Die Einleitungen reimen sich teilweise und manche Liedzeile wird immer wieder eingestreut.
Ich muss noch einmal auf das Experiment "Franz Biberkopf" zu sprechen kommen. In der Einleitung zum zweiten Buch verweist der auktoriale Erzähler darauf, dass Franz nur eine Gnadenfrist hat. Man wird schauen, wie er zurecht kommt, wenn es im schlechter geht, ob er dann auch noch anständig bleiben kann.
Ich habe gelesen, dass man das Buch mehrfach lesen müsste , um alle ausgestreuten Fadenenden am Ende verknüpfen zu können.
Die "Versatzstücke" sind wirklich vielfältig und sicherlich nicht beim ersten Mal alle zu erfassen. Immer wieder die eingestreuten Bibelstellen: Dieses Mal die Schilderung des Paradieses zu Beginn, der Zustand, in dem sich Franz mehr oder weniger zurzeit befindet. Aber die Vertreibung wird folgen, noch ist alles "nicht schwer", wie es in dem Kinderlied heißt - noch unbeschwert.
Die Bilder zu Beginn des Buches zeigen die Komplexität der Stadt Berlin, dazu dienen, wie ihr schon geschrieben habt die vielen verschiedenen Eindrücke und Textbausteine, die uns diese geschäftige Metropole mit all ihren Unruhen - auch den politischen- verdeutlichen will. Das ist teilweise schon schwierig zu lesen und verstehen. Zu Beginn des 2.Buches gibt der Erzähler die Unterhaltungen auf dem Rosenthaler Platz wider - die Gleichzeitigkeit des Geschehens wird durch diese Montage fast erlebbar, verschiedenen Personen werden vorgestellt, kleine Geschichten erzählt, bis endlich Franz Biberkopf, als einer unter vielen wieder auftritt.
Der naiv wirkende Franz ist begeistert vom Redner beim Handelsverein, reden zu können, scheint ihm erstrebenswert und er lässt sich von diesem einwickeln. Er ist verführbar. Gleichzeitig erklärt er seinem Freund, wie wichtig es sei, sich aus allem herauszuhalten. "laß dich nicht mit die Menschen ein, geh deiner eigenen Wege." Und "anständig" will er bleiben.
Dazu gehört für ihn auch die Ordnung:
"Er hat nichts gegen die Juden, aber er ist für Ordnung. Denn Ordnung muß im Paradiese (Verweis auf die Einleitung) sein, das sieht ja wohl ein jeder ein. Und der Stahlhelm, die Jungens hat er gesehn, und ihre Führer auch, das ist was."
Die Faszination für den NS ist bei Franz spürbar - es ist kein reiner Opportunismus.
@MRO1975, der Vergleich mit dem antiken Helden Orestes dient als Kontrast zu Franz Situation, da letzterer nicht von seinem schlechten Gewissen bzw. den "Erinnyen" geplagt wird. Es ist ein intertextueller Verweis - die Leser*innen, die den antiken Text kennen, können einen Bezug zu Franz Situation herstellen.
Die wissenschaftlichen Bezüge habt ihr schon herausgestellt - besonders auffallend fand ich die Beschreibung von Idas Verletzungen, wie es zu ihrem Tod kam - wie ein Obduktionsbericht liest sich das - dadurch schafft der Autor Distanz, so dass man sich nicht emotional auf den Text einlässt