Zweiter Teil: S.43-75

Anjuta

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8. Januar 2016
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62
Essen
Der zweite Teil vermittelt uns im wesentlichen das Leben im Versteck bei Reinhold.
Interessant ist die Erzählhaltung hier. Das Mosaikhafte des ersten Teils ist nun aufgegeben. Der Erzählstil ist ruhiger und kontinuierlicher. Das Erzählte basiert dabei - das lässt der Autor an vielen Stellen immer wieder durchblicken - auf Gesprächen mit Lucia, der Tochter von Regina. Es ist deutlich die kindliche Sichtweise auf die Extremsituation des Verstecktseins, die der Erzähler hier wiedergibt. Und immer wieder blitzt auch das Ich der Lucia durch und macht so die Grundlage des Textes (Gesprächssituation zwischen Lucia und dem Erzähler) deutlich.
Ganz konsequent hält sich der Erzähler dann aber auch an diese Sichtweise, die deutlich kindlich eingeschränkt ist. Es handelt sich um reine Beobachtung, wenig bis gar keine Interpretation und Deutung des Erlebten. Außerdem gibt es immer wieder Hinweise auf die Beschränktheit des Erinnerten, auf Erinnerungslücken und -fehler. Diese akzeptiert der Erzähler und Autor aber ganz bewusst, da es ihm eben genau auf die Vermittlung der kindlichen Sichtweise ankommt. Und ja, natürlich denkt man da sofort an Anne Frank. Zu dementsprechenden Parallelen/Unterschieden möchte ich aber erst im Fazit kommen. Trotzdem hier nochmal zur kindlichen Sichtweise: Bei allem Beängstigenden, was geschildert wird, schafft es so der Text, das Geschehen mit einer kindlichen "Leichtigkeit des Seins" zu schildern, eine Leichtigkeit, die sich nur durch ein Nichterkennen der möglichen Tragweite des Geschehens erklären lässt. Das ist einerseits erzählerische Naivität, aber andererseits auch ein sehr geschickt und gekonnt verwendetes Mittel, dem Text eine ganz besondere Wirkung zu geben.
Ich freue mich nun auf Teil drei.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Dieser Abschnitt ist geprägt von den Erfahrungen im Versteck. Lucias Sichtweise spiegelt eine schwere Zeit wieder. Allerdings muss man hier auch erwähnen, wie sehr Reinhold um sie bemüht war. Er hatte immer Geduld, brachte dem Mädchen viele handwerkliche Dinge bei, um sie in ihrem tristen Versteck abzulenken. Ich glaube, er hat genau das Richtige getan, ohne sein Engagement wären Lucias Eindrücke dieser Zeit nur von negativen Eindrücken geprägt. So hatte sie eine Aufgabe, und ein kleines Stück Normalität bestimmte ihr Leben.
Reginas Eindrücke bleiben unklar, welche Dinge würde sie wohl erzählen? Wie muss es sein sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um sein Kind sorgen zu müssen, tagein tagaus?
Dieses kleine Büchlein hat es in sich, ich bin wirklich froh über die Chance hier mitzulesen.
 

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Die kindliche Sichtweise, die @Anjuta hier anspricht, ist wirklich das Besondere in diesem Roman. Man ist es gewöhnt - auch zu diesem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte - zusammenhängende Romane zu lesen, Episoden, die besonders eindrücklich waren, wenn sie einen biografischen Hintergrund haben. Hier ist es tatsächlich der Alltag des Schreckens, der geschildert wird, eintönig oft und immer wieder von Angst durchsetzt, aber nicht hoffnungslos, da die Radioberichte zunehmend darauf hinweisen, dass Deutschlands Pläne nicht ganz aufgehen könnten. Die Erinnerungslücken sind teilweise sehr eindrücklich, aber wer weiß schon, nach welchem System ein Gehirn Informationen speichert? Und gerade für Kinder geraten die Zeiten schnell durcheinander - gerade wenn meist ein Tag wie der andere vergeht...

