Was darf eine Rezension und was darf sie nicht?

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hi people,
grundsätzlich gilt die Meinungsfreiheit - allerdings wird an verschiedensten Stellen daran gearbeitet, sie abzuschaffen oder wenigstens stark einzuschränken - aber gehen wir einmal davon aus, dass sie grundsätzlich gälte.

Heute reden wir über Rezensionen, zum Beispiel über ihre Grenzen. Aber vielleicht hat sie keine!
Hatte ich doch unlängst eine Kontroverse darüber, was ein Rezensent darf und was nicht. Und stellte dann alsbald fest, dass ich bei dem Roman
aus diversen Gründen ebenfalls so erbost war wie die Autorin der von mir kritisierten Rezension, so dass ich seinerzeit auf den "Charlie" am liebsten mit einer EinePunktRezension geantwortet hätte. Hei, ich möchte auf keinen Fall für das vorgenannte Buch Werbung machen ;-). Natürlich habe ich keine EinPunktRezension abgegeben, das wäre aus meinem Verständnis heraus, was eine Rezension darf und was nicht, unfair gewesen, aber jedesmal, wenn ich eine Rezension über das Buch vom "Charlie" lese, rege ich mich neu auf. (Die Axt und das Meer).

Eine Rezension, auch wenn von Laien geschrieben und von den Verlagen als Werbemittel genutzt - und vielleicht liegt hierin das Problem! - zeigt Wirkung. Sie kann einem Autoren nachhaltig schaden. Oder nützen. Je länger ich welche schreibe, desto seltener werden meine EinPunktRezensionen. Denn ich - und jeder, der welche schreibt - tue nicht nur meine private Meinung darüber kund, wie gut oder schlecht dieser Roman meine Lesevorlieben getroffen hat, sondern ich tue kund, was ich von dem Werk halte, i.w.S. ist eine Rezension daher ein Werturteil, eine Bewertung.

Für mich sind Laienrezensionen durchaus eine Bereicherung, da mir die Rezensionen in den Feuilletons manchmal regelrecht gegen den Strich gehen.
Lasst uns über alles reden, was das Thema Rezension ausmacht - und darüber hinaus. Sidekicks sind zulässig!

Es grüßt euch herzlich
die Donnerstagswanda
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Zunächst einmal habe ich eure Diskussion um die besagte Rezension mit großem Interesse verfolgt. Ich konnte beide Positionen nachvollziehen und fühlte mich zudem gut unterhalten.

Dann noch etwas: Die besagte Rezension und dazugehörige Leserunde zu Charlie Berg war tatsächlich meine erste Begegnung mit dir, @Wandablue . Ich weiß noch, dass ich mich einerseits darüber aufregte, dass du (ich vermute absichtlich) immer die Namen der Figuren verwechselt hast. Nicht so wie beim "Rätsel auf blau-schwarzem Grund", sondern bewusster. Dann fand ich die drei Sterne der Rezension aber sehr fair, ich habe damals dasselbe gegeben. Und wie ich letztens schon schrieb: Das Beste daran war wirklich das mitgelieferte Parfüm. ;) So viel zum witzigen Nebeneffekt deiner Plauderei.

Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, eine Ein-Sterne-Rezension zu geben. Habe ich noch nie und werde ich wohl auch nie. Der einleuchtendste Grund ist, dass ich prinzipiell ja nur Bücher lese, die zumindest ein gewisses Interesse bei mir wecken. Noch viel stärker übrigens, seitdem ich hier angemeldet bin. Allein dieses Interesse rechtfertigt in meinen Augen nicht, dass ich die schlechteste aller Noten zücken kann. Vielleicht würde ein Roman von Sebastian Fitzek oder ähnlichen Zeitgenossen einen Stern von mir bekommen - nur dass ich sie halt gar nicht erst lese. Hinzu kommt, dass ich einen Stern als überhaupt nicht gewinnbringend für niemanden empfinde (etwas komisch formuliert). Sprich: Niemandem ist geholfen. Der Autorin oder dem Autoren nicht, dem Verlag nicht, dem Rezensenten auch nicht. Er hat seine Zeit verschwendet und ärgert sich. Auf einer anderen Seite las ich unter einer Ein-Sterne-Rezension eines Buches, das ich mit vier Sternen bewertete, mal den Kommentar: "Wieder mal ein herrlicher Verriss!" oder so ähnlich. Das tat mir für alle Beteiligten leid. Ich hielt es für respektlos und ein wenig dumm.

