Was verdienen eigentlich Autoren?

21. September 2014
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Bredstedt
www.Autor-Martin-Buehler.de
Mit Verlaub, hier ist mir gerade die Kinnlade runtergeklappt. Ich bin nicht naiv genug, zu denken, so etwas sei nicht gang und gäbe in der Medienindustrie. Von einem Selfpublisher hätte ich es dennoch nicht erwartet. Wieder was gelernt.

Leser haben eine viel höhere Erwartung an SP als das noch vor Jahren der Fall war ( ganz zu recht, wie ich finde) Das heißt für den Autor schon mal mehrere Tausend Euro für ein Lektorat, Cover usw. zu investieren.Auch das will finanziert sein.Es ist selbstverständlich das man die Bücher nicht mit Werbung zupackt, aber eine einzige Werbung am Ende eines Buches halte ich durchaus vertretbar.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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München
Den zugegeben der SP-Markt hat es so schwer, weil nicht alles, was publiziert wird, wirklich qualitativ hochwertig ist.
....
Ich denke allerdings, dass sich etablierte Midlist Autoren auf Dauer von den kleineren Verlagen lösen werden...
...
Dabei sollte aber auch einfach berücksichtigt werden, dass der Ebook-Markt nicht an den Printmarkt heran kommt, und vermutlich nie wird.
Das ist sicher richtig, aber ich denke, dass nach der ersten Goldgräberstimmung, wo jeder, der sich den schnellen Rubel versprach, ein E-Book veröffentlicht hat, doch auch eine Professionalisierung einsetzt hat. @Autor-Martin-Buehler hat das ja auch schon angesprochen. Und im Übrigen ist nach meiner Beobachtung auch nicht jede Verlagspublikation zwingend Tolstoi. Muss auch nicht.

Selfpublishing ist für mich nicht so sehr ein Ringen zwischen denen, die einen Verlag haben und jenen, die alles in Eigenregie versuchen, sondern eher ein Zeichen, dass die Art des Publizierens sich grundsätzlich ändert. Die Verlagsstrukturen, wie wir sie heute kennen, wird es in 10 Jahren so nicht mehr geben, mit allen Vor-und Nachteilen.

Das mit den kleinen Verlagen ist m.E. so eine zweischneidige Sache. Einerseits sorgen sie für Vielfalt und trauen sich Titel ins Programm zu nehmen, bei denen größere Verlage oft abwinken. Andererseits können sie in vielen Fällen unbekannten oder Autoren der Midlist kaum mehr Sichtbarkeit bieten, als es ein gut vernetzter Selfpublisher mit Eigenmitteln erreichen kann. Damit meine ich nicht, dass er zwingend alles selber macht. Aber ich stimme @Autor-Martin-Buehler zu, dass sich aus diesem Grund Autoren überlegen werden, ob sie nicht mal das eine oder andere Werk in Eigenregie versuchen. Ich bin im Montsegur Autorenforum angemeldet. Dort kann man diesen Trend schon seit längerer Zeit beobachten.

Der E-Book-Markt kommt tatsächlich noch nicht an den Printmarkt heran, @Aljana . Aber man sollte dabei doch nicht vergessen, dass Amazon mit Kindle Direct Publishing diese Welle erst vor wenigen jahren losgetreten hat. Und auch erst mit der Einführung des Kindle haben die erst zögerlichen Konkurrenten neue Lesegeräte angeboten. Würde es ohne den Kindle einen Tolino geben? Sicher nicht. Und dafür, dass die weite Verbreitung von Lesegeräten nicht länger als ein halbes Jahrzehnt zu beobachten ist, dafür ist der Marktanteil gar nicht so klein.
 
20. Mai 2014
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sabine-schaefers.de
Professionalisierung finde ich gut, @Autor-Martin-Buehler und @Helmut Pöll, keine Frage. Und es ist auch richtig, dass Autoren Kosten entstehen, die sie, wollen sie das Schreiben eben nicht nur als teures Hobby betreiben, irgendwie auffangen müssen. Nur - eben nicht, indem man alte Fehler wiederholt. Werbung, die nicht als solche gekennzeichnet ist, schadet dem Leser. Denn sie bringt ihn auf unterschwellige Weise dazu, ein Produkt zu akzeptieren, dass er sonst vielleicht nicht in Betracht ziehen würde. Aus genau diesem Grund gibt es für Presse-Erzeugnisse eine Kennzeichnungspflicht.

