Momentan habe ich kein brennendes Thema, das ich zuspitzen könnte.
Natürlich interessiere ich mich weiter für Olympia und schaue auch manchmal in der Nacht, aber nicht immer, weil man ab und zu halt doch schläft. In der Nacht wegen der Sendezeiten, hasse ich die amerikanische Hegemonie besonders.
Abgesehen vom bloßen Zuschauerreiz, gibt es noch anderes, was mich beschäftigt. So Fragen halt. Zum Beispiel. Was ist eigentlich mit all denen, die keine Medaillen bekommen, nicht einmal vierter oder fünfter werden und schon in der ersten Quali rausfliegen. Wieso macht die Masse der Sportler (sind das alles Profis) das mit?
Selbst wenn man an Magie glaubt, kann sich doch kein Mensch vormachen, dass er so ganz plötzlich die Form der Spitze haben wird. Aber wenn man das vorher weiß, warum dient man als menschliche Loserkulisse vor der die Spitze glänzen kann? Oder sind wirklich alle so größenwahnsinnig, dass sie an eine Medaille glauben?
Was ist die Motivation für die Loser? Man möge mich nicht falsch verstehen. Wenn ich so schnell laufen könnte, wie der letzte Loser im 5000 m Lauf, wäre ich glücklich und vielleicht Ehrenbürgerin meiner Stadt. Einen Speer kann ich vielleicht einen Meter weit werfen und mit einer Diskusscheibe vermutlich den Nachbarshund treffen.
Aber wenn Dabeisein ist alles wirklich wahr wäre, dann hätte der Männerachter ohne Steuermann nicht so ein Gesicht gezogen, als er NUR die Silbermedaille gewann. Silber, Mannen. Das ist doch was. Strahlen, singen, fähnchenschwenken!
Warum laufen sie, und hopsen, schwingen sich über Holzstangen in die Höhe (die gelegentlich brechen und einen for ever in den Rollstuhl bringen), stürzen sich ins Wasser und schwimmen mit den Fischen und lassen sich die Augen chloren? Warum spannen sie die Bogen und stürzen sich von Bergesrücken (Mountainbiker), schwingen die Florette und hauen sich an die Köpfe, laufen Pucks und Bällen hinterher, zwängen sich in sexistische Bikinis und schmeißen sich in den Sand – ist es die Freude am Körper, ist es angeboren, das Sichmessenwollen/müssen? Diese Woche gehörte mein Herz den Leichtathleten.
Neben der Frage nach der Motivation habe ich mich den Reportern zugewandt. Da haben welche Stimmen, die sind wie Öl. Samtbrokat. Egal, was sie einem erzählen, man möchte ihnen lauschen und sich verführen lassen. Andere wieder haben Stimmen wie quietschende Türangeln oder Reibeisen. Ei, es sind oft die Frauen. Dabei gibt es das weibliche wohlklingende Timbre durchaus. Almuth Schult zum Beispiel, höre ich gerne zu. Wenn man weibliche Kommentatoren etablieren möchte, sollte Sachverstand und angenehmes Timbre zusammenkommen, bei den Männern, aber auch bei den Frauen.
Dass Sportler nicht automatisch dumm wie Brot sein müssen/sind, wie ich lange Zeit dachte (haha), habe ich an Andrea Petković Buch „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ verifiziert. Ich meine, manche Sportler, die sich ein Buch schreiben lassen, müssen sich nicht wundern, wenn man sie für dumm wie Brot hält. Andrea Petković Buch jedoch hat sich im Nu mein Herz erobert. Ich habe Tränen gelacht und über ihre literarische Feder und ihren Witz gestaunt.
„Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“, ist unversehens, nolens volens, TischleindeckdichsimsalabimAbrakadabra, mein erstes Lesehighlight 2021 geworden. Ich empfehle es herzlich. Allerdings muss man es hören, sonst verliert es von seinem Charme. Wenn sie es möchte, steht Andrea Petković eine zweite Karriere als Schriftstellerin ins Haus.