Selbst mit zwei Sternen habe ich Probleme, vor allem wenn es sich um Selfpublisher handelt. Ich habe unter ihnen schon viele Perlen entdeckt, aber eben auch Flops. Dennoch zücke ich die zwei Sterne zumindest etwas leichter, wenn es sich um einen Titel handelt, der bei einem großen Verlag erschienen ist. Ich denke dann immer, welch eine Enttäuschung es für den Selfpublisher sein muss: zunächst keinen Verlag gefunden, dann ein Buch verschenkt und verschickt, womöglich signiert - und dann erhält mal als Dank zwei Sterne. Ich glaube, das habe ich einmal gemacht, wo es wahrlich nicht anders ging...

Dann gibt es noch den Fall, dass ich einige meiner Bewertungen im Nachhinein als nicht mehr korrekt einordne und insbesondere diese dann häufig als Maßstab für neue Bewertungen nehme. Ein Beispiel dafür ist Bernhard Schlinks "Die Enkelin", den wir ja hier gemeinsam lasen. Ich stehe nicht mehr hinter dieser 3-Sterne-Rezension, denn ich musste noch oft an den Roman denken und fand ihn rückblickend wirklich fast schon abenteuerlich schwach. Solange er nicht vergessen ist, wird er mich immer mahnen, bevor ich zwei oder drei Sterne vergebe.

Zur Ausgangsfrage: Ich finde, wenn ein Rezensent oder eine Rezensentin der Meinung ist, ein Stern sei ausreichend, dann darf er oder sie es so machen. Man darf nur nicht persönlich beleidigend werden, was durch die reine Bewertung in meinen Augen aber nicht der Fall ist. Ich selbst könnte es wie gesagt nicht.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Grundsätzlich empfinde ich das Spektrum von nur 5 Sternen als sehr eng. Eine Notenskala bis 6 würde mir besser gefallen. Da ich zwei Sterne nur im Ausnahmefall ziehe (aus den von euch genannten Gründen) und einen Stern gar nicht, bleiben mir nur drei Kategorien übrig. Auch die Königsklasse kann nicht mehr als 5 Sternchen bekommen.

Wer eine schlechte Rezension anständig begründet, darf sie geben. Aber bitte konkret und nicht "hat mir nicht gefallen". Ich finde, gerade bei schlechten Wertungen steht man in der Pflicht, in sich hinein zu hören und sich zu hinterfragen: WAS hat mir nicht gefallen, WORAN habe ich mich gestört. Keine Pauschalisierungen wie "ist schlecht", "war langweilig", "habe die Personen verwechselt" etc.

Wenn man das beherzigt, kann ein Leser der Rezi selbst entscheiden, ob das Buch etwas für ihn ist. Dem einen seine Uhl ist dem anderen seine Nachtigall;)
Leider scheinen sich 1-Sterne Rezensenten in ihrer Rolle gut zu gefallen, sie heischen mitunter nach Aufmerksamkeit (und bekommen sie!). Mancher merke ich auch einfach an, dass das (literarische) Buch einfach zu schnell und oberflächlich gelesen wurde. Freilich nur dann, wenn ich es selbst kenne.

Eine ausgewogene Rezi zu schreiben kostet Zeit und Reflexion, die dem Buch sowie dem eigenen Verstehen meist nochmal richtig gut tut. Was die Rezi nicht darf: Zuviel vorweg nehmen. Da muss ich selbst auch immer aufpassen. Ich finde es wichtig, etwas vom Inhalt zu schreiben. Ich lese generell keine Klappentexte vor der Lektüre (sie sind Werbefläche und tun oft genau das: etwas vorwegnehmen) und möchte gerne erfahren, worum es geht. ABER: Bitte nicht zuviel! Mancher verrät sogar das Ende :oops: und vergisst, dass die Rezi nicht nur von Leuten gelesen wird, die das Buch eh schon kennen. Es gibt Rezensenten, die schreiben den Klappentext ab. Das finde ich völlig daneben.

