Cozy-Crime in der Mördervilla
Annabelle (Annie) wird von ihrer wohlhabenden Tante Frances ins Herrenhaus vom kleinen Städtchen Castle Knoll eingeladen, doch bevor sie sie kennenlernen kann, wird sie tot in ihrer Villa gefunden. Vor 65 Jahren wurde Frances auf einem Jahrmarkt prophezeit, dass jemand sie ermorden würde, deshalb hat sie in ihrem Testament verfügt, wer den Mordfall löst, erbt alles. Die Jagd auf den Mörder beginnt...
Die Story wird aus Sicht von Annie in der Ich-Perspektive in einem teilweise humorvollen und fesselnden Schreibstil erzählt. Dank Frances Tagebuch, welches Annie glücklicherweise in dem Herrenhaus gefunden hat, hat sie bei der Mörderjagd einen Vorteil und der Leser erfährt die durch die Ausschnitte was seit der Weissagung passiert ist.
Von der Autorin wurden interessante Charaktere geschaffen, wie z.B. der schrullige Stiefneffe, der ständig an unmöglichen Orten plötzlich auftaucht. Nicht nur Frances mittlerweile gealterten Freunde aus der damaligen Clique, sondern auch einige Dorfbewohner scheinen irgendwie verdächtig zu sein. Ein herrlicher Whodonit, der zum Miträtseln einlädt.
Manchmal waren Handlungsstränge nicht richtig auserzählt, dadurch empfand ich manche Szenen etwas verworren, trotzdem hat mir dieser wunderbare Cozy-Crime in schöner englischer Dorf-Idylle sehr gut gefallen.
Die Nachtfrauen
An einem zweiten Buch zu schreiben, ist garnicht so einfach. Das erste war ein Erfolg, was es auch nicht einfacher macht. Vielleicht sollte sie über die Frauen schreiben, an die sie nachts denkt. Als erstes unternimmt Mia eine Reise nach Afrika. Auf den Spuren von Karen Blixen will sie wandeln, nicht nur nachts an ihr Vorbild denken, sondern auf ihren Spuren wandeln. Was soll sie mitnehmen in eine Privatunterkunft. Welche Orte soll sie besuchen? Wird sie das Klima ertragen? Zum Glück reist es sich heute leichter als zu Blixens Zeiten. Wenn sie daran denkt, mit welchem Tross sich Karen auf den Weg gemacht hat.
Mit was für Frauen beschäftigt sich die Autorin. Viele, die sie gerne kennengelernt hätte, die aber leider nicht mehr leben. Da sind die reisenden Frauen. Sie haben sich teils alleine auf den Weg gemacht, um die Welt zu entdecken. In vorigen Jahrhunderten, in denen so etwas überhaupt nicht üblich war. Wie haben die Frauen es geschafft, die Nase in den Wind zu halten und gleichzeitig den Konventionen zu genügen. Und dann gibt es die Künstlerinnen, die malten, noch viel früher als die, die sich in die Welt wagten. Auch die Malerinnen waren ihrer Zeit voraus und haben große Werke geschaffen, die nicht gebührend gewürdigt wurden.
Im Laden könnte das Buch wegen seiner ansprechenden Umschlaggestaltung auffallen. Und der Inhalt wird dem Cover durchaus gerecht. Wie Mia ihre eigenen Erlebnisse mit denen der Frauen verknüpft, an die sie denkt. Frauen, die bedenkenswert sind, aber leider doch bis auf Karen Blicken weitgehend unbekannt. Es gefällt zu lesen, mit welcher unerschöpflichen Energie die Frauen ihrer Bestimmung folgten, egal, was ihre Umgebung dazu zu sagen hatte. Ein liebevolles Denkmal setzt die Autorin ihren Nachtfrauen. Auch wenn man sonst eher fiktionalen Stories zugeneigt ist, so dieses Werk so locker und lebendig geschrieben, dass man selbst beginnt, sich für die beschriebenen Frauen zu interessieren. Ein empfehlenswertes Buch, das mal einen Ausflug in ein anderes Genre bietet.
Teilen