Hi people,
heute rede ich mal über Grundsätzliches, über Literarisches, nämlich über Werkzeug und Inhalt.
Ein Schriftsteller ist im Prinzip auch nichts anderes als ein Bildhauer.
Zuerst ist da ein großer, unbehauener Block.
Das ist - das Material. Die Idee. Die Ideen. Wild im Kopf herumwirbelnd. Im besten Fall. Aber VORHANDEN. Wer keinen großen, unbehauenen Block (vor sich) hat, der sollte gar nicht erst mit dem Schreiben beginnen. Weder mit dem Schreiben eines Romans, noch mit dem einer Kurzgeschichte, noch damit, Krimis aufs Papier zu bringen (in die Tastatur zu hauen), schon gar nicht mit dem Schreiben von Sachbüchern anfangen. Für Sachbücher gelten noch einmal andere, zusätzliche Regeln.
Wenn der Block vorhanden ist, großer schwarzer Marmor oder weißer Granit oder anderer geeigneter Stein, geht man in seine Werkstatt, die Werkzeuge säubern und schärfen, denn es steht viel Arbeit vor einem! Für Anfänger geht auch Ton - das werden dann die Lädchenbücher! Graphit für Krimis? Welches sind "weiche Steine" - ich weiß es nicht.
Die Werkzeuge sind Stilsicherheit, gediegene Grammatikkenntnisse, - besonders bei einem modernen Schriftsteller ist es mir aufgefallen, dass er die alte, vorgegebene Ordnung der Worte - SPO (ich hoffe, ihr wisst noch alle, was das heißt) mit Absicht zu OPS verdreht. Oh, man versteht das. Aber es ist irgendwie mühsam zu lesen. Und während die einen Leser diese Methode als Kunst feiern, verdrehe ich die Augen und würde als Geburtstagswunsch eine deutsche Grammatik empfehlen, vllt die von Ulich Engel, aber überarbeitet. Meine stammt noch von vor der Rechtschreibreform. (Reform???? *augenverdreh*). Grammatik ist unerlässlich. Bei manchem modernen Roman meint man, Grammatik sei aus der Mode gekommen, aber, people, meistens bedeutet das Außerachtlassen von Grammatik, dass man sie nicht beherrscht. Es ist manchmal schwierig, Moderne von Unfähigkeit zu unterscheiden! Das ist ja auch bei Gemälden so. Ist diese Farbkomposition Kunst oder hat sie ein 5jähriges Kind an die Wand geschmissen, so sieht man in Japan wohl Kunst. War es nicht Japan, wo es so ein "Wunderkind" gibt, dessen Bilder zigtausende YenundYang wert sind.
Was man noch braucht, ist ein allgemeines Sprachgefühl. Wer Musik machen kann und ein Gefühl für Rhythmus und Melodie hat, ist klar im Vorteil.
Also auf dem Gebiet der Werkzeuge, ist meiner Meinung nach viel Romanähnliches auf dem Markt, wo die Werkzeuge aus Gummi gewesen sind, oder aus dritter Hand oder wo einfach jemand versucht hat, mit Gabel, Messer, Schere, Licht am Marmor zu kratzen. Metaphern ... da gräuselt es oft meine Zehennägel. Mein Schuhmacher weiß gar nicht mehr, welchen orthopädischen Schuh er mir noch machen soll, so sehr sind die gekräuselt. (Es gibt natürlich auch Meister der Metapher).
Kommen wir zum Inhalt, nämlich dem Bild, das der Künstler bereits vor Augen hatte, bervor er seinen Stein behaut. Das Kunstwerk, der Mensch, der Gegenstand, um den er herum den Stein weghaut, so dass das Gewollte klar in Erscheinung tritt.
Es gibt bildhauerische Kunstwerke, die sind noch halb oder viertels im Stein. Sie sind quasi in der Materie gefangen. Das ist gewollt und falls es gewollt ist, und nicht einfach nur passiert, weil die Bildhauerin eine Zigarette rauchen ging, dann einen Mann traf, alles stehen und liegen ließ und auswanderte, dann ist es Kunst. Und interessant. Sonst Zufall. Jaja, wie unterscheidet man es?
So was Unvollendetes gibt es auch literarisch. So was halb Gewolltes. Ich habe gerade kein Beispiel dafür zur Hand. Romane, die im heraufziehenden Nebel verhangen bleiben, wo es keine klaren Konturen gibt. "The New York Trilogy" von Paul Auster vielleicht. Der offene Schluß gehört nicht dazu. Aber der offene Schluß ist ein Sonderfall, der nur konstruiert werden sollte, wenn man die Materie vorher beherrscht hat. Allzu oft - bedeutet der offene Schluß, ich gehe eine rauchen und habe keine Lust mehr. Oder einen trinken. Oder eine Freundin treffen. Oder sonst was.
