Weiter als der Ozean: Roman

Im Grunde geht es nahtlos weiter. Stella ist gerade einmal zwei Wochen wieder in Deutschland und hin- und hergerissen. Die Trennung von der gerade erst gewonnenen Familie in Kalifornien war schwer. Aber sie kann sich auch nicht entscheiden, endgültig die Brücken in Deutschland abzubrechen. Aber es verändert sich ganz schnell, als ihre WG-Mitbewohner ihr mitteilen, dass sie beide eine neue gemeinsame Wohnung gefunden haben und ausziehen werden. Also kehrt auch Stella in ihr Elternhaus mit der Gärtnerei zurück.
Doch wie soll es weitergehen? Allein kann sie das Haus nicht unterhalten? Kann sie dort überhaupt wohnen bleiben? Wie geht es weiter mit ihrer Beziehung zu Adam? Und überhaupt, es sind so viele Fragen offen, die ihr noch niemand beantworten konnte! Warum hatte denn ihre Mutter überhaupt die Familie verlassen? Wer ist ihr Vater? Warum ist die Familie mit Max so zerstritten?
An sich habe ich mich sehr gefreut, gleich im Anschluss an den ersten Teil die Fortsetzung lesen zu können. Aber diese gliederte sich dann beim Lesen in drei verschiedene Zeitabschnitte, beginnend als die Kinder von Feli und Philipp Licht erwachsen sind. Zwischen diesen einzelnen Abschnitten wird im Verlauf der Geschichte immer wieder gewechselt. Ziel war es sicher die Verwicklungen der einzelnen Familienmitglieder aufzuzeigen, aus deren Sicht die Abschnitte dann auch zum Teil geschildert wurden. Über die weitere Entwicklung der Weihnachtssterne erfuhr man dann nur nebenbei. Was mir aber nicht so gefallen hat, dass einige der Abschnitte dann doch manches Mal ein wenig zäh waren. Dadurch lies sich das Buch auch nicht mehr ganz so flüssig lesen.
Nichtsdestotrotz alle offenen Fragen wurden dann letztlich doch geklärt und das Buch fand einen runden Abschluss. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente drei Lesesterne.
Wusstet ihr eigentlich wo die Weihnachssterne, ich meine die roten Topfpflanzen, die es nur zu Weihnachten gibt, herkommen? Lea Thannbach hat nach einer wahren Geschichte die Entdeckung der Weihnachtssterne aufgeschrieben.
Alles begann 1911 als Felizitas Schönberger gemeinsam mit ihren Eltern nach Amerika auswandert. Ihr Vater hat sich dort eine Farm gekauft und will neu beginnen. Die Neuankömmlinge werden gut aufgenommen, es gibt bereits andere deutsche Auswanderer, die schon länger da sind. Lediglich Philipp hält nicht viel von Feli. Er schließt bereits Wetten ab, wann sie wieder nach Deutschland zurückgehen würde.
Feli ist zielstrebig, in Deutschland hatte sie bereits trotz aller Widerstände ein Medizinstudium begonnen. Das will sie in Amerika unbedingt fortsetzen. Aber es kommt doch alles anders als gedacht. Es gibt immer wieder Rückschläge und Misserfolge bei den Farmern. Alle müssen mit anpacken, auch Feli. Sie ist begeistert von der Pflanzenliebe Philipps und unterstützt ihn. Als beide diese wunderbaren Poinsettia Pflanzen entdecken, wollen sie damit ein neue Pflanzenzucht beginnen.
Aber es gibt einen nicht minder interessanten Erzählstrang. Stella lebt in Deutschland und hat kurz vor Weihnachten 2005 durch einen Unfall gerade ihre Mutter verloren.
Bei der Durchsicht der Unterlagen fällt ihr eine Einladung zum Poinsettia Day in Amerika in die Hände. Spontan fliegt sie hin und lernt dort ihre Großmutter Lizzy und ihren Cousin Adam kennen. Es gibt so viel zu erzählen und viele Fragen sind offen. Warum hat sie eine Familie in Amerika und weiß nichts davon? Was hat ihre Familie mit den Weihnachtssternen zu tun?
Pünktlich zu Weihnachten ist diese wunderbare, lesenswerte Familiengeschichte erschienen. Sie ist frisch erzählt und liest sich hervorragend. Auch der Wechsel der Erzählperspektiven ist gut gewählt. So erfährt man nach und nach die Details und Hintergründe der Geschichte. Dabei kommen auch die Emotionen nicht zu kurz. Ohne dabei kitschig zu wirken sind diese sehr gut nachvollziehbar. Das beste ist, das Ende ist noch nicht das Ende. Denn es gibt bereits den Nachfolgeband "Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne" zu lesen.
