Rezensionen zu "Am Ende aller Zeiten"
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Endzeit auf hohem Niveau
FISCHER-Tor wurde groß als die neue Science Fiction- und Fantasy-Marke der Fischer Verlagsgruppe angekündigt. Tor, die am internationalen Markt schon seit den 80ern Bestand haben, können auf Veröffentlichungen von großen Namen wie Orson Scott Card oder George R. R. Martin zurückblicken. Gute Voraussetzungen also für eine neue, interessante Marke in der deutschen Verlagslandschaft.
„Am Ende aller Zeiten“ sprach mich, als altgedienten Freund von Endzeit-Szenarien, dann auch mit dem Klappentext schon unmittelbar an. Der gute Eindruck verstärkte sich unmittelbar auf den ersten Seiten. Entgegen vieler gleichartiger Romane setzt Adrian J. Walker hier nicht auf eine Welt, die schon völlig hinüber ist, sondern wirft den Leser in die letzten Stunden unmittelbar vor den verheerenden Einschlägen. Dadurch kommt natürlich gleich zum Start ordentlich Tempo und Spannung auf. Man muss allerdings sagen, dass besonders Tempo seltener im Roman zu finden ist. Der Fokus liegt eher auf der zwischenmenschlichen Komponente der Gruppe von Überlebenden, die man auf ihrem 500 Meilen weiten Marsch nach Cornwall begleitet. Dabei präsentiert sich das Buch wie eine Mischung aus einem kleinen Teil „Todesmarsch“ von Stephen King und einer (offensichtlichen) Menge „The Road“ des unvergleichlichen Cormac McCarthy. Bei aller Schlagseite bewahrt es sich aber doch genügend Eigenständigkeit. Besonders hervorzuheben ist dabei die vom Anfang bis zum Schluss sehr starke Atmosphäre, die „Am Ende aller Zeiten“ versprüht. Ein Ringen der Emotionen zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Selbstaufgabe in einer Welt, bei der vor allem der gesellschaftliche Zusammenbruch erschreckend realistisch geschildert wirkt. Garniert wird die Geschichte mit einem hochdramatischen Schlussteil, der sitzt wie eine gut gezielte Backpfeife.
Stark sind auch die Figuren. Zwar kann ich mir gut vorstellen, dass besonders Hauptfigur und Ich-Erzähler Ed streckenweise ziemlich polarisierend wirken dürfte, mir für meinen Teil hat er jedoch sehr gut gefallen. Im Verlauf der Geschichte macht der eigentlich äußerst negative und menschenfeindliche Herr eine Entwicklung durch, die zwar wegen seiner Ansichten mitunter extrem wirkt, mit Blick auf die Ereignisse aber durchaus realistisch scheint. Walker stellt ihm eine kleine Gruppe von Begleitern zur Seite, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zwar stehen sie zu Beginn noch etwas blass da, werden nach und nach aber immer mehr mit einer Hintergrundgeschichte versehen. Diese Rückblicke und Entwicklungen sorgen dafür, dass der Autor mich sehr an seine Charaktere binden konnte. Besonders der Tod eines Mitstreiters ging mir dann tatsächlich ziemlich nahe. Das schaffen nicht viele Autoren, Chapeau, Mr. Walker!
Auch stilistisch kann ich mich nicht beschweren. „Am Ende aller Zeiten“ liest sich sehr flüssig und ist jederzeit gut verständlich. Adrian J. Walker drückt hier und da mal aufs Gaspedal, ohne aus seinem Buch jedoch einen Actionthriller zu machen. Der Fokus liegt auf dem Figurenaufbau und der Spannung, die in den einzelnen Episoden immer mal wieder kleine Höhepunkte erfährt. Die Übersetzung weiß zu gefallen. Ich war zunächst etwas kritisch, als ich gelesen habe, dass gleich zwei Übersetzer mit dem Buch betraut waren, aber der Übergang von Nadine Püschels und Gesine Schröders Arbeit ist fließend und unauffällig.
Fazit:
„Am Ende aller Zeiten“ wird mit Sicherheit nicht mein letztes Buch aus dem FISCHER-Tor-Verlag gewesen sein. Die Geschichte ist toll erzählt, die Figuren sind sehr interessant und werden im Lauf der Geschichte immer vielschichtiger. Warum also nicht die volle Punktzahl? Nur aus einem einzigen Grund: Stellenweise sind mir die Parallelen zu „The Road“ dann doch etwas zu offensichtlich. Aber um ehrlich zu sein ist das in diesem Fall meckern auf ganz hohem Niveau.
