Immunsystem und Psyche

Buchseite und Rezensionen zu 'Immunsystem und Psyche' von Anna E. Röcker
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Immunsystem und Psyche"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
Verlag:
EAN:9783958033610
read more

Rezensionen zu "Immunsystem und Psyche"

  1. hilfreich

    In diesem Buch waren mir die meisten Inhalte , ehrlich gesagt, schon bekannt, da ich seit vielen Jahren sehr achtsam lebe, allerdings ist es für Menschen die gerade erst lernen, einen neuen / anderen Weg zu gehen mit Sicherheit sehr interessant.
    Ohne großen Pathos beschreibt die Autorin sehr einfache Wege besser auf sich selber zu achten und all diese Vorschläge sind alltagstauglich. Zudem geht es um die innere Ansichtsweise und so findet man in diesem Buch keine Zaubermittel oder Werbung. Man muss alle Änderungen selber schaffen. Durch die verbesserte Verbindung zwischen Körper und Geist. So geschrieben klingt das immer esoterisch und abgefahren, es ist aber tatsächlich so einfach.
    Stress ist der größte Faktor für unser Immunsystem und Liebe das stärkste Gefühl. Und fehlende Selbstliebe" macht am meisten krank". Es gibt viele kleine Übungen, die sehr leicht nachzumachen sind, und auch Sinn ergeben. Das finde ich gut an diesem Buch, alle Kapitel sind gut unterteilt und haben immer eine Zusammenfassung der Kernaussagen. Obwohl ich den Schreibstil gut verständlich fand, nur aufgrund des Themas manchmal ein wenig wissenschaftlich trocken.
    Die Passage über das Krafttier fand dich ein wenig optimistisch, da ich denke, dass man diese" Stufe der schamanischen Weisheit" nicht ganz so einfach erreichen kann, wie die Autorin es dem Leser Glauben macht.
    Alles andere ist jedoch gut, medizinisch korrekt und auch für Laien verständlich erklärt.
    Toll fand ich das Bild mit der Kutsche.
    Fünf Pferde ( unsere Sinne), ein Passagier ( Seele) Kutscher ( Gehirn ), in Kommunikation und Zusammenspiel das perfekte Bild, danke dafür.

    Fazit: Absolut hilfreich für Menschen, die ein wenig Anfangshilfe in puncto Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Selbstheilung brauchen. Oder gerne Sachbücher lesen.

    Teilen
 

Die Quelle: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Quelle: Roman' von Catherine Chanter

Inhaltsangabe zu "Die Quelle: Roman"

Neu anfangen, draußen auf dem Land. Doch ihr Traum wird zum Albtraum.
Der große internationale Bestseller, der mit seiner verstörenden Aktualität und atmosphärischen Kraft die Leser über alle Grenzen hinweg fesselt.

Was ist grausamer, die Natur oder die Menschen? Ruth wollte mit ihrer Familie neu anfangen, draußen im Haus an der Quelle. Doch als es im ganzen Land nicht mehr regnet, nur noch bei ihnen, wird das Paradies zum Albtraum, der das Leben eines Kindes kostet – und bald kann Ruth nicht einmal mehr sich selbst trauen.

In England regnet es nicht mehr, eine Dürre überzieht das ganze Land. Nur auf dreißig Morgen Land im Westen der Insel fällt noch Regen. Ruth und Mark, denen »die Quelle«, dieses noch fruchtbare Grundstück gehört, haben als Einzige Wasser und könnten sich glücklich schätzen. Doch das vermeintliche Paradies, in dem sie leben, wird zu ihrer ganz persönlichen Hölle.
Ein aufwühlender psychologischer Roman von zwingender Spannung: eine Frau, ein Mann und ihre Familie in einer Extremsituation, die uns jederzeit treffen könnte. Mitreißend erzählt von Catherine Chanter, der Neuentdeckung aus England.

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Format:Taschenbuch
Seiten:480
EAN:9783596030606
read more
 

Der brennende See: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der brennende See: Roman' von John von Düffel
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der brennende See: Roman"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783832181222
read more

Rezensionen zu "Der brennende See: Roman"

  1. Großartige Sprache, enttäuschende Geschichte

    „Neu sind nicht die Erkenntnisse, sondern unser Wille zu handeln, das Ende der Geduld meiner Generation mit deiner und die des Planeten mit uns. Die letzte Chance, etwas zu verändern, ist jetzt.“ (Zitat Seite 241)

    Inhalt
    Hannah reist mit leichtem Gepäck, wie schon ihr Vater, ein bekannter Schriftsteller. Nach seinem Tod kehrt Hannah ein letztes Mal an den Ort ihrer Kindheit zurück, um seine Wohnung zu räumen. Neben dem Bett liegt sein zuletzt erschienenes Buch, darin ein Foto von einer jungen Frau. Hannah will wissen, wer diese Unbekannte ist und als der Anwalt ihres Vaters sie vorab informiert, dass ihr Vater kurz vor seinem Tod sein Testament geändert hat, beginnt sie nachzuforschen. Obwohl sie, die einzige Tochter, ohnedies erwogen hatte, das Erbe auszuschlagen, will sie nun den Grund für die Entscheidung ihres Vaters wissen.

    Thema und Genre
    In diesem Roman geht es um Generationenkonflikte, die Eltern-Kind-Problematik und aktuelle Umweltthemen.

    Charaktere
    Hannah ist stolz darauf, unabhängig und mit kleinem Gepäck zu reisen, wie schon ihr Vater. In ihrem Verhalten jedoch dient dies eher der Möglichkeit, rasch aus einer unangenehmen Situation fliehen zu können, sie ist labil und versucht wiederholt, trotz aller guten Vorsätze, auftretende Probleme mit Alkohol zu lösen, insgesamt keine besonders sympathische Hauptfigur.
    Die junge Umwelt-Aktivistin Julia ist typisch für die Fridays-for-Future-Generation. Engagiert und überzeugt davon, dass die Elterngeneration an allem schuld sei, ist sie doch froh, dass immer, wenn sie erwischt wird, der Familienanwalt ihr zu Hilfe eilt, wenn ihre auf Grund ihrer Jugend ohnedies nur bedingte Strafmündigkeit sie nicht ausreichend schützt.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte spielt innerhalb von wenigen Tagen zwischen dem 21. und 24. April. Jedes Kapitel berichtet als Einleitung über das aktuelle Wetter in diesen extrem warmen, sehr trockenen Vorsommertage. Im Mittelpunkt der personalen Erzählform steht Hannah, im Mittelpunkt der Ereignisse steht ein Baggersee.
    Der Roman überzeugt durch seine eindringliche, leise Erzählsprache, nicht jedoch durch die Handlung und das Verhalten der einzelnen Figuren, denn viele Szenen sind weder logisch noch nachvollziehbar.

    Fazit
    Ein Roman über die Kernthemen unserer Zeit: Generationenkonflikt, Gesellschaftsstrukturen und Umwelt. Leider sind sowohl die Handlung, als auch das eigenartige Verhalten der einzelnen Figuren teilweise nicht stimmig und unglaubwürdig. Dies ist schade, denn der Autor ist ein genauer Beobachter und erzählt in einer eindrücklichen, klaren Sprache, die sehr angenehm zu lesen ist.

