Dogwatching: Die Körpersprache des Hundes

!ein Lesehighlight 2022!
Klappentext:
„An stillen Junitagen kann man auf dem Landgut Knepp in West Sussex wieder das unverkennbare Gurren der selten gewordenen Turteltauben hören. Ein wahres Wunder für das ehemals intensiv bewirtschaftete Agrar- und Weideland, das nur 70 Kilometer vom Londoner Stadtzentrum entfernt liegt. Auch die in Großbritannien bedrohten Waldohreulen und Wanderfalken sowie zahlreiche Tagfalter- und Pflanzenarten siedeln sich nun in Knepp an, und jedes Jahr kommen neue hinzu.
Als Isabella Tree mit ihrem Mann das wegweisende Renaturierungsprojekt initiierte, ahnte sie noch nichts von
der Geschwindigkeit, mit der sich die Natur erholen kann. Trees persönlich geschriebene, faszinierende Geschichte handelt von der Schönheit und Kraft der Natur und gibt Hoffnung.“
Land wieder urbar zu machen, kennt man ja schon aus der Literatur bzw. sieht es oft mit eigenen Augen wenn man sich für seine Flora und Fauna interessiert. Hier wurde das Projekt nur etwas akribischer und intensiver durchgeführt als anderswo. In „Wildes Land“ beschreiben Isabella Tree und ihr Mann wie sie ihr Landgut in West Sussex wieder renaturiert haben. Ich muss gestehen, für mich las sich diese Geschichte wie ein packender Roman! Ich war von der Idee der beiden komplett begeistert und gespannt was mich nun hier als Leser erwartet. Es scheint schier unglaublich was die Trees hier erzählen und doch kennt man es: die Natur holt sich alles zurück, wenn man sie nur lässt. Die Trees beschreiben eindrücklich ihr Handeln und ihre Grundgedanken dahinter, wir erleben als Leser das Wachsen und Werden der Natur fast hautnah - besser geht es nicht. Es gibt Tiefpunkte aber auch Höhen und wenn man bedenkt das die Natur hier wieder zum Herrscher über die Grashalme wurde und die Tiere wieder einen neuen, alten Lebensraum gefunden haben, rührt das unheimlich an den Gefühlen. Einfach nur wunderschön! Auf dem Landgut Knepp ist wieder Leben eingezogen aber der anderen Art und es ist erstaunlich wie und warum die Tiere wiederkommen. Als Natur-Begeisterter hat man hier seine wahre Wonne das Buch zu lesen. Man bekommt Lust es ihnen nachzumachen, nur fehlt bei vielen vielleicht einfach die Fläche, aber warum nicht mal mit Gemeinde- oder Stadtverwaltung sprechen, mit dem Bauern nebenan? Vieles ist machbar wenn wir es nur wollen! Familie Tree hat hiermit wunderbare Einblicke aber auch ein gewisses Statement gesetzt. Ich bin schwer beeindruckt von dem Buch und vergebe 5 von 5 Sterne!
