor ein spannenderes Szenario auf als in "Der ehemalige Sohn", aber er berührt mich mit diesem Buch wieder nicht so, wie er dies mit "Rote Kreuze" geschafft hat. Aber Sasha Filipenko berührt mich und trifft mich. 5 Sterne war mir "Die Jagd" daher dennoch wert. Warum?

    Nun, Sasha Filipenko zeichnet in "Die Jagd" ein wirklich erschütterndes Szenario, welches momentan perfekt ins aktuelle Zeitgeschehen passt. Hier wird eine Welt gezeichnet, die vollkommen abstößt, die aber zeigt, wie die Eliten in Russland herrschen, wie dieses System funktioniert. Dieses Buch zeigt damit genauso, wie dieses momentane Geschehen, dieser erschreckende Krieg ermöglicht wurde und wieso es in Russland so viele Befürworter von Putins Handeln gibt/geben kann. Dieses Buch zeigt, was das Wesen einer Diktatur ist, wie es ist, wenn die Angst regiert und man gewissen Herrschaften nicht unangenehm auffallen möchte. Und dieses Buch und auch anderes Handeln in Russland, Belorussland und der Ukraine zeigt mutiges Handeln unglaublich mutiger Menschen, wie auch Sasha Filipenko absolut couragiert ist und man dafür laut Danke sagen muss, gerade in diesen Zeiten.

    Denn in diesem Buch macht ein guter Journalist seine Arbeit, er deckt auf, prangert an. Und kommt damit einem Oligarchen zu nahe, schadet ihm gar. Und auch dieser reagiert, er reagiert, wie ein guter Oligarch reagiert, er schützt seine Position. Und zwar mit allen Mitteln! Wie dies halt in solchen Ländern wie Russland möglich ist. Und diese Reaktion wird es auch in anderen, ähnlich gelagerten Ländern geben, wenn man versucht die Mächtigen zu begrenzen. Also ist "Die Jagd" auch ein Buch für jene, die an unserer Demokratie zweifeln und anscheinend vergessen haben, welche Strukturen es in den östlichen Bundesländern vor der Wende gab.

    Aufgebaut ist dieses Buch wieder etwas eigenwillig, diesmal in Form einer Sonatenhauptsatzform der musikalischen Formenlehre. Jedes der drei Bücher von Sasha Filipenko, die ich bisher gelesen habe, ist anders aufgebaut, was auch für die Qualität dieses Schriftstellers spricht. Und mich unheimlich neugierig macht auf die weiteren Werke des Autors. Mit denen uns Diogenes vielleicht noch konfrontieren wird. Mal schauen.

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  1. Spannung in Form einer Sonatenhauptsatzform

    Erschüttert und aufgewühlt war ich nach diesem Roman: so viel eiskaltes Handeln, so wenig Empathie und 0 Unrechtsbewusstsein! Und warum das Ganze? Weil Anton Quint, Journalist und frisch gebackener Vater, schon zu viel über den Oligarchen Wladimir Slawin herausgefunden hatte.

    Dass der Autor inzwischen nicht mehr weder in Belarus noch in Russland lebt, kann ich sehr gut nachvollziehen - zu sehr zeigt er die Probleme Russlands auf, legt den Finger in die Wunde. Und so lesen wir von einem Showprozess wegen eines leeren Posts in ‚social media‘, von einem Bären, der angebunden zur Unterhaltung von Hunden in einer Grube zerrissen wird (ein Anwalt auf die gleiche Art!), von Methoden, die angewendet werden wenn einer ernsthafte Probleme bereitet (ein LKW an der Kreuzung, eine Kugel in den Kopf, Gift, ein Sturz aus einem vergitterten Fenster……….), von der ‚sanften‘ Tour (‚Nieren zerkloppen‘, ein paar Finger brechen), aber auch die Methode ‚Plus minus auf Heimatliebe‘.

    Die Spannung wird geschickt aufgebaut: Lew Smyslow besucht in Lugano seinen um 10 Jahre jüngeren Bruder Mark kurz vor dessen Konzert. (Daher auch die Gestaltung des Romans als Sonatenhauptsatzform!) Er erzählt nicht nur, wie es ihm nach dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Absturz der Familie erging, sondern auch, wie er Arbeit bei Kalos (Freund aus Kindheitstagen) ‚Onkel Wolodja‘ fand und wie diese Arbeit ausschaut. (Und ich fragte mich dauernd, warum Lew ihm das alles erzählt.)

    Auch in diesem Buch (wie auch in seinen früheren) werden keine Namen genannt, aber jeder weiß bestimmt, wer mit ‚Imperator‘ gemeint ist. Ich konnte das Buch vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen! Bei den ganzen Beobachtungen („Was auch immer im Land passiert, wie sehr die Staatsmacht auch pfuscht, meine Kommentare stellen klar, dass an allem die USA schuld sind.“) fiel mir die alte Führungs-Weisheit ein, die da lautet: ‚der Fisch stinkt vom Kopf her‘.

    Ich empfehle dieses neue Werk von Sasha Filipenko jedem, der sich mit der aktuellen russischen Geschichte beschäftigt! Fünf Sterne vergebe ich an diesen Roman, der mich lange beschäftigen wird!

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  1. 5 Sterne für diesen Lese-Knaller

    !ein Lesehighlight 2022!