    Teilen
 

Die geschützten Männer

Buchseite und Rezensionen zu 'Die geschützten Männer' von Robert Merle

Inhaltsangabe zu "Die geschützten Männer"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:368
EAN:9783746612232
read more
 

Ein erhabenes Königreich: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein erhabenes Königreich: Roman' von Yaa Gyasi
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein erhabenes Königreich: Roman"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag:
EAN:9783832181321
read more

Rezensionen zu "Ein erhabenes Königreich: Roman"

  1. Der ewig dunkle Fleck der USA

    Klappentext:
    „Mit dem Auftauchen ihrer Mutter, die sich ins Bett legt und auf nichts mehr reagiert, kehren in Gifty die schmerzhaftesten Kindheitserinnerungen zurück: das Verschwinden des Vaters, der in seine Heimat Ghana zurückging, der Tod des geliebten Bruders und die Depression der Mutter angesichts dieser Verluste. Ihre Familiengeschichte hat dazu geführt, dass Gifty als erwachsene Frau ihren Glauben gegen die Neurowissenschaften eingetauscht hat. Sie ist davon überzeugt, dass sich Depression und Abhängigkeit, und damit Trauer und Leid, durch entsprechende Behandlung verhindern lassen. Doch die Angst um ihre Mutter, die fest verankert in ihrer Religion stets allen Schwierigkeiten im weißen Amerika gewachsen war, lässt Gifty an beidem zweifeln: Kann nur die unbestechliche, aber seelenlose Wissenschaft ihr die Mutter zurückbringen oder gelingt das allein den herzerwärmenden Erlösungsversprechen der Kirche?“

    Autorin Yaa Gyasi hat mit ihrem neuen Roman ein ganz besonderes, spezielles Buch verfasst. Ihre ruhige aber sehr emotionale Sprache fasst den Leser sehr schnell und man ist regelrecht gefangen im Einklang der Wortmelodie. Ihre Sätze sind kurz, präzise und tiefgründig zu gleich. Diese Kunst der Wortgewandtheit ist eine wahre Kunst und nicht jedem Autor eröffnet. Gyasi spricht mit ihrer Geschichte rund um Gifty und ihre Familie weltpolitische Themen wie Rassismus, Freiheit an, ohne dabei zu werten, sondern ihre Erfahrungen dabei eine gewisse Stimme zu geben. Hier und da werden Sätze in der Landessprache Ghanas als extremer Haltepunkt und emotionaler Metapher. Denn nicht immer lassen sich Emotionen so ausdrücken, wie man es sollte - Wenn das Herz spricht, verfällt man zurück an seine Wurzeln. Giftys Geschichte rund um ihre Mutter ist ein gewisses Sinnbild rund um das Thema Gerechtigkeit in allen Lebenslangen: ist Gott (Giftys Mum ist sehr gläubig!) gerecht zu einem, sind Eltern gerecht zu ihren Kindern, bin ich gerecht zu mir selbst…..? Mit enormen Tiefgang geht Gyasi hier in die Tiefe und beleuchtet ganz intensiv nicht nur ihre Protagonisten sondern auch die aktuelle Gesellschaft. Giftys Geschichte und die ihrer Mutter geht tief unter die Haut und zeigt ganz deutlich, wie schwierig es ist, seine Wurzeln woanders neu schlagen zu müssen und sich eben zu verwurzeln, liegt doch „Ein erhabenes Königreich“ immer noch dort, wo man sein Herz verliert.
    Ich vergebe sehr gute 4 von 5 Sterne!

    Teilen
  1. Über Mäuse und Menschen

    Dies ist ein trauriges Buch.

    Nachdem ihre Mutter wieder einmal in Depressionen zu versinken droht und sich nicht helfen lassen will, holt Gifty sie kurzentschlossen zu sich nach Hause. Sie haben sich lange nicht mehr gesehen. Seit dem Tod ihres Bruders sind beide nicht mehr die Alten. Gifty lebt jetzt in Kalifornien ein eigenes Leben, bei dem sie sich bewusst von der Vergangenheit distanziert hat und als Neurobiologin die Reaktion von Mäusen auf Suchtstoffe untersucht.

    Die Anwesenheit ihrer Mutter zwingt sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Ihr Bruder starb, wie konnte es dazu kommen? Hat ihn seine Sonderstellung als Schwarzer in einer weißen Welt in den Tod getrieben? Gifty hat ihren Weg gefunden, damit umzugehen. Durch Erinnerungen und Tagebucheinträge erfährt man nach und nach die ganze traurige Geschichte.

    Hier geht es um einige wichtige Themen, die geschickt in eine leidvolle Familiengeschichte verwoben werden und ineinandergreifen. Giftys Familie ist von Ghana nach Amerika eingewandert, es ist aber schwer, dort richtig anzukommen. Kann man seine Mentalität aus Vernunftgründen ablegen? Sollte man das tun? Und was ist mit dem Glauben? Lässt sich Wissenschaft mit Religiosität vereinen? Wie funktioniert Suchtverhalten? Kann man sich dagegen wehren oder hat man gar keine Chance? Hätte Gifty ihren Bruder retten können?

    Ein anrührendes Buch voller Trauer, das sich leise aber beharrlich mit schwierigen Fragen beschäftigt, über Mäuse und Menschen.

    Teilen
 

Ein Sohn der Stadt

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Sohn der Stadt' von Kent Haruf
4.75
4.8 von 5 (11 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Sohn der Stadt"

Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag:
EAN:9783257071726
read more

Rezensionen zu "Ein Sohn der Stadt"

  1. Ein absolut lesenswerter Roman

    Jack Burdette kommt nach Acht Jahren zurück in seine Heimatstadt Holt. Der damals bewunderte Footballstar verschwand einfach über Nacht und hat die ums Geld betrogenen Farmer sowie seine schwangere Frau samt Kindern zurückgelassen. Doch was will er jetzt wieder in Holt?

    Ich kannte bereits einen Roman von Kent Haruf und war deshalb sehr gespannt auf dieses neueste Buch.
    Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich kam schnell in die Geschichte hinein und konnte prima folgen. Die Beschreibungen des Ortes Holt und dessen Bewohner waren sehr gelungen und atmosphärisch. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen.
    Die Personen wurden anschaulich beschrieben und hatten ihre Eigenarten. Das passte wunderbar zu einer Kleinstadt.
    Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie wurde durch Pat Arbuckle erzählt, der ein Bewohner von Holt war. Er kannte Jack bereits als Kind und so erfährt man als Leser viel aus der Vergangenheit. Eine gut gewählte Erzählweise, sehr passend. Es war eine tolle Spannung vorhanden, denn ich habe mich natürlich gefragt, weshalb Jack zurückgekommen ist und was seinerzeit zwischen ihm und den Bewohner von Holt geschehen ist. Neben der Spannung gab es aber z.B. auch humorvolle oder traurige Szenen, so dass es bezüglich der Gefühle nicht langweilig wurde. Das war sehr abwechslungsreich.

    Ein fesselnder Roman, dem ich sehr gerne 5 von 5 Sternen gebe.

    Teilen
  1. Immer wieder ein Erlebnis

    Immer wieder ein Erlebnis

    Es tat gut den Roman aufzuschlagen, um erneut abzutauchen in das fiktive Städtchen namens Holt in Colorado.

    Diesmal erzählt Haruf seinen Lesern die Geschichte von Jack Burdette. Jack, der eigentlich Profi- Footballspieler werden wollte, der aber dann auf dem College schnell merkte, dass es weitaus bessere Spieler gab als ihn. Da er nie gut war in der Schule, er sich aber immer gut verkaufen konnte, geht er trotzdem seinen Weg. Pat Arbuckle, den man als seinen Freund bezeichnen könnte, solange die beiden noch in Holt wohnten, vor dem College, führt durch die Geschichte. Eine Geschichte, von vielen Fehlentscheidungen seitens Burdette. So viele, dass auch die eigentlich toleranten Einwohner von Holt irgendwann die Nase voll haben von ihm. Sie gaben ihm, obwohl er nicht der hellste ist, einen guten, verantwortungsvollen Posten, und er dankt es ihnen, in dem er eine hohe Summe abzwackt und sich aus dem Staub macht. Er lässt einfach Frau und Kinder im Stich. Umso mehr verwundert es, als Jack nach ein paar Jahren plötzlich wieder da ist. Nach genau 8 Jahren parkt er mit seinem roten Cadillac ganz provokant in der Hauptstraße, obwohl er genau weiß, was alle von ihm halten.

    Doch dieses Szenario ist nicht allein für die Handlung verantwortlich. Wir erleben auch was Pat, der Erzähler, erlebt. Und auch die Geschichte von Jessie Burdette will erzählt werden. Die Geschichten hängen auf eine besondere Art zusammen, dies ist etwas was mir allzu vertraut ist. Kent Haruf ist ein Meister darin Schicksale wiederzugeben, sie unspektakulär in Szene zu setzen. In Holt spielt das Leben, wie halt manchmal auch im wahren Leben, nach seinen eigenen Gesetzen.