Rezensionen zu "Zwei Seiten einer Mauer"
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Rezension zu "Zwei Seiten einer Mauer"
Inhaltsangabe:
Im Jahr 2033: Der Jugendliche Theo wächst in einer Stadt hinter einer sehr hohen Mauer auf. Wer innerhalb dieser Mauer lebt, der braucht nichts befürchten. Denn draußen leben die Infizierten, die nur den Tod bringen. Innerhalb der Mauern leben die Menschen in Frieden, aber entbehren einiger Dinge: z. B. Batterien und Glühlampen. Elektrische Geräte können aufgrund von Ersatz-Teil-Mangel nicht mehr repariert werden und Strom sowie Lebensmittel werden rationiert.
Während Theo mit seinen Freunden Pitz und Hanna eher gelangweilt zur Schule geht und somit auf ein hartes und entbehrungsreiches Leben innerhalb dieser Gemeinschaft vorbereitet wird, passieren unerklärliche Dinge. Eines spät abends, als sich Theo mit seinen Freunden in der Nähe der Mauer aufhält, fährt ein Transporter hinaus durch das Tor, das doch eigentlich nie geöffnet werden soll. Und woher haben sie das Benzin? Denn es gibt ja keines mehr.
Als Theo seinen Nachbarn Tom darum bittet, mal diskret nachzufragen, warum nachts Transporter durch das Tor fahren, verschwindet dieser plötzlich. Theo sieht sich trotz der Warnung seines Vaters gezwungen, den Dingen nachzugehen und kann zum ersten Mal in seinem Leben die Welt jenseits der Mauer entdecken.
Mein Fazit:
Eine spannende Geschichte, das man so erstmal nicht erwartet. Mein großer Dank geht an den Autor, der es mir durch das kostenlose Lese-Exemplar ermöglich hat zu lesen.
Das Cover wirkt dem Thema entsprechend, aber doch auf etwas kindliche Art. Und es beschreibt wunderbar eine Szene zum Anfang des Romans, wo Theo auf der Mauer sitzt und zwar über sein Fernweh grübelt, sich dennoch der Gefahren durch die Infizierten sehr wohl bewußt ist! Er hört sie, wie sie versuchen, die Mauer emporzuklettern. Aber das ist noch keinem gelungen. Zugegeben, diese Stelle erinnert mich doch sehr stark an den Film von „I am Legend“. Sei es drum …
Der Anfang war für mich etwas anstrengend durch die vielen Informationen, die dem Leser mitgeteilt werden. Theo lebt mit seinen Eltern in der Stadt, die namentlich nicht genannt wird, sich aber offensichtlich auf einem deutschsprachigen Boden befindet. Denn alle Namen sind durchweg deutschen Ursprungs. Es gibt auch kleine Rückblenden, was früher alles möglich war und wie eingeschränkt das Leben nun „nach dem Ausbruch“ ist. Eine Besonderheit, die mir aufgefallen ist: Theo hat seine Eltern mit Namen angesprochen, nie mit Kose-Namen.
Theo ist vom Leben eher gelangweilt und wünscht sich mehr Aufregung. Er ist heimlich in Hanna verliebt und sein Freund Pitz dient immer als Alibi, wenn er bis kurz vor der Ausgangs-Sperre auf der Mauer gesessen hat. Was sie dann eines Abends am Tor entdecken, verändert sein Leben auf dramatische und unverrückbare Weise.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, Theos Welt wurde nicht zu sehr detailiert beschrieben, aber man konnte sich durchaus ein Bild davon machen, wie trostlos das Leben dort ist. Obwohl genug zu Essen vorhanden scheint, werden die Rationen noch mehr gekürzt. Und alle sind sie am Arbeiten, nicht nur in der ihnen zugewiesenen Tätigkeit, sondern noch darüber hinaus. Die Figuren haben gute Profile und besitzen eine gewisse Tiefe. Sie sind für mich greifbar, außer Hanna erscheint mir da etwas blass. Aber für die Geschichte ist es dies nicht weiter tragisch.