Sich als Selfpublisher eigenmächtig aus dieser Verpflichtung herauszunehmen, fühlt sich vielleicht angenehm anarchisch an, aber es ist letztlich ein Geschäft zu Lasten Dritter. Unabhängig davon, ob ich als Selfpublisher oder als Verlagsautor unterwegs bin, sollte ich den Leser nicht als Mittel zum Zweck betrachten. Das ist in meinen Augen eine grundsätzlich falsche Sicht der Dinge, die uns die meisten Anbieter, mit denen wir täglich zu tun haben, zu recht suspekt macht. Ich für meinen Teil bin es leid, bei jeder Ausgabe das Gefühl zu haben, sie nutzt nicht mir, sondern jemand anderem. Schlimmstenfalls schadet sie mir sogar. Und ich hoffe sehr, dieses "Anzeigen-Modell" setzt sich nicht durch.

Es ist ein saumäßig schlechtes Gefühl, immer das Melkvieh zu sein, um es mal ganz deutlich zu formulieren.
 
21. September 2014
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Bredstedt
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Ich glaube es geht nicht darum sich aus irgend einer Verpflichtung heraus zu nehmen @Sabine Schäfers.Die Ausgangsfrage war " Was verdienen Autoren" und dazu gehört, so finde ich, schon die ganze Wahrheit.Zudem, sollte ich falsch verstanden worden sein, geht es nicht darum dem Leser in Publikationen etwas unter zu jubeln, sonder Werbung am Ende so zu platzieren, das er entweder auf den link klickt oder eben nicht.Menschlich kann ich Deine Meinung gut verstehen, wirklich.Die andere Seite ist aber, das jeder selber entscheiden kann auf was er "anspringt" oder nicht.Vor Jahren ging mir die Werbung in TV auf den Zeiger, ich schaffte den TV ab.Jetzt sehe ich meine Nachrichten und Dokumentationen auf dem Mac über die Mediatheken und fühl mich gut dabei.Deswegen würde ich jetzt nicht die Medienlandschaft verteufeln.Es ist eben der Lauf der Zeit.Jeder hat es in der Hand mit dem Schwarm zu schwimmen oder in die entgegen gesetzte Richtung.
 
R

ReiGeHe

Gast
ich nehme als Beispiel mal eine Kurzgeschichte von ~25 Seiten, die für einen Preis von 49 Cent (mehr kann man für eine so kurze Geschichte kaum verlangen) in den Handel kommt.
Die Rechnung ist mir zu einfach. Ein Preis kann nicht nur von der Anzahl der Seiten her ermittelt werden. Inhalt, Thema und Bekanntheitsgrad des Autoren spiele ebenfalls eine Rolle.
 
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R. Bote

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20. Dezember 2014
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Die Rechnung ist mir zu einfach. Ein Preis kann nicht nur von der Anzahl der Seiten her ermittelt werden. Inhalt, Thema und Bekanntheitsgrad des Autoren spiele ebenfalls eine Rolle.
Natürlich ist das pauschalisiert, deshalb habe ich meine Rechnung auch ausdrücklich als Beispiel gekennzeichnet. Wer in gefragten Genres schreibt oder zu jenen Autoren gehört, die schon einen verlässlichen Leserkreis erworben hat, mag etwas mehr verlangen können, ohne dass es die potenziellen Käufer abschreckt, das bestreite ich nicht, und logischerweise wird dann sein Verdienst pro verkauftem Buch größer und die Anzahl der Verkäufe, die er benötigt, um seine Kosten wieder hereinzubekommen, kleiner, aber ich denke, das schmälert die beispielhafte Rechnung insofern nicht, als dass sie demonstriert, in welchen Kategorien man als Selfpublisher rechnet oder rechnen sollte.
 

