Het effect van Susan

Ein Mann rast mit seinem Auto den Hügel hinunter in ein Schaufenster. Erst bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Mann bereits tot war. Nur wenig später wird in einer Feuerstelle eine Leiche gefunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Frieda Klein dagegen ist verschwunden. Ihre Freunde Josef, Reuben, Karlsson, ihre Nichte Chloë und sogar ihre Katze warten. Frieda ist einfach nicht da. Die Kriminologie-Studentin Lola sucht nach einem Thema für ihre Prüfungsarbeit. Gemeinsam mit ihrem Professor kommt sie darauf, dass Frieda Klein ein gutes Thema abgeben würde. Von diesem Thema ist Lola eigentlich eher gelangweilt, bis sie bei ihren Nachforschungen auf eine Mauer des Schweigens trifft.
Der lange erwartete Showdown zwischen Dr. Frieda Klein und dem Mörder Dean Reeve. Es ist eines dieser Bücher, die man lange erwartet und die man dann kaum lesen möchte, um den Abschied von Frieda Klein noch etwas hinauszuzögern. Natürlich überwiegt irgendwann die Neugier, was das Autorenteam für Friedas letzten Auftritt in petto hat. Zunächst einmal ist Frieda verschwunden. Die Polizei wird mit einer Mordserie konfrontiert, die nicht unbedingt auf einen Zusammenhang mit Reeve hindeutet. Würde sich Lola nicht auf die Suche nach Frieda machen, bliebe die Frage, ob Frieda überhaupt auftauchen würde. Doch Lola hat ihr Studienfach schon richtig gewählt.
Man wartet eine Weile auf Friedas Auftritt, man beschäftigt sich mit den Morden und fragt, wo bleibt sie nur. Und wenn sie da ist, dann ist auch ihre trockene, aber doch äußerst feinfühlige Art wieder da. Frieda, die alleine bleibt, die sich nicht anvertraut, um ihre Freunde zu schützen. Die lieber selbst aus der Deckung kommt, ehe einer ihrer Lieben, von denen sie das nie zugeben würde, in Gefahr gerät. Doch wie will sie gegen den scheinbar übermächtigen Reeve bestehen, der sie schon seit Jahren nicht loslässt. Gebannt inhaliert man dieses Buch, liest jeden Satz in der Hoffnung, die Polizei möge schneller sein, Frieda möge ihre Freunde, aber auch sich selbst retten.
Friedas Wanderungen zu den vergessenen Flüssen Londons werden unvergessen bleiben.
4,5 Sterne
Sie sind starke Frauen. Janet, die ihren Mann verlässt, nachdem er sie betrogen hat. Ellen, die sich wieder einen Job sucht, nachdem sie erfahren hat, dass sie keine Kinder bekommen kann. Francis, die nach ihrer Scheidung durchstartet. Laura, erfolgreich im Nachrichten TV. Maddie, erfolgreich als Kolumnistin. Sie sind auch sehr unterschiedliche Frauen, die einen sehen mehr den beruflichen Erfolg, während andere sich eine Familie wünschen. Und dann ist da noch Lauras Wohnungspartnerin und Kellnerin Angie, die eigenartigerweise gerade die Ehemänner einiger der anderen besser kennt. Ausgerechnet sie ist in der Gesellschaft eines dieser Ehemänner, als dieser bei einem Unfall mit einem Grill zu Tode kommt.
Kleine Rückblicke in die Vergangenheit schüren einen Verdacht. Sie sind jedoch so geschickt eingestreut, dass eine vermeintlich klare Sache mit immer größerer Unsicherheit betrachtet wird. Wer sind die Frauen? Worauf gründet ihre Freundschaft oder auch ihre Feindschaft? Nicht alle sind miteinander befreundet. Welcher Art sind die unterschwelligen Beziehungen? In welche Richtung gehen die oberflächlichen Strömungen? Männer sind da häufig echt einfacher gestrickt, sie geben eine klare Kante. Die Metamitteilungen zwischen Frauen sind dagegen manchmal schwer zu lesen.
In ihrem bereits 2012 erschienen Roman macht es die Autorin den Lesern nicht ganz leicht. So richtig sympathisch werden ihre Heldinnen bis auf wenige Ausnahmen nicht. Und die Männer kommen noch schlechter weg, denn meist wirken sie wie Frauenverächter, die schließlich nur auf Sex aus sind. Man ist geneigt, sich doch wieder auf die Seite der Frauen zu schlagen, denen man etwas besseres wünscht. Aber sollten sie da nicht selbst aktiv werden? Aufstehen? Offen und ehrlich und nicht nur hintenrum und Strippen ziehend? So wie man es häufiger antrifft zieht sich dieses Buch am Anfang etwas, doch man sollte nicht aufgeben, denn je weiter man liest, desto mehr genießt man das Verwirrspiel, dem einen die Autorin unterzieht. Möglicherweise möchte man nur wenige der Akteure näher kennenlernen, doch diesen durchaus ansprechenden Thriller wird man schon in positiver Erinnerung behalten.