Die vorgestellte Figur, die noch im Stein steckt und wovon die Bildhauerin (eine andere, eine Nichtraucherin diesmal und deshalb hat sie keinen Mann getroffen draußen und kommt zurück zum Bildhauern) - eine exakte Vorstellung hat, weil sie sie sonst nicht aus dem Stein hauen kann, das ist in unserem Fall der Plot. Jajajaja. Er scheint zwar aus der Mode zu kommen, aber ohne Plot und ohne Drehbuch kein guter Roman. Oder ohne die Idee. Das kann man nicht immer klar voneinander trennen. Der Plot ist Struktur, die Idee Fleisch? oder sogar Geist. Das gibts. Es gibt geistreiche Romane!
Heute, habe ich das Gefühl, haut man einfach drauf los. Am Ende hat man, bei viel Glück, etwas, was einem Gesicht ähnelt, und ganz viel übrige Splitter. Die kehrt man zusammen und verkauft sie als Kunst. Na, bumsti.
Die Versatzstücke, die man beim PLOT braucht, sind Anfang, Mitte und Schluß. Und obwohl ich ein großer Fan von Anfängen bin, komme ich doch zu dem Schluß, dass der Schluß auch nicht unwichtig ist. Und bei näherem Hinsehen, möchte ich mich auch im Mittelteil nicht langweilen.
Ja, ich weiß, es ist nicht leicht, dass ich sowohl, Form wie Inhalt, in guter Qualität haben möchte, ja geradezu fordere, bevor ich sage, das ist ein guter Roman.
Ehrlich gesagt, lasse ich mich schnell begeistern und werde leider, oft, hinten raus enttäuscht.
Wo es mal andersrum war, das war der vorletzt gelesene Roman von Tom Wolfe
Zu Anfang war ich nur verhalten begeistert - und ich verstehe jeden, der das Buch nicht mag - aber die scharfen Dialoge und die herausgehauenen Charaktere in ihrer Unreinheit - jaha, unrein darfs sein - wenn es gewollt ist - haben mich begeistert.
Gleich anschließend las ich allerdings einen Roman, der mich, je länger er dauerte immer mehr enttäuschte ... und letztlich Anlaß für diesen Monolog bietet, der aber gleich ein Dialog mit euch wird.
Der Dialog, der gehört noch zum Werkzeug. Ihn bitte nicht im Schuppen lassen. Ihn entstauben. Es gibt auch Werkzeuge, die nicht funktionieren! Auch darüber können wir gerne miteinander reden. Der Dialog darf nicht aus Holz sein.
Jetzt seid ihr dran.
Habt Spaß und gebt euch nicht so leicht zufrieden!
Eure Donnerstagswanda
heute rede ich mal über Grundsätzliches, über Literarisches, nämlich über Werkzeug und Inhalt.
Ein Schriftsteller ist im Prinzip auch nichts anderes als ein Bildhauer.
Zuerst ist da ein großer, unbehauener Block.
Das ist - das Material. Die Idee. Die Ideen. Wild im Kopf herumwirbelnd. Im besten Fall. Aber VORHANDEN. Wer keinen großen, unbehauenen Block (vor sich) hat, der sollte gar nicht erst mit dem Schreiben beginnen. Weder mit dem Schreiben eines Romans, noch mit dem einer Kurzgeschichte, noch damit, Krimis aufs Papier zu bringen (in die Tastatur zu hauen), schon gar nicht mit dem Schreiben von Sachbüchern anfangen. Für Sachbücher gelten noch einmal andere, zusätzliche Regeln.
Wenn der Block vorhanden ist, großer schwarzer Marmor oder weißer Granit oder anderer geeigneter Stein, geht man in seine Werkstatt, die Werkzeuge säubern und schärfen, denn es steht viel Arbeit vor einem! Für Anfänger geht auch Ton - das werden dann die Lädchenbücher! Graphit für Krimis? Welches sind "weiche Steine" - ich weiß es nicht.
Die Werkzeuge sind Stilsicherheit, gediegene Grammatikkenntnisse, - besonders bei einem modernen Schriftsteller ist es mir aufgefallen, dass er die alte, vorgegebene Ordnung der Worte - SPO (ich hoffe, ihr wisst noch alle, was das heißt) mit Absicht zu OPS verdreht. Oh, man versteht das. Aber es ist irgendwie mühsam zu lesen. Und während die einen Leser diese Methode als Kunst feiern, verdrehe ich die Augen und würde als Geburtstagswunsch eine deutsche Grammatik empfehlen, vllt die von Ulich Engel, aber überarbeitet. Meine stammt noch von vor der Rechtschreibreform. (Reform???? *augenverdreh*). Grammatik ist unerlässlich. Bei manchem modernen Roman meint man, Grammatik sei aus der Mode gekommen, aber, people, meistens bedeutet das Außerachtlassen von Grammatik, dass man sie nicht beherrscht. Es ist manchmal schwierig, Moderne von Unfähigkeit zu unterscheiden! Das ist ja auch bei Gemälden so. Ist diese Farbkomposition Kunst oder hat sie ein 5jähriges Kind an die Wand geschmissen, so sieht man in Japan wohl Kunst. War es nicht Japan, wo es so ein "Wunderkind" gibt, dessen Bilder zigtausende YenundYang wert sind.
