Welches Kinderbuch aus eurer Kindheit lest ihr eurem Nachwuchs nicht/verspätet vor?

Svarlen Edhor

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Hallo ihr Lieben,:)

ich habe heute mal so dagesessen nachgedacht, dass Ich früher gern Max und Moritz gelesen habe (und vorgelesen bekommen habe), dies aber meiner Tochter eher nicht vorlesen möchte. :confused:
Früher war ich ganz fasziniert von der Sprache und den Streichen, aber heute kommt mir das ganze - obwohl ein Klassiker - einfach nur gewalttätig und ungezogen vor, auch hochgradig gefährlich:eek: und das Ende: Wie soll man das bitte einem Kind erklären? Das ist etwas, was sie lesen kann, wenn sie älter ist und wir auf eine objektive Art darüber sprechen können.

Als zweites fällt mir der Struwelpeter ein. Mein Schwiegervater hat ihn meiner Tochter aufgemalt und sie haben darüber gesprochen. Das allein muss sie so mitgenommen haben, dass sie mir das gleich mehrmals erzählen musste und Angst hatte, dass es ihn wirklich gibt. :oops:Das Buch haben wir auch mal gelesen und auch wenn ich den Struwelpeter als nicht so derbe empfinde, wie z.B. Max und Moritz, so gruselt es mich doch bei seinem Anblick immer noch.
Das ist so ein typisches „Mach den Kindern Angst, damit sie gehorchen“ - Ding...o_O

Außerdem fallen mir da Geschichten wie „der Trotzkopf“ ein, in denen es nur um Hierarchien, Gehorsam, Liebesentzug als Strafe, Liebe unter Bedingungen geht.
Nun bin ich zwar auch so, dass ich sage, naja, mir hat das auch nicht geschadet. Aber hat es das wirklich nicht?:reader3

Wie sind eure Erfahrungen: Welche Bücher aus eurer Kindheit werdet ihr/habt ihr euren Kindern nicht vor(ge)lesen und warum?

LG
Svarlen Edhor
 

ElisabethBulitta

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Das ist so ein typisches „Mach den Kindern Angst, damit sie gehorchen“ - Ding...

Da gibt es Schlimmeres. Ich habe irgendwo ein Buch mit dem Titel "Kinder- und Jugendliteratur vom Biedermeier bis zum Realismus" (oder so ähnlich), da sind viel schlimmere Geschichten drin.
Und ehrlich: Wenn ich so höre, was meine Grundschüler*innen an Filmen schauen oder am PC spielen, dagegen sind Max und Moritz oder der Struwwelpeter oft Kindergarten. Ich persönlich mag die oben genannten Bücher auch nicht besonders, aber ein Problem mit ihnen habe ich auch wiederum nicht.
 
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Literaturhexle

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Ich persönlich mag die oben genannten Bücher auch nicht besonders, aber ein Problem mit ihnen habe ich auch wiederum nicht.
Unsere Kinder haben diese Klassiker bei Oma und Opa kennengelernt und waren putzigerweise total fasziniert davon. Natürlich entsprechen die dargestellten Methoden nicht mehr dem heutigen Erziehungsstil. Es kommt auf das Kind an und WIE man es an die Bücher heranführt.
Ich finde auch Märchen nicht schädlich. Es kommt immer aufs Kind an.
Und ja, Elisabeth: Es ist erschreckend, wie viele Eltern ihren Nachwuchs ohne Kontrolle ins Netz lassen... Das läuft dann unter "Förderung moderne Medien ". Ich lach mich weg!
 
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Svarlen Edhor

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15. November 2019
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Das stimmt allerdings! Vor allem „Youtube Kids“ .. aber das führt zu weit. Da geht es ja auch um Medienkompetenz und -performanz.

