Ungezähmt

Vorab - man muss schon ein eingefleischter Fußballfan sein, damit einem dieses Buch gefällt - zumindest denke ich, dass es Personen, die dem Fußballsport nicht so viel abgewinnen können, nicht so zusagen wird.
Mir als Fan dieser Sportart, hat das Buch sehr gut gefallen - sehr interessant werden die Thematiken der Politik im Fußball angeführt. Vor allem nach dem Teil über die deutsche Ultras wird klar, was ich bisher nicht so ganz verstanden habe. Auch wird die Macht erläutert, die von Ultra-Gruppen auf die Politik ausgeübt wird.
Man merkt, dass der Autor viel Zeit in die Recherchen investiert hat - ausgezeichnet recherchiert und im guten Schreibstil wird das Wissen weitergegeben. Er war für die Recherchen viel unterwegs, und hat auch Personen getroffen, die im verborgenen agieren.
Das Buch ist keine einfache Kost - aber vermittelt viele interessante Fakten - von mir gibt es eine Empfehlung für Leute, die an der Thematik interessiert sind.
Der Schweizer Journalist und Autor Constantin Seibt schrieb von Mai 2012 bis Juli 2014 auf der Webseite des Tages-Anzeiger Zürich seinen Blog "Deadline". Dieses Buch enthält eine überarbeitete Auswahl an Texten aus diesem Blog.
Auf der Suche nach Tipps zum besseren Schreiben von Texten bin ich auf dieses Buch gestoßen. Leider ist es nicht ganz das, was ich gesucht habe, weil sich die Tipps und Tricks in der Hauptsache auf Zeitungsartikel, Reportagen oder Kolumnen, also journalistische Arbeit, beziehen. Aber das Buch bietet interessante Einblicke in die Welt der Printmedien und Zeitungsverlage, die ja seit dem Erstarken der Online-Angebote mit dem Überleben zu kämpfen haben. Seibt schreibt fluffig und gut lesbar, entwickelt aber im Verlauf des Buches einen gewissen oberlehrerhaften Ton. Er hat für seine Tätigkeit als Journalist schon einige Preise gewonnen, unter anderem wurde er 2013 zum Kolumnisten des Jahres in der Schweiz gewählt, aber das lässt er leider zwischendurch auch etwas raushängen.
Wie schon gesagt ist das Buch für meine Zwecke eher ungeeignet, da ich nicht journalistisch tätig bin und meine Texte nur für den Hausgebrauch (Rezensionen!) bestimmt sind, aber den ein oder anderen Tipp konnte ich schon mitnehmen.
Ich habe mich schon sehr oft mit den Rechten der Frau, Feminismus, Gleichberechtigung und ähnlichem beschäftigt, aber noch nie wie es eigentlich bei den Männern aussieht. Als ich dann über dieses Buch stolperte, mit der sehr dominanten Aussage "Sei kein Mann", war meine Neugier ungemein groß. Was ich bekam war so viel mehr als ich erwartet hatte.
In diesem besonderen Sachbuch thematisiert Herr Bola wie Männer in unserer Gesellschaft und auch in anderen Kulturen erzogen werden. Was dürfen sie? Was dürfen Jungs auf keinen Fall machen, um nicht als Weichei zu gelten?
Da ich kein Mann bin, war mir vor dieser Lektüre gar nicht bewusst, dass viele Eigenarten und Eigenschaften des männlichen Geschlechts anerzogen sind von der Familie, in der er groß wird. Und wenn man beim Lesen selbst in sich hineinhorcht, dann merkt man auch schnell, dass man selbst auch die bekannten Klischees schlichtweg erwartet.
Besonders fand ich, dass der Autor absolut Recht damit hat, dass Feminismus nicht nur für Frauen ist, sondern auch für Männer eine gerechtere Welt schafft. Nur wenn Frauen gleichberechtigt sind, dann fällt auch der Druck von den Männern ab.
Spannend fand ich zum Schluss auch die zehn Handlungsanweisungen, damit eine Abkehr vom heutigen Bild des Mannes überhaupt denkbar ist.
Die erwähnten Studien zu Themen wie Gewalt, Suizid und ähnlichem war ungemein interessant.
Etwas zu kämpfen hatte ich mit den Begrifflichkeiten, da der Autor doch recht häufig Fremdwörter benutzt, die ich für ein besseres Verständnis nachgeschlagen habe und dann war der Lesefluss etwas gestört.
Auch wenn dieses Sachbuch nicht so seitenstark ist, hatte es für mich einen immensen Mehrwert, da es mir die Augen geöffnet hat.
Fazit: Hier lernt man noch was und kann vielleicht die Welt der Männer etwas besser verstehen. Klare Leseempfehlung. Klasse!
Was für ein Mensch möchtest du sein?
Der lange Buchtitel, der einem Aufruf gleichkommt, hatte mich direkt angesprochen und so wollte ich herausfinden, ob ich so open-minded bin, wie ich mich fühle oder ob es anders um mich bestellt ist. Und Überraschung: da ist noch ganz viel Luft nach oben bei mir.
Alice Hasters schildert aus ihrer Jugend in den 90ern, in denen auch ich groß geworden bin und schnell wurde mir beim Lesen klar, wieviel anders aufgrund der äußeren Umstände unsere Jugend war, obwohl wir beide als Deutsche in Deutschland aufgewachsen sind. Alle Medien, die ich als Kind komsumiert habe, egal ob Zeitschriften, Bücher, Filme, Serien, etc. alles war weiß geprägt. In der heutigen Zeit ist das zum Glück etwas anders, aber es ist ein Unterschied, ob man sich mit dem was einem umgibt identifizieren kann oder eben nicht.
Die aus dem Leben gegriffenen Szenen nehmen einen schon mit, denn so etwas hat man selbst nicht erlebt. Klar war man als Teenager nicht vor Mobbing geschützt, aber dies hat einen ganz anderen Stellenwert als das was die Autorin erlebt hat.
Als Leserin, die sich als offen und tolerant empfindet, musste ich auch schnell feststellen, dass Klischees fest in meinem Kopf verankert sind. Das was die Gesellschaft einem immer wieder zeigt, dass gilt in der eigenen Wahrnehmung auch irgendwann als gesetzt. Das ist wirklich sehr schade, weil man vieles leider nicht hinterfragt, wenn man davon nicht betroffen ist.
Als jemand, der im Dorf aufgewachsen ist und jetzt in einer Kleinstadt lebt, kann ich Begegnungen im Alltag mit BIPoC an einer Hand abzählen. Das stimmt einen schon sehr nachdenklich.
An die gegenderte Sprache gewöhnt man sich im Übrigen mit der Zeit. Ich empfinde es nur als logisch, dass man bei einem solchen Buch und Thema das genauso macht und nicht anders.
Ich habe dieses Buch innerhalb eines Tages regelrecht weggesuchtet und kann nur sagen, dass man es unbedingt gelesen habe sollte, da es einem die Augen öffnet bezüglich seines eigenen Verhaltens.
Fazit: Ein wichtiges Buch, welches einen großen Mehrwert für mich hat. Bitte lest es!