Wenn Google einfach deinen Blog löscht

supportadmin

Administrator
29. Oktober 2013
2.552
2.671
49
Der Internet-Gigant Google gilt als großzügig. Bietet beispielsweise zehntausenden Bloggern ein kostenloses Zuhause auf www.blogspot.com. Es gibt kaum einen anderen Ort, wo sich einfacher und schneller der eigene Blog realisieren liesse.

Aber jetzt hat diese schöne Fassade einen gewaltigen Riss bekommen. Die Frage, die sich kaum jemand stellte, war die: was passiert eigentlich, wenn Google die Inhalte, die ich auf meinem Blog poste, nicht gefallen? Jetzt kennen wir die Antwort. Der Blog wird gelöscht.

Jedenfalls ging es dem in Paris lebenden amerikanischen Autor Dennis Cooper nun so. Vor über zehn Jahren begann er auf www.blogspot.com sein Online-Tagebuch unter denniscooper-theweaklings.blogspot.com. Die Seite wurde schnell zum Treffpunkt von Schriftstellern, Künstlern, Verlegern und Musikern. Andere Autoren veröfentlichten Gastbeiträge, Cooper selber einen kompletten Roman.

Das ist nun alles weg. Am 27. Juni 2016 wurde Coopers Blog unter Verweis auf eine angebliche Verletzung der Nutzungsbedingungen und ohne Angabe von Gründen von der Google-Tochter blogspot.com gelöscht. Cooper hakte nach, versuchte eine Reaktivierung zu erreichen. Er bekam keine Antwort. Der Konzern reagierte nicht.

Mit den empörten Reaktionen weltweit hatte wohl selbst Google nicht gerechnet. Ein Aufschrei ging durch die Medien. Der amerikanische PEN-Club meldete sich zu Wort.

Die FAZ schrieb dazu:
[zitat]Dass ein Tech-Gigant autoritativ und ohne Begründung bestimmt, was Eingang in den kulturellen Kanon findet? Diese Fragen müssen dringend verhandelt werden. Und zwar im öffentlichen Raum.[/zitat]

www.faz.net: Google löscht Künstler-Blog: Und dann ist alles weg
Dennis Cooper – Wikipedia
 
  • Like
Reaktionen: Frank62

Sakuko

Aktives Mitglied
27. Juni 2016
862
502
44
40
NRW
Das machen andere Bloganbieter doch auch nicht anders. Das müsste so ziemlich jeder Anbieter in den AGBs haben, wenn irgendwas gegen die Richtlinien verstößt, darf gelöscht werden. Damit schützen die sich auch gegen irgendwelche Extremisten, Kinderporno-Hersteller, Hassredner etc.
Nur wer selbst hostet (und selbst Backups macht) hat eine gewisse Sicherheit.
 

Sakuko

Aktives Mitglied
27. Juni 2016
862
502
44
40
NRW
Aber was hat das Alter damit zu tun?
Ich verstehe das es doof ist, wenn so was passiert, besonders wenn man nicht die Voraussicht besessen hat, in den 10 Jahren mal irgendwo ein Backup zu sichern (Wayback Machine?), aber ich verstehe nicht diese regelmäßigen, öffentlichen Aufschreie, wenn eine Firma das tut, was in ihren AGB steht, und Leute davon immer wieder ganz empört und überrascht sind.
 

Sebastian

Aktives Mitglied
18. April 2014
552
721
44
42
Ostharingen, Niedersachsen, Germany
Natürlich ist das Verhalten von Google fragwürdig, besonders da der Blog ja schon seit Ewigkeiten bestand. Aber, wie @Sakuko schon sagte, in den AGB steht es nun einmal so - und ohne zu wissen, auf Grund welcher Inhalte die Löschung vollzogen wurde, ist es auch müßig darüber nachzudenken, ob es gerechtfertigt ist. Allerdings sollte der Dienstanbieter schon in der Lage sein, den Grund der Löschung anzugeben, zumindest in solchen Fällen.
 

Sakuko

Aktives Mitglied
27. Juni 2016
862
502
44
40
NRW
Natürlich ist das Verhalten von Google fragwürdig, besonders da der Blog ja schon seit Ewigkeiten bestand.
Was ist daran fragwürdig? Meinst du moralisch fragwürdig? Rechtlich ja offensichtlich nicht.