    Klappentext:
    „Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.“

    Sasha Filipenko gehört nach „Rote Kreuze“ zu meinem ganz festen Stamm-Autoren-Repertoire. In seinem aktuellen Werk „Die Jagd“ dürfen wir ihn wieder in Höchstleistung erleben. Der bietet uns eine Hetzjagd an! Also nutzen wir Leser diese Chance und lassen uns jagen oder werden wir die Jäger sein?
    Journalist Anton Quint hat etwas, was andere nicht haben und das ist zu viel Wissen. Ich will hier versuchen ganz behutsam auf den Inhalt neugierig zu machen, ohne etwas zu verraten. Dieses Wissen wird ihm zum Verhängnis. Und dann ist da noch dieser Oligarch mit einer Macht, die den Leser fast erschlägt. Wow! Filipenko fängt auch in diesem Buch wieder eine politische Lage in den Ostländern auf und zeigt schonungslos und offen das Böse. Hier braucht man wahrlich etwas stärkere Nerven. Wer offen durch die Welt geht und sich für Weltpolitik ein wenig interessiert, wird hier viele Parallelen erkennen, und wie gesagt, kennt man das als Leser von Filipenko sehr gut. Er zeigt aber auch, das Idealismus und zu viel Akribie komplett das Gegenteil erzielen können und den Menschen der dies betreibt, aus der Bahn werfen kann. Filipenko hat auch hier wieder einen scharfen und dieses Mal auch etwas gewaltbereiten Ton am Leib. Hier werden wir Leser mit Gewalt konfrontiert, aber keine Angst, Sie werden kein blaues Auge dabei bekommen oder gar den KGB auf den Hals gehetzt bekommen. Aber seien Sie vorsichtig und auf der Hut! Anton wollte auch nur „Gutes tun“ und trat in ein Wespennest und zertrat dabei fast die Königin. Er wird zum Spielball, die Hetzjagd die hier beschrieben wird, bringt uns Leser wirklich in Fahrt und fast um den Verstand.
    Es war wieder ein Fest Filipenko zu lesen, er hat einen grandiosen und treffenden Stil. Er bohrt in Wunden und traut sich den Mund aufzumachen. Er weiß genau den Leser gekonnt am Ball zu halten, er weiß, wie er uns gefangen nehmen muss um dieser Geschichte treu zu bleiben.
    Dieses Buch bekommt von mir wieder 5 von 5 Sterne verliehen und eine Leseempfehlung!

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Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern

Buchseite und Rezensionen zu 'Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern' von Irene Vallejo
4.6
4.6 von 5 (12 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern"

Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:640
Verlag: Diogenes
EAN:9783257071986
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Rezensionen zu "Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern"

  1. Die Magie der Bücher...

    Ich bin sonst nicht wirklich der Sachbuchfan, aber allein die Optik hat mich neugierig werden lassen, weil der Goldstaub auf dem Cover magisch geglitzert hat.

    Das Sachbuch mit seinen beinahe 800 Seiten wirkt im ersten Moment respekteinflößend und ich brauchte einen Moment, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen, aber ist man dann erstmal drin, dann kann man sich komplett verlieren.

    Es wird nicht die komplette Entwicklung des Buches beleuchtet, sondern von der Entstehung rund um Alexandrias Bibliothek bis hin zum Ende des Römischen Reiches und es war faszinierend zu lesen wie früh schon die Möglichkeit bestand sich über Schrift auszutauschen und nicht nur über das Erzählen von Geschichten. Auch der eigentliche Sinn von niedergeschriebenen Worten hat sich mir noch mehr erschlossen, da sie nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern um Wissen zu speichern, damit dieses nicht verloren geht.

    Das Besondere ist wohl, dass es der Autorin gelingt den Bezug zur heutigen Zeit zu schaffen, denn immer wieder tauchen Vergleiche mit der Gegenwart auf, so dass man sich gut identifizieren kann.

    Ich hatte einige Aha- Momente und wunderte mich doch sehr, wieviel alles nicht damals im Geschichtsunterricht erwähnt worden ist.

    Ich habe das Buch Portionsweise gelesen, um den Genuss länger aufrecht zu halten und um das Gefühl von Längen nicht entstehen zu lassen.

    Fazit: Liest sich wie eine spannende Geschichtsdokumentation. Klare Leseempfehlung.

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  1. 3
    12. Jul 2022 

    Umfangreiches Werk über die Entstehung des Buches in der Antike

    Ein golden blühender Papyrus ziert das Buchcover. Der Titel „Papyrus“ und sein Untertitel „Die Geschichte der Welt in Büchern“ lassen vermuten, worum es in diesem Buch geht.
    Irene Vallejo, die Autorin des Buches, die während des Philologie-Studiums ihre Leidenschaft für die Antike entdeckte, teilt in dem Werk ihr Wissen über die Entstehung der Bücher in der Antike mit.

    Gleich am Anfang versetzt die Autorin ihre Leserschaft in die Jahrhunderte v. Chr., nimmt sie nach Griechenland und Ägypten mit. Spannend erzählt sie über die Gründung von Alexandria und über das Menschenleben damals, über die Herrscher und Krieger der Zeit. Erstaunlich ist es, dass gerade diese kriegerischen Herrscher den Bau der Bibliothek von Alexandria ermöglicht und für die Beschaffung der Bücherwerke aus der ganzen Welt gesorgt haben.

    Spannend ist die Geschichte über die Entstehung der Bücher, die zu der Zeit eigentlich keine Bücher im heutigen Sinne waren.
    Ich fand in dem Buch viele interessante Fakten, die mit der Geschichte der Bücher und Literatur verbunden sind. So haben mich die Erzählungen über die Entstehung des Alphabets, die ursprünglichen Methoden des Lesens- und Schreibenlernens, die Geburt der ersten Bibliotheken und das Erfinden der Katalogisierung in ihren Bann gezogen. Es sind faszinierende Geschichten mit vielen historisch belegten Fakten, aber auch voll Fantasie.

    Hilfreich ist es, dass die trockenen geschichtlichen Fakten - sowohl durch die Bezüge zu Gegenwart, wie auch durch interessante Anekdoten - gekonnt von der Autorin gelockert wurden.

    Im Buch gibt es viele wunderschöne, poetisch angehauchte Sätze, wie diese über den Besitz von Büchern: (Seite 65)
    „Der Zufluchtsort, an dem wir all das bergen, was wir zu vergessen fürchten. Die Erinnerung der Welt. Ein Damm gegen den Tsunami der Zeit“

    Anstrengend fand ich, dass die Autorin sich in ihrem Buch an kein Schema und keine Chronologie hält. Ihre Erzählung ist sprunghaft, die Themen und angesprochenen Epochen wechseln ständig, das Lesen - trotz der meistens leichten Sprache – ist ermüdend. Bei vielen historisch belegten Fakten fehlte mir der Bezug zur Geschichte des Buches, das immer wiederkehrende Thema der Antike fand ich irgendwann störend und die Einschübe mit persönlichen Anekdoten für die Geschichte der Bücherentstehung irrelevant.

    „Papyrus“ ist keine leichte Lektüre, die man in einem Zug lesen kann. Auch dann nicht, wenn man Bücher liebt und an ihrer Entstehung, ihrer Geschichte interessiert ist. Die enorme Zahl von unterschiedlichen Themen und Informationen belegen auch das 45-seitiger Quellenverzeichnis, 11-seitige Auflistung der „Für die deutsche Übersetzung hinzugezogener Literatur“ und neun Seiten der aufgelisteten „Weiterführenden Literatur“. Diese insgesamt 65-seitige Liste ergänzt zum Schluss das Buch.

