Amundsens letzte Reise

Buchseite und Rezensionen zu 'Amundsens letzte Reise' von Monica Kristensen
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Amundsens letzte Reise"

Am 18. Juni 1928 besteigt Roald Amundsen in Tromsö ein französisches Flugboot, eine Latham 47, mit Ziel Spitzbergen. Der Bezwinger des Südpols und norwegische Nationalheld macht sich auf, den italienischen Polarforscher Umberto Nobile zu retten, mit dem er zwei Jahre zuvor in einer spektakulären Fahrt den Nordpol angeflogen hatte. Nobiles Luftschiff ist bei einer neuerlichen Arktis-Expedition abgestürzt, seit Tagen treiben er und ein Teil seiner Mannschaft hilflos auf einer Eisscholle. Nobile wird einige Zeit später gerettet - jedoch nicht von Amundsen: Gegen 18.00 Uhr geht an jenem Tag ein Funkspruch von der Latham 47 ein – es sind die letzten Lebenszeichen Amundsens und der Crew. Bis heute fehlt jede Spur von ihnen. Was ist damals tatsächlich passiert? Warum musste ein Mann sterben, der als besonnen und überaus gründlich galt? Wusste er, welches Risiko er einging?

Basierend auf zum Teil bisher unveröffentlichten Quellen zeichnet die norwegische Polarforscherin und Schriftstellerin Monica Kristensen ein ebenso bewegendes wie scharfsichtiges Porträt Amundsens und erzählt zugleich eine höchst dramatische und unglaubliche Geschichte aus dem ewigen Eis.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:465
Verlag: btb Verlag
EAN:
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Rezensionen zu "Amundsens letzte Reise"

  1. Das rätselhafte Ende eines großen Polarhelden

    Der Ruhm dieses legendären Entdeckungsreisenden ist noch lange nicht verhallt, seine Taten und Erfolge bleiben unvergessen. In Norwegen ist er ein wahrer Volksheld, der schon längst zu einem Teil der nationalen Identität wurde: Jedes Kind kennt seinen Namen, Statuen und Plaketten in verschiedenen Städten beweisen, dass Norwegen seinen berühmten Sohn noch immer in Ehren hält.

    Roald Engelbregt Gravning Amundsen war ein Polarforscher, der auf seinen Expeditionen ein ruhmreiches Ziel nach dem anderen erreichte. So durchfuhr er als Erster die Nordwestpassage, erreichte als Erster den geographischen Südpol und war mit hoher Wahrscheinlichkeit der erste Mensch, der den Nordpol mit dem Flugzeug erreichte.

    Kurz gesagt war Amundsen ein Mensch wie einem Roman von Jules Verne entsprungen: wagemutig, entschlossen, ein Held alter Schule.
    Und so liest sich auch dieser Bericht seiner letzten Reise wie eine Abenteuergeschichte – fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein.

    Erzählt werden die Umstände der Rettungsexpedition, die tragischer Weise zu Amundsens Schwanengesang wurde, von Monica Kristensen. Manchen Lesern ist sie vielleicht als Autorin von Kriminalromanen bekannt, die auf Spitzbergen spielen – wo viele der Ereignisse dieses Buches angesiedelt sind.

    Was Kristensen jedoch als geradezu perfekte Autorin für dieses Sachbuch empfiehlt, sind zwei Polarexpeditionen, die sie 1986/87 und 1993 leitete, um Amundsens Reise zum Südpol nachzuverfolgen. Wandelte sie auf diesen Experditionen noch im wahrsten Sinne des Worte auf Amundsens Spuren, zeichnet sie in “Amundsens letzte Reise” ein sehr vielschichtiges literarisches Porträt des Polarforschers und gibt einen ungemein detaillierten Einblick in die Umstände seines Verschwindens.

    Und es geht nicht nur um Amundsen, sondern allgemein um die verschiedenen Expeditionen und Aktionen, die 1928 zur Rettung von Umberto Nobile organisiert wurden.

    Die Unterzeichnung des Spitzbergenvertrags, der Norwegen die Souveränität über Spitzbergen einräumte, war erst wenige Jahre her, und diverse Länder, wie Italien, Schweden, Finnland und Russland, hatten ein Interesse daran, sich als nicht zu unterschätzende Macht im Polargebiet zu etablieren.