Klappentext:
„Im Garten finden viele Menschen Entspannung, schöpfen neue Kraft und kommen zur Ruhe. Der Prozess des Pflanzens und Pflegens, Säens und Erntens beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Fähigkeit zur Selbstreflexion und unsere Kreativität. Gartenarbeit ist aber auch ein bewährtes Heilmittel zur Behandlung vieler psychischer Probleme – von Sucht- und Angststörungen bis hin zu Depressionen und Traumata. In diesem Buch zeigt die Psychiaterin und begeisterte Gärtnerin Sue Stuart-Smith, wie sich die Natur positiv auf unsere innere Welt auswirkt, uns Inspiration bietet und den Geist bereichert.“
Autorin Sue Stuart-Smith beleuchtet in ihrem Buch „Vom Wachsen und Werden“ ein sehr aktuelles Thema. Stuart-Smith geht bei einigen Stellen nicht zimperlich vor und zeigt uns Lesern genau das was wir manches Mal gar nicht uns eingestehen wollen. Wenn uns die Kraft für den Garten fehlt, kann dies viele gründe haben. Aber der Garten gibt Kraft und Energie zurück, das steht fest, wenn wir sie erkennen und nutzen. Sie erläutert viele Sichtweisen, beschreibt Situationen und deren Lösungen/ Lösungsansätze bzw. deren andere Seite. Selbstredend geht sie dabei immer positiv vor. Wir lesen hier keinen Motivationstrainer sondern ein zartes Buch zum Thema Krankheiten der Psyche. Ihr Heilmittel ist nunmal eben oft der Garten und diese „Medizin“ finde ich wunderbar. Ihre Töne sind zart und nicht mahnend. Sie zeigt vieles durch klare Worte und schont nicht mit den negativen und belastenden Dingen die uns krank machen. Fest steht: sie erzählt hier vom Wachsen und Werden und zwar über uns hinaus wenn wir es denn zulassen wollen.
Ein sehr sensibles Buch welches 4 von 5 Sterne von mir erhält.
Klappentext:
„Flügelnah verfolgen Thomas Radetzki und Matthias Eckoldt die Prozesse im Bienenstaat. Sie schildern die sich wandelnden Rhythmen im Volk, die virtuose Kommunikation der Bienen und ihre fein abgestimmte Kooperation bei allen Handlungen. Als das erfolgreichste Unternehmen der Welt demonstrieren die Bienen, dass ein Gemeinwesen auf Dauer nur bestehen kann, wenn alle Beteiligten dabei gewinnen. Beispielgebend finden sie in ein Gleichgewicht des Nötigen und zeigen eine Alternative zu unserem Wachstumsstreben, dem nicht nur die Bienen zum Opfer zu fallen drohen.
Das Buch beschreitet neues Terrain: Es geht um Gesellschaft, Politik, Bildung, Ökonomie, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, um neue Horizonte und Lebensperspektiven, um Wertschätzung, Bruttonationalglück und fehlende Resonanzräume. Nicht nur Imker, Landwirte und Bienenwissenschaftler werden zitiert, auch Unternehmensberater, Pädagogen, Soziologen, Systemtheoretiker, Pfarrer und Philosophen kommen zu Wort. Der Mut eines Bienenschwarms kann dabei ansteckend wirken: Wenn er auszieht, lässt er alles zurück und wird einzig vom Vertrauen in die Fülle der Welt getragen. Eine Ermutigung für alle, die aufbrechen wollen. Lesen Sie, wie Bienen ticken, wie sie reden, wer sie regiert, was sie krank macht. Fragen Sie sich mit den Autoren, was uns Bienen sagen.“
Ich habe schon so einige Bücher und auch Hörbücher zum Thema gelesen/gehört aber ich muss ich wirklich sagen, hier bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits begeistert vom generellen Aufbau und Wissen aber auch etwas neutral beim letzten Part und „neuen Terrain“ des Hörbuches.
Die beiden Autoren gehen sehr sinnig und tiefgründig in die Materie und der Hörer erlebt hier ein echtes Wissenserlebnis. Von der Geburt bis zum Tod, von der Drohne bis hin zur Königin werden hier alle wichtigen Themen behandelt. Das Buch wird damit als besonders beschrieben, da es neues Terrain erläutern soll. Stimmt auch. Die beiden Autoren gehen sehr detailliert und akribisch in weitreichendere Themen ein wie konventionelle Landwirtschaft oder artgerechte Haltung. Interessant, keine Frage, aber die beiden Autoren verzetteln sich komplett in ihrer eigenen Meinung und es scheint, als wäre eine andere nicht zulässig. Sie werten teils bewusst, teils unbewusst und mahnen auch manches Mal. Gerade bei der Bienenhaltung sind mahnende Worte ok, aber es kommt auf die Dosis an und auf den Ton der die Musik macht. Viele Parts wirken dadurch etwas missglückt. Mir persönlich fehlt es hier an Weitsicht und Umsicht. Imkern ist eine alte Tradition. Was aber richtig perfekt dosiert war ist der Ton und der Erzählstil des Sprechers. Dieser ist Joachim Schönfeld und er lullt einen mit seiner kompetenten und ruhigen Art komplett in den Bienenstock mit ein. Sein Ausdruck und seinen Betonungen sind immer fein akzentuiert gewählt und unterstreichen den Text hervorragend!