    Dieser Roman wirkte anders auf mich, als die vorherigen bereits in Deutschland erschienenen. Hier erlebt man die Holter eher als nachtragend, zwar zurecht, allerdings spielte sonst die Hilfsbereitschaft untereinander eine sehr zentrale Rolle. Doch trotz dieser Tatsache ist es ein toller Roman, den ich unheimlich gerne gelesen habe. Lediglich die Tatsache, dass das Repertoire bald erschöpft ist, stimmt ein wenig traurig. Ich habe mich nämlich sehr daran gewöhnt einmal im Jahr einen Roman des Autors zu lesen.

    Teilen
  1. Das schwarze Schaf von Holt

    Acht Jahre lang war Jack Burdette abgetaucht - sehr zum Ärger der Einwohner von Holt. Nun ist er plötzlich wieder in der Kleinstadt im US-Bundesstaat Colorado aufgetaucht. Der ehemalige Footballstar hat es sich mit so ziemlich allen Bürgern verscherzt. Die Polizei hat ihn sogar gesucht. Was will er nun in der alten Heimat? Wieso ist er zurück? Und was hat Pat Arbuckle, der Herausgeber und Reporter der örtlichen Zeitung, damit zu tun?

    „Ein Sohn der Stadt“ ist ein Roman von Kent Haruf.

    Meine Meinung:
    Der Roman besteht aus zwei Teilen, die insgesamt zehn Kapitel beinhalten. Erzählt wird fast ausschließlich in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Pat - jedoch nicht chronologisch. Die Geschichte umfasst einige Jahre. Sie beginnt und endet mit der Rückkehr von Burdette. Dazwischen werden in Rückblicken Geschehnisse aus der Zeit von Jacks Kindheit bis ins bereits etwas fortgeschrittene Erwachsenenalter erzählt, wobei es mehrere Zeitsprünge gibt. Dieser geschickt komponierte Aufbau funktioniert sehr gut.

    Auch in diesem Roman hat mir der unaufgeregte und atmosphärisch starke Stil gefallen. Anders als in seinen späteren Werken schreibt Haruf jedoch weniger beschreibend und stattdessen dialoglastiger. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch hier sein schriftstellerisches Können einmal mehr.

    Wie die anderen Romane spielt diese Geschichte erneut im fiktiven Holt. Sie lässt sich jedoch komplett unabhängig lesen und verstehen.

    Überrascht hat mich, dass die Charaktere zwar auch dieses Mal sehr authentisch und psychologisch ausgefeilt dargestellt werden, dass aber echte Sympathieträger Mangelware sind. Wer durchweg liebenswürdige Figuren wie in den sonstigen Holt-Romanen sucht, wird enttäuscht. Dennoch sind Jack und Pat reizvolle Protagonisten.

    Auf knapp 300 Seiten gelingt es Haruf trotz des eher gemächlichen Erzähltempos Spannung aufzubauen und zu halten. Stück für Stück erschließen sich Burdettes Machenschaften und menschliche Schicksale. Zugleich beleuchtet er den Mikrokosmos einer amerikanischen Kleinstadt.

    Während mich der erste Teil noch nicht so sehr einnehmen konnte, hat mich der zweite vollends überzeugt. Er birgt Dramatik und überraschende Wendungen. Hier schafft es der Autor - wie kaum ein anderer - zudem auf seine unnachahmliche Weise, mich mehrfach emotional zu berühren. Der Schluss lässt noch die eine oder andere Frage offen, was ich für diese Geschichte als absolut schlüssig erachte.

    Den deutschen Titel finde ich nicht ganz so passend wie das englischsprachige Original („Where You Once Belonged“). Das verlagstypische Cover mit dem Gemälde ist in diesem Fall allerdings eine gute Wahl.

    Mein Fazit:
    Obwohl mich „Ein Sohn der Stadt“ nicht so begeistert hat wie seine späteren Werke, bin ich sehr froh, dass Kent Harufs zweiter Roman nun auch ins Deutsche übersetzt wurde. Ich empfehle diese lesenswerte Geschichte sehr gerne und würde mich freuen, wenn der erste der sechs Holt-Romane ebenfalls bald bei Diogenes erscheinen würde.

    Teilen
  1. Herzlose Menschen scheint es überall zu geben

    "Wenn man sich selbst am meisten liebt, bleibt kaum Zeit, andere Dinge zu lieben." (Dieter Gropp)
    Der Footballstar Jack Burdette ist in der Kleinstadt Holt aufgewachsen und eines Tages verschwunden. Zurückgelassen hat er viel Frust und Hass, den er hat all die Menschen enttäuscht und betrogen, die ihn bisher geliebt und vertraut hatten. Ebenfalls hat er seine schwangere Frau mit den beiden Kindern im Stich gelassen. Acht Jahre später nun steht er plötzlich mit seinem roten Cadillac inmitten der Main Street. Seine Wiederkehr bringt nicht nur Unruhe und die erneute Wut in den Menschen auf, sondern er setzt erneut Prozesse in den Gang, welche die Bewohner Holts niemals vergessen werden.

    Meine Meinung:
    Für mich ist es das zweite Buch des Autors und seiner fiktiven Stadt Holt. Mir gefällt vor allem der Schreibstil von Kent Haruf, der selbst in der Kürze des Buches den Leser mitnimmt. Er beschreibt Vorgänge und spiegelt Begebenheiten wider, wie ich es bisher selten erlebt habe. Aus Sicht seines Freundes Pat Arbuckle, dem späteren Zeitungsredakteur, erfahre ich mehr über Jack. Ich tauche ein in ihre Kindheit und Schulzeit der beiden bis hin zur Gegenwart. Dabei spiegelt Holt für mich mehr oder minder eine Kleinstadtidylle wieder, wie ich es bisher nur von amerikanischen Filmen kenne. Jeder kennt jeden, man vertraut einander und alles scheint in bester Ordnung zu sein. Doch es täuscht den hinter den Häuserfassaden sehen wir die ganze Wahrheit. Besonders Jack ist einer, der schon als Kind Schwierigkeiten hat, sich einzufügen. Er fällt in der Schule auf, weiß sich allerdings dort mithilfe anderer durchzusetzen. Dabei hat es ihm besonders Pat angetan, mit dem er sich anfreundet. Trotz aller Schwierigkeiten wird er irgendwann von den Bewohnern ins Vertrauen gezogen und erhält einen guten Posten. Doch wie nicht anders zu erwarten bugsiert sich Jack in weitere Schwierigkeiten und ehe er zur Rechenschaft gezogen wird, haut er einfach auf nimmer Wiedersehen ab. Dass die Menschen dies natürlich nicht vergessen haben, kann ich gut verstehen, insbesondere den Hass auf ihn. Lange frage ich mich, warum ist Jack zurückgekehrt? Wegen seiner Heimatstadt oder ist es seine Familie, die er jahrelang drangsaliert und misshandelt hat? Nach und nach zeichnet der Autor ein ganz anderes Bild von Jack auf, als der eigentliche Titel es hier verspricht. Jack entpuppt sich für mich immer mehr zum Egoisten, Narzissten und Lebemensch, der auf Kosten anderer lebt. Nicht nur, dass er sein eigenes Leben zerstört, macht auch das Leben seiner Frau und Kinder kaputt und dies nur, weil er es kann und möchte. Traurig macht es mich, dass er es wieder einmal auf Kosten seines besten Freundes macht. Leider lässt mich das Ende etwas fraglos zurück, ich hätte mir einen harmonischeren Schluss gewünscht.Trotzdem hat mich die Geschichte sehr gut unterhalten und überzeugt. Besonders da es wieder einmal zeigt, welche Macht Geld und Egoismus hat und was man alles dafür tut, um es zu besitzen oder auszuleben. Ich vermute, Menschen wie Jack gibt es sicher mehrere auf dieser Welt. Von mir bekommt das Buch 4 1/2 von 5 Sterne.

    Teilen
  1. Wäre er doch fort geblieben!