    „Papyrus“ ist ein sehr umfangreiches Werk, für den man sich viel Zeit nehmen sollte um ihn in aller Ruhe studieren zu können.

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  1. Eine lehrreiche Liebeserklärung ans Buch

    Seit fast 5000 Jahren faszinieren das Buch und seine Vorstufen die Menschheit. Wie ist es entstanden und wie hat es sich entwickelt? Eine Reise in die Geschichte fördert Erstaunliches zutage.

    „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist ein literaturhistorisches Sachbuch mit autobiografischen Zügen von Irene Vallejo.

    Meine Meinung:
    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die insgesamt 34 Kapitel umfassen. Sie werden eingerahmt durch einen Prolog und einen Epilog.

    Die Sprache ist leicht verständlich, sehr anschaulich und unprätentiös, aber nicht zu simpel. Dank des plastischen Schreibstils gelingt es der Autorin, Historisches auf lebhafte Art zu vermitteln.

    Inhaltlich liegen die Schwerpunkte eindeutig auf den alten Griechen und dem antiken Rom. Wissenswerte Details und weniger bekannte Aspekte rund um Bücher, Bibliotheken und das Schreiben greift das Buch auf und stellt damit auch für Geschichtsbewanderte eine große Fundgrube dar.

    Trotz der mehr als 600 Seiten konnte mich die Autorin immer wieder überraschen. Längen und Wiederholungen halten sich in Grenzen. Zwar ist das Buch aufgrund des Themas und der Faktenfülle in inhaltlicher Sicht durchaus gewichtig und lässt sich nicht in Rekordtempo durchlesen. Dennoch hat es mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.

    Obwohl der Fokus auf der länger zurückliegenden Vergangenheit ist, geht die Autorin auch auf jüngere Werke ein. Das macht Lust, diese Bücher selbst zu lesen, und es verdeutlicht, dass sie weiß, wovon sie schreibt.

    Persönliche Erinnerungen und Anekdoten unterbrechen die historischen Ausführungen. An diesen Stellen weicht der Genretyp des Sachbuches stark auf. Auch die damit verknüpfte Ich-Perspektive ist gewöhnungsbedürftig. Dies jedoch macht auch den Charme des Buches aus.

    Das umfangreiche Quellenverzeichnis, die weiterführende Literatur und das Personenverzeichnis runden das Buch ab. Sie belegen noch einmal die fundierte und ausführliche Recherche der Autorin.

    Die Gestaltung des Hardcovers mit den Goldelementen, dem Leineneinband und dem Lesebändchen wirkt ansprechend und hochwertig. Einzig der deutsche Untertitel ist nicht ganz so gut gelungen, weil er missverständlicher formuliert ist als das spanischsprachige Original („El infinito en un junco - La invención de los libros en el mundo antiguo“).

    Mein Fazit:
    Nicht nur in optischer, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht ist „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ein Schmuckstück im Regal. Das Werk von Irene Vallejo ist sehr empfehlenswert nicht nur, aber vor allem für Bibliophile.

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  1. Ein Meisterwerk für Bibliophile!

    "Papyrus" von Irene Vallejo hat aus zwei Gründen sogleich mein Interesse gweckt: Zum einen liebe ich Bücher über Bücher. Zum anderen besticht das Werk durch ein traumhaft schönes Cover. Dennoch war ich skeptisch, ob ich mich auf die Lektüre des umfangreichen Werkes einlassen sollte. Würde mich dieses Sachbuch über die Geschichte der (antiken) Welt vermittelt über die parallel erzählte Entstehungsgeschichte des Buches begeistern können? Sollte ich mich auf das Wagnis der Lektüre einlassen? Es heißt, wer nicht wagt, der auch nicht gewinnt. Daher beschloss ich, mich auf die Entdeckungsreise zu begeben und schon bald versank ich in Vallejos meisterhaft erzählten und brilliant recherchierten Werk. Sehr schnell war ich höchst fasziniert, denn so viel Wissenswertes und Überraschendes gab es zu entdecken. Vergleichbares hatte ich bis dato noch nicht gelesen. "Papyrus" ist eine wahre Fundgrube, ein wertvoller Schatz, der darauf wartet, von Bibliophilen gehoben zu werden. Es versteht sich von selbst, dass ich den konkreten Inhalt dieser Schatztruhe hier nicht in allen Details verraten kann. Ist es nicht wichtig, dass jeder bibliophile Abenteurer sich selbst auf die Reise begibt? Und ist es nicht Teil des Abenteuers, den Schatz eigenständig und ohne fremde Hilfe zu heben? Erlaubt ist allerhöchtens ein kleiner "Lockruf", um den bibliophilen Entdeckungsreisenden dazu zu motivieren, seine bequeme Komfortzone zu verlassen und selbst die Schatztruhe zu heben, um den wertvollen Inhalt zu durchstöbern. 

    Was also packte Vallejo in die begehrte Schatzkiste? Es sind vor allem zahlreiche Reliquien aus der Antike darin. Enthalten sind seltene Hinweise, warum Alexander der Große etwa vermeintlich mit einer Illias zu Bett ging und warum er als Vorbote der Globalisierung gilt. Enthalten sind aber auch zahlreiche Informationen über die Urform des Buches: den Papyrus und Einblicke in Techniken, wie dieser vor dem Vergessen bewahrt werden sollte. Fundstücke aus weit zurückliegenden Zeiten sollen wohl ermöglichen beispielsweise die Lieblingsbücher der damaligen Zeit zu benennen. Die Schatztruhe enthält detaillierte Informationen über die vielen Facetten der Entstehung und Entwicklung der Buckkunst. Selbst das Geheimnis rund um die Frage, wer die Autorenschaft begründete und erstmalig einen Papyrus mit Namen versah, wird gelüftet. Delikat sind auch Hinweise auf Mordtechniken, die mittels des Buches ausgeübt werden können. Der Inhalt der Truhe ist wirklich vielgestaltig und außerordentlich wertvoll. Indem man über diesen Schatz verfügt, wird man befähigt, die Entstehung und Entwicklung der Buchgeschichte nachvollziehen zu können; es gibt Bezüge bis in die Gegenwart hinein. Überraschende aber stichhaltige Beweise dafür, dass (vermeintlich) recht neue Errungenschaften im Kontext der Kuklturwissenschaften eine weit längere Historie haben, sind ebenfalls enthalten. Es gibt so vieles zu entdecken für den, der sich auf die Entdeckungsreise begibt. Für seine Anstrengungen wird der bibliophile Abenteurer reich belohnt werden. Das reicht noch nicht, um dem Lockruf zu folgen?

