Im Wahn: Die amerikanische Katastrophe

Dass Hasnain Kazim als Journalist hasserfüllte Leserpost bekommt, ist nicht überraschend – zumal er über heikle Themen schreibt und einen fremd klingenden Namen trägt. Überraschend ist jedoch seine Reaktion auf diese Zusendungen. Statt die Ergüsse der Wutbürger einfach wegzuklicken, antwortet er den Briefschreibern schlagfertig und witzig, woraus sich immer wieder erhellende Dialoge ergeben. Mit Auszügen aus dieser Korrespondenz, die er unter anderem auf Facebook zum Besten gibt, hat sich Hasnain Kazim eine begeisterte Fangemeinde erschrieben. In diesem ebenso unterhaltsamen wie klugen Hörbuch zeigt er, warum man den Hass und den Schwachsinn, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte.
"Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!"
Wer für Zeitschriften wie 'Der Spiegel' schreibt, muss mit Worten umgehen können. Dass Hasnain Kazim dies kann, steht außer Frage - immerhin war er bis Ende 2019 14 Jahre lang als Journalist für das Unternehmen tätig, 11 Jahre davon als Auslands-Korrespondent. Dass seine Artikel ein höheres Niveau als beispielsweise das einer 'BILD'-Zeitung haben, versteht sich von selbst.
Der Journalist nimmt für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund - weder in seinen Artikeln noch in zahllosen Posts in den sozialen Medien. Doch trifft dies auch auf viele Kommentare und Mails zu, die Hasnain Kazim als Resonanz auf seine Beiträäge erhält. Ermutigt durch die Anonymität im Internet, kommt es hier immer wieder zu offenen Anfeindungen, Verunglimpfungen und Unterstellungen.
" 'Vergiss nicht, dass dein Satz eine Tat ist', hat der französiche Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry einmal geschrieben. Ein Satz, der in Zeiten von offener Hetze und blankem Hass im Internet keine Gültigkeit zu haben scheint."
Doch hat Hasnain Kazim beschlossen, mit seiner schärfsten Waffe gegen die Hassmails anzugehen: mit Worten. Im Netz antwortet er immer wieder auf tumbe Parolen und wickelt die Hasstreiber dabei in ein Geflecht aus Argumenten, dass denen letztlich meist die Lust aufs Diskutieren vergeht. Zur Not bleibt auch noch die Möglichkeit, die gänzlich Uneinsichtigen zu blockieren, so dass einem weitere Antworten erspart bleiben.
Etliche dieser Auseinandersetzungen wurden nun in diesem Hörbuch versammelt und thematisch geordnet. 2 Stunden und 10 Minuten lang kann der Hörer staunend den Schlagabtausch verfolgen, der sich zwischen den einleitenden Worten des Autors und einem Schlusswort ersteckt. Der Islam, die AfD, der Osten, die 'Leitkultur' und 'richtige Deutsche' sowie die Türkei sind einige der ausgewählten Themen.
"Islamisten und Neonazis sind Geschwister im Geiste (...) Beide Gruppen sind - auf ihre eigene Art - rechte Extremisten."
Hasnain Kazim beweist hier, dass er um Worte selten verlegen ist. Öffentlich führt er die Hasstreiber vor, setzt sie oftmals mit einer reichlichen Portion Ironie schachmatt und führt die oft wenig einfallsreiche Argumentation mit einigen spitzen Worten ad absurdum. Bei allem Amüsement jedoch bleibt es erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit heutzutage ungestraft im Netz rumgepöbelt werden kann und sogar ganz offen Morddrohungen ausgesprochen werden können, ohne dass juristisch dagegen angegangen werden kann.
Einen großen Part der Lesung übernimmt Hasnain Kazim selbst, einige Passagen werden gelesen von Catheln Gawlich, Bjarne Mädel und Bernhard Schütz. Angesichts der beinahe täglichen Flut an derlei 'Zuschriften' erscheint es wie eine Sisyphusaufgabe, darauf konsequent zu antworten. Doch hat Kazim wohl Recht mit der Überlegung, dass man ansonsten den Hass akzeptieren würde. Also: weiter so!
© Parden
Was für ein Mensch möchtest du sein?
Der lange Buchtitel, der einem Aufruf gleichkommt, hatte mich direkt angesprochen und so wollte ich herausfinden, ob ich so open-minded bin, wie ich mich fühle oder ob es anders um mich bestellt ist. Und Überraschung: da ist noch ganz viel Luft nach oben bei mir.
Alice Hasters schildert aus ihrer Jugend in den 90ern, in denen auch ich groß geworden bin und schnell wurde mir beim Lesen klar, wieviel anders aufgrund der äußeren Umstände unsere Jugend war, obwohl wir beide als Deutsche in Deutschland aufgewachsen sind. Alle Medien, die ich als Kind komsumiert habe, egal ob Zeitschriften, Bücher, Filme, Serien, etc. alles war weiß geprägt. In der heutigen Zeit ist das zum Glück etwas anders, aber es ist ein Unterschied, ob man sich mit dem was einem umgibt identifizieren kann oder eben nicht.
Die aus dem Leben gegriffenen Szenen nehmen einen schon mit, denn so etwas hat man selbst nicht erlebt. Klar war man als Teenager nicht vor Mobbing geschützt, aber dies hat einen ganz anderen Stellenwert als das was die Autorin erlebt hat.
Als Leserin, die sich als offen und tolerant empfindet, musste ich auch schnell feststellen, dass Klischees fest in meinem Kopf verankert sind. Das was die Gesellschaft einem immer wieder zeigt, dass gilt in der eigenen Wahrnehmung auch irgendwann als gesetzt. Das ist wirklich sehr schade, weil man vieles leider nicht hinterfragt, wenn man davon nicht betroffen ist.
Als jemand, der im Dorf aufgewachsen ist und jetzt in einer Kleinstadt lebt, kann ich Begegnungen im Alltag mit BIPoC an einer Hand abzählen. Das stimmt einen schon sehr nachdenklich.
An die gegenderte Sprache gewöhnt man sich im Übrigen mit der Zeit. Ich empfinde es nur als logisch, dass man bei einem solchen Buch und Thema das genauso macht und nicht anders.
Ich habe dieses Buch innerhalb eines Tages regelrecht weggesuchtet und kann nur sagen, dass man es unbedingt gelesen habe sollte, da es einem die Augen öffnet bezüglich seines eigenen Verhaltens.
Fazit: Ein wichtiges Buch, welches einen großen Mehrwert für mich hat. Bitte lest es!