Unheiliges Land: Kriminalroman
Inhaltsangabe zu "Unheiliges Land: Kriminalroman"
In einer Siedlung im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Westjordanland wird eine Familie ermordet. Der Schabak, der israelische Inlandsgeheimdienst, ermittelt gegen die üblichen Verdächtigen, die Palästinenser. Der Fall wird als Terrorismus eingestuft. In einer Nacht- und Nebelaktion werden drei junge Männer im Flüchtlingslager Balata, in der Nähe von Nablus, verhaftet.Dany und Guy, zwei aus Frankreich stammende Polizisten von der Kripo Jerusalem, verfolgen eine andere Spur, die sie in den Bereich der Pharmaindustrie führt.
Auch Maïssa, eine palästinensische Polizistin, Tochter eines ehemaligen Mitstreiters von Yassir Arafat, hat Zweifel an der Schuld der Verhafteten. Sie begibt sich nach Nablus und stößt auf Ungereimtheiten. Dabei wird sie von Oussama, einem Freund ihres Vaters und Polizeichef von Nablus, unterstützt.
Zur gleichen Zeit kommt es in Südfrankreich zu mehreren Gewalttaten, die unter dem Einfluss von Drogen begangen wurden. Gabin, Capitaine bei der Kripo Nizza, findet heraus, dass der Drogenmarkt mit Crystal Meth überschwemmt wird, das vermutlich aus dem Nahen Osten kommt.
Trotz der verhärteten politischen Fronten zwischen Israel und den Palästinensern müssen sich die Polizisten zusammenraufen, um den internationalen Drogenring zu sprengen.
Vielschichtig, packend und auch sprachlich überzeugend
„Es gab eine Zeit, da war sie sich nicht sicher, ob ihr Mann ihr Mann war, wie man auch im Dämmerschlaf nicht weiß, ob man denkt oder träumt, ob man seinen Geist noch lenkt oder die Erschöpfung ihn in die Irre führt.“ (Zitat Seite 9)
Inhalt
Tomás Nevinson hatte schon bald klare Vorstellungen, wie seine Zukunft aussehen würde: verheiratet mit seiner Jugendliebe Berta Isla in Madrid, ein glückliches Privatleben, auch beruflich erfolgreich. Auf Grund seiner herausragenden sprachlichen Begabung studiert er in Oxford. Nach vier Jahren erwartet er ein Abschlussexamen mit Bestnoten und danach wird er, noch nicht einundzwanzig Jahre alt, nach Madrid zurückkehren. Als ihm sein Tutor den Vorschlag macht, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten, glaubt Tomás, die freie Wahl zu haben, ablehnen zu können, was er auch sofort tut. Doch knapp danach tritt ein Ereignis ein, das ihm keine Wahl mehr lässt und sein Leben und auch das Leben seiner späteren Ehefrau Berta für immer verändert. Obwohl seine Anstellung bei der britischen Botschaft in Madrid seine Reisen nach London für Berta zunächst logisch erscheinen lässt, beginnt sie, Fragen zu stellen, als seine Abwesenheiten immer länger werden und er in diesen Zeiten nicht erreichbar ist. Doch sie erhält keine Antworten, aber wenigstens die Bestätigung, dass es so ist. Dann verschwindet er im Mai 1982 spurlos, Jahre vergehen und niemand weiß, ob er noch lebt.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es nicht um die aktive Tätigkeit der Geheimdienste, sondern vor allem darum, wie dieses Doppelleben, der Wechsel zwischen unterschiedlichen Identitäten und die damit verbundenen Geheimnisse, die Menschen verändern. Themen sind politische Überzeugungen, Beziehung, Familie, Liebe und Vertrauen.
Charaktere
Tomás ist völlig verändert, als er nach dem Abschluss seines Studiums zu Berta zurückkehrt. Ihr fällt auf, dass er nie mehr über die Zukunft nachzudenken scheint, so, als stünde führ ihn alles schon fest. Seinen neuen Patriotismus kann Berta nicht teilen und sie versteht nicht, warum er sich für dieses Leben entschieden hat. Dennoch trennt sie sich nicht von ihm und als er verschwunden ist, gibt ein Teil von ihr die Hoffnung nicht auf, sie hört nicht auf, auf seine Rückkehr zu warten.
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte wird chronologisch, jedoch aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Einerseits schildert der Erzähler personal die Geschichte von Tomás, anderseits erzählt Berta Isla selbst ihre Geschichte in der Ich-Form und diese bildet den Hauptteil des Romans. So erfahren wir Lesenden zeitgleich mit den tatsächlichen Abläufen die Geschichte von Tomás in Oxford, kennen die Hintergründe für seine Entscheidung, die Berta nicht kennt. Wir kennen das Leben von Tomás in diesen Jahren, mehr, als er Berta erzählt, aber auch Bertas Leben während der Abwesenheit von Tomás, Dinge, die er nicht weiß, außer, sie erzählt es ihm. Es ist diese brillant gewählte Art, die Geschichte von Tomás und Berta zu erzählen, die für Spannung sorgt, vor allem aber auch die Problematik und Konflikte aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet, uns Lesende zu eigenen Überlegungen anregt und dafür auch Raum lässt. Denn die Sprache nimmt sich viel Zeit für Schilderungen, für die Entwicklung und Charakterisierung besonders der beiden Hauptfiguren.
Fazit
Spannend, mit einer Vielfalt an interessanten Themen, ist dieser Roman vor allem eine einfühlsame, packende Studie der menschlichen Verhaltensweisen.
Teilen