Der Spannungsbogen wird stetig aufgebaut und mündet in einem Finale, das mich kurz aufschrecken ließ. Ich hatte das so nicht erwartet. Noch ein großer Pluspunkt, für mich war die Geschichte kaum vorhersehbar! Und das Ende der Geschichte lässt darauf hoffen, das es womöglich noch eine Fortsetzung gibt.
Von mir bekommt die Geschichte volle fünf Punkte.
Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen!
gelungener dystopischer Serienbeginn
Station 8 liefert ein interessantes, dystopisches Science Fiction Setting, dessen Potential hoffentlich in den folgenden Teilen ausgeschöpft wird.
Inhalt:
Die Erde steht seit fast 70 Jahren still, wodurch sich halbjährige Zyklen von unerträglicher Hitze und unglaublicher Kälte abwechseln. Die Menschheit ist auf die Bewohner von 12 Stationen geschrumpft, die isoliert voneinander ihr Leben meistern. Auf Station 8 beginnt gerade wieder der "Sommer" und neben den ihn feiernden Festlichkeiten gibt es schlechte Nachrichten von einer anderen, sowie seltsame Vorgänge auf der eigenen Station. Das Überleben der 1288 Bewohner scheint auf einmal gar nicht mehr so sicher zu sein.
Cover:
Das sehr stimmungsvolle Cover passt perfekt zu der Science Fiction Serie. Ein Ausblick aus der Station auf die verschneite, menschenfeindliche Umgebung. Perfekt getroffen!
Gut gefallen haben mir Vorwort und Anhang, sowie der grafische Rahmen der einzelnen Seiten.
Setting und Stil:
Das Setting ist hervorragend bedrohlich und fordert die Bewohner der Station auf das Äußerste. Gefährlicher kann ein Endzeitszenario kaum sein. Nach dem ersten Teil ist noch nicht klar, wie es überhaupt zu den Stationen gekommen ist, welchen Zweck sie haben und wie die Pläne für den Rest der Menschheit aussehen. Spannend und zum miträtseln und mitspekulieren anregend.
Die Handlung wird aus der Sicht unterschiedlicher Charaktere erzählt. Diese verschiedenen Sichten und die unterschiedlichen Ansichten und Ausdrucksweisen der Charaktere werden dabei gut getroffen. Ein flüssiger Schreibstil, der mir gut gefällt, das Wissen über die Station und die dortigen Bedingungen problemlos vermittelt und den Charakteren viel Raum lässt.
Charaktere:
Fünfzehn der 1288 Charakteren begegnet man im Verlauf der Handlung, wobei meistens aus der Sicht Henry Peytons und seiner Familie erzählt wird. Die Hauptcharaktere wachsen einem schnell ans Herz, wobei ein unsympathisches Individuum natürlich nicht fehlen darf. Ich kann mir gut vorstellen, mehr Zeit mit Henry und seinen Kindern zu verbringen, um mit ihnen die Geheimnisse der Station zu ergründen. Dank der Kürze des ersten Teils bleibt es beim oberflächlichen Begegnen mit den Charakteren, die alle sehr schön unterschiedlich zu sein scheinen.
Geschichte:
Auch die Geschichte wird nur oberflächlich angekratzt. Es gibt eine außergewöhnliche Bedrohung für die Station, eine andere Station meldet sich nicht, der Sommer steht an, es wird gefeiert und die Felder müssen bestellt werden. Viele Schauplätze, die erst in den nächsten Teilen ihr volles Potential ausschöpfen werden. Da die einzelnen Folgen mindestens zwei Monate auseinander liegen werden, die Seitenanzahl gleichbleiben wird, befürchte ich, dass es einige Folgen brauchen wird, bis die Handlung in Schwung kommt. Ob das der geneigte Leser mitmacht? Das Potential ist sicher da.
Fazit:
Dominique Stalder ist mit seinem Ausflug in die Science Fiction ein vielversprechender Serienbeginn gelungen. Mir gefällt das Setting und die Charaktere. Die Bedrohungen sind nachvollziehbar und laden zum miträtseln ein. Ob ich als Leser allerdings nach zwei Monaten Wartezeit auf den nächsten, kurzen Teil wieder einsteigen werde, weiß ich nicht. Mir persönlich ist dann das Warten auf den bestimmt folgenden Sammelband lieber. Aber es gibt sicher genug Leser, die das Format mögen und gespannt auf das Buchrückenbild sind, dass sich aus den einzelnen Bänden ergeben wird.