Interessant finde ich, dass Lucia tatsächlich ein leeres Buch mit Schloss hatte, in das sie hätte hineinschreiben können. Tatsächlich hat sie sich dagegen entschieden, weil sie ja 'nichts' erlebte. Auch das wieder ein arger Kontrast zu eben jener Anne Frank, die mit Hilfe des Schreibens gelernt hat, die Enge in ihrem langjährigen Versteck zu ertragen.

Verblüffend fand ich auch, dass nach wie vor immer wieder Regina oder Lucia das Versteck verließen und nach draußen gingen. Den Wunsch danach oder - im Falle von Regina auch die Notwendigkeit, z.B. um den Arzt zu bitten, Reinhold wehruntauglich zu schreiben - kann ich unbedingt nachvollziehen, aber gerade die Zustimmung Reginas zu den Ausflügen ihrer Tochter fand ich irgendwie auch, hm, gruselig? Mutig? Leichtsinnig? Keine Ahnung, ob ich mich in ihrer Situation darauf hätte einlassen können.
 

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
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Schloss hatte, in das sie hätte hineinschreiben können. Tatsächlich hat sie sich dagegen entschieden, weil sie ja 'nichts' erlebte. Auch das wieder ein arger Kontrast zu eben jener Anne Frank, die mit

Lucias Genauigkeit beim ausmalen ist mir in diesem Zusammenhang auch aufgefallen. Sie traut sich nicht etwas anders zu machen. Ob man selbst auch so reagieren würde, wenn die Welt um einen herum aus den Fugen bricht?
Der Kontrast zu Anne Frank in Bezug auf das Schreiben, oder des nicht Schreibens in Lucias Fall, ist mir erst durch deinen Kommentar bewusst geworden. Aber du hast völlig recht.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
Verblüffend fand ich auch, dass nach wie vor immer wieder Regina oder Lucia das Versteck verließen und nach draußen gingen. Den Wunsch danach oder - im Falle von Regina auch die Notwendigkeit, z.B. um den Arzt zu bitten, Reinhold wehruntauglich zu schreiben - kann ich unbedingt nachvollziehen, aber gerade die Zustimmung Reginas zu den Ausflügen ihrer Tochter fand ich irgendwie auch, hm, gruselig? Mutig? Leichtsinnig? Keine Ahnung, ob ich mich in ihrer Situation darauf hätte einlassen können.
Das hat mich auch gewundert, denn das Verlassen des Verstecks ging ja mit einem großen Risiko einher. Ich weiß auch nicht, ob ich mich darauf eingelassen hätte.
Sie hat zwar nicht selbst geschrieben, sich dafür aber in fantastische Welten geflüchtet. Wie gut muss es gewesen sein, lesen zu können! Und wie einfühlsam von Reinhold, Lucia immer wieder neue Aufgaben zu geben. Die Eintönigkeit und Langeweile muss furchtbar gewesen sein. Umso bewundernswert, dass Reinhold selbst nie die Geduld verloren hat.
Lucias Genauigkeit beim ausmalen ist mir in diesem Zusammenhang auch aufgefallen. Sie traut sich nicht etwas anders zu machen. Ob man selbst auch so reagieren würde, wenn die Welt um einen herum aus den Fugen bricht?
"Die Annahme, daß sie sich aufgrund der permanenten Gefährdung eben krampfhaft an das zu halten versuchte, das ihr gesichert erschien, läßt Lucia als Begründung nicht gelten. Sie sei, sagt sie, künstlerisch einfach nicht begabt, und das wäre ihr schon als Kind klar gewesen." (49)
Das muss Lucia im Gespräch mit Hackl gesagt haben, die Aussage steht im Präsens.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ganz konsequent hält sich der Erzähler dann aber auch an diese Sichtweise, die deutlich kindlich eingeschränkt ist. Es handelt sich um reine Beobachtung, wenig bis gar keine Interpretation und Deutung des Erlebten.
Mehrfach habt ihr die kindliche Sichtweise angesprochen. Es stimmt: alles, was berichtet wird, wird aus Lucias Sicht wiedergegeben. Dennoch ist es die Sprache eines Erwachsenen, der das Erlebte mit seinen Worten niederschreibt, was ich als sehr wohltuend empfinde. Dadurch und durch die Bemühung, möglichst wahrheitsgetreu zu erzählen, entsteht aus meiner Sicht das Besondere, das Berührende der Geschichte.