Von mir gibt es eine gern empfohlene Empfehlung und verdiente vier Lesesterne.
Die Autorin Ella Cara Deloria (1889 – 1971)wuchs im Spannungsfeld zwischen christlicher und indianischer Kultur auf. Sie studierte und betrieb als Ethnologin Feldforschung im eigenen Stamm. Sie hörte aus erster Hand noch von den großen Büffelherden und dem teilnomadischen Leben ihres Volkes. Sie erfuhr von Riten, Sitten und Stammesregeln.
Sie verarbeitete ihre Forschungen auch in einem Roman. „Waterlily“ erzählt aus der Sicht von zwei Frauen, Blue Bird und ihrer Tochter Waterlily, vom Leben der Yankton-Dakota. Obwohl etwas distanziert im Stil, berührte mich diese Geschichte außerordentlich. Deloria verdichtete ihre Forschungsergebnisse und so steht Waterlily für ein exemplarisches, indianisches Frauenleben. Noch kann ihr Stamm und ihre Familie nach alter Tradition leben, Berührungen mit den weißen Siedlern und Soldaten gibt es nur am Rande, aber die Gefahr, die von ihnen ausgeht ist deutlich zu spüren. Sie kommen in Kontakt mit Krankheiten, für diese keine Medizin und Abwehrkräfte haben, sie sehen voller Verwunderung, wie die Weißen ungezählte Büffel schießen, ohne sich um die Kadaver zu kümmern. Was für sie Nahrung und Wärme bedeutet, wird von den weißen Siedlern und Soldaten grundlos abgeschossen.
Aber es geht natürlich auch eine Faszination von diesen Fremden aus. Die Schusswaffen sind begehrte Objekte für die Krieger des Stammes, Kattun wird wegen der Farben und des feinen Gewebes von den Frauen sehr geschätzt und die Decken wärmen und sind viel leichter als die bisher verwendeten Tierhäute.
Ella Cara Deloria kann durch ihre Gespräche sehr unmittelbar vom beginnenden Untergang dieser großartigen Kultur berichten und verleiht ihrem Roman dadurch eine faszinierende Authentizität. Das ist ein Paradebeispiel für den Stellenwert von Oral History. Der Roman endet mit Waterlilys Leben als junger Frau, gern hätte ich noch mehr über sie erfahren.
Die Autorin erzählt sehr zurückhaltend, Freude, Trauer und dramatische Ereignisse im Leben ihrer Protagonistinnen wirken deshalb wie aus der Ferne erzählt. Nichts desto trotz, hat mich der Roman und auch die Lebensgeschichte der Autorin gefesselt.
Schön, dass der Palisander Verlag diesen Text nun auch in Deutschland zugänglich macht.
Da mich die Autorin bereits mit ihren Norwegen- Romanen begeistern konnte, musste ich einfach zu diesem Buch greifen und ich war begeistert.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Zum Einen wandeln wir kurz vor und während des zweiten Weltkrieges in Estland, zum Anderen in Deutschland der 70er Jahre. Während 1938 die wohlbehütete Charlotte ihr Leben unter den strengen Augen ihrer Mutter fristet, hat Gesine 1977 schon mehr Freiheiten. Doch eines verbindet die beiden Frauenschicksale: ein Mann wird ihr Leben für immer verändern. Zum Guten oder zum Bösen?
Da ich über Estland noch so gar nichts wusste, hat mich dieser Abschnitt ganz besonders fesseln können. Die geschichtlichen Hintergründe haben bei mir für zahlreiche Aha- Momente gesorgt.
Charlotte ist so eine liebenswerte Figur und dennoch muss sie so viel durchmachen. Ihr Schicksal hat mich tief getroffen und oft zu Tränen gerührt. Wieviel kann ein Mensch aushalten, bevor er daran zerbricht? Ich mochte ihre Stärke und dass sie trotz allem für ihre Liebsten da ist.
Gesine ist nicht auf den Mund gefallen. Ihre Jugend war meiner nicht unähnlich, auch wenn ich einige Jahre später geboren bin. Ich fand es so schön, dass sie nach den Wurzeln der Familie gesucht hat. Das Alltägliche der Familie hat einen an die eigene Kindheit und viele tolle Erlebnisse denken lassen. Ohne Internet kam man eben auch klar.
Die Nebenfiguren wie Grigori, Lennart, Onkel Julius und wie sie alle heißen sind ebenfalls gut gezeichnet, so dass jeder interessierte Leser eine Figur finden wird, mit der er sich identifizieren kann. Mein Lieblingsnebendarsteller war ganz klar Opa Paul. Wie er für seine Enkelin da ist und ihr beisteht, das hat mir sehr imponiert.
Ich liebe Romane, die mich gut unterhalten und mich weiterbilden, was hier zu hundert Prozent stattgefunden hat.
Fazit: Hiermit kann man sich in eine andere Zeit und in ein anderes Land wegträumen. Unterhaltsam und berührend, weshalb ich eine klare Leseempfehlung ausspreche. Klasse!
Christine Kabus bleibt dem Norden auch in ihrem neuen Roman treu. Nur, dass sie nun Estland und Norddeutschland als Hintergrund wählte. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der historische Teil ist in Estland der Jahre 1939/40 angesiedelt, der zweite Handlungsstrang auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein ab 1977. So hat auch der „neue“ Teil schon eine zeitgeschichtliche Bedeutung.
Es beginnt mit einem traurigen und bitteren Prolog, der mir die ganze Zeit im Kopf blieb, weil er schon auf das Schicksal ihrer Protagonistin Charlotte verwies.
Charlotte wächst behütet und wohlhabend in einer deutschbaltischen Familie auf. Es sind die Jahre unmittelbar vor Ausbruch des Weltkriegs, aber der wirft noch keine Schatten in das gesellschaftliche Leben. Auf Wunsch ihrer sehr strengen und dominanten Mutter springt Charlotte als Haushälterin bei ihrem frisch verwitweten Onkel ein. Dort fühlt sie sich ausgesprochen wohl, was sicher auch an Lennart, dem estnischen jungen Mitarbeiter des Onkels liegt. Doch das Schicksal meint es nicht gut. Als Deutschbaltin muss Charlotte mit ihrer Familie Estland verlassen und ihre Liebe zurücklassen.
Im Gestüt der Familie leidet Gesine unter dem strengen und uneinsichtigen Regiment ihrer unnahbaren Mutter. Bis Grigori auftaucht, ein Flüchtling aus Russland, der ein einfühlsames Gespür für die Pferde des Gestüts hat und in den sich Gesine verliebt. Von Grigori erfährt sie nicht nur von seinen estnischen Wurzeln, auch ihre Familie stammte von dort. Ihr Gefühl wird erwidert, doch dann verschwindet Grigori plötzlich. Das Familiendrama von damals reicht bis in die Gegenwart und insgesamt ist die Geschichte sehr spannend aufgebaut, wobei mich im zweiten Handlungsstrang die Aktionen von Gesindes Mutter mich zunehmend nervten. Da war einiges an Wiederholungen und allein die Nennung von damaligen Ereignissen oder Produkten bringt noch keine richtige Atmosphäre.
Mir gefiel besonders der estnische Teil der Geschichte. Wunderbare Landschaftsschilderungen, die mir die Erinnerung an eine Estland-Reise wachriefen und geschichtliche Hintergründe machten den Reiz aus.
Ein flüssig geschriebener Familienroman mit gut recherchierten historischen Details, der sich auf alle Fälle lohnt.
Das Titelbild hat mir richtig Lust auf das Buch gemacht und das Versprechen auf schöne Unterhaltung auch gehalten.
Da mich die Autorin bereits mit ihren Norwegen- Romanen begeistern konnte, musste ich einfach zu diesem Buch greifen und ich war begeistert.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Zum Einen wandeln wir kurz vor und während des zweiten Weltkrieges in Estland, zum Anderen in Deutschland der 70er Jahre. Während 1938 die wohlbehütete Charlotte ihr Leben unter den strengen Augen ihrer Mutter fristet, hat Gesine 1977 schon mehr Freiheiten. Doch eines verbindet die beiden Frauenschicksale: ein Mann wird ihr Leben für immer verändern. Zum Guten oder zum Bösen?
Da ich über Estland noch so gar nichts wusste, hat mich dieser Abschnitt ganz besonders fesseln können. Die geschichtlichen Hintergründe haben bei mir für zahlreiche Aha- Momente gesorgt.