    Dann folgt hier noch ein kurzer Einblick im Orginalton:

    "Die Leidenschaft des Büchersammlers gleicht der eines Reisenden. Jede Bibliothek ist eine Reise; jedes Buch ist ein Fahrschein mit unbegrenzter Gültigkeit. Alexander zog durch Afrika und Asien, ohne sich von seinem Exemplar der Illias zu trennen; Historikern zufolge suchte er darin Rat und nährte seine Sehnsucht nach höherer Bedeutung. Die Lektüre eröffnete ihm, wie ein Kompass, Wege ins Unbekannte" (51)

    Und genau das leisten Bücher: Sie eröffnen uns Einblicke in neue, unbekannte Welten und zwar ohne dass wir den Ort, an dem wir uns befinden, verlasasen müssen. 

    Auch Vallejo nimmt bibliophile LeserInnen gerne mit auf die Reise. Folgt ihrer Einladung, denn ihr Werk ist allemal eine Entdeckung wert: brilliant geschrieben, sachlich sehr gut recherchiert. Mit viel Umsicht vermittelt Vallejo Einblicke in sehr komplexe Themen. Fast wünschte man, diese faszinierende Entdeckungsreise möge nie enden, doch zufrieden kehrt man nach weit über 600 Seiten heim. Mit einem Lächeln im Gesicht erfreut man sich, dass man selbst Teil einer solchen, unglaublich bereichernden Buchwelt sein darf.

    Jedem Bibliophilen kann ich die Lektüre nur wärmstens empfehlen. 

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  1. Der Weg zum Papier

    Autorin
    Irene Vallejo

    Inhalt
    Zitat von Umberto Eco

    "Alles, was wir über uns wissen, verdanken wir der Überlieferung aus Büchern, und das seit bald zweitausend Jahren. Bisher aber gibt es keinen Beweis dafür, dass die elektronischen Geräte ähnlich lange überdauern werden. Und dann ist da unsere taktile, haptische, auch emotionale Verbindung mit Büchern. Wenn wir im Keller Bücher finden, die wir einst als Kind gelesen haben, bewegt uns das. Wenn wir aber eines Tages die Diskette finden, die wir als Kind verwendet haben, kann unser Computer sie nicht mehr lesen, und die Diskette ist dieselbe wie die einer beliebig anderen Person. Dass wir den persönlichen Kontakt verlieren, ist nicht nur für Bibliophile ein Desaster. Eine kleine Minderheit elektronischer Taliban wird nur mit iPads und E-Books umgehen, alle anderen werden Bücher weiterhin brauchen, davon bin ich überzeugt.“
    Quelle: aus Interview mit Umberto Eco, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. Dezember 2010 in http://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2010/12/book.html, 28.05.2022.

    Der berühmte Universalgelehrte Umberto Eco schwärmte vom Buch als technisch vollendetstes Meisterwerk. Noch immer gelten Bücher selbst heute im technischen Digitalzeitalter als die verlässlichsten Speichermedien von Wissen.
    Die spanische Philologin Irene Vallejo hat den erstaunlichen Siegeszug des Buches auf 752 Seiten aufgeschrieben. Ihre Aufzeichnung umfasst 3000 Jahre Buchgeschichte in Anekdoten und Fragmenten, die sie wie ein Patchwork zusammensetzt.
    Ihre Geschichte der Welt in Büchern beginnt im fernen Alexandria im dritten Jahrhundert v. Christus und umspannt den Bogen bis zum Untergang des römischen Reiches 476 mit der Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustus.
    Die Autorin rekonstruiert die Geschichte des Buches in den unterschiedlichsten Formen: von den Anfängen des Buches in seiner Entstehungsgeschichte, von Frühformen und Äquivalenten „von Rauch, Stein, Ton, Schilf, Seide, Leder, Holz und neu Kunststoff und Licht“, eingebunden im jeweiligen Kontext von der Papyrusrolle über die Schiefertafel bis hin zum heutigen Informationsträger Papier.

    Sprache und Stil
    „Papyrus, die Geschichte der Welt in Büchern“ von Irene Vallejo ist eine Zeitreise in die Antike verbunden mit der Welt der Bücher in der heutigen Zeit. Die Autorin spannt einen Bogen von Antiken Griechenland bis zum Römischen Reich. Bücher spielen eine große Rolle in der Antike. Marcus Antonius legte Kleopatra 200 000 Bände für die große Bibliothek zu Füßen. Er wusste, dass sie dies nicht gelangweilt zur Kenntnis nehmen würde.

    "In Alexandria waren Bücher Treibstoff für Leidenschaften" (S. 29)

    Alexander der Große, war vierundzwanzig Jahre alt, als er Alexandria gründete. Schon als Kind war er von den Heldentaten des Achills so fasziniert, dass er ihm nacheiferte und ihn dabei weit übertraf. Von seinem wichtigsten Buch Ilias trennte er sich nie.

    „Das war Alexander Traum: selbst zur Legende zu werden, in der Literatur eingehen, um in Erinnerung zu bleiben. Und das hat er geschafft.“ (S. 45)

    Heute blättern wir Buchseite für Buchseite um oder scrollen auf unseren elektronischen Geräten. Auf Informationen wollen wir nicht verzichten.Bis Anfang des 3. J Jh. v. Chr. lässt sich Papyrus als Schreibmaterial nachweisen. Papyrus galt im alten Ägypten als sehr kostbar. Dieser besondere Wert wird schon im Wort deutlich. Es stammt aus dem Griechischen „pa per aa“ in der Bedeutung „was dem Pharao gehört“.

    „Der Gebrauch einer Schriftrolle hat mit dem Lesen von Buchseiten nicht viel gemeinsam.“ (S. 81)

    Für Dokumente und Schriften wurde der wertvolle Papyrus genutzt. Im alltäglichen Gebrauch schrieb man auf Holz oder Tontafeln.

    Erst im Mittelalter wurde Papyrus durch das wesentlich widerstandsfähigere Pergament ersetzt. Pergament herzustellen war teuer, daher wurde es nur für besondere Schriften verwendet.