    Jack Burdette ist wieder da. Niemand im fiktiven Städtchen Holt hatte damit gerechnet, dass jener nach nunmehr acht Jahren Abwesenheit diesen Ort wieder betreten würde. Ralph Bird, der Herrenausstatter, entdeckt ihn als erster und eilt völlig aufgebracht zur Polizeistation. Was hat es mit Jack auf sich? Was hat jener verbrochen, dass er offenbar unter Schimpf und Schande die Stadt verlassen hat? Der Leser muss sich gedulden.

    Mit dem zweiten Kapitel wechselt die Perspektive. Nun berichtet der Zeitungsreporter Pat über Jacks Leben. Beide kennen sich bereits seit Kindertagen. In ruhigem Ton erzählt Pat über Jacks Elternhaus, seinen rabiaten, trunkenen Vater und seine gottesfürchtige Mutter, die mit dem Jungen überfordert war. Einiges gibt es über die Schulzeit zu berichten: Jack hatte von Beginn an Schwierigkeiten mit den Lehrern, vom Lernen hielt er nichts. In der Highschool glänzte er lediglich auf dem Footballplatz. Dort wurde er zum gefeierten Star der Stadt. In ruhigem Ton lernen wir Jack und seinen Bekanntenkreis kennen. Man wird das Gefühl nicht los, dass Jack sich stets nimmt, was er haben will. Das gelingt ihm durch seine Größe, seine Präsenz und enorm männliche Ausstrahlung. „Er war absolut überzeugt von sich. Andere zu dominieren erschien ihm als natürlichste Sache der Welt.“ Er muss auch Charme besitzen, man darf ihn als herben Frauentyp bezeichnen. Wanda Jo Evans heißt seine Freundin in Holt. In der Schule schrieb sie ihm die Aufsätze, später wäscht sie seine Dreckwäsche. Doch auch Männer geraten in den Bann dieses Anti-Helden – mit drastischen Folgen für die Holter Bewohner.

    Als Leser wird man völlig von dieser Chronologie der Ereignisse gefangen genommen. Pat trägt verschiedene Episoden aus Jacks Leben zusammen, manches davon haben sie zusammen erlebt. Irgendwann lässt Pat auch etwas von seinem eigenen Leben in die Geschichte mit einfließen, weil das eine offenbar mit dem anderen zusammenhängt. Dabei spürt man eine tieftraurige Melancholie des Erzählers, der ganz offensichtlich auch in der Gegenwart kein erfülltes Leben führt.

    Nach und nach erfahren wir die kompletten Verwicklungen, erfahren warum Jack der Stadt den Rücken gekehrt hat. Die geschilderten Ereignisse enthalten Dramatik und viel Zwischenmenschliches. Man lernt die Holter Bevölkerung kennen. Lieben tut man sie nicht, zu eigenwillig sind die Charaktere, die über das Ziel hinausschießen und unerbittlich sein können. Langeweile kommt mit diesem Städtchen keine auf. Der Roman fesselt von Beginn an bis zum spannenden Finale.

    Ich bin ein bekennender Fan von Kent Haruf. Bisher haben mich alle seine Romane begeistert. In diesem trifft man keine alten Bekannten wieder. Das liegt daran, dass „Ein Sohn der Stadt“ Harufs zweiter Roman ist, der zeitlich vor den übrigen geschrieben, aber erst jetzt übersetzt wurde. Während es in seinen anderen Büchern meist mehrere Handlungsstränge gibt, dreht sich hier alles nur um Jacks Leben und (Un-)Taten, alles andere verläuft mehr im Hintergrund. Pat berichtet nur das, was zur eigentlichen Geschichte rund um den zurückgekehrten Jack Burdette gehört.

    Kent Haruf kann einfach erzählen. Er steuert mit taktischen Umwegen auf sein Ziel zu, das einem gegen Ende fast den Atem raubt. Insofern hat dieser Roman schon einen anderen Sound als die übrigen, die für meinen Geschmack versöhnlichere, wärmere Töne anschlagen. Die Handlung hier ist rauer, es gilt, schwere Schicksale zu ertragen, menschliches Glück gibt es, wenn überhaupt, nur in kleinen Dosen.
    Auch wenn mir die anderen Haruf-Romane noch etwas besser gefallen haben, möchte ich auch hier Bestbewertung geben. Haruf darf Haruf nicht im Wege stehen. Gemessen an anderen Autoren hat dieser eine besondere Güte, die es zu honorieren gilt.

    Teilen
  1. 4
    02. Dez 2021 

    Jack Burdette...

    Es gibt Typen, die aufgrund bestimmter Talente und Fähigkeiten von allen bewundert werden und denen man deshalb andere, miese Eigenschaften eher nachsieht als gewöhnlichen Menschen. Solch ein Mensch ist Jack Burdette, der seit seiner Geburt in der kleinen Stadt Holt in Colorado lebt. Aufgrund seiner ungezügelten Brutalität ist er der uneingeschränkte Star der Footballmannschaft in der Highschool, und jeder sonnt sich in seinem Dunstkreis, wenn man sich zum gemeinsamen Biertrinken und Abhängen trifft.

    Obwohl Jack sich einen Dreck schert um die Befindlichkeit anderer Menschen und schon in früher Jugend offensichtlich wird, dass Regeln und Grenzen nur dazu da sind um übertreten zu werden, reichen seine Erscheinung und sein Erfolg beim Football aus, dass alle großzügig darüber hinwegsehen. So verwundert es auch nur kurz, dass ihm schließlich ein verantwortungsvoller Posten als Manager angeboten wird. Denn wer ein Kämpfer ist, der wird das Boot schon schaukeln...

    "Der Sohn der Stadt" ist der bislang früheste übersetzte Roman, der zweite, den Kent Harufs geschrieben hat (der erste ist noch nicht auf Deutsch erschienen). Er unterscheidet sich von den späteren Romanen dadurch, dass hier der Fokus auf einem einzelnen Charakter liegt, während die Perspektive in den anderen Büchern zwischen verschiedenen Personen wechselt. Auch gibt es hier deutlich mehr Dialoge als in den anderen Büchern, und das Lebensbejahende der anderen Romane kommt für mein Empfinden hier auch zu kurz.

    Der Autor weist jedoch auch in seinem frühen Werk schon sein Können auf, einen beim Lesen in den Bann zu ziehen. Ruhig, melancholisch, unaufgeregt, aber prägnant. Und - erstaunlich genug - Haruf schafft es wieder, auch den miesesten Typen wertneutral darzustellen, so dass man auch beim Lesen nicht sofort zu urteilen beginnt, sondern abwartet, was womöglich noch zutage kommt...

    Auch in seinen anderen Romanen nimmt sich Kent Haruf schwieriger Themen an und täuscht keineswegs eine heile Welt vor. Hier jedoch zeigt er den untergründigen Kampf zwischen "Gut" und "Böse", verkörpert durch die Charaktere des Ich-Erzählers Pat und eben jenem Jack Burdette. Die Bewohner Holts schwanken zwischen in ihrem Verhalten zwischen naiv und archaisch, und mehr als einmal stellte sich mir die Frage, weshalb bestimmte Personen überhaupt noch in Holt wohnen bleiben.

    Das Ende dann hat mich etwas ratlos und auch enttäuscht zurückgelassen. Bei einem Roman von Kent Haruf erwarte ich nicht unbedingt ein "Happy End", aber hier wurde ich mit einem offenen Ende ohne jeden Ausblick im Regen stehen gelassen. Auch in seinen anderen Romanen müssen Menschen mit Unglücken, Ungerechtigkeiten, Schicksalsschlägen kämpfen, aber es gibt dann doch meist eine versöhnliche Note, einen kleinen Lichtblick. Das fehlt mir hier leider.

    Da mich die anderen Romane Harufs vollkommen begeistern konnten, bleibt es nicht aus, dass ich hier Vergleiche ziehe. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich auch "Ein Sohn der Stadt" wieder gerne gelesen habe und erneut wohlwollend eingetaucht bin in die Geschehnisse im kleinen Holt.

    Nun bleibt zu hoffen, dass auch Kent Harufs erster Roman noch ins Deutsche übersetzt werden wird...