3,5 Sterne
Im Oktober vor einem Jahr ist der FBI-Berater Thomas Prescott bei einem Einsatz nur knapp dem Tod entronnen. Und nun hat ein Autor über die damalige Mordserie ein Buch geschrieben, das nach Prescotts Meinung nicht den Tatsachen entspricht. Der Serienkiller, der ein Jahr zuvor acht Frauen getötet hat, gilt als tot. Prescott jedoch ist sich sicher, der Killer ist noch am Leben und auf der Flucht. Doch niemand glaubt ihm. Und Prescott ist drauf und dran, die Ermittlungen auf eigene Faust wieder aufzunehmen. Die Lage ändert sich als eine Frau aus Prescotts Umfeld grausam zerstückelt wird.
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Neuauflage dieses Erstlingswerks zum 10-jährigen Jubiläum. Der Autor war beim Schreiben des Romans Anfang zwanzig. Zwar ist sein Charakter Thomas Prescott bereits Anfang dreißig, doch das jugendliche Alter des Autors scheint sich in den Eigenschaften seines Protagonisten widerzuspiegeln. Als nämlich Frauen aus Prescotts Umfeld geschützt werden sollen, fallen ihm auf die Schnelle 27 Personen ein. Darunter befindet sich selbstverständlich auch seine Schwester Lacey, die an Multipler Sklerose erkrankt ist. Um sie kümmert sich Thomas wirklich rührend. Wie er seine Frauengeschichten verwaltet ist dagegen schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Die Idee einen Fall nach einem Jahr wieder aufleben zu lassen, ist allerdings spannend ausgearbeitet. Wenn man auch manchmal nicht richtig nachvollziehen kann, wie Prescott zu seinen Lösungsansätzen kommt, bleibt dieser Thriller doch fesselnd und zügig zu lesen. Ob es der etwas reichlichen Anzahl an Toten bedarf, mag dahin gestellt bleiben. Bis zum Schluss bleibt man neugierig, dem Täter das letzte Geheimnis zu entreißen.
Ein insgesamt angenehm zu lesendes Erstlingswerk, dessen Humor einem Nicht-Muttersprachler nicht immer ganz leicht zugänglich ist, dass aber nie an Spannung vermissen lässt.
Der Schnorrer
Einst als literarisches Talent gefeiert, ist Paul Morris heute nur noch ein gescheiterter Autor, dem es nicht mehr gelingt, irgendetwas zu Papier zu bringen. Lieber hütet er für einen Freund das Haus ein und schlägt sich auch sonst so durch, ohne viel Fleiß und Engagement für irgendetwas aufzubringen. Als er durch einen alten Freund die verwitwete und offensichtlich wohlhabende Alice kennenlernt, kommt es Paul wie ein Volltreffer vor. Fortan bemüht er sich, bei Alice zu punkten. Als sie, ihre Familie und ein paar weitere Freunde auf eine griechische Insel wollen, um den Sommer dort zu verbringen, setzt Paul alles daran mitzukommen, obwohl er nicht wirklich eingeladen wurde.
Mit der Wahrheit nimmt es Paul nicht so genau. Irgendwie ist er immer damit durchgekommen und auf die Füße gefallen. Im Moment sieht es allerdings nicht gut aus, die Schreiberei läuft nicht, die Wohnung muss er aufgeben und er muss wieder zu seiner Mutter ziehen, weil er sonst nicht über die Runden kommt. Da scheint die neue Bekanntschaft mit der fast gleichaltrigen Alice fast ein Segen, obwohl Paul eigentlich auf jüngere Frauen steht. Häufig hat er da nur kurze Abenteuer, wobei es ihn nach der Trennung schon Mühe kostet, sich überhaupt zu erinnern.
Ein rechtschaffen unsympathischer Typ ist dieser Paul. Man möchte ihn ebenso schnell ablegen wie er seine Frauen. Geschieht ihm recht, denkt man. Und dann beginnt man mit dem Philosophieren über das, was einer verdient hat oder ob er es verdient hat. Was richtig ist, was falsch. Doch wie heißt es, wer ein Mal lügt, dem glaubt man nicht. Wäre Paul noch nicht mal ein wahrhaft guter Mensch, nur etwas weniger gedankenlos und oberflächlich, wäre er nicht in diese Situation gelangt. Bemitleiden mag man ihn wirklich nicht. Doch so wie man zu Beginn meint, sich auf die Seite der anderen schlagen zu wollen, so gibt auch deren Verhalten Anlass zu bedenken. Auch wenn es vielleicht gerechter erscheinen mag, manchmal ist man einfach nicht selbst zuständig. Ein Buch, das nervt, weil niemand richtig sympathisch ist, das aber gerade deshalb länger beschäftigt als zunächst gedacht.
3,5 Sterne