    Die Rettung Umberto Nobiles wurde daher quasi zu einem Wettlauf, in dem es nicht mehr ausschließlich um die Rettung von Menschenleben ging – zu einer Zurschaustellung der besten Pilote und Kapitäne, der arktistauglichsten Schiffe und Flugzeuge.

    Monica Kristensen stützt sich auf zahlreiche Quellen in diversen Sprachen, um ein möglichst umfassendes Bild zu zeichnen und das gelingt ihr zweifellos.

    Manchmal wäre für die Lesbarkeit weniger vielleicht mehr gewesen.
    Es wirkt in manchen Passagen etwas ermüdend, dass alles bis ins kleinste Detail aufgelistet wird: technische Spezifikationen der Schiffe und Flugzeuge, Funkfrequenzen, mitgeführter Proviant, die Namen zahlreicher Menschen, die in irgendeiner Form beteiligt waren… Da ist nicht immer einfach, das Gesamtbild im Blick zu behalten.

    Andererseits möchte ich die Gründlichkeit der Darstellung grundsätzlich nicht missen – diese ermöglicht es jedem Leser, so tief in die Materie einzutauchen, wie er das wünscht, denn im Zweifelsfall kann man über Einiges, was einen persönlich nicht interessiert, auch hinweglesen. Besonders interessant fand ich Monica Kristensens Einschätzung und Bewertung der bekannten Tatsachen.

    Die Person Amundsens gerät dahinter jedoch nie verloren.
    Man gewinnt als Leser den Eindruck, dass Amundsens Stern damals bereits im Sinken begriffen war, dass sein Tod möglicherweise sogar den Abstieg in das Vergessenwerden verhinderte. Bewog ihn das dazu, sein Leben für Nobile zu riskieren, mit dem er sich unbestritten verfeindet hatte? Seine Persönlichkeit ist schwer zu erfassen, aber was einen starken Nachhall in mir hervorrief, war seine unbestreitbare große Liebe zur Arktis.

    »Oh! Wenn Sie nur wüssten, wie großartig es dort oben ist! Dort wünsche ich zu sterben, aber ich möchte, dass der Tod auf eine ritterliche Art und Weise zu mir kommt, dass er mich bei der Erfüllung einer großen Aufgabe holt, schnell und ohne viel zu leiden.«

    [ Ausschnitt aus dem letzten Interview, das Amundsen gab. Diese Aussage wird ihm oft als Todessehnsucht ausgelegt, da sich dieser Wunsch nur wenig später erfüllte, als er auf der Suche nach Nobile im ewigen Eis sein Leben ließ. ]

    Auch ansonsten behält Monica Kristensen die menschlichen Tragödien und Triumphe im Blick. Es ist unglaublich, was Menschen alles ertragen und überleben können, und die verschiedenen Schicksale haben mich geradezu ans Buch gefesselt.

    FAZIT

    Monica Kristensen erzählt eine wahre Geschichte, wie sie auch in einem Abenteuerroman von Jules Verne nicht fehl am Platz wäre:

    Edle Forscher, wagemutige Piloten, und als der italienische Polarforscher Umberto Nobile im Eis verschollen geht, wird dies zum Auftakt für eine Reihe von spektakulären Rettungsaktionen, in deren Verlauf der norwegische Volksheld Roald Amundsen, eigentlich ein Rivale von Nobile, sein Leben riskiert – und verliert.

    Monica Kristensen beschreibt die Ereignisse sehr ausführlich und detailliert, und dennoch bleibt dieses Sachbuch sehr spannend.

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Deutsche Geschichte in 100 Objekten

Buchseite und Rezensionen zu 'Deutsche Geschichte in 100 Objekten' von Hermann Schäfer

Inhaltsangabe zu "Deutsche Geschichte in 100 Objekten"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:656
Verlag: Piper
EAN:9783492057028
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Plötzlich Pakistan

Buchseite und Rezensionen zu 'Plötzlich Pakistan' von Hasnain Kazim
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4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Plötzlich Pakistan"

Burka und Minirock


Als Korrespondent für den ›Spiegel‹ trifft Haznain Kazim in Islamabad auf gewaltige Probleme einer Gesellschaft ohne Perspektive. Er spricht mit Geistlichen, Politikern, Waffenhändlern, Prostituierten und mit dem Henker von Pakistan und erlebt ein Land voller Widersprüche: Wie tickt diese Atommacht, in der eine Hochglanzsociety für viele tausend Dollar Feste feiert, während Arbeiterfamilien unter sklavenähnlichen Bedingungen leben? Ein faszinierender Bericht.