    © Parden

    Teilen
  1. Holt in Aufruhr

    Seit 2017 veröffentlicht der Diogenes Verlag die Bücher von Kent Haruf (1943 – 2014) postum, beginnend mit seinem letzten Werk "Unsere Seelen bei Nacht". Alle insgesamt sechs Romane spielen in der fiktiven 3000-Einwohner-Kleinstadt Holt, Colorado im Mittleren Westen der USA. Die Erzählperspektiven wechseln, ebenso die Protagonistinnen und Protagonisten, an denen die großen Themen des Lebens abgehandelt werden, aber gelegentlich kann man bei der Lektüre alten Bekannten wiederbegegnen. Nicht so jedoch bei "Ein Sohn der Stadt", ursprünglich Kent Harufs zweitem Roman und nun als fünfter der sechs auf Deutsch erschienen, bei dem ich niemanden wiedererkannt habe.

    Jack Burdette, ein Antiheld
    Der titelgebende "Sohn der Stadt" ist Jack Burdette, ein ausgemachter Bösewicht und Unsympath, der zeitlebens für Unfrieden in Holt und darüber hinaus gesorgt hat, ein Egozentriker, der für den eigenen Vorteil gewissenlos über Leichen geht. Einst erlagen die Holter seinem Charme und vergötterten ihn trotz offensichtlicher Charakterfehler als Held und Star des örtlichen Footballteams. So geblendet waren sie, dass sie ihn gegen alle Vernunft zum Manager der Getreide-Kooperative machten - mit fatalen Folgen. Als sie ihren Irrtum erkannten, hatte Jack sich längst abgesetzt. Ihr unkontrollierter Hass richtete sich daraufhin in abscheulicher Weise gegen seine schuldlose junge Frau Jessie, aber auch gegen Jacks unglücklichen Mittäter. Die ohnmächtige Wut nach dem Betrug, die nach einem Ventil schrie, brachte die dunkelste Seite der Holter Seelen ans Licht und machte aus den eigentlich harmlosen Bewohnerinnen und Bewohner einen rasenden Mob.

    Als Jack zu Beginn des Romans im Herbst 1985 nach acht Jahren überraschend zurückkehrt, heruntergekommen zwar, aber provozierend wie eh und je, reißen kaum vernarbte Wunden wieder auf:

    "Das lokale Phänomen war wieder da." (S. 245)

    Kurze Zeit hoffen die betrogenen Holter auf Genugtuung. Aber warum ist Jack Burdette überhaupt nach Holt zurückgekehrt? Und können sie gegen einen gewissenlosen Siegertypen wie ihn tatsächlich gewinnen?

    Kein unbeteiligter Erzähler
    Der Holter Journalist Pat Arbuckle ist der Chronist des bedrückenden Geschehens, ein ehemaliger Schulkamerad von Jack, der ihn - wie alle - lange nicht durchschaut hat. Pat ist Herausgeber des wöchentlich erscheinenden Kleinstadtanzeigers Holt Mercury und hat eine familiäre Tragödie hinter sich. Seine scheinbar neutrale Perspektive erweist sich als geschickte Täuschung Kent Harufs, denn Pat ist persönlich viel mehr involviert, als es zunächst den Anschein hat…

    Verbrannte Erde
    Zwar sind mir die erzkonservativen Bewohnerinnen und Bewohner Holts trotz ihrer drolligen Kauzigkeit, ihrer Klatschsucht und Verstocktheit in den letzten Jahren überaus ans Herz gewachsen und ich freue mich über jede neue Begegnung mit ihnen, aber in "Ein Sohn der Stadt" wird diese Sympathie auf eine harte Probe gestellt. Kent Haruf beschreibt wie immer melancholisch, unaufgeregt, prägnant und äußerst spannend, wie ein einzelner Blender Macht über eine ganze Kleinstadt bekommt, und wohin hilflose Wut führen kann. Bei aller Kritik am Verhalten der Holter galt ihnen doch nach dem furiosen Ende mein Mitgefühl. Traurig, dass es nur noch einen weiteren Band aus Holt geben wird!

    Teilen
  1. Gewohnt warmherzig & bildhaft - ein spannender Holt-Besuch

    Jack Burdette, einst ein gefeierter Footballstar des Städtchens Holt und später dann der Vorsitzende der hiesigen Farmer Kooperative, ist nach acht Jahren des Untertauchens plötzlich wieder da. Acht Jahre ist er nicht auffindbar gewesen und die Bürger*innen von Holt hat es insgeheim doch gefreut, ihm nicht mehr ins Angesicht sehen zu müssen. Aber warum? Und was tut er plötzlich wieder in Holt? Und was hat das alles für Auswirkungen?

    In dieser spannenden Geschichte, die sich um diesen zwielichtigen Menschen dreht, erzählt uns Kent Haruf wieder einmal so einiges von den Holter Bewohner*innen in altbekannter Manier. Sehr bildhaft und doch gekonnt kurz fasst sich der Autor auch in diesem Roman, er lässt ein ganz großartiges Kopfkino entstehen, so prägnant sind seine Beschreibungen von Personen, Situationen, Orten und Geschehnissen. Der Erzähler dieser Geschichte ist der Redakteur der ansässigen Lokalzeitung Pat Arbuckle. Er erzählt uns von Jack Burdette, als dieser plötzlich wieder auftaucht. Pat geht dabei weit zurück in die Kindheit, als er mit Jack noch sehr gut befreundet gewesen ist. Wir erfahren dadurch einiges über Jack, aber auch über die anderen Bewohner*innen und natürlich auch einiges über Pat. Mal erlebe ich hier als Leserin fröhliche, mal traurige Momente, mal könnte ich aus der Haut fahren, mal herzlich lachen, mal dahinschmelzen und mal Fragen über Fragen stellen. Letzteres passiert mir auch am Schluss dieses Romans: da steht für mich ein großes Fragezeichen und ich empfinde dieses Ende als etwas zu offen, zu unfertig.

    Fazit: Wunderbar, warmherzig und aufregend bildhaft schreibt Haruf auch in diesem Roman vom fiktiven Städtchen Holt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, trägt aber für meinen Geschmack auch schonmal ein wenig zu dick auf. Das Ende ist mir leider zu offen, so dass ich etwas unbefriedigt zurückgeblieben bin. Ich vergebe ausnahmsweise nur 4 Sterne und empfehle das Buch dennoch von Herzen.

    Teilen
  1. Wer will schon so einen Sohn?

    Mit „Ein Sohn der Stadt“ habe ich (leider) erst meinen zweiten Roman von Kent Haruf gelesen. Leider deshalb, weil ich von Haruf´s Schreibkunst, mit wenigen, schlichten Worten unter die Haut gehende Stimmungen heraufzubeschwören, schlichtweg begeistert bin. „Kostbare Tage“ war ein Highlight für mich im letzten Jahr. Nun also „Ein Sohn der Stadt“; der wohl zweite Roman der im fiktiven Ort Holt spielenden Romane des 2014 verstorbenen Schriftstellers; erschienen 2021 im Diogenes Verlag in der Übersetzung von pociao und Roberto de Hollanda.

    Nach acht Jahren taucht Jack Burdette (einst ein gefeierter Footballstar) in seiner Heimatstadt Holt auf, was die Bürgerinnen und Bürger in wahre Aufruhr versetzt.

    Warum das so ist, erfahren die Leserinnen und Leser aus der Sicht von Pat, dem „Stadtchronisten“ sowie einstigem und – ja, man muss es so sagen – einzigem Freund von Jack. Anhand von Rückblenden in Jack´s und Pat´s Kindheit, Jugend und Studienzeit und den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit, nähert sich die Erzählung immer mehr dem dramatischen Höhepunkt entgegen.

    Und genau dieser Höhepunkt lässt mich unbefriedigt zurück. Hier hat es sich Kent Haruf meiner Meinung nach zu „einfach“ gemacht. Oder ist das Ende unter der Prämisse geschrieben worden, die Fantasie der Leserinnen und Leser anzufachen und sich zu fragen „Was wäre wenn…?“ Unter diesen Gesichtspunkten ist es dann natürlich wieder ein schlüssiges Ende, doch irgendwie kann es mich trotzdem nicht restlos überzeugen.