Ich möchte Malaika Mihambo (Goldmedaille im Weitsprung) gratulieren und wieder mein Deutschlandfähnchen schwenken. Und heute (sehr sehr) früh war ich beim 10 km Marathon-Freiwasserschwimmen im pipiwarmen Wasser des Hafenbeckens von Tokio dabei und konnte Florian Wellbrock als erste zum Gold gratulieren! Das ist schon irre, dass man im Wasser, umgeben von Wellen, KraulundWasserschluck, von Dehydrierung bedroht ist. Ich schwenke auch für dich, mein Fähnlein, Flori, das habe ich nämlich noch übrig von einer FussballEM. Das Rennen war toll. Ich freu mich, dass ich live dabei sein konnte. Also es war nicht das Hafenbecken, auch wenn es so aussah, sondern es war im Odaiba Marine Park. Ist ja einerlei.
Und vom Fähnchenschwenken drifte ich nun legitimerweise in die deutsche Politik. Mit Erstaunen vernehme ich, dass man Deutschlandfähnchen von Autos abreißt und quasi entschuldigende Worte hinterlässt, „lieber Autofahrer, mit diesem Symbol befördern Sie den Nationalismus“. Tatäääää. So geschehen im Sommermärchen. So was wusste ich nicht. So was kriege ich nicht mit. So was ist unverschämt. Mein Fähnchen kriegt ihr nicht! Ätsch. *schwenk*.
So kurz vor den Bundestagswahlen im September 2021 – und überhaupt – möchte ich noch einmal für das politische Buch werben. Wir brauchen deren Lektüre. Und es wäre angebracht, nicht nur von denjenigen zu lesen, die unsere eigene, latent vorhandene Meinung bestärken, sondern uns auch „mit den anderen“ auseinanderzusetzen. Wir steuern stracks auf eine intolerante Meinungs- und Befindlichkeitsgesellschaft zu. Ein wenig Gegensteuerung wäre wünschenswert. Und Realitätssinn auch.
Bei der Lektüre von „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung“ von Reinhard Mohr diese Woche musste ich oft innehalten und reflektieren, ob ich im September meine Stimme wirklich der Dame im schwingenden roten Rock geben kann. Nicht wegen Annalena herself, sondern wegen ihrer Entourage. Da sind Leute dabei … . Die vertreten Meinungen … da kann i nimmi, Annimimi. Allerdings verändert das Regieren. Siehe Joschka Fischer. Oder es ändert auch nicht. Siehe – gut, das sage ich jetzt nicht. Ich vertraue auf die Bodenhaftung des Politrealismus. Des politschen Alltags. Der zu Kompromissen zwingt.
Jedenfalls hat auch dieses Büchlein (siehe unten) mich positiv überrascht. Es ist ironisch, informativ, witzig und sarkastisch. Und nicht sehr lang.
Es hat mir Worte gegeben für ein grummelndes Unbehagen in meinem Bauch. Worte wie - permanente Umbenennung, Generalverdacht rechts zu sein, links zu sein, rassistisch zu sein; rassistische Kampfbegriffe, Kampf um Deutungshoheiten, (Themen)-Beschweiger, Cancel Culture, vermeintliche Kulturaneignungen, Sprachverbote und dergleichen mehr. Ich muss mal eine Liste anlegen mit Begriffen, die man nicht mehr sagen darf. Hoho. Die hau ich dann alle raus. Empörungskultur. Manches grenzt an Geschichtsverfälschung. Offenbart bodenlose historische Unkenntnis. Oder mir-egal-Geschichtsbewusstsein.
Was mir nie so bewusst war, ist, dass Migranten nicht den Bezug zur deutschen Sprache und vor allem zur deutschen Geschichte haben können, den ich habe. Den wir haben. Darüber muss ich noch einmal nachdenken. Das ist nicht gut. Geschichte ist wichtig. Geschichtsvergessen zu sein führt zu nicht hinnehmbaren Verwerfungen.
Also kurz und gut, people, ich mache mir Sorgen. Ich mache mir echt Sorgen um die Toleranzfähigkeit in unserem Land und um den Pluralismus, der uns bisher so gut getan hat.
Was hat euch so beschäftigt in dieser Woche?
Eure Donnerstagswanda
@Literaturhexle @Naibenak @Xirxe @ulrikerabe @Mikka Liest @RuLeka @Emswashed @sursulapitschi @Barbara62 und alle anderen ... ihr wisst, ich bin Donnerstags am Start.