    „Bücher aus Papyrus - leicht, schön anzusehen und transportabel- waren empfindliche Gegenstände.“ (S. 115)

    Der Edelsteinpolierer Johannes Gensfleisch, ist der Erfinder der Bleiletter, die mit einem Handgießgerät in eine Hohlform gegossen wurde. Mit einer Druckerpresse und schwarze Farbe entstanden die ersten bedruckten Seiten. Das erste gedruckte Buch war eine lateinische Bibel.

    „Unterdessen erfindet ein Edelsteinpolierer namens Gutenberg einen seltsamen Metallkopisten, der niemals ruht.“ (S. 649)

    Mit Alexander der Große (336 v. Chr. bis 323 v. Chr.) beginnt nicht nur der Traum, die Welt zu erobern, sondern auch die Umsetzung der ersten Bibliothek in Ägypten. 331 v. Chr. entsteht die berühmteste Bibliothek mit der größten Büchersammlung der Antike in Alexandria. Hunderttausende von Papyrusrollen wurden in der großen Bibliothek von Alexandria aufbewahrt.

    „Papyrusrollen, die in ihrem Inneren lange Texte bergen, mit Feder und Tinte von Hand beschrieben: So sehen die Bücher aus, die nach und nach die Bibliothek von Alexandria füllen.“ (S. 61)

    Ein großes Feuer soll alles zerstört haben. Aber genaues weiß man bis heute nicht. Weder die genaue Lage der Bibliothek, noch Zeitpunkt und Ursache ihrer Zerstörung sind bekannt. Eine weitere große Bibliothek stand um 200 v. Chr. in Pergamon.

    Mit ihrem Streifzug durch die Bibliotheken der Antike stellt Vallejo einen Bezug zur Bodlain Library in Oxford her. Diese riesige Bibliothek gleicht einem Labyrinth. Noch heute müssen Regelungen, die aus der Frühzeit stammen, durch einen Schwur bestätigt werden. Erst dann bekommt man Einlass in die Bodlain Library.

    „Kein Buch zu entwenden, zu beschädigen oder zu verunstalten. In der Bibliothek kein Feuer anzünden oder anderen dabei behilflich zu sein." (S. 93)

    Neben Büchern und Bibliotheken erfahren wir auch viel über Schriftsteller in der Antike. Ovid wurde in das Dorf Tomin verbannt, das heutige Constanța in Rumänien. Ob es seine unzüchtigen Schriften waren, die dazu führten, ihn in die Verbannung zu schicken oder eine politische Verschwörung, ist bis heute nicht geklärt. Ovid selbst schreibt kryptisch, dass seine Verfehlung für seine Verbannung in seiner Schrift carmen et error „Gedicht und Verfehlung“ liegt.

    Christoph Ransmayr hat den Stoff der Verbannung Ovids in seinen 1988 erschienen Roman „Die letzte Welt“ verarbeitet.

    Irene Vallejo schreibt sehr anschaulich und gut recherchiert. Man merkt der Autorin ihre Leidenschaft für die Antike an. Ihre Geschichte „Papyrus, die Geschichte der Welt in Büchern“, bewegt sich auf der Ebene der griechischen und römischen Antike. Sie gestaltet ihr Buch in zwei große Blöcke: „Griechenland denkt in die Zukunft“ und „Die Wege Roms“. Vallejo stellt in ihrer Chronologie immer wieder Verbindungen zu der heutigen Zeit her, aber ihr Fokus bleibt auf dem Ausgangspunkt der Antike.

    Ein ausführliches Quellenverzeichnis, eine Liste „Weiterführende Literatur von der Autorin zusammengestellt“ sowie ein Personenregister runden das Sachbuch ab.

    Das Buchcover wirkt anspruchsvoll, mit einem grün goldenen Papyrus auf weißen Untergrund. Der Buchtitel ist in einer grünen Schrift gehalten und der Untertitel in Gold.

    Fazit
    „Papyrus, die Geschichte der Welt in Büchern“ spannt einen Bogen über historische Details zu Fakten und kleinen Episoden rund um das Buch. Geschickt verbindet Irene Vallejo die Chronologie mit persönlichen Erfahrungen und Entwicklungen der Gegenwart.
    Nebenbei entsteht ein komplexer Exkurs in die antike griechische und römische Zeit.

    „Wir sind die einzigen Lebewesen, die fabulieren, die die Dunkelheit mit Märchen verteilen, die durch die Geschichten lernen, mit dem Chaos zu leben, die mit dem Hauch ihrer Worte die Glut der Lagerfeuer schüren, die weite Strecken zurücklegen, um Geschichten zu Fremden zu bringen. Und wer die gleichen Geschichten kennt, ist sich nicht mehr fremd.“ (S. 660)

    Irene Vallejo
    Papyrus
    Die Geschichte der Welt in Büchern
    Aus dem Spanischen von
    Maria Meinel und Luis Ruby
    Diogenes Verlag AG Zürich
    Erschienen am 27.April 2022

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  1. Die Bibel der Buchbegeisterung

    Als ich in der Grundschule war, gab es eine Werbekampagne mit dem Slogan „Buch macht kluch“ – Irene Vallejos literarisch gefärbtes Sachbuch „Papyrus“ fällt genau in diese Kategorie und ich musste mich während der Lektüre immer wieder an dieses alte Mantra erinnern. „Papyrus“ macht auf sehr intelligente, lesbare und unterhaltende Weise klug, denn Irene Vallejo gelingt das Kunststück mit ihrer Spurensuche nach den Ursprüngen des Buches, der Literatur und des Wissens der weit entfernten Zeit der Antike den Staub abzuklopfen, Leben einzuhauchen und klarzustellen, dass wir uns in vielerlei Hinsicht gar nicht so weit von unseren „Lese-Vorfahren“ entfernt haben.