Die Rezi soll anderen Lesern Entscheidungshilfe bieten und nicht ausschließlich aus meiner Zusammenfassung und meinen Gedanken bestehen. Interpretation ist nicht Aufgabe einer Rezension.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.421
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Wieder mal ein herrlicher Verriss!" oder so ähnlich. Das tat mir für alle Beteiligten leid. Ich hielt es für respektlos und ein wenig dumm.
Genau. Und diese herrlichen Verrisse hauen auch nur drauf. Sie diskreditieren und diffamieren. Da ist meist keine konstruktive Kritik dabei.

Solange er nicht vergessen ist, wird er mich immer mahnen, bevor ich zwei oder drei Sterne vergebe.
Meist lasse ich ein Buch sich auch erst einmal setzen, zumindest wenn ich nicht völlig überzeugt bin. Dann muss es Zeit haben zum Wirken. Erst einmal drüber schlafen, um die richtige Distanz zu bekommen. Wenn man z.B. vom Ende enttäuscht ist, gibt man vielleicht nur einen Stern - ohne dass berücksichtigt wird, dass 3/4 des Buches doch eigentlich okay waren.

Ach ja: Und ich will unbedingt persönliche Meinung in einer Rezension lesen! In letzter Zeit fallen mir strukturierte Rezis auf (Cover/Inhalt/.../Fazit), da wird nur beschrieben. Ganz nüchtern, ohne Meinungsäußerung. Die kann man an der Anzahl der Sterne ablesen, sonst nirgends.

Generell soll aber jeder, wie er will. Das Schöne an unserem Forum ist, dass ich mittlerweile weiß, wessen Rezis ich lesen will und auf welche ich verzichten kann;)
Auch ich bin nicht objektiv und vielleicht schätzen andere gerade die Rezis, die ich verwerfe.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ich habe einmal eine Ein-Stern-Bewertung gegeben. Das war ein Roman, den es ein paar Wochen umsonst zum Download gab. Die Inhaltsangabe machte mich neugierig und ich griff zu. Nach dem ersten Viertel hörte ich mit Lesen auf und brachte in meiner Bewertung (Rezension kann man es wohl nicht nennen) beispielhaft folgendes Zitat, aus einem Absatz, als die Ich-Erzählerin ihrem Partner Peter ein Erlebnis erzählt:
"Ich komme direkt ins Schwärmen. Peter hört zu und stellt hin und wieder eine Frage, wenn ich ihm die Zeit dazu gebe. Aber ich bin ganz erfüllt davon, dass alles vorbei ist, sodass er nur mit großer Mühe dazu kommt, Fragen zu stellen."

Das ist ein Beispiel dafür, was ich mit einem (noch besser wäre gar kein) Stern bewerten würde: Ein Werk auf Grundschul-Aufsatzniveau.
Ein Buch, das mich glatt gar nicht anspricht, lese ich nicht aus. Das kann ich folglich auch nicht im eigentlichen Sinn "rezensieren". Ich habe schon zutiefst befriedigende Verrisse geschrieben, aber dann in meinem Blog (früher mal) oder im Lesetagebuch, und auch das nur selten.
Wenn ich ein Buch in einer Leserunde vorhabe, muss ich es natürlich auslesen, auch wenn es mich von vorne bis hinten nur ärgert. Zum Glück war ich noch nie in einer solchen Verlegenheit. Es gab schon das eine oder andere, das ich ziemlich grottig fand, aber das waren trotzdem doch in ihrer Art nicht schlecht gemachte Bücher, ich passte nur nicht richtig in die Zielgruppe.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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aber das waren trotzdem doch in ihrer Art nicht schlecht gemachte Bücher, ich passte nur nicht richtig in die Zielgruppe.
Genau das halte ich auch manchem Buch zugute! Ich kann ein Buch nicht dafür abstrafen, dass es nicht für mich geschrieben wurde, dass es sich an eine ganz andere Leser-Zielgruppe richtet....
Im Grunde habe ich mich dann vergriffen. In solchen Fällen neige ich schlechtestens zu drei Sternen, versuche aber zu erklären, was mir nicht gefiel und warum andere Leser das ganz anders bewerten können.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Genau das halte ich auch manchem Buch zugute! Ich kann ein Buch nicht dafür abstrafen, dass es nicht für mich geschrieben wurde, dass es sich an eine ganz andere Leser-Zielgruppe richtet....
Im Grunde habe ich mich dann vergriffen. In solchen Fällen neige ich schlechtestens zu drei Sternen, versuche aber zu erklären, was mir nicht gefiel und warum andere Leser das ganz anders bewerten können.
Ach ja, um das noch hinzuzufügen: ich finde auch das Fünf-Sterne-Spektrum zu eng. Einen Stern gibt, wie sich hier abzeichnet, kaum jemand (ich habe übrigens, als ich hier neu war, mal spaßeshalber die wenigen Ein-Sterne-Bewertungen überflogen und fand, soweit ich mich erinnere, keine einzige davon richtig begründet). Fünf Sterne bleiben dem Oberknallerbuch vorbehalten, das man jedes Jahr von neuem liest - auch eine Seltenheit. So dass für weit über 90 Prozent der Bücher, die man liest, überhaupt nur drei Kategorien bleiben. Eigentlich wirklich zu wenig.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Fünf Sterne bleiben dem Oberknallerbuch vorbehalten, das man jedes Jahr von neuem liest - auch eine Seltenheit.
Naja, wenn ich so bewerten würde, hätte ich glaube ich noch nie fünf Sterne vergeben. Ich habe bislang maximal ein Buch zweimal gelesen und auch das äußerst selten.

