Schloss hatte, in das sie hätte hineinschreiben können. Tatsächlich hat sie sich dagegen entschieden, weil sie ja 'nichts' erlebte. Auch das wieder ein arger Kontrast zu eben jener Anne Frank, die mit
Das hat mich auch gewundert, denn das Verlassen des Verstecks ging ja mit einem großen Risiko einher. Ich weiß auch nicht, ob ich mich darauf eingelassen hätte.Verblüffend fand ich auch, dass nach wie vor immer wieder Regina oder Lucia das Versteck verließen und nach draußen gingen. Den Wunsch danach oder - im Falle von Regina auch die Notwendigkeit, z.B. um den Arzt zu bitten, Reinhold wehruntauglich zu schreiben - kann ich unbedingt nachvollziehen, aber gerade die Zustimmung Reginas zu den Ausflügen ihrer Tochter fand ich irgendwie auch, hm, gruselig? Mutig? Leichtsinnig? Keine Ahnung, ob ich mich in ihrer Situation darauf hätte einlassen können.
"Die Annahme, daß sie sich aufgrund der permanenten Gefährdung eben krampfhaft an das zu halten versuchte, das ihr gesichert erschien, läßt Lucia als Begründung nicht gelten. Sie sei, sagt sie, künstlerisch einfach nicht begabt, und das wäre ihr schon als Kind klar gewesen." (49)Lucias Genauigkeit beim ausmalen ist mir in diesem Zusammenhang auch aufgefallen. Sie traut sich nicht etwas anders zu machen. Ob man selbst auch so reagieren würde, wenn die Welt um einen herum aus den Fugen bricht?
Mehrfach habt ihr die kindliche Sichtweise angesprochen. Es stimmt: alles, was berichtet wird, wird aus Lucias Sicht wiedergegeben. Dennoch ist es die Sprache eines Erwachsenen, der das Erlebte mit seinen Worten niederschreibt, was ich als sehr wohltuend empfinde. Dadurch und durch die Bemühung, möglichst wahrheitsgetreu zu erzählen, entsteht aus meiner Sicht das Besondere, das Berührende der Geschichte.Ganz konsequent hält sich der Erzähler dann aber auch an diese Sichtweise, die deutlich kindlich eingeschränkt ist. Es handelt sich um reine Beobachtung, wenig bis gar keine Interpretation und Deutung des Erlebten.
Sie ist nie allein, sondern mit Reinhold gegangen. Sie brauchte im wahrsten Sinn des Wortes "den Auslauf". Wie herrlich diese Szene beschrieben ist, als das Mädchen mehrfach hin und her, immer wieder an Reinholds Bank vorbei spurtet. Wie ein junges Fohlen! Ich musste lächeln beim Lesen.aber gerade die Zustimmung Reginas zu den Ausflügen ihrer Tochter fand ich irgendwie auch, hm, gruselig? Mutig? Leichtsinnig?
Ich bewundere eure klare Beschreibung der Perspektiven @Anjuta und @Querleserin. Es stimmt genau, was ihr sagt, mir ist wohl das Neue aufgefallen, aber eine genaue Definition wäre mir schwer gefallen.Das muss Lucia im Gespräch mit Hackl gesagt haben, die Aussage steht im Präsens.
Dieser Abschnitt ist geprägt von den Erfahrungen im Versteck. Lucias Sichtweise spiegelt eine schwere Zeit wieder. Allerdings muss man hier auch erwähnen, wie sehr Reinhold um sie bemüht war. Er hatte immer Geduld, brachte dem Mädchen viele handwerkliche Dinge bei, um sie in ihrem tristen Versteck abzulenken. Ich glaube, er hat genau das Richtige getan, ohne sein Engagement wären Lucias Eindrücke dieser Zeit nur von negativen Eindrücken geprägt. So hatte sie eine Aufgabe, und ein kleines Stück Normalität bestimmte ihr Leben.
