Welche Themen nerven, worüber wollt ihr mehr lesen...?

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.706
22.135
49
Brandenburg
Hi people,
so ein Autor hat es auch nicht leicht. Die meisten Themen sind abgegrast. Ich, für mein Teil, meine, "wenn ich noch einmal einen Migranten, der sich beklagt, im Buch treffe, dann schreie ich" - und schon ist mit Jimmy bzw. Zeljko ein Migrant aufgetaucht.
Zuerst getarnt als ziemlich schlüpfriger Liebesroman mündet der Roman dann doch in das übliche "ich hab Depris, mir ist so schlecht, ihr seid so schlecht, ich armer Specht" ein. Jajaja, Life isn't easy, aber das ist es, falls wir ihnen glauben sollten (ich nicht) selbst für Königs und andere Reiche nicht. Sie werden entthront (gleich zweimal Boris), enttarnt und alt. Es ist wirklich schlimm, dass die Naturgesetze für Reiche und Königs nicht außer Kraft gesetzt werden. Oder vielleicht werden sie das ja doch? Ehrlich gesagt, warte ich jeden Tag auf die Nachricht, dass Charly endlich Königs spielen darf. Aber Elizabeth ist zäh wie Schuhleder. Jedenfalls, das Leben ist nicht nur für Migros schwer.

Habe ich (nur) schlechte Laune oder was? Nee, ich schimpfe (eigentlich) weder über Migros noch über Kronis, ich schimpfe jedoch über eine gewisse Einfaltslosigkeit der Autoren. Es fehlt ihnen an Kreativität oder an Themen. Es gibt Dutzende von Dingen/Themen, von denen ich gerne lesen würde, aber ... ich kann nicht, weil nichts da ist. Dieses Jahr allerdings, muss ich zugeben, ist mein leserischer Horizont auch irgendwie eng. "Matou" hält mich noch einige Hundert Stunden gefangen, diesen einen Roman von M. Köhlmeier, von dem ich euch schon oft erzählt habe und dem ich inzwischen nicht mehr ganz so negativ gegenüber stehe, vielleicht, weil ich mehr als die Hälfte geschafft habe? Wenigstens gibt mir Köhlmeier Gelegenheit, mich zu empören, mich zu schütteln (vor Entsetzen) und nachzudenken. Wenn man ins Nachdenken kommt, ist schon etwas gewonnen. Die Rezension wird entweder schwer oder kurz. Hat nicht jemand Lust, mit mir Matou zu lesen? Wäre interessant, zu sehen und zu hören, was ihr dazu sagt. (Mehr Werbung geht nicht, Michi).
Irgendwie ist "Matou" ja schon auch genial.
Ich will mich leserisch nicht langweilen. Ist das zu viel verlangt? Ich habe genug von Migrantenbefindlichkeiten. Das darf man wahrscheinlich gar nicht sagen, es gehört nicht zur PolCor. Aber ich sags. Noch ein Migrant und ich schreie. Wenigstens solange diese Romane alle dieselbe Richtung nehmen "böses Deutschland", "gemeines Deutschland", etc. etc.
Langer Rede kurzer Sinn, über welche Thematik würdet ihr gerne etwas lesen?
Mir, für meinen Teil, würde es schon reichen, wenn ein Kerl oder ein Weib wenigstens mal ein richtiges Thema hätte, statt sich (nur) mit Befindlichkeiten zu beschäftigen. Dazu haben wir hier momentan sogar in einer Leserunde einen noch nicht ganz durchgeschauten Roman am Start
Buchinformationen und Rezensionen zu Treue: Roman von Hernan Diaz
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Ich bin angetan! Sehr angetan. Einfälle! Ein Thema. Wieder Einfälle. Befindlichkeiten gibt es sicherlich auch. Aber anders.
Worüber möchte ich gerne etwas lesen? Über Kranke, die nicht Krebs haben. Über Naturkatastrophen und Flugzeugabstürze. Über das Alter. Über Pflanzen. Über über - keine Ahnung. Nur interessieren muss es mich halt.
Und ihr?
Was wird gar nicht literarisch beackert? Politik? So wenig Romane, in denen Politiker vorkommen. Oder Geschäftsfrauen. Oder Architekten. Oder.
Was meint ihr? Wenn wir eine gute Jury haben, hätten? Dann werden hoffentlich die Longlistbücher des Deutschen Buchpreises ein paar Romane auf den Markt bringen, die anders sind. Und falls ich dort nur einen Migranten treffe ... aber das sagte ich schon :p.

