Was habt ihr in eurer Kindheit gelesen?

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Gerade ist mir eine merkwürdige Sache passiert. Es geht um die Geschichte "Die rote Katze" von Luise Rinser. In meiner Jugend hatte ich, wie alle Kinder meines Jahrgangs, die Geschichtensammlung "Deutschland erzählt", da war die Geschichte drin und ich mochte sie sehr, habe sie mehrmals gelesen, und einige Sätze daraus sind mir bis heute in Erinnerung.
Eben sag ich in einer Facebook-Literaturgruppe einen Thread, der sich mit dieser Geschichte befasst. Da steht in der Inhaltsangabe: "Der Erzähler ist ein 13jähriger Junge .." Ich wollte sofort lauthals protestieren, weil ich ganz sicher war, dass ein Mädchen erzählt. Ich war sogar überzeugt, das beweisen zu können: dass nämlich die Mutter die Erzählerin, die ein Holzscheit nach der Katze geworfen hat, als "Tierquälerin" beschimpft.
Um ganz sicher zu sein, habe ich die Geschichte noch einmal herausgesucht. Und, Teufel noch eins, da heißt es wahrhaftig doch "Tierquäler"!
Ich hätte beschwören können, dass es "Tierquälerin" hieß, das wäre mein Beweis gewesen! Jetzt frage ich mich, warum dachte ich das? Weil ich selbst als Mädchen die Geschichte gelesen habe, oder weil Luise Rinser eine Frau ist?
Ich habe jede einzelne Szene der Geschichte immer wieder in Gedanken durchgespielt, wenn ich sie als elf- oder zwölfjähriges Schulkind las. Und ich bin jetzt nicht gewillt, das umzudenken. Für mich steht da ein tapferes, verzweifeltes Mädchen und das bleibt auch so!

ps. Ein Nachtrag, Zitat aus "Gewalt und ihre Rechtfertigung im Nachkriegsdeutschland" von Marcia Weber, siehe Artikel hier

"Die Annahme, der Erzähler könnte ein Junge sein, ist durchaus plausibel, (...) vor allem auch, weil sich nach dem Krieg die Familienstrukturen änderten. Der Ausfall vieler Familienväter durch Desertion, Gefangenschaft oder gar den Tod sorgte für eine Abschwächung der Familienverhältnisse.41 Der Haupternährer der Familie, nämlich der Vater, war nicht mehr vorhanden und die Familien mussten sich fortan neu strukturieren.42 Dass der Ich-Erzähler bei Luise Rinser die Nahrungssuche übernimmt und somit Verantwortung für die Verpflegung der Familie trägt, lässt darauf schließen, dass es sich hierbei nun um einen Jungen handelt. "

Das sehe ich nun wiederum überhaupt nicht so.
Diejenige, die das Essen ranschaffen muss, ist die Mutter; wahrscheinlich schon während des Krieges selbst. Die Erzählerin (wie ich sie als kindliche Leserin sah) übernimmt für die jüngeren Geschwister ebenfalls Mutterpflichten und sieht sich in der Verantwortung.
Vielleicht liegt es aber auch an meiner späten Geburt, dass ich das so im Kopf habe.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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@Die Häsin Schön, dass du uns an dieser Geschichte teilhaben lässt! Ich finde es nachvollziehbar, dass du von einer weiblichen Figur ausgegangen bist und das auch nicht mehr umdenken willst.
Vielleicht war die Autorin auch gar nicht so eindeutig? In der damaligen Zeit gab es noch keine Genderdebatte und meine Eltern hätten mich im gleichen Fall mit Sicherheit als Tierquäler ohne -in bezeichnet.
Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen;)
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Vielleicht war die Autorin auch gar nicht so eindeutig? In der damaligen Zeit gab es noch keine Genderdebatte und meine Eltern hätten mich im gleichen Fall mit Sicherheit als Tierquäler ohne -in bezeichnet.
Mir geht ein Satz wie "Die Frau ist ein richtiger Tierquäler" leicht über die Lippen. Das ist für mich ein klassisches generisches Maskulinum.
Meines Wissens gibt es sonst in der Geschichte keinen einzigen klaren Hinweis auf das Geschlecht der Erzählers, und selbst dieser ist nicht hundertpro klar.
Wie gesagt - für mich weiterhin ein Mädchen. Die Geschichte hat mir früher viel bedeutet, ebenso wie "Das dicke Kind" von Marie Luise Kaschnitz - das ist nun eindeutig ein Mädchen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6416

