Ihr werdet sein wie Gott

... sich darauf einzulassen und es auch kritisch zu hinterfragen. Fromm zieht eine Linie des menschlichen Verhaltens, von Leben zu Tod. Um seiner Verletzlichkeit zu entgehen, können wir uns dem Leben zuwenden (Liebe, Freundschaft ...) oder dem Tod (Nekrophilie - nicht sexuell verstanden). So genial seine Analysen sind, so sehr geht er meines Erachtens am Wesentlichen vorbei. Sadismus / Masochismus können durchaus positiv sein, ebenso wie die Nekrophilie: Es kommt immer auf den Kontext an, in dem bestimmte Haltungen auftreten.
Das Buch ist absolut lesenswert ... aber man sollte sich gewahr sein, dass auch Fromm in den von ihm behandelten Fragen das letzte Wort sprechen kann.
Ein Muss für Menschen, die sich für Religion interessieren!
Nur wenige Bücher haben meinen Blick auf ein religiöses oder menschliches Problem so verändert wie "Ihr werdet sein wie Gott" von Erich Fromm. Fromm interpretiert darin den Gott seiner Väter, den Gott des Alten Testaments.
Er bemerkt völlig richtig, dass es nicht notwendig ist, Priestern und Theologen die Deutung der Bibel zu überlassen. Er sieht in der Bibel die Botschaft der Freiheit, die auch die Grundlage dafür war, dass so viele Juden vorurteilsfrei forschende Wissenschaftler und Philosophen wurden.
Der Gott der Genesis ist ein väterlicher Gott, der dem Kleinkind Mensch Vorschriften macht und deren Verletzung straft. Der Mensch wird bewusst, isst vom Baum der Erkenntnis und erkennt seine Schwäche, das heißt, er verliert das Paradies der Dummheit. Der Löwe war auch im Paradies kein Vegetarier. Mit dem Neuen Bund, dessen Symbol der Regenbogen ist, zieht sich Gott ein Stück aus der Welt zurück. Er ist noch da, wacht über den Menschen, aber er ist nicht mehr der unnahbar strafende des Kleinkindes. Mit Moses gewinnt der Mensch endgültig die Freiheit über seine Entscheidungen. Gott zieht sich aus der Welt zurück, der Mensch muss für sich selbst die Verantwortung übernehmen. Er ist der Gott des Erwachsenen. Damit müsste die Theologie enden, aber diesen letzten Schritt hat weder das Judentum noch das Christentum vollzogen.
Unbedingt lesenswert. Ich habe damit die Bibel wieder schätzen gelernt, auch ohne dass ich von mir behaupten könnte, Christ zu sein.