Der Prinz der Feen

Die 17jährige Emma muss immer häufiger schwimmen. Nach außen hin ist sie eine ganz normale Schülerin, allerdings ohne viele Freunde. Nur ihre Freundin Heather hält zu ihr. Das größte Geheimnis behält Emma jedoch für sich. So wie ihre Großmutter ihr es erklärt hat, sie wandelt sich vom Menschen zur Meerjungfrau und dann kann sie nicht mehr an Land leben. Ihre Adoptiveltern wissen nichts davon und auch nicht ihr Bruder Keith, der allzu schnell Freundschaft schließt und den falschen Leuten vertraut. Doch dann kommt ein Neuer an die Schule. James. Und Emmas Wunsch doch an Land bleiben zu können wird immer größer.
Beim Lesen der Beschreibung denkt man natürlich sofort an das Märchen von der kleinen Meerjungfrau und ist neugierig, wie das Thema auf moderne Art umgesetzt werden könnte. Emma wurde dem Meermann Merrick versprochen, der immer eindringlicher auf sein Recht pocht. Und zu James fühlt sich Emma gleichzeitig sehr hingezogen, aber in dem Wissen, ihm ihr Geheimnis nicht anvertrauen zu können, schreckt sie davor zurück, James näher an sich heran zu lassen. Hinzu kommt Emmas Sorge um Keith, die man wegen einer leichten geistigen Behinderung kaum alleine lassen kann. Und dann ist da das Bedürfnis sich immer länger im Wasser aufzuhalten. Emma hat es wirklich nicht leicht.
Wohl als Beginn einer Reihe gedacht beginnt die Autorin mit der Vorstellung von Emma und ihrer Geschichte etwas über ein Jahr vor dem vermuteten Verschwinden der jungen Frau im Meer. Das macht einige Zeitsprünge nötig, die den Verlauf der Handlung etwas abgehackt erscheinen lassen. Dadurch wird es etwas schwierig, sich in Emmas Gefühlswelt hineinzuversetzen. Zwar kann man nachvollziehen, dass Emma kaum jemanden an sich heranlässt. Schließlich weiß sie und damit auch der Leser, dass sie bald nicht mehr da sein wird. Doch ihr Dilemma, der Drang zum Meer, dem sie eigentlich nicht folgen möchte, und der Schmelz einer neuen Liebe, der sie sich nicht hingeben darf, bleibt ohne große Wirkung. Man folgt Emmas letzten Monaten an Land doch recht distanziert. Die Neugier, die der Plot weckt, wird sicher nicht für jeden Leser befriedigt.
2,5 Sterne
In der Unendlichkeit arbeitet Lana Harvey als Ernterin von Seelen, dass heißt, sie holt sie im Moment ihres Todes ab und bringt sie sicher in den Himmel oder wo auch immer der Bestimmungsort der Seele ist. Leider ist Lana nicht besonders gut in ihrem Job. Gemeinsam mit ihrer Freundin Josie geht sie auf Seelenfang, wobei Josie so manches Mal ausbügelt, was Lana durcheinander gebracht hat. Aber wieso wird dann Lana befördert und zum alljährlichen Dinner des Komitees eingeladen. Angespannt gehen Lana und ihre Freunde zu dem Essen.
Ein Ort zwischen Himmel und Hölle, ein Umschlagplatz der Seelen, das ist Limbo-City, dort lebt (oder wie man das nennen will) Lana. Sie hat ganz normale Vorlieben wie Shoppen oder John-Wayne-Filme schauen, wäre da nicht ihr Job, würde sie sich nicht von dir oder mir unterscheiden. Doch so bringt sie die Seelen der Verstorbenen an ihren Bestimmungsort. Je nach deren Glaubensrichtung gibt es unterschiedliche Paradise oder Unterwelten. Um an den jeweils richtigen Platz zu gelangen muss der See überquert werden und die Überfahrt ist nicht immer ruhig. Immer häufiger finden Angriffe von Dämonen statt. Mit dem ungestörten Partyleben scheint es langsam dem Ende entgegen zu gehen.
Eine Sensenfrau, die durch ihren Beruf stolpert und der ihre Freunde und ihre Freizeit wichtiger sind. Eine witzige Idee, die neugierig macht. Angehöriger verschiedenster Religionen müssen sich die Nachwelt teilen und kooperieren. Eine Verwaltung regelt die Verteilung der Seelen, die nicht immer so wollen, wie geplant. Dazu Lana eine fast normale Sensenfrau, mit Träumen und Wünschen, nicht mit Arbeit belastet. Hin und her gerissen ist man als Leser zwischen Gähnen, da einige Schilderungen etwas langatmig geraten sind und teilweise die Shoppingergüsse nicht erkennen lassen, wie hier eine Handlung vorangebracht wird, und Schmunzeln bei witzigen Dialogen, Spannung bei mitreißenden Kampfszenen, Rührung bei den Ernteszenen. Ein Buch, das zwar schon positiv ankommt, eine Reihe jedoch, die man nicht zwingend weiterverfolgen muss.