Ich gebe fünf Sterne, wenn mich ein Buch sehr überzeugt oder gar begeistert. Da darf es sogar kleinere Kritikpunkte geben.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Mir geht es wie @Literaturhexle, dass mir die Skala 1 - 5 zu wenig ist. Für meine absoluten Highlights vergebe ich für mich immer 6 Punkte. Wirklich wenig Punkte gibt es bei mir auch sehr selten, da ich in der Regel mir nur solche Bücher aussuche, die mich ansprechen bzw. wo mich der Autor bisher nicht enttäuscht hat. Natürlich kann man auch da mal daneben liegen, aber selten so, dass es nur für zwei Punkte reicht.
Allerdings streue ich meine Rezensionen nur dann großzügig, wenn ich das Buch positiv beurteile ( außer die Plattform verlangt das ). Bücher, die mir nicht gefallen, können andere Leser finden. Da muss ich nicht davor warnen. Auch in meinem Lesekreis stelle ich nur Bücher vor, die ich für lesenswert halte. Es gibt so viele gute Bücher, da braucht man nicht über die uninteressanten reden.
Wenn ich Rezensionen lese, möchte ich wissen, um was es in dem Buch geht, d.h. eine Inhaltsangabe gehört für mich dazu. Selbstverständlich ohne das Ende zu verraten.
Aufbau, Sprache, Erzählperspektive sind für mich ebenfalls wichtig und natürlich die Beurteilung. Wobei ich in meinen Rezensionen das Wort „ ich“ eher vermeide. Dafür gehört herausgearbeitet, ob es der Autor geschafft hat, seine Geschichte glaubwürdig rüberzubringen, ob die Figuren authentisch sind usw. Also, was zeichnet das Buch aus, was ist weniger gelungen. Wobei so eine Beurteilung immer nur subjektiv sein kann.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Das Bewertungssystem von 5 Sternen ist eng. Verglichen mit der echten Kunst der hohen Literatur müsste dagegen jedes andere Buch abfallen.
Ich mache das für mich so, dass ich in Kategorien werte, die ich auch darunter schreibe. So kann ich ein Buch u.U. mit 5 bewerten, obowohl es in der Königsklasse "anspruchsvolle Literatur" vllt nur eine zwei wäre, aber im Sektor Unterhaltung durchaus gut ist.

Ich lese natürlich gerne Verrisse. Gut gemacht, sind sie amüsant - und ich habe auch schon welche geschrieben. Meistens im Unterhaltungssektor. Manche "Romane" sind Geschreibsel und eine Zumutung im Sektor Bildung. Und Literatur gehört zur Bildung. Wie weit oder eng man es auch fasst.