Ich vergebe 4 von 5 Sterne.
Dies hier ist ein Sachbuch als Graphic Novel, basierend auf dem Weltbestseller Eine kurze Geschichte der Menschheit desselben Autors. Das Original besteht aus vier Teilen und dies hier ist nun der zweite, als Graphic Novel adaptiert. Der erste Band Sapiens – Der Aufstieg hat mir bereits sehr gut gefallen und das hier bringt dieselbe Qualität. Inhalt und Optik sind einfach fantastisch. Wer bereits den ersten Band mochte, wird auch hier voll zufrieden gestellt werden.
Aber es ist eigentlich gar nicht nötig, den ersten Band gelesen zu haben. Natürlich, wer ein komplettes Bild der menschlichen Entwicklung bekommen will, sollte das machen, aber rein von der Lektüre her sind die beiden Bände eigenständig und können unabhängig voneinander gelesen werden.
Tatsächlich finde ich sogar, dass dieser Band hier viel mehr Zündstoff für Debatten hat. Wenn es nämlich um den Unterschied zwischen Biologie und Kultur geht, bewundere ich den Mut, das hier so klar ausgesprochen zu haben. Hierarchien, Rassismus, Kastensystem, Patriarchat, Homosexualität und viele weitere heikle Themen werden hier (ab S. 164) auf verständliche Weise auf einen gemeinsamen Nenner runtergebrochen und präsentiert. Sehr gut gemacht und allein wegen diesem Abschnitt ist dieses Buch absolut lesenswert.
Aber auch der Rest des Buches lohnt sich und enthält einige sehr interessante Punkte, die doch zum Nachdenken anstimmen sollten.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Klappentext:
„Ein Waldstück, das wir gut kennen, eine Wiese in der Marsch, ein kristallklarer Bergsee, ein Apfelbaum, an dem wir immer wieder vorbeilaufen. Natur berührt uns, ist Teil unseres Lebens und lässt uns heimisch fühlen. Unser Land besteht zu drei Vierteln aus Feldern, Wäldern, Wiesen, aus einer Vielfalt mehr oder weniger natürlicher Lebensräume zwischen Küste und Bergen. Je besser wir die Landschaften und ihre pflanzlichen und tierischen Bewohner kennen, je deutlicher wir uns unserer Verbindung zu ihnen bewusst werden, desto besser können wir sie auch schätzen und schützen. Der Biologe und preisgekrönte Naturfilmer Jan Haft lenkt unseren Blick auf das unscheinbare Detail genauso wie auf das große Ganze der heimischen Natur und führt uns ihren Wert, ihre Schönheit und ihre Gefährdung vor Augen.“
Der Schreibstil von Jan Haft hat mich schon bei seinem letzten Buch „Die Wiese“ komplett eingenommen und so auch hier. Dieses Buch ist grandios und er schreibt so herrlich bildhaft, frisch und anschaulich, das man komplett darin versinken kann. Das Buch habe ich an einem Tag ausgelesen - das sagt doch alles!