Hinweis: zum Zeitpunkt dieser Rezension gibt es das Buch leider nur im englischen Original.
Die Originalität dieses Buches lässt sich nur schwer beschreiben, so außergewöhnlich und herausragend ist es. Ich habe immer wieder gestaunt über die grandiosen Einfälle, die die Autorin in die Geschichte einfließen lässt! Das Genre Fantasy ist inzwischen ein althergebrachtes, und dennoch liest sich "Illusions of Fate" völlig neu und frisch.
Ganz nebenher spricht das Buch neben Magie, Zauber und Illusion noch das Thema Rassismus und Privileg an. Magie ist in dieser Welt etwas, das den Adligen vorbehalten ist. Reiche, privilegierte Länder kolonialisieren ärmere Länder und halten sich dabei noch für die Bringer des Heils...
Ich fand diese Mischung wahnsinnig spannend; ich habe das Buch quasi inhaliert! Die Autorin schafft es tatsächlich, diese Spannung bis zum letzten Kapitel ungebrochen zu halten - und das Ende habe ich dann überhaupt nicht kommen sehen.
Im Mittelpunkt steht die junge Jessamin aus dem Inselstaat Melei. Sie ist wissbegierig und intelligent, lebt aber in einer Gesellschaft, in der sie als dunkelhäutige Frau als minderwertig und primitiv angesehen wird.
...lässt sie sich davon aufhalten? Pfft, nein.
Ich fand großartig, wie sie auf Schwierigkeiten reagiert und hätte ihr oft am lieben laut applaudiert. Sie ist eine starke Frau, die ganz genau weiß, was sie will und was sie nicht will. Sie ist keine Prinzessin, die gerettet werden muss - sie kriegt das schon selber hin, vielen Dank auch!
Dem jungen Lord Finn Ackerly begegnet sie rein zufällig und ist danach sehr irritiert, dass sie ihn scheinbar nicht mehr los wird. Auch er ist sehr intelligent und darüber hinaus gut aussehend und charismatisch. Jede junge Frau im Land würde ihn nur zu gerne als Ehemann gewinnen!
Er versucht eigentlich nur, Jessamin zu beschützen und ihr zu helfen, aber dabei merkt er gar nicht, dass die Art und Weise, wie er das tut, arrogant und anmaßend ist... Sie sträubt sich dagegen mit Händen und Füßen, denn ihre Unabhängigkeit ist ihr wichtiger als Komfort und Wohlstand!
Würde sie einfach zu allem ja und Amen sagen, würde ich die Geschichte wahrscheinlich hassen, aber so habe ich manche Szenen geradezu gefeiert. Und hinter Finns hübscher Fassade steckt weit mehr, als es den Anschein hat...
Dann gibt es da noch:
Eleanor, die junge Adlige, die sich selber als die ultimative Expertin zum Thema Klatsch und Tratsch betrachtet.
Kelen, Jessamins Kindheitsfreund, der die weißhäutigen Unterdrücker verachtet und hasst und nicht verstehen kann, wie Jessamin auch nur daran denken kann, unter ihnen zu leben.
Der "Alptraum-Mann", ein fieser, grausamer, skrupelloser Bösewicht mit ungeheurem Machthunger und ungeheurer Arroganz.
Sir Bird... Ja, er ist tatsächlich nur ein Vogel, hat sich aber schnell zu meinen Lieblings-Nebencharakter gemausert!
Die Charaktere haben alle starke Emotionen in mir hervorgerufen - gute und schlechte. Auch die Liebesgeschichte hat mich sehr angenehm angesprochen, sie hatte für mich genau das richtige Gleichgewicht: zarte Romantik ohne triefenden Kitsch.
Auch der Schreibstil ist fantastisch; bildreich und intelligent und voller großartigem Humor.
Fazit:
Die junge Jessamin stammt aus dem Inselstaat Melei. Um studieren zu können, begibt sie sich in das wohlhabende Land Albin mit seinen hervorragenden Schulen, wo sie wegen ihrer dunklen Haut allerdings als primitive "Inselratte" gilt. Dennoch schafft sie es, an einer Schule angenommen zu werden, und fortan besucht sie tagsüber den Unterricht und arbeitet nachts im Hotel, um ihr Studium zu finanzieren. Sie hat mit Armut und Vorurteilen zu kämpfen, aber als sie dem jungen Lord Finn Ackerly begegnet, ist das schnell ihr geringstes Problem...
"Illusions of Fate" ist eine unglaublich kreative, zauberhafte Geschichte, die mich mit ihren lebendigen Charakteren von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist intelligent, die Liebesgeschichte wunderbar kitschfrei und der Humor clever und kein bisschen platt.