Charlotte ist so eine liebenswerte Figur und dennoch muss sie so viel durchmachen. Ihr Schicksal hat mich tief getroffen und oft zu Tränen gerührt. Wieviel kann ein Mensch aushalten, bevor er daran zerbricht? Ich mochte ihre Stärke und dass sie trotz allem für ihre Liebsten da ist.
Gesine ist nicht auf den Mund gefallen. Ihre Jugend war meiner nicht unähnlich, auch wenn ich einige Jahre später geboren bin. Ich fand es so schön, dass sie nach den Wurzeln der Familie gesucht hat. Das Alltägliche der Familie hat einen an die eigene Kindheit und viele tolle Erlebnisse denken lassen. Ohne Internet kam man eben auch klar.
Die Nebenfiguren wie Grigori, Lennart, Onkel Julius und wie sie alle heißen sind ebenfalls gut gezeichnet, so dass jeder interessierte Leser eine Figur finden wird, mit der er sich identifizieren kann. Mein Lieblingsnebendarsteller war ganz klar Opa Paul. Wie er für seine Enkelin da ist und ihr beisteht, das hat mir sehr imponiert.
Ich liebe Romane, die mich gut unterhalten und mich weiterbilden, was hier zu hundert Prozent stattgefunden hat.
Fazit: Hiermit kann man sich in eine andere Zeit und in ein anderes Land wegträumen. Unterhaltsam und berührend, weshalb ich eine klare Leseempfehlung ausspreche. Klasse!
Christine Kabus bleibt dem Norden auch in ihrem neuen Roman treu. Nur, dass sie nun Estland und Norddeutschland als Hintergrund wählte. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der historische Teil ist in Estland der Jahre 1939/40 angesiedelt, der zweite Handlungsstrang auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein ab 1977. So hat auch der „neue“ Teil schon eine zeitgeschichtliche Bedeutung.
Es beginnt mit einem traurigen und bitteren Prolog, der mir die ganze Zeit im Kopf blieb, weil er schon auf das Schicksal ihrer Protagonistin Charlotte verwies.
Charlotte wächst behütet und wohlhabend in einer deutschbaltischen Familie auf. Es sind die Jahre unmittelbar vor Ausbruch des Weltkriegs, aber der wirft noch keine Schatten in das gesellschaftliche Leben. Auf Wunsch ihrer sehr strengen und dominanten Mutter springt Charlotte als Haushälterin bei ihrem frisch verwitweten Onkel ein. Dort fühlt sie sich ausgesprochen wohl, was sicher auch an Lennart, dem estnischen jungen Mitarbeiter des Onkels liegt. Doch das Schicksal meint es nicht gut. Als Deutschbaltin muss Charlotte mit ihrer Familie Estland verlassen und ihre Liebe zurücklassen.
Im Gestüt der Familie leidet Gesine unter dem strengen und uneinsichtigen Regiment ihrer unnahbaren Mutter. Bis Grigori auftaucht, ein Flüchtling aus Russland, der ein einfühlsames Gespür für die Pferde des Gestüts hat und in den sich Gesine verliebt. Von Grigori erfährt sie nicht nur von seinen estnischen Wurzeln, auch ihre Familie stammte von dort. Ihr Gefühl wird erwidert, doch dann verschwindet Grigori plötzlich. Das Familiendrama von damals reicht bis in die Gegenwart und insgesamt ist die Geschichte sehr spannend aufgebaut, wobei mich im zweiten Handlungsstrang die Aktionen von Gesindes Mutter mich zunehmend nervten. Da war einiges an Wiederholungen und allein die Nennung von damaligen Ereignissen oder Produkten bringt noch keine richtige Atmosphäre.
Mir gefiel besonders der estnische Teil der Geschichte. Wunderbare Landschaftsschilderungen, die mir die Erinnerung an eine Estland-Reise wachriefen und geschichtliche Hintergründe machten den Reiz aus.
Ein flüssig geschriebener Familienroman mit gut recherchierten historischen Details, der sich auf alle Fälle lohnt.
Das Titelbild hat mir richtig Lust auf das Buch gemacht und das Versprechen auf schöne Unterhaltung auch gehalten.