aber gerade die Zustimmung Reginas zu den Ausflügen ihrer Tochter fand ich irgendwie auch, hm, gruselig? Mutig? Leichtsinnig?
Sie ist nie allein, sondern mit Reinhold gegangen. Sie brauchte im wahrsten Sinn des Wortes "den Auslauf". Wie herrlich diese Szene beschrieben ist, als das Mädchen mehrfach hin und her, immer wieder an Reinholds Bank vorbei spurtet. Wie ein junges Fohlen! Ich musste lächeln beim Lesen.
Das muss Lucia im Gespräch mit Hackl gesagt haben, die Aussage steht im Präsens.
Ich bewundere eure klare Beschreibung der Perspektiven @Anjuta und @Querleserin. Es stimmt genau, was ihr sagt, mir ist wohl das Neue aufgefallen, aber eine genaue Definition wäre mir schwer gefallen.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Erneut scheint die Einteilung der Abschnitte gekonnt, liebe Querleserin!

Lucia hat die Sprache verloren angesichts der Ermordung eines Freundes ihrer Mutter. Doch die Befreiung naht durch die schlendernden Russen, von denen zunächst keine Gefahr auszugehen scheint. Höchst gespannt lese ich weiter!
 

Leseglück

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7. Juni 2017
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Aufgefallen ist mir auch die Stelle auf S.54. Hier muss man an Anne Frank denken. Lucia hatte ein "Stammbuch". Diesen Begriff habe ich noch nie gehört...es heißt wohl Tagebuch. Es hatte sogar ein goldenes Schloss. Lucia meint, sie hätte gern was reingeschrieben aber sie habe nicht gewusst was, sie habe nichts erlebt und habe niemanden kennengelernt. Was für ein Unterschied zu Anne Frank.
Es muss die literarische Begabung von Anne Frank gewesen sein, der Drang zu Schreiben, ein angeborenes Talent.
Lucia hatte dieses Talent nicht (wer hat das schon?)
Dafür hat sie andere Überlebenstalente, z.B. Lesen.

In dem Abschnitt wurde mir klar, was alles bei so einem Leben im Verborgenen schief gehen kann bzw. welche Probleme auftauchen. Die Kleider gehen kaputt oder werden zu klein, das handling der Periode, Krankheit usw.
Dann kann man bei Bombenangriffen ja nicht ohne weiteres in die Schutzkeller...so viele Gefahren. Ich denke mir, dass das für einen Erwachsenen, also für Regina noch schlimmer auszuhalten ist als für ein Kind...trotzdem hat auch Lucia die ständige Gefahr gespürt. Für Lucia war ihre Mutter der Anker, obwohl sie das nicht so sagt. Es ist aber erkennbar in der Szene bei der Straßenkontrolle. Das Mädchen möchte sich nicht mal kurzzeitig von der Mutter lösen.

Interessant die Stelle nach dem Bombenangriff. "...das Flammenmeer versetzte sie in Hochstimmung, sie kam sich vor wie Nero, der auf das brennende Rom hinabsieht." Dies war wohl eher eine kindliche Sichtweise. Wie @Literaturhexle finde ich es sehr angenehm, dass alles aus der Erwachsenensicht erzählt wird. Im Gegensatz Z.B. zu dem Roman von Sasa Stanisic: "Wie der Soldat das Grammophon reparierte" Da lässt der Autor sein Kind- Ich Erlebnisse im Balkankrieg erzählen...das klingt dann manchmal zu altklug....
In diesem Roman ist das alles sehr stimmig und gut gelöst, finde ich.