Ich verstehe das Problem nicht. Wir sind uns doch sicher einig das praktisch alle AGBs für Internetdienstleistungen,besonders kostenlose, aussagen, das die Dienste jederzeit widerrufen werden können. Auch wenn sich kaum jemand die Mühe macht, die Dinger zu lesen, uns ist das doch trotzdem klar.
Aber wenn dann eine Firma von ihrem Recht gebraucht macht, und der Betroffene bekannt genug ist, dann ist es fragwürdig. Warum?
Wir vielleicht vielen von uns plötzlich klar, dass unsere Online-Persona nicht so sicher ist, wie wir gerne hätten? Dass uns das gleiche passieren kann?
Dabei gibt es immer Alternativen zu den kostenlosen Anbietern, bei denen wir kaum Rechte haben. Aber die kosten mehr und sind mehr Arbeit. Wir haben durchaus die Auswahl. Wir können andere Optionen nutzen.
Wenn so viele Leute der Meinung sind was blogspot und google machen ist kacke, dann sollen die die Zahlen sprechen lassen und woanders hingehen, wo das nicht passieren kann.
Selbst hosten, andere Suchmaschinen nutzen, Backups machen. Man hat Möglichkeiten, man muss nur Eigenverantwortung für seine Inhalte übernehmen, statt andere das machen zu lassen.
 

Tiram

Bekanntes Mitglied
4. November 2014
3.569
4.589
49
Vom Papier her stimmt das sicherlich, Sakuko. Aber ganz so kostenlos sind diese Dienste wiederum nicht. Ganz im Gegenteil: Sie kosten uns unsere Daten, mit denen diese Anbieter mächtig viel Geld machen. Denn auch die sind sicherlich nicht so großzügig, ihre Dienste für lau anzubieten.
 
  • Like
Reaktionen: Fridolin

Sebastian

Aktives Mitglied
18. April 2014
552
721
44
42
Ostharingen, Niedersachsen, Germany
@Sakuko, mit fragwürdig beziehe ich mich darauf, dass besagtes Blog seit 10 Jahren existiert und plötzlich auffällt, dass es dort Inhalte geben soll, die gegen die Agb verstoßen. Gerade bei einem augenscheinlich ja auch sehr aktiven uns häufig besuchten Blog scheint mir das doch etwas seltsam.

Das keine Backups gemacht werden ist eine andere Sache, Dummheit wird bestraft.
 
  • Like
Reaktionen: Helmut Pöll

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.579
11.163
49
München
mit fragwürdig beziehe ich mich darauf, dass besagtes Blog seit 10 Jahren existiert
Das ist auch mein Hauptkritikpunkt @Sebastian , auch wenn @Sakuko natürlich Recht hat, dass sich die Leute an die AGBs halten sollen. Aber sich 10 Jahre nicht um die AGBs zu kümmern und dann auf den Knopf zu drücken, das ist ein NoGo.
 

Fridolin

Mitglied
2. Juli 2016
92
70
14
51
Köln
www.facebook.com
Ich finde es gut, dass die großen Anbieter etwas mehr anfangen, auf die Inhalte zu schauen, die dort veröffentlicht werden. Und dabei ist es natürlich egal, wie lange der Blog schon besteht.
Was mich eher stört, ist die Art und Weise. Eine Deaktivierung des Blogs mit einem Anschreiben an den Blogbetreiber zur Klärung eventueller fraglicher Inhalte hatte ich für deutlich angebrachter. So kann der Blogbetreiber immerhin die fraglichen Stellen entfernen und den Blog wieder online nehmen. Einfach löschen ist natürlich einfacher aber auch viel zu einfach gedacht.

Ein Backup kann man übrigens bei Blogspot nicht so ohne weiteres erstellen. Das wäre viel zu einfach, ein Backup bei Blogspot zu erstellen, um es dann bei Wordpress wieder einzustellen. Dieser "Luxus" funktioniert nur, wenn man den Blog selbst hostet.
 