    Vallejo beginnt ihre Reise durch die Buchwelt der Antike im alten Ägypten und setzt ihre Reise in der hellenistischen Welt fort. Während die ägyptisch-griechischen Bemühungen um die Literatur noch recht beschaulich daherkommen, setzt mit der Übernahme der Weltherrschaft durch das römische Reich eine straffere, hektischere Organisation ein. Vallejo trägt den Leser mit unfassbarer Begeisterung, unglaublichem Fachwissen und Kenntnisreichtum und begnadeter Übersicht durch die turbulenten Anfangsjahrhunderte des geschriebenen und überlieferten Wortes. Ihre detaillierten Ausführungen werden durch eingängige und unvergessliche Anekdoten (ich werde Senecas Reichtum nie wieder vergessen) ebenso bereichert, wie durch Ausflüge in bis heute erhaltene antike Texte. Gegenwartsbezüge schafft Vallejo immer wieder gekonnt durch Vergleiche und Verweise auf neuere Literatur- und Kulturbeispiele oder auch durch Erinnerungen an ihre eigene Vita. Letztere bringen zwar einen persönlichen Touch in „Papyrus“, waren meines Erachtens aber nicht immer so glücklich gewählt wie die literarischen Bezüge, was aber dem Gesamtkunstwerk letztlich nicht abträglich ist. Auch wenn Papyrus auf den letzten hundert Seiten ein wenig von der Langatmigkeit eingeholt wird, ist dieses Buch eine hundertprozentige Leseempfehlung für alle Bibliophilen und Liebhaber von Universalwissen.
    Man ist nach der Lektüre sehr viel schlauer als vorher, übermannt von all den Informationen, die auf einen in unnachahmlich liebevoller Art einprasseln und die durch die kurzen Kapitel doch recht beherrschbar werden, und schließt erschöpft und rundum glücklich diesen Seitenrausch, der eigentlich nicht von dieser Welt zu sein scheint, aber mit fantastischer Übersicht Ordnung in das Chaos der antiken Buchentwicklung bringt.
    Mein einziger wesentlicher Kritikpunkt bezieht sich auf die Wahl des deutschen Untertitels, der auf die Nennung der Antike verzichtet und suggeriert, dass wir es hier mit einem Ritt durch die Weltgeschichte mittels Büchern zu tun hätten – das erschließt sich mir einfach nicht, es sei denn, man ist von Verlagsseite davon ausgegangen, dass sich die Antike einfach nicht mehr verkauft…

    „Papyrus“ muss man lesen und bewahren, denn das Buch ist auch in seiner Umschlaggestaltung wunderschön – eine kleine Bibel der Buchbegeisterung.

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  1. Eine Hommage an die Welt des Buches

    Wenn man das Werk der Spanierin, Irene Vallejo, in den Händen hält, ist es schon ein imposantes Gefühl. Auf den Leser wartet ein umfangreiches Buch, gespickt mit vielen Informationen. Obendrein zauberhaft gestaltet und verarbeitet.
    Vallejo beschreibt eine große Zeitspanne, wobei der Fokus eindeutig in der Antike liegt, und sie geht dabei auf die Entstehung der Schrift, und alles was damit zu tun hat, ein.
    Sie erzählt vom römischen Reich, den Griechen und findet auch immer wieder Verbindungen und Vergleiche zur Neuzeit.

    Sie lässt uns an der Entstehung der größten Bibliothek der Welt, der Bibliothek von Alexandria, teilhaben. Alles weitere dehnt sich in etwa bis zum Ende des römischen Reiches aus. Dabei zieht sie viele historische Fakten zu Rate, knüpft aber auch viele Verbindungen zu bekannten Personen und Werken. Sie bringt viele Vergleiche zur neuen Zeit mit ein, stellt die Fakten gegenüber.
    Es wird deutlich, dass es ein harter Weg war zu dem Buch, wie wir es heute kennen. Die Herstellung von Papier war aufwendig, die Vervielfältigung der Werke ebenfalls schwierig und langwierig, und auch waren die Schriften damals nicht jedem zugänglich.
    Damals, wie heute, fielen auch viele Werke der Zerstörung zum Opfer. Bibliotheken fingen Feuer, alles war für immer verloren. Heute gibt es Speichermedien, die uns dabei helfen, alles langfristig zur Verfügung stellen zu können, doch auch heute noch verschwinden Bücher.

    Vallejo bettet viele weitere Informationen ein. Informiert über die Bedeutung von Klassikern, beschreibt den Weg der ersten Buchhändler, um nur einige Beispiele zu nennen.
    Dieses Sachbuch ist so komplex, obwohl es in einigen Zügen fast schon romanähnlich wirkt, das man sehr aufmerksam lesen muss, um wirklich alles aufsaugen zu können was es an Fakten zu bieten hat. Dabei schafft die Autorin aber einen harmonischen Rahmen und lockert es durch amüsante Informationen auf, so dass es nicht wie eine trockene Lektüre wirkt. Zu Beginn hätte ich nicht gedacht, dass die Geschichte der Welt so spannend sein kann. Ich muss aber zugeben, dass es auch anstrengend ist, diese Fülle zu verarbeiten, dennoch lohnen sich der Aufwand und die Energie definitiv.

    Bezeichnend und spürbar ist die Liebe der Autorin zu Büchern. Sie kennt unheimlich viele einschlägige Werke, konnte sich so ein fundiertes Wissen aneignen, was sie dem Leser zukommen lässt, in ihren kleineren Anekdoten, die sie um die historischen Fakten und die Entstehungsgeschichte, herum puzzelt. Ich kann das Buch wirklich empfehlen, es hat mich viel Tage begleitet und ich habe es mit Wehmut am Ende zugeklappt.

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  1. Von dem Wunder der Verbreitung des Alphabets

    Kurzmeinung: Dieses Buch müssen Bibliophile lesen!

    Es ist nicht selbstverständlich, dass die Allgemeinheit liest. Und doch ist unsere Gesellschaft darauf aufgebaut, dass diese seltsamen Zeichen, dieses Alphabet, das zusammengesetzt Wörter bildet, dann Texte, von allen verstanden wird. Die wenigen Menschen, die, aus den verschiedensten Gründen, nicht lesen können, sind bei uns benachteiligt. Aber es war nicht immer so.

    Irene Vallejo erzählt frisch und manchmal ein wenig frei und frech von der Entstehung des Buches in der Welt. Dabei fängt sie naturgemäß am Anfang an, im Orient, bei den Ägyptern, bei den Höhlenmalern sogar, die die ersten Zeichen in Wände ritzten. Vallejos Schwerpunkt liegt allerdings auf der Antike. Die griechische Kultur, sozusagen globalisiert durch Alexander den Großen, war eine Hochkultur. Sie sammelte Bücher. Bibliotheken entstanden und arme Gelehrte. Als die Römer die Welt eroberten, kopierten und integrierten sie das alte Kulturgut Griechenlands und bauten darauf auf.