Klar gibt es noch ältere Bücher, aber wurden euch Kinderbücher aus der Biedermeierzeit vorgelesen? XD
Ich meinte explizit Bücher, mit denen ihr aufgewachsen seid (und die ihr als Kinder vielleicht gut fandet ), aber wenn ihr so am Vorlesen seid, stellt ihr fest, ääh... okay, das überspringen wir mal :D

Ich muss gestehen, dass ich meiner 4-jährigen Tochter den 7. Satz über „zurücklassen und sterben, sie starb, er starb, sie sind tot, er muss sie töten“ in dem einen oder anderen Märchen schon ausgelassen habe :rolleyes:
Aber wie ihr sagt, kommt auch auf‘s Alter an.
 
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ElisabethBulitta

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Da geht es ja auch um Medienkompetenz

Nun ja, den Ausdruck "Medienkompetenz" genieße ich mit Vorsicht. Ich halte es da mit Spitzer: Medienkompetenz an sich gibt es nicht. Lesen und denken muss man können, dann klappt's auch mit der Medienkompetenz.

Ich muss gestehen, dass ich meiner 4-jährigen Tochter den 7. Satz über „zurücklassen und sterben, sie starb, er starb, sie sind tot, er muss sie töten“ in dem einen oder anderen Märchen schon ausgelassen habe

Da denke ich immer, dass man zu sehr als Erwachsene*r denkt. Kinder im Vor- und frühen Grundschulalter haben ein völlig anderes Verständnis vom Tod als wir. Dazu gibt es auch genügend (psychologische) Studien. Der Tod als etwas Endgültiges und Bedrohliches wird eigentlich erst ab Ende der Grundschulzeit begriffen.
 

Svarlen Edhor

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:confused:Da hast du Recht, man kommt halt aus seiner Haut als Erziehungsberechtigter so schlecht raus :D

Also kann ich es so verstehen, dass du/ihr keinerlei Kinderbücher habt, über die ihr als Erwachsene anders denkt und sie deshalb euren Kids nicht vorlesen würdet oder erst verspätet?

edit: Ich merke, ich habe meine Frage im Thema unglücklich formuliert:confused:: Welche Bücher aus eurer Kindheit würdet ihr euren Vorschulkindern nicht vorlesen / verspätet vorlesen?
Dass nachher in der Schule ein anderer Wind weht, wissen wir ja alle :D
 
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Literaturhexle

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Also kann ich es so verstehen, dass du/ihr keinerlei Kinderbücher habt, über die ihr als Erwachsene anders denkt und sie deshalb euren Kids nicht vorlesen würdet oder erst verspätet?
Ich selbst bin leider nicht in einem Meer aus Büchern aufgewachsen.

Ich empfand meine damalige Schwägerin immer völlig übertrieben, die den Großeltern verboten hatte, Märchen vorzulesen oder eben Max und Moritz. Der Sohn trabte aber immer wieder genau mit diesen Büchern zur Oma.... Das Verbot wurde zur Doktrin und damit für die Kinder umso reizvoller :D

Das Wichtigste ist, Kinder weder mit einem Film, dem Internet oder eben auch einem Buch alleine zu lassen. Gefühlsmäßig macht man doch vieles richtig, man kann auf Ängste direkt eingehen und im Vorschulalter sind wir doch noch die Helden unserer Kinder: Was wir sagen, ist Gesetz.

Und wenn du ein schlechtes Gefühl hast: Lass es weg! Es gibt heute so viel Auswahl!
 

nineLE

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Hallo ihr Lieben,:)

ich habe heute mal so dagesessen nachgedacht, dass Ich früher gern Max und Moritz gelesen habe (und vorgelesen bekommen habe), dies aber meiner Tochter eher nicht vorlesen möchte. :confused:
Früher war ich ganz fasziniert von der Sprache und den Streichen, aber heute kommt mir das ganze - obwohl ein Klassiker - einfach nur gewalttätig und ungezogen vor, auch hochgradig gefährlich:eek: und das Ende: Wie soll man das bitte einem Kind erklären? Das ist etwas, was sie lesen kann, wenn sie älter ist und wir auf eine objektive Art darüber sprechen können.