InFo

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Ich würde die Frage "Was verdienen eigentlich Autoren?" wie folgt beantworten: begeisterte Leser. Interessant ist, das bei dieser Frage prinzipiell in Geld gedacht wird. Ich habe das Glück gehabt und bin mit einem kleinen Verlag gestartet. Nachdem die Verkäufe ausblieben (aus dieversen Gründen), haben sich unsere Wege wieder getrennt. Nachdem ich jetzt alles in Eigenregie selbst wieder veröffentlicht habe, habe ich in der ersten Woche bereits so viel verdient wie in den letzten beiden Jahren.
Bekommen habe ich aber deutlich mehr: Freiraum. Für meine eigenen Ideen, Gestaltung und Umsetzung. Ich habe daraus ein Event gemacht, bei dem ich meine Leser und befreundeten Autoren eingebunden habe. Cover-Voting, Klappentext-Voting. Versucht das mal bei einem großen Verlag. Aber das ist es, womit ich begeisterte Leser finde.
Da ich davon nicht leben muss und auch ehrlich gesagt gar nicht will, fällt mir diese Äußerung wahrscheinlich leicht. Denn dann bleibt das Schreiben ein Hobby, das Menschen begeistert und etwas Geld abwirft. Bin ich gezwungen 2 Bücher im Jahr zu veröffentlichen, wird sich mein Denken wahrscheinlich ändern. Und so lange ich dies nicht muss, messe ich meinen Erfolg nicht in Geld, sondern in zufriedenen Lesern. Und damit bekomme ich, was ich verdiene :)
 

Helmut Pöll

Moderator
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9. Dezember 2013
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Die Rechnung ist mir zu einfach. Ein Preis kann nicht nur von der Anzahl der Seiten her ermittelt werden. Inhalt, Thema und Bekanntheitsgrad des Autoren spiele ebenfalls eine Rolle.
Natürlich ist das so, @ReiGeHe . Wenn Stephen King für 5 Euro eine Kurzgeschichte anbietet, dann werden das dennoch viele kaufen, weil er einfach hinlänglich bewiesen hat, dass er liefert. Bei unbekannten Autoren weiss das der Leser aber nicht und geht ein höheres Risiko ein. Wenn ein Selfpublisher aber beispielsweise schon einige sehr gut bewertete Krimis abgeliefert hat, dann traut man ihm zu, dass auch der neue Krimi unterhaltsam und spannend sein könnte. Ensprechend mehr wird der Leser auch bereit sein zu zahlen.
 
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InFo

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Mystery Art

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Sehr interessante Beiträge, und sehr unterschiedliche Meinungen. Wir sind auch Selfpublisher. Und wie jeder andere auch, träumte man (und insgeheim träumt man immer noch) von dem großen Durchbruch und dem großen Geld.
Viele steigern ihre Umsätze durch Masse. So schnell wie möglich, das nächste Werk auf den Markt! Aber bei aller Liebe, dabei bleibt oft die Qualität auf der Strecke.
Aber war das liebe Geld wirklich damals die einzige Intension ein Buch zu schreiben.
Was ich in den Beiträgen gerade vermisse: SEIN Buch, SEIN Werk im Handel zu sehen, egal ob als E-Book oder Print, egal ob online oder beim Buchhändler das ist AUCH eine Entlohnung.
Mag in manchen Ohren naiv klingen, aber egal ;)
 
20. Mai 2014
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Was ich in den Beiträgen gerade vermisse: SEIN Buch, SEIN Werk im Handel zu sehen, egal ob als E-Book oder Print, egal ob online oder beim Buchhändler das ist AUCH eine Entlohnung.
Da klingt noch die Begeisterung fürs Erstlingswerk durch :)
Natürlich hast du recht, das ist und bleibt ein tolles Gefühl, und das erste Buch wird in dieser Hinsicht immer ein besonderes bleiben. Doch wenn es dann in der Welt ist, will man es auch gelesen wissen. Nur, um MEIN Buch in den Händen zu halten, würde es reichen, es im örtlichen Copy Shop binden zu lassen. Den Schritt in die Öffentlichkeit - zumal, wenn man wie ihr sogar einen Verlag gründet - geht man doch aber, um gelesen zu werden.