Als Metis und ihre Schwestern in der Natur die ersten Menschen entdecken, finden sie diese sehr possierlich. Ebenbilder der Götter, nur klein und streitbar und leider auch sterblich. Sie schmuggeln die Kleinen auf den Olymp, wo Kronos der König der Götter der alleinige Herrscher ist. Doch so wie Kronos seinen Vater stürzte, so sehr fürchtet er von seinem Sohn gestürzt zu werden. Deshalb zwang er seine Frau fünf Kinder herzugeben und nun ist ein sechstes unterwegs. Um etwaigen weiteren Hofintrigen zu entgehen, entspinnt Kronos selber eine. Um die Okeaniden von ihrem Thron zu stürzen, behauptet er, es sei ein Attentat auf ihn geplant und er verspricht einigen seiner Brüder jeweils einen Thron, wenn sie ihn in seinen Plänen unterstützen.
Nur vage bekannt ist mir die griechische Mythologie. Doch schon in meiner Schulzeit hatte ich durchaus Interesse an den alten Mythen und Sagen. Und daher gefiel mir die Thematik dieses Buches gleich. Die Nacherzählung der Titanensagen durch den Autor ist nach meinem Empfinden sehr gelungen. Schon die Entdeckung der ersten Menschen durch die jungen Göttinnen und Musen ist humorvoll geschildert. Die Intrigen des Kronos, der aufgrund seines eigenen Misstrauens und seiner eingebildeten Befürchtungen eines Putsches, das Gras wachsen hört und von sich auf andere schließt, sind ausgesprochen gemein. Er spielt jeden gegen jeden aus, wobei natürlich auch andere in diesem Spiel kräftig mitmischen. Und Proteus, der Gestaltwandler, hat seine ganz eigene Geschichte. Mit seiner Eigenschaft als Seher eher unglücklich, versucht er doch, der Katastrophe entgegen zu wirken. Und seine Liebe zu der Nymphe Nalassa nimmt eine dramatische Wendung.
Ein Teil der griechischen Mythologie mit modernen teils witzigen teils ernsten Szenen wiedergegeben, bei einem gewissen Interesse an der Thematik ist dieses aus zwei Teilen bestehende Buch eine sehr gelungene Auffrischung des fast gänzlich in Vergessenheit geratenen Wissens aus alten Schulzeiten, wobei die Titanen teilweise recht fremdartige Sitten und Gebräuche hatten und doch so menschliche Gefühle hegten und sich schließlich auch mit einer Endlichkeit befassen mussten.
Fantasievoll und bildhaft
Cover: Das Cover an sich ist sehr schön gewählt mit seinem Blau und der verschnörkelten Schrift, es passt auch toll zum Inhalt. Die Druckqualität jedoch war nicht ganz so gut, was man aber leider schon kennt von Büchern, die über KDP im Ausland gedruckt werden.
Sprache: Das Buch zieht einen sehr schnell in die Geschichte hinein, was vor allem an dem tollen Schreibstil der Autorin liegt. Schon lange habe ich keine so abwechslungsreiche und fehlerfreie Sprache in einem Roman dieses Genres mehr gelesen! Und auch ansonsten gibt es sprachlich ganz und gar nichts zu meckern, ganz im Gegenteil: Das Worldbuilding ist so unfassbar gut, dass man schnell das Gefühl hat, selbst Teil der Story zu sein.
Charaktere: Vor allem Tia und Cyprian - die beiden Protagonisten - sind gut gelungen, und die Chemie zwischen ihnen wird sehr schön beschrieben. Die Nebencharaktere hätte man ein wenig besser ausbauen können; so bleibt leider das Gefühl, dass es nur 'Gut' oder 'Böse' und nichts dazwischen gibt.
Story: Die Geschichte wartet mit tollen Ideen auf, einige hatte ich so noch nirgends gelesen. Der Anfang und der Mittelteil haben volle 5 Sterne verdient, aber das große Problem des Buches ist meiner Meinung nach das letzte Drittel. Der Story hätten 100 weitere Seiten mehr als gut getan, denn leider wird die Handlung zum Schluss immer hektischer und verworrener, sodass man das Gefühl hat, alles wird viel zu schnell abgehandelt (und ich glaube mich auch zu erinnern, dass sich ein paar Logikfehler eingeschlichen haben, oder es wurde eben nicht genug erklärt). Es ist sehr schade, dass die Autorin ihr Erzähltempo nicht beibehalten hat, denn je näher man dem Schluss kommt, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass die Geschichte mutwillig zu einem Ende getrieben wird.
Fazit: Alles in allem bekommt das Buch dennoch eine klare Leseempfehlung von mir, weil der Großteil einfach so schön geschrieben ist!