Als zweites fällt mir der Struwelpeter ein. Mein Schwiegervater hat ihn meiner Tochter aufgemalt und sie haben darüber gesprochen. Das allein muss sie so mitgenommen haben, dass sie mir das gleich mehrmals erzählen musste und Angst hatte, dass es ihn wirklich gibt. :oops:Das Buch haben wir auch mal gelesen und auch wenn ich den Struwelpeter als nicht so derbe empfinde, wie z.B. Max und Moritz, so gruselt es mich doch bei seinem Anblick immer noch.
Das ist so ein typisches „Mach den Kindern Angst, damit sie gehorchen“ - Ding...o_O

Außerdem fallen mir da Geschichten wie „der Trotzkopf“ ein, in denen es nur um Hierarchien, Gehorsam, Liebesentzug als Strafe, Liebe unter Bedingungen geht.
Nun bin ich zwar auch so, dass ich sage, naja, mir hat das auch nicht geschadet. Aber hat es das wirklich nicht?:reader3

Wie sind eure Erfahrungen: Welche Bücher aus eurer Kindheit werdet ihr/habt ihr euren Kindern nicht vor(ge)lesen und warum?

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Svarlen Edhor
Also keine... Ich halte das schon für übertrieben, was heutzutage für ein Zirkus um Dinge gemacht wird, die seit Generationen schon so waren, im Gegenteil, das was meine Kinder lesen möchten, das dürfen sie auch hören von mir bzw. lesen. Mein 9 Jähriges hat alle acht Harry Potter gelesen, so wie nicht wenige andere in der Klasse auch...
 
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nineLE

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Nun ja, den Ausdruck "Medienkompetenz" genieße ich mit Vorsicht. Ich halte es da mit Spitzer: Medienkompetenz an sich gibt es nicht. Lesen und denken muss man können, dann klappt's auch mit der Medienkompetenz.
So sehe ich das ebenfalls, es ist letztlich Eigenverantwortung. Und wenn ich sehe, wie viel "weiter" im Denken die Kinder heutzutage sind, dann wäre es in meinen Augen vollkommen falsch sie vor etwas zu beschützen, was in der Schule ohnedies Thema wäre. (Man denke allein an die Sexualkunde in der dritten Klasse, halleluja!)
 
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Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Ich habe den Struwwelpeter (den ich als sehr gewaltsam empfinde) als Kleinkind nicht kennen gelernt, jedenfalls wurde er mir nicht vorgelesen. Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass mir als Kind jemand vorgelesen hat. Aber ich konnte schon selbst lesen, lange bevor ich in die Schule kam, und wie ich hier schon beim Thema Kinderbücher erwähnt habe, haben meine Eltern meinen Buchkonsum niemals in irgendeiner Weise beschränkt. Ich habe sehr vieles gelesen, was ich erst viel später richtig verstanden habe. Die Dinge, die mir Angst gemacht haben, waren - wenn ich versuche, mich zu erinnern - auch keine Monster oder grässlichen Vorfälle, sondern merkwürdige Sprachbilder oder Einzelheiten, die vermutlich sonst keinem Menschen Angst machen würden.
(Nur ein Beispiel: ich las in einem Märchen von Wilhelm Hauff, dass ein Mensch unter "seltsamen Erschütterungen" litt, und das hat mir entsetzliche Angst gemacht. Es war eine Gespenstergeschichte, aber der Inhalt schreckte mich nicht, sondern einzig dieser Satz mit den "seltsamen Erschütterungen". Ich habe noch heute Angst vor dem Wort "seltsam".)

Ich erzähle das nur, um klarzumachen, das Ängste etwas sehr Individuelles sind. Ich habe die Lektüre meiner viellesenden Töchter begleitet, habe vorgelesen und mit ihnen besprochen, aber nie ein Buch in irgendeiner Weise von ihnen ferngehalten. Es gibt schon so einige Mädchenbücher, die ich aus heutiger Sicht stellenweise bedenklich finde, zum Beispiel dieses merkwürdige Geschlechterrollenverständnis im ersten Band von "Fünf Freunde" oder gewisse Stellen in den Büchern von Johanna Spyri - aber das sind für mich keine Gründe, diese Bücher Kindern vorzuenthalten; die merken das selbst durchaus, wenn da etwas komisch daherkommt.
 

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