Gelesen zu werden ist einer der Hauptantriebe. Nur - dummerweise steckt in so einem Buch nicht nur eine Menge Herzblut, sondern auch mindestens genau so viel Zeit, die anderswo fehlt. Spätestens beim zweiten oder dritten Buch muss sich das auch mal "rechnen", sonst meutert irgendwann die persönliche Umgebung. Dann muss man früher oder später abwägen, was davon Vorrang genießt. Allzuviel Altruismus schadet also durchaus der Weiterentwicklung als Autor, behaupte ich.

"Dem" Leser kann das egal sein, weil immer neue hoffnungsfrohe Autoren nachwachsen. Eine Qualitäts-Steigerung wird aber ausgebremst. Die Frage ist höchstens, ob "dem" Leser auch das egal ist?
 
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Mystery Art

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Auf jeden Fall ist da Begeisterung :D
Natürlich wollen auch wir es nicht einfach im Regal stehen haben, diese Aussage wäre gelogen. Wir wollen es 'gelesen' wissen. Wie jeder Autor, vertrauen wir auch auf unser Werk. Und Fantasy, wenn man es dann mag, bringt auch Farbe ins Leben.
Das Erstlingswerk wird immer etwas Besonderes sein. Im Dezember kommt ja Band II auf den Markt. Nächstes Jahr Band III. Und auch die drauffolgenden Projekte sind bereits in Planung. (Es darf ja nicht langweilig werden :))
Der Durchbruch wäre natürlich genial - wer träumt da nicht davon.
Aber wir finden es auch wichtig, nicht den Profit auf Kosten der Qualität zu steigern. Denn das gute Gefühl einer positiven Rezension, lässt sich auch nicht durch ein paar Euro mehr aufwiegen.
Und manchmal, leider auch immer öfter, bekommt man das Gefühl, dass bei Autoren die anfängliche Leidenschaft verloren geht.
Ist wie mit dem Kind sein. Sollte man sich immer ein Stück bewahren :rolleyes:

Und das Umfeld meuterte auch schon beim Erstlingswerk :)
Gott sei dank gibt es Nächte
 
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21. September 2014
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Bredstedt
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Ich glaube das der Begriff "Verlag" eine falsche Verwendung findet Diese Kleinverlage können doch nicht mit den großen renommierten Verlage in irgendeiner Weise mithalten.Diese Verlage veröffentlichen eben alles was kommt, im Prinzip sind es schon bei der Veröffentlichung literarische Mumien.
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Im Moment muss sich also jeder fragen, womit er persönlich glaubt, erfolgreicher sein zu können: Verlagspublikation oder Selfpublishing. Weder bei der einen noch bei der anderen Veröffentlichungsweise ist Geld zu verdienen, wenn man es nicht schafft, die Verkäufe selbst zu generieren.

So sind jedenfalls meine bisherigen Erfahrungen :)
Das stimmt, meine Erfahrungen sind ähnlich. Allerdings weiss man leider immer erst hinterher, welcher Weg wohl der bessere gewesen wäre bzw. kann mumaßen, dass es vielleicht der andere Weg gewesen wäre. @Eva Lirot
 
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Kari Lessír

Neues Mitglied
29. April 2015
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Wiesbaden
www.kari-lessir.de
- Ausschüttung der VG - Wort
( Auch das glaube ich nutzen die wenigsten Autoren.Dabei ist die Registrierung und Handhabung recht einfach.
Da ich aus dem Verlagsbereich stamme, ist mir VG-Wort ein Begriff. Ich habe von Anfang an, d.h. seit 2008 meine Bücher dort gemeldet. Für das letzte Jahr habe ich zum ersten Mal ein paar Euro Ausschüttung erhalten. Kurzum: Man sollte sich registrieren und seine Bücher melden, aber belletristische Werke machen die Kuh nicht fett. Eher wissenschaftliche Artikel oder Publikationen. Auch Blogartikel können sich rechnen.
 

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