Was man noch braucht, ist ein allgemeines Sprachgefühl. Wer Musik machen kann und ein Gefühl für Rhythmus und Melodie hat, ist klar im Vorteil.
Also auf dem Gebiet der Werkzeuge, ist meiner Meinung nach viel Romanähnliches auf dem Markt, wo die Werkzeuge aus Gummi gewesen sind, oder aus dritter Hand oder wo einfach jemand versucht hat, mit Gabel, Messer, Schere, Licht am Marmor zu kratzen. Metaphern ... da gräuselt es oft meine Zehennägel. Mein Schuhmacher weiß gar nicht mehr, welchen orthopädischen Schuh er mir noch machen soll, so sehr sind die gekräuselt. (Es gibt natürlich auch Meister der Metapher).
Kommen wir zum Inhalt, nämlich dem Bild, das der Künstler bereits vor Augen hatte, bervor er seinen Stein behaut. Das Kunstwerk, der Mensch, der Gegenstand, um den er herum den Stein weghaut, so dass das Gewollte klar in Erscheinung tritt.
Es gibt bildhauerische Kunstwerke, die sind noch halb oder viertels im Stein. Sie sind quasi in der Materie gefangen. Das ist gewollt und falls es gewollt ist, und nicht einfach nur passiert, weil die Bildhauerin eine Zigarette rauchen ging, dann einen Mann traf, alles stehen und liegen ließ und auswanderte, dann ist es Kunst. Und interessant. Sonst Zufall. Jaja, wie unterscheidet man es?
So was Unvollendetes gibt es auch literarisch. So was halb Gewolltes. Ich habe gerade kein Beispiel dafür zur Hand. Romane, die im heraufziehenden Nebel verhangen bleiben, wo es keine klaren Konturen gibt. "The New York Trilogy" von Paul Auster vielleicht. Der offene Schluß gehört nicht dazu. Aber der offene Schluß ist ein Sonderfall, der nur konstruiert werden sollte, wenn man die Materie vorher beherrscht hat. Allzu oft - bedeutet der offene Schluß, ich gehe eine rauchen und habe keine Lust mehr. Oder einen trinken. Oder eine Freundin treffen. Oder sonst was.
Die vorgestellte Figur, die noch im Stein steckt und wovon die Bildhauerin (eine andere, eine Nichtraucherin diesmal und deshalb hat sie keinen Mann getroffen draußen und kommt zurück zum Bildhauern) - eine exakte Vorstellung hat, weil sie sie sonst nicht aus dem Stein hauen kann, das ist in unserem Fall der Plot. Jajajaja. Er scheint zwar aus der Mode zu kommen, aber ohne Plot und ohne Drehbuch kein guter Roman. Oder ohne die Idee. Das kann man nicht immer klar voneinander trennen. Der Plot ist Struktur, die Idee Fleisch? oder sogar Geist. Das gibts. Es gibt geistreiche Romane!
Heute, habe ich das Gefühl, haut man einfach drauf los. Am Ende hat man, bei viel Glück, etwas, was einem Gesicht ähnelt, und ganz viel übrige Splitter. Die kehrt man zusammen und verkauft sie als Kunst. Na, bumsti.
Die Versatzstücke, die man beim PLOT braucht, sind Anfang, Mitte und Schluß. Und obwohl ich ein großer Fan von Anfängen bin, komme ich doch zu dem Schluß, dass der Schluß auch nicht unwichtig ist. Und bei näherem Hinsehen, möchte ich mich auch im Mittelteil nicht langweilen.
Ja, ich weiß, es ist nicht leicht, dass ich sowohl, Form wie Inhalt, in guter Qualität haben möchte, ja geradezu fordere, bevor ich sage, das ist ein guter Roman.
Ehrlich gesagt, lasse ich mich schnell begeistern und werde leider, oft, hinten raus enttäuscht.
Wo es mal andersrum war, das war der vorletzt gelesene Roman von Tom Wolfe
Zu Anfang war ich nur verhalten begeistert - und ich verstehe jeden, der das Buch nicht mag - aber die scharfen Dialoge und die herausgehauenen Charaktere in ihrer Unreinheit - jaha, unrein darfs sein - wenn es gewollt ist - haben mich begeistert.
Gleich anschließend las ich allerdings einen Roman, der mich, je länger er dauerte immer mehr enttäuschte ... und letztlich Anlaß für diesen Monolog bietet, der aber gleich ein Dialog mit euch wird.
Der Dialog, der gehört noch zum Werkzeug. Ihn bitte nicht im Schuppen lassen. Ihn entstauben. Es gibt auch Werkzeuge, die nicht funktionieren! Auch darüber können wir gerne miteinander reden. Der Dialog darf nicht aus Holz sein.
Jetzt seid ihr dran.
Habt Spaß und gebt euch nicht so leicht zufrieden!
Eure Donnerstagswanda
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