  • Like
Reaktionen: Sebastian

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.579
11.163
49
München
Ich finde es gut, dass die großen Anbieter etwas mehr anfangen, auf die Inhalte zu schauen, die dort veröffentlicht werden. Und dabei ist es natürlich egal, wie lange der Blog schon besteht.
Was mich eher stört, ist die Art und Weise.
Absolut Ja!
Ein Backup kann man übrigens bei Blogspot nicht so ohne weiteres erstellen.
Eine Backup-Möglichkeit für ein Blog anzubieten ist technisch ein Kinderspiel, für einen Konzern wie Google ein Fingerschnippen. Es ist aber nicht gewollt. Man will es den Leuten nicht so leicht machen zu gehen. Und mit jedem Posting mehr wird die Hürde höher zu wechseln. Und jeder Datensatz ist pures Geld - wenn noch nicht jetzt, dann in Zukunft.
Es ist schon so wie @Tiram oben gesagt hat. Diese Blogs kosten zwar keine monatliche Gebühr, aber wir liefern unsere Daten dafür. Und ganz bestimmt behält sich Google in den Tiefen des Kleingedruckten vor, auch mal Werbung auf diesen Blogs anzubieten.
 
  • Like
Reaktionen: Fridolin

Fridolin

Mitglied
2. Juli 2016
92
70
14
51
Köln
www.facebook.com
Und ganz bestimmt behält sich Google in den Tiefen des Kleingedruckten vor, auch mal Werbung auf diesen Blogs anzubieten.
Och, das braucht es gar nicht, weil auch Google ein Affiliate-Programm anbietet und erstaunlich viele Blogger ganz freiwillig Werbung auf ihrem Blog schalten, in der Hoffnung, auch darüber noch den ein oder anderen Euro zu verdienen.
 

Tiram

Bekanntes Mitglied
4. November 2014
3.569
4.589
49
Der Buchblogger denkt beim Affiliate-Programm ganz sicher nicht ans Verdienen. Eher ist es für ihn die Möglichkeit, das Cover ganz legal posten zu können. Wenn er nicht, wie es immer mehr tun, selsbt ein Foto macht.
 

Sebastian

Aktives Mitglied
18. April 2014
552
721
44
42
Ostharingen, Niedersachsen, Germany
Ein Backup auf Blogspot ist möglich, wenn auch nur auf Umwegen. Man kann eine XML-Datei schreiben und lokal speichern (sogar über die Blogspot-Einstellungen). Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob die tatsächlich auch die Datenbank als solches enthält, aber es ist ohne weiteres möglich, sie zB auf einen WordPress.com Account zu schmeißen, sodass dort eine gespiegelte Kopie des Contents inklusive Kommentare entsteht. Etwas umständlich, aber die Daten sind dadurch safe.

@Tiram, die Verlage haben in ihren FAQ eigentlich grundsätzlich stehen, dass Cover und Klappentext ohne vorherige Genehmigung in Artikel zum Buch eingebunden werden dürfen. Nur deswegen auf ein Affiliateprogramm zu setzen, ist eigentlich unnötig und wahrscheinlich mehr Aufwand, als es einfach per Copy & Paste einzubauen.
 

Tiram

Bekanntes Mitglied
4. November 2014
3.569
4.589
49
Vor ein paar Jahren war das auch bei den Verlagen noch nicht so ganz klar. Und da war das Programm, zum Beispiel bei Amazon, so was von einfach und unkompliziert.
 
  • Like
Reaktionen: Fridolin

Fridolin

Mitglied
2. Juli 2016
92
70
14
51
Köln
www.facebook.com
@Tiram Das Google-Werbeprogramm funktioniert aber anders. Bei dem Amazon-Affiliate-Programm hast Du sicherlich recht, denn dort kann man gezielt die Buchcover auswählen. Das Google Programm nennt sich AdSense und funktioniert etwas anders. Man bindet ein Werbe-Gadget ein, in dem Werbung erscheint, die Goggle anhand der Inhalte Deines Blogs selbst bestimmt. Ob man über AdSense gezielt eigene Werbung schalten kann, weiß ich gar nicht, weil ich das Programm nicht aktiviert habe. Ich nutze tatsächlich das Amazon Affiliate Programm, um "gefahrlos" an die Cover zu gelangen.
 
  • Like
Reaktionen: Tiram