Hier geht es diesmal um das große Thema „Natur“ im Allgemeinen. Haft geht mit offenen Augen durch die Welt (als Naturfilmer sollte er das auch!) und beobachtet genau und akribisch was da vor seiner Nase vor sich geht. Aber Betrachtung ist das Eine. Jan Haft erklärt wieder tiefgründig und geht mit uns wieder in das Mark der Materie. Es steckt mehr dahinter als einfach nur „wachsen“ und „gedeihen“, hier muss man verstehen können, warum und wieso die Natur ausgerechnet hier und da so vegetiert. Klima, Bodenbeschaffenheit sind da nur einige wenige Punkte die hier näher beleuchtet werden.
Als Naturfilmer weiß Jan Haft, was wir sehen wollen aber auch was wir sollen. Mit seiner Hilfe ist der Blickwinkel ein anderer, ein intensiverer. Auch dieses Buch ist wieder ein echter Knaller und ich kann es nur jedem Naturliebhaber empfehlen. 5 von 5 Sterne für diese Analyse!
Klappentext:
„Was verbirgt sich hinter mancher baumbestandenen Insel in der Eiderstedter Kulturlandschaft ? Es sind die Gärten der Haubarge, deren Giebel man im Schutz der Wetterbäume erahnen kann. Zum ersten Mal wird in einem größeren Umfang das Geheimnis hinter mancher baumbestandenen Insel der Eiderstedter Marschenlandschaft gelüftet : Es gibt sie also noch, die Haubarge und ihre Gärten. Das Besondere dieses Buches ist, dass durch die vielen Gespräche des Autors mit den Haubargbesitzer/innen und durch seine Erkundungen die historischen und gegenwärtigen Gärten für die Leser/innen erlebbar gemacht werden. Die Haubargbesitzer/innen haben dem Autor quasi für die Leser/innen die Gartentore geöffnet. Darüber hinaus werden die Haubarg-Gärten erstmals aus sozial-ökonomischer, gestalterischer und gartenkulturhistorischer Sicht umfassend dargestellt....“
Sie fragen sich jetzt was eine „Haubarge“ ist? Die, die öfter im hohen Norden unterwegs sind und schon mal durch die Eiderstedter Landschaft gebraust sind, haben sie mit Sicherheit schonmal gesehen, aber nicht weiter beachtet oder einfach nur als „großen“ Hof abgestempelt.
Autor und Herausgeber Halke Lorenzen ist nicht nur ein Meister seines Fachs in Garten- und Landschaftsplanung, er kennt sich in der Gegend auch bestens aus und nimmt uns mit hinter die Gartenpforten, zu den Besitzern der Haubargen. Seine Beschreibungen und Erklärungen sind flüssig und für jeden leicht verständlich. Man muss kein Architekt oder Profigärtner sein um die Gebäude-Bau-Weise oder die Gartengestaltung zu verstehen - das übernimmt der Autor mit sehr sachlichem und verständlichem Ton. Dieses Buch beinhaltet aber nicht nur Text sondern auch eine Vielzahl von wunderschönen und großformatigen Bildern, die dieses Buch zu einem echten Schatz werden lassen.
Nach beenden des Buches ist man um einiges schlauer bezüglich der Bauart/weise in der Gegend Eiderstedt, aber auch ihrer Geschichte und natürlich ihren Gärten. Ich kenne die Gegend ebenfalls sehr gut und natürlich auch die riesigen Häuser und Grundstücke und bewundere sie jedes Mal. So einen einmaligen Einblick zu bekommen wie hier, ist selten möglich, wenn man nicht in der Nähe wohnt oder die Personen ihre Grundstücke für Besucher auch nicht öffnen.
Zur Optik und Haptik: ein fester Einband und eine optimale Größe für ein „Garten- und Architekturbuch“ dieser Art, die Seitenstärke ist optimal gewählt, die Farben brillant und klar, die Fotos wunderbar stimmig angeordnet, auch ebenso die Texte.