Format:Kindle Edition
Seiten:281
EAN:
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Rezensionen zu "Plötzlich Pakistan"

  1. 4
    07. Mär 2019 

    Plötzlich Pakistan

    Plötzlich Pakistan, dass trifft es irgendwie genau. Was wusste ich den alles über Pakistan? Am ehesten kannte ich wohl die pakistanische Küche, dann dass sie verfeindet sind mit Indien. Warum und wieso, davon hatte ich keine Ahnung.

    Ich gebe es ja gerne zu, aber Pakistan das war eigentlich ein Land welches ich nie wirklich beachtet habe. Und wo ich eigentlich einen großen Bogen drum gemacht habe. Also fand ich es wirklich interessant, mal etwas darüber zu lesen und mich so weiterzubilden.

    Es ist wohl wirklich eines der gefährlichsten Länder der Welt, ob es nun das gefährlichste ist? Dies mag ich nun nicht beurteilen, kann es mir aber aufgrund der Beschreibungen von Herrn Kazim sehr gut vorstellen.

    Dieses Buch hat 280 Seiten und jede Seite davon habe ich einfach verschlungen. Was zum einen an meinem Wissensdurst liegt und auch daran, dass der Autor es schafft einen in dieses gefährliche Land mitzunehmen, indem er einem einfach am Anfang gleich erklärt, dass er doch lieber gleich nach Indien reisen möchte, um dort als Korrespondent zu arbeiten, er aber aufgrund eines Formfehlers nicht nach Indien einreisen darf. Da er eine pakistanische Familie hat, kann er aber sofort nach Pakistan einreisen, um von dort aus zu arbeiten.

    Es wird in groben aber verständlichen Zügen, die Entstehung von Pakistan erklärt. Und man kann mal wieder sagen, es war ein guter Gedanke nur die Ausführung ist leider Mangelhaft.

    Der Autor beschreibt wie wichtig das Militär und der Geheimdienst für Pakistan ist und dies nicht nur, da das Militär gerne Putscht nein, es ist auch ein Weg sich hochzuarbeiten in einem so armen Land.

    Das von den westlichen Staaten im Besonderen der USA zu einem Monster gemacht wurde. Auch wird die Moral des Landes gut aufgezeigt, ob dies nun die Transsexuellen sind oder die Prostitution, oder wie Sie zu einer Atommacht geworden sind und warum.

    All dies und noch viel mehr, wird auf den 280 Seiten schnell und flüssig erklärt ohne jemanden zu überfordern, der noch nicht viel von diesem Land erfahren hat.

    Aber sicherlich ist es auch gut für Menschen, die sich mit diesem Land schon mehr aus einander gesetzt haben. Dieses Buch hat einiges an Kritik an diesem Land, aber es hat trotz allem auch Seiten, wo man merkt wie liebenswert dieses Land doch eigentlich ist.

    Es zeigt sich immer wieder, dass man auch in einem armen Land gastfreundlich ist, und man überall doch auch etwas Liebenswertes findet.

    Dieses Buch eignet sich für alle Leser, die gerne einmal etwas über andere Länder erfahren und über den Tellerrand hinweg sehen wollen.

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Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen

Buchseite und Rezensionen zu 'Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen' von Yuval Noah Harari

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Format:Taschenbuch
Seiten:653
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406727863
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21 Lektionen für das 21. Jahrhundert

Buchseite und Rezensionen zu '21 Lektionen für das 21. Jahrhundert' von Yuval Noah Harari

Inhaltsangabe zu "21 Lektionen für das 21. Jahrhundert"

Gebundenes Buch
In "Eine kurze Geschichte der Menschheit" erzählte er vom Aufstieg des Homo Sapiens zum Herrn der Welt. In "Homo Deus" ging es um die Zukunft unserer Spezies. Mit seinem neuen Buch schaut Yuval Noah Harari, einer der aufregendsten Denker der Gegenwart, nun auf das Hier und Jetzt und stellt die drängenden Fragen unserer Zeit. Warum ist die liberale Demokratie in der Krise? Ist Gott zurück? Soll Europa offen bleiben für Zuwanderer? Kann der Nationalismus eine Antwort geben auf Klimawandel und soziale Ungleichheit? Was sollen wir unseren Kindern beibringen? Und können wir die Welt überhaupt noch verstehen, die wir erschaffen haben?
Yuval Noah Harari hat Millionen Leser auf der ganzen Welt in seinen Bann geschlagen. In seinem neuen Buch lädt er dazu ein, über Werte, Bedeutung und persönliches Engagement in einer Zeit voller Lärm und Ungewissheit nachzudenken. In einer Welt, die überschwemmt wird mit bedeutungslosen Informationen, ist Klarheit Macht. Doch Milliarden von uns können sich kaum den Luxus leisten, sich mit den drängenden Fragen der Gegenwart zu beschäftigen, weil wir Dringenderes zu erledigen haben. Leider gewährt die Geschichte keinen Rabatt. Wenn über die Zukunft der Menschheit in unserer Abwesenheit entschieden wird, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, unsere Kinder zu ernähren und mit Kleidung zu versorgen, werden wir und sie dennoch nicht von den Folgen verschont bleiben. Dieses Buch versorgt die Menschen nicht mit Kleidung oder Nahrung. Aber es kann helfen, die Dinge ein wenig klarer zu sehen, und damit das globale Spielfeld etwas einebnen. Wenn es auch nur ein paar mehr von uns in die Lage versetzt, sich an der Diskussion über die Zukunft unserer Spezies zu beteiligen, so hat es seine Aufgabe erfüllt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:459
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406727788
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Das Haus der Bücher

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Haus der Bücher' von Michael Paul

Inhaltsangabe zu "Das Haus der Bücher"

"Ich wollte nie wieder an das Geschehene erinnert werden und das Buch verbrennen. Doch Bücher kann man nicht mit Feuer vernichten! Sie überdauern das!" Konrad Gallinat, Buchhandelsgehilfe im Roman

Königsberg 1933 – Wilhelm Kirchner, der Inhaber der größten Buchhandlung Europas, wird von der geplanten Bücherverbrennung der Nazis herausgefordert. Gemeinsam mit seiner Nichte Emma und den beiden Mitarbeitern Konrad und Otto versucht er, so viele indizierte Bücher wie möglich zu retten. Aber auch ein geheimer literarischer Schatz soll vor dem Zugriff der Häscher versteckt werden. Doch schon bald sind die Buchhandlung, er selbst und seine Kollegen in größter Gefahr. Es beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.

Michael Paul nimmt seine Leser nach dem erfolgreichen Debütroman "Wimmerholz" diesmal mit in das alte Königsberg und das einzigartige "Haus der Bücher" am Paradeplatz.

"Ein spannender Roman voller historischer Realität. Handlung und Personen sind frei erfunden, die Geschichte hinter den dramatischen Geschehnissen aber ist erschreckend wahr und kann jederzeit wieder aktuell werden."
Jan Wiesemann, Verlag Gräfe und Unzer, München

Mit alten Fotografien der damaligen Buchhandlung, Informationen zum historischen Hintergrund und einem Vorwort von Arno Surminski.

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:376
Verlag: BookRix
EAN:
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1913: Der Sommer des Jahrhunderts (Hochkaräter)

Buchseite und Rezensionen zu '1913: Der Sommer des Jahrhunderts (Hochkaräter)' von Florian Illies
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "1913: Der Sommer des Jahrhunderts (Hochkaräter)"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783596193240
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Rezensionen zu "1913: Der Sommer des Jahrhunderts (Hochkaräter)"

  1. Ein Schlaglicht auf das Vorkriegsjahr

    Das Jahr vor dem Ersten Weltkrieg, ein Jahr voller gegenseitiger Versicherungen, dass der europäische Frieden gefestigt ist und alle Beteiligten frohen Mutes, mit neuen Ideen in die Zukunft blicken. Das Jahr 1913 wird, wenn man dem Autor Glauben schenkt, von Kunst und Liebe beherrscht. Gutgelaunt, mit festem Blick auf Wien, Paris und Berlin, zählt Illies alle Ereignisse und Befindlichkeiten zeitgenössischer Persönlichkeiten und ihrer Musen auf. Von Januar bis Dezember, von Louis Armstrong bis Graf Zeppelin, vom alten Adel bis zum vorbestraften Kunstmaler, wird der Leser weich gebettet und darf sich auf gute Unterhaltung freuen, mit vermurksten Liebesbriefen, zögerlichen Anträgen, unvorbereitete Weltreisen und Bünde, die sich schließen und im Streit wieder zerbrechen.