    Wer also „Papyrus“ von Irene Vallejo liest, bekommt einen Schnellkurs in griechischer und römischer Geschichte, immer auf die Literatur bezogen, wenngleich sich die Autorin auch manchen Ausflug in die Moderne erlaubt, zu der sie immer wieder einmal Parallelen zieht.

    Sie schreibt sehr fluffig, lässt zugunsten von zufälligen Assoziationen oft die Chronologie der Ereignisse links liegen, um aber immer wieder auf ihren Ausgangspunkt zurückzukommen. Das ist unterhaltsam zu lesen; gleichzeitig lernt man eine Menge. Wer hätte gedacht, dass Ovid ein alter Lustmolch war und nach Rumänien verbannt wurde wegen seiner unzüchtigen Schriften oder Platon für eine vollumfängliche Zensur von Dichtern und Denkern eintrat, obwohl er selber einer war?

    A apropos Zensur. Die Autorin vertritt die Auffassung, dass Selbstzensur die schlimmste, weil wirksamste Zensur überhaupt wäre … um so unverständlicher, dass sich Übersetzer und/oder Lektoren von Werken aus dem Fremdsprachigen das Recht herausnehmen, diese Werke übersetzerisch zu ideologisieren. Was auch hier passiert ist, was ich stark vermute! Wer einen fremdsprachigen, nicht gegenderten Text ins Deutsche gendert, übersetzt nicht nur, sondern verfälscht regelrecht. Für diese Unsitte geht ein Stern flöten.

    Fazit: Jedenfalls ist die Tatsache, dass die breite Allgemeinheit lesen kann und lesen darf und vollumfänglich Bücher und Bibliotheken dafür zur Verfügung hat, ein Wunder und es ist Irene Vallejo zu danken, dass sie uns daran erinnert, wo wir herkommen, von einer Herrschaft der Reichen, die alle anderen ausgeschlossen hat.

    Kategorie: Sachbuch
    Verlag: Diogenes, 2022

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  1. Zeitreise in die Welt der Bücher...

    Als Büchernärrin war eigentlich klar, dass ich über ein Buch stolpern würde, welches die Entstehung des Buches schildert. Was ich geboten bekam war aber nochmal gänzlich anders.

    Die optische Gestaltung wirkt enorm edel mit den goldenen Verzierungen und dass die Papyruspflanze das komplette Cover einnimmt. Ich war vorher noch mit keiner Abbildung einer solchen Pflanze in Berührung gekommen.

    Irene Vallejo schreibt mit einer sehr bildlichen und fesselnden Sprache, so dass sich dieses Sachbuch sehr kurzweilig liest, obwohl es so seitenstark ist. Zudem lässt es sich auch kurz immer mal wieder in kleinen Abschnitten lesen, da man immer wieder rein findet.

    Die Entstehung von der allerersten Bibliothek in Alexandria hat mich doch sehr gefesselt. Heute ist es ja beinahe eine Selbstverständlichkeit an Lesestoff zu kommen, selbst wenn man nur einen kleinen Geldbeutel hat, kann man in die örtliche Bücherei gehen. Dass Bücher damals vor dem Buchdruck so kostbar waren, das wusste ich, aber dass sie so begehrt waren und darum gekämpft wurde, weil Bücher als Reichtum galten, das war mir dann doch nicht so präsent.

    Es wird immer wieder deutlich wie wichtig das Buch für den Menschen war und ist, hat es doch Wissen auch über die Jahrhunderte weitergegeben und konserviert, damit es nicht verloren geht.

    Ich mochte, dass immer wieder ein Bogen zur heutigen Zeit geschlagen wird, da man so noch mehr am Ball blieb und selbst mehr Bezug zum Erzählten bekommt.

    Für mich war es zudem schön zu lesen wie hart die Menschen gekämpft haben für Bücher und ohne all dem hätten wir heute vielleicht gar nicht den Luxus so einfach an Lektüre zu kommen. Wirklich mal etwas Anderes.

    Fazit: Ein Buch, welches aufklärt und sich in meinen Augen hervorragend als Geschenk für Bücherfreunde eignet.

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  1. Das Scheitern einer Lobeshymne

    Papyrus, der aus Pflanzenfasern hergestellte Stoff, den wir eher mit den alten Ägyptern verbinden, ist nicht nur Titel des Buches, sondern der Anfang der schriftlichen Mobilität, aus denen dann letztendlich unsere Bücher entstanden und mit ihnen viel Freud und Leid die Welt eroberte.

    Nichts anderes als "Die Geschichte der Welt in Büchern" ist Vallejos Intention und mit reichhaltiger Liebe zum Detail erschuf sie einen einzigartigen Schmöker für Buch-, Geschichts- und Geschichtenliebhaber. Grob unterteilt in "Griechenland denkt in die Zukunft" mit 87, und "Die Wege Roms"mit nochmal 48 Kapiteln hält sie sich locker an den Zeitstrahl der Geschichte vom ca 5 Jahrhundert vor Christus bis zum Untergang Roms und dem Beginn des Mittelalters. Eine strikte Einhaltung des Zeitablauf darf man aber nicht erwarten, dafür werden Geburt und Tod von Herrschern, Ideen und Orten oft unerwartet, aber immer mit großem Gewinn, von Wissenseinschüben, Denkverbindungen und natürlich Literatur bis in unsere heutige Zeit verglichen und erzählt. Ein, zwei autobiografische Kapitel geben auch Einblick in Vallejos Leben und unterstreichen ihre Leidenschaft für Bücher, die ihrem Werk eine großartige Brillanz verleihen. (Der Diogenes Verlag hat es wohl erkannt und lässt vorauseilend auch das Cover dezent, aber eindrücklich glänzen. Bravo!)

    Die Entwicklung des Buches von der Schriftrolle aus Papyrus, über das haltbarere Pergament, bis hin zum handlicheren Kodex ist gespickt mit zahlreichen Wörtern, die sprachwissenschaftlich ihre Ursprünge in der Gechichte haben und mit Orten und Erfindungen verknüpft sind. Die Rolle des Schauspielers ward einst auf ihr geschrieben und haftet nun noch hartnäckig am Bühnenkünstler. Das Pergament wurde in Pergamon erfunden, und naja, Papier.... (siehe Titel).