Meine Erkenntnis aus diesem Buch: ich dachte immer, dass die Engländer die größten Perfektionisten bezüglich Cottages und Landgärten/Bauerngärten sind, aber das stimmt nicht so ganz, wenn man die Bilder der Haubargen sieht. Hier trifft Tradition und Geschichte sowie Respekt für Denkmäler aufeinander und ich bewundere jeden Besitzer dieser Häuser mit welcher Kraft und Energie sie diese Häuser und Gartenanlagen pflegen. Dank Halke Lorenzen war dies ein besonderer Einblick in die verborgene Welt Eiderstedts...
5 von 5 Sterne
Als die Römer frech geworden, zogen sie nach Deutschlands Norden. Und wen trafen sie dort? Die Germanen. Klar doch.
Gar nicht klar! Im Begleitband zur Ausstellung „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“ wird das Bild der Germanen vom Kopf auf die Füße gestellt. Bis hin zur Frage: ob es ein „Volk, das sich Germanen nannte“ überhaupt je gegeben hat.
Damit ist der erste Themenkomplex des Buches abgesteckt: Welche Rolle spielte die Vorstellung eines einheitlichen, germanischen „Volkes“, aufgeteilt in „Stämme“, in unserer Geschichte? Wieviel Wissenschaft war darin enthalten und wieviel Sehnsucht nach mythischen Vorfahren einer deutschen Nation, oder eben eines „tausendjährigen“ deutschen Reiches. Dazu empfehle ich den wunderbar sachlichen Artikel „Wer hat Angst vor den Germanen?“ von Susanne Grunwald und Kerstin P. Hofmann am Ende des Bandes.
Der Artikel ist ernüchternd und erleichternd – er zeigt uns die Projektionskraft, die mit den Germanen als einer Art Ur-Deutschen verbunden ist – mit dem Höhepunkt leider in der Zeit des Nationalsozialismus. Von diesen Vorstellungen müssen und dürfen wir uns verabschieden.
Wenn „Germania“ dann nur ein von den Römern benutztes Wort ist für die Gegenden rechts des Rheins und nördlich der Donau? Und wenn die „alten Germanen“ nur die Menschen waren, die damals dort gewohnt haben, wo wir (und die Dänen, Polen, Tschechen, …) heute wohnen? Dann stellt sich trotzdem – jenseits von Verklärung und Mythen – die Frage wie unsere „Vormieter“ gelebt haben. Damit sind wir beim zweiten Themenkomplex. Zur Beantwortung sind nur archäologische Funde erlaubt, die der Band – im Sinne einer „archäologischen Bestandsaufnahme“ – uns näher bringt. Die vielen Artikel namhafter Wissenschaftler beschäftigen sich mit Wohnverhältnissen, Lebenswelten, der Gesellschaft, dem Krieg und dem Verhältnis zum römischen Reich. Das ist nicht immer leicht lesbar – um es freundlich auszudrücken – auch wenn die Autor/innen (übrigens zu ein Drittel Frauen) sicherlich Ihr Bestes gegeben haben. Zum „hintereinander weg lesen“ eignet sich der Band sicher nicht.
Aber es finden sich auch leichter anmutende Stücke. Mein Highlight: zwei germanische Breirezepte, die ich aber – man möge es mir verzeihen – nicht nachgekocht habe.
Damit komme ich zu etwas ganz anderem: den Bildern. Und hier liegt der Reiz des Bandes: Von Ort- und Hausskizzen über wunderbare Fotos von Fundstücken bis zu großformatigen Bildern, die mit viel Fantasie das Leben der „Germanen“ ausschmücken. Höhepunkt ist das Kapitel „Germanenkult oder Mythengeschichte“ von Matthias Wemhoff mit Bildern und Erläuterungen zum Gemäldefries im Berliner Neuen Museum, das in der Berliner Ausstellung zugänglich ist.