    In der Kunst bricht sich der Kubismus Bahn, ein erfolgloser österreichischer Maler geht in die Politik, Freud und sein Schüler Jung gehen getrennte Wege, Wien scheint eingeschlafen, Paris dafür erwacht zu sein und überhaupt scheinen alle durcheinanderzulaufen, auf der Suche nach neuen Zielen, der großen Liebe, der neuen Erkenntniss.

    Und wenn man genau hinschaut in diesem Wimmelbild (ein Dank an Wanda), dann scheint die einzige Konstante, die verschwundene Mona Lisa aus dem Louvre zu sein. Dabei hatte sie sich auch nur auf den Weg in ihre Heimat begeben.

    Und dann, mit nachlassendem Licht, schwindet auch die Hoffnung auf Frieden, tauchen erste Zweifel und apokalyptische Zukunftsvisionen in Wort und Bild auf.

    Was ist Ursache, was ist Wirkung? Diese Frage stellte sich mir in diesem Kaleidoskop des bunten Allerlei. Waren alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt, blind für das Große Ganze, oder waren alle dermaßen gelangweilt vom frommen Verlauf der Geschichte, dass der Kampfgeist heraufbeschworen wurde?

    Ich aber glaube, dass es im gemeinen Fussvolk, welches in diesem Werk keine Stimme hat, gebrodelt hat.

    Illies beschreibt mit fröhlichem Ton ein buntes, aufregendes Europa. Die Liste seiner Zeitgenossen scheint komplett, ja erschlägt zuweilen, birgt aber auch so manchen intimen Einblick, der mich staunen ließ. Der Schwerpunkt liegt auf Kunst und Kultur und nur hie und da lugt die Politik mit drohendem Unheil durch den Vorhang. Die Stimmung in der arbeitenden Bevölkerung wird völlig ausgeblendet und so könnte man schnell auf die Idee kommen, dass es mindestens zwei eigenständige Kreisläufe gegeben hat, die sich nicht auf derselben Erde gedreht haben.

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  1. 5
    26. Dez 2018 

    Die Geschichte eines Jahrhundertjahres

    Mit „1913 – Der Sommer des Jahrhunderts“ von Florian Illies habe ich in der vergangenen Woche ein Buch gelesen, um das ich mich sehr lange gedrückt habe, da ich es in dem Raster von fiktionaler Literatur und Sachbuch nur schwer einordnen konnte und mich deshalb einfach nicht entscheiden konnte. Nun habe ich es gelesen und weiß immer noch nicht, wie fiktional und/oder wie historisch/real es ist. Wie es in dieser Skala einzuordnen ist. Es präsentiert uns tatsächlich reale Einblicke in das Leben von Menschen, maßgeblich Künstlern, die Repräsentanten der im Jahr 1913 aufflackernden Moderne sind. Und bindet diese kleinen literarischen Miniaturen dann zu einem Blumenstrauß von Situationen zusammen, der in dieser Form ungemein literarisch und somit fiktional wirkt, ohne aber den realen Bezug zu der historischen Situation jemals zu verlieren, sondern im Gegenteil als Essenz alles das herauszufiltern, heraus zu liften scheint, was die Zeit ausmacht und zu dieser besonderen gemacht hat.
    Es geht darum, „die ungeheure ungleichzeitige Gleichzeitigkeit, die das Jahr 1913 vor allem ausmacht, angemessen zu schildern.“(76) schafft Illies mit dem Buch dann eine angemessene Schilderung? Schwer zu sagen. Ungewöhnlich ist sie auf jeden Fall. Er erzählt die Geschichte der Moderne „als einmal komische, mal herzzerreißende Seifenoper,“ schrieb die Washington Post. Ist das statthaft? Keine Ahnung, wieviel Vereinfachung, Glättung und auch wie viel Ersonnenes in all den von Illies geschilderten Lebenssituationen der Berühmtheiten liegen, aber egal: es bereitet ungemeines Vergnügen! Das Jahr 1913 wird darin ungemein lebendig. Das Jahr ist ein „Moment höchster Blüte und zugleich ein erstes Aufflackern des Untergangs“ (Klappentext), das Illies hier als Jahrhundertjahr schildert.
    Monat für Monat fasst Illies ungemein dicht recherchierte, besondere Szenen aus dem Arbeits- und Liebesleben von Berühmtheiten zusammen. Die große Kunst des Buches besteht dann darin, dass auf den ersten Blick Unverbundenes nebeneinandergestellt wird und dennoch zu einem Ganzen gestaltet ist und so beim Leser ankommt.
    Ich kann nur möglichst vielen Lesern raten, sich auf dieses literarische Experiment lesend einzulassen und sich köstlich unterhalten zu lassen. 5 Sterne für einen absoluten Höhepunkt meines Lesejahres 2018.