Aber woraus resultiert eure Bewertung?
Ich möchte eben mehr hören als nur Meinung. Meinung, weiß ich gar nicht, ob mir die überhaupt wichtig ist. Es geht mir schon darum, wenn ich eine Rezension lese, was das für ein Roman/Buch ist, wie @RuLeka es gerade beschrieben hat.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Darum, was wir hier dürfen, gehts aber nur am Rande, ich möchte das Ganze allgemeiner fassen.
Korrekt! Du kannst in deinen Plaudereien immer davon ausgehen, dass ich MEINE private Meinung äußere. Ich blende die (aus meiner Sicht) schwachen Rezis einfach aus.

Allerdings streue ich meine Rezensionen nur dann großzügig, wenn ich das Buch positiv beurteile ( außer die Plattform verlangt das ).
So mache ich das tatsächlich auch. Eher negative Meinungen muss ich nicht in die Welt hinauspusten;)
Ich mache das für mich so, dass ich in Kategorien werte, die ich auch darunter schreibe.
Das gefällt mir gut, wie du das machst. Aber die meisten Bücher sind Zwitter oder non-binär :p . Da hat man dann trotzdem das Problem....
 
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Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
ber die meisten Bücher sind Zwitter oder non-binär
Äh - wie meinen?
ok, du meinst, die Zuordnung ist nicht immer klar. Na, im ungünstigsten Fall gebe ich beide in Frage kommenden Kategorien an. Aber das kommt selten vor, am häufigsten beim guten historischen Roman, der ist dann einerseits in der Kategorie historischer Roman und in der Kategorie Belletristik.
 
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Aber woraus resultiert eure Bewertung?
Ich möchte eben mehr hören als nur Meinung. Meinung, weiß ich gar nicht, ob mir die überhaupt wichtig ist. Es geht mir schon darum, wenn ich eine Rezension lese, was das für ein Roman/Buch ist, wie @RuLeka es gerade beschrieben hat.
"Meinung" kommt bei mir immer von dem Moment an ins Spiel, ab dem ich nicht mehr nach allgemeinen Kriterien urteile (oder was ich jedenfalls dafür halte), sondern nach einem persönlichen Kriterium. Ich mag bestimmte stilistische Methoden, etwas auszudrücken, nicht, obwohl andere gerade die besonders toll finden. Ich mag bestimmte Themen nicht (siehe die Alte-Männer-Erotik, die ich kürzlich in "Die dritte Quelle" ausgemacht habe) und auch gewisse Plot-Tricks nicht, zum Beispiel eine Erzählmethode, bei der der Erzähler immer wieder durchblicken lässt, dass er viel klüger ist als der Leser - deshalb habe ich zum Beispiel aufgehört, Peter Høeg zu lesen, obwohl er sicher ein guter Autor ist; ich mag einfach dieses Auftreten nicht.

Ich lese fast jedes Buch, das ich überhaupt auslese, noch ein zweites Mal. Bücher, die ein zweites Lesen nicht lohnen, lohnen i.d.R. auch ein erstes nicht, die lege ich gleich weg. Beim ersten Lesen reißt es mich oft fort, wenn das Buch sehr spannend ist oder ich gar nicht erwarten kann, bis eine bestimmte Frage - manchmal nur ein Randthema - geklärt ist. Dann brauche ich noch ein zweites Lesen, weil ich wissen will, wie ich genau "geführt" worden bin, also wie die Effekte zustande kommen. Diese Art zu lesen habe ich mir angewöhnt, weil ich selbst früher sehr viel geschrieben habe und möglichst viel über das "Handwerk" wissen wollte. Ein Buch einfach nur zu lesen, weil ich wissen will, was drinsteht, käme mir nie in den Sinn. Ich will auch wissen, wie es funktioniert.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.571
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Brandenburg
Ich will auch wissen, wie es funktioniert.
Genau das!
Und setzt nicht genau dort die Kritik an? Ich kann z.B. dummer Frager/kluger Antworter nicht leiden, wenn es so plump gemacht ist, dass man es 5 Meilen gegen den Wind riecht. Wie Informationen vermittelt werden ist mir ein wichtiges Kriterium.
Ober Leutebeschreibungen: er hatte ein rotes Dings an und ein blaukariertes Dong auf dem Kopf, ist keine gute Schreibe. Diese Beschreibungen können gute Leute einbinden, z.B. in so was wie: Seine Vorliebe für Rot trieb ihn immer in die Modewerkstatt von Christian, der nur rote Stoffe verwendete ;-) und so hatte er auch seinen roten Morgenrock bei ihm erstanden, der von nun an sein Markenzeichen sein sollte. (Das ist interessant, aber er hatte ein rotes Dings an, ist langweilig).
 