Die Suche nach dem Recht für Arme und Waisenkinder
"Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht." (Psalm 82,3)
London 1909: Der Tod ihres Ehemanns trifft Edna McAlister ziemlich unverhofft. Mit Näharbeiten versucht sie, ihre Zwillinge Katie und Garth sowie Grace ihre Jüngste über Wasser zu halten. Laura, ihre Älteste, arbeitet währenddessen als Kammerzofe außerhalb Londons. Doch dann wird Edna schwer krank und muss sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden. Auf einmal stehen die drei Kinder alleine da. Als man Garth beim Stehlen eines Brots erwischt, werden sie getrennt und in Waisenhäuser untergebracht. Doch ehe Laura ihnen helfen kann und die Mutter wieder gesund wird, erfährt sie, dass man ihre Geschwister nach Kanada verschickt hat. Andrew Fraiser, der Sohn ihrer Arbeitgeberin, möchte ihr helfen. Doch ehe sie ihn darum bitten kann, versucht Laura die Geschwister auf eigene Faust zu finden. Nichtsahnend begegnen sich die beiden jedoch auf demselben Schiff nach Kanada. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach den Geschwistern, was nicht gerade einfach ist.
Meine Meinung:
Das zauberhafte Cover stellt schon ein wenig den Inhalt dieser Geschichte dar und passt sehr gut dazu. Der Schreibstil ist unterhaltsam, bewegend und emotional, sodass mir die Geschichte wirklich ans Herz geht. Besonders dadurch, dass sie auf wahren Begebenheiten basiert. Arme, verwaiste und obdachlose Kinder und Jugendliche ohne ein normales häusliches Umfeld galten im Großbritannien seit dem 17. Jahrhundert als soziales Problem. Deshalb verschiffte man viele Jahre Kinder nach Kanada oder Australien, wo Wohltätigkeitsorganisationen oder Kirchen ein neues Zuhause für sie suchten. Doch leider waren die Unterbringungen nicht immer ideal für die Kinder. Einige Familien suchten nur billige Arbeitskräfte und ließen die Kinder den ganzen Tag schwer arbeiten. Dazu bekamen sie oft viel zu wenig zu essen und an Liebe fehlte es natürlich völlig. Im Grunde ging es einigen Kindern nicht besser als Sklaven. Die britische Regierung förderte das ganze noch, ohne danach zu schauen, ob die Kinder wirklich gut untergebracht waren. Mitunter kam es dabei vor, dass Fehler unterliefen und Eltern dieser Emigration gar nicht zustimmten. Dadurch waren die Kinder dann nach der Verschiffung nicht mehr auffindbar. Das England im Thema Waisenhäuser kein Einzelfall war, kann ich mir gut vorstellen. Den auch die Heime in Deutschland waren nicht besser gewesen. Um genau diese Problematik geht es der Autorin in dieser Geschichte. Hauptsächlich geht es dabei um den Werdegang von Katie und die Suche Lauras nach ihren Geschwistern. Ich war wirklich entsetzt darüber, wie man nicht nur in den Waisenhäusern Großbritanniens, sondern ebenso in den neuen Familien Kanadas mit den Kindern umging. Dass man nicht einmal die Möglichkeit hat, seine Kinder wieder zubekommen, wenn es einem besser geht, hat mich schon schwer erschüttert. Das eine Regierung mehr zu sagen hat als die eigenen Eltern, selbst wenn die nachweisen kann, dass es den Kindern bei einem gut geht, fand ich unwürdig. Ich bin froh, dass sich inzwischen in all den Jahren vieles geändert hat. Dass man überhaupt auf die Idee kam, Kinder aus ihrer Heimat zu reißen, ist unfassbar. Nur gut, dass Katie und Laura ihren Glauben haben und dadurch ihr Schicksal in Gottes Hand legen können, selbst wenn sie mitunter mit Gott hadern. Carrie Turansky hat hier ein wirklich bewegendes Kapitel der englischen Geschichte hervorgeholt. Dabei gefiel mir besonders die Beschreibungen des damaligen Londons mit all seiner Problematik. Ebenso wie die Verschiffung, bei denen es oft Unfällen gab und Kinder dabei sogar ums Leben kamen. Besonders beeindruckend hat mich die unaufhaltsame Suche von Laura nach ihren Geschwistern. Gut eingefügt waren außerdem die Gebete und geistlichen Gedanken, die hier mit kursiver Schrift dargestellt werden. Schade nur, dass man erst am Ende erfährt, das dies erst der erste Teil der Geschichte war und es eine Fortsetzung gibt. Doch so warte ich nun gespannt auf den zweiten Teil, kann dieses Buch nur empfehlen und gebe 5 von 5 Sterne dafür.