Gast
Seit ich es konnte, habe ich so gut wie alles gelesen, was mir vor die Augen kam. Die Nesthäkchen-Bände natürlich alle, aber auch den Trotzkopf, und sogar Sachbücher, die für Kinder aufbereitet waren.
Das Schöne an diesem exzessiven Lesen war, dass ich nie darüber nachgedacht habe, ob mir die Bücher gefallen. Ich habe einfach alles verschlungen ohne Punkt und Komma.
Die Schulbücherei habe ich regelmäßig überfallen, bekam aber auch viele Bücher geschenkt. Ein Geburtstag, Weihnachten oder Ostern ohne Buch war unvorstellbar. Andere Geschenke waren Nebensache.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich habe alles gelesen, was mir vor die Nase kam ( morgens die Rückseite der Kaba- Dose, weil ich beim Essen nicht lesen durfte.) Daheim gab es leider nicht so viele Bücher ( Märchen hat meine Mama vorgelesen und ich habe so geweint um das arme Rumpelstilzchen.) Geburtstag und Weihnachten war schließlich nur einmal im Jahr.
Zu meinem Glück hatte im Winter die Pfarrbücherei offen, da war ich jeden Sonntag. Hier waren meine Favoriten „ Die Geheimnis um… „ von Enid Blyton, gefiel mir besser als die „ Fünf Freunde“- Serie. Dann „ Susanne Barden“ und eine Abenteuer- Reihe von HeRobert Kranz ( „ Ubique Terrarum“). Das wird hier wahrscheinlich niemand kennen.
Aber eigentlich habe ich alles verschlungen, was ich bekommen konnte. Eine Freundin hatte von ihrer Oma einen Stapel Bergromane, danach wollte ich keine mehr.
Mit zwölf, dreizehn fing ich an, Erwachsenenbücher zu lesen. „ Amber“- ein historischer Schmöker, sehr freizügig, Angelique natürlich auch, „ Desiree“ von Annemarie Selinko habe ich geliebt, ebenso „ Kalifornische Sinfonie“ von Gwen Bristow ( beide Romane mindestens dreimal gelesen). Später Tolstoi und Fontane, Thomas Mann und und und ….
Schund und gute Literatur…alles, was kam.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe alles gelesen, was mir vor die Nase kam ( morgens die Rückseite der Kaba- Dose, weil ich beim Essen nicht lesen durfte.)
Das mit der Kaba-Dose, das kenne ich! Ich habe noch heute die Gewohnheit, die blumigen Aufschriften auf den Dosen und Packungen zu lesen. Damit habe ich auch als Kind angefangen.
Noch heute liebe ich es, beim Essen zu lesen, obwohl "man das ja eigentlich gar nicht soll" ...
 

Sickbayussdragon

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19. Juli 2021
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Ich habe " Das Katzenhaus " geliebt.
Und später dann " Das Schulgespenst" und "Ein Kolumbus auf der Havel".
Außerdem "Grimms Hausmärchen", "Timur und sein Trupp" und "Alfons Zitterbacke".
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Hier waren meine Favoriten „ Die Geheimnis um… „ von Enid Blyton, gefiel mir besser als die „ Fünf Freunde“- Serie.
Das ging mir auch so. Dabei sind die "Fünf Freunde..." viel bekannter. Vor einigen Jahren kamen die Geheimnis-Bände neu heraus, modernisiert. Es war aber schwierig, sie ans Kind zu bringen. Meine eigenen Kinder haben die Bücher vor etwa 20 Jahren noch gern gelesen, Lieblingsbücher waren es allerdings nicht.
 
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bessie celeste

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5. Juli 2022
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www.bessie-celeste.com
Ich kenne nicht mehr an den Namen des ersten Buches, das ich mir mit acht selber aussuchte, aber es ging auf jeden Fall um Vampirgeschichten für Kinder. Dann, mit zehn oder elf, griff ich meistens zu den Büchern meiner Mutter. Allerlei Dramen und Liebesromane, für die ich eigentlich zu jung war. Erst später widmete ich mich den Kindern und Jugendbüchern. Ich erinnere mich noch an das Gesicht der Bibliothekarin aus einer Dorfbücherei, als ich noch in Deutschland lebte und versuchte als zehnjährige Bram Stokers Dracula auszuleihen. Sie erschrak bei dem Gedanken, dass ich nicht mich an dem Regal für Pferde und Prinzessinnen-Geschichten aufhielt.
 

Zimmilara

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15. September 2022
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Das erste Buch das ich damals fasziniert verschlungen habe war "Ruth hat ein Geheimnis" von Rose Wuhl. Will ich schon seit Ewigkeiten mal wieder lesen.
 
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