Die Ausstellung ist vom 17.9.2020 bis zum 21.3.2021 in der James-Simon-Galerie in Berlin zu besuchen und wandert dann in „nicht-germanische“ Gefilde links des Rheins, in das LVR-Landesmuseum Bonn (vom 6.5. bis zum 24.10.2021). ACHTUNG! Das ist KEIN AUSSTELLUNGSKATALOG, sondern ein wissenschaftlicher Begleitband! Der reichlich bebilderte Band, kostet 50€ bzw. 39€ als Museumskauf. Er wiegt stolze 2,835 kg – nichts für Leute, die in der Regel auf dem Sofa lesen, soviel kann ich bestätigen! (Das ist 1,38€ pro 100 g – viel Buch fürs Geld )
Mir hat der Band zweierlei gebracht: den Abschied von den „alten Germanen“ (schnäde-räng-täng ) und Lust auf die Ausstellung.
Interessant, wissenswert, lesenswert
„Allerdings ist das Meinungsklima der vergangenen Jahre durch einige wenige Umweltgruppen viel stärker geprägt, als es deren Fachkompetenz und Wissenschaftstreue rechtfertigen würde.“ (Zitat Seite 9)
Thema und Inhalt
Dieses Sachbuch trägt den Untertitel „Was wir über unser Essen wirklich wissen sollten“, und genau darum geht es. Thema sind die vielen unterschiedlichen Aspekte der brisanten Frage, ob das globale Ernährungssystem auch nachhaltig und biologisch funktionieren kann. Damit verbunden die Überlegungen, welche Zugeständnisse in Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Tierhaltung notwendig sind, um die Menschen weltweit ernähren zu können.
Umsetzung
Der Autor, Agrarwissenschaftler und Journalist, ist selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen. Er beginnt mit einem Vorwort, welches das Themenfeld beschreibt, die Zielsetzung und seine Intentionen. Es folgen neun in Abschnitte unterteilte Kapitel. Die vielfältigen Themenkreise beginnen mit dem Urprinzip der Landwirtschaft und führen weiter über die Bedeutung der Landnutzung für das Klima und entsprechende Lösungsansätze, und zu den Fragen rund um den Schutz der Artenvielfalt. In den letzten drei Kapiteln geht es um die heftig diskutierten und sehr umstrittenen Themen Kunstdünger, Pestizide und Gentechnik. Jedes Kapitel stellt Vorstellungen, Forschung und Praxis in einen größeren Kontext und endet mit einer kurzen Zusammenfassung. Kapitel zehn ist ein persönliches Resümee des Autors, gefolgt von einem Anhang mit den Quellenangaben zu den verwendeten Statistiken und Forschungsberichten. Die Sprache entspricht den wissenschaftlichen, informativen Anforderungen von Sachliteratur, ohne jedoch fachlich überladen zu sein. Dadurch ist sie sehr gut lesbar und bleibt verständlich. Auf Seite 172 fragt er uns Lesende: „Sind Sie noch da?“ und ich persönlich konnte antworten: „Klar, Sie haben mich auf keiner Seite und keine Minute lang verloren.“
Fazit
Auch wenn man, wie auch ich, in einzelnen Kapiteln und Aussagen sicher nicht die Meinung des Autors teilen wird, ist dieses Sachbuch eine wichtige, sehr interessant zu lesende und umfassend recherchierte Zusammenfassung der derzeit wichtigsten Themen und vielseitigen Aspekte im Zusammenhang mit Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ernährung. Der Autor stellt viele Fragen, zeigt mögliche Antworten aus Sicht der Landwirtschaft, untermauert diese mit Untersuchungen des Weltklimarates. Er selbst fordert in seinem Resümee auf, dieses Buch, aber auch alle Statistiken und Informationen der Umwelt-NGOs kritisch zu hinterfragen. Dieses Buch brachte mir perönlich nicht nur mehr aktuelle Fakten und dadurch mehr Wissen zu den Themenschwerpunkten der Kapitel sieben bis neun, sondern führte zum Nach- und teilweisen Umdenken in meiner bisherigen Meinung.
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