Viele Dinge hat man schon gelesen und bestätigen sich erneut: Die SS- Streifen und fanatischen Nazies, die noch bis zuletzt nach Untergetauchten fahnden. Ein Wahnsinn. Viele Menschen, die den Krieg fast überlebt hätten, sind so noch in den letzten Tagen erschossen oder gehängt worden.
Dann der Überlebenskampf in der Endphase des Krieges Tag für Tag, jeder gegen jeden...Jetzt musste plötzlich jeder um sein Leben fürchten, aber für die untergetauchten Juden oder Deserteure war es noch schwerer zu überleben...

Der Anblick der Russen, bei dem die Angst mit einem Schlag weg war.
Ich bin bespannt was weiter passiert, ob die Freudentränen nicht voreilig waren...
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ich lese nun ein wenig hinterher und kann euren Ausführungen nicht mehr viel hinzufügen.
Mit ist auch aufgefallen, dass die Versteckten hin und wieder mal hinaus gehen. Vielleicht muss man sich einfach sehr selbstverständlich bewegen, um nicht entdeckt zu werden. Irgendwo steht ja auch, dass Lucia blond war und somit nicht unbedingt auffiel.
Toll fand ich Reinholds Unermüdlichkeit, Lucia zu helfen und zu beschäftigen.
Wie schlimm muss es gewesen sein, die doppelte Gefahr zu ertragen, zum einen die Angst vor Entdeckung und zum anderen die Bedrohung durch die vielen Bombenabwürfe.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Ganz besonders schlimm fand ich bei diesem Teil, dass Regina und Lucia ihr sicheres Quartier durch den Bombeneinschlag verlieren. Um wieviel einfacher wäre es für alle Beteiligten gewesen, wenn die Werkstatt nicht zerstört worden wäre.
Reinhold an sich verdient schon die größte Beachtung und Aufmerksamkeit. Wie es ihm gelingt alle halbwegs mehr oder weniger mit Lebensmitteln zu versorgen. Was mir auch gefallen hat, dass er durch seine eigene Tätigkeit beiden in ihrer Einsamkeit eine durchaus wichtige Aufgabe und Tätigkeit gegeben hat. Denn durch ihre Mithilfe haben sie ja auch für ihr eigenes Überleben gesorgt.
 
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Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Dieser Abschnitt ist geprägt von den Erfahrungen im Versteck. Lucias Sichtweise spiegelt eine schwere Zeit wieder. Allerdings muss man hier auch erwähnen, wie sehr Reinhold um sie bemüht war. Er hatte immer Geduld, brachte dem Mädchen viele handwerkliche Dinge bei, um sie in ihrem tristen Versteck abzulenken. Ich glaube, er hat genau das Richtige getan, ohne sein Engagement wären Lucias Eindrücke dieser Zeit nur von negativen Eindrücken geprägt. So hatte sie eine Aufgabe, und ein kleines Stück Normalität bestimmte ihr Leben.
Reginas Eindrücke bleiben unklar, welche Dinge würde sie wohl erzählen? Wie muss es sein sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um sein Kind sorgen zu müssen, tagein tagaus?
Dieses kleine Büchlein hat es in sich, ich bin wirklich froh über die Chance hier mitzulesen.


Gerade hier zeigt sich, was Reinhold für ein besonderer Mensch ist, wie sehr er sich um Lucia sorgt und bemüht und mit wie viel Geduld er ihr die handwerklichen Dinge erklärt und beibringt. Auch so lernt Lucia ohne Schule viel fürs Lebens.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Ich lese nun ein wenig hinterher und kann euren Ausführungen nicht mehr viel hinzufügen.
Mit ist auch aufgefallen, dass die Versteckten hin und wieder mal hinaus gehen. Vielleicht muss man sich einfach sehr selbstverständlich bewegen, um nicht entdeckt zu werden. Irgendwo steht ja auch, dass Lucia blond war und somit nicht unbedingt auffiel.
Toll fand ich Reinholds Unermüdlichkeit, Lucia zu helfen und zu beschäftigen.
Wie schlimm muss es gewesen sein, die doppelte Gefahr zu ertragen, zum einen die Angst vor Entdeckung und zum anderen die Bedrohung durch die vielen Bombenabwürfe.


