Zweites Kapitel

Bibliomarie

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10. September 2015
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Dominic hat eine Marienerscheinung und sein Bruder kommentiert trocken: Ach, Scheiße! Diese Brüche machen für mich viel an der Faszination des Buches aus.

Baseball und der große Amerikanische Traum, das gehört irgendwie zusammen, obwohl ich dieses Spiel nie begriffen habe, geschweige denn spannend finde. Aber die großen Spieler werden wie Heilige verehrt und ein Pflaster wird zur Reliquie. Dominics Ehrgeiz wird dadurch angestachelt.

Aber auch in diesem Abschnitt gibt es Bilder, die mir die Sprache verschlagen. Kens Schwester gewährt kokette Einblicke, die Dominic verwirren, Waren seine bisherigen, eher versehentliche Blicke unter einen Rock eher mit Assoziationen mit einem Mäusenest oder gar einem umgedrehten Staubsaugerbeutel verbunden.
 

Renie

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Kens Schwester gewährt kokette Einblicke, die Dominic verwirren, Waren seine bisherigen, eher versehentliche Blicke unter einen Rock eher mit Assoziationen mit einem Mäusenest oder gar einem umgedrehten Staubsaugerbeutel verbunden.
Ich kann ja gar nicht glauben, dass die Mädels damals ohne Unterbuxe unterwegs waren. ;)Ich vermute, dass seine Fantasie ihm da einiges vorgaukelt.
 
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Querleserin

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30. Dezember 2015
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Ich kann ja gar nicht glauben, dass die Mädels damals ohne Unterbuxe unterwegs waren. ;)Ich vermute, dass seine Fantasie ihm da einiges vorgaukelt.
Das hat mich auch Stutzen lassen, entweder hat sie ihn absichtlich verunsichern wollen oder seine Fantasie hat ihm einen Streich gespielt.
In der religiös aufgeladenen Atmosphäre seiner Umgebung - Mutter, Schule -wundert mich die Jungfrau Maria allerdings nicht. Kein Wunder, dass sie ihm begegnet, da er doch ständig beten soll ;)
Was mich etwas irritiert, sind die Machtspielchen der Jungs in der Umkleidekabine. Sein Freund reizt das ganz schön aus und Dominic scheint ja der bessere Spieler zu sein. Warum muss Ken auch immer Spaghetti nennen, das empfinde ich als abwertend und eigentlich ist es diskriminierend.
Und Dominic sieht es in der Situation auch so:
"Wie ein Geist schlich ich im Schneegestöber nach Hause, den Kopf gesenkt und den Blick niedergeschlagen, meine Schuld und Wertlosigkeit tief in mir verschlossen" (S.67)
 

parden

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Die heilige Jungfrau Maria an Dominics Bett? Ach herrje - aber er hat ja wirklich keine andere Erklärung. Herrlich fand ich dann, als Dom die Statue der Jungfrau Maria in der Kirche aufsucht und ihm plötzlich aufgeht, wie hässlich sie und ihr Kind eigentlich sind... :) Auch zum Schießen das Aufeinandertreffen von Doms bestem Freund, der denselben Traum zu leben scheint wie er, und Großmutter Bettina. Sie beschimpft ihn aufs Übelste, er lässt sich alles wortgetreu übersetzen und freut sich so sehr darüber, dass er versucht, die Großmutter zu küssen. Der dann nur noch die Flucht in ihr Zimmer bleibt... :D

Ken ist genau das Gegenteil von Dom, was seine Herkunft anbelangt - gutsituiert scheint da noch untertrieben. Doch ist es nicht so, dass eine Weltwirtschaftskrise die Reichen härter trifft als die Armen? Da ist der Fall so viel höher... Da kommt sicher noch etwas.

Dom nimmt man den Pubertierenden voll ab. Die Basballbegriffe und v.a. die Namen - damit kann ich allerdings so gar nichts anfangen. Ken spricht von Flucht, um ihren Traum zu verwirklichen, und Dom kommt auf dem harten Boden der Tatsachen an. Kann man die Ebene der Träume wirklich verlassen?
 

Helmut Pöll

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Herrlich fand ich dann, als Dom die Statue der Jungfrau Maria in der Kirche aufsucht und ihm plötzlich aufgeht, wie hässlich sie und ihr Kind eigentlich sind
Ja, das fand ich auch sehr lustig. Heute wird so eine Aussage kaum jemanden interessieren, aber damals könnte das schon ein Aufreger gewesen sein.


Ken ist genau das Gegenteil von Dom, was seine Herkunft anbelangt - gutsituiert scheint da noch untertrieben.
ich finde es sehr schade, dass diese Freundschaft, die Dominic ja viel bedeutet, so in die Brüche geht. Einen Moment dachte ich auch das ist inszeniert, weil er das Geld nicht aufbringen kann um mit ihm fortzugehen.
 
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Momo

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10. November 2014
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Das mit der Marienerscheinung konnte ich nicht wirklich ernst nehmen. Sorry. Habe ich dann überlesen.
 