Reginas Eindrücke bleiben unklar, welche Dinge würde sie wohl erzählen? Wie muss es sein sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um sein Kind sorgen zu müssen, tagein tagaus?
Dieses kleine Büchlein hat es in sich, ich bin wirklich froh über die Chance hier mitzulesen.
Ich lese nun ein wenig hinterher und kann euren Ausführungen nicht mehr viel hinzufügen.
Mit ist auch aufgefallen, dass die Versteckten hin und wieder mal hinaus gehen. Vielleicht muss man sich einfach sehr selbstverständlich bewegen, um nicht entdeckt zu werden. Irgendwo steht ja auch, dass Lucia blond war und somit nicht unbedingt auffiel.
Toll fand ich Reinholds Unermüdlichkeit, Lucia zu helfen und zu beschäftigen.
Wie schlimm muss es gewesen sein, die doppelte Gefahr zu ertragen, zum einen die Angst vor Entdeckung und zum anderen die Bedrohung durch die vielen Bombenabwürfe.
Aufgefallen ist mir auch die Stelle auf S.54. Hier muss man an Anne Frank denken. Lucia hatte ein "Stammbuch". Diesen Begriff habe ich noch nie gehört...es heißt wohl Tagebuch. Es hatte sogar ein goldenes Schloss. Lucia meint, sie hätte gern was reingeschrieben aber sie habe nicht gewusst was, sie habe nichts erlebt und habe niemanden kennengelernt. Was für ein Unterschied zu Anne Frank.
Es muss die literarische Begabung von Anne Frank gewesen sein, der Drang zu Schreiben, ein angeborenes Talent.
Lucia hatte dieses Talent nicht (wer hat das schon?)
Dafür hat sie andere Überlebenstalente, z.B. Lesen.
In dem Abschnitt wurde mir klar, was alles bei so einem Leben im Verborgenen schief gehen kann bzw. welche Probleme auftauchen. Die Kleider gehen kaputt oder werden zu klein, das handling der Periode, Krankheit usw.
Dann kann man bei Bombenangriffen ja nicht ohne weiteres in die Schutzkeller...so viele Gefahren. Ich denke mir, dass das für einen Erwachsenen, also für Regina noch schlimmer auszuhalten ist als für ein Kind...trotzdem hat auch Lucia die ständige Gefahr gespürt. Für Lucia war ihre Mutter der Anker, obwohl sie das nicht so sagt. Es ist aber erkennbar in der Szene bei der Straßenkontrolle. Das Mädchen möchte sich nicht mal kurzzeitig von der Mutter lösen.
Interessant die Stelle nach dem Bombenangriff. "...das Flammenmeer versetzte sie in Hochstimmung, sie kam sich vor wie Nero, der auf das brennende Rom hinabsieht." Dies war wohl eher eine kindliche Sichtweise. Wie @Literaturhexle finde ich es sehr angenehm, dass alles aus der Erwachsenensicht erzählt wird. Im Gegensatz Z.B. zu dem Roman von Sasa Stanisic: "Wie der Soldat das Grammophon reparierte" Da lässt der Autor sein Kind- Ich Erlebnisse im Balkankrieg erzählen...das klingt dann manchmal zu altklug....
In diesem Roman ist das alles sehr stimmig und gut gelöst, finde ich.
Viele Dinge hat man schon gelesen und bestätigen sich erneut: Die SS- Streifen und fanatischen Nazies, die noch bis zuletzt nach Untergetauchten fahnden. Ein Wahnsinn. Viele Menschen, die den Krieg fast überlebt hätten, sind so noch in den letzten Tagen erschossen oder gehängt worden.
Dann der Überlebenskampf in der Endphase des Krieges Tag für Tag, jeder gegen jeden...Jetzt musste plötzlich jeder um sein Leben fürchten, aber für die untergetauchten Juden oder Deserteure war es noch schwerer zu überleben...
Der Anblick der Russen, bei dem die Angst mit einem Schlag weg war.
Ich bin bespannt was weiter passiert, ob die Freudentränen nicht voreilig waren...