Influence - Fehler im System: Thriller (dtv bold)

Die meisten von uns bedienen sich ihrer tagtäglich: In Navigationssystemen zeigen sie uns den Weg, beim Onlineshopping unterbreiten sie uns auf uns abgestimmte Angebote, ja selbst Nachrichten werden von ihnen vorsortiert – Algorithmen. Ihnen zu entkommen ist all denen, die digitale Medien nutzen, heute kaum noch möglich. Und wie immer gilt: Des einen Freund, des andern Feind. Was die einen als Errungenschaft der modernen Gesellschaft feiern, beäugen andere – und zu denen zähle ich mich – eher kritisch. In ihrem 320-seitigen Sachbuch „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl. Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können“, erschienen im Oktober 2019 bei Heyne, lässt Katharina Zweig Laien hinter die Kulissen der künstlichen Intelligenz blicken, erklärt, was sich hinter Begriffen wie „Algorithmus“, „Big Data“ oder „Computerintelligenz“ verbirgt, und gibt Leserinnen und Lesern Handwerkszeug mit auf den Weg, mit dieser Entwicklung mündig umzugehen.
Das Buch besteht aus insgesamt drei Teilen, ergänzt durch einen umfangreichen Anhang, bestehend aus „Anmerkungen“ und „Glossar“. Im ersten Teil gibt die Autorin den Leser/innen Werkzeug mit auf den Weg, anhand dessen es möglich sein sollte zu entscheiden, an welchen Stellen wir als Menschen beim Einsatz von Computerintelligenz einschreiten sollten. Im zweiten Teil, betitelt mit „Das kleine ABC der Informatik“, werden grundlegende Begriffe aus der Informatik sowie ihre Arbeitsweise erklärt. Abschließend beschäftigt sich die Autorin in einem dritten Teil mit den ethischen Fragen beim Einsatz von Algorithmen: Wo können sie uns helfen, unser Leben erleichtern? An welchen Stellen haben sie ihre Grenzen? Wie steht es um ihre „Moral“? In diesem letzten Teil gibt die Autorin uns Leser/innen auch ein m.E. wertvolles Tool, die sog. „Risikomatrix“, mit auf den Weg, anhand dessen man überprüfen kann, wie sinnvoll und vor allem gefährlich bestimmte Entscheidungssysteme sind. Hier stehen vor allem Systeme im Fokus, die schädlich für den einzelnen Menschen und das soziale Miteinander sind. Und hier sieht die Verfasserin auch den Punkt, an dem der Einfluss künstlicher Intelligenz auf jeden Fall eingeschränkt oder vermieden werden sollte, nämlich wenn es darum geht, „über Menschen“, „über Ressourcen, die Menschen betreffen“ oder „die gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten von Personen“ (S. 25) zu entscheiden.
Katharina Zweigs Sprache ist leicht verständlich, und sie schafft es, auf den ersten Blick komplizierte Inhalte verständlich und kurzweilig zu kommunizieren. Anhand von Grafiken, vor allem aber von der Comic-Figur „KAI“ (der Name ist eine Zusammensetzung aus den Begriffen „künstliche Intelligenz“ und „artificial intelligence“), die mir allerdings gerade wegen ihres Comic-Stils weniger zusagt, wird das Geschriebene illustriert und verdeutlicht. Außerdem unterstützen zahlreiche Beispiele, beginnend mit Navigationssystemen bis hin zu Software wie „COMPAS“, die in den USA tatsächlich in Gerichten eingesetzt wird und Rückfälligkeitsvorhersagen von Strafgefangenen machen soll, Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen vom Einsatz vermeintlich intelligenter Computersysteme.
Letztlich haben Zweigs Ausführungen mich darin bestätigt, was ich schon immer geahnt habe: Eine „starke Computerintelligenz", die menschlichen Fähigkeiten entspricht oder diese gar überbietet, gibt es (bis jetzt) noch nicht. Alle Systeme sind so gut oder schlecht wie die Menschen und Daten, die dahinterstehen. Was auf der einen Seite beruhigen (oder einige auch frustrieren) mag, birgt auf der anderen Seite Gefahren in sich, nämlich die, dass Menschen durch solche Systeme in ihrer Freiheit und in ihrem Entwicklungspotenzial eingeschränkt und zum Spielball von Interessen anderer werden. Genau hier sollten wir als Menschen uns einmischen und wehren, wenn wir merken, dass dieses der Fall sein könnte.
Insgesamt präsentiert Katharina Zweig mit „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl“ ein informatives, gut lesbares Buch, dass auch technisch weniger versierten Menschen einen Einblick in die Welt der künstlichen Intelligenz bietet und sie somit animiert, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und dort einzugreifen, wo es nötig scheint. Allen, die dieser Entwicklung nicht hilflos gegenübertreten möchten, kann ich nur dazu raten, zu diesem Buch zu greifen.
Volltreffer
Der junge Amir arbeitet als Crowdworker, womit er eigentlich seine finanzielle Situation verbessern wollte. Schnell stellt er fest, dass er zwar viel arbeitet, aber irgendwie klappt es nicht mit dem guten Verdienst. Da kommt die Möglichkeit, bei der Politikerin Solveig Sander ein Praktikum zu machen, genau richtig. Un diese Zeit herum bekommt er einen Chip zugespielt und er vereinbart ein Treffen mit der Internetpersönlichkeit Habakuk. Dazu muss Amir nach Köln. Plötzlich scheint das gesamte Internet down zu sein. Amir erwischt gerade noch den Zug, der auch losfährt. Auch nach Köln schafft es Amir noch, obwohl er merkt, dass durch den Ausfalls des Netzes vieles nicht mehr funktioniert.
In Köln bekommt Hilfe von unerwarteter Seite, aber es lauern auch Gefahren in der schönen Stadt am Rhein. Was steckt in dem Chip? Ist das Internet noch zu retten? Amir fragt sich, ob er als Berufsanfänger überhaupt der Richtige für diese Mission ist. Er hofft, dass seine Chefin in unterstützt. Nach und nach kommt in ihm auch die Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll ist, die Server wieder auf Vordermann zu bringen.
Was man hatte, merkt man meist erst, wenn es fehlt. So ist es auch mit dem Internet. Die kleinen Hilfen im Alltag wie ein Navi oder ein Wikipedia-Eintrag, man spürt sie kaum. Doch ist das Internet nicht mehr da, und man denkt, ich mache eben mal und nichts passiert, dann wird sehr schnell klar wie selbstverständlich das Netz geworden ist und wie viel inzwischen daran hängt. Auch wenn man wie Amir manchmal wünscht, es müsste alles nochmal neu aufgesetzt werden, es ist und bleibt ein zweischneidiges Schwert. In diesem Zukunftsroman wird einem schnell klar, dass sich das Leben ganz schön schnell verändern kann und nicht zum Besseren. Diese interessante und brisante Thematik hat der Autor dazu noch in eine fesselnde Romanhandlung gepackt, die einen so schnell nicht loslässt. Man wünscht, Amir möge zur Rettung des Internet beitragen und fragt sich doch, ob man sich der Geister, die gerufen wurden, wieder entledigen kann. Spannung und Schaudern herrschen vor in diesem Roman um eine Zukunft, die es hoffentlich nie geben wird.
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