Das mit dem Rausgehen fand ich auch interessant und ausgesprochen mutig. Aber wahrscheinlich war das Risiko abzuschätzen, sondern hätte man es wahrscheinlich nicht gewagt.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Aufgefallen ist mir auch die Stelle auf S.54. Hier muss man an Anne Frank denken. Lucia hatte ein "Stammbuch". Diesen Begriff habe ich noch nie gehört...es heißt wohl Tagebuch. Es hatte sogar ein goldenes Schloss. Lucia meint, sie hätte gern was reingeschrieben aber sie habe nicht gewusst was, sie habe nichts erlebt und habe niemanden kennengelernt. Was für ein Unterschied zu Anne Frank.
Es muss die literarische Begabung von Anne Frank gewesen sein, der Drang zu Schreiben, ein angeborenes Talent.
Lucia hatte dieses Talent nicht (wer hat das schon?)
Dafür hat sie andere Überlebenstalente, z.B. Lesen.

In dem Abschnitt wurde mir klar, was alles bei so einem Leben im Verborgenen schief gehen kann bzw. welche Probleme auftauchen. Die Kleider gehen kaputt oder werden zu klein, das handling der Periode, Krankheit usw.
Dann kann man bei Bombenangriffen ja nicht ohne weiteres in die Schutzkeller...so viele Gefahren. Ich denke mir, dass das für einen Erwachsenen, also für Regina noch schlimmer auszuhalten ist als für ein Kind...trotzdem hat auch Lucia die ständige Gefahr gespürt. Für Lucia war ihre Mutter der Anker, obwohl sie das nicht so sagt. Es ist aber erkennbar in der Szene bei der Straßenkontrolle. Das Mädchen möchte sich nicht mal kurzzeitig von der Mutter lösen.

Interessant die Stelle nach dem Bombenangriff. "...das Flammenmeer versetzte sie in Hochstimmung, sie kam sich vor wie Nero, der auf das brennende Rom hinabsieht." Dies war wohl eher eine kindliche Sichtweise. Wie @Literaturhexle finde ich es sehr angenehm, dass alles aus der Erwachsenensicht erzählt wird. Im Gegensatz Z.B. zu dem Roman von Sasa Stanisic: "Wie der Soldat das Grammophon reparierte" Da lässt der Autor sein Kind- Ich Erlebnisse im Balkankrieg erzählen...das klingt dann manchmal zu altklug....
In diesem Roman ist das alles sehr stimmig und gut gelöst, finde ich.

Viele Dinge hat man schon gelesen und bestätigen sich erneut: Die SS- Streifen und fanatischen Nazies, die noch bis zuletzt nach Untergetauchten fahnden. Ein Wahnsinn. Viele Menschen, die den Krieg fast überlebt hätten, sind so noch in den letzten Tagen erschossen oder gehängt worden.
Dann der Überlebenskampf in der Endphase des Krieges Tag für Tag, jeder gegen jeden...Jetzt musste plötzlich jeder um sein Leben fürchten, aber für die untergetauchten Juden oder Deserteure war es noch schwerer zu überleben...

Der Anblick der Russen, bei dem die Angst mit einem Schlag weg war.
Ich bin bespannt was weiter passiert, ob die Freudentränen nicht voreilig waren...


Das finde ich bei den Leserunden immer so interessant. Jeder der sich hier mitteilt, hat eine andere Sicht auf die Dinge und bemerkt andere interessante Aspekte, die mir vielleicht im ersten Moment so gar nicht aufgefallen sind!