Natürlich interessiere ich mich weiter für Olympia und schaue auch manchmal in der Nacht, aber nicht immer, weil man ab und zu halt doch schläft. In der Nacht wegen der Sendezeiten, hasse ich die amerikanische Hegemonie besonders.
Abgesehen vom bloßen Zuschauerreiz, gibt es noch anderes, was mich beschäftigt. So Fragen halt. Zum Beispiel. Was ist eigentlich mit all denen, die keine Medaillen bekommen, nicht einmal vierter oder fünfter werden und schon in der ersten Quali rausfliegen. Wieso macht die Masse der Sportler (sind das alles Profis) das mit?
Selbst wenn man an Magie glaubt, kann sich doch kein Mensch vormachen, dass er so ganz plötzlich die Form der Spitze haben wird. Aber wenn man das vorher weiß, warum dient man als menschliche Loserkulisse vor der die Spitze glänzen kann? Oder sind wirklich alle so größenwahnsinnig, dass sie an eine Medaille glauben?
Was ist die Motivation für die Loser? Man möge mich nicht falsch verstehen. Wenn ich so schnell laufen könnte, wie der letzte Loser im 5000 m Lauf, wäre ich glücklich und vielleicht Ehrenbürgerin meiner Stadt. Einen Speer kann ich vielleicht einen Meter weit werfen und mit einer Diskusscheibe vermutlich den Nachbarshund treffen.
Aber wenn Dabeisein ist alles wirklich wahr wäre, dann hätte der Männerachter ohne Steuermann nicht so ein Gesicht gezogen, als er NUR die Silbermedaille gewann. Silber, Mannen. Das ist doch was. Strahlen, singen, fähnchenschwenken!
Warum laufen sie, und hopsen, schwingen sich über Holzstangen in die Höhe (die gelegentlich brechen und einen for ever in den Rollstuhl bringen), stürzen sich ins Wasser und schwimmen mit den Fischen und lassen sich die Augen chloren? Warum spannen sie die Bogen und stürzen sich von Bergesrücken (Mountainbiker), schwingen die Florette und hauen sich an die Köpfe, laufen Pucks und Bällen hinterher, zwängen sich in sexistische Bikinis und schmeißen sich in den Sand – ist es die Freude am Körper, ist es angeboren, das Sichmessenwollen/müssen? Diese Woche gehörte mein Herz den Leichtathleten.
Neben der Frage nach der Motivation habe ich mich den Reportern zugewandt. Da haben welche Stimmen, die sind wie Öl. Samtbrokat. Egal, was sie einem erzählen, man möchte ihnen lauschen und sich verführen lassen. Andere wieder haben Stimmen wie quietschende Türangeln oder Reibeisen. Ei, es sind oft die Frauen. Dabei gibt es das weibliche wohlklingende Timbre durchaus. Almuth Schult zum Beispiel, höre ich gerne zu. Wenn man weibliche Kommentatoren etablieren möchte, sollte Sachverstand und angenehmes Timbre zusammenkommen, bei den Männern, aber auch bei den Frauen.
Dass Sportler nicht automatisch dumm wie Brot sein müssen/sind, wie ich lange Zeit dachte (haha), habe ich an Andrea Petković Buch „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ verifiziert. Ich meine, manche Sportler, die sich ein Buch schreiben lassen, müssen sich nicht wundern, wenn man sie für dumm wie Brot hält. Andrea Petković Buch jedoch hat sich im Nu mein Herz erobert. Ich habe Tränen gelacht und über ihre literarische Feder und ihren Witz gestaunt.
„Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“, ist unversehens, nolens volens, TischleindeckdichsimsalabimAbrakadabra, mein erstes Lesehighlight 2021 geworden. Ich empfehle es herzlich. Allerdings muss man es hören, sonst verliert es von seinem Charme. Wenn sie es möchte, steht Andrea Petković eine zweite Karriere als Schriftstellerin ins Haus.