Eure Donnerstagswanda
 

Maria Braig

Aktives Mitglied
15. Dezember 2017
204
487
34
Osnabrück
www.maria-braig.de
Hmmm, nö. Soviele Migrantenbücher sind mir gar nicht untergekommen. Aber sich lese fleißig an meinem SuB und die Bücher gehen wirklich queerbeet.

Außerdem gibts Migranten erst, seitdem es Ländergrenzen gibt.
Außerdem ist es ja auch immer eine Frage der Definition. Müssen es staatliche Ländergrenzen sein oder zählt auch Migration im "eigenen" Land. Ich bin immer leicht irritiert, warum ein polnischer Mensch, der beispielsweise nach Frankfurt/Oder umsiedelt ein Migrant ist, ein Bayer in Flensburg aber nicht. Die Entfernung ist doch viel größer.
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
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Da Du Probleme mit Migranten hast, empfehle ich Dir meine Bücher. Da geht's vorwiegend um Migrantinnen.
Ich lese gerade von Dir

und das gefällt mir sehr gut! (Die Außenseiterrollen hast Du wirklich toll beschrieben - wobei Enrique ja nicht nur ein Migrant ist! ;) Er hat also gleich zwei Außenseiter-Positionen! Für mich sind beide unerheblich, aber Du schilderst seine Psyche super! )

Auf meinem SuB befinden sich außerdem


+


Du siehst, diese Themen interessieren mich ;)! (Vielleicht auch deshalb, weil meine SchwieTo Japanerin ist und mit im Haus wohnt?! Oder Tochter mit Familie in Österreich wohnt?!)
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Und ihr?
Was wird gar nicht literarisch beackert?
Ein Thema, das "gar nicht literarisch beackert" wird, fällt mir gerade nicht ein. Aber wenn ich überlege, welche Bücher mich in letzter Zeit am intensivsten zum Denken und Nachschlagen bewogen haben (man beachte: das sind nicht unbedingt diejenigen Bücher, die mir am besten gefallen haben!), dann waren das Bücher zum Thema der Stellung des Menschen in der Natur. Damit meine ich nicht das Umarmen von Bäumen oder ein paar Wildkräuter im Rasen, auch nicht unbedingt die Regenwaldrodungen, sondern viel allgemeiner - das Verhältnis des Menschen zur Natur im philosophischen Sinne. Zwei Bücher, die mir zu diesem Thema in Erinnerung geblieben sind:



Ich habe eine Nachbarin schräg gegenüber (wir haben nicht viel Kontakt, sie nervt), die mehrmals die Meinung kundgetan hat "Bäume gehören in den Wald, in den Gärten machen sie nur Dreck". Da ist Hopfen und Malz verloren. Aber selbst Menschen, die sich entschieden dem Naturschutz verschrieben haben, betrachten die Natur oft als eine Art Freilichtmuseum, ohne die eigene Position in diesem Gefüge zu hinterfragen - damit meine ich jetzt auch nicht solche Dinge wie Demut und Zurückhaltung, das ist mir immer noch zu kurz gegriffen, sondern einfach das ständige Hinterfragen des Selbstverständnisses. Darüber wünsche ich mir mehr Bücher und mehr Nachdenken. Aber ein Thema für Ausschüsse und Talkshows ist es nicht, es gehört in Bücher.
 

Literaturhexle

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Teammitglied
2. April 2017
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Dass es "thematische Wellen" im Literaturbetrieb gibt, habe ich das erste Mal nach dem Erscheinen von "Eragon" wahrgenommen. Ein Jahr später würde der Jugendbuchmarkt mit Drachenlektüre überschwemmt. Da so schnell niemand schreiben/veröffentlichen kann, gehe ich davon aus, dass manches zunächst abgelehnte Manuskript dann doch noch zum Einsatz kam.

Dann ging es mit den Vampirromanen ("Biss"-Reihe gab den Startschuss) weiter...

Ähnliche Entwicklungen sind auch im Erwachsenen-Literaturbetrieb zu beobachten. Gesellschaftlich und sozial relevante Themen werden von Schriftstellern aufgegriffen und verarbeitet. Ganz aktuell taucht in vielen Romanen die Corona Pandemie auf oder im Randgeschehen Genderproblematiken (die gibt es auch als Hauptthema, aber ich habe davon noch nichts gelesen). Das ist gerade "modern", wahrscheinlich gab es das schon immer. Autoren lassen sich vom wahren Leben inspirieren. Lektoren fordern vielleicht auch hier und da einen aktuellen Bezug. Demnächst dürfte eine dystopische Welle auf uns zukommen, die den Klimawandel in den Fokus setzt.

