Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

Meine Bewertung dieses Buches beginnen ich einfach mal mit einem Zitat, welches die Autorin Isabella Muhr auf dem Buchrücken gesetzt hat:
Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen, und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen. (Meister Eckhart)
Im Grunde drückt dieses Zitat alles aus, was ich bei diesem Buch empfunden habe. Ich war von Anfang an mitten im Geschehen gefangen. Der flüssige Schreibstil der Autorin und die Geschichte der Protagonistin haben mich sofort erreicht. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie sich genau so etwas zutragen könnte. Mehr kann und möchte ich einfach nicht dazu sagen. Man muss diese Geschichte einfach auf sich wirken lassen. Nur eines sei gesagt, ich freue mich auf mehr von der Autorin und sage Danke für diese wundervollen Lesestunden.
Inhalt:
Lena ist Studentin in Heidelberg und hat eine genaue Vorstellung davon wie ihr Traummann auszusehen hat und was für Eigenschaften er haben soll. Bis sie diesen findet nimmt sie aber noch einige Fettnäpfchen mit und wird genervt von dem Polizisten Adrian, der ihr immer wieder über den Weg läuft…
Meine Meinung:
Liebe und andere Fettnäpfchen wollte ich ehrlich gesagt gar nicht lesen. Die Autorin fragte an und in Ermangelung der Zeit schrieb ich ihr dass ich ihr aktuelleres Buch gerne rezensieren würde. Doch dieses war nochmal zur Korrektur und so bekam ich als Trost den Erstling über die Studentin Lena.
Zunächst konnte ich mit Lena wenig anfangen. Ich fand die Geschichte etwas überspitzt denn alles was schief gehen sollte ging schief. Dazu ist Lena recht unorganisiert und nervte mich zu Beginn ein wenig. Doch mit der Zeit ließ das nach und ich merkte das Lena das Herz an dem rechten Fleck hat und immer für andere da ist. Sie versucht alles um ihr Leben zu meistern und nimmt dabei fast jedes Missgeschick mit das möglich ist. Zur Seite stehen hat sie Freunde auf die man zählen kann.
Der Schreibstil ist hier so locker wie die Geschichte. Jedes Kapitel beginnt mit einer „Weisheit“ aus einem Glückskeks, die für sich schon echt zum Lachen sind. Doch damit nicht genug Humor. Zum Lachen bekommt man hier einiges, denn Lena stolpert durchs Leben und meistert einige Situationen so unglaublich ungeschickt, das es wirklich zum Schießen ist. Während ich zunächst eher Mitleid mit der Ihr hatte wurde dies anders als Adrian, der Polizist in ihr Leben tritt und die Begegnungen zwischen Ihnen jedes Mal wieder zu Erheiterung beitrugen. Erst seine Reaktion brachte mich mindestens zum Schmunzeln, teilweise auch zum Lachen Ich hatte das Gefühl auch Lena wurde lockerer. An Liebe mangelt es hier natürlich auch nicht und es gab die eine oder andere rührende Szene.
Die Geschichte war für mich ab einem gewissen Punkt vorhersehbar, was mich aber nicht störte, sondern es eher noch interessanter machte weiter zu lesen. Das Ende war deswegen für mich keine wirkliche Überraschung,aber trotzdem gut gelungen.
Wisch und weg
Ghosting, das ist der abrupte kommentarlose und vollständige Kontakt- und Kommunikationsabbruch in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Einen derartigen Abbruch einer Beziehung gab es wohl schon immer. Die deutsche Journalistin und Autorin Tina Soliman beschäftigt sich im vorliegenden Buch mit dem Phänomen des spurlosen Verschwindens im digitalen Zeitalter.
Das digitale Zeitalter ein einziger Widerspruch. Noch nie war es schwieriger und zugleich einfacher Kontakte zu anderen Menschen zu knüpfen. Die Lebensweise der heutigen Zeit ermöglicht nicht immer die Anbahnung einer Beziehung auf „traditionellem“ Weg. Ungleich schneller und vielfältiger steht das World Wide Web mit seinen unzähligen Datingapplikationen zur Verfügung. Gefällt mir, ja, nein, links, rechts, wisch und weg, so einfach ist es zu wählen oder gewählt zu werden.
Doch ist es das wirklich? Auch hier treffen wir auf Widersprüche. Bindungsangst gegen Trennungsangst, Sehnsucht nach Nähe gegen Unverbindlichkeit, Liebe gegen Sicherheit, Romantik gegen Deal.
Kann das vollständige Abbrechen eines Kontakts nach einer rein virtuellen Kommunikation oder einiger weniger realer Treffen noch als Unhöflichkeit oder der Scheu vor einer Konfrontation interpretiert werden, ist das spurlose Verschwinden aus langanhaltender Beziehung umso unverständlicher.
Die Sehnsucht und Suche nach dem einen, dem einzigen, dem besten Menschen lässt scheinbar alle Optionen offen.
Anhand von Einzelschicksalen bemüht sich die Autorin ein umfassendes Bild vom Phänomen „Ghosting“ zu erzeugen, lässt Betroffene auf beiden Seiten des Geschehens zu Wort kommen. Eine Erklärung für das Phänomen liefert sie nicht, zeigt aber die zahlreichen Facetten des Ghosting und bietet ein wenig Hilfestellung wie die Betroffene damit umgehen können.