    Man verstehe mich bitte nicht falsch: Herr Haruf kann bzw. konnte schreiben und (wie oben schon angedeutet) mit wenigen schlichten Worten Stimmungen heraufbeschwören, die mich auch in „Ein Sohn der Stadt“ völlig geflasht haben. Auch zeigt er wunderbar auf, dass in konservativ geprägten Landstrichen (nicht nur bezogen auf die USA, sondern durchaus global gesehen) die Bevölkerung nicht so schnell vergisst, wenn ihnen jemand etwas angetan oder weggenommen hat. Aber auch die Gemeinheiten einer eingeschworenen Gemeinschaft gegenüber ortsfremden Personen nimmt Herr Haruf auf´s Korn.

    Und trotzdem nehme ich ihm das Ende übel. Wenn mich selbiges mehr überzeugt hätte, würde ich wohl auch für „Ein Sohn der Stadt“ die Höchstnote zücken. So werden es (sehr gute) 4* und eine klare Leseempfehlung.

    ©kingofmusic

    Teilen
  1. - aber kein verlorener, der willkommen wäre

    Dies ist der 2. Roman Kent Harufs und spielt wie seine anderen auch in der fiktiven Kleinstadt Holt in Colorado.

    Im Gegensatz zu den anderen drei Romanen: "Lied der Weite", "Abendrot" und "Kostbare Tage" (3./4./5. Roman des Autors) gibt es nur einen Handlungsstrang. Es wird ausschließlich die Geschichte Jack Burdettes, "einem Sohn der Stadt" erzählt, aus der Sicht des Ich-Erzählers Pat, dessen eigene Lebensgeschichte mit der von Jack verknüpft ist.
    Dass Pat, der Herausgeben der Wochenzeitung Holt Mercury, den er von seinem Vater übernommen hat, befugt ist, diese Geschichte zu erzählen, verkündet er den Leser*innen gleich zu Beginn: "Ich kannte Jack Burdette mein ganzes Leben lang." (26)

    Doch bevor der Ich-Erzähler im Rückblick Jacks Kindheit und Jugend auffächert, wird im ersten Kapitel von der Rückkehr des Sohnes in die Stadt berichtet.
    "Am Ende kehrte Jack Burdette doch wieder nach Holt zurück. Keiner von uns hatte mehr damit gerechnet. Er war acht Jahre fort gewesen, und in dieser Zeit hatte niemand in Holt etwas von ihm gehört." (9)
    Mit dieser Aussage baut Haruf sofort Spannung auf: Warum kehrt Jack zurück? Warum hat er Holt verlassen? Warum rechnet keiner mit seiner Rückkehr?

    Erste Hinweise werden gestreut. Der Sheriff, von dem aufgebrachten Besitzer des Geschäfts für Herrenbekleidung informiert, warnt Jack, der in seinem roten Cadillac unbeweglich an der Straßenseite parkt. „Wir regen uns immer noch ein bisschen auf, wenn jemand uns unrecht tut. Und sich anschließend einfach aus dem Staub macht.“ (22)

    Was hat dieser Jack angestellt? Die Frage drängt sich umso mehr auf, als der Sheriff ihm "den Lauf (seiner Pistole) unvermittelt gegen das Ohr (schlägt)" (23)
    Er lässt ihn aussteigen, liest ihm nicht einmal seine Rechte vor, und schlägt ihm in der Stille des Novemberabends, "es war immer noch diese ruhige Stunde in der Main Street, dieser kurze friedliche Augenblick, nichts bewegte sich, weit und breit war keine Menschenseele unterwegs“ (25), erneut mit der Pistole auf den Hinterkopf.
    Dieser Kontrast zwischen Stille, Frieden und der plötzlichen Brutalität verdeutlicht, dass Jack etwas Unverzeihliches getan haben muss und dass die Ruhe Holts empfindlich gestört wurde und jetzt erneut empfindlich gestört wird. Ein unglaublich starker Einstieg, der zeigt, dass die Heimkehr des verlorenen Sohnes nicht freudig aufgenommen wird - anders als im Gleichnis.

    Im Rückblick erfährt man, dass Jack die erste Klasse wiederholen muss, allerdings wird er danach einfach jedes Jahr versetzt, weil kein Lehrer bzw. keine Lehrerin ihn länger als ein Jahr unterrichten möchte.
    Auch seine familiäre Situation ist schwierig. "Es gab reichlich Spannungen in der Familie" (28), der Vater dominant, die Mutter verhärmt. Nach dem tragischen Tod des Vaters verlässt Jack seine Mutter und "quartierte sich im Hotel Letitia ein." (51)
    Auf der High School retten ihn sein Footballtalent oder vielmehr seine Größe und Stärke, und vor allem Wanda Jo Evans, seine glühendste Verehrerin, die all seine Hausaufgaben und Schularbeiten für ihn erledigt. Jack schlägt aller Warnungen in den Wind und Pat glaubt, in Jacks Handeln ein Muster erkannt zu haben: "ein Muster, das eine plötzliche Entscheidung und eine überstürzt damit einhergehende Handlung mit sich brachte."(51)
    Während er in der Highschool noch ein Footballstar gewesen ist,"ein lokales Phänomen" (53), ist er am College Boulder, das auch Pat besucht, nur einer von vielen.
    Während Pat sich auf dem College wohlfühlen, gilt das nicht für Jack, denn er "hätte es nicht zugelassen, dass sich sein Horizont nennenswert erweiterte." (73) Ohne an dieser Stelle mehr zu verraten, scheitert Jack und kehrt zunächst nach Holt zurück, bevor er dann verschwindet, während Pat in Holt bleibt und beteuert, dass er "diese Geschichte so wahrheitsgetreu wie nur möglich zu erzählen. Aus meinen eigenen Gründen." (86) Also ist er irgendwie darin verwickelt.

    Haruf gelingt es meisterhaft, eine Stimmung in wenigen Sätzen und Beschreibungen heraufzubeschwören. Sofort ist man als Leser*in Teil der Situation, die er in unserem Kopf mit Worten entstehen lässt. Mit feiner Ironie nimmt er das Verhalten der Holtener aufs Korn, ohne sie zu verurteilen oder bloßzustellen, und bewirkt so, dass man eigenes Verhalten hinterfragt. Ein Roman, der zum Diskutieren und Nachdenken einlädt.

    Interessanterweise bezeichnet der Verlag den Roman, als solchen habe ich ihn gelesen, als Parabel.
    Parabeln haben neben der Bildebene, also das, was wir lesen (die Geschichte Jack Burdettes), immer auch eine Gedankenebene oder Sachebene, also eine Lehre, die wir auf unser eigenes Leben beziehen sollen.
    Die Frage, die sich mir gestellt hat: Welche Lehre will uns Haruf vermitteln? Dass wir gegen narzisstische, brutale Menschen letztlich verlieren müssen? Dass jemand, der seinen Willen unbedingt durchsetzen will und vor keinem Mittel zurückschreckt, den Sieg davonträgt? Das ist wenig aufbauend, auch wenn es allzu oft der Wahrheit entspricht. Vielleicht Parabel insofern, dass das Verhalten der Holtener ein Spiegel für eigenes Verhalten sein kann. Die Bezeichnung "Novelle" finde ich jedoch zutreffender - es wird ein außerordentliches Ereignis erzählt, das spannend, fast wie ein klassisches Drama aufgebaut ist.
    Aber letztlich ist es für den Lesegenuss und wahrscheinlich auch für den 2014 verstorbenen Autor unerheblich, wie wir den Text bezeichnen ;)
    Klare Lese-Empfehlung!

    Teilen
  1. „Hier stehe ich! Ich kann nicht anders.“ (Martin Luther)

    !ein Lesehighlight 2021!