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Eine kurze Geschichte der Menschheit

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine kurze Geschichte der Menschheit' von Yuval Noah Harari
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit"

Broschiertes Buch
Der Mensch: Krone der Schöpfung oder Schrecken des Ökosystems?

Wie haben wir, Homo Sapiens, es geschafft, den Kampf der sechs menschlichen Spezies ums Überleben für uns zu entscheiden? Warum ließen unsere Vorfahren, die einst Jäger und Sammler waren, sich nieder, betrieben Ackerbau und gründeten Städte und Königreiche? Warum begannen wir, an Götter zu glauben, an Nationen, an Menschenrechte? Warum setzen wir Vertrauen in Geld, Bücher und Gesetze und unterwerfen uns der Bürokratie, Zeitplänen und dem Konsum? Und hat uns all dies im Lauf der Jahrtausende glücklicher gemacht?

Vor 100 000 Jahren war Homo sapiens noch ein unbedeutendes Tier, das unauffällig in einem abgelegenen Winkel des afrikanischen Kontinents lebte. Unsere Vorfahren teilten sich den Planeten mit mindestens fünf weiteren menschlichen Spezies, und die Rolle, die sie im Ökosystem spielten, war nicht größer als die von Gorillas, Libellen oder Quallen. Vor 70 000 Jahren dann vollzog sich ein mysteriöser und rascher Wandel mit dem Homo sapiens, und es war vor allem die Beschaffenheit seines Gehirns, die ihn zum Herren des Planeten und zum Schrecken des Ökosystems werden ließ. Bis heute hat sich diese Vorherrschaft stetig zugespitzt: Der Mensch hat die Fähigkeit zu schöpferischem und zu zerstörerischem Handeln wie kein anderes Lebewesen. Und die Menschheit steht jetzt an einem Punkt, an dem sie entscheiden muss, welchen Weg sie von hier aus gehen will.

Format:Broschiert
Seiten:528
EAN:9783570552698
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Rezensionen zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit"

  1. 5
    09. Jan 2020 

    Großartiges Buch!

    Großartiges Buch!
    Die Art und Weise wie Harari hier die wichtigsten Ereignisse der Menschheit aufzeichnet ist hervorragend. Er verliert sich seltene in Details oder reißt Themen zu oberflächlich an. Er schafft es in seiner, wie der Titel des Buches schon Selbst sagt, kurzen Beschreibung der Epochen immer genau soviel zu Sagen das es einem zum weiterdenken anregt. Sei es nun Kulturen, Religion, Glück oder Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit, am ende steht man meist grübelnd da und macht sich Gedanken. Wer am ende dieses Buches nicht wenigstens einmal seinen Alltag infrage gestellt hat und darüber hinaus im allgemeinen die Errungenschaften sowie die Schattenseiten der menschlichen Geschichte, der hat entweder nicht Richtig gelesen oder ist Selbst schon gänzlich verloren.

    Ich kann es nur jedem empfehlen. Es löst zwar keinen der aufgegriffen Fragen oder Probleme aber das ist auch nicht der Sinn und Zweck dieses Buches.
    Für jeden der auch mal über den Tellerrand hinaus Schauen will.