Ich bin meist an solch "Wellen"-Themen nicht allzu interessiert. Warum das so ist? Weiß ich nicht genau. Oft will der Autor eine Message rüberbringen und das geschieht dann dermaßen deutlich, dass mich das abstößt. Es wird ganz bewusst auf Provokation gesetzt mit dem Ziel zu verändern. Allerdings besteht die Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Ich habe zum Beispiel von Wanda nicht den Eindruck, dass sie Probleme mit Migranten hat. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren viele Romane über das Thema gelesen und großes Interesse gezeigt. Allerdings wurde in den Büchern tatsächlich eine rundum-Anklage erhoben gegen alle Nicht-Migranten und den Weißen im Allgemeinen. Beispiele? (Wahrscheinlich könnte Wanda die Liste fortsetzen)

Buchinformationen und Rezensionen zu Streulicht: Roman von Deniz Ohde
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Diese Bücher werden gleichzeitig gefeiert und kritisch gesehen. Das wollen sie auch. Es läuft wahrlich nicht alles rund beim Thema Migration. Aber die Verantwortung dafür ist vielschichtig und ich persönlich mag mich nicht beim Lesen anklagen lassen. Ergo: ich gehe dieser Thematik weiträumig aus dem Weg.

Gerne lese ich im Moment Romane von Schriftstellern meiner Altersklasse, die von ihren Eltern und Elternhäusern Abschied nehmen müssen und diesen Weg oder offen stehende Konflikte thematisieren. Wenn das sprachlich gut gemacht ist, kann mich das sehr mitnehmen. Beispiele:

Buchinformationen und Rezensionen zu Die kanadische Nacht: Roman von Jörg Magenau
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Ansonsten bin ich thematisch oft offen, wie meine Teilnahme an zahlreichen völlig unterschiedlichen LR beweist. Mich kann auch Sprache über eine nicht soooo packende Thematik hinwegtrösten. Fantastisch gemacht in

Faszinieren tun mich auch Romane, die in anderen Ländern angesiedelt sind. Die Misogynie in Südkorea hat mich sehr überrascht. Dazu habe ich gerade den fantastischen Roman von Frances Cha "Hätte ich dein Gesicht" gelesen. Dasselbe Thema hat Mareike Fallwickl in "Die Wut, die bleibt" verarbeitet. Aber genau in diesem oben genannten polarisierenden Stil: Alle Männer sind Schweine, Frauen werden in der Familie ausgebeutet. Lösung: Sie springen aus dem Fenster...

Vielleicht bin ich zu alt für Wut-Bücher. Vielleicht richten sie sich eher an Jüngere, deren Emotionen noch höher schießen;). Ich habe es gerne ruhig. Ich möchte selber denken und nicht vorgesetzt bekommen, was ich denken soll.

Den neuen Roman von Hernan Diaz (LR) mag ich bislang auch sehr. Manche Leute können einfach schreiben!
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
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Außerdem ist es ja auch immer eine Frage der Definition. Müssen es staatliche Ländergrenzen sein oder zählt auch Migration im "eigenen" Land. Ich bin immer leicht irritiert, warum ein polnischer Mensch, der beispielsweise nach Frankfurt/Oder umsiedelt ein Migrant ist, ein Bayer in Flensburg aber nicht. Die Entfernung ist doch viel größer.
Was mir auch noch dazu einfällt: meine Eltern waren Heimat-Vertriebene aus dem Sudetenland. Und ich habe mich auch öfters als Außenseiterin gefühlt: in der Schule war die Cousine von der und der Cousin von der anderen, die Verwandtschaft um die Ecke. Bei mir: nix! (Die nächste Verwandtschaft wohnte Stunden von uns entfernt!)
Meine Eltern kamen mit nichts, als das sie am Leib trugen, hier an, meine Mutter ist auf dem Marktplatz ohnmächtig vor Hunger umgefallen. Mir ist also die Problematik der Flüchtlinge sehr gut bekannt! Und alle, die ihre Heimat verlassen müssen, haben mein vollstes Mitgefühl! (Die wenigsten verlassen ihre Heimat freiwillig, wenn, dann meistens aus Liebe, wie z.B. bei unserem Nachwuchs mit Anhang! ;) Und auch auf sie warteten große Herausforderungen! )
Als mein Mann und ich 1974 (!!!!!), also 29 Jahre nach Kriegsende, heirateten, wurde im Heimatort von meinem Mann (wo wir dann auch lebten) von mir als 'armes Flüchtlingsmadla' gesprochen. :rofl
 

otegami

Bekanntes Mitglied
17. Dezember 2021
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Dass es "thematische Wellen" im Literaturbetrieb gibt, habe ich das erste Mal nach dem Erscheinen von "Eragon" wahrgenommen. Ein Jahr später würde der Jugendbuchmarkt mit Drachenlektüre überschwemmt.
:thumbsup:rofl
Gerne lese ich im Moment Romane von Schriftstellern meiner Altersklasse, die von ihren Eltern und Elternhäusern Abschied nehmen müssen und diesen Weg oder offen stehende Konflikte thematisieren.
Dieses Thema habe ich schon wieder abgehakt! ;) (Bin schon drüber naus!)

Ich weiß noch, dass ich als Jugendliche Bücher über das Thema Vertreibung und Flucht suchte - ich fand keine! Die Zeit war noch nicht reif dafür, die Generation, die drüber berichten hätte können, schwieg noch.
Und auf einmal kam die Schwemme! (Nein, brauche ich auch nicht mehr, habe inzwischen auch genug drüber gelesen. ;))

Ab 1989 kamen dann die Bücher über die DDR und die Wende und mein Mann und ich haben die da massenweise verschlungen - wir wollten ja informiert sein, waren neugierig auf den anderen Teil Deutschlands (und bereisten den auch intensiv)! ;) Politische Seminare mit diesem Thema (z.B. 'Schild und Schwert der Partei - die Staatssicherheit') besuchten wir außerdem.

Faszinieren tun mich auch Romane, die in anderen Ländern angesiedelt sind.
Oh ja, solche reizen mich auch gewaltig! Ich will nicht nur unterhalten werden, sondern ich will auch etwas Neues erfahren!
Alle Männer sind Schweine, Frauen werden in der Familie ausgebeutet. Lösung: Sie springen aus dem Fenster...

Vielleicht bin ich zu alt für Wut-Bücher.
*Giggel* mit dieser Art von Büchern kann ich auch nichts anfangen, wahrscheinlich auch zu alt?! :rofl Oder *grübel*: war ich überhaupt jemals in dieser Phase? :think (Wahrscheinlich kannte ich auch keine solchen Typen! ;) )
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Dieses Thema habe ich schon wieder abgehakt! ;) (Bin schon drüber naus!)
Und bei uns ist dieses Thema (Abschied vom Elternhaus, offene Konflikte ) gerade auf derart schmerzhafte Weise aktuell, dass ich Bücher zu diesem Thema meide. Das viel gelobte "Liebe ist gewaltig" zum Beispiel lese ich aus diesem Grund (im Moment) nicht.

Das letzte Wutbuch, das mir gefallen hat, war übrigens "Die Ohrfeige" von Abbas Khider. Das ist schon etliche Jahre her und Khiders goldener Humor gibt der Wut ein sehr spezielles Gesicht. Pamphlete literarisch verpackt mag ich überhaupt nicht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich lese querbeet, aber bestimmte Themen, oft historisch, interessieren mich immer. Wenn das Buch literarisch überzeugt, ist auch das 100. Buch zum gleichen Thema lesenswert.
Für mich ist das jeweilige Gastland der Frankfurter Buchmesse immer eine Inspiration. Da lassen sich oft völlig unbekannte Schätze heben. So z.B. bei Kanada haben mich die indigenen Schriftsteller sehr angesprochen.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.558
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der gefrorene Himmel: Roman von Richard Wagamese
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otegami

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17. Dezember 2021
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der gefrorene Himmel: Roman von Richard Wagamese
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Schon auf meinen Merkzettel gewandert! *Laut stöhn* Leuts, Ihr seid hier mein finanzieller Ruin!!!!! :oops: :rolleyes::rofl
(Gottseidank kam heute der Bescheid über 35,- € Rentenerhöhung bei mir! :helo )
 

RuLeka

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30. Januar 2018
6.558
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Nix von Männern dabei? :cool:
Doch, ein Landwirt

Buchinformationen und Rezensionen zu Wilderer: Roman von Reinhard Kaiser-Mühlecker
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