    Vor dem Buch gab es die mündliche Überlieferung und mit dem Redner Betonung und Sinn des Textes. Als man begann, wichtige Dinge schriftlich zu fixieren, war Papyrus wertvoll, der gemeißelte Stein mühsam. Buchstaben vermissten noch die Vokale, längere Texte Absatz und Interpunktion. Aber als all das überwunden war und die Dekadenz Einzug hielt, wars das Feuer, der Schimmel und schließlich Zensur, die den Geschichten unserer Vorfahren den Garaus machten. Vor allem Frauen in fast allen Zeiten, ward der Mund und damit Zeugnis verboten.

    Auch der erstaunliche Wandel, vom schriftkundigen und eifrig kopierenden Sklaven, der auch die Texte vorlesen musste, da man dem Text die Vereinnahmung der Seele des Sprechers unterstellte, bis zum Alleinstellungsmerkmal des alphabetisierten Adels, beschäftigte mich. Texte sind Wissen, Ideen und Welten.

    Zahlreiche Namen, im Nebel meine Gedächtnisses verschollen, treten, mit neuem Sinn versehen, wieder an die Oberfläche. Aus Halbwissen geborenes Chaos wird sanft geordnet und neu in Schubladen einsortiert, die ich lange nich geöffnet hatte. Die Griechen waren es, die einst die bahnbrechende Idee einer allumfassenden Bibliothek in Alexandria hatten. Die Ägypter bauten sie 2001 neu.

    Wenige Texte, manchmal nur Bruchstücke haben überlebt, paradoxerweise in jenen Stätten, die sich in der Überwachung genehmer Lektüre hervortaten. Ironischerweise hat es ein großer Buchvertreiber 2009 auch versucht, ihren Kunden ein elektronisches Buch auf den Rechnern zu löschen. Der Aufschrei war mäßig, der Vorfall bald vergessen. Es bleibt trotzdem der Gedanke, ob sich die Geschichte ständig wiederholen will und wir als Leser einfach die Pflicht haben, wachsam zu bleiben.

    Aber was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass dieses Buch ein wahres Füllhorn an Geschichts- und Buchkenntnissen ist, sich aber wirklich niemand davor scheuen sollte. Denn Frau Vallejo erzählt auf sehr unterhaltsame Art und niemand käme dabei auf die Idee, wieder im Klassenzimmer zu sitzen. Sie verführt, bedenkt, teilt und bereichert. Sie erwähnte Bücher, die zu meinen Favoriten zählen, Bücher von denen ich nur gehört habe und natürlich solche, die mir unbekannt sind. Ich bin gewillt ihren Spuren zu folgen, werde aber hoffentlich immer wieder an dieses Buch zurückdenken, das es vortefflich versteht, zu begeistern.

    Ich weiß einfach nicht, wie ich dieses Buch angemessen loben soll. Es wird seine Leser finden, da bin ich mir sicher. Bei mir jedenfalls wird es in vorderster Reihe stehen und mich immer daran erinnern, dass es wichtig ist, zu lesen und dass da draußen Menschen existieren, die für dieselbe Leidenschaft brennen.

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  1. 5
    21. Mai 2022 

    Uneitel und voller Begeisterung für die Welt der Bücher!

    Ein Buch über Bücher? Weltgeschichte anhand des Mediums und großer Werke erfahren? Mich hat das schon damals an der Uni sehr fasziniert, wenn es auch große Unterschiede bei der Aufbereitung des Themas gab. Manche Autoren haben es verstanden, einen guten Überblick zu geben, aber man konnte sich wenig vorstellen, bei anderen ist man regelrecht in die damalige Welt eingetaucht. Umso mehr hat mich Papyrus interessiert und ich wurde nicht enttäuscht:
    Der Autorin merkt man jederzeit ihre Begeisterung für die Welt der Bücher an. Ich habe mich tatsächlich an meine Studienzeit erinnert gefühlt, wenn mal eine Vorlesung eben nicht langweiliges Herunterrasseln von Fakten war, sondern der Dozent gebrannt hat und allein damit fesseln konnte. Exakt so ist es mit Papyrus! Und eben wie diese gleichfalls begeisterten und begeisternden Vorlesungen damals begleitet man hier die Autorin durch den einen oder anderen Exkurs. Manchmal mag man sich fragen, ob das noch zum Thema gehört, aber uninteressant wird es auf keiner einzigen Seite. Mich persönlich stört auch nicht, dass der Fokus eher auf der Antike liegt, eine Vorliebe der Autorin.
    Ebenfalls ein Punkt, der mir während des Studiums immer wieder im Positiven wie im Negativen begegnet ist: Es gibt keinen Grund, extra kompliziert zu schreiben! So ist der Schreibstil im vorliegenden Buch wunderbar einfach gehalten, ohne dabei beliebig zu werden. Die Autorin schafft es somit, das Wissen unterhaltsam an den Leser zu bringen.
    Fazit: Absolute Leseempfehlung für alle, die sich für das Thema interessieren oder auch nur neugierig sind, in die Welt des Buchs abzutauchen.

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  1. Faszination Bücher

    Schon das Cover hat mich angezogen. Aber wer – wie ich – Bücher mag, der kommt an Büchern über Bücher kaum vorbei. Die Autorin Irene Vallejo taucht in diese Welt ganz tief ein und geht weit in die Vergangenheit zurück. Dabei gab es nicht unbedingt Neues zu entdecken, aber dennoch ist es interessant und spannend und regt auch zum Nachdenken an.
    Bücher sollte bewahren für alle Zeiten, doch es stellte sich heraus, dass nichts für ewig, sondern ziemlich vergänglich ist.
    Das Buch ist gut strukturiert und lässt sich angenehm flüssig lesen. Dabei schlägt die Autorin einen weiten Bogen über viele Jahrhunderte hinweg.
    Interessant ist für mich, wie exzessiv manche Menschen hinter Büchern her waren. Ein Herrscher hatte die Idee, in seiner Bibliothek von Alexandria eine umfassende Sammlung zu haben und sie sollte sogar Kopien enthalten, da beim Kopieren immer wieder Fehler durch Unachtsamkeit oder Interpretation auftauchen. Welch ein wahnsinniges Unterfangen!
    Die Autorin geht vielen Fragen in ihrem Buch nach: Warum gibt es Bücher? Warum werden manche zu Klassikern? Warum werden Bücher vernichtet und warum werden andere kopiert?
    Es ist ein interessantes Buch über Sprache, Wörter und Bücher, das mir gut gefallen hat.

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