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Winston Churchill

Buchseite und Rezensionen zu 'Winston Churchill' von Sebastian Haffner

Inhaltsangabe zu "Winston Churchill"

Format:Taschenbuch
Seiten:208
EAN:9783499613548
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Franziska zu Reventlow: Eine Biografie

Buchseite und Rezensionen zu 'Franziska zu Reventlow: Eine Biografie' von Kerstin Decker
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Franziska zu Reventlow: Eine Biografie"

Am 25. Juli 1918 stürzt Franziska zu Reventlow in Locarno vom Fahrrad. Nach einer Notoperation stirbt sie am frühen Morgen des 26. Juli 1918 an Herzversagen – 47 Jahre alt.
Weil sie, obwohl ein Mädchen, kompromisslos »ich« sagte, wurde die junge Comtesse von ihrer Familie verstoßen und beinahe entmündigt. Die Vielliebende fand es verantwortungslos, an Männern, die ihr gefielen, vorüberzugehen. Sie streifte manchen intim, den man immer noch kennt, etwa Rainer Maria Rilke, Karl Wolfskehl oder Ludwig Klages. Zum ersten Mal wird die Biografie ihrer Lieben erzählt, denn auch Lieben sind Lebewesen: Sie werden geboren, reifen und sterben, aber nicht alle. In Kerstin Deckers ebenso tragischem wie komischen Bericht dieses Lebens bleibt vom Bild der robusten Männersammlerin fast nichts übrig. Es entsteht ein einzigartiges Mutter-Kind-Porträt und das Bild einer Frau, die eine so weltüberlegen-hochironische Prosa schrieb, dass es Männern schwerfiel, an eine Autorin zu glauben.

Format:Kindle Edition
Seiten:384
EAN:
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Rezensionen zu "Franziska zu Reventlow: Eine Biografie"

  1. Die Schwabinger Gräfin

    Fanny zu Rewentlow ist eine Frau, die auch heute noch polarisiert. Geboren als 5. Kind einer norddeutschen Adelsfamilie war sie von Kind an eine Unangepasste. Die Erziehungsmethoden prallten an ihr ab, Auflehnung und Rebellion waren ihr schon als junges Mädchen eigen und sie sollte sich nie an Konventionen halten. Um der Entmündigung zu entgehen, lebt sie einige Zeit in einer Pastorenfamilie, bereitet sich auf ein Lehrerinnenexamen vor. Die Heirat mit Walter Lübke scheint ihr ein Ausweg. Walter finanziert ihren Aufenthalt in München, wo sie Malerei studieren möchte. Aber, wie so oft, kommt ihr die Liebe – oder besser der Eros dazwischen. Bald gilt sie als der Stern der Schwabinger Boheme.
    Kerstin Decker findet dafür die Bezeichnung „ die Vielliebende“, tatsächlich ist Fanny eine Frau, die die Liebe und Leidenschaft liebt. Da mündet in viele, oft auch rein kommerzielle sexuelle Begegnungen. Ihr Leben verläuft in unruhigen Bahnen, allgegenwärtig ist die materielle Not und ist immer wieder auf Zuwendungen angewiesen. Schon lange hat sich Mann und Familie von ihr abgewendet.
    Ich hatte schon einiges von und über Franziska zu Rewentlow gelesen und war sehr gespannt auf diese Biografie. Es ist mir mit diesem Buch nicht leicht geworden. Ich empfand den Schreibstil als überbordend und sich in vielen Nebensächlichkeiten verzettelnd. Die weitschweifigen Einlassungen zu den philosophischen Gedanken der zeitweiligen Gefährten, wie Ludwig Klages waren eine echte Herausforderung an mein Durchhaltevermögen. Dazu kam, dass mir Franziska immer uninteressanter wurde, je mehr ich über sie las. Vielleicht lag es auch daran, dass die Autorin den Schwerpunkt auf das Liebesleben und die sexuelle Selbstverwirklichung Franziskas legte, aber andererseits war das auch der Schwerpunkt ihres Leben.
    Die Biografie ist detailverliebt und punktet mit vielen Zitaten aus den Briefen und Notizen Franziskas und ihrer Zeitgenossen. Die Autorin hat wirklich jeden Aspekt dieses Lebens erfasst und trotzdem konnte mich die Biografie nicht gänzlich überzeugen.

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