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Atalante

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Ob Traum oder Erscheinung, kein Wunder, daß es in dem Milieu dazu kommt.

Allerdings bricht Dom die exaltierte Frömmigkeit ja wunderbar durch seinen Vergleich mit der mittelmässigen Madonnenstatue. Da musste ich auch sehr lachen, @parden . Die Naivität dieses Vergleichs und Doms Schlußfolgerung, die "Erscheinung" müsse dann wohl doch aus Fleisch und Blut gewesen sein, da sie viel hübscher war. :D

Überhaupt sind es diese phänomenalen Gedankenblitze Doms, die mich immer wieder zum Lachen bringen. Auch manche noch nie gelesene Metaphern. Einige gehen allerdings auch gründlich daneben.
[zitat]Die Sonne stand lichterloh am Himmel wie ein brennendes Pferd, das eine Herde Wolken über die Berge jagt[/zitat]
Was denn nun stehen oder jagen?

Köstlich bleibt die Zwiesprache mit Dem Arm.

Tja, Pech für den säbelbeinigen sommersprossigen Maurersohn, daß er ausgerechnet der reichsten Tochter des Städtchens verfallen ist. Ob die Leiterszene tatsächlich solche Einblicke gewährt? Ich denke schon. 1933 war die Passform der Schlüpper eher suboptimal. Erinnert ihr euch nicht an die Baumwolldinger eurer Kindheit? Angesichts dessen mag Doms Toilettenschüsselwunsch verständlich sein, mich erinnert er an Prince Charles.

Das Treiben im Elk-Club habe ich gar nicht als Machtspielchen empfunden @Querleserin . Für mich klang der raue Umgangston ziemlich normal für Jungsfreundschaften in dem Alter und "Spaghetti" ist 1933 auch nicht so schlimm.

Am besten gefällt mir die Szene, als Dom klar wird, daß er die 50 Dollar nicht aufbringen kann, und die ganze Klassen-Ungerechtigkeit in der Klage über Dorothy aus ihm herausbricht.
 

Renie

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19. Mai 2014
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Tja, Pech für den säbelbeinigen sommersprossigen Maurersohn, daß er ausgerechnet der reichsten Tochter des Städtchens verfallen ist. Ob die Leiterszene tatsächlich solche Einblicke gewährt? Ich denke schon. 1933 war die Passform der Schlüpper eher suboptimal. Erinnert ihr euch nicht an die Baumwolldinger eurer Kindheit? Angesichts dessen mag Doms Toilettenschüsselwunsch verständlich sein, mich erinnert er an Prince Charles.

Das Treiben im Elk-Club habe ich gar nicht als Machtspielchen empfunden @Querleserin . Für mich klang der raue Umgangston ziemlich normal für Jungsfreundschaften in dem Alter und "Spaghetti" ist 1933 auch nicht so schlimm.

Am besten gefällt mir die Szene, als Dom klar wird, daß er die 50 Dollar nicht aufbringen kann, und die ganze Klassen-Ungerechtigkeit in der Klage über Dorothy aus ihm herausbricht.

Stimmt @Atalante . Damals war doch die Zeit der Schiesser-Feinripp Unterwäsche, die alles andere als passgenau war ;)
 
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anne_weiss

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29. Juni 2016
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Aber auch in diesem Abschnitt gibt es Bilder, die mir die Sprache verschlagen. Kens Schwester gewährt kokette Einblicke, die Dominic verwirren, Waren seine bisherigen, eher versehentliche Blicke unter einen Rock eher mit Assoziationen mit einem Mäusenest oder gar einem umgedrehten Staubsaugerbeutel verbunden.
Ja, das ist krass - wirkt aber dadurch umso echter. Er wird ja gerade erst erwachsen. Und ich würde vermuten, dass das weibliche Geschlecht (in der Zeit) vielleicht den ein oder anderen Jungen verstört oder abgestoßen hat - dass es ihm jedenfalls fremd vorkam. Außerdem kommt er mir (durch seine fixe Idee mit dem Baseball) schon auch ein bisschen wie ein Spätzünder vor...
 

anne_weiss

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29. Juni 2016
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Wie einfach und dennoch von einer erschütternden Endgültigkeit die Freundschaften sind. Die Szene mit dem Streit und der Entfremdung der beiden Jungen hat mir sehr gut gefallen. Sie können das nicht verbal austragen, dafür sind sie noch zu unreif, und so bleibt Dom mit seinen Gedanken und dem Schlussstrich allein. Die erste Liebe zu Dorothy (ist es Absicht, dass beide Namen mit Do anfangen?) und die ersten erotischen Fantasien des Helden sind von einer irgendwie berührenden Naivität und Prüderie, die sicher mit dem streng katholischen und - durch die mangelnde Beziehung der Eltern vorgelebte - lustfeindlichen Elternhaus zu erklären. Man kann sich vorstellen, dass der keine Aufklärung außer "das ist bäh, das macht man nicht" bekommen hat.