Wenn der Verriss verrissen wird

Helmut Pöll

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Feuilleton und Buchblogger haben seit jeher ein eher ambivalentes Verhältnis. Manchmal beharken sie sich. Dann zählen beispielsweise Feuilletonisten Kommafehler in Blogposts, amüsieren sich darüber oder finden Rezensionen im Stil von Nacherzählungen im besten Falle putzig.

Manchmal ist es aber auch anders herum. So geschehen jetzt. Literaturblogger Marcus Böhm, der gerade in Tübingen im Fach Philosophie promoviert, hat auf Kulturernten eine Besprechung zu Heike-Melba Fendels „Zehn Tage im Februar“ veröffentlicht. In der verreisst er nicht nur das Buch als das "langweilige Monologisieren eines absolut uninteressanten Püppchens“, sondern fragt auch welche Versprechen von einem Roman ausgehen, der in sogenannten Leitmedien wie FAZ und Deutschlandfunk bereits wohlwollend aufgenommen wurde?

Vier Tage dauerte es, da meldete sich eine verschnupfte Autorin zu Wort und verriss auf kulturernten.com wiederum Böhms Verriss zu ihrem Buch.

"dass sie zudem die kritik einleitend mit dem verweis auf überschätzende leitmedien pimpen, macht das ganze auch nicht cooler.
und der ganz und gar unironische gebrauch der überfloskel ausdruck „stars und sternchen“, lieber herr böhm setzt ihrem text die joornalistische amateurkrone auf.
"

Böhm konterte: mit seiner Überzeichnung wollte er "jedwedem Klappentextgeklatsche und besonders den Schönwetterbesprechungen die Stirn“ bieten.

Mehr Infos unter den folgenden Links:
www.kulturernten.com: Heike-Melba Fendel: Zehn Tage im Februar
www.deutschlandradiokultur.de: Heike-Melba Fendel: "Zehn Tage im Februar" - Hinter den Kulissen der Glamour-Welt
www.faz.net: Heike-Melba Fendel im Gespräch: Jeder Film ist eine Verheißung

P.S. Auch bei uns wurde das Buch schon zweimal besprochen, @utaechl , @Bibliomarie
Buchinformationen und Rezensionen zu Zehn Tage im Februar: Roman von Heike-Melba Fendel
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Klara Bellis

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23. März 2014
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Ich denke, es ist fast in jedem Fall oberpeinlich, wenn man als Autor auf solche Besprechungen reagiert und dann auch noch auf diese Weise. Egal, ob bei Amazon unter den Kundenmeinungen oder eben unter Blogs, die die Bücher besprechen. ((Wahrscheinlich ist es das Beste, erst gar nicht nach solchen Besprechungen zu schielen oder zu googeln, um nicht in Versuchung zu kommen.))
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Ich denke, es ist fast in jedem Fall oberpeinlich, wenn man als Autor auf solche Besprechungen reagiert und dann auch noch auf diese Weise.
Das sehe ich auch so, @Klara Bellis . Marcus Böhm sagt ja ganz deutlich, wer sich in die Öffentlichkeit begibt, der muss auch mit Widerspruch leben. Wer das nicht aushalten kann, sollte sich eine Veröffentlichung zweimal überlegen.

Ohne das Buch selber zu kennen ist mir das aufgefallen: eine Autorin und Journalistin, die erstmal so beleidigt reagiert, bei ihrer Replik auf einen Verriss offenbar keinerlei Wert auf Groß- und Kleinschreibung legt und dann zu guter Letzt "joornalistisch" mit zwei "O" schreibt, stärkt nicht gerade mein Vertrauen als Leser. Sicher ist das nur ein Vertipper, es passt aber ins Gesamtbild.
 
20. Mai 2014
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Die Autorin hat sich wohl kaum oder gar keine Zeit zur Beruhigung gelassen. Die Schreibfehler und zum Teil wirre Grammatik deuten darauf hin. Aber ich gebe dir recht, @Klara Bellis, auf Rezensionen zu antworten ist immer gefährlich, weil man kaum in der Lage ist, sie objektiv zu beurteilen.

Allerdings - eine gewisse Häme will ich auch dem Rezensenten nicht absprechen. Ob er da noch das Buch oder nicht doch eher die Autorin kritisiert, muss er wohl mit seinem eigenen Blogger-Ethos ausmachen. Andererseits: Nun hat sein Blog ja wohl sicherlich weithin Aufmerksamkeit erregt, in sofern hat es sich für ihn vielleicht gelohnt. Gutes Gewissen wird überbewertet (Ironie. Ich für meinen Teil mag Ironie ;) )
 

supportadmin

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29. Oktober 2013
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Ob er da noch das Buch oder nicht doch eher die Autorin kritisiert, muss er wohl mit seinem eigenen Blogger-Ethos ausmachen.
Ja, natürlich @Sabine Schäfers . Was ich für mich noch aus verschiedenen Formulierungen des Bloggers herauslese ist eine gewisse Empörung darüber, dass es seiner Ansicht nach eine Clique von Verlags-, Feuilleton- und Medienleuten gibt, die sich gegenseitig verlegen und dann noch lobhudelnd besprechen.
 
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20. Mai 2014
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dass es seiner Ansicht nach eine Clique von Verlags-, Feuilleton- und Medienleuten gibt, die sich gegenseitig verlegen und dann noch lobhudelnd besprechen.
Das halte ich durchaus für möglich, und solche Mechanismen sind aus Lesersicht auch ärgerlich. Zum Glück für die Autorin ist der Effekt für sie letztlich wahrscheinlich sogar positiv: Wenn der Streit nur öffentlich genug ist, rückt er das Buch überhaupt erst ins Scheinwerferlicht und steigert womöglich sogar den Absatz.
 

Atalante

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20. März 2014
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Danke für die Links, @Helmut Pöll . Das lese ich mir später mal durch.

Ich stimme euch zu. Auch ich habe oft den Eindruck, daß manche Titel über den grünen Klee gelobt werden und frage mich immer gerne, warum. Wir werden es wohl nie erfahren, es sei denn, es gibt mal Literary-Leaks dazu.;)