Ich möchte Malaika Mihambo (Goldmedaille im Weitsprung) gratulieren und wieder mein Deutschlandfähnchen schwenken. Und heute (sehr sehr) früh war ich beim 10 km Marathon-Freiwasserschwimmen im pipiwarmen Wasser des Hafenbeckens von Tokio dabei und konnte Florian Wellbrock als erste zum Gold gratulieren! Das ist schon irre, dass man im Wasser, umgeben von Wellen, KraulundWasserschluck, von Dehydrierung bedroht ist. Ich schwenke auch für dich, mein Fähnlein, Flori, das habe ich nämlich noch übrig von einer FussballEM. Das Rennen war toll. Ich freu mich, dass ich live dabei sein konnte. Also es war nicht das Hafenbecken, auch wenn es so aussah, sondern es war im Odaiba Marine Park. Ist ja einerlei.
Und vom Fähnchenschwenken drifte ich nun legitimerweise in die deutsche Politik. Mit Erstaunen vernehme ich, dass man Deutschlandfähnchen von Autos abreißt und quasi entschuldigende Worte hinterlässt, „lieber Autofahrer, mit diesem Symbol befördern Sie den Nationalismus“. Tatäääää. So geschehen im Sommermärchen. So was wusste ich nicht. So was kriege ich nicht mit. So was ist unverschämt. Mein Fähnchen kriegt ihr nicht! Ätsch. *schwenk*.
So kurz vor den Bundestagswahlen im September 2021 – und überhaupt – möchte ich noch einmal für das politische Buch werben. Wir brauchen deren Lektüre. Und es wäre angebracht, nicht nur von denjenigen zu lesen, die unsere eigene, latent vorhandene Meinung bestärken, sondern uns auch „mit den anderen“ auseinanderzusetzen. Wir steuern stracks auf eine intolerante Meinungs- und Befindlichkeitsgesellschaft zu. Ein wenig Gegensteuerung wäre wünschenswert. Und Realitätssinn auch.
Bei der Lektüre von „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung“ von Reinhard Mohr diese Woche musste ich oft innehalten und reflektieren, ob ich im September meine Stimme wirklich der Dame im schwingenden roten Rock geben kann. Nicht wegen Annalena herself, sondern wegen ihrer Entourage. Da sind Leute dabei … . Die vertreten Meinungen … da kann i nimmi, Annimimi. Allerdings verändert das Regieren. Siehe Joschka Fischer. Oder es ändert auch nicht. Siehe – gut, das sage ich jetzt nicht. Ich vertraue auf die Bodenhaftung des Politrealismus. Des politschen Alltags. Der zu Kompromissen zwingt.
Jedenfalls hat auch dieses Büchlein (siehe unten) mich positiv überrascht. Es ist ironisch, informativ, witzig und sarkastisch. Und nicht sehr lang.
Es hat mir Worte gegeben für ein grummelndes Unbehagen in meinem Bauch. Worte wie - permanente Umbenennung, Generalverdacht rechts zu sein, links zu sein, rassistisch zu sein; rassistische Kampfbegriffe, Kampf um Deutungshoheiten, (Themen)-Beschweiger, Cancel Culture, vermeintliche Kulturaneignungen, Sprachverbote und dergleichen mehr. Ich muss mal eine Liste anlegen mit Begriffen, die man nicht mehr sagen darf. Hoho. Die hau ich dann alle raus. Empörungskultur. Manches grenzt an Geschichtsverfälschung. Offenbart bodenlose historische Unkenntnis. Oder mir-egal-Geschichtsbewusstsein.
Was mir nie so bewusst war, ist, dass Migranten nicht den Bezug zur deutschen Sprache und vor allem zur deutschen Geschichte haben können, den ich habe. Den wir haben. Darüber muss ich noch einmal nachdenken. Das ist nicht gut. Geschichte ist wichtig. Geschichtsvergessen zu sein führt zu nicht hinnehmbaren Verwerfungen.
Also kurz und gut, people, ich mache mir Sorgen. Ich mache mir echt Sorgen um die Toleranzfähigkeit in unserem Land und um den Pluralismus, der uns bisher so gut getan hat.
Was hat euch so beschäftigt in dieser Woche?
Eure Donnerstagswanda
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
@Literaturhexle @Naibenak @Xirxe @ulrikerabe @Mikka Liest @RuLeka @Emswashed @sursulapitschi @Barbara62 und alle anderen ... ihr wisst, ich bin Donnerstags am Start.
Zuletzt bearbeitet: