Herrn Haiduks Laden der Wünsche

Buchseite und Rezensionen zu 'Herrn Haiduks Laden der Wünsche' von Florian Beckerhoff
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4 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Herrn Haiduks Laden der Wünsche"

Er kam der Liebe wegen nach Berlin: Herr Haiduk. Er blieb, die Liebe nicht. Seitdem betreibt der in die Jahre gekommene Herr seinen winzigen Kiosk, in dem es fast alles gibt: Zeitungen und Kaffee, Geschichten und Lottoscheine. Er genießt sein ruhiges Leben, bis eines Tages die scheue Kundin Alma das Jackpot-Los über 13 Millionen Euro vor dem Laden findet und den rechtmäßigen Gewinner ermitteln möchte. Gemeinsam mit Herrn Haiduk und seinem Gehilfen Adamo macht sie sich auf die Suche: Wer ist der Glückliche? Und kann er so viel Glück überhaupt vertragen?

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag: HarperCollins
EAN:9783959671347

Rezensionen zu "Herrn Haiduks Laden der Wünsche"

  1. Auf der Suche nach dem Glück

    Herr Haiduk, ein libanesischer Flüchtling, betreibt in Berlin einen kleinen, schmalen Kiosk, den er selbst gerne als Nadelöhr bezeichnet. In dem Laden, in dem es Zeitungen, Zeitschriften, Zigaretten und einiges mehr gibt, genießt er ein ruhiges Leben. Doch eines Tages findet eine schüchterne Stammkundin, die Französin Alma Bonnefoi, vor dem Kiosk eine Lotto-Quittung. Auf den Gewinner wartet ein Jackpot über 13 Millionen Euro. Gemeinsam machen sich die beiden mit Herrn Haiduks Mitarbeiter Adamo auf die Suche nach dem Glücklichen.

    Mit „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ hat Florian Beckerhoff einen anrührenden Roman voller Wärme geschrieben.

    Meine Meinung:
    Erzählt wird aus der Ich-Perspektive in 16 Kapitel – aus der Sicht eines ehemaligen erfolglosen Autors, der die Geschichte von Herrn Haiduk erzählt bekommt. Rückblicke aus der Vergangenheit wechseln sich dabei mit Episoden aus der Gegenwart ab.

    Auffallend sind der angenehme, ruhige und liebevolle Erzählstil sowie die detaillierten Beschreibungen. Die Handlung ist nicht so spannend, wie es zunächst klingt. Die Geschichte braucht etwas, um Fahrt aufzunehmen. Dennoch wurde es mir beim Lesen nicht langweilig und ich habe den Verlauf der Handlung gerne weiterverfolgt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Lediglich das Ende hat nicht ganz meinem Geschmack entsprochen.

    Gut gefallen haben mir auch die vielfältigen Charaktere. Herr Haiduk und Alma waren mir schnell sympathisch. Daneben tauchen auch einige andere Personen auf, die die Gier auf das Geld verbindet. Sie wirken authentisch und bieten interessante Einblicke in die Gesellschaft. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob Geld wirklich glücklich macht. Durch die unterschiedlichen Charaktere regt der Roman zum Nachdenken an, sorgt jedoch auch für lustige Momente.

    Das Cover ist meiner Ansicht nach passend zur Geschichte gewählt.

    Mein Fazit:
    „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ ist ein Buch der eher leisen Töne, das mich bewegen konnte und zum Nachdenken gebracht hat. Der Roman hat mir vergnügliche Lesestunden beschert. Ich kann ihn definitiv empfehlen.

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  1. Geld allein macht nicht glücklich

    "Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich." (André Gide)
    Seit nun 35 Jahren erfüllt Herr Haiduk in seinem kleinen, unscheinbaren Kiosk, ihre Wünsche. Von Zeitungen, Süßigkeiten, Zigaretten, Feuerzeuge, Kaffee bis hin zur Lottoannahmestelle alles findet man bei ihm. In Neapel, New York oder Casablanca scheine solche Läden ja normal zu sein, aber in Berlin war dieser eher eine Seltenheit. Eigentlich hatte er sich damals wegen der Liebe entschieden nach Berlin zu kommen, aber leider hatte ihn diese schnell verlassen. Stattdessen eröffnete er diesen kleinen Laden, so klein wie ein Nadelöhr. Viele Stammkunden hat er die täglich zu ihm kommen, da ist die gläubige Frau und die Kumpel Karl und Erwin. Doch am meisten fasziniert Hr. Haiduk die stumme französische Studentin Alma, die stundenlang in Magazinen blättert. Eines Tages kommt Alma mit einer Lottoquittung, die sie gefunden hat zu Hr. Haiduk und ausgerechnet diese Quittung hat den Jackpot von 13 Millionen gewonnen. Alma möchte unbedingt den Besitzer dieses Lottoscheines finden und sie ist sich sicher, dass sie diesen erkennen wird. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer und schnell wird klar, die Suchen nach dem Besitzer wird nicht einfach werden.

    Meine Meinung:
    Das Buch von Florian Beckerhoff ist kein Sensationsbuch, vielmehr geht es um die Suche nach dem Glück bei den Menschen. Nun denkt man, mit 13 Millionen könnte man doch glücklich sein. Aber die Protagonistin Alma offenbart recht schnell, wo bei jedem einzelnen ihr Glück fehlt und das sie dies mit Geld nicht kaufen können. Der Schreibstil ist sehr flüssig und eher ruhig unterhaltsam, ein wenig erinnert mich das Buch an François Lelord Bücher von Hector. Vom Titel hätte ich mir allerdings noch etwas mehr erwartet gehabt, da hat mich das Buch schon ein wenig enttäuscht. Den mit dem Laden der Wünsche hatte es ja nicht unbedingt was zu tun. So denke ich, das dieses Buch auch nicht jedermanns Geschmack sein wird. Das Cover dagegen ist sehr schön gestaltet und man kann sich sofort den Kiosk von Hr. Haiduk vorstellen. Ich hätte mir ein bisschen mehr Tempo, noch mehr Gefühle und vielleicht auch ein anderes Ende für diese Geschichte gewünscht. Am besten hat mir die Beschreibung von Hr. Haiduks Hinterhof gefallen. Ich gebe diesem Roman 3 1/2 von 5 Sterne.

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  1. Jackpot

    Herr Haiduks kleiner Laden ist wie eine Insel der Geborgenheit im quirligen Berlin. Klein, dunkel fast wie eine Höhle ist eine Anlaufstelle für viele Sonderlinge. Haiduk beobachtet, kennt seine Kunden und mischt sich doch nie in ihr Leben ein. Da ist Alma, eine scheue junge Frau, die nie ein Wort spricht, sich lange durch Zeitschriften blättert und sich fast unsichtbar macht, bis sie mit einem Magazin und einem Päckchen Kaugummi wieder. Es gibt einen Kettenraucher, einsame Alte und viele mehr. Doch plötzlich ändert sich alles, Alma findet einen Lottoschein, einen Jackpotgewinn und möchte den Besitzer finden. Als sie einen Aushang macht, wird sie plötzlich von allen möglichen Kunden belagert. Herr Haiduk greift ein um sie zu schützen. Die Suche nach dem Gewinner bringt ganz neue Seiten seiner Kunden zum Vorschein, die Aussicht auf das große Geld macht sie zu Lügnern und gierig.

    Ein Schriftsteller der schon längst seine Hoffnungen auf einen Durchbruch aufgegeben hat und nun zurück nach Berlin kommt, besucht aus Sentimentalität den Laden und es scheint, dass nur Herr Haiduk den Glauben an seine Berufung nicht verloren hat. Er begrüßt ihn, wie einen alten Freund, als ob er nie fortgewesen wäre und beginnt ihm die Geschichte von Alma und dem Lottogewinn zu erzählen. Gleichzeitig gibt er ihm Notizbücher mit und den Auftrag die Geschichte aufzuschreiben.

    Die leise, stille Geschichte wirkt wie aus der Zeit gefallen, es ist ein Märchen und zusammen mit dem erfolglosen Autor entwickelt sich aus dieser Rahmenhandlung der Roman. Es ist eine Geschichte voller Sympathie für die Sonderlinge, die Erfolglosen und die Menschen, die noch nicht ihren Platz gefunden haben.

    Florian Beckerhoff erzählt in einfacher, aber gelungener Sprache von diesen Menschen. Es ist ein warmherziger Roman, in den man eintauchen kann. Die Empathie, mit der er Herrn Haiduk ausstattet, zeigt seine Sympathie für seine Figuren. Auch wenn die Aussicht auf Geld ihre unerfreulicheren Charaktereigenschaften zu Tage bringt, bleiben die Beweggründe verständlich und menschlich.

    Ganz zum Schluss hatte ich das Gefühl, dass das Ende des Romans etwas forciert und überhastet wirkt.

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  1. Putziger Feel-Good-Roman

    „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ von Florian Beckerhoff ist ein charmanter Roman mit teils skurrilen Charakteren, der gut unterhält und sich flüssig lesen lässt.

    Die tatsächliche Geschichte ist in eine Rahmenhandlung verpackt: Herr Haiduks ehemaliger Stammkunde Paul kehrt nach langer Abwesenheit in den Laden. Er hatte früher einen Roman veröffentlicht – mit überschaubarem Erfolg – und die Schreiberei danach aufgegeben. Herr Haiduk sieht in ihm jedoch weiterhin den Schriftsteller und erzählt ihm nun die Geschichte über das gefundene Lotto-Los und die Suche nach dem Besitzer.

    So ziemlich jeder Charakter hat in diesem Buch seine bizarren bis lustigen Eigenheiten, wodurch sich die Handlung zu einer kleinen Parade skurriler Begegnungen entwickelt. Natürlich behaupten viele Menschen, dass ihnen das Lotto-Ticket gehört, so dass nicht nur angenehme Momente entstehen.

    Die Geschichte ist wirklich unterhaltsam, nur halt nicht besonders tiefschürfend. Wir lernen kaum einen Charakter wirklich gut kennen: Der Leser erfährt ein bis zwei auffällige körperliche Merkmale sowie zwei bis drei ungewöhnliche persönliche Eigenschaften, so dass die jeweilige Person leicht wiederzuerkennen ist. So entstehen interessante Charaktere mit individuellen Eigenheiten, von denen ich zum Teil gerne mehr erfahren hätte. Die Geschichte ist sehr kurzweilig geschrieben und hat bei mir eine positive Stimmung ausgelöst. Immerhin sind die Protagonisten nicht an der eigenen Bereicherung interessiert, sondern wollen das Richtige tun (auch wenn jeder eine andere Definition davon hat, was richtig ist). Da das Buch dabei meist an der Oberfläche verharrt, hat mich die Wendung/Auflösung am Ende jedoch nicht so richtig überrascht oder bewegt. Herr Haiduk bietet gute Unterhaltung, nicht mehr, nicht weniger.

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