    Klappentext:

    „Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.“

    Mal wieder zurück in Holt. Ob die Story über dieses kleine Dorf nicht endlich mal auserzählt ist? Ich hoffe nie, denn Kent Haruf schafft es mit jedem seiner Teile die Menschen und die Situationen in seiner Vielfältigkeit und Besonderheit einzufangen. Als Jack so plötzlich verschwand, war er genau so plötzlich wieder aufgetaucht. Da stand er nun - er konnte nicht anders. Oder doch? Acht Jahre lagen dazwischen und man kann die erstaunten und wütenden Blicke der Bürger Holts praktisch durch die Buchseiten sehen, ja fast spüren genauso wie die berühmte fallende Stecknadel…Das Leben hat sich verändert, seine Welt hat sich verändert - die „Wunde“ von damals und die Enttäuschung über dieses Verschwinden blieben an allen kleben wie ein schlechter Kaugummi. Diese beeindruckenden Momente schenkt uns Haruf immer und immer wieder und wir erleben Personen und Sichtweisen aus einer sehr genauen Beobachtung heraus. Sie wirken realistisch, so wahr, so…wir. Die Entwicklung sowie den Spannungsbogen der Story aber eben auch der Figuren sind enorm und wir werden bis zum Schluss äußerst gekonnt geführt. Haruf hat auch hierbei seine vertraute Wortwahl, seine bildhaften Beschreibungen und wie schon gesagt, seine enorme Auffassungsgabe spielen lassen. Diese Geschichte rund um das Dörfchen Holt zeigt mal wieder umso mehr, wie es ist, über Glasscherben zu gehen, die man selbst mal hingestreut hat….Die Geschichte rund um Jack hat jedenfalls viele „aha“-Momente…Unbedingt lesen und sich wundern oder staunen oder nach der Dummheit der Anderen suchen…oder doch vielleicht bei sich selbst?!

    5 von 5 Sterne!

    Teilen
 

Auf sieben Beinen

Buchseite und Rezensionen zu 'Auf sieben Beinen' von  Fine Sturm
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auf sieben Beinen"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Format:Taschenbuch
Seiten:392
Verlag:
EAN:9783969666937
read more

Rezensionen zu "Auf sieben Beinen"

  1. Wenn die Liebe die Angst weichen lässt

    "Angst ist die größte Behinderung von allen. Es wird dich mehr lähmen, als wenn du im Rollstuhl sitzt." (Nick Vujici)
    Ein verheerender Schicksalsschlag verändert von heute auf morgen für immer Franzis junges Leben. Seither muss sie mit einer Behinderung leben und kann ihre Angst vor Hunden einfach nicht ablegen. Inzwischen ist sie eine erwachsene Frau und lernt bei einem Bewerbungsgespräch den gut aussehenden Architekten Jan kennen. Dieser zeigt sich jedoch zuerst von seiner arroganten Seite, doch mit der Zeit entwickelt er sich zu einem sympathischen Mann. Leider nur hat Franzi zwei Probleme. Ihre Angst vor Hunden, den Hansi Jan Hund fährt leidenschaftlich auf Franzi ab. Außerdem hatte sie bisher noch keinen Freund, geschweige den, dass sie jemandem von ihrer Behinderung erzählt hat. Ein Buch über die ganz realen Ängste einer traumatisierten Frau, die sich noch immer nicht mit ihrem Schicksal auseinandergesetzt hat.

    Meine Meinung:
    Das verträumte Cover und der Klappentext haben mich neugierig auf dieses Buch gemacht. Da ich selbst ein Bein verloren habe, war ich auf Franzis Geschichte sehr gespannt. Der schwere Schicksalsschlag am Anfang des Buchs hat mich tief getroffen. Ein Bein durch so eine Hundeattacke zu verlieren, das ist wahrlich heftig. So kann ich von daher Franzis Hundetrauma sehr gut nachvollziehen. Besonders wenn man körperlich attackiert wird, wie von Hansi und wenn er es nur aus Liebe getan hat. Allerdings hatte ich Franzi zum Zeitpunkt der Hundeattacke deutlich jünger eingeschätzt. Für mich las es sich eher, als wenn sie damals 12-14 Jahre alt und nicht wie eine 17-jährige. Selbst der eigene Umgang mit ihrer Behinderung konnte ich größtenteils nicht ganz nachvollziehen. Franzi steht sich da in manchen Szenen und vor allem bei ihrer Zukunft oft selbst im Weg. Solche Betroffene kenne ich eher nicht, zwar kommen manche nicht mit der Prothese zurecht, doch so extrem wie bei Franzi habe ich das bisher nicht erlebt. Vor allem junge Menschen kommen oft mit solchen Handicaps besser zurecht als Ältere. Ebenso habe ich das Gefühl, das die Autorin über das Thema Amputation und Prothese zu wenig Bescheid wusste. Den normalerweise geht man wegen einer neuen Prothese oder Problemen zu seinem Techniker, bzw. Prothesenbauer. Hausärzte kennen sich hier meist viel wenig oder gar nicht damit aus. Genauso gab es noch weitere Ungereimtheiten, die ich persönlich nicht nachvollziehen konnte. Allerdings, was die Liebesgeschichte und ihre spätere Wendung anbelangt, die hat mir hier sehr gut gefallen. Dabei bewahrheitet sich mal wieder, dass man Menschen nie nach dem ersten Eindruck beurteilen sollte. Den trotz des unsympathischen Auftritts von Jan entwickelt sich dieser zu einem wirklich liebevollen, herzensguten und verständnisvollen Menschen. Dass er und sein Hund Hansi Franzi allmählich aus ihrem Schneckenhaus holen, fand ich wirklich gelungen. Den der knuddelige, behäbige Hund kann wirklich keiner Fliege etwas zuleide tun. Im Gegenteil, er verteidigt sogar Franzi und bringt sich dabei selbst in größte Gefahr. Die Autorin zeigt hier dabei gut, wie viel Überwindung ein traumatisierter Mensch wie Franzi braucht, um so eine Erfahrung zu verarbeiten. Manche einer bekommt wahrscheinlich seine Ängste sogar niemals richtig mehr in den Griff und raubt sich so ein Stück seines Lebens und der Zukunft. Besonders wenn man dafür sogar die Liebe hinten anstellt aus lauter Angst vor Hohn, Verachtung oder gar Ablehnung. Sympathisch fand ich außerdem ihre Freundin Kicki und Jans Schwester Judit. Vielleicht hätten es ein paar Schicksalsschläge weniger auch getan. Die große Überraschung allerdings kam zum Ende, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Nur gut, dass sie alles vernünftig klären konnten. Darum gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne.

    Teilen
 

Gefangen und frei: Der Buddhist in der Todeszelle.

Buchseite und Rezensionen zu 'Gefangen und frei: Der Buddhist in der Todeszelle.' von David Sheff
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Gefangen und frei: Der Buddhist in der Todeszelle."

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
Verlag: Barth O.W.
EAN:9783426293140
read more

Rezensionen zu "Gefangen und frei: Der Buddhist in der Todeszelle."

  1. tragische Lebensgeschichte

    Eine schreckliche Kindheit, die falschen Freunde und mehrere Straftaten – Jarvis Jay Masters Leben war geprägt von Hass und Gewalt. 1990 wird ihm ein Mord an einem Gefängniswärter angehängt, und er wird zum Tode verurteilt. Masters ist voller Wut, hat Panik-Attacken und weiß keinen Ausweg mehr. Bis er eines Tages den Rat bekommt, es mit Meditation zu versuchen. Zunächst zweifelt Masters an der Wirksamkeit des buddhistischen Weges und es graut ihm davor, die Augen im Gefängnis zu schließen. Doch eines Tages beginnt er dennoch zu meditieren und gewinnt eine völlig neue Sicht auf sein Leben.

    Fazit:
    Meiner Meinung nach, passt das Buch bzw. eigentlich der Schreibstil nicht zu dieser Geschichte, die hier eigentlich dahintersteckt. Vielleicht liegt es daran, dass der Autor kein Buddhist ist? Es wirkt, als hätte er nicht das nötige Einfühlungsvermögen, was notwendig ist, die Geschichte so zu schreiben, wie sie es verdient. Der Schreibstil wirkt sehr nüchtern und distanziert.
    Schade. Ansonsten handelt es sich bei diesem Buch um eine tragische Lebensgeschichte, die es definitiv Wert ist erzählt zu werden!
    Auch ich selbst kenne mich zu wenig mit Buddhismus aus, um hier wirklich alles ganz nachvollziehen zu können.
    Interessante Ansätze - aber überzeugen konnte mich das Buch nicht.

    Teilen
  1. Chancenlos

    Kurzmeinung: Habe ich gerne gelesen, obwohl die Lehren des Buddhismus einen großen Raum einnehmen - es ist nämlich gut geschrieben.