Emswashed

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9. Mai 2020
2.724
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Na, im ungünstigsten Fall gebe ich beide in Frage kommenden Kategorien an. Aber das kommt selten vor, am häufigsten beim guten historischen Roman, der ist dann einerseits in der Kategorie historischer Roman und in der Kategorie Belletristik.

Für eine richtige Einordnung meiner Bücher fehlt mir manchmal aber auch das Wissen, wie die Kategorien heißen. Treffende Begriffe laufen mir manchmal über den Weg und finde sie ganz toll, kann dann aber nichts eindeutig zuordnen. Es kommen ja auch gefühlt dauernd welche dazu.
Gerade den Charlie zum Beispiel finde ich hier unter "Humor" wieder, obwohl der Opa stirbt, gelogen und betrogen wird, Drogen mit im Spiel sind und Organspende Thema ist. (Überhaupt scheine ich beim Charlie was verpasst zu haben... klärt mich auf.)
Grundsätzlich empfinde ich das Spektrum von nur 5 Sternen als sehr eng.

Grundsätzlich sind diese Sternchen allein zur besseren Einordnung gedacht. Algorithmen "rechnen" damit, weil sie nicht in der Lage sind, den Sinn eines komplexen Satzes zu erfassen und diesen dann auf einer Skala einzuordnen.

Theoretisch können wir alle grundsätzlich immer 5 Sterne geben, der Autor, der Verlag, die Buchhandlungen, alle sind glücklich. Und im Text dürfen wir dann Kritik üben.

Die Energieeffizienzkategorien auf elektrischen Geräten hatten zuletzt auch ein Problem. Die Skala stürmte die A++++-Marke und jetzt haben sie einen Schnitt gemacht. Nun findet man auch wieder Sachen, die nur ein C, oder D haben.
So ähnlich wünsche ich mir das auch bei den Sternchen! Bewerten wir doch interessante Bücher wieder mit einem Stern, gute Bücher mit zwei, Holla-die Waldfee-Bücher mit drei und Super-duper-Knallerbücher mit 5 Sternen.
Wie bei den Restaurants, müssten die Autoren schon echt abliefern, um einen Stern zu bekommen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.571
21.776
49
Brandenburg
Für eine richtige Einordnung meiner Bücher fehlt mir manchmal aber auch das Wissen, wie die Kategorien heißen. Treffende Begriffe laufen mir manchmal über den Weg und finde sie ganz toll, kann dann aber nichts eindeutig zuordnen. Es kommen ja auch gefühlt dauernd welche dazu.
Gerade den Charlie zum Beispiel finde ich hier unter "Humor" wieder, obwohl der Opa stirbt, gelogen und betrogen wird, Drogen mit im Spiel sind und Organspende Thema ist. (Überhaupt scheine ich beim Charlie was verpasst zu haben... klärt mich auf.)


Grundsätzlich sind diese Sternchen allein zur besseren Einordnung gedacht. Algorithmen "rechnen" damit, weil sie nicht in der Lage sind, den Sinn eines komplexen Satzes zu erfassen und diesen dann auf einer Skala einzuordnen.

Theoretisch können wir alle grundsätzlich immer 5 Sterne geben, der Autor, der Verlag, die Buchhandlungen, alle sind glücklich. Und im Text dürfen wir dann Kritik üben.

Die Energieeffizienzkategorien auf elektrischen Geräten hatten zuletzt auch ein Problem. Die Skala stürmte die A++++-Marke und jetzt haben sie einen Schnitt gemacht. Nun findet man auch wieder Sachen, die nur ein C, oder D haben.
So ähnlich wünsche ich mir das auch bei den Sternchen! Bewerten wir doch interessante Bücher wieder mit einem Stern, gute Bücher mit zwei, Holla-die Waldfee-Bücher mit drei und Super-duper-Knallerbücher mit 5 Sternen.
Wie bei den Restaurants, müssten die Autoren schon echt abliefern, um einen Stern zu bekommen.
No.
 
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