    Dieser Roman beschäftigt sich einerseits mit dem Schicksal des Jarvis Jay Masters und andererseits in aller Ausführlicheit mit den Praktiken und Lehren des Buddhismus.

    Anders als in der Fiction von „The Guardians“ gelingt es den Unterstützern von Jarvis Jay Masters nicht, ihren Schützling freizubekommen. Beide Romane haben durchaus Berührungspunkte. Für mich als Leser steht in „Gefangen und frei“ nicht im Vordergrund ob Jarvis schuldig ist oder nicht. Sondern wie chancenlos er schon als Kleinkind war. Verantwortung für seine Taten trägt er trotzdem. Aber hätten nicht manche Menschen eine Begnadigung verdient, die sich über Jahrzehnte im Gefängnis lebend positiv verändert haben? Vielleicht sind wir aus lauter Angst zu unbarmherzig, eine zweite Chance zu geben.

    Denn die intensive Beschäftigung mit dem Buddhismus hat aus Jarvis erst den Menschen gemacht, der er hätte sein sollen oder hätte sein können, hätte er die Chance dazu gehabt und wäre in einer liebevollen Familie aufgewachsen.

    Was den Buddhismus betrifft, dessen Lehren im Buch fast mehr Raum einnehmen als Jarvis Leben selber, meine ich, ihn etwas lapidar auf das Prinzip herunterbrechen zu können. „Wenn dich etwas belastet, denk einfach an was anderes“. Doch da buddhistische Lehren und Lehrer Jarvis halfen, sich zu verändern, hat die überaus ausführliche Behandlung dieser Ideologie eine gewisse Berechtigung.

    Fazit: Über Strafe und ihre Sinnhaftigkeit kann man wirklich lange nachdenken. Mich fasziniert und interessiert das Thema immer wieder.

    Kategorie: Biographie. Religion.
    Verlag: O.W. Barth

    Teilen
 

Hart auf Hart: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Hart auf Hart: Roman' von T. C. Boyle

Inhaltsangabe zu "Hart auf Hart: Roman"

Absoluter Freiheitsanspruch und Verfolgungswahn – T. C. Boyle erkundet in seinem neuen Roman die dunkle Seite der USA. Adam, den seine Eltern nach etlichen Schulverweisen und Therapiesitzungen aufgegeben haben, ist eine wandelnde Zeitbombe: In der Wildnis, wo er ein Schlafmohnfeld angelegt hat, führt er ein Einsiedlerleben und hortet Waffen gegen imaginäre Feinde. Aber es gibt jemanden, der sich in ihn verliebt. Sara hat ebenfalls ausreichend Feindbilder: Spießertum, Globalisierung, Verschwörer und die Staatsgewalt. Als sie Adam am Straßenrand aufgabelt, beginnt eine leidenschaftliche Liaison. Doch bald merkt Sara, dass Adam es ernst meint mit den Feinden, sehr ernst.

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:400
EAN:9783423145152
read more
 

Bogners Abgang: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Bogners Abgang: Roman' von Hans Platzgumer
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bogners Abgang: Roman"

Diskussionen zu "Immunsystem und Psyche"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:144
Verlag:
EAN:9783552072046
read more

Rezensionen zu "Bogners Abgang: Roman"

  1. Ein richtig gutes Buch

    Dieses Buch ist umwerfend. Es hat gerade mal 144 Seiten, vermittelt aber den Eindruck, man hätte mehrere menschlichen Tragödien intensiv miterlebt.

    Ein nächtlicher Autounfall mitten in Innsbruck verknüpft die Schicksale einiger Menschen und wirft Fragen auf. Wie konnte es dazu kommen und wer trägt die Schuld dafür. Was macht man, wenn man Schuld auf sich geladen hat? Kann man das ignorieren? Oder ist nur der schuldig, der erwischt wird?

    Hans Platzgumer schreibt wunderbar eindringlich in schöner Sprache, originell und mit feiner Ironie. Man kommt seinen Figuren sehr nah und kann sich gut hineinversetzen.
    Da ist Andreas Bogner, ein Maler, dessen Künstlerseele nachvollziehbar ausgebreitet wird. Er hat eine Berufung, aber wünscht sich auch Anerkennung.
    Und Nicola Pammer ist eine brave, fleißige Studentin, muss aber feststellen, dass ihre heile Welt ganz schnell ins Wanken geraten kann und dass ihre Mutter Seiten hat, von denen sie nichts ahnte.

    Dieses Buch lotet die Grenzen aus. Es ist ein elegant komponiertes Drama, das an mehreren Fronten eskaliert und fesselt, ein kniffliges Rätsel das spannend bleibt bis zum Schluss.
    Ich bin erschüttert, ich habe mitgelitten, mir viele Gedanken gemacht und nehme einiges mit aus diesem kleinen Buch. Dabei habe ich mich auch noch köstlich amüsiert. Es war spannend, ergreifend, witzig und moralisch, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, ein richtig gutes Buch.
    Chapeau.

    Teilen
  1. Verstrickungen einer Nacht

    „Es gibt Dinge, die behält man besser für sich. Manches verletzt erst dann, wenn man es ausspricht, nicht, wenn man es verschweigt.“ (Zitat Seite 81)

    Inhalt
    Die Bregenzerin Nicola Pammer studiert an der Universität Innsbruck. Auch an diesem 5. April 2018 will sie sofort nach der letzten Vorlesung nach Hause fahren, doch eine ihrer WG-Mitbewohnerinnen feiert Geburtstag. Drei Aperol Spritz später steigt Nicola nachts in ihr Auto und fährt los. Plötzlich taucht aus dem Nichts ein Schatten vor ihr auf der Straße auf.

    Thema und Genre
    Dieser Roman handelt von einem plötzlichen Ereignis und der Reihe von zufälligen Verkettungen, die zu dieser Situation geführt haben. Es geht um menschliches Verhalten,
    Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Verantwortung, auch zeitgenössische Kunst und Kunstkritik spielen eine wichtige Rolle.

    Charaktere
    Der Autor taucht in die Gedankenwelt seiner Figuren, zeigt uns in eindrücklichen Abschnitten ihr Befinden und ihr Verhalten. Er schildert, macht Handlungen nachvollziehbar, doch überlässt er die Wertung und Einschätzungen uns Leser:innen. Auch die Namen der Figuren sind Charakter, der Künstler Andreas Bogner, in dessen aktuellem Kunstzyklus auch ein Bogen eine Rolle spielt und der selbst in einer starken mentalen Anspannung lebt, seiner verbissenen Sucht nach Anerkennung, der überhebliche Kunstkritiker Kurt Niederer, dessen vernichtende Kunstkritik Künstler niedermacht.

    Handlung und Schreibstil
    Die Sprache ist präzise, teilweise protokollarisch, nimmt sich aber auch Zeit für Beschreibungen des Umfeldes, der Denkweise, der Gefühle seiner Figuren. Die Geschichte spielt innerhalb von wenigen Tagen, wird verdichtet durch erklärende Rückblenden, wechselt zwischen den einzelnen Figuren und wird nicht chronologisch geschildert. Erst langsam bringen die unterschiedlichen Handlungssplitter Klarheit darüber, was in dieser Nacht tatsächlich geschehen ist. Gespannt und neugierig folgen wir den Figuren und ihren Entscheidungen. Dadurch entstehen vielschichtige Impulse für eigene Überlegungen, was wir selbst in extremen Konfliktsituation wie den geschilderten tun würden, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.

    Fazit
    Eine facettenreiche, spannende Geschichte über eine Verkettung von Zufällen. Extrem belastende Situationen führen zu unterschiedlichen menschlichen Reaktionen, zu spontan getroffenen Entscheidungen und deren nicht vorhersehbaren Auswirkungen. Der Autor erzählt uns, wie es dazu kommen konnte. Das Nachdenken über die Schuldfrage, Verantwortung, eigene Verhaltensweisen und mögliche anderen Lösungen der Konflikte, auch „was wäre gewesen, wenn“-Überlegungen überlässt er uns